Mittwoch, 12. Oktober 2011
W271II-IV: Ein Wochenende in Prag – Tschechien-Groundhopping in drei Teilen
Fotoalben (Sport):
d) Meteor Praha VIII gegen FK Chmel Blšany (Divize B)
Fotoalben (Sehenswürdigkeiten):
* * * Teil I: Der teuerste Club der Liga ist mal wieder nicht der beste * * *
HC Slavia Praha 1:2 HC Dynamo „ČSOB Pojišťovna“ Pardubice
Datum: Freitag, 7. Oktober 2011 – Anbully: 18.15
Übersetzung: HC Slawen Prag - HC „Staatliche Postbank“ Pardubitz
Wettbewerb: sogenannte „Tipsport“ Extra Liga Hokej (1. Tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 1:2 nach 60 Min. (3x20) – Drittel: 0:1, 1:1, 0:0
Tore: 0-1 11.39 Martin Bartek, 0-2 23.18 Tomáš Zohorna, 1-2 30.29 Petr Kuboš
Strafzeiten: Jakub Šulc 4, Vladimír Růžička 2, Tomáš Hertl 2, Jiří Vašíček 2, Bankstrafe 2 (Slavia = 12 Minuten); Jan Kolář 2, Václav Benák 2, Jakub Nakládal 2 (Pardubice = 6 Minuten)
Spielort: sogenannte „O2 arena“ (Kap. 17.360 Sitzplätze, davon heute ca. 11.000 freigegeben)
Zuschauer: 4.486 (darunter ca. 500 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Für die tschechische Liga war das nur Mittelmaß, da dem Spiel etwas an Tempo fehlte – dafür fehlte es aber nicht an Spannung, auch wenn Slavia bis zur 45. weitestgehend abgemeldet war)
Photos and English version:
Freitag frühs ging es zum Abschluss der vorlesungsfreien Zeit noch einmal in die Tschechische Republik. Erste Besichtigungen unternahmen wir in Doksany – dort gibt es ein Kloster, dessen Vorbauten zwar verfallen sind, aber dessen barocke Kirche sehr gut restauriert wurde – und dann in Veltrusy: dort ist ein Schloss mit einem riesigen Landschaftspark (ohne größere Highlights allerdings) recht sehenswert. Das war’s dann auch schon mit architektonischen Sehenswürdigkeiten heute, da wir alle anderen architektonischen Sights auf dem Weg nach Prag schon kennen und die Hauptstadt schließlich bis auf einige Sportanlagen und den botanischen Garten nichts wichtiges Unbekanntes mehr für uns bereithält. Ebendiesen botanischen Garten besuchten wir aber auch und wurden in unseren Erwartungen noch übertroffen: für sehr hohe 120 Kronen (=5€, aber Studenten zahlen bei Vorlage des ISIC nur die Hälfte) bekommt man in einem großen Gewächshauskomplex und einer riesigen Freilandanlage nach Themen gestaffelt zehntausende Pflanzen gezeigt. Einige der Pflanzen hatte ich noch nie gesehen und etliche der mir bekannten Arten waren hier besonders schöne Exemplare: so u.a. eine blühende Madagaskarpalme und verzwirbelte Ulmen-Bonsai. Also der botanische Garten in Prag kann problemlos mit den noch teureren deutschen Spitzen-Gärten wie Berlin und Frankfurt mithalten bzw. diese sogar nach an Schönheit der Pflanzen und deren Präsentierung überbieten. Schon allein der „Fata Morgana“ genannte Gewächshauskomplex ist ein echter Knaller und danach kommen gleich ein japanischer Garten, den ich in solcher Korrektheit noch nie in Deutschland gesehen habe, sowie südamerikanische Halbwüstenlandschaften.
Wir checkten noch ins „Brillant“ in der Prosecka ein (30€ pro Doppelzimmer und Nacht + Frühstück ist extrem niedrig für Prag und auch nach dem zweiten Besuch in diesem Hotel kann ich die einfache aber gute Unterkunft nur empfehlen!), aßen in Kobylisi bei einem Chinesen (das war das erste Mal, dass wir in Tschechien mal nicht böhmisch aßen, aber außer Trinklokalen (Pivnica) gab es da nichts anderes und gut sowie preisgünstig war es auch) und gingen schließlich vom Hotel aus die anderthalb Kilometer zur sogenannten O2-World, der größten Mehrzweckhalle Tschechiens.
