Donnerstag, 31. Dezember 2009

W179I: Burgen in Krupka und Osek, HC Litvínov – Sparta Praha (1. Eishockeyliga)

HC „Benzina“ Litvínov 2:1 HC Sparta Praha
Dienstag, 29. Dezember 2009 - Anbully 17.30
„O2“ Extraliga Hokej (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 2:1 nach 60 Min. – Drittelstände: 0:1, 0:0, 2:0
Tore: 0:1 3:04 Ton, 1:1 44:12 Kubinčák, 2:1 59:36 Reichel
Strafminuten: Litvínov 16, Sparta 34 (davon Bolf 2+10 und Hanzlík Spieldauerdisziplinarstrafe; beide Sparta)
Spielort: Zimní Stadion Ivana Hlinky (Kap. 7.000, davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 6.800 (davon ca. 60 Gästefans, ausverkauft mit offiziell 7.000)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gut und sehr spannend)
Sightseeing: 8,0/10 (Sehr sehenswert und unterhaltsam)
DSCF3456
Photos and English version:
THE CASTLES and The Ice Hockey Match!

Kurz vor dem Jahreswechsel sollte es für uns noch einmal in die Tschechische Republik gehen – und nein: wir haben weder Böller, noch Vogelschreckmunition oder in Saftflaschen getarnten Becherovka mitgenommen...
Um 9 Uhr stand der Mietwagen bereit und schon kurz nach 11 waren wir im tschechischen Krupka (früher Graupen). Dort gibt es gleich zwei Burgen zu sehen: die eine, die Rosenburg oder Hrad Krupka, steht im Hauptort, der sich spektakulär an einer steil den Berg hoch laufenden Straße aufreiht, und ist schlecht erhalten. Um 1330 ließ König Václav II. diese Burg errichten, damit sie drei Jahrhunderte später verlassen wurde. Heute finden sich dort nur noch ein Turmstumpf, ein noch niedrigeres Gebäude mit Erker, ein restaurierter aber noch nicht begehbarer Wachturm und das Eingangsportal. Der Blick auf den Ort und seine anderen Ortsteile, die aus diesem Dorf eine kleine Stadt machen, ist aber gut.

Sehenswerter ist jedoch die im östlichsten Stadtteil gelegene Burg Geiersberg. Hrad Kýšperk in Krupka-Unčín ist nach über einem Kilometer Fußweg auf schönen Waldwegen – die jetzt im Winter natürlich alle vereist waren – an einem Sturzbach entlang zu finden. In zerklüfteten Felsgebieten erheben sich dann einige Mauerreste – vor allem ein ziemlich großer, aber halb zerfallener Turm und die Reste vom Palas stechen heraus – unter dichten Bäumen. Klasse ist der Mauerrest, der noch ein Fenster gut erkennen lässt, das unten bis zum Erdboden reicht. Vor allem, wenn die Anlage so glatt ist wie an diesem 29. Dezember, sollte man dort nicht zu nah ran gehen, da der abschüssige Hang einen direkt durch das Fenster rutschen lassen kann, wo nach 5 bis 10 Metern bogenförmigem Freiflug an einem Baum Endstation sein dürfte… Auch nicht ungefährlich ist das Herumsteigen auf dem Palas. Aber wenn die beiden Mauerwege zu schmal werden, sollte man schon wissen, wo man wieder umdreht. Im Palas selbst, sind auch noch zwei tiefer gelegene Geschosse mit Taschenlampen zugänglich.
DSC00353
Wir fuhren am Stadion von TJ Krupka (Tabellenführer in der I.A třída (Ústecký kraj), der 6. Liga also – die Frauen spielen übrigens 2. Liga) und einer Kirchenruine mit genutztem Friedhof direkt an der Landstraße vorbei und via Teplice nach Osek. Dort gibt es ein schönes Kloster, ein ganz nettes Stadion (Banik Osek) und schließlich eine sehr sehenswerte Burgruine: die Riesenburg (Rýzmburk). Als Deutscher versteht man natürlich das Verbotsschild vor der Burg bzw. neben der ziemlich asozial aussehenden Hütte mit dem Metallschrott davor nicht, sodass man die Burg einfach betritt. Da dort immer mal ein Köter unangeleint herumläuft, sollte man sich auf dem Weg zur Burg mit Steinen bewaffnen.
In der Burg selbst sind noch drei Türme – einer mit Schutt verfüllt, die beiden anderen ebenirdisch begehbar (die Zwischendecken und Überdachungen fehlen völlig) – und zwei Reihen Ringmauern gut erhalten. Die Burg ist ziemlich verwinkelt und vor allem bei Schneeglätte ziemlich gefährlich zu besichtigen. Besonders die 30cm schmale Treppe zum Hauptturm, die man bei einem Ausrutscher sechs oder sieben Meter über dem Erdgeschoss verlässt. Aber alles in allem eine sehr sehenswerte, da enorm große und mit spät-romanischen Elementen durchsetzte gotische Burgruine, die auf einem Felsen oberhalb eines Baches thront.
DSC00438
Weiter nach Litvínov. Dort fuhren wir zum Eisstadion, holten Stehplatzkarten für drei Euro und ähnlich billiges Essen. Dann spielten in der ersten Eishockeyliga HC Litvínov (11.) und Sparta Praha (8. von 14). Die Gäste gingen vor offiziell 7.000 Zuschauern (einige Dauerkartenplätze waren nicht genutzt, aber ansonsten war die Bude natürlich ausverkauft) schnell mit 0:1 in Führung, da Petr Ton total freistand, als er den Puck in die Bude hämmerte. Danach hielten allerdings beide Torhüter so gut, bzw. foulte Sparta soviel taktisch, dass die Tore wie vernagelt wirkten. Bis ins dritte Drittel hinein, stand es 0:1, ehe endlich Voijtěch Kubinčák den Ausgleich erzielte. Litvínov war schon seit dem zweiten Drittel deutlich aktiver und erzielte aber erst eine halbe Minute vor dem Spielende das hochverdiente 2:1. Das zweite Urgestein, Robert Reichel, traf.

Interessant waren diesmal auch die Fans. Mehr Stimmung als sonst war zwar auch nicht, da immer nur ein paar Sparta Fans und vor allem der Mittelblock Nord mit den Ultras Litvínov lärmten und anfeuerten und die anderen Stehplätze – die Sitzplatz-Langweiler ja noch weniger – nur ab und an pfiffen, aber diesmal waren die deutschen Fans gleich mit zwei Bussen angereist. Da waren mehr deutsche Fans aus dem angrenzenden Erzgebirge, als Gästefans aus Prag da.

Eigentlich wollten wir dann noch in Most essen, aber das scheiß Švejk hatte keine warme Küche mehr. Um 21 Uhr! Muss man sich mal überlegen! Aber typisch: zu Zeiten, wo in anderen Ländern erst mit Essen angefangen wird, ist in der Tschechischen Republik schon Feierabend. Dann mussten wir halt mit schlechterem aber doppelt so teurem deutschen Essen in Osterfeld vorlieb nehmen. Über kaum geräumte Autobahnen, waren wir dann nach vier Stunden Fahrt (bei normaler Witterung dauert es nur zweieinhalb) wieder in Merseburg.

Auf jeden Fall war es die lohnendste und gelungenste der letzten vier, fünf Fahrten in die Tschechische Republik.
DSCF3488
Statistik:
Ground Nr. 382 (kein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 935 (diese Saison: 77)
Tageskilometer: 500 (Auto)
Saisonkilometer: 14.820 (12.120 Auto/ 1.750 Fahrrad/ 950 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 179

Keine Kommentare: