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Montag, 28. Januar 2013

W339II: Stahl gegen Chemie in Ostrava

HC Vítkovice Steel (Ostrava) --------------------------------- 4
HC „Verva“ Litvínov ------------------------------------------- 3
- Datum: Sonntag, 27. Januar 2012 – Anbully: 15.30
- Wettbewerb: sogenannte „Tipsport“ Extraliga ledního hokeje (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
- Ergebnis: 4-3 nach 62.55 Min. (3x20 + Verlängerung) – Drittelergebnisse: 1-2, 1-0, 1-1, Verlängerung: 1-0
- Tore: 1-0 5.43 Robert Huna, 1-1 6.12 Richard Rapáč, 1-2 9.26 František Lukeš, 2-2 21.08 Rudolf Huna, 2-3 Jakub Černý, 3-3 50.02 Ondřej Roman, 4-3 62.55 Vladimír Svačina
- Strafminuten: Bankstrafe 2, Rudolf Huna 2, Tomáš Voráček 2, Roman Szturc 2, Michal Barinka 2, Martin Lučka 2 (Vítkovice = 12 Minuten); Jan Brejčák 14 (2, 2+10), Juraj Majdan 4, Petr Kousalík 2, David Ludvík 2, Pavel Kubát 2, Martin Ručinský 2, Pavel Smolka 2, Viktor Hübl 2 (Litvínov = 30 Minuten)
- Spielort: sogenannte „ČEZ Aréna“ Ostrava (Kap. 10.600 Sitzplätze)
- Zuschauer: 4.253 gemeldet (real ca. 5.000, davon ca. 30 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel)
DSC03101 Photos with English Commentary:
a) Ice Hockey in Czech Republic: HC Vítkovice Steel v HC Litvinov
c) Sightseeing in Czech Republic: Ostrava (2012)

Nach dem Frühstück in Częstochowa fuhren wir über öde Landstraßen durch die öde Landschaft Schlesiens mit seinen hässlichen Käffern und Industriestädten nach Racibórz. Dort gibt es ein paar interessante Gebäude, aber im Allgemeinen ist die Stadt auch so grau und hässlich wie die restlichen Orte im polnischen Ruhrgebiet. Auch Twoków ist ein mieses Kaff, das aber immerhin eine spektakuläre Schlossruine zu bieten hat. In Sachen Sightseeing war diese Tour aber sehr dürftig, da im kalten, verschneiten Schlesien, dessen Sehenswürdigkeiten wir ohnehin schon zum Großteil kennen, diesmal der Sport im Vordergrund stand. DSC03109 In Ostrava aßen wir günstig zu Mittag und gingen dann in die „ČEZ aréna“ zum Eishockey. Wir bekamen freundlicherweise Karten im besten Sektor verkauft, wobei hirnrissigerweise alle Karten die gleichen, durchschnittlich teuren 130 Kronen (6€) kosten. Die riesige, sehr eindrucksvolle und ausgesprochen zuschauerfreundliche Halle war kaum halbvoll. Da wir „schon“ 45 Minuten vor Anbully erschienen waren, waren erst knapp 100 Fans in der mit durchweg aus blau gestrichenen Holzplattenstühlen, die schwarz gepolstert sind, bestückten Halle. Auch in den architektonisch ansprechend eingepassten VIP-Logen war noch wenig Betrieb. Die Halle wird zwar blöderweise genau wie die hässliche Hütte in Pardubice durch die tschechische Energie-Mafia benannt, ist aber ein wirklich guter moderner Hallenbau. Nach Litvínov und Zlín mit die beste Halle in Tschechiens Profieishockeyliga.

Leider war heute die Stimmung mal wieder dürftig. 20 motivierte Gästefans und 200 Heimfans reichen halt nicht aus, um so eine riesige Halle zu rocken, wenn 4.000-5.000 weitere Zuschauer allenfalls die vier Tore der Gastgeber bejubeln. DSC03158 Die Mannschaft von Vítkovice Steel – Vítkovice ist ein Ortsteil von Ostrava – erwischte den besseren Start und ging schnell in Führung, doch ebenso schnell hatte Litvínov das Spiel noch im Verlauf des Eröffnungsdrittels auf 2:1 gedreht. Der Ausgleich fiel im zweiten Drittel in Überzahl nach einer fragwürdigen Hinausstellung. Die erneute Führung von Litvínov eröffnete im Schlussdrittel eine Phase, in der der Gast das Spiel hätte entscheiden müssen. Doch viele Chancen bleiben ungenutzt und individuelle Fehler führten zum 3:3.

In der Verlängerung konnte der Vizemeister aus Ostrava dann sogar noch den entscheidenden Treffer setzen und bekam zwei Punkte. Eigentlich hätte ja Litvínov schon mit den zwei Punkten nicht zufrieden sein brauchen, doch der eine Punkt, der ihnen durch das Erreichen der Verlängerung zukam, ist ja wirklich viel zu wenig. Allerdings ist es nicht ganz so selten, dass beim Eishockey – so wie bei diesem Sonntagsspiel – die eigentlich aktivere und bessere Mannschaft unfähig ist, das Spiel in der regulären Spielzeit zu gewinnen oder überhaupt für sich zu entscheiden.

Durch Schneefälle und ein von der polnischen Polizei erbetener Stopp wegen zu hoher Geschwindigkeit – das war in den letzten 2.000 km in Polen erst die zweite Kontrolle, die ich sehe (sonst würde ich dort nicht dauernd so schnell fahren wie so Einheimische) und zum ersten Mal musste ich auch mal was zahlen: wenigstens war ich nur die üblichen 20 km/h zu schnell, was der freundliche Beamte recht locker sah und schnell mit einer quittierten Zahlung von 100Zl. (25€) abfertigte, während der Spast aus Opole, der mich zwei Ortschaften vorher bei Tempo 70 mit 85 überholt hat und schon einige Minuten früher in Krapkowice rausgewunken worden sein muss, eingehend kontrolliert wurde und weitaus mehr zahlen musste – wurde die Rückfahrt länger. Erst kurz nach 1 Uhr waren wir zurück in Merseburg. DSC03159 Statistik:
- Grounds: 850 (heute 1 neue; diese Saison: 82 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.698 (heute 1, diese Saison: 121)
- Tageskilometer: 830 (830km Auto)
- Saisonkilometer: 28.310 (26.610 Auto/ 1.570 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 50 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 13 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 339

Sonntag, 30. Dezember 2012

W335II: Auswärtsniederlage in Pardubice

HC „ČSOB Pojišťovna“ Pardubice -------------------- 4
HC „Verva“ Litvínov -------------------------------------- 2
Datum: Freitag, 28. Dezember 2012 – Anbully: 18.00
Wettbewerb: sogenannte „Tipsport“ Extraliga ledního hokeje (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 4-2 nach 60 Min. (3x20) – Drittelergebnisse: 3-0, 0-0, 1-2
Tore: 1-0 0.20 Martin Bartek, 2-0 11.00 Jiří Vašíček, 3-0 15.21 Jan Semorád, 3-1 43.38 Viktor Hübl (PP1), 4-1 50.23 Aleš Píša, 4-2 52.27 Martin Ručinský
Strafminuten: Jiří Cetkovský 4, Robert Kousal 2, Jiří Vašíček 2 (Pardubice = 8 Minuten); Vojtĕch Kubinčák 4, Karel Kubát 2, Vladislav Baláž 2 (Litvínov = 8 Minuten)
Spielort: sogenannte „ČEZ Aréna“ (Kap. 9.300, davon 7.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 9.137 gemeldet (real ca. 8.000, davon mind. 100 Gästefans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Beschissene Leistung von Litvínov, Pardubice überzeugte auch nicht – das Spiel war weiter unter dem Extra-Liga-Durchschnittsniveau)
DSC00730 Photos with English Commentary:

Am Freitag arbeiteten wir trotz sehr kurzer Nacht nach dem Hallenturnier in Spergau unsere Liste der tschechischen Eishockeyhallen ab. Von den 14 Halle der Extra Liga haben wir mittlerweile 10 besucht (wobei 2 zwischenzeitlich neu gebaut wurden, also zählen wir mal 8 von 14). Diese 10. Halle stellte sich aber als eine von drei hässlichen heraus. Doch schlimmer als Pardubice sind allemal die O2-World Prag und die Halle in Liberec.

Auf dem Weg nach Pardubice legten wir einen Tank- und Einkaufsstopp in Ústí n.L. ein. Beim Penny gab es übrigens gutes und teilweise preisgünstiges Feuerwerk, von dem ich ein bisschen was gekauft habe. Das bringt mich hier darauf, mal auf den Schwachsinn einzugehen, der hierzulande allgemein bezüglich Tschechen- und Polen-Feuerwerk kursiert: 1. wenn man die illegalen Knallkörper und Raketen vom Polenmarkt richtig benutzt, passiert auch nichts – allerdings passiert schnell mal was an der Grenze und das wird teuer! 2. Selbstverständlich dürfen Feuerwerkskörper, die in polnischen oder tschechischen Supermärkten verkauft werden, nach Deutschland eingeführt und dort zu Silvester benutzt werden. Die sind doch alle zertifiziert – und die Zertifikate sind weder gefälscht noch wertlos; die Tschechen von z.B. Pyroco stellen genauso Qualitätspyro her wie bspw. Weco – nur sind z.B. die Römischen Lichter von Pyroco, die ich mir gekauft habe, 10% billiger als von Weco.

Einen weiteren Stopp legten wir auf der Autobahnraststätte bei Siřejovice, gleich nach der zweiten Abfahrt nach Neubeginn der Autobahn gen Prag bei Lovosice, ein. Allerdings nur um dort zu parken und den Burghügel neben der Raststätte zu besteigen. Dort erhebt sich - schön von der Autobahn sichtbar - eine Ruine aus dem 19. Jahrhundert. Die Windmühle ist schon älter, doch im 19. Jahrhundert sollte das mal ein historistisches Schloss werden und war dann auch bis 1945 ein Restaurant. Auf der deutschen Wikipedia steht wieder irgendwelcher Blödsinn zu der Anlage, aber egal. Jedenfalls sieht das frei zugängliche Gemäuer nach einer schicken Burgruine aus…

Noch sehenswerter ist Pardubice mit seiner Altstadt. Die 90.000 Einwohner zählende Industrie- und Eishockeystadt hat ein nicht allzu großes aber sehr schönes Stadtzentrum mit einem imposanten Torturm mit türmchenversetzter Turmhaube, sehenswerten Kirchen und Neobarock-, Jugendstil- und Renaissancehäusern, die teilweise die tollsten plastischen Fresken zu bieten haben, und einem wuchtigen Renaissanceschloss mit Festungsmauern. Zu meinem Erstaunen waren am 28.12. nur 50% der Restaurants geschlossen, sodass man auch preisgünstig essen gehen konnte. Gegenüber vom Rathaus gab es in einem schönen Jugendstilhaus ein Cafe-Restaurant namens „Kavárna Evropa“, wo man große, hervorragend schmeckende Hauptspeisen schon für 4€ bekam. DSC00633 Schließlich ging es noch zum Eishockey. Das war diesmal nicht so preisgünstig, denn 6,50€ für schlechte Sitzplätze sind überm Ligadurchschnitt. Und dafür hat man auch noch eine ziemlich hässliche Halle. Einzige interessante Details in dieser sehr sterilen „Arena“ sind die VIP-Logen, der Sprecherturm und die Holztäfelung der äußeren Hallendecke. Diese Kackarena ist auch von der Größe gar nicht so eindrucksvoll, wie sie immer auf Fotos wirkt. Im Übrigen ist sie eine von mehreren Eishallen bzw. Multifunktionshallen, die namentlich vom Energiekonzern České Energetické Závody (kurz ČEZ) verunstaltet wird. Der halbstaatliche Konzern ist ja in Deutschland den grünen Spinnern ein rotes Tuch wegen des Temelín-Ausbaus, aber in Tschechien noch mehr umstritten: dabei ist der Streit um Kernenergienutzung aber nur eine Seite, viel wichtiger ist, dass der mächtigste Konzern unseres Nachbarlandes eine Quasi-Monopol-Stellung genießt und zumindest bis 2010, vielleicht auch weiterhin, die Ausbildung paramilitärischer Einheiten, die Stromkosten beim Endverbraucher in Mafiamanier eintreiben dürfen, bezahlt. Diese Affäre wirft natürlich wieder einmal ein tolles Licht auf die tschechische Politikerkaste, die ohnehin andauernd durch unkonstante politische Linien, Korruption und Äußerungen, die anderswo unter Volksverhetzung und Anstiftung zum religiösen Hass (immer toll, wenn in einem weitestgehend atheistischen Land eine größere Minderheit [die 8% Christen] gegen eine viel kleinere Minderheit [0,1% Muslime und 0,2% Buddhisten] hetzt) fallen, auffällt. Das mit den ČEZ-Milizen ist irgendwie so, als wenn der Bundestag erlauben würde, dass die GEZ ihre sowieso unangemessenen Gebühren mit vorgehaltener Waffe bei den bösen, bösen Schwarzsehern eintreiben dürfte…