Heute war dort Eishockey: knapp 5.000 Zuschauer verloren sich auf 17.360 Sitzplätzen von denen die besten (die günstigen im Oberrang) auch noch gesperrt waren. Asoziale 180 Kronen (7,50€!) wurden für eine mittelmäßige Karte auf Torhöhe verlangt. Wahnsinn! Kein Verein der EHL – nicht mal Sparta – ist so krank überteuert wie diese größenwahnsinnigen Arschkrampen von Slavia! Dabei sind die nicht mehr als spielerisches Mittelmaß! Die Halle ist auch noch ziemlicher Dreck: von außen rechts eindrucksvoll aber von Innen eine von O2 verbesserte, aber eben merklich von Saskia dahingekackte, herkömmliche 0815-Scheiße. Die O2-World in Berlin ist farblich schöner gelungen und architektonisch weit höherwertiger, obwohl sie etwas weniger Plätze hat (bei Eishockeyspielen sind es 14.200). Die Sitze wie auch die Tribünenkonstruktionen sind in der Prager O2-Arena einfach nur minderwertiger Dreck. Da sieht man, warum in so vielen Ländern Deutschland für Ingenieurstechnik berühmt ist und nicht etwa Tschechien...
Dafür, dass die Halle schwach gefüllt war – gut: parallel spielte ja auch die tschechische Fußball-N11 gegen Spanien im Stadion von Sparta und verlor leider: in Tschechien gibt es halt ein Überangebot an Sport – war die Stimmung ganz ordentlich. Hinter den Toren feierten Gruppen von jeweils etwa 400 Zuschauern ihre Teams ausdauernd ab. Erstaunlich war die Zahl der Gästefans, bei denen wir gelandet waren, da ich an der Kasse nicht richtig aufgepasst hatte – wollte ja eigentlich auch Karten für den Oberrang, aber der war ja gesperrt, da mal wieder keine fünfstellige Zuschauerzahl zu erwarten gewesen war: so was gibt es bei den „Slawen“ nur in den Play-offs und gegen die „Spartaner“ – die bei rund 500 lag. Die machten auch richtig guten Support, wobei sie außer einer Überziehfahne keine optischen Sachen zeigten wie die Heimfans, die noch zur Überziehfahne ein paar Bänder, Flaggen und Transparente entrollten.
Das Spiel sah in den ersten fünf Minuten keine Torgelegenheit, doch nahm zusehends an Fahrt auf. Das erste Drittel wurde klar von Pardubice bestimmt, die selbst in Unterzahl noch Druck auf die Heimmannschaft ausübten. Völlig verdient erzielten sie auch den ersten Treffer der Partie. Ein Schlagschuss ins lange Eck war dann der zweite Treffer, den die Gäste dann im zweiten Drittel bejubeln konnten. In diesem Spielabschnitt gab es auch die besten Szenen – so auch den strammen Schuss unter die Latte zum 1:2. Erst im dritten Drittel zeigte Slavia mal richtig was: sie gingen richtig auf die Scheibe und setzten Pardubice enorm unter Druck. Da sie erst im letzten Drittel mit ordentlichem Spielen anfingen, kann man den Auswärtssieg aber nur als verdient bezeichnen. Dynamo Pardubice – jetzt ČSOB Pojišťovna Pardubice, letzte Saison Eaton Pardubice, davor Moeller Pardubice, davor was weiß ich Pardubice... – gönne ich diesen Sieg absolut. Wenn man als Hauptstadtclub schon so großkotzig daherkommt wie Slavia, kann man auch mal mehr als 15 Minuten Spitzeneishockey spielen.
Von der Halle bis zum Hotel waren es dann knapp 20 Minuten Bergaufmarsch, u.a. an einer Sommerrodelbahn, die gerade ein Nachtrodeln unter Flutlicht veranstaltete, vorbei.
