Sonntag, 04. Oktober 2009 - Anstoßzeit 13.00
Karlovarský kraj: Krajský přebor dorostu (4. Liga der U-18)
Ergebnis: 2:5 nach 90 Min. (45/45) - Halbzeit 2:1
* Auch als 2:4 (2:1) gemeldet
Tore: 1-0 David Drabík, 1-1 Tomáš Kabelák, 2-1 Jan Paluch, 2-2 Robert Csekés, 2-3 Tomáš Kabelák, 2-4 Filip Drahorád, 2-5 (?)
Verwarnungen: keine
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion SK Toužim (Kap. 700, davon 100 Sitzplätze)
Zuschauer: 40 (davon 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Besserer Durchschnitt)
HC Plzeň 1929 4:5 HC „Benzina“ Litvínov
Sonntag, 04. Oktober 2009 - Anbully 17.30
Extra Liga Hokej (1. tschechische Eishockeyliga; Profiliga)
Ergebnis: 4:5 nach 60 Min. – Drittelstände: 2:4, 2:0, 0:1
Tore: 1-0 0:10 Bomersback, 1-1 0:31 Černý, 1-2 2:17 Lukeš, 1-3 5:14 Jánský, 2-3 15:58 Straka, 2-4 16:27 Majdan, 3-4 32:31 Vlasák, 4-4 39:57 Vlasák, 4-5 42:46 Lukeš
Strafminuten: 35-24 (davon Mezei (Plzeň) 5 + 20)
Spielort: ČEZ „Aréna“ (Kap. 8.420, davon 5.420 Sitzplätze)
Zuschauer: 5.881 (davon 250 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Lebte nach ausgesprochen gutem 1. Drittel nur noch von der Spannung)
Sightseeing: 7,0/10 (Schön!)
Der dritte Tag der Tour war der letzte Tag vor Beginn des 3. Semesters. Jetzt wurde wieder ungehemmt meine Groundhopping-Linie, speziell für Touren im Ausland, konkret der Tschechischen Republik, typisch, durchgezogen: erst ein paar Burgen besichtigen, dann zum Fußball, dann noch zum Eishockey.
Punkt eins war die bekannte Burg Ellbogen, die unweit von Karlovy Vary in der Landstadt Loket liegt. Loket, also Ellbogen, heißt deshalb so, weil die Ohře (Eger) einen derartigen Bogen um den Burgberg, der zentral im Ort liegt, macht. Der Berg ist komplett befestigt und von alter Architektur zugebaut. Sehr schön anzusehen, das meiste ist auch renoviert, nur am Rande stehen ein paar unpassende moderne Bauten.
Die Burg selbst ist eine der Anlagen, die über 8 von 10 Punkten (8,3) von mir bekam; irgendwas fehlt, aber der Baukörper ist geschlossen und liegt schön in der Landschaft. Auch das Museum war ganz gut: die Exponate umfassen Porzellan, Waffen, Rüstungen, Möbel und schließlich, im Keller, diverse Puppen zur Verdeutlichung mittelalterlicher Folterpraktiken. Wirkte zwar vom Äußeren der Puppen her, auch mit dem im Hintergrund laufenden Tonband, was das Stöhnen Gefolterter und die Werkzeuge der Folterknechte abspielte, etwas albern, veranschaulichte aber die gängigen Methoden wie Strecken, Radebrechen oder das Schinden der Haut mit glühenden Eisen und Zangen.
Der Blick vom Turm war durch die baulichen Gegebenheiten etwas eingeschränkt, aber der Überblick über das Tal von Loket war gut. Im Inneren der Burggebäude wurde übrigens alles auf besten Stand gebracht, sodass man die Burg problemlos und völlig sicher besichtigen kann. Wie in Deutschland üblich – man merkte doch, dass unser Land nicht weit weg war: denn auch alle Beschriftungen von Exponaten waren in ordentlichem Deutsch, dazu Tschechisch und Englisch.
Wer immer noch meint, sein Auto sei in der Tschechischen Republik nicht sicher, dem sei gesagt, dass ich vergessen habe, nach dem Einweisen beim Einparken das Fenster hoch zulassen, sodass jeder die eine Jacke aus dem Auto hätte holen können. Niemand hat es getan.