Es spielte jedenfalls in dieser Halle der „Hockeyclub Tschechoslowakische Handelsbank/ Versicherung (Československá obchodní banka Pojišťovna) Pardubitz“, der als amtierender Meister nur im hinteren Mittelfeld rangiert, gegen den HC „Verva“ Litvínov (Leutensdorf), der im vorderen Mittelfeld steht. Die Gäste legten leider einen grauenhaften Start hin und kassierten nach 20 Sekunden einen ersten Treffer. Das ganze erste Drittel lief katastrophal für Litvínov: die Abwehr zeigte regelmäßig Lücken und vorne lief rein gar nichts zusammen. 3:0 beim ersten Seitenwechsel!
Das schwache zweite Drittel hatte die ein oder andere Parade des Gästekeepers zu bieten und die ersten Chancen für Litvínov. Erst im Schlussdrittel trafen sie dann auch mal endlich, wobei spätestens nach dem 4:1 das Spiel entschieden war. Das 4:2 war reine Ergebniskosmetik.

So eine beschissene Leistung habe ich von Litvínov noch nie gesehen. Und mittlerweile war ich ja schon bei über 20 Spielen von denen! Hoffentlich wird das in Ostrava in vier Wochen besser, wenn wir das Spiel zwischen Vitkovice und Litvínov schauen. Die Halle dort ist ja die dritte ČEZ-Arena in der Extra Liga und sieht auch nicht so viel besser aus als in Pardubice. Aber ich erwarte mehr Stimmung: Das war je heute schwach in Pardubice! Den kleinen Litvínov-Block hat man immer wieder schön gehört – und die angeblich über 9.000 Zuschauer machten Lärm für 90… Eigentlich waren das aber eh bestimmt nur 8.000 Fans von Pardubice und 1.000 ferngebliebene Dauerkarteninhaber wurden mit eingerechnet. Jedenfalls lief außer im Hintertorsektor stimmungsmäßig gar nichts bei Pardubice! DSC00813 Statistik:
Grounds: 840 (heute 1 neuer; diese Saison: 72 neue)
Sportveranstaltungen: 1.683 (heute 1, diese Saison: 106)
Tageskilometer: 790 (790km Auto)
Saisonkilometer: 25.230 (23.690 Auto/ 1.410 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 50 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 12 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 335

Mittwoch, 8. Februar 2012

W288II: Eishockey in Tschechien – die Stahlwerker aus Mährisch-Schlesien besiegen die Chemiewerker aus Nordwest-Böhmen

HC Oceláři Třinec 6:4 HC „Verva“ Litvínov
Datum: Sonntag, 5. Februar 2012 – Anbully: 17.00
Wettbewerb: sogenannte „Tipsport“ Extraliga hokej (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 6:4 nach 60 Min. (3x20) – Drittel: 4:0, 1:1, 1:3
Tore: 1-0 2.22 David Ostřížek, 2-0 2.48 Václav Varaďja, 3-0 9.49 Jan Peterek (Powerplay), 4-0 11.56 Jiří Polanský (Powerplay); 4-1 23.40 Pavel Smolka, 5-1 36.18 David Květoň; 5-2 52.58 Richard Jareš, 5-3 54.55 František Gerhát, 5-4 59.02 Martin Ručinský (Powerplay, da Torwart vom Eis), 6-4 59.53 Martin Lojek (Empty Net)
Zeitstrafen: 2x Lukáš Zíb, Václav Varaďja, Radek Bonk, Andrej Novotný, Jiří Polanský, Bankstrafe da Wechselfehler (Třinec = 14 Minuten); Viktor Hübl, Pavel Smolka, Matěj Stříteský, Juraj Majdan, Martin Ručinský, Bankstrafe da Wechselfehler (Litvínov = 12 Minuten)
Spielort: Třinecký Zimní Stadion, sogenannte Werk „aréna“ (Kap. 5.200, davon 3.700 Sitzplätze)
Zuschauer: 3.049 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Das Spiel schien nach 12 Minuten entschieden, doch Litvínov kämpfte sich in einem immer besser werdenden Spiel noch mal heran)
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Photos and English Version:

Der Uni-freie Montag lud zu einer zweitägigen Kurzreise nach Tschechien und Polen ein. Am Sonntag um fünf brachen wir zu dritt auf und durchquerten – da diese Route etwas kürzer ist als jene über Prag, die auch noch Maut kostet – erstmal fast ganz Schlesien. Nach knapp 400km Polen – von denen einige dutzend dank des völlig unfähigen polnischen Winterdienstes eher rutschend als fahrend zurück gelegt werden mussten – fuhren wir nach Tschechien rein. 10km hinter der Grenze befindet sich die drittgrößte Stadt des Landes und das Zentrum Mährisch-Schlesiens: Ostrava. Die Stadt ist ein Konglomerat von industrialisierten Dörfern, doch während die Struktur sehr ans Ruhrgebiet erinnert, fällt die Bebauung doch etwas positiver auf. Das ist schon wieder richtig sehenswert, wie kurios zusammengewürfelt die Gebäude und Straßenzüge Ostravas sind: in einer Straße stehen Neobarock, Jugendstil, 1920er-Jahre Betonbauten, 1960er Plattenbauten und 2000er Glasfassaden nebeneinander. Ein planerischer Grundriss ist übrigens nirgendwo zu erkennen: hier wurde ohne Sinn und Verstand drauflos gebaut! Zwei Sehenswürdigkeiten am Rande der Stadt sind historisch wertvoll: eine teilweise rekonstruierte Burgruine und eine für die Beskiden nicht untypische Holzkirche. Keine Stabkirche wie in Norwegen oder Rumänien, aber auch eine sehr interessante Bauweise!
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15km weiter östlich befindet sich eine richtig graue, gesichtslose Industriestadt: Třinec. Graue Kirchen, graue Plattenbauten, graue Einfamilienhäuser und weißer Rauch der über die grauen Straßenzüge am Stahlwerk zieht. Nette Atmosphäre, vor allem an so einem beschissenen Wintertag mit 12 Grad unter Null, wie heute...
Wir fuhren dort natürlich nur zum Eishockeygucken hin: HC Litvínov spielte da schließlich! Für die Nordwestböhmen ist das die weiteste Auswärtsfahrt, sodass es nicht verwunderte, dass nur 12 andere in schwarz-gelb (diesmal auch keine anderen deutschen Fans) den Weg ins tschechisch-polnisch-slowakische Grenzgebiet zu den Oceláři (Stahlwerker) nach Třinec fanden. Viel leiser als das Heimpublikum, dass nur ab und an mit einem Wechselgesang zwischen Hintertorsektor (Stehplatzbereich) und dem Rest der Halle glänzen konnte, waren die 12 allerdings auch nicht.

Die Halle, die sich „Werk aréna“ nennt und direkt neben dem modernisierten Fußballstadion in Sichtweite der Schlote des Stahlwerkes steht, ist ganz ansehnlich: eine Hintertorseite hat Betonstehstufen, die andere alte Kunststoffklappbänke in rot – die beiden Längsseiten sind mit diesen alten Klappbänken in braun-gelb bestückt. Gästefans sind in Block B untergebracht, neben dem sich eine nicht mehr funktionierende Anzeigetafel befindet. Sektor A ist die Hauptseite mit einer verglasten Loge dahinter. Die einzigen Sektoren, in denen man keine Sichteinschränkungen durchs Fangnetz (aber bis hoch in Reihe 6 oder 7 durchs Plexiglas) hat, sind A und E die auch immerhin 130 Kronen (5,60€) kosten. Für überzogene 120 Kronen gibt es hinterm Tor die Plätze – außer für Heimfans im Stehplatzbereich: da sind es nur 80 Kronen für einen Stehplatz.
Wegen zurückgegangener Zuschauerzahlen und enttäuschender Leistungen hauten die Stahlwerker aber heute die Eintrittskarten zu symbolischen Preisen von 10 Kronen (0,40€ für einen Stehplatz) und 20 Kronen (Sitzplatz) raus. Was ein Preisnachlass!

Die Leistung der Oceláři war heute auch alles andere als enttäuschend: einen Wahnsinnsstart legten die da hin: Doppelschlag in der dritten Spielminute, bis zur 12. stand es schon 4:0. Erst im zweiten Drittel kam der völlig überforderte Gast zu guten Gelegenheiten, von denen sie eine verwandelten. Ein starker Schlagschuss halbhoch ins lange Eck sorgte aber für den alten Vier-Tore-Vorsprung. Im letzten Drittel wurde es aber richtig spannend: Litvínov spielte endlich richtig gut Eishockey und setzte die kaum nachlassenden Třinecer nun richtig unter Druck: drei Tore in Folge bis zur Schlussminute und nun Powerplay ohne Torwart. Diese Empty-Net-Situation sollte allerdings – wie so oft – zum Verhängnis werden: die aufgerückte Verteidigung konnte den über die Bande aufs Tor gebrachten Weitschuss nicht mehr klären. 6:4 also am Ende dieser schließlich doch noch mal spannenden und wirklich guten Partie!
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Wir fuhren dann noch mal über die Grenze nach Polen, um in Cieszyn zu übernachten. Das war nämlich einige Euros billiger als in Tschechien. Ein Dreibettzimmer im Hotel „Gambit“ kostete uns nur 39€; Frühstück pro Person: 4,50€ - Parkplatz und Internet gratis. In Tschechien lagen die Angebote alle bei knapp 50€ ohne Frühstück. Auch Benzin war wieder deutlich günstiger als in Tschechien: 1,38€ gegen 1,46€ (Diesel 1,40€ gegen 1,44€). Auffällig war in Cieszyn übrigens noch, wie außer slawischen Dialekten und Sprachen keine anderen gesprochen wurden. Polnisch und Tschechisch sind da kaum auseinander zu halten, da man Schlesisch slawischer Ausprägung (sogenanntes „Schlonsakisch“) spricht, was so eine Mischung aus beidem ist: man schreibt „Schlesien“ z.B. statt wie in Polnisch „Śląsk“ im Schlesischen „Šlonsk“. Beides spricht sich „Schlonsk“. Tschechisch wäre es „Sleszka“. Auch in Třinec fiel dieser Dialekt auf: der Ortsname wurde weicher als normal in Tschechien ausgesprochen (also ziemlich polnisch) und ein Spieler trug den Namen „Bonk“ statt wie es in Polen wäre „Bąk“. Verständigungsprobleme gibt es für Slawischsprecher allerdings nicht: die meisten slawischen Sprachen (so auch Russisch, Polnisch und Tschechisch untereinander) sind so ähnlich, dass eine Verständigung nur unter sehr ungebildeten Menschen und Kindern nicht gut funktioniert.