Statistik:
Grounds: 644 (heute 1 neue; diese Saison: 52 neue)
Sportveranstaltungen: 1.375 (heute 1, diese Saison: 61)
Tageskilometer: 330 (330 Auto)
Saisonkilometer: 10.280 (8.840 Auto/ 1.440 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 93
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 271
* * * Teil II: Karate in Kostelec und Torflut in Týniště * * *
Shotokan Cup Kostelec nad Orlicí :
Internationales Turnier im Shotokan-Karate in Adlerkosteletz
Datum: Samstag, 8. Oktober 2011 – Beginn: 9.00
Wettkampfklassen: Jugend männlich/ weiblich, Senioren (jeweils Kata/ Kumite), Qualifikation zur tschechischen Meisterschaft
Sieger: werden nachgetragen
Austragungsort: Sportovní hala vyšší odborné školy (Sporthalle der Berufsoberschule/ Kap. 150 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 200
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Echt gutes Turnier, auch wenn die Organisation zu wünschen übrig ließ)
SK Týniště nad Orlicí 7:2 TJ Slovan Broumov
Datum: Samstag, 10. Oktober 2011 – Anstoß: 16.00
Übersetzung: SC Tinischt am Adler – TV Slawen Braunau
Wettbewerb: sogenannte „VOTROK“ Krajský přebor královéhradecký kraj (Bezirksliga Königgrätz/ 5. tschechische Fußballliga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 7:2 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 4:2
Tore: 1-0 8. Merganc, 1-1 19. Pohl, 1-2 21. Hušek, 2-2 22. R. Schod, 3-2 25. Vydarený (Foulelfmeter), 4-2 32. R. Schod, 5-2 54. Merganc, 6-2 76. Jedličká, 7-2 90. Novák
Verwarnungen: 3x Týniště; 1x Broumov
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion Olšina (Stadion Olschina-Straße/ Kap. 1.200, davon 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 (Gästefans: ca. 1)
Unterhaltungswert: 9,0/10 (Wirklich geniales Spiel mit Offensivfeuerwerk und bestem Einsatz)
Photos and English version:
Samstag ging es mal wieder um 7 los. Das Frühstück im Hotel war gut, das Wetter nicht, aber die Besichtigungen ließen einen das nasskalte Herbstwetter vergessen. Erst einmal haben wir den Marktplatz und das Schloss von Poděbrady angeguckt, dann hielten wir in Chlumec nad Citlinou für ein paar Fotos des sehr ansehnlichen und von einem schönen Garten umgebenen Barockschlosses. Die nächste Station war dann auch schon Hradec Králové. Wenn man in den Ort rein fährt, sieht es fürchterlich aus: minderwertige und verrottete Architektur überwiegt. Doch hat man den Stadtkern erreicht, bekommt man sehr schönen böhmischen Barock und Renaissance zu sehen. Častolovice ist ein sehr schönes, barockes Schloss mit eindrucksvollem Innenhof und tollem Landschaftspark. Der Nachbarort Kostelec nad Orlicí hat nur eine bessere Villa als Barockschloss zu bieten, aber hier waren wir ja auch wegen Sport gekommen.
Die Informationspolitik im Internet war zwar äußerst unprofessionell und die Organisation insbesondere für Zuschauer mangelhaft (viel zu wenige Plätze, viel zu kleine Halle, kaum ausreichende Kapazitäten für die Sportler), aber trotzdem war es sehr lohnend das Qualifikationsturnier zur tschechischen Meisterschaft im Shotokan-Karate anzuschauen. Wir kamen als die Finals im Kata – das ist der Kampf mit dem imaginären Gegner: ein Kämpfer oder eine Gruppen von Kämpfern führt eine choreographierte Darbietung, in der diverse Techniken präsentiert werden, vor – liefen, in die kleine Schulsporthalle. Die Halle ist ein sanierter sozialistischer Bau in Kastenform.
Interessanter als das an Sporttanzen erinnernde Kata ist der Kumite-Wettbewerb, wo sich zwei Kämpfer gegenüber stehen und nach Trefferpunkten die Fäuste fliegen lassen und auch ordentliche Tritttechniken ausführen. Allerdings wird beim Shotokan nicht volle Kanne durchgezogen – schon gar nicht bei den Junioren, die das Hauptstarterfeld ausmachten. Wem Shotokan da zu lasch ist, muss Kyokushin gucken – oder gleich das verwandte Taekwondo.
