Montag, 22. Oktober 2012

W325II: Eisenbahner gegen Katholiken beim Handball in Pirna

Eisenbahnersportverein Lokomotive Pirna --------- 22
SG Deutsche Jugendkraft Rimparer Wölfe --------- 26
Datum: Samstag, 20. Oktober 2012 – Anwurf: 19.30
Wettbewerb: 3. Liga Ost (3. Handballliga, 1. Halbprofiliga)
Ergebnis: 22-26 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 8-10
Tore: 10x Dušan Miličević, 5x Jiři Bouček, 4x Jiři Havlat, 2x Gasper Martinc, 1x Torsten Schneider (Pirna); 7x Julian Sauer, 4x Daniel Sauer, 3x Holger Lührs, 3x Matjaž Krže, 3x Jan Winkler, 2x Stefan Schmitt, 2x Dominik Schömig, 1x Sebastian Kraus, 1x Jan Schäffer (Rimpar)
Gelbe Karten: Paul Gärtner, Falk Gaube, Torsten Schneider, Trainer Petr Hazl (Pirna); Daniel Sauer, Janko Skrbić, Jan Schäffer (Rimpar)
Zwei-Minuten-Strafen: 2x Dušan Miličević, 2x Torsten Schneider, 1x Paul Gärtner, 1x Falk Gaube, 1x Steffan Helbig, 1x Jiři Havlat (Pirna = 16 Minuten); 3x Daniel Sauer, 1x Julian Bötsch, 1x Jan Winkler, 1x Sebastian Kraus (Rimpar = 12 Minuten)
Platzverweise: Daniel Sauer von Rimpar (57. Min. wg. dritter Zeitstrafe)
Spielort: Sporthalle Pirna-Sonnenstein (Kap. 400 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Erste Halbzeit besser als das Ergebnis vermuten lässt, in zweiter Hälfte ließ Spiel nach)
IMG_2809 Photos with English Commentary:
b) Sightseeing: Dresden, Pillnitz, Pirna
 
Nachdem ich fünf Monate zuvor meine gute Freundin und ehemalige Mitstudentin Conny durch meine Heimatstadt geführt hatte, konnte sie kurzfristig ihr Angebot einlösen, mich in den Teilen ihrer Heimatstadt rumzuführen, die ich noch nicht kannte. Also alles Mögliche außer der Altstadt… Von der Kunstpassage in der Neustadt über das Essen beim Afghanen bis zur Besichtigung von Schloss Pillnitz war das alles auch sehr lohnend. Pirna war uns beiden dann nur aus Kindheitserinnerungen bekannt, doch die Altstadt unterhalb des Schlosses, das ziemlich modern verbaut oberhalb des Ortes liegt, ist recht übersichtlich und in den Seitengassen findet man auch günstige Lokale.

Bevor ich sie auf ihrem Weg Richtung beruflichen Auslandsaufenthalt in Leipzig absetzte, ging es zum sportlichen Teil des Tages. Drittletzter gegen Zweiter der dritten Handballliga in der modern gestalteten Sporthalle Pirna-Sonnenstein. Für eine Halle, die in den 2000ern gebaut wurde, ist die ziemlich gut: Wenig Sichtbehinderung, da die Obertribüne entfernt genug vom Feld steht, außerdem auch eine spielfeldnahe Untertribüne und schließlich ein sehr schön gestalteter Eingangsbereich mit Glaskonstruktionen.