Statistik:
Grounds: 698 (heute 1 neuer; diese Saison: 104 neue)
Sportveranstaltungen: 1.459 (heute 1, diese Saison: 145)
Tageskilometer: 720 (720 Auto)
Saisonkilometer: 28.510 (19.960 Auto/ 6.600 Flugzeug/ 1.940 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 30
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 288

Dienstag, 28. Dezember 2010

W230III: Teil 2 der Tour durch Mähren; Burgruinen, Plattenbauten, ein moderner Zoo und eine klare Niederlage für Litvínov

HC „PSG“ Zlín 7:2 HC „Benzina“ Litvínov
Sonntag 26. Dezember 2010 – Anbully 17.00
Übersetzung: HC „PSG“ Zlin/ Gottwaldov gegen HC „Benzina“ Oberleutensdorf
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 7:2 nach 60 Min. – Drittel: 5:1, 1:0, 1:1
Tore: 1-0 5.57 Grof, 2-0 7.16 Linhart, 3-0 10.17 Galvas (PP1), 3-1 12.09 Švarný (PP1), 4-1 14.29 Balaštík (PP1), 5-1 15.24 Sýkora, 6-1 22.42 Sýkora, 7-1 45.02 Balaštík, 7-2 50.53 Jenáček Zeitstrafen: Čech 2, Švrček 2, Sýkora 2, Köhler 2 (Zlín: 8 Minuten); Vopat 4, Trávniček 2, Kubát 2, Rindoš 2, Švarný 2 (Litvínov: 12 Minuten)
Vergebener Penalty: Hübl (Litvínov) hält Penalty von Valenta (Zlín)
Halle: Zimní stadion Luďka Čajky/ Eisstadion Luděk Čajka (Kap. 6.975, davon 4.525 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.813 (davon ca. 50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Rasantes erstes Drittel, danach deutlicher Leistungsabfall von Zlín und allgemein schwächeres Spiel, aber alles in allem noch sehenswert)
Sightseeing: 7,0/10 (Echt gelungene Tour!)
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Photos and English version:
Kroměříž Old Town
Zlín Zoo, City Centre and Castles
HC Zlín vs. HC Litvínov (Extraliga Ice Hockey)

Von Olomouc brauchen wir bereits kurz vor 8.00 auf gen Süden, nach Kroměříž. Die Altstadt des früheren Kremsier ist Weltkulturerbe der UNESCO. Wenn man manche Nicht-Welterbe-Altstädte Böhmens und sogar Mährens mit dieser Durchschnitts-Altstadt vergleicht, fragt man sich warum. Aber diese UNESCO-Titel werden doch sowieso teilweise willkürlich verteilt. Jedenfalls hat fast jede zweite Kleinstadt in Tschechien Barock-, Renaissance und Jugendstilhäuser in dem Zustand zu bieten. Ein Schloss, ein Stadttor und ein Rathaus mit davor befindlichem Markplatz auf dem eine Pestsäule steht ist ebenso regelrecht Standard. Das ganze mag zwar in Kroměříž zu den schöneren Exemplaren gehören, aber herausragend ist das nicht. Und auch in der Größe nicht sonderlich beeindruckend, da einzig das Schloss überdurchschnittlich groß ist: vielleicht mag der Park etwas Besonderes sein, aber so herausragend kann der nicht sein für so einen Titel. Aber solange nur Kroměříž und nicht Zlín Welterbe wird, reg ich mich nicht auf.

Zlín wird gerne als die „Perle des Funktionalismus“ – also der Bauepoche der 1920er Jahre – oder „Modellstadt der Moderne“ gelobt. Der Laie wird sie eher als „zu groß geratenes Straßendorf mit minderwertiger Plattenbau- und 20er-Jahre-Betonklotz-Architektur“ bezeichnen. Wenn man sich die Ausdehnung Zlíns – schmal entlang einer großen Straße in einem Tal – anschaut, wäre Punkt 1 (Straßendorf) erfüllt. Die Wohnqualität der 1920er Betonklötze mag ganz gut sein, da sie ihr (einziges?) Anliegen - praktische Funktionalität - erreichen, aber etwas anderes als gesichtslose Betonklötze sind das beim besten Willen und weitreichendsten architektonischen Verständnis nicht. Bauhaus und Bruno Taut wandeln schon an der Grenze zwischen „praktisch und formschön“ und „praktisch, aber Augenkrebsgefahr“, aber ein Blick aufs Zlíns Rathausplatz genügt, um dieser Stadt jegliche Attraktivität abzusprechen. Einzig lohnend sind Ziele im Stadtumland, da selbst die als Sehenswürdigkeiten der Stadt verzeichneten Kirchen und das Schloss (eine größere Villa) bei Weitem nicht einmal Durchschnitt für ihre Architekturform sind.

Diese Sights im direkten Stadtumland sind das Burgschloss auf dem Berg von Malenovice, einem westlichen Vorort der Stadt und die sehenswertere gotische Burgruine Lukov im Norden Zlíns. Diese ist eine der größten in Mähren. Der Mauerverlauf zur besten Zeit ist komplett nachvollziehbar, aber nur der Torturm ist richtig gut erhalten. Dafür liegt die Ruine von Lukov schön auf einem bewaldeten Berg. Vom Parkplatz aus läuft man etwas über 1km mäßig steil bergauf.

Dass wir vor den Sportevents viele Burgen besichtigen ist dem Leser ja bekannt, aber ab und zu darf es auch mal eine andere Sehenswürdigkeit sein: denn ebenfalls nördlich der Stadt liegt der Zoo in Lešná. Der ist sehr modern und beherbergt eine hohe dreistellige Zahl von Tieren aus über 200 Tierarten. Da gab es sogar ein paar seltsame Tiere, die ich vorher noch gar nicht gesehen habe: so vor allem die Greifstachler, welche so etwas wie auf Bäume kletternde Stachelschweine sind. Ansonsten sind natürlich die üblichen Verdächtigen, die in jedem größeren Zoo auftauchen, wie Lemuren, Tiger (hier: sibirische), (afrikanische) Elefanten, Gorillas und baktrische Kamele zugange. Auffällig waren sonst nur das Vorhandensein vieler Geier, deren Gehege man sogar begehen konnte, und die moderne und kunstvolle Gestaltung vieler Anlagen und Pavillons, die alle nach Kontinenten (Australien – dazu Krokodile, Kängurus (darunter ein Albino), Emus etc., dann Afrika mit Elefanten, Löwen, Nashörnern usw. bis man alle Kontinente durchhat) sortiert sind. Die Außenanlagen waren bei fünf Grad unter Null natürlich relativ leer (auch Besucher waren nicht viele da), aber dafür war in den Häusern was los – besonders interessant sind das im weitläufigen Landschaftsgarten, in dem der Zoo liegt, befindliche historistische Schloss mit sehr schöner Fassade, das im Keller ein Terrarium mit Alligatoren und Waranen beinhaltet, und das topp-moderne Tropenhaus mit meterhohen Pflanzen und freilaufenden kleinen Affen. Verglichen mit dem letzten Zoobesuch außerhalb Deutschlands, im August in Chorzów (Polen), muss ich Zlíns Zoo allerdings eine geringere Attraktivität gegenüber jenem in Chorzów bescheinigen, da zwar die Anlagen moderner sind und die Landschaft schöner, die Zahl der Tiere aber geringer und die Qualität der Beleuchtung in den Häusern erheblich schlechter ist als in Chorzów. Ebenfalls ein klarer Pluspunkt für den bekannten polnischen Zoo: ein weitaus größeres Aquarium und größeres Vogelhaus.

Wir checkten noch im Hotel Ondráš ein, das einige Zimmer anständiger Größe im ersten Stock eines außen recht mies aussehenden Plattenbaus für umgerechnet 35€ pro Nacht (DZ, Frühstück 4€ extra, bewachtes Parken vorm Haus ebenfalls 4€) anbietet. Das Flair der ČSSR ist sozusagen greifbar in diesem Hotel – es ist aus guten Gründen so ziemlich das billigste in der Stadt – aber es ist weder heruntergekommen, noch unsauber oder fällt durch schlechten Service auf. Sogar die PVC-Fußböden sind durch bessere Kunststoffe ersetzt worden.
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Nun ging es zum Eishockey. Die Halle befindet sich hinter dem Hotel „Moskva“ südlich der Durchgangsstraße und ist nach einem früheren Spieler Zlíns benannt: Zimní stadion Luďka Čajky. Von außen ahmt der Bau eine Backsteinfassade nach und auch innen sieht er etwas älter aus: so gibt es etliche Holzbänke und nur in der Mitte gepolsterte Klappsitze. Eindrucksvoll sind die Stahlträgerkonstruktionen hinter den Stehplätzen der Heimfans und vor allem die Logen über dem Gästesektor: die oberste Loge ist bis unters Dach gebaut und nur ein blechverkleidete Metallbrüstung trennt einen vom direkten Weg 15m nach unten. Die Gesamtkapazität liegt bei 6975.

Der HC „PSG“ Zlín, der allein in den letzten fünf Jahren schon drei Mal den Namen gewechselt hat und nun nach einer großen Baufirma (PSG) heißt, ist als 3. noch im Meisterschaftsrennen und so gut wie in den Play-offs, während unser HC Litvínov im hinteren Mittelfeld herumgurkt. Der Platz 10 erklärt sich zuallererst aus der schlechten Auswärtsbilanz der Oberleutensdorfer, die nur 2 Siege und 2 Siege nach Penaltyschießen bei einem Torverhältnis von 36:67 in 15 Auswärtsspielen aufweisen können. Zuhause haben sie 11 der 17 Spiele gewonnen, Zlín hingegen nur 10 (davon nur 8 in der regulären Spielzeit) von 18. Aber eines der 8 war ein 10:2 gegen Litvínov in der ersten Runde. Und das Heimspiel haben die Schwarz-Gelben auch noch verloren: 2-4. Nun also das zweite Duell Zlín gegen Litvínov, d.h. die dritte Runde der vier Hauptrunden ist schon im vollen Gange.

Die Hausherren spielten im ersten Spielabschnitt richtig schnelles und schönes Eishockey und nahmen die Gäste auseinander. Die Stimmung rechts von uns klang so prima, wie die „Bären-Hotdogs“ vor der Halle (eine fette tschechische Bratwurst mit Ketchup wird in ein Baguette gesteckt und mit einer Peperoni und Weißkraut belegt) geschmeckt haben. Zu Beginn des Viertels hörte man noch die mehr als 40 Leute im Gästesektor ab und an, doch nach dem 3:0 verging ihnen die Stimmung. Das 3:1 – ein toller Schlagschuss von der blauen Linie – ließ nicht wirklich Hoffnung aufkommen. Schnell stand es 5:1 und die Zuschauer forderten schon „déset“ = „zehn (Tore)“.

