Montag, 20. Februar 2012
W290IV: Thüringenliga-Handball in Gera-Lusan
Post Sportverein Gera 33:35
SG HSG Suhl/ HV Beerberg Goldlauter
Datum: Sonntag, 19. Februar 2012 – Anwurf: 16.00
Wettbewerb: Thüringenliga (5. Handballliga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 33:35 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 15:15
Tore: Haupt 10, Stein 8, Breitenstein 4, Teichmüller 3, Raspel 3, Eisenstein 2, Bauer 1, Zurawski 1, Seidemann 1 (Post); 8x Nr. 3 u. 8, 7x Nr. 79, 5x Nr. 27, 3x Nr. 13, 2x Nr. 10 u. 39 (Suhl/ G.)
Gelbe Karten: Zurawski, Nr. ? (Post); Nr. 10, Trainer (Suhl/ G.)
Zeitstrafen: Nr. ?, Stein, Zurawski, Teichmüller (Post = 8 Minuten); 2x Nr. 3, 2x Nr. 8, Nr. 27, Nr. 13, Nr. 79 (Suhl/ G. = 14 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Sporthalle Integrierte Gesamt Schule Gera-Lusan (Kap. 200, davon 80 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 80 (Gästefans: ca. 10)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Trotz niedrigem spielerischen Niveau war es aufgrund der vielen Tore und des kämpferischen Einsatzes ein sehenswertes Spiel)
Photos and English Version:
Für einen recht ungewöhnlichen Handballground ging es am Sonntagmittag zu dritt nach Gera. Da Anja die Stadt, die schon ein paar sehenswerte Teile (Rathaus und Kirche im Zentrum, Orangerie, alte Bausubstanz im Stadtteil Untermhaus und der Schlossberg) hat, noch nicht kannte, gab es erst eine kurze Stadtführung. Dann fanden wir uns irgendwie zur etwas versteckt liegenden Halle der Integrierten Gesamtschule des Stadtteils Lusan. Diese Sporthalle gilt als die heruntergekommenste der ganzen Thüringenliga. Eigentlich ist sie natürlich ganz cool – doch auch ich muss sagen, dass sie einer solchen Liga eigentlich unwürdig ist und nur ein Spiegelbild dafür, wie verödet die Sportszene in der ganzen Stadt Gera ist. Umgeben von guter Plattenbausubstanz ist sie reichlich abgeblättert, völlig mit Graffiti zugesprayt – wobei auch ein sehr gut gemachtes, etwa 20m langes und 2m hohes Wandbild dabei ist, das an einen jung verstorbenen Graffitikünstler erinnert – innen völlig abgenutzt mit altem Parkett, Turnbänken, staubigen Klinkerwänden, erbärmlichen Beleuchtungselementen und unzureichend verdunkelten Fenstern. Wenn die Sonne scheint, kann das das Spiel beeinflussen – mal ganz abgesehen davon, dass es für die Zuschauer (alle Plätze gucken gegen die Sonne) nervig ist.
Wenn man die schwarze Tür an der Seite gefunden hat, kommt man auf die Zuschauerbänke. Für einen Thüringenligisten – gerade für einen zukünftigen Ex-Thüringenligisten – verlangte die Heimmannschaft viel zu hohen Eintritt: 4€. Aber das passt mal wieder: es spielte schließlich der Post Sportverein. Hohe Preise, kein Service, unfreundliche Angestellte – Deutsche Post! Na ja, unfreundlich waren wenigstens weder Fans noch Spieler – wobei die Spieler des Post SV nun mal leider mit dieser Liga völlig überfordert sind: der Tabellenletzte hat erst ein Spiel (nachdem bereits 11 Spiele in Serie verlorengingen hieß es gegen Werratal Breitungen 34:33) gewonnen. Der Klassenerhalt ist so schon kaum noch zu schaffen. Heute empfingen sie ein Team aus dem Mittelfeld: die Spielgemeinschaft Suhl/ Goldlauter ist auf Rang 9 mit 8 Siegen und 9 Niederlagen zu finden.
Einige Fans, vor allem ein paar Jugendspieler, waren trotzdem voller Enthusiasmus: die feuerten die Postsportler gut an, reagierten auf den Spielverlauf und pöbelten auch mal die Gästespieler voll. Die Schiedsrichter bekamen auch mal ein paar böse Sprüche zu hören, wobei die Zuschauer nur ein einziges Mal wirklich im Recht waren – dabei allerdings so im Recht, dass ich auch gleich ins Schimpfen über die Fehlentscheidung einstimmte...
Aber erst einmal zur Anfangsphase der ersten Hälfte: Gera verursachte zwar in der ersten Minute schon einen Siebenmeter, der mit Dusel verwandelt wurde, aber erwischte ansonst den etwas besseren Start und lag immer mit ein, zwei Toren in Front. Der erneute Rückstand kam erst mit dem 8:9 nach knapp 13 Minuten. Die Torquote in den ersten 20 Minuten war enorm: leider in erster Linie deshalb, da beide Torhüter völlig neben sich standen und so gut wie keinen Ball hielten. In einem ausgeglichenen, technisch wie spielerisch schwachen, aber kämpferisch sehr guten Spiel, stand es 15:15 bei Pause. Kurz vor Pausenpfiff war die oben erwähnte, hitzig diskutierte Entscheidung vorgekommen: ein Postler will einen Konter einleiten und prellt einen am eigenen Kreis abgefangenen Ball auf die Mittellinie zu, vor der er noch von hinten von einem Suhler unfair attackiert wird; mit der linken Hand versucht der Gegner dem Geraer den Ball auf Hüfthöhe abzunehmen und schlägt ihn dabei aber mit der rechten bei hohem Tempo ins Gesicht. Beide Stürzen, es gibt viel Geschrei und die Schiedsrichter entscheiden trotz der schwere des Fouls nur auf zwei Minuten. So eine Szene sieht man als Handballfan oder -spieler ja doch mehrfach pro Saison und wenn in vier von fünf Fällen bei so einer Szene auf glatt Rot entschieden wird, muss man sich schon fragen, warum es hier nur eine Zeitstrafe gab.
Allerdings war das die einzige Entscheidung des Schiedsrichtergespanns, die wirklich ziemlich daneben war. Ansonsten waren sie richtig gut, denn sie mussten bei zwei derartig unbedarften Mannschaften, die streckenweise einfach nur unsauber spielten, sehr aufmerksam durchgreifen ohne gleich jeden Scheiß zu ahnden. Immerhin wurde das Spiel in Hälfte zwei etwas sauberer und vor allem besser. Jetzt hielten die Torhüter (es waren die Ersatzleute gekommen) auch mal den ein oder anderen Ball. Der von Suhl hielt allerdings nun deutlich mehr Bälle, sodass die Gäste Mitte der zweiten Halbzeit begannen sich abzusetzen und nun bis zum Schluss mit zwei, drei Treffern in Front lagen. In der Schlussphase kam Gera zwischenzeitlich auch mal noch bis auf einen Treffer heran, aber Suhl hatte schließlich mit 33:35 durch die bessere Torhüterleistung die Nase vorn.
Nach dem Spiel gingen wir noch im nicht gerade preisgünstigen aber dafür auch wirklich guten Restaurant „México“ in der Innenstadt Essen.
Statistik:
Grounds: 704 (heute 1 neuer; diese Saison: 110 neue)
Sportveranstaltungen: 1.469 (heute 1, diese Saison: 155)
Tageskilometer: 150 (150 Auto)
Saisonkilometer: 30.550 (21.980 Auto/ 6.600 Flugzeug/ 1.960 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 33
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 290
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