Montag, 24. Oktober 2011
W273III: Erst zu früh gefreut und dann doch die Meisterschaft gefeiert
MSC Puma Kuppenheim 7:8 (n.E.) SV Bergfried Leverkusen
Datum: Sonntag, 23. Oktober 2011 – Anstoß: 15.00
Wettbewerb: Finale der 1. Motoball-Bundesliga
Ergebnis: 7:8 nach 102 Minuten + Elfmeterschießen (4x20 Min. reguläre Spielzeit + 2 Min. Nachspielzeit + 2x10 Min. Verlängerung)
Viertelergebnisse: 2:1, 0:1, 1:1, 1:1/ Verlängerung: 2:1, 0:1/ Elfmeterschießen: 1:2 (nach je 3 Schützen)
Tore: 1-0 8. Th. Schmitt, 2-0 16. Kaczynska, 2-1 17. Sinn, 2-2 27. Sinn (Überzahl), 2-3 52. Häfner, 3-3 56. Walz, 3-4 81. Loskand, 4-4 82. Th. Schmitt (Unterzahl)
Verlängerung: 5-4 82. Kaczynska (Unterzahl), 5-5 85. Sinn (Überzahl), 6-5 89. Th. Schmitt (11m, Unterzahl), 6-6 96. Loskand (Überzahl)
Elfmeterschießen: 6-7 Häfner, 7-7 Th. Schmitt, 7-8 Loskand, Pottoff hält gegen H. Schmitt, Schettler hält gegen Sinn, Pottoff hält gegen Kaczynska
Vergebene Strafstöße im Spiel: 29. Potthoff (Torwart-Leverkusen) wehrt 16m von Th. Schmitt ab; 71. Kaczynska (Puma) schießt 11m daneben
Grüne Karten (2 Minuten): 1x Walz (Puma); 2x Häfner, 1x Loskand, 1x Sinn (SVB)
Gelbe Karten (5 Minuten): 2x Fr. Schmitt, 1x Walz (Puma)
Rote Karten (Platzverweise): 76. Fr. Schmitt (Puma, 2x gelb, d.h. wiederholt grober Regelverstoß)
Spielort: Motoball „Arena“ am Hardtsee, Ubstadt-Weiher (Kap. 3.048, davon 48 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 3.000 (darunter ca. 2.000 für Kuppenheim und mind. 100 für Leverkusen)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Kam zwar lahm in die Gänge, dann aber an Ausgeglichenheit, Spannung und Dramatik kaum zu überbieten)
Photos and English version:
Der souveräne Sieger der Südstaffel – Puma Kuppenheim – und der noch souveränere, aber Aufgrund der Überlegenheit der Baden-Württembergischen Mannschaften aus der Südstaffel als Außenseiter ins Play-off Finale gehende Sieger der Nordstaffel – SVB Leverkusen – trafen in Ubstadt-Weiher bei Karlsruhe aufeinander. Bevor wir uns dieses Duell der beiden besten Motoballmannschaften Deutschlands ansahen, guckten wir uns auch noch die „Fächerstadt“ Karlsruhe an, die zwar fast nur gesichtslose Betonarchitektur vorweisen kann, aber diese immerhin in den historischen Straßenzügen die fächerförmig vom barocken Prunkschloss aus verlaufen. Deshalb ja auch Fächerstadt. Und da dieses Schloss mit seinem Garten auch so ein spektakulärer Bau ist, kann man sich Karlsruhe ruhig mal angucken.
Was ich die Saison an Motoball gesehen habe war ja sehr durchwachsen: Halle hat erst völlig überforderte Anfänger aus Seelze mit 10:1 in einem sehr schönen Spiel abgeschossen, dann habe ich das Spiel der Hallenser gegen Leverkusen gesehen – der Tabellenführer spielte arrogant und schlecht und gewann äußerst glücklich 1:2 – und das letzte Spiel war auch das Letzte in Sachen Niveau der Hallenser, die mit ihrem saudummen Verhalten in Kierspe einen Spielabbruch hinkriegten. Der nicht funktionierenden Sportgerichtsbarkeit im deutschen Motoball – Motoball ist so ziemlich die einzige Sportart hierzulande, in der man sich de facto daneben benehmen kann wie man will – kann Halle danken, dass selbst Tätlichkeiten gegen die Schiedsrichter keine Konsequenzen nach sich ziehen.
Heute hatte das Spiel natürlich ein ganz anderes Niveau und die Disziplin der Spieler beider Teams war schon erstaunlich. Zudem ist die Sportanlage mal ein richtiges Stadion: vier Reihen Betonstufen auf jeder Längsseite, die eine Hintertorseite ausbautenlos, hinter der anderen ein steiler und teils mit Bäumen bewachsener Graswall, ein auffälliger Sprecherturm, eine schlecht lesbare aber formschöne Anzeigetafel und ganz besonders formschöne Flutlichtmasten. Die mickrige VIP-Tribüne (48 rote und blaue Schalensitze, davor etwas Begrünung) hinter der vierten Reihe der einen Stehtribüne sieht auch ganz in Ordnung aus. Der Platz ist allerdings ziemlich eng, was der Geschwindigkeit des Motoballspiels selten gut tun kann, und eine Betonspielfläche. Der Torraum ist übrigens mit Hartgummiverbundpflaster oder so was ausgelegt.
Dafür, dass man sich die beiden Besten in diesem vielleicht größten Motoball-Stadion Deutschlands ansehen durfte, musste man allerdings auch so viel Eintritt bezahlen, wie man sonst bei zwei oder drei Motoballspielen lässt: 12€ normal und für Studenten, Schüler, Rentner etc. immer noch 8€. Da es allerdings das Finale war, was mit höherem organisatorischem Aufwand daherkommt und sowieso mehr Brisanz als ein normales Ligaspiel hat, sind diese Preise zwar grenzwertig aber noch akzeptabel. Ob man aber unbedingt die dörfliche Folklore vor dem Anpfiff hochleben lassen muss und einen Fanfarenzug da eine Viertelstunde lang rumtröten und -trommeln lassen muss... Na ja: das hat auch Einheimischen neben mir nicht so gefallen. Hinter uns hatten sich übrigens auch die neben uns weitgereistesten Fans eingefunden: Niederländer aus Budel. Unser Dacia mit „SK“-Kennzeichen fiel vielen doch auf, auf dem Parkplatz, da man von einem Baden aus dieser Gegend (Kuppenheim liegt ja z.B. bei Rastatt im Bezirk Karlsruhe) ja auch kaum Verlangen kann, so ein abartiges Kennzeichen wie SK zu kennen – so was wird ja nur noch von den bayrischen Dorfkennzeichen wie „DGF“, „TIR“ (so eine Kennung tragen in einigen Ländern LKWs) oder „AIC“ getoppt.
Die erste Phase des Spiels über hatte man ja auch schon Zweifel, was an diesem Finale so toll sein sollte. Ein technisch gutes, aber langsames und Torszenenarmes, also kaum durchschnittliches Spiel entwickelte sich. Der Favorit aus der Gegend, der auch logischerweise bei dieser bescheuerten Ansetzung (statt das Finale auch Hin- und Rückspiel auszutragen: Nein, man sucht den Kick dadurch, es in einem Spiel auf einem angeblich „neutralen“ Platz auszutragen) die klare Mehrheit der