Weiter ging es – noch mal über die Schnellstraße an Karlovy Vary vorbei – nach Andĕlská Hora. Dort steht hinter der Kirche eine mittelalterliche Burgruine auf einem markanten Felsen. Die Mauern sind nicht besonders gut erhalten, aber der Blick von oben ist sehr lohnend. Gesichert ist die Anlage nur teilweise. Dafür wurde eine Antenne in die Reste des Bergfrieds gebaut. Der Palas ist noch stärker verfallen, als in Egerberk (siehe Freitag). Fast die ganze Besichtigung über verfolgte uns eine Katze, wie in manchen anderen Anlagen die so genannten „Guides“. Die schien allerdings nicht zu streunen, so gepflegt wie die aussah, aber die Nähe der Burgbesucher hat sie trotzdem dauernd gesucht.
Wir hielten noch in Bečov, wo es ein Burgschloss gibt. Dort war Mittagspause, aber die Zeit war ohnehin anders verplant. Nachdem wir etwas durch den recht ansehnlichen Ort gelaufen waren und an ebendiesem, von zwei Stilen: Barock und Renaissance, geprägten Burgschloss vorbeigekommen waren, fuhren wir weiter. Wir wollten nach Toužim, bogen aber zuerst falsch ab, sodass wir tolle Nebenstraßen, die zwischen Bäumen und Felsen hindurch führten – zwei Autos passten da nicht aneinander vorbei – entlang fuhren. Als es über Felder uns Wiesen ging, war der Ort Toužim nicht weit. Dort war dann Fußball angesagt.
Am Samstag fand sich nichts Besseres, als ein Spiel der Dorostu auf Bezirksebene, der Jugendklasse, die in Deutschland in A- und B-Jugend aufgeteilt wäre. Aber das Spiel war gar nicht schlecht und auch das Stadion war ganz lustig. Zwischen Industrieanlagen gelegen und mit wackliger Sitztribüne, überdacht von einem Vordach eines Plattenbaus, versehen, daneben eine abgewrackte Sporthalle und eine moderner Bolz- sowie uralter Hartplatz. Letzterer hatte als Belag sogar noch schwarze Asche, die vom böigen Wind immer wieder verwirbelt wurde.
Das Spiel fand auf dem Hauptplatz, ein ordentlicher Rasen, statt und während die Gäste aus Marienbad, also Mariánské Lázně mehr Druck machten, erzielte Toužim mehr Tore. Allerdings nur bis zur Pause, wo ein schmeichelhaftes 2:1 zu Buche stand.
Nach der Pause legten die Gäste gehörig zu und erzielten nach und nach drei oder vier Tore – bei fotbal.cz ist das Spiel als 2:4 gemeldet; das eine Tor schien doch nicht gezählt zu haben. Der Sieg war aber auf jeden Fall auch in der Höhe verdient. Alles in allem eine ganz ordentliche Partie mit ein paar verwarnungswürdigen Fouls und ein paar schönen Toren, aber zu wenigen Zweikämpfen.
Nach dem Spiel schauten wir noch am Schloss- und Burgareal Toužim vorbei, was fürchterlich verfallen ist. Dort wurden ältere Gebäude im 18. Jahrhundert erneuert und – ich habe keine Informationen gefunden, ist aber sehr zu vermuten – nach dem 2. Weltkrieg, nachdem ihre Besitzer vertrieben (Deutsche) oder enteignet (Deutsche oder Tschechen) wurden, sich selbst überlassen. Aber irgendwie sind da einzelne Gebäudeteile in den letzten fünf Jahren mehr oder weniger planlos saniert wurden, was bizarr wirkt. Da ist ein Teil einer Toreinfahrt verputzt und gestrichen, ein Teil eines Nebengebäudes ebenfalls und drum herum alles im Arsch.
Weiter ging es nach Plzeň, wo wir erst Karten holten (160 Kronen, also 6€: extrem teuer für tschechisches Eishockey!) und dann nach Essen suchten. Pizzeria zu, Chinese zu, zwei Tschechen zu, der fünfte Laden dann endlich offen und erstens richtig billig (zu dritt nur 16€ gezahlt) und zweitens richtig gut. Zum Beispiel das mit Schimmelkäse und Schinken gefüllte Schnitzel mit schweren, kräuterdurchwirkten Wiener Knödeln und Salat.
Wir guckten zum zweiten Mal in der eindrucksvollen und äußerst modernen „Arena“ von Plzeň, weil mein Vater an seinem Geburtstag ein Spiel von Chemopetrol – jetzt eigentlich Benzina, einer Tochter der Orlen, die wiederum mit Chemopetrol zusammenhängt: so feuert aber keiner an – Litvínov sehen wollte. Kurz nach Weihnachten 2007 hatten wir schon einmal diese Begegnung gesehen. Litvínov siegte 3:6.