Das zweite Drittel wurde von Zlín zwar nach wie vor dominiert, doch bei weitem nicht so rasant und sehenswert, wie in den ersten 20 Minuten. Es verwunderte also nicht, dass es nur zum 6:1 reichte. Ab und an ließ Litvínov auch noch mal ihre sonst besser sichtbare Klasse aufblitzen: so beim zweiten Treffer des Tages und vor allem beim Abwehrverhalten in doppelter Unterzahl (zwei Spieler waren gleichzeitig wegen zweier in Sekundenabständen ausgeführter Checks auf die Strafbank geschickt worden), wobei sie in den zwei Minuten keinen Treffer Zlíns zuließen und einen Konter nur knapp vergaben. Am Ende war das 7:2 zwar äußerst ärgerlich, da es eine peinlich hohe Klatsche war, aber man konnte bei dem ersten Drittel schon froh sein, dass das Spiel 7:2 und nicht 17:2 oder auch nur 10:2 ausging.
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Statistik:
Ground Nr. 508 (ein neuer Ground; diese Saison: 57 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.196 (diese Saison: 83)
Tageskilometer: 120 (Auto)
Saisonkilometer: 14.380 (9.180 Auto/ 2.290 Bahn, Bus, Tram/ 2.110 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 230

Montag, 18. Oktober 2010

W220III: Nach dem böhmischen Handball nun auch normales Handball in Tschechien – und: Niederlage in der Verlängerung für Litvínov

HC Dukla Praha 24:26 TJ Cement Hranice
Datum: Sonntag 17. Oktober 2010 – Anwurf 10.30
Übersetzung: HV Dukla Prag gegen TV Zement Mährisch-Weißkirchen
Liga: „ŻUBR“ Extraliga (1. tschechische Profihandballliga)
Ergebnis: 24:26 nach 60 Min. – Halbzeit: 12:14
Tore: Štĕpán Krupa 5, Jan Landa 5, Radek Horák 5, Zdenĕk Polášek 3, Milan Kotrč 2, Martin Lehocký 2, Jakub Kastner 1, David Šůstek 1 (Dukla); Zdenĕk Čadra 7, Michal Indrák 6, Tomáš Galus 5, Radek Bajgar 3, Tomáš Bednařík 3, Tomáš Pavlíček 1, Lukáš Weintritt 1 (Cement)
Verwarnungen: Jan Landa, Radek Horák, Jakub Kastner (Dukla); Tomáš Pavlíček, Zdenĕk Čadra, Jakub Šíra (Cement)
Zeitstrafen: Martin Lehocký 4 min., Zdenĕk Polášek 2 min. (Dukla); Tomáš Pavlíček 4 min., Radim Brož 4 min., Zdenĕk Čadra 2 min., Michal Indrák 2 min., Lukáš Weintritt 2 min. (Cement)
Platzverweise: keine
Halle: Sportovní hala Sparty Praha (Kap. 1.130 Sitzplätze)
Zuschauer: 110 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,5/10 (Sehr gutes Spiel mit einigen richtig genialen Szenen: eine Schande, dass nur so wenige Leute zuguckten!)
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Photos and English version:
Dukla Praha 24-26 Cement Hranice (Handball Extraliga)
Additional photos: Pictures from Prague;
a)
February 2010, b) 2005 and 2007
Sightseeing 17th October 2010:
Jestřebí castle and Zákupy palace

Im “Easy Journey” wird das Frühstück sogar aufs Zimmer gebracht. Und kaum hatten wir gefrühstückt, schon fuhren wir zur ersten Sportveranstaltung: in einer Plattenbausiedlung in Praha 9 befindet sich die Sporthalle von Sparta Praha, in der vor allem die Handballspiele von Dukla interessant sind. Der (zu ČSSR-Zeiten) Militärsportverein Dukla heißt nach dem Duklapass, einem Karpatenpass zwischen Slowakei und Polen, der insbesondere in den beiden Weltkriegen als strategischer Weg nach Wien hart umkämpft war. Der Rekordmeister Dukla ist derzeit 6. von 12 und der Gegner aus Hranice bei Olomouc, der vom ortsansässigen Zementwerk gesponsert wird, Dritter. Dukla hat seit 11 Jahren keinen Meistertitel mehr geholt, doch zuvor zwischen 1953 und 1999 30 Meistertitel gewonnen.

Da Dukla ein sehr bekannter Club ist und die Paarung eigentlich ein Spitzenspiel, vorwunderte es doch, dass sich bei einem Spiel der höchsten tschechischen Spielklasse, die zu den Top-15 oder Top-20 der Welt gehört (so auch die Nationalmannschaft Tschechiens), nur etwas mehr als 100 Leute in der modernen, sehr regelmäßig gebauten Halle, die für 1.130 Leute Platz bietet, verloren. Der Support war absolut amateurhaft: Zwischenrufe und ein paar Tröten. Eine Frau schleppte sogar ihren ausgesprochen dämlich aussehenden Pudel mit auf die Tribüne. In keinem Verhältnis zum amateurhaften Umfeld stand das Medieninteresse: außer mir fotografierten nur Presseleute – gleich drei – und zudem übertrug ein tschechischer Fernsehsender das Spiel live, wozu auch acht Kameras aufgebaut waren.

Ich hatte schon Zweifel am Profistatus der Liga, doch nach fünf Minuten Spiel waren diese verflogen. Bei allem Respekt für Amateursportler wie Handballamateure, aber so Aktionen wie in diesem Spiel gezeigt wurden, erfordern schon sehr häufiges Training und viel Talent. Das enge Spiel wurde von den Gästen nach der Pause, als sie mit bis zu fünf Toren führten, entschieden. Die Begegnung war schnell, technisch völlig in Ordnung und von den Torszenen her richtig Klasse. Der genialste Treffer war dabei ein Zuspiel des Torwarts von Dukla quer übers ganze Feld, den ein Mitspieler am Wurfkreis aus der Luft griff und direkt aufs Tor unter die Latte donnerte. Herrlich!

Nach dem Spiel räumten die Spieler der Heimmannschaft die Werbebanden weg und die Halle auf. Das will ich mal in der Handballbundesliga sehen! Wo man in Deutschland für 1,70€ (40 Kronen) Handball gucken kann, will ich ja auch mal sehen. Nur in Großkorbetha zur Kreisliga oder Bezirksklasse war ich mal mit 1€ noch günstiger dabei...
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Wir machten uns nach Norden auf, da Litvínov ein Spiel in Liberec zu bestreiten hatte und wir diese Halle noch nicht kannten. Was wir uns noch auf dem Weg dahin abguckten, waren die Burg von Jestřebí – dort wird man auf in perfektem Deutsch verfassten Infotafeln über die Geschichte der kaum erhaltenen Burg informiert, deren Burgfels aber sehr spektakulär ist – und die Kleinstadt Zákupy, wo es einige interessante Holzhäuser, eine auffällige Kirche (zweite Hälfte 19. Jhdt.), ein klassizistisches Rathaus und ein tolles Barockschloss mit etwas vergammeltem Garten, aber zwei schönen Innenhöfen und einem Bärengehege gibt.
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Bílí Tygři Liberec 3:2 n. V. HC „Benzina” Litvínov
Sonntag 17. Oktober 2010 – Anbully 17.00
Übersetzung: Weiße Tiger Reichenberg gegen HC „Benzina“ Oberleutensdorf
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profi-Eishockey-Liga)
Ergebnis: 3:2 nach 64:14 Min. – Drittel: 2:0, 0:1, 0:1/ 1:0
Tore: 1:0 11:55 Jaroslav Kudrna, 2:0 12:21 Tomáš Klimenta, 2:1 21:22 Martin Jenáček, 2:2 53:42 František Lukeš, 3:2 64:14 (Minute 4:14 der Verlängerung) Lukáš Derner
Zeitstrafen: Tomáš Vak, Ctibor Jech, Antonín Dušek, Jaroslav Kudrna, Marek Trončinský, Jan Víšek, Miloslav Hořava je 2 Minuten (Liberec); František Lukeš, Michal Travníček, Ivan Švarný, Karel Kubát, Richard Jareš und noch einer je 2 Minuten (Litvínov)
Halle: sogenannte Tipsport „Arena“ (Kap. 7.500, davon 7.300 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.715 (davon ca. 100 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Kein schlechtes Spiel, aber mehr als Durchschnitt wohl kaum)
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Photos and English version:
Bili Tygri Liberec 3:2 (OT) HC Litvinov (Extraliga hokej)

Wenn ich bedenke, wie genial diese Paarung Ende 2007 war, als Litvínov 7:6 nach Verlängerung gewann: das war das beste Eishockeyspiel (10/10 Punkte) das ich je gesehen habe! Diesmal also unter den Vorzeichen, dass Litvínov auf Platz 11 von 14 und Liberec auf Platz 8 stand, ein Spiel in der Stadt der Weißen Tiger. Die gibt es da natürlich nur im Zoo zu sehen, wobei der für ebendiese Tiger bekannt ist – auch wenn es da weit mehr gibt als nur Tiger und der Zoo einen Besuch wert sein dürfte; vielleicht mal, wenn ich nach Liberec zum Fußballgucken fahre – und wohl auch deshalb der Verein sich Bílí Tygři nennt.

Auch diesmal war das Spiel recht ansehnlich, auch wenn es nicht die packende Action und extrem hohe Geschwindigkeit wie das eine Spiel 2007 hatte. Liberec ging in der Mitte des ersten Drittels nicht unverdient durch einen Doppelschlag in Führung. Danach war Litvínov leider richtig abgemeldet, kassierte aber zum Glück keine weiteren Tore. Nach der ersten Pause schafften sie sogar schnell den Anschlusstreffer. In einem mittlerweile ausgeglichenen Spiel erzielte der Gast aus der Industriestadt unweit der deutschen Grenze auch sechs Minuten vor dem Ende den Ausgleich, der eine Verlängerung nötig machte. Find ich zwar Schwachsinn, wenn man nicht Pokal oder Meisterrunde oder so was spielt, da zwanghaft einen Sieger herausfinden zu müssen, aber so ist eben der US-Sport: es gibt nur Sieger und Verlierer, quasi Schwarz und Weiß, Held und Versager, populär und uninteressant. Der Sieger hieß dann leider Liberec, da sie mit Glück den Puck durch Petr Franĕk seine Schoner schoben.

Was bei den Weißen Tigern leider auch sehr US-mäßig war, war der billige Hallenbaustil Marke Konservendose, dazu die äußerst billigen Tribünen – da gab es hinterm Tor sogar richtige Spalten im Boden – die extrem dummen Werbeblöcke, das ständige Herumspielen an der Hallenbeleuchtung während des Spiels und die lahme Stimmung. Ganz zu schweigen von den asozial hohen Kartenpreisen. Für Eishockey habe ich in Tschechien noch nie 7€ ausgegeben – und dann war auch noch das scheiß Fangnetz störend beim Fotografieren! Aber wenigstens waren wir im Gästesektor, wo ein Teil der 100 Leute auch sehr ausdauernd anfeuerte, wo wir uns natürlich anschlossen. Bei den einfachen und wenig ausgefeilten Anfeuerungen beim tschechischen Sport ist das auch nicht so schwer: Mehr als 20 Worte muss man sich nicht merken.

Wir schafften es dann nach einigen Minuten vom Parkplatz, auf dem man mal die ausländischen Nummern zählen und zuordnen konnte – da gab es fast 10 deutsche Autos, von denen sich zwei Drittel auf Liberec- und ein Drittel auf Litvínov-Anhänger verteilte, und zudem auch einen Slowaken und einen Polen – runterzukommen und kamen noch vor Mitternacht in Merseburg an.

