Montag, 15. Oktober 2012
W324I: Tschechien besiegt Malta im WM-Quali-Spiel in Plzeň
Tschechien / Česko / Ċekkja ------------------------------ 3
Malta / Malta / Malta -------------------------------------- 1
Datum: Freitag, 12. Oktober 2012 – Anstoß: 18.00
Wettbewerb: Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien; UEFA-Zone, Gruppe B
Ergebnis: 3-1 nach 95 Min. (46/49) – Halbzeit: 1-1
Tore: 1-0 34. Theodor Gebre Selassie, 1-1 38. Roderick Briffa, 2-1 52. Tomáš Pekhart, 3-1 67. Jan Rezek
Vergebener Elfmeter: 93. Petr Čech wehrt „Foul“elfmeter von Michael Mifsud ab
Verwarnungen: keine
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion města Plzně bzw. Stadion ve Štruncových sadech oder sogenannte „Doosan arena“ (Kap. 13.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 11.000 (Zahlende: 10.358; Gästefans: mind. 10)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Ganz ordentliches Spiel mit sehr schönen Treffern)
a) World Cup Qualifier: Czech Republic vs Malta
b) Sightseeing in the North of Plzeň Region: Nový Dvůr, Rabštejn nad Střelou and Manětín
Zwei interessante WM-Qualifikationsspiele gab es an diesem Freitag den 12. Nach Luxemburg zum Spiel gegen Israel fuhren wir dann doch nicht, da wir nicht unbedingt noch Hotelkosten haben wollten und nach Luxemburg der Weg auch noch deutlich weiter ist, als nach Plzeň, der berühmten tschechischen Bierstadt. Mittlerweile ist das allerdings der vierte Tagesausflug in diese Stadt, sodass wir nach zwei Besuchen in der Eishockeyhalle nun auch den zweiten Besuch im Fußballstadion hatten und zudem auch jede Sehenswürdigkeit im Stadtgebiet bereits kannten.
Um noch etwas sightseeingmäßig auf die Kosten zu kommen, fuhren wir nach einem Zwischenstopp zum wie immer hervorragenden Mittagessen in Blšany – mit ausgesprochen kompetentem und freundlichem Kellner, was in Tschechien ausgesprochen selten, im Fußballdorf Blšany jedoch die Regel ist – von der Hauptstraße nach Pilsen ab. In Nový Dvůr, einer in den wenigsten Karten verzeichneten Ansiedlung zwischen Žihle und Rabštejn nad Střelou hielten wir kurz an einem verfallenen Schloss. In Rabštejn gab es noch mehr Verfallenes zu sehen: Zwei Burgruinen stehen im eigentlichen Ort (eine dritte vergaßen wir zu besichtigen: diese ist auch etwas außerhalb) und an die größere Ruine angrenzend befinden sich ein Schloss und ein leerstehendes Kloster mit Kirche. Die umliegenden Privathäuser sind größtenteils in einem erbärmlichen Zustand – noch schlimmer sieht der Hof am Ortsausgang nach Manětín aus. Dieses Manětín schließlich, gilt als die Barockperle Böhmens. OK, man kann es auch übertreiben, aber das Ensemble von Kirche, Marktplatz und Schloss mit Garten ist schon richtig fein. Das Schloss ist ein herausragend schön gestalteter, grüner Zweigeschosser mit tollen kleinen Türmen.