Die Kata-Darbietungen lassen sich nicht wirklich weiter beschreiben und dem, der zum ersten Mal Kumite sieht, fehlen da auch etwas die Worte – hat aber klare Ähnlichkeiten mit Kickboxen – sodass ich nur zwei recht interessante Szenen an dieser Stelle beschreibe: zwei etwa 12jährige Jungs treten gegeneinander an, der eine stößt den anderen mit Faust- und Beinarbeit auf die Matte und deutet dann einen Schlag von oben auf den Kopf nur an (bei manchen Kampfsportarten hätte der voll durchzerren dürfen) – und dann war auch noch ein sehr guter Mädchen-Kampf von zwei 14-, 15jährigen Kämpferinnen: die eine setzte mehrere gute aber auch ein paar unsaubere Aktionen und lag in Führung bis 20 Sekunden vor Schluss, die Gegnerin schien unterlegen da sie schmerzverzerrt nach mehreren Tritten vor die Brust und einem, der bestenfalls 10cm unterm Bauchnabel landete, angeschlagen auf der Matte stand, doch sie setzte noch die entscheidenden, überlegten Tritt- und Schlagtechniken um einen Sieg zu erzielen. Mit Weinen fing sie erst an, als sie dem Trainer nach dem Kampf erklärte wo es weh tut...
Wir verließen die Halle nach über drei Stunden um 15.20 und waren dann 15.45 in Týniště nad Orlicí, einem ziemlich gesichtslosen Nest, wo es aber immerhin ein schönes Stadion gibt. Das liegt recht idyllisch am Waldrand und hat vor allem eine herrliche Holztribüne – man sitzt da drei Meter überm Spielfeld und vier Reihen Holzbänke in nicht gerade bundesligatauglichen Zustand laden zum Zugucken ein – zu bieten.
Der einheimische Verein SK Týniště nad Orlicí ist in der höchsten Amateurspielklasse, der krajský přebor (also Bezirksliga), Tabellenzweiter. Für den Gastverein aus Broumov an der Grenze zu Polen, sieht es nicht so gut aus: hinteres Mittelfeld. Broumov wurde früher übrigens manchmal fälschlich als Geburtsort Adolf Hitlers angesehen: die deutsche Namensversion ist nämlich Braunau, sodass es Verwechslungen mit Braunau am Inn gab...
Der einzige Gästefans sah dann auch keineswegs aus wie Hitler, sondern eher wie Karl Marx: ein Rauschebart, allerdings einer der lauten, versoffenen Art – so einer sorgt immer für beste Unterhaltung am Spielfeldrand. Man guckte allerdings kaum an den Spielfeldrand, da auf dem nassen Grün so richtig die Post abging. Von der ersten Minute an lieferten sich Týniště nad Orlicí und Broumov einen extrem offensiven Schlagabtausch mit einigen schönen und fast immer sauberen Zweikämpfen, aber vor allem hervorragenden Torszenen. Ein Schuss aus 15 Metern ins lange Eck sicherte dem Favoriten bereits nach acht Minuten die Führung. Doch innerhalb von zweieinhalb Minuten gingen die Gäste in Führung. Das 1:2 wurde auch nur durch einen haarsträubenden Abwehrfehler von Týniště n/O möglich. Diese ließen sich aber nicht lange Zeit, gingen sofort wieder in die Offensive über und erzielten den Ausgleich. Nur drei Minuten später holten sie einen Elfer raus und gingen so wieder in Führung. Das 4:2 ließ auch nur weitere acht Minuten auf sich warten: dabei ging ein Stürmer im Strafraum dazwischen, als ein Verteidiger den Ball nicht schnell genug wegbekam - so konnte der Torwart mit einer Bogenlampe überrumpelt werden.
Nach der Pause war SK Týniště die deutlich bessere Mannschaft, die in einem weiterhin hervorragenden Spiel noch drei weitere Tore draufgab. 7:2 war der eindrucksvoll hohe Endstand.
Für Essen sorgten wir dann in einem der Motorests der Gegend: das in Týniště nad Orlicí selbst ist eine schöne Holzhütte mit Motel und bietet echt gutes Essen an. Als Suppe des Tages gab es übrigens eine berüchtigte Kuttelsuppe mit viel Knoblauch...