Ein Fazit:
Nach dieser doch sehr gelungenen Fahrt muss ich - da es vielleicht in vorherigen Berichten zu Tschechientouren noch nicht so deutlich rüber gekommen ist - an dieser Stelle noch das Fazit ziehen, dass man sich weder von der oft kühlen Art der Einheimischen, noch der erschreckenden Defizite im Dienstleistungssektor abschrecken lassen sollte und die hin und wieder anzutreffenden herzlichen und höflichen Einheimischen zum einen und vor allem die enorme Dichte an Sehenswürdigkeiten auf hoher und höchster Qualität stärker beachten sollte. Auch wenn ich mindestens ein Land – nämlich Syrien – noch mehr schätze und als Reiseziel auch noch mehr empfehlen kann: Tschechien ist so sehenswert, dass kein Weg dran vorbei führt – denn wo gibt es sonst so viele herrliche Burgruinen, tolle Schlösser und Paläste oder altmodische Sportanlagen auf so engem Raum?!
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Statistik:
Ground Nr. 486 (zwei neue Grounds; diese Saison: 36 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 1.161 und 1.162 (diese Saison: 49)
Tageskilometer: 480 (Auto)
Saisonkilometer: 11.260 (8.170 Auto/ 1.440 Fahrrad/ 850 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 71
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 220

W220I: Mal wieder zum Eishockey in Litvínov - Überraschender Sieg über den Tabellenführer

HC „Benzina” Litvínov 3:1 HC „Mountfield“ České Budĕjovice
Datum: Freitag 15. Oktober 2010 – Anbully 17.30
Übersetzung: HC „Benzina“ Oberleutensdorf gegen HC Böhmisch Budweis
Liga: „Tipsport“ Extraliga (1. tschechische Profieishockeyliga)
Ergebnis: 3:1 nach 60 Min. – Drittel: 0:0, 2:1, 1:0
Tore: 1:0 27:05 Jaroslav Kracík, 2:0 30:54 Petr Jánský, 2:1 37:35 Jan Snopek (Powerplay, +1), 3:1 41:52 Vojtĕch Kubinčák
Zeitstrafen Litvínov: Petr Jánský (4 min), Karel Kubát (2 min), Radim Skurovec (2 min), Viktor Hübl (2 min), Juraj Majdan (2 min)
Zeitstrafen České Budĕjovice: Jan Snopek (4 min), Jakub Šulc (4 min), Rostislav Martynek (2 min), Stanislav Dietz (2 min), Roman Pšurný (2 min), Tomáš Mertl (2 min), Milan Gulaš (2 min)
Halle: Zimní Stadion Ivana Hlinky/ Eisstadion Ivan Hlinka (Kap. 7.000 davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 4.128 (davon ca. 50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Ziemlich gutes Niveau, aber kein Knallerspiel: am wichtigsten war der Sieg von Litvínov)
Sightseeing: 7,0/10 (Drei landschaftlich sehr schön gelegene Burgen)
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Photos and English version:
Castles and Churches in Bohemia’s Beautiful Landscape:
Kostomlaty, Milesov, Dekovka
Ice Hockey Match:
Benzina Litvínov Defeats HC České Budĕjovice!

Als Geburtstagsgeschenk für meinen Vater ging es für ein Wochenende in die Tschechische Republik. Da das Semester gerade erst begonnen hatte, war auch genug Zeit. Zudem habe ich dieses Semester das, was der Freitag mit seinem Namen so fälschlich zu versprechen scheint: frei. So fuhren wir auch schon kurz vor 10 Uhr, nachdem der Mietwagen freigegeben war, los.

Unser erster Punkt war ein Dorf namens Kostomlaty pod Milešovkou, das östlich von Litvínov zwischen Teplice und Litomĕřice liegt. Aus Richtung Teplice in den Ort fahrend, nahmen wir hinter der mit Leitplanken flankierten Engstelle links die extrem schmale Sukovka-Straße, die den Berg hoch führend, flankiert mit der üblichen Bebauung in böhmischen Dörfern – einfache Steinbauten, bröcklig getüncht, darauf Blechdächer – auf einer Koppel endet. Dann folgten wir dem grünen Wanderweg, der steil und von Bäumen geschützt zur Burgruine Kostomlaty (Hrad Kostomlaty oder Sukoslav) führt. Diese ist derzeit eine einzige Baustelle und die gotischen Mauern mit dem großen Portal und den zwei Bergfrieden sind auch nur eingeschränkt zugänglich. Die Sicht auf den Ort ist trotzdem schön, wobei der Ort selbst dann nur noch einen ganz interessanten Bereich zu bieten hat: die Schule in einem Kloster- oder Schlossbau, daneben die Kirche, deren deutschsprachige Steinplatte mit der Kreuzigungsszene ebenso wie die Turmhaube mit Uhr auffällt.

Weiter nach Milešov, wo oberhalb des Löschteiches mit dem seltsamen Steinhaus ein ganz ansehnliches Barockschloss thront. Der Garten ist etwas verwildert und der dazugehörige Pavillon ist verfallen, doch der Kernbereich ist in einem ziemlich guten Zustand. Dort ist ein Altenheim untergebracht. Am Ortsrand findet sich noch eine ganz interessante Kirche.

Über immer enger werdende Nebenstraße fuhren wir dann noch nach Dĕkovka, wo sich eine auf einem Felsbrocken thronende, aber sehr kleine gotische Burgruine namens Hrádek oder Oltářík befindet, die gerade jetzt im Herbst einen herrlichen Blick auf die bunten Wälder und die Vulkankegel dieser Region Böhmens – die längst erloschen sind freilich – freigibt, ehe wir nach Litvínov weiterfuhren.
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Der Besuch in der nach Ivan Hlinka benannten Eishalle war wie immer lohnend, wobei uns diesmal die gestiegene Anzahl der Imbissstände auffiel. Dort kann man gut essen zu ganz günstigen Preisen. Mittlerweile erhält man dort die Spielprogramme auch gratis; in denen stehen schon mal sehr kuriose Ergebnisse, wie das des einen Amateurspiels, dass Litvínovs III. Mannschaft mit 11:23 gewann. Andere Preise sind eher gestiegen: mittlerweile kostet sogar Benzin fast so viel wie in Deutschland und Diesel war ohnehin schon länger nicht mehr billiger. Die Eintrittskartenpreise in Litvínov sind ebenso gestiegen (aber 80 Kronen sind immer noch nur 3,50€ – und vorher waren es halt 70 Kronen) wie die Hotelpreise. Das Hotel in der Eissporthalle kann ich aber trotzdem sehr empfehlen, da die ausreichend großen Zimmer im dritten Stock der Eissporthalle – manche wohl auch mit Blick in selbige; wir hatten die mit Balkon – sehr ordentlich sind und nur 600 Kr. (25€) kosten.

HC Benzina Litvínov, vor dem Spiel auf einem Play-out Platz (12. von 14) liegend, traf heute auf Čéské Budĕjovice, seines Zeichens Tabellenführer. Vom Spitzenreiter war aber gar nicht so viel zu sehen, denn Litvínov hielt in der Abwehr den Angriffen der Gäste souverän stand und attackierte seinerseits das Tor in regelmäßigen Abständen. Allerdings dauerte es bis ins zweite Drittel hinein, ehe mal ein Tor fiel. Kracík und Jánský erzielten dann aber auch innerhalb von drei Minuten die beiden ersten Treffer für den Gastgeber. In einem wirklich sauberen und disziplinierten Spiel hatten die Schiedsrichter überraschenderweise einige Schwierigkeiten mit der Regelauslegung. So führte auch eine sinnlose und unberechtigte Herausstellung gegen Litvínov zum einzigen Tor der Gäste. Die 50 Gästefans feierten trotzdem tapfer, selbst als Litvínov mit dem 3:1 im Schussdrittel die Entscheidung gelang. Die beiden Fangruppen schienen sich ohnehin gut zu verstehen, da sich gegenseitig und auch beiden Mannschaften Applaus gespendet wurde, nachdem sie nach Abpfiff des guten Spiels durch die Halle fuhren.

Wir brauchten dann nur die Treppe in der Eishalle, die übrigens die schönste Eishalle ist, die ich kenne, hoch zu gehen: so nah hatten wir es nach einem Spiel noch nie zum Übernachtungsort. Wie gesagt kann ich dieses Hotel in der Eishalle generell empfehlen – auch wenn kein Spiel ist und man nur eine günstige Übernachtung in der Gegend braucht. Einzig störend kann die Hellhörigkeit sein: da braucht man nur mal am einen Ende des Ganges (Zimmer 1) zu rülpsen und auch der letzte in Zimmer 23 hört das – oder man muss sich mal über das Nachbarzimmer ärgern, wenn so ein Spacken wie der in Zimmer 3 (wir waren in der 1) schnarcht, hört man das definitiv durch die hauchdünne Wand. Aber dafür sind die Einrichtung, das Bad und die Lage in Verbindung mit dem Preis richtig gut.
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Statistik:
Ground Nr. 481 (kein neuer Ground; diese Saison: 31 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.155 (diese Saison: 43)
Tageskilometer: 310 (Auto)
Saisonkilometer: 10.570 (7.480 Auto/ 1.440 Fahrrad/ 850 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 69
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 222

Donnerstag, 31. Dezember 2009

W179I: Burgen in Krupka und Osek, HC Litvínov – Sparta Praha (1. Eishockeyliga)

HC „Benzina“ Litvínov 2:1 HC Sparta Praha
Dienstag, 29. Dezember 2009 - Anbully 17.30
„O2“ Extraliga Hokej (1. tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 2:1 nach 60 Min. – Drittelstände: 0:1, 0:0, 2:0
Tore: 0:1 3:04 Ton, 1:1 44:12 Kubinčák, 2:1 59:36 Reichel
Strafminuten: Litvínov 16, Sparta 34 (davon Bolf 2+10 und Hanzlík Spieldauerdisziplinarstrafe; beide Sparta)
Spielort: Zimní Stadion Ivana Hlinky (Kap. 7.000, davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 6.800 (davon ca. 60 Gästefans, ausverkauft mit offiziell 7.000)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gut und sehr spannend)
Sightseeing: 8,0/10 (Sehr sehenswert und unterhaltsam)
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Photos and English version:
THE CASTLES and The Ice Hockey Match!

Kurz vor dem Jahreswechsel sollte es für uns noch einmal in die Tschechische Republik gehen – und nein: wir haben weder Böller, noch Vogelschreckmunition oder in Saftflaschen getarnten Becherovka mitgenommen...
Um 9 Uhr stand der Mietwagen bereit und schon kurz nach 11 waren wir im tschechischen Krupka (früher Graupen). Dort gibt es gleich zwei Burgen zu sehen: die eine, die Rosenburg oder Hrad Krupka, steht im Hauptort, der sich spektakulär an einer steil den Berg hoch laufenden Straße aufreiht, und ist schlecht erhalten. Um 1330 ließ König Václav II. diese Burg errichten, damit sie drei Jahrhunderte später verlassen wurde. Heute finden sich dort nur noch ein Turmstumpf, ein noch niedrigeres Gebäude mit Erker, ein restaurierter aber noch nicht begehbarer Wachturm und das Eingangsportal. Der Blick auf den Ort und seine anderen Ortsteile, die aus diesem Dorf eine kleine Stadt machen, ist aber gut.

Sehenswerter ist jedoch die im östlichsten Stadtteil gelegene Burg Geiersberg. Hrad Kýšperk in Krupka-Unčín ist nach über einem Kilometer Fußweg auf schönen Waldwegen – die jetzt im Winter natürlich alle vereist waren – an einem Sturzbach entlang zu finden. In zerklüfteten Felsgebieten erheben sich dann einige Mauerreste – vor allem ein ziemlich großer, aber halb zerfallener Turm und die Reste vom Palas stechen heraus – unter dichten Bäumen. Klasse ist der Mauerrest, der noch ein Fenster gut erkennen lässt, das unten bis zum Erdboden reicht. Vor allem, wenn die Anlage so glatt ist wie an diesem 29. Dezember, sollte man dort nicht zu nah ran gehen, da der abschüssige Hang einen direkt durch das Fenster rutschen lassen kann, wo nach 5 bis 10 Metern bogenförmigem Freiflug an einem Baum Endstation sein dürfte… Auch nicht ungefährlich ist das Herumsteigen auf dem Palas. Aber wenn die beiden Mauerwege zu schmal werden, sollte man schon wissen, wo man wieder umdreht. Im Palas selbst, sind auch noch zwei tiefer gelegene Geschosse mit Taschenlampen zugänglich.
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Wir fuhren am Stadion von TJ Krupka (Tabellenführer in der I.A třída (Ústecký kraj), der 6. Liga also – die Frauen spielen übrigens 2. Liga) und einer Kirchenruine mit genutztem Friedhof direkt an der Landstraße vorbei und via Teplice nach Osek. Dort gibt es ein schönes Kloster, ein ganz nettes Stadion (Banik Osek) und schließlich eine sehr sehenswerte Burgruine: die Riesenburg (Rýzmburk). Als Deutscher versteht man natürlich das Verbotsschild vor der Burg bzw. neben der ziemlich asozial aussehenden Hütte mit dem Metallschrott davor nicht, sodass man die Burg einfach betritt. Da dort immer mal ein Köter unangeleint herumläuft, sollte man sich auf dem Weg zur Burg mit Steinen bewaffnen.
In der Burg selbst sind noch drei Türme – einer mit Schutt verfüllt, die beiden anderen ebenirdisch begehbar (die Zwischendecken und Überdachungen fehlen völlig) – und zwei Reihen Ringmauern gut erhalten. Die Burg ist ziemlich verwinkelt und vor allem bei Schneeglätte ziemlich gefährlich zu besichtigen. Besonders die 30cm schmale Treppe zum Hauptturm, die man bei einem Ausrutscher sechs oder sieben Meter über dem Erdgeschoss verlässt. Aber alles in allem eine sehr sehenswerte, da enorm große und mit spät-romanischen Elementen durchsetzte gotische Burgruine, die auf einem Felsen oberhalb eines Baches thront.
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Weiter nach Litvínov. Dort fuhren wir zum Eisstadion, holten Stehplatzkarten für drei Euro und ähnlich billiges Essen. Dann spielten in der ersten Eishockeyliga HC Litvínov (11.) und Sparta Praha (8. von 14). Die Gäste gingen vor offiziell 7.000 Zuschauern (einige Dauerkartenplätze waren nicht genutzt, aber ansonsten war die Bude natürlich ausverkauft) schnell mit 0:1 in Führung, da Petr Ton total freistand, als er den Puck in die Bude hämmerte. Danach hielten allerdings beide Torhüter so gut, bzw. foulte Sparta soviel taktisch, dass die Tore wie vernagelt wirkten. Bis ins dritte Drittel hinein, stand es 0:1, ehe endlich Voijtěch Kubinčák den Ausgleich erzielte. Litvínov war schon seit dem zweiten Drittel deutlich aktiver und erzielte aber erst eine halbe Minute vor dem Spielende das hochverdiente 2:1. Das zweite Urgestein, Robert Reichel, traf.