Auch diesmal siegten die Jungs aus Leutensdorf, die allerdings schlimm schwächeln diese Saison, und machten meinem Vater somit ein prima Geburtstagsgeschenk.
Nur das erste Drittel war gut. Außerordentlich gut sogar: gleich vom Anbully weg erzielte HC Plzeň 1929 das 1:0, doch nur wenige Sekunden später glich Litvínov aus und drehte in furiosen Minuten auf 1:3 auf. Der Anschlusstreffer erfolgte erst zum Ende des ersten Drittels hin und wurde von den Gästen mit einem erneuten Tor beantwortet.
Im zweiten Drittel zeigte sich Plzeň 1929, die Indianer, von seiner schlechten Seite. Zwar stolperten sie zwei Tore rein – jeweils in Überzahl nach sinnlosen Herausstellungen – doch konzentrierten sie sich auf unsaubere Spielweise um den Gegner einzuschüchtern. Das zweite Drittel war das schlechteste Eishockey, was ich jemals in der Tschechischen Republik gesehen habe. Das war ja nicht besser als ein mittelmäßiges Saalebulls Spiel in Halle!
Im dritten Drittel fuhr Plzeň dieselbe Schiene, doch wurde endlich für ihr mutwilliges Verletzen von Gegenspielern bestraft. Nicht nur mit 20 Minuten-Strafe und 5 Minuten Unterzahl, sondern auch mit dem 4:5, was die Entscheidung sein sollte.
Zwar kein gutes Spiel, aber wenigstens ein Sieg für HC Chemopetrol Litvínov. Auch war die Stimmung besser, als bei den meisten tschechischen Sportvereinen. Zwei Blockfahnen, viele Schals und mitunter echt laute Zuschauer. Wir hatten uns geschickt im Sitzplatzbereich neben dem vollen Gästesektor platziert, sodass wir ihren Dauersupport gut mitbekamen und ab und an einstimmen konnten. Neben uns saßen übrigens mehrere andere deutsche Litvínov Fans.
Durch die Nacht ging es über die tschechischen Landstraßen nach Reitzenhain und ab Chemnitz über die Autobahn zurück nach Merseburg. Eine insgesamt wieder einmal wirklich lohnende Fahrt. Die beste Besichtigung war Loket, die beste Sportveranstaltung das Spiel von HC Most gegen Klatovy.
Von unseren neun Nachbarländern halte ich die Tschechische Republik nach wie vor für eines der beiden interessantesten Länder – ob nun in punkto Sport oder in punkto Burgen. Das andere der beiden ist Polen, wobei dort Sport generell viel stimmungsvoller ist, die Stadien genauso interessant und die Spiele genauso mittelmäßig, außer Eishockey – das ist schlechter als in CZ, wo es hervorragend ist – und Futsal und Speedway – das ist jeweils besser in Polen, wo es Weltspitze ist, sind. Dafür sind wiederum die tschechischen Burgen, ohnehin ist es das Burgenland Nummer 1 in der Welt – nach Qualität und Quantität bzw. Dichte –, noch vor Deutschland, England, Wales, Syrien, Jordanien, Libanon, Frankreich oder Italien, die sehenswerteren gegenüber Polens Burgen und Schlössern. Man sollte auch Lieblingsnachbarland Nr. 3 nicht vergessen: Luxemburg. Wobei die Burgen dort mitunter klar interessanter sind, als die Stadien und Fußballspiele.
Ein geringer Unterschied ist zwischen Polen und Tschechien im Allgemeinen aber doch zu merken: in Polen gibt es gar keine touristenüberlaufenen Ecken wie Karlovy Vary oder Karlštejn, oft sind die Leute in Polen etwas freundlicher und der Service in Restaurants ist auch nicht so schlecht, wobei die böhmische Küche um Längen besser ist, als die polnische.
Es bleibt also dabei: die Tschechische Republik kann mit Burgen, Eishockey, Fußball (dort auch gerade die Austragungsorte) und einheimischem Essen wirklich glänzen.
Statistik:
Ground Nr. 361 (ein neuer Ground; diese Saison: 30 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 897 (diese Saison: 39)
Tageskilometer: 500 (Auto)
Saisonkilometer: 11.800 (10.920 Auto/ 890 Fahrrad/ 90 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 22
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 166
Photos and English version: Castles - Football - Ice hockey.
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