Donnerstag, 8. April 2010

W193I: Beim ältesten Sportverein Deutschlands

TSV Friedland 1814 1:4 FC Vorwärts Drögeheide
Montag, 5. April 2010 - Anstoßzeit 14.00
Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern (6. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 1:4 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit 0:4
Tore: 0:1 3. Nr. 14, 0:2 30. Nr. 7, 0:3 34. Nr. 7, 0:4 37. Nr. 10, 1:4 57. Nr. 3
Verwarnungen: Nr. 6 (Friedland) & Nr. 11, Nr. 18 (Drögeheide)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportstätte am Hagedorn, Platz III (Kap. 1.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Ordentliches Spiel)
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Photos and English version:
Friedland Town Pictures
Friedland Football Pictures

Es war ein typischer Tag in Sachen Groundhopping in Mecklenburg-Vorpommern. Nach diesem Tag bin ich mal wieder froh, trotz der guten Freunde in Diedrichshagen bei Rostock, nicht in diesem Bundesland zu leben. Groundhopping in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist meist um ein Vielfaches besser zu organisieren und um ein Vielfaches ergiebiger. An diesem Ostermontag jedenfalls hieß es einen Umweg über Friedland in Mecklenburg einzulegen. Die Stadt mit nur etwas mehr als 6.000 Einwohner ist gar nicht mal so hässlich. Zwar ausgestorben, aber eine lange Stadtmauer mit zwei schönen Toren, eine ganz ansehnliche und große Kirche am mit Plattenbauten flankierten Marktplatz, eine Kirchenruine und auch ein paar schöne Gassen mit Fachwerkgebäuden. Dazu aber leider das übliche Dreckswetter im Küstenhinterland: starker Wind, dicke Wolken und Regen.

Der übliche organisatorische Dreck war dann an den Sportstätten am Hagedorn zu merken: da musste man schon erleichtert sein, dass das Spiel nicht kurzfristig verlegt wurde, aber im ohnehin schon wenig interessanten Stadion – in Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur sehr wenige schöne Stadien – wurde nicht gespielt, sondern auf dem zweiten Nebenplatz, einem unebenen Dorfanger mit Wellen und Unebenheiten, jedoch ohne Ausbauten. Das war ein Spiel der höchsten Amateurliga, aus der der Gastgeber zwar absteigen wird nach dieser Saison und der Gast nach der baldigen Fusion mit Greif Torgelow (Drögeheide ist ein Ortsteil der Stadt Torgelow) als dessen II. Mannschaft so weiter spielen wird, aber das darf eigentlich nicht sein. So etwas Bescheuertes, dass sich respektable 200 Zuschauer (mehr als bei vielen Vereinen in Sachsen-Anhalt) um einen ausbautenlosen Platz ohne Sitzgelegenheiten herum aufstellen müssen, um für 3€ (ist ja noch halbwegs angemessen, da sonst der Eintritt 4-6€ beträgt) ein Spiel der höchsten Amateurliga zu sehen, habe ich auch echt nur in diesem unmöglichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erlebt. Absolut erbärmlich auch der Fakt, dass es nur eine unterdurchschnittliche Anzahl an Mannschaften gibt, aber massenhaft Plätze, die dann nach Lust und Laune bespielt werden, ohne dass die Spielortverlegungen von diesen unfähigen Schnarchnasen von Vereinsoffiziellen und Staffelleitern gemeldet werden würden. Was ist da eigentlich schwer daran, bei fussball.de so etwas ordentlich einzuarbeiten?!
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Der Grund des Besuchs war aber auch weniger das Stadion, sondern eher der Punkt, dass die Stadt am günstigsten von allen Spielorten auf dem Weg nach Merseburg zurück lag und vor allem, dass der TSV Friedland 1814 der älteste Sportverein in ganz Deutschland ist. Allerdings nur die Turnabteilung. Wann die Fußballabteilung gegründet wurde, weiß ich nicht, da die Website der Friedländer sehr schwach ist und kaum Informationen bietet. Fakt ist aber, dass die erzkonservativen Turnerriegen lange Zeit gegen die Fußballer agitiert haben. Die Turner waren ja auch die ersten, die im Dritten Reich jüdische Sportler ausgeschlossen haben. Zum Glück hat danach ein Umdenken bei den Turnvereinen stattgefunden, sodass sie nicht mehr so ein Hort des Konservativismus sind, wie in England z.B. manche Golf- und Kricketvereine, die mitunter Frauen nicht als Mitglieder oder Besucher akzeptieren.

Die Friedländer, die einige polnische Spieler dabei hatten, was mich ein bisschen am Amateurcharakter zweifeln ließ, da ich mit Stendal so meine Erfahrungen gemacht habe, spielten in der ersten Halbzeit so scheiße, wie ihr Ausweichplatz aussah, auch wenn man ihnen zugutehalten muss, dass sie immer wieder versuchten, ein Tor zu erzielen. Die Unfähigkeit beim Abschluss war allerdings schlimm, sodass die Tore nur von Drögeheide erzielt wurden. Vor allem von der 30. bis 37. war Drögeheide extrem druckvoll und erzielte drei Tore in kurzer Zeit, die das erste Tor zur frühen Führung nicht so alleine stehen ließen.
In der zweiten Halbzeit war Drögeheide weiterhin die bessere Mannschaft, doch hatten sie offensichtlich Probleme, die Bälle mit dem Wind platziert nach vorne zu bringen. Ihnen gelang kein Tor mehr, während die Friedländer noch wenigstens den Ehrentreffer erzielten. 1:4 der verdiente Endstand.
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Die Fahrt endete dann drei Stunden später in Merseburg. Alles in allem waren das fünf schöne Tage, die allerdings alle möglichen Schwierigkeiten des Amateurfußballs und – durch die Gespräche mit den Leuten auf dem Reiterhof erfahren – auch der Gastronomie u. a. in diesem Bundesland offenbarten. Also wenn man nicht gerade einen ruhigen Alterssitz sucht, kann man vom Wohnen und Arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern in Hinblick auf Bezahlung, Perspektiven und Arbeitswillen und Fähigkeiten der Mitarbeiter etc. wohl nur abraten. Aber immerhin ist es – wieder oder noch – ein ganz lohnendes Urlaubsziel!

Statistik:
Ground Nr. 410 (ein neuer Ground; diese Saison: 79 neue)
Sportveranstaltung Nr. 978 (diese Saison: 120)
Tageskilometer: 570 Auto
Saisonkilometer: 31.310 (20.600 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.390 Fahrrad/ 2.320 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 64
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 193

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