Interessant waren diesmal auch die Fans. Mehr Stimmung als sonst war zwar auch nicht, da immer nur ein paar Sparta Fans und vor allem der Mittelblock Nord mit den Ultras Litvínov lärmten und anfeuerten und die anderen Stehplätze – die Sitzplatz-Langweiler ja noch weniger – nur ab und an pfiffen, aber diesmal waren die deutschen Fans gleich mit zwei Bussen angereist. Da waren mehr deutsche Fans aus dem angrenzenden Erzgebirge, als Gästefans aus Prag da.

Eigentlich wollten wir dann noch in Most essen, aber das scheiß Švejk hatte keine warme Küche mehr. Um 21 Uhr! Muss man sich mal überlegen! Aber typisch: zu Zeiten, wo in anderen Ländern erst mit Essen angefangen wird, ist in der Tschechischen Republik schon Feierabend. Dann mussten wir halt mit schlechterem aber doppelt so teurem deutschen Essen in Osterfeld vorlieb nehmen. Über kaum geräumte Autobahnen, waren wir dann nach vier Stunden Fahrt (bei normaler Witterung dauert es nur zweieinhalb) wieder in Merseburg.

Auf jeden Fall war es die lohnendste und gelungenste der letzten vier, fünf Fahrten in die Tschechische Republik.
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Statistik:
Ground Nr. 382 (kein neuer Ground; diese Saison: 51 neue)
Sportveranstaltung Nr. 935 (diese Saison: 77)
Tageskilometer: 500 (Auto)
Saisonkilometer: 14.820 (12.120 Auto/ 1.750 Fahrrad/ 950 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 45
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 179

Dienstag, 6. Oktober 2009

WE166II: In der Provinz zwischen Karlsbad und Pilsen; Burgen, Fußball und Eishockey

SK Toužim d 2:5* FC Viktoria Mariánské Lázně d
Sonntag, 04. Oktober 2009 - Anstoßzeit 13.00
Karlovarský kraj: Krajský přebor dorostu (4. Liga der U-18)
Ergebnis: 2:5 nach 90 Min. (45/45) - Halbzeit 2:1
* Auch als 2:4 (2:1) gemeldet
Tore: 1-0 David Drabík, 1-1 Tomáš Kabelák, 2-1 Jan Paluch, 2-2 Robert Csekés, 2-3 Tomáš Kabelák, 2-4 Filip Drahorád, 2-5 (?)
Verwarnungen: keine
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion SK Toužim (Kap. 700, davon 100 Sitzplätze)
Zuschauer: 40 (davon 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Besserer Durchschnitt)

HC Plzeň 1929 4:5 HC „Benzina“ Litvínov
Sonntag, 04. Oktober 2009 - Anbully 17.30
Extra Liga Hokej (1. tschechische Eishockeyliga; Profiliga)
Ergebnis: 4:5 nach 60 Min. – Drittelstände: 2:4, 2:0, 0:1
Tore: 1-0 0:10 Bomersback, 1-1 0:31 Černý, 1-2 2:17 Lukeš, 1-3 5:14 Jánský, 2-3 15:58 Straka, 2-4 16:27 Majdan, 3-4 32:31 Vlasák, 4-4 39:57 Vlasák, 4-5 42:46 Lukeš
Strafminuten: 35-24 (davon Mezei (Plzeň) 5 + 20)
Spielort: ČEZ „Aréna“ (Kap. 8.420, davon 5.420 Sitzplätze)
Zuschauer: 5.881 (davon 250 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Lebte nach ausgesprochen gutem 1. Drittel nur noch von der Spannung)
Sightseeing: 7,0/10 (Schön!)
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Der dritte Tag der Tour war der letzte Tag vor Beginn des 3. Semesters. Jetzt wurde wieder ungehemmt meine Groundhopping-Linie, speziell für Touren im Ausland, konkret der Tschechischen Republik, typisch, durchgezogen: erst ein paar Burgen besichtigen, dann zum Fußball, dann noch zum Eishockey.

Punkt eins war die bekannte Burg Ellbogen, die unweit von Karlovy Vary in der Landstadt Loket liegt. Loket, also Ellbogen, heißt deshalb so, weil die Ohře (Eger) einen derartigen Bogen um den Burgberg, der zentral im Ort liegt, macht. Der Berg ist komplett befestigt und von alter Architektur zugebaut. Sehr schön anzusehen, das meiste ist auch renoviert, nur am Rande stehen ein paar unpassende moderne Bauten.
Die Burg selbst ist eine der Anlagen, die über 8 von 10 Punkten (8,3) von mir bekam; irgendwas fehlt, aber der Baukörper ist geschlossen und liegt schön in der Landschaft. Auch das Museum war ganz gut: die Exponate umfassen Porzellan, Waffen, Rüstungen, Möbel und schließlich, im Keller, diverse Puppen zur Verdeutlichung mittelalterlicher Folterpraktiken. Wirkte zwar vom Äußeren der Puppen her, auch mit dem im Hintergrund laufenden Tonband, was das Stöhnen Gefolterter und die Werkzeuge der Folterknechte abspielte, etwas albern, veranschaulichte aber die gängigen Methoden wie Strecken, Radebrechen oder das Schinden der Haut mit glühenden Eisen und Zangen.
Der Blick vom Turm war durch die baulichen Gegebenheiten etwas eingeschränkt, aber der Überblick über das Tal von Loket war gut. Im Inneren der Burggebäude wurde übrigens alles auf besten Stand gebracht, sodass man die Burg problemlos und völlig sicher besichtigen kann. Wie in Deutschland üblich – man merkte doch, dass unser Land nicht weit weg war: denn auch alle Beschriftungen von Exponaten waren in ordentlichem Deutsch, dazu Tschechisch und Englisch.
Wer immer noch meint, sein Auto sei in der Tschechischen Republik nicht sicher, dem sei gesagt, dass ich vergessen habe, nach dem Einweisen beim Einparken das Fenster hoch zulassen, sodass jeder die eine Jacke aus dem Auto hätte holen können. Niemand hat es getan.
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Weiter ging es – noch mal über die Schnellstraße an Karlovy Vary vorbei – nach Andĕlská Hora. Dort steht hinter der Kirche eine mittelalterliche Burgruine auf einem markanten Felsen. Die Mauern sind nicht besonders gut erhalten, aber der Blick von oben ist sehr lohnend. Gesichert ist die Anlage nur teilweise. Dafür wurde eine Antenne in die Reste des Bergfrieds gebaut. Der Palas ist noch stärker verfallen, als in Egerberk (siehe Freitag). Fast die ganze Besichtigung über verfolgte uns eine Katze, wie in manchen anderen Anlagen die so genannten „Guides“. Die schien allerdings nicht zu streunen, so gepflegt wie die aussah, aber die Nähe der Burgbesucher hat sie trotzdem dauernd gesucht.

Wir hielten noch in Bečov, wo es ein Burgschloss gibt. Dort war Mittagspause, aber die Zeit war ohnehin anders verplant. Nachdem wir etwas durch den recht ansehnlichen Ort gelaufen waren und an ebendiesem, von zwei Stilen: Barock und Renaissance, geprägten Burgschloss vorbeigekommen waren, fuhren wir weiter. Wir wollten nach Toužim, bogen aber zuerst falsch ab, sodass wir tolle Nebenstraßen, die zwischen Bäumen und Felsen hindurch führten – zwei Autos passten da nicht aneinander vorbei – entlang fuhren. Als es über Felder uns Wiesen ging, war der Ort Toužim nicht weit. Dort war dann Fußball angesagt.
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Am Samstag fand sich nichts Besseres, als ein Spiel der Dorostu auf Bezirksebene, der Jugendklasse, die in Deutschland in A- und B-Jugend aufgeteilt wäre. Aber das Spiel war gar nicht schlecht und auch das Stadion war ganz lustig. Zwischen Industrieanlagen gelegen und mit wackliger Sitztribüne, überdacht von einem Vordach eines Plattenbaus, versehen, daneben eine abgewrackte Sporthalle und eine moderner Bolz- sowie uralter Hartplatz. Letzterer hatte als Belag sogar noch schwarze Asche, die vom böigen Wind immer wieder verwirbelt wurde.
Das Spiel fand auf dem Hauptplatz, ein ordentlicher Rasen, statt und während die Gäste aus Marienbad, also Mariánské Lázně mehr Druck machten, erzielte Toužim mehr Tore. Allerdings nur bis zur Pause, wo ein schmeichelhaftes 2:1 zu Buche stand.
Nach der Pause legten die Gäste gehörig zu und erzielten nach und nach drei oder vier Tore – bei fotbal.cz ist das Spiel als 2:4 gemeldet; das eine Tor schien doch nicht gezählt zu haben. Der Sieg war aber auf jeden Fall auch in der Höhe verdient. Alles in allem eine ganz ordentliche Partie mit ein paar verwarnungswürdigen Fouls und ein paar schönen Toren, aber zu wenigen Zweikämpfen.

Nach dem Spiel schauten wir noch am Schloss- und Burgareal Toužim vorbei, was fürchterlich verfallen ist. Dort wurden ältere Gebäude im 18. Jahrhundert erneuert und – ich habe keine Informationen gefunden, ist aber sehr zu vermuten – nach dem 2. Weltkrieg, nachdem ihre Besitzer vertrieben (Deutsche) oder enteignet (Deutsche oder Tschechen) wurden, sich selbst überlassen. Aber irgendwie sind da einzelne Gebäudeteile in den letzten fünf Jahren mehr oder weniger planlos saniert wurden, was bizarr wirkt. Da ist ein Teil einer Toreinfahrt verputzt und gestrichen, ein Teil eines Nebengebäudes ebenfalls und drum herum alles im Arsch.
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Weiter ging es nach Plzeň, wo wir erst Karten holten (160 Kronen, also 6€: extrem teuer für tschechisches Eishockey!) und dann nach Essen suchten. Pizzeria zu, Chinese zu, zwei Tschechen zu, der fünfte Laden dann endlich offen und erstens richtig billig (zu dritt nur 16€ gezahlt) und zweitens richtig gut. Zum Beispiel das mit Schimmelkäse und Schinken gefüllte Schnitzel mit schweren, kräuterdurchwirkten Wiener Knödeln und Salat.

