Mittwoch, 7. April 2010

W192I: Sicherheitswahn statt Aprilscherze; Landespokal am 1. April

SV Waren 09 2:1 1.FC Neubrandenburg 1904 Donnerstag, 1. April 2010 - Anstoßzeit 14.00 Landespokal Mecklenburg-Vorpommern, Achtelfinale (beide Mannschaften Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern; 6. Liga = 1. Amateurliga) Ergebnis: 2:1 nach 93 Min. (45/48) – Halbzeit 1:1 Tore: 0:1 8. Neumann, 1:1 35. Lübke, 2:1 76. Schlüter Verwarnungen: Jan Aepinus, Buchholz, Groß (Waren), Witzig (1.FCN) Platzverweise: keine Spielort: Müritzstadion (Kap. 4.000, davon 800 Sitzplätze) Zuschauer: 750 (davon knapp 150 Gästefans) Unterhaltungswert: 6,5/10 (Spannendes Pokalspiel, ordentliche Spielqualität, ganz gute Atmosphäre) DSC05284 Photos and English version: a) Waren Town b) Match in Waren c) Older Neubrandenburg pics Wenn man auf halbem Weg zwischen Berlin und Rostock die Autobahnabfahrt Waren/ Müritz erreicht hat, sind es noch 25km über enge Landstraßen nach Osten in die mecklenburger Seenlandschaft bis zur Kleinstadt Waren an der Müritz. Der Ort ist zwar recht klein, der erste Eindruck mit vielen sanierten aber langweiligen Plattenbauten recht unbeeindruckend, die Einwohnerzahl beträgt 21.000 – aber wenn man die Altstadt erreicht hat, in der sich schon an diesem Gründonnerstag erstaunlich viele deutsche Touristen (aber keinerlei Ausländer) aufhielten, kann man sich nicht beklagen. Sehr flächendeckend saniert, bunte Fassaden, etliche Fachwerkhäuser, schöne Gassen und zwei ganz interessante Backsteinkirchen. Doch die Besichtigung des Ortes stand nicht im Mittelpunkt. Die erste Zufahrt zum Stadion war gesperrt und der erste Polizist dort war einer der Sorte, der wahrscheinlich sein Dienstmotorrad nur mit Stützrädern unfallfrei lenken kann: da schickt der uns mit einer schlechten Wegbeschreibung einen 5km langen Umweg zum Stadion, anstatt uns 10m in die temporäre Einbahnstraße einfahren zu lassen um dort die Parkbucht zu nutzen. Aber nein, man muss es den Besuchern ja besonders schwer machen und sie außen herum zu dem Parkplatz schicken. Als dann am Einlass zum Müritzstadion lauter so schwarz gekleidete Wichtigtuer herumstanden, fragte ich mich, ob die beim SV Waren irgendwie geisteskrank sind, bei einem Amateurspiel ein derartiges Aufgebot zu bringen. Der vergreiste Ordner, der mich völlig falsch und ineffektiv untersuchte, konnte auf meine Frage an ihn, ob das hier ne Beschäftigungstherapie für euch Warener sei, leicht kopfschüttelnd nichts antworten. Also so etwas Bescheuertes wie dieses Polizeiaufgebot hatte ich nur von der Naumburger in einem Benefizspiel zwischen RSK Freyburg und Carl Zeiss Jena erlebt. Das war sogar noch kranker. Das Zuschaueraufkommen an diesem Tage rechtfertigte zwar keineswegs das Polizeiaufgebot von ca. 50 Mann, aber 750 Zuschauer (davon waren mindestens 120 Neubrandenburger) waren echt nicht schlecht für den Landespokal. Beide Mannschaften sind übrigens Vertreter der höchsten Amateurspielklasse; der Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern (Neubrandenburg Zweiter in der Tabelle, Waren Sechster). Stimmung kam aber kaum auf: mitunter sehr laute oder lustige Zwischenrufe, etwas Getröte und kaum Sprechchöre und letztere auch nur vom Stimmungsblock der Gäste. Aggressionen konnte man keine ausmachen – es sei denn, man fühlt sich schon bedroht, wenn mal ein paar Leute gegen die Bande treten oder mal „Raus die Sau“ gebrüllt wird. DSC05345 Die Spieler lieferten auch keinen Grund für die Uniformierten einzugreifen. Neubrandenburg bestimmte anfangs das Spiel, traf u. a. einmal die Latte und ging dann auch recht verdient mit 0:1 in Führung. Nach und nach wurde Waren jedoch besser und schaffte dann nach über einer halben Stunde das Ausgleichstor. Bis zur Pause wurden noch ein paar Chancen vergeben, dann gab es nach dem Seitenwechsel wieder das gleiche Bild: Neubrandenburg drückte, was vor allem in der 50. Minute eine kuriose Szene einbrachte; Lattentreffer, Nachschuss vom Torwart abgeblockt, nächster Nachschuss von einem weit vor der Linie stehenden Feldspieler, dann noch ein weiterer Nachschuss von einem anderen Feldspieler direkt vor der Linie und dann noch mit Seitfallzieher geklärt. Waren allerdings auch ab der 60. wieder besser werdend. Ein grober Abwehrfehler eine Viertelstunde vor dem Ende führte zum 2:1 Siegtreffer der Warener. Wir verließen langsam das ganz ansehnliche Müritzstadion – eine Längsseite ist ausgebaut, wobei ein Großteil mit zwei voneinander getrennten Tribünendächern überdacht ist und Sitzplätze auf Holzbänken anbietet und die andere Längsseite nur Stehplätze, die aber wohl auch mal Holzbänke hatten, zu bieten hat; hinter den Toren sind teils bewachsene Graswälle, wobei der eine die Sportanlage von einer hässlichen Reihenhausspießersiedlung abgrenzt – aßen noch prima Knacker vom Vereinsgrill und beobachteten dann belustigt, wie es noch ein bisschen Stress zwischen denjenigen Neubrandenburgern, denen die Aufmerksamkeit der Polizisten galt: die eindeutig dem rechten Spektrum zuzuordnenden Schwarzjacken, die man allerdings kaum von der Dorfpolizei in ihren schwarzen Uniformen und mit ihrem unseriösen Aussehen unterscheiden konnte, und den Polizisten gab. Aber wieso man für ein paar Pöbler, die gerade einmal einen Böller warfen, gleich Dutzende Sicherheitskräfte brauchte, ist mir auch heute noch rätselhaft. Da muss jemand beim Warener Präsidium oder Stadtrat echt den Arsch offen haben. Wir kamen jedenfalls unbeschadet nach Rostock-Diedrichshagen, wo Frau Blohm uns schon auf dem Reiterhof erwartete. DSC05274 Statistik: Ground Nr. 407 (ein neuer Ground; diese Saison: 76 neue) Sportveranstaltung Nr. 974 (diese Saison: 116) Tageskilometer: 470 Auto Saisonkilometer: 30.070 (19.360 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.390 Fahrrad/ 2.320 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 60 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 192

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