In Plzeň fuhren wir gleich zum Stadion und holten da die nicht unbedingt billigen Eintrittskarten. Aber angemessener als die kranken Preise vom DFB sind die Kartenkategorien Hintertor 8€, Längsseite außen 16€, Längsseite mittig 20€ allemal. Schweinisch teuer wird es in Tschechien erst wenn große Gegner kommen. Heute war ja nur Malta da, sodass man keine zwei Minuten anstehen musste, wenn man 90 Minuten vorm Anstoß am Austragungsort stand. Noch einen Tschechien-Malta-Schal für 10€ besorgt und dann ab in die zweite Reihe hinterm Tor. Mittlerweile gibt es auch hinter den Toren Fangnetze, sodass man vielleicht doch eher die Längsseiten aufsuchen sollte, wobei die Dinger kaum beim Fotos machen störten. Das Stadion ve Štruncových sadech wurde übrigens teilsaniert: Die herrlich geschwungene, zweistöckige, blau-rote Haupttribüne ist so geblieben und auch ein Teil der unterschiedlich hohen Flutlichtmasten. Ansonsten wurde aber ziemlich viel Schrott zusammengepfriemelt: Nur die Beleuchtung ist gut geworden, die kastenförmigen Hintertortribünen und die 0815-Gegentribüne sehen aber scheiße aus, obwohl sie immerhin die Farbgebung der alten Haupttribüne aufgreifen. Es wird halt nur baulich ein absoluter Stilbruch begangen: Früher sah das Stadion viel organischer aus, da auf der Gegenseite auch noch ein Marathontor die Tribüne in zwei gleiche Hälften teilte, die viel besser zur hohen Haupttribüne passen. Für uns ist diese Sportanlage übrigens kein neuer Ground, da wir bereits zu einem Ligaspiel dort waren, als das Stadion auch noch deutlich besser aussah (LINK: Bilder von 2010).
Für das Spiel gegen Malta heute gab es nicht mal Vorverkauf übers Internet – umso erstaunlicher, dass das Stadion dann doch bis zum Anstoß fast voll besetzt war. Auch ein gutes Dutzend Malteser fand seinen Weg ins Stadion. Warum die hirnamputierten Ordner dann zwei isoliert sitzende von ihnen in den Gästesektor schickten, obwohl sie offensichtlich rechtmäßig Karten für eine höhere Kategorie erworben hatten, weiß ich nicht – aber das spricht wieder für die mangelhafte Gastfreundschaft der Tschechen. Der Gästesektor ist nämlich wie ein Vogelgehege in einem Zoo ausgestattet. Wer von den deutschen Teplice-, Liberec- oder Sparta-Fans oder so zum Auswärtsspiel zu Viktoria fährt, sollte sich lieber auf der Längsseite neutral gekleidet an den Sektor heran setzen. Die Sichtbehinderung im Gästebereich ist absolut asozial.
Auf den Rängen war trotz gut 11.000 Fans keine richtige Stimmung und auf dem Feld sah es erst einmal so aus, also würden da in der Tat – wie die Statistik vermuten ließ – zwei Nullnummern gegeneinander spielen: Tschechien hatte in den letzten vier internationalen Spielen 0:2 Tore (zuletzt 0:1 in Finnland beim Test verloren, davor ein 0:0 in Dänemark in der Quali) und Malta in zwei Spielen 0:3 (beide Qualispiele verloren: 0:1 gegen Armenien, 0:2 in Italien). Zuvor gelang Malta allerdings eine Siegesserie, die Tschechien schon länger nicht mehr gelang: Drei siegreiche Spiele in Serie – allerdings mit 3:2, 2:0 und 2:1 gegen San Marino, Luxemburg und Liechtenstein zu gewinnen, ist nun auch nicht so die große Nummer…
Egal, nach schwachen 25 Minuten hatte Malta mal eine ganz gute Tormöglichkeit und Tschechien wachte langsam auf. Es ging dann plötzlich schnell hin und her – und während Malta noch mal vergab, schaffte Tschechien (nachdem sie in den ersten 15 Minuten etliche schwache Eckstöße traten) es endlich, einen richtig guten Standard zu treten. Der sonst meistens schlechteste Spieler auf dem Platz, zeigte dann endlich, warum ihm so viel Vertrauen vom Trainerstab entgegengebracht wird: Ein toller Kopfball von Gebre Selassie zum 1-0 ins lange Eck! Der Schütze, Theodor Gebre Selassie, ist übrigens gebürtiger Tscheche, hat einen äthiopischen Vater weswegen er ein entsprechend „untypisch-tschechisches“ Äußeres und einen „seltsamen“ Namen hat: Der Name ist nämlich theophor; und übersetzt heißt „Geschenk-Gottes Diener-der-Dreifaltigkeit“, was in einem so atheistischen Staat wie Tschechien schon als sehr seltsam empfunden wird. Nach meinen Erfahrungen mit der mangelhaften Freundlichkeit und Akzeptanz gegenüber Nicht-Tschechen, wundert es mich so wie so, dass diese Nationalmannschaft und ihr Umfeld jetzt schon für so einen Hauch von „Multkulti“ bereit ist.