Wir guckten zum zweiten Mal in der eindrucksvollen und äußerst modernen „Arena“ von Plzeň, weil mein Vater an seinem Geburtstag ein Spiel von Chemopetrol – jetzt eigentlich Benzina, einer Tochter der Orlen, die wiederum mit Chemopetrol zusammenhängt: so feuert aber keiner an – Litvínov sehen wollte. Kurz nach Weihnachten 2007 hatten wir schon einmal diese Begegnung gesehen. Litvínov siegte 3:6.
Auch diesmal siegten die Jungs aus Leutensdorf, die allerdings schlimm schwächeln diese Saison, und machten meinem Vater somit ein prima Geburtstagsgeschenk.
Nur das erste Drittel war gut. Außerordentlich gut sogar: gleich vom Anbully weg erzielte HC Plzeň 1929 das 1:0, doch nur wenige Sekunden später glich Litvínov aus und drehte in furiosen Minuten auf 1:3 auf. Der Anschlusstreffer erfolgte erst zum Ende des ersten Drittels hin und wurde von den Gästen mit einem erneuten Tor beantwortet.
Im zweiten Drittel zeigte sich Plzeň 1929, die Indianer, von seiner schlechten Seite. Zwar stolperten sie zwei Tore rein – jeweils in Überzahl nach sinnlosen Herausstellungen – doch konzentrierten sie sich auf unsaubere Spielweise um den Gegner einzuschüchtern. Das zweite Drittel war das schlechteste Eishockey, was ich jemals in der Tschechischen Republik gesehen habe. Das war ja nicht besser als ein mittelmäßiges Saalebulls Spiel in Halle!
Im dritten Drittel fuhr Plzeň dieselbe Schiene, doch wurde endlich für ihr mutwilliges Verletzen von Gegenspielern bestraft. Nicht nur mit 20 Minuten-Strafe und 5 Minuten Unterzahl, sondern auch mit dem 4:5, was die Entscheidung sein sollte.

Zwar kein gutes Spiel, aber wenigstens ein Sieg für HC Chemopetrol Litvínov. Auch war die Stimmung besser, als bei den meisten tschechischen Sportvereinen. Zwei Blockfahnen, viele Schals und mitunter echt laute Zuschauer. Wir hatten uns geschickt im Sitzplatzbereich neben dem vollen Gästesektor platziert, sodass wir ihren Dauersupport gut mitbekamen und ab und an einstimmen konnten. Neben uns saßen übrigens mehrere andere deutsche Litvínov Fans.
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Durch die Nacht ging es über die tschechischen Landstraßen nach Reitzenhain und ab Chemnitz über die Autobahn zurück nach Merseburg. Eine insgesamt wieder einmal wirklich lohnende Fahrt. Die beste Besichtigung war Loket, die beste Sportveranstaltung das Spiel von HC Most gegen Klatovy.
Von unseren neun Nachbarländern halte ich die Tschechische Republik nach wie vor für eines der beiden interessantesten Länder – ob nun in punkto Sport oder in punkto Burgen. Das andere der beiden ist Polen, wobei dort Sport generell viel stimmungsvoller ist, die Stadien genauso interessant und die Spiele genauso mittelmäßig, außer Eishockey – das ist schlechter als in CZ, wo es hervorragend ist – und Futsal und Speedway – das ist jeweils besser in Polen, wo es Weltspitze ist, sind. Dafür sind wiederum die tschechischen Burgen, ohnehin ist es das Burgenland Nummer 1 in der Welt – nach Qualität und Quantität bzw. Dichte –, noch vor Deutschland, England, Wales, Syrien, Jordanien, Libanon, Frankreich oder Italien, die sehenswerteren gegenüber Polens Burgen und Schlössern. Man sollte auch Lieblingsnachbarland Nr. 3 nicht vergessen: Luxemburg. Wobei die Burgen dort mitunter klar interessanter sind, als die Stadien und Fußballspiele.
Ein geringer Unterschied ist zwischen Polen und Tschechien im Allgemeinen aber doch zu merken: in Polen gibt es gar keine touristenüberlaufenen Ecken wie Karlovy Vary oder Karlštejn, oft sind die Leute in Polen etwas freundlicher und der Service in Restaurants ist auch nicht so schlecht, wobei die böhmische Küche um Längen besser ist, als die polnische.
Es bleibt also dabei: die Tschechische Republik kann mit Burgen, Eishockey, Fußball (dort auch gerade die Austragungsorte) und einheimischem Essen wirklich glänzen.

Statistik:
Ground Nr. 361 (ein neuer Ground; diese Saison: 30 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 897 (diese Saison: 39)
Tageskilometer: 500 (Auto)
Saisonkilometer: 11.800 (10.920 Auto/ 890 Fahrrad/ 90 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 22
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 166

Photos and English version:
Castles - Football - Ice hockey.

Montag, 5. Januar 2009

WE126II-IV: Das Eishockeywochenende



Eine Spontanentscheidung führte dazu, dass wir schon eine Woche nach der Rückkehr aus Tunesien ein voll gepacktes Eishockeywochenende organisierten: ein Spiel in Deutschland, zwei in der Tschechischen Republik. Die Spontanentscheidung fiel deshalb derart aus, weil in unserem Landkreis und den Nachbarkreisen keinerlei Veranstaltungen am Wochenende angesetzt waren. Am Donnerstag gab es den Neujahrslauf (Bilder finden sich unter http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090101%20Merseburger%20Neujahrslauf/) und am darauf folgenden Dienstag war ein Hallenturnier angesetzt. Aber auch am Wochenende sollte etwas los sein!
Also wurde bei Seik ganz schnell ein Mietwagen geordert - ausnahmsweise wurde ich auch als Fahrer eingetragen (ob er wusste, was er damit tut...) - und schon am Freitag dem 2.1. wurde ein bisschen was unternommen.
Zum Warmmachen ging es zur Burg Querfurt - wir waren zwar schon mehrfach dort, aber es bot sich als Kurzausflug an, vor allem damit ich, drei Monate nach Führerscheinerwerb (und zwischendurch nicht mehr gefahren) - und dann spielten in Halle ab 20Uhr zwei Bullenmannschaften gegeneinander.
Saalebulls Halle 1:3 Starbulls Rosenheim
Freitag, 2.Januar 2009 - Anbully 20.00
3. Deutsche Liga (Regionalliga)
Ergebnis: 1:3 nach 60 Min.
Drittelstände: 1:1, 0:2, 0:0
Tore: 0:1 6. ?, 1:1 18. Reckers, 1:2 28. Stanley, 1:3 38. ?
Strafzeiten: 8+10:4
Eishalle: Eissporthalle Halle (Kap. 3.500)
Zuschauer: ca. 1.500 (600 Gästefans)
Spielqualität: 1,5/10 (katastrophal!)

Ich fuhr den Wagen zur Eissporthalle in Halle, die wir - so schworen wir uns nach dem Spiel - nicht mehr von Innen sehen werden. Mal ganz davon abgesehen, dass diese verkommene Idiotenstadt Halle mit ihrer den Eissport kaputtmachenden Bürgermeisterin drauf und dran ist, den Weiterbetrieb der Eissporthalle zu verhindern - die Stadt ist mal wieder fast bankrott, da kann man auch nicht großkotzig die auf die eigenen Fahnen geschriebene Jugendförderung (die Saalebulls sind darin sehr wohl sehr aktiv) erfüllen - es ist auch zudem so, dass das Eishockey in Halle mittlerweile in die völlige Niveaulosigkeit abgesunken ist, in der katastrophal schlechte Spiele die Regel und richtig gute Spiele wie im November einmal gegen Rostock, die Ausnahme.
Zu diesem Spiel braucht man nicht wirklich viel zu sagen, außer dass sich 300 aktive hallesche Fans vergeblich bemühten, die 600 fast allesamt aktiven Gästefans zu übertönen, da die anderen 600 Fans der Heimmannschaft entweder von vorneherein nicht auf Anfeuern eingestellt waren - Problem: Modefans und Sesselfurzer - oder während dieses Mistspiels - so wie ich ja auch - die Lust verloren.
Da mag das erste Drittel noch halbwegs akzeptabel gewesen sein - Höhepunkt neben dem Führungstreffer natürlich der viel gefeierte Glückstreffer von Ausgleich, den ein völlig untalentierter Saalebulls-Spieler namens Recker über den Torwart springen lies (unbegreiflich, wie der Puck reingehen konnte) - doch schon im zweiten Drittel spielten auch die klar überlegenen Gäste streckenweise Mist. Zwei ganz grobe Abwehrfehler der Heimmannschaft sorgten dann zur 1:2 und 1:3 Führung für die ehemals wirklich erfolgreiche bayrische Mannschaft.
Das dritte Drittel wurde von lustlosen Gästen und unfähigen Heimspielern jeglicher Spielkultur beraubt. Einfach nur noch erbärmlich was diese Lutscher da gespielt haben!
Am nächsten Morgen fuhren wir gen Südosten, in der Hoffnung, vernünftiges Eishockey zu sehen. Zuerst stand aber vernünftiges Sightseeing auf dem Programm. Wir fuhren in Zschopau von der Bundesstraße ab, hoben uns eine Besichtigung dieser Stadt allerdings für den Sommer auf. Fahrerwechsel. Jetzt konnte ich feststellen, wie schwer es ist, auf verschneiter und vereister Fahrbahn zu fahren. Vor allem Anfahren am Berg ist da echt nicht so einfach.
In Scharfenstein, einem Ortsteil von Drebach, fuhren wir gleich zum kostenpflichtigen Parkplatz ohne funktionierende Parkuhr, und liefen dann zum Schloss hoch. Die Anlage ist hervorragend erhalten, baulich geschlossen und dementsprechend touristisch genutzt. Wir zahlten nur für die Turmbesteigung (1€) und fuhren dann weiter gen Wolkenstein. Dort ist eigentlich der gesamte Ortskern sehenswert, dass Schloss ist da nur der Abschluss und auch nicht zwangsläufig der Höhepunkt. Es weißt große Ähnlichkeiten zu dem in Scharfenstein auf, nur kann man dort keinen Turm besteigen. Nach dem Blick in den Innenhof ging es also weiter gen Tschechische Republik.
In Žatec war einchecken im Hotel U Hada (Hotel zur Schlange) angesagt. Ist leider nicht ganz billig, aber wir kannten das Hotel und es liegt günstig zu unseren nächsten Zielen.
Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Synagoge von Žatec fertig renoviert wurde - natürlich ist sie nicht für Nichtjuden geöffnet - war unser nächstes Ziel Chomutov.
KLH Chomutov 4:5 HC Kometa Brno
Samstag, 3.Januar 2009 - Anbully 17.30
1. Liga (2. tschechische Eishockeyliga)
Ergebnis: 4:5 nach 65 Min. + Penaltyschießen
Drittelstände: 0:1, 1:3, 3:0
Verlängerung: 0:0
Penaltyschießen: 0:1
Tore: 0:1 8. Sedlák, 0:2 21. Padělek, 0:3 23. Sedlák, 1:3 32. Hlinka, 1:4 34. Sedlák, 2:4 49. Jeslínek, 3:4 56. Skořepa, 4:4 58. Jíra.
Tor im Penaltyschießen: Sedlák.
Strafzeiten: 12:14+10 Minuten
Eishalle: ČEZ stadion (Kap. 4.500)
Zuschauer: ca. 3.000 (400 Gästefans)
Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Nachdem wir die Karten an der Eissporthalle geholt hatten, gingen wir noch durch den Stadtkern - die Kirche mit den Gummipuppen hatte aber leider nicht mehr offen, vielleicht hatte die „Kunst“ausstellung auch eh schon wieder gewechselt - und etwa eine Stunde vor Beginn in die Halle. Einlass (mit Lichtschranke) und Name der Halle sind zwar (unnötig) modernisiert, aber es gibt noch erfreulich viele Holzbänke, teilweise mit Blech beschlagen.
Es zeichnete sich schon nach drei Minuten ab, dass das Spiel nicht nur - wie nominell der Fall war - um eine Klasse höher sein sollte, als am Vortag, sondern um Welten! Schon nach 8 Minuten hatte sich mehr getan als in den 60 Minuten in Halle/ Saale.
Nach dem ersten Drittel, das rasant geführt wurde, wenigstens einen Treffer sah und mit leichter Überlegenheit der Gäste in die Pause ging, war uns klar: lieber mehr Geld für Fahrtkosten drangeben und mehr Zeit aufwenden für bessere Spiele, als diesen Mist in der deutschen 3. Liga angucken. Kultur haben wir ja auch noch dazu!
Im zweiten Drittel dominierten die Gäste dann völlig. Zwar kam Chomutov nach dem 0:3 noch einmal kurzzeitig zurück, doch nach dem 1:4 rechnete wohl keiner mehr mit einem Erfolg für die Gastgeber.
Diese drehten jedoch gegen Mitte des letzten Drittels richtig auf. Unglaublicherweise gelang es ihnen durch Dauerdruck auf das Tor der Brünner noch den Ausgleich zu erzielen.
Chomutov rettete sich somit in die Verlängerung. Diese fünf Minuten sollten aber mal wieder sinnlos sein, sodass es zum Penaltyschießen ging.
Der erste Schütze von Chomutov verschießt, der erste von Brno auch, der zweite von Chomutov trifft wieder nicht (Penaltyschießen ist auch viel schwerer, als Elfmeterschießen oder Siebenmeterwerfen), doch dann der zweite von Brno. Der Torwart von Kometa sollte den nächsten Schuss parieren, sodass die Entscheidung gefallen war.
Dieser Sieg im Penaltyschießen war auch absolut verdient aufgrund der weitestgehenden Überlegenheit von Kometa Brno.
Fantechnisch war dieses Spiel übrigens sehr gut. Vor allem für die tschechischen Verhältnisse. Hinter uns machten etwa 100 Leute andauernd Lärm für Chomutov und im Gästesektor feierten fast alle kräftig ab. In letzterem wurde es übrigens zum Ende des dritten Drittels hin unangenehm, als es zu zwei Schlägereien kam. Aber alles in allem war das auch nicht weiter wild und würde nur in der deutschen Lokalpresse Erwähnung als „Ausschreitung unbelehrbarer Hooligans“ finden.
Über das Schiedsrichtergespann um Hauptschiedsrichter Vampola kann man sich nicht weiter beklagen.