Statistik:
Grounds: 646 (heute 2 neue; diese Saison: 52 neue)
Sportveranstaltungen: 1.378 (heute 2, diese Saison: 64)
Tageskilometer: 270 (270 Auto)
Saisonkilometer: 10.550 (9.110 Auto/ 1.440 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 94
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 271
* * * Teil II: Meteore schlagen im Tor von Blšany ein + Frauenfußball im größten Stadion der Welt + Sparta siegt im Penalty-Schießen * * *
FK Meteor Praha VIII 5:0 FK Chmel Blšany
Datum: Sonntag, 9. Oktober 2011 – Anstoß: 10.15
Übersetzung: FC Meteor Prag/ 8. Bezirk – FC Hopfen Flöhau
Wettbewerb: Divize B (4. tschechische Fußballliga, 2. Halbprofiliga)
Ergebnis: 5:0 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 1:0
Tore: 1-0 25. Fíček, 2-0 65. Fíček, 3-0 67. Jelínek, 4-0 77. Fíček, 5-0 79. Jelínek
Verwarnungen: Štefan (Meteor); Jelínek, Zinhasovič, Siegl st. (Chmel)
Platzverweise: keine
Spielort: areál Libeň, hlavní stadión FK Meteor Praha VIII (Sportanlage Prag-Lieben, Hauptplatz/ Kap. 3.500, davon 500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 150 (davon zahlende: 135, Gästefans: ca. 15)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (In der ersten Hälfte war Chmel gut und Meteor trotz eines Treffers schwach - in der zweiten Meteor klar besser und Chmel ganz schwach)
AC Sparta Praha (ženy) 1:1 FK Slavia Praha (ženy)
Datum: Sonntag, 9. Oktober 2011 – Anstoß: 14.00
Übersetzung: AC Sparta Prag/ Frauen – FC Slawen Prag (Frauen)
Wettbewerb: I. liga žen (1. tschechische Frauenfußballliga)
Ergebnis: 1:1 nach 94 Min. (46/48) – Halbzeit: 0:1
Tore: 0-1 2. Petra Divišova, 1-1 70. Irena Martínková
Verwarnungen: Irena Martínková, Petra Vyštejnová, Karolína Nováková, Lucia Ondrušová (Sparta); Andea Budošová, Lucie Voňková, Adéla Odehnálová, Aneta Kulichová (Slavia)
Platzverweise: keine
Spielort: Velký strahovský stadion, hřiště 1 (Großes Strahov-Stadion, Platz 1/ Kapazität des Gesamtstadions: 200.000 [150.000 Sitz- und 50.000 Stehplätze], davon freigegeben: 40.000 Stehplätze, davon entfallen auf Platz 1: 5.000 Stehplätze + 15.000 gesperrte Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon Sparta: ca. 300, Slavia: ca. 100)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Wirklich gutes, athletisches und kämpferisch geführtes Spiel – allerdings mit zu wenigen Torszenen)
HC Sparta Praha 3:2 HC Oceláři Třinec
Datum: Freitag, 7. Oktober 2011 – Anbully: 17.00
Übersetzung: EHC Sparta Prag – HC Stahlwerker Trzynietz
Wettbewerb: sogenannte „Tipsport“ Extra Liga Hokej (1. Tschechische Profi-Eishockeyliga)
Ergebnis: 3:2 nach 65 Min. + Penalty-Schießen – Drittel: 1:1, 1:0, 0:1; Verlängerung: 0:0, Penalties: 2:0
Tore: 1-0 9.13 Michal Broš, 1-1 18.50 Stanislav Hudec, 2-1 32.14 Tomáš Rachůnek, 2-2 57.18 Jan Peterek; 3-2 Michal Broš (1. Penalty), 4-2 Petr Ton (2. Penalty)
Vergebener Penalty im Spiel: 17.16 Alex Foster (Sparta) scheitert an Peter Hamerlík (Třinec-Torwart)
Strafzeiten: Alex Foster 2, Troy Milam 2, Michal Sersen 2, Dominik Pacovský 2, Jan Hanzlík 2, Petr Tenkrát 2, Jiří Kučný 2, Jaroslav Kasík 2 (Sparta = 16 Minuten); Lukáš Zíb 10, Bryan McGregor 4, Martin Adamský 4, Patrik Valčák 2, Jan Peterek 2, Josef Hrabal 2, Rostislav Marosz 2, Jiří Polanský 2, Martin Lojek 2, Petr Hořava 2 (Třinec = 32 Minuten)
Spielort: Sportovní hala Sparty/ sog. Tesla „Arena“ (Kap. 13.995 Sitzplätze, davon heute geöffnet: ca. 9.000)
Zuschauer: 3.707 (darunter ca. 80 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und vor allem spannendes Spiel)
Photos and English version:
Am Sonntag waren wir diesmal nur mit Sport gucken beschäftigt. Los ging es im 8. Stadtbezirk beim 10.15-Spiel der Divize B, der vierten tschechischen Fußballliga. Aufgrund der üblichen Konkurse und Neuordnungen, die das tschechische Ligensystem recht unübersichtlich machen, ist auch der 3. der Amateurliga krajský přebor Ustecký kraj, also unser FK Chmel Blšany, in diese halbprofessionelle, mit der deutschen Oberliga vergleichbaren Liga, aufgestiegen. Dass sie besser das Aufstiegsrecht zurückgegeben hätten, sah man heute besonders deutlich.