Viel besser als das Tor von Gebre Selassie war allerdings der Ausgleich durch den Malteser Briffa: Schön in den langen Winkel! Ein entsprechendes Pfeifkonzert gab es zur Pause und Tschechien riss sich nach Wiederanpfiff zusammen: Eine starke Flanke und wieder ein toller Kopfball. Nach Pekhart trug sich 15 Minuten später auch noch Rezek in die Torschützenliste ein. Dieser Abstauber war dann auch die Entscheidung, da Malta in Hälfte zwei kaum noch vors Tor kam und nur noch mit aufopferungsvollem Verteidigen im eigenen Strafraum beschäftigt war. Aber diese Verteidigungsarbeit war auch sehenswert und sprach für die Insulaner. Teilweise spielten sie sich ganz sicher und ruhig den Ball im eigenen Fünfmeterraum zu, um so die tschechischen Stürmer aussteigen zu lassen.
3:1 war auch ein in der Höhe verdienter Sieg der Tschechen, denen ich den Erfolg natürlich gönnte. Bei Malta hoffe ich aber, dass sie nach der Leistung mal einen Sieg gegen irgendjemand Schwächeres in der Gruppe landen, vielleicht gegen den zweiten Staat in dieser Gruppe B, deren Meldung in der UEFA man etwas in Zweifel ziehen mag. Denn weder kulturell noch geographisch muss man Armenien als Kaukasusstaat zu Europa zählen, was für Malta als Mittelmeerland im übrigen auch gilt. Dem ein oder anderen dürfte ja schon aufgefallen sein, dass Malta südlicher liegt als Tunis, somit geographisch genau zwischen dem arabisierten Nordafrika und Italien und auch kulturell sowie sprachlich genau zwischen diesen Ländern liegt. Kulturell durch den konservativ-italienischen Katholizismus eher an Europa – sprachlich viel näher jedoch an Nordafrika dran, denn bei allen italienischen und englischen Vokabeln: Die Grammatik des Maltesischen ist zu 100% Arabisch, sodass ein gebildeter Araber so viel von Maltesisch (eher ein arabischer Dialekt als eine eigene Sprache) versteht, wie ein gebildeter Deutscher von Luxemburgisch (eigentlich ja auch nur ein deutscher Dialekt): Unvorbereitet die Hälfte, nach ein paar Stunden einhören im Land fast alles und natürlich je nach Dialekt und Region mal mehr oder weniger gut; Tunesier verstehen Malteser besser als Syrer oder Saudis, Luxemburger werden von Pfälzern besser als von Sachsen und Hamburgern verstanden.
Nach diesem ganz ordentlichen aber nicht gerade herausragenden Fußballspiel zwischen diesen so deutlich unterschiedlichen Ländern, fuhren wir nach Merseburg zurück. Am nächsten Morgen sollte es schließlich noch mal früh raus gehen.
Grounds: 805 (heute kein neuer; diese Saison: 37 neue)
Sportveranstaltungen: 1.628 (heute 1, diese Saison: 51)
Tageskilometer: 610 (610 Auto)
Saisonkilometer: 14.360 (13.140 Auto/ 840 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 4 [Letzte Serie: 12, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 324
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