Sonntag, 19. Oktober 2008

WE116II: Von einer Fußballmannschaft, die einen nicht mehr existierenden Ort repräsentiert

Krumpaer SV Lützkendorf 2:1 SV Gröst
Samstag, 18.Oktober 2008 - Anstoßzeit 15.00
3. Kreisklasse (13. Liga, 9. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 91 Min. (45/46) - Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 8. (?), 1:1 49. (11m) (?), 2:1 89. (?)
Verwarnungen: 1 für Krumpa, 3 für Gröst (davon 2 Gelbe zu 1 Gelb-Roten)
Platzverweise: der besagte für Gröst in der 47. (foulen und meckern)
Sportplatz: Gemeindesportplatz Krumpa (Kap. 1.000)
Zuschauer: 20 (2 Gästefans)
Spielqualität: 4,0/10 (Etwas unterm Durchschnitt)
Vorm Spiel:
Wir kamen wie gesagt gerade von Mücheln. Der Zeitpuffer von nur etwas mehr als 10 Minuten reichte gerade noch um den Einlauf der Mannschaften zu erleben.
Zum gastgebenden Verein sollte man noch ein paar Worte verlieren: üblicherweise als KSV Lützkendorf bezeichnet, wird man diesen Ort nie unter diesem Namen auf der Karte finden. Lützkendorf ist ein abgebaggerter Ort, der dort lag, wo heute der Geiseltalsee liegt. Dieser ist ein gefluteter Braunkohletagebau südlich von Merseburg bei den Städten Braunsbedra und Mücheln. Vor Braunsbedras Ortsteil Krumpa (dafür steht das K im KSV) machte der Tagebau halt. Der Fußballplatz liegt nur 100m vom Hang des Sees entfernt. Umrahmt zu allen Seiten von Gestrüpp und Industriebrache.

Das Spiel:
Es gibt nicht viele 1. Mannschaften in der 3. Kreisklasse, doch hier spielten sogar zwei 1. gegeneinander. Lützkendorf hatte den besseren Start. So legte schon nach acht Minuten ihr afrikanischer Stürmer Geoffrey den Ball geschickt auf einen Kollegen, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe - eigentlich habe ich mir auch nur den Namen des Afrikaners gemerkt... - ab, der den Ball schön ins Eck setzte. Bis zur Pause fielen keine weiteren Tore. Auffällig war nur wieder einmal die Freundlichkeit unter den Spielern. Kaum wurde mal einer zu Fall gebracht, ging schon das Geschrei los: ,,Ey na hast du n Ei am Wandern, Alter?’’ - ,,Ach halt’s Maul und verpiss dich, du Vogel!’’
Nach der Pause gab es dann eine sehr lustige Einlage, als ein Gröster mal wieder im gegnerischen Strafraum den Ball verlor. Gefrustet schubste er einen Gegenspieler um, bekam Gelb dafür und beschwerte sich dann noch lautstark beim Schiedsrichter, weswegen er vom Platz gestellt wurde. Nicht mehr so lustig war es dann, als man sein Gemecker mal etwas klarer hörte, da er auf uns zulief um vom Feld zu verschwinden. Also entweder war der junge Mann äußerst ungebildet oder er war wegen einer geistigen Behinderung sprachlich so unbeholfen. Nicht nur das ,,ey’’ nach jedem zweiten Wort, sondern auch die pseudo-intelligenten Formulierungen wie ,,Na ey hier geht’s nich um n Sport ey, dass so ums Menschliche ey... weeßte hat doch nichts mehr mit m Sport zu tun ey...’’ Er verabschiedete sich von den Krumpaer Zuschauern dann auch noch mit ein paar dummen Sprüchen. Diese nahmen das aber erstaunlich gelassen hin. Wären die Sprüche gegen mich gerichtet gewesen, wäre es etwas lauter auf dem Platz geworden.
Ohnehin seltsam, was sich so auf und am Platz an unbeholfenen, übergewichtigen und verschrobenen Leuten zusammengefunden hatte. Von den Zuschauer trank fast jeder sein Bier, einer der Gästebetreuer - ein alter, gebrochener Mann mit zerzausten Haaren - trank und rauchte andauernd und dann noch so ein paar ausgefallene Spielertypen - besonders bei Gröst. Bei Krumpa fiel nur auf, dass 3 augenscheinlich ausländische Spieler bei 11 Spielern sehr viel sind für eine ostdeutsche Mannschaft. Aber wenn das alles problemlos funktioniert: sehr gut!
Wie auch immer. Gröst wurde besser nach dem Platzverweis und bekam einen berechtigten Elfmeter zugesprochen, den sie sicher verwandelten.
Nachdem Krumpa ein paar gute Chancen vergab, schafften sie einen weiteren Treffer, der schließlich zum Sieg reichte, durch einen schönen Schuss aus 25 Metern.

Eintritt, Catering Zuschauer:
Freier Eintritt, kein Catering und 20 Zuschauer, die ihren Mund nur zum Meckern aufmachten.

Schiedsrichter:
Man konnte eigentlich nicht klagen, auch wenn es Spieler, Betreuer und Zuschauer immer wieder gerne taten.

Nach dem Spiel:
Es stand noch eine dritte Veranstaltung an. Allerdings fuhren zwischendurch noch einmal nach Hause.

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