Beide standen hinten drin: Blšany hatte erst drei Unentschieden in acht Spielen erreicht und war somit Letzter und knapp davor, als 13. von 16, Meteor Praha mit zwei Siegen. Interessanterweise spielte die ersten 45 Minuten nur Blšany, doch die wenigen guten Chancen die sie hatten vergaben sie und die übrigen Angriffe hatten vor allem aus unzulänglicher Schusstechnik keinen Erfolg. Mit einem billigen Konter traf Meteor das erste Mal noch vor der Pause.
Die zweiten 45 Minuten sahen ganz anders aus: Blšany kam kaum noch vor den Kasten des Gegners, während der Gastgeber nun das Tor belagerte. Meistens geschah das ziemlich stümperhaft, aber vor allem der Neuner Fíček (er hatte bereits das 1:0 erzielt), zeigte etliche gute Szenen und traf drei Mal. Das beste Tor war allerdings das 3:0 – ein Heber über den herauseilenden Klíma, der nichts zu den Gegentoren konnte und sich auch bei 5:0 nicht nehmen ließ den Ball bis fast an den Mittelkreis um zwei Gegner herum zu führen – während der dritte Treffer des besten Prager Meteors aus Abseitsposition erzielt wurde. Das 5:0 war schon etwas zu hoch, aber zeigte nur, dass Blšany leider völlig überfordert ist mit dieser 4. Liga. Nachdem aber fast alle Abstiege nur durch Zwangsrelegationen und Lizenzentzüge, die wie so oft in Osteuropa rechtlichen Grundlagen entbehren und mitunter aus reiner Willkür verhängt werden, da sich Vereinsleute auf der einen mit Verbandsangehörigen auf der anderen Seite überworfen haben, wird dieser Abstieg des FK Chmel mal ein sportlicher sein. Aber wenn sie doch noch das Wunder schaffen sollten und mit ein paar Siegen die erforderlichen drei Mannschaften hinter sich lassen sollten, dann wird man schon eine Woche nach dem letzten Spieltag einen Grund finden, dass sie trotzdem absteigen müssen – wie beim letzten Abstieg aus der Divize vor drei Jahren.
Das Beste an dem sinnlosen Aufstieg der Hopfenkicker war natürlich, dass wir einen Grund hatten, ein Spiel bei Meteor zu gucken. Deren Stadion ist wirklich klasse: auf der einen Seite ein hoher Graswall mit Pappeln, hinter dem einen Tor verrottete Wirtschaftsgebäude und eine uralte Anzeigetafel mit 45-Minuten-Uhr, hinter dem anderen Tor eine enge Stehtribüne mit brüchigen Betonstufen und auf der zweiten Längsseite der Knaller: eine große, teilweise grün-weiß gestrichene Holztribüne mit Überdachung, 500 Sitzplätzen die in drei Blöcken unterteilt in Form von Holzbänken zu finden sind, und dahinter 1.500 Stehplätzen (ebenfalls alles Holzplanken) und einer Sprecherkabine.
Wir fuhren dann erstmal zur Eissporthalle von Sparta Praha, der sogenannten Tesla-Arena, die am Messegelände liegt. Die Messe hat einige sehr interessante historistische Gebäude, die teilweise sogar Renaissance nachstellen, was sehr selten ist für den Historismus. An der Halle holten wir erstmal nur Karten. Übrigens deutlich billiger als bei Slavia, obwohl die Halle besser und die Mannschaft meist stärker ist. Auch Studentenermäßigung gab es (nur mit ISIC, aber den sollte ein viel reisender Student eh haben!), wobei man auch sagen muss, dass die Karten immer noch überdurchschnittlich teuer waren.