Wir fuhren dann wieder nach Žatec zurück und übernachteten dort entsprechend gut.

Am nächsten Morgen standen wir verhältnismäßig spät auf und waren nach dem guten Frühstück erst gegen 9.00 Uhr abfahrtbereit.
Auf dem Weg nach Kadan erschlossen sich mir einige Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht, weswegen ich mich an den Tschechen orientierte, die in der 70er Zone 110 fuhren. Es war ja auch nicht glatt, da es in der Gegend von Žatec gar nicht geschneit hatte.
In Kadan wurde es dann erst wieder etwas glatter. Dort nahmen wir uns eine reichliche Stunde zur Erkundung der Innenstadt, deren Höhepunkt der Marktplatz mit Kirche, Rathaus (mit bizarrem Turm) und benachbarter Stadtburg ist.
Weiter ging es in nördlicher Richtung, wo wir uns in Místo zur Burg Hassenstein, also Hasištejn* aufmachten, die jedoch im Winter geschlossen ist. So konnten wir nur die Vorburg begehen und verschoben die Innenbesichtigung auf „irgendwann im Sommer, am besten wenn Fußball in Litvínov oder die Ecke da ist.“
Nächster Punkt war Most, wo wir im Švejk einkehrten und wieder einmal sehr gutes Essen serviert bekamen.
Noch einmal hoch zur Burg von Most - zum Glück war die Auffahrt von bis zu 25% Steigung, die man mit einem langweiligen Ford C-Max 1.600 nur im 1. Gang bewältigt, nicht verschneit - und dann weiter gen Litvínov.
Dort gab es schon Karten - natürlich nur noch Stehplätze - für das Spitzenspiel der höchsten tschechischen Eishockeyspielklasse. Wir fuhren nach dem Kartenkauf und nachdem wir uns noch etwas im Fanshop besorgt hatten, locker gen Meziboří und guckten noch etwas an der Skipiste herum. Zurück fuhren wir dann durch Janov, das Ende des letzten Jahres ua. in der FAZ unrühmlich erwähnt wurde, da dort die rechtsextreme tschechische Partei Delnická Strana unter tatkräftiger Unterstützung des asozialen Teils der Bevölkerung Litvínovs, der leider einen nicht zu unterschätzenden Teil der Gesamtbevölkerung ausmacht, zwei Pogrome gegen die im Vorort ansässigen Roma angezettelt hat**.
HC (Chemopetrol) Litvínov 2:3 HC Moeller Pardubice
Sonntag, 4.Januar 2009 - Anbully 17.30
Extraliga (1. tschechische Eishockeyliga)
Ergebnis: 3:4 nach 65 Min. + Penaltyschießen
Drittelstände: 2:1, 0:1, 0:0
Verlängerung: 0:0
Penaltyschießen: 1:2
Tore: 1:0 2. Hübl, 2:0 8. Jenáček, 2:1 16. Tvrdík, 2:2 29. Pivko
Tore im Penaltyschießen: 1:0 Jenáček, 1:1 Tvrdík, 1:2 Kolář
Strafzeiten: 26+10:16
Eishalle: ZS Ivan Hlinka (Kap. 7.000)
Zuschauer: ca. 5.500 (50 Gästefans)
Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Verdächtigerweise suchte man in der Eissporthalle Roma fast vergebens - sonst waren da sehr wohl mehr zu sehen - aber die Zuschauerzahl von über 5.500 und unser etwas eingequetscht liegender Platz, der aber immerhin fast völlig freie Sicht aufs Feld zuließ, ließ auch nicht die ganzen Zuschauerränge überblickbar.
Das Spiel ging jedenfalls gut los. Sofort fiel das 1:0 für Litvínov und es dauerte nicht lange, ehe das Publikum das 2:0 feiern konnte. Beim 2:1 meldete sich nur die Busladung Fans aus Pardubice. Es war im Übrigen auch beim 2:2 Ausgleichstreffer lächerlich, wie die Heimfans resignierten. Da wurde nicht einmal gegen die Gäste gepöbelt.
Gegen den Schiedsrichter, der schon im ersten Drittel einmal, von einem Eishockeyschläger getroffen, behandelt werden musste, wurde aber fleißig geschimpft. Auch einige Flaschen und Feuerzeuge flogen wieder einmal. Bei der Leistung dieser drei Blinden war das auch kein Wunder. Wie man z.B. einen Bandencheck von Pardubice, der für eine längere Verletzungspause sorgte, mit zwei Minuten ahnden, aber einen mittelschweren Ellbogenstoß von Litvínov mit 2+10, ist unbegreiflich. Auch andere Regelverstöße wurden mit Vorliebe zu Ungunsten des Tabellenführers ausgelegt.
Ein Highlight diesbezüglich dann die Szene, in der Travníček und Píši sich auf US-Sport-Niveau (diese Wortschöpfung ist aber irgendwie ein Widerspruch in sich: US-Sport (NHL, NBA, Baseball, American-Football sind hier vor allem gemeint) und Niveau: da kann man ja nur lachen...) begaben und eine hemmungslose Schlägerei an der Wechselbank von Litvínov austrugen. Aber solange solche Szenen im Rahmen bleiben (also vielleicht maximal zweimal pro Partie), ist das ja eine willkommene Adrenalinstoßsituation.
Die Verlängerung war sinnlos, wobei die Unparteiischen, die an diesem Tag eher die Parteiischen waren, alles daran setzten, Pardubice schon in der Verlängerung zum Sieg zu führen. Da wurden fast gleichzeitig zwei lächerliche Zeitstrafen gegen Litvínov ausgesprochen, die zu einer 5:3 Überzahl führten. Der Tabellenzweite war aber unfähig, diese schiedsrichterliche Steilvorlage zu verwandeln und holte den Sieg erst im Penaltyschießen. Der slowakische Torwart der Gäste war da einfach der Bessere.

Über teils katastrophal verschneite Straßen fuhren wir innerhalb von beinahe fünf Stunden nach Merseburg zurück.

Ground Nr. 274 (1 neuer, diese Saison: 44 neue)
Sportveranstaltung Nr. 726 (diese Saison: 93)
Tageskilometer Freitag: 120 (Auto)
Tageskilometer Samstag: 320 (Auto)
Tageskilometer Sonntag: 360 (Auto)
Saisonkilometer: 17.100; 9.270 Auto/ 2.960 Flugzeug/ 2.590 Bahn/ 2.280 Fahrrad
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 127
* Beim Thema Burgen in der Tschechischen Republik sei unbedingt
http://www.hrady.cz empfohlen. Um mindestens zwei Klassen besser als jede deutsche Burgenseite wie burgenwelt und burgeninventar. Man findet in der riesigen Datenbank nicht nur Burgen und Schlösser, sondern auch Kirchen, Kapellen, Gutshöfe und Brückenbauwerke. Mittlerweile sogar Zoos und andere Ausflugsziele. Hauptaugenmerk liegt jedoch auf mittelalterlichen Burgen, wobei jeder Wallrest vermerkt ist. Größtes Problem auf der Seite ist das Durchfinden durch die tschechischsprachige Flut von Informationen. Die Suche ist leider nur bedingt hilfreich, da man den korrekten Namen der Burg/ des Ortes inklusive aller Sonderzeichen (Verlängerungszeichen nicht vergessen!) eingeben muss, um etwas zu finden. Die Kartensuche ist natürlich sehr unübersichtlich, aber am Besten für die Leute geeignet, die ein Ausflugsziel um einen bestimmten Ort herum suchen.
Also eine sehr gute Seite:
http://www.hrady.cz

** Bei youtube findet sich viel gutes Material, was auch hoffentlich dort verbleibt (man weiß ja, dass dort einige löschwütige Idioten herumsitzen). Zu empfehlen sind folgende Mitschnitte:
http://www.youtube.com/watch?v=JX7RE3wGCig und http://www.youtube.com/watch?v=pkSKaRvZ4Ok&feature=related . Tschechischkenntnisse sind empfohlen, aber man kann auch, kennt man nur ein paar Worte wie ich, erraten, was dort gepöbelt wird. Schlüsselwort: Cikáni „tsikaani“ - Zigeuner. Deutschsprachige Quellen gibt es kaum. Viel linksextreme Propaganda (also Jungleworld und ähnliche Lügenverbreiter - sorry, aber das bringt’s echt nicht, wenn man was gegen Neonazis unternehmen will) und als positive Ausnahme Radio Prag http://www.radio.cz/de/artikel/110429/limit .

Bilder:
Mistspiel in Halle
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090102%20Saalebulls%20Halle%201-3%20Starbulls%20Rosenheim/
Idyllisches Scharfenstein
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103a%20Scharfenstein%20im%20Erzgebirge/
Ebenso idyllisches Wolkenstein
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103b%20Wolkenstein%20im%20Erzgebirge/
Schönes Match in Chomutov
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103c%20KLH%20Chomutov%204-5nP%20Kometa%20Brno/
Bierstadt Žatec
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103d%20Zatec%20-%20Bierstadt%20Sarz%20-%20Album%20II/
Eine typische böhmische Mittelstadt: Kadan (und eine Burgruine im Wald: Hasištejn)
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090104a%20Kadan%20und%20Hasistejn/
Noch ein gutes Spiel, diesmal in Litvínov
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090104b%20HC%20Litvinov%202-3nP%20HC%20Moeller%20Pardubice/