In der erstaunlich vollen Halle, die auch von einer zweistelligen Zahl Pirnaer Fans mit guten Trommelrhythmen und Trompeten sowie fünf trommelnden und schreienden Gästefans gerockt wurde, gab es ein eher torarmes jedoch ziemlich gutes Spiel zu sehen. Als es torreicher wurde, nahm die Spielqualität komischerweise etwas ab. Jedenfalls verlief das ungleiche Duell zwischen den Eisenbahnern und den Katholiken viel enger als die Tabelle erwarten ließ. Pirna war bis zur 50. immer dran und konnte immer mithalten, doch die höhere Schnelligkeit und die damit verbundene Fähigkeit, Angriffe schneller – und übrigens auch konsequenter – abzuschließen, half Rimpar zu einem Vier-Tore-Sieg, der nur deshalb so hoch ausfiel, da sich Pirna nach einem Vier-Tore-Rückstand in der 50. ziemlich aufgab. Rimpar ist hier nicht allzu überzeugend aufgetreten. Deutlich überzeugender im Auftreten waren übrigens die Schiedsrichter: Das sachsen-anhaltische Gespann traf sehr gute und fast ausnahmslos korrekte Entscheidungen – obwohl bei deren Herkunft ja eigentlich Schlimmes zu erwarten war…

Einige wundert sicherlich die Vereinsbezeichnung der Gäste oder meine Überschrift. Die Ausrichtung der Heimmannschaft sollte ja klar sein – Eisenbahnersportverein Lokomotive halt – doch mit dem Namen der Gäste gibt es vor allem im Osten manche Irritationen. Der Beiname der DJK Rimpar lautet „Wölfe“ und ist eine Mode-Erscheinung, doch der eigentliche Vereinsname ist „Sportgemeinschaft Deutsche Jugendkraft“, was bedeutet, dass sie einer von etwa 1.200 deutschen Vereinen, die dem katholischen Sportverband DJK (Deutsche Jugendkraft) angehören, sind. Eigentlich sind diese DJK-Clubs nicht nur Katholen vorbehalten, doch bei Rimpar sind schon auffällig wenige ausländische Profis dabei – und die beiden einzigen sind dann als Slowenen wahrscheinlich schon katholisch. Wenn man die Satzung liest, erkennt man sofort die Hintertürchen, die sich der Verein (wie viele andere Vereine allerdings auch) offen lässt, seine Mitglieder auszuwählen und vielleicht auch (und das wäre nun mal ungewöhnlich) nach religiöser Weltsicht auszusuchen. Auf der Website ist die Satzung übrigens für jeden einsehbar. Mit den Hintertürchen meine ich v.a. § 5, Abs. 2f. (allein der Vorstand entscheidet, ob ein Vereinsbeitrittswilliger aufgenommen wird oder nicht), aber eigentlich ist schon § 4, Abs. 1 ein interessanter Punkt (man beruft sich auf ökumenische Offenheit, aber weist verständlicherweise auf die Identifikationspflicht mit den DJK-Zielen hin, die u.a. auf „die Erziehung […] seiner Mitglieder zu verantwortungsvollen Christen und Staatsbürgern“ hinauswollen). Fakt ist, dass der Verein im Gegensatz zu den meisten anderen Clubs zwar parteilich neutral, aber keinesfalls religiös neutral ist. Beim durchsurfen von Porträts von Spielern und Funktionären diverser DJK-Vereine, habe ich niemanden gefunden, der sich als russisch-orthodox, jüdisch, buddhistisch oder muslimisch zu erkennen gab. Also ein religiös bzw. ethnisch speziell ausgerichteter und dennoch allgemein offener Verein wie die armenischen Clubs in Jordanien und Syrien, bei denen selbstverständlich auch orthodoxe oder muslimische Araber und Kaukasier mitmischen, oder Türkiyemspor oder FC Karame aus Berlin, die bei weitem nicht nur Muslime oder Türken bzw. Araber in ihren Reihen zählen, scheint so ein Club wie DJK Rimpar nicht zu sein. Eher erinnert der Club an Beitar Jerusalem oder al-’Ahed Beirut. Bei denen steht auch nichts in der Satzung, dass man bevorzugt Juden bzw. Schiiten aufnimmt – de facto ist es aber besonders bei erstgenanntem genau so. IMG_2850 Statistik:
Grounds: 810 (heute 1 neuer; diese Saison: 42 neue)
Sportveranstaltungen: 1.636 (heute 1, diese Saison: 59)
Tageskilometer: 410 (410 Auto)
Saisonkilometer: 15.220 (14.210 Auto/ 930 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 8 [Letzte Serie: 12, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 325

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