Eishockey war am Abend, erstmal guckten wir noch ein weiteres Fußballspiel. Das fand in einem noch krasseren Stadion statt: das Velký Strahovský ist mit 200.000 Plätzen das größte der Welt. Ja! Zweihunderttausend! Allerdings sind heutzutage nur noch 40.000 Stehplätze im Unterrang auf der einen Seite vor den Plätzen 1, 2 und 3 freigegeben. Aber die massiven Steinstufen die sich vor noch massiveren, teilweise überdachten Sitzplätzen – verrottete Holzbänke sind das – befinden, machen schon etwas daher. Das Stadion hat nicht nur einen Platz. Vor allem ist die Grundfläche riesig - die Tribünen sind ja nicht so wahnsinnig hoch - sodass neben einer modern gebauten, zweistöckigen Geschäftsstelle von Sparta noch sechs Großfeld- und zwei Kleinfeldplätze hinein passen. Die meisten Spiele finden in diesem verrotten aber sehr eindrucksvollen Stadion auf Platz 1 statt. Neben Jugendfußball kann man auch Frauenfußball sehen.
Die mit Abstand besten tschechischen Frauenfußballmannschaften – beide sind in dieser Saison mit 5 Siegen und sehr deutlichen Torverhältnissen an die Tabellenspitze gestartet und haben eigentlich keine Konkurrenz in der Liga – sind Sparta und Slavia Prag. Die Frauennationalmannschaft ist international bestenfalls Mittelmaß und besteht fast nur aus Spielerinnen dieser beiden Vereinen. In Sachen Frauensport ist Tschechien ohnehin ein Entwicklungsland: bei einer Statistik wie > 1. Liga; Sparta gegen Plzeň 11:0 vor 50 Zuschauern < braucht ich ja eigentlich nicht weiter auszuführen, wieso ich das so schreibe. Ich muss nur noch mal darauf hinweisen, dass während im Männersport Tschechien im Eishockey Weltklasse, im Fußball sehr stark, im Handball gut usw. ist, im Frauensport fast nirgendwo auch nur international zweit- oder drittklassige Leistungen gebracht werden – und das bei dem niedrigeren Konkurrenzdruck in fast jedem Frauensport. Heute gab es übrigens einen weit überdurchschnittlichen Besuch: die Rekordzahl von 400 Zuschauern liegt zwar immer noch unter dem Durchschnitt der Frauenfußballbundesliga, aber war bisher die höchste in der ganzen Saison. Ganz, ganz selten kommen zu meisterschaftsentscheidenden Spielen oder Pokalfinals mal 1.000 oder 1.200 Zuschauer. Dabei sind die Fußballerinnen noch jene Sportlerinnen, die den meisten Zuschauerzuspruch erhalten. Das zeigt aber wiederum nur, dass Tschechinnen recht desinteressiert am Sport sein müssen – auch wenn in unserem östlichen Nachbarland die Meinung noch deutlich verbreiteter ist, dass so Körperertüchtigung wie Fußball oder Kampfsport nicht damenhaft ist, weswegen von Männern kaum Unterstützung kommt – wenn man auch bedenkt, dass von den 400 Zuschauern etwa 300 Männer waren. Bei einem Männerfußballspiel wären dieses Verhältnis auch so ausgefallen. Erstaunlich war es aber, dass man in dieser Liga ein so gutes Spiel sah. Auch wenn die eigentlich in ihrer eigenen Liga spielen, aber gegeneinander muss man erstmal was Ordentliches zeigen. Der Start war schon furios: eine Spielerin von Slavia kämpfte sich durch die Abwehr, grätschte den Ball an der Torhüterin vorbei und netzte so zum 0:1 ein. Kämpfen ist dann auch das richtige Stichwort: grob gefoult wurde zwar nicht und die Schiedsrichterin pfiff viel zu kleinlich – aber das ist natürlich oft ein Problem im Frauenfußball, egal ob in Tschechien, Deutschland oder sonstwo: einige Spielerinnen haben schon echt hohes Niveau erreicht, aber eigentlich kann man nur Männer pfeifen lassen, da es nicht zum aushalten ist, was weibliche Schiedsrichter für eine Scheiße verzapfen (und manche von den Quotenfrauen dürfen sogar Männerspieler pfeifen; Mann, Mann, Mann...) – aber um den Ball gekämpft wurde echt ordentlich. Viele der Spielerinnen waren auch ziemlich athletisch. Wenn da mal der Gegner und nicht der Ball getroffen wurde, fing die Gegnerin nicht gleich an zu flennen, wie ich das in Deutschland unterhalb der Bundesliga mehrfach gesehen habe: da wurde einfach wieder aufgestanden. Das Spiel war insgesamt sehr ausgeglichen, mit etwas wenigen Torszenen. Eine Torszene hätte zum Elfmeter für Slavia führen müssen, aber das Schiedsrichterinnengespannin war ja wie gesagt schwach. Doch ein zweites Tor sollte es trotzdem geben: Angriff Sparta, Abwehrfehler, Torwartfehler, Torhüterin ausgespielt und locker eingeschoben zum Ausgleich. Bei den beiden Toren sah man aber auch woran es haperte: bis auf ganz wenige feuerten selbst bei diesen „Topp“-Mannschaft die Spielerinnen Schüsse ab, die ich manchmal schon bei D-Jugendlichen besser gesehen habe. Und die Spielerinnen, die mehr Kraft haben – eine athletische Spartanerin zum Beispiel: so stramm wie die Nr. 6 schießen auch viele männliche Amateurfußballer nicht – schießen dann zu unplatziert. Wahrscheinlich werden in der Liga generell über 90% der Tore per Abstauber und Schuss aus weniger als 10 Metern erzielt...
Dann ging es in die Tesla-Arena. Da musste man dann erstmal asoziale 100Kronen (4,25€) Parkgebühr entrichten. Die Halle lohnt aber absolut den Besuch: tolles Tonnengewölbe, innen ziemlich quadratische Tribünenanordnung, diese steigen steil an und sind auf den Längsseiten noch in Logen unterteilt und mit Metall- und Kunststoffbänken bestückt. Nur wenige moderne Schalensitze sind in manchen, besonders teueren Sektoren angebracht. Auf den Plätzen im unteren Tribünenbereich stören die Plexiglasscheiben. Dafür sind die Fangnetz sehr knapp und nur hinterm Tor.
Stimmung kam übrigens nur von einer handvoll Gästeanhänger – u.a. auch einem Prager Oceláři-Fanclub – und dem einen halben Hintertorblock, wo sich mal 200 sangeslustige Spartaner eingefunden hatten. Apropos Spartaner: die Sparta-Leute benennen sich ja selbst nach den Spartanern, sodass es auch wenig wundert, dass auf solche antike Völker wie Spartaner und Römer in der Halle angespielt wurde: ein Gladiator als Maskottchen und zum Einmarsch der Mannschaften ein Video in dem Szenen aus „300“ („This is Sparta“ usw.) mit Eishockeyszenen vermischt werden. Außerdem gibt es auch beim Anzeigen von Strafen Sparta-Eishockey-Sketche auf dem Videowürfel: ein Schwertkämpfer diskutiert aufgerecht mit einem Eishockey-Schiri, der pfeift und zeigt zwei Minuten wegen hohen Stocks an; dann sieht man den Gegner des Schwertkämpfers – ein Gladiator mit Zwei-Meter-Dreizack – der auf die Strafbank muss.
Das Spiel von Sparta gegen die „Stahlwerker“ aus Třinec fing gut an. Sparta ging in einem flotten Duell ziemlich schnell in Führung. Das erste Drittel war aber weitestgehend ausgeglichen, sodass es nicht verwunderte, dass Třinec bald den Ausgleich erzielte. Im zweiten Drittel war Sparta überlegen – allerdings sprang dabei wieder nur ein Tor heraus. Schließlich kam es wie es kommen musste: Třinec glich kurz vor der Schlusssirene noch mal aus. Die Verlängerung war sinnlos, sodass es im Penaltyschießen um den zweiten Punkt ging. Sparta eröffnete den Zweikampf Schütze gegen Torwart und ging in Führung. Spartas Torwart Pöpperle parierte. Dann traf Sparta noch einmal und Pöpperle hielt wieder. So wurde Sparta ein 3:2 gutgeschrieben.
Über tschechische Landstraßen und deutsche Autobahnen brauchten wir für über 300km fast vier Stunden.
Statistik:
Grounds: 649 (heute 3 neue; diese Saison: 55 neue)
Sportveranstaltungen: 1.381 (heute 3, diese Saison: 67)
Tageskilometer: 310 (310 Auto)
Saisonkilometer: 10.860 (9.420 Auto/ 1.440 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 96
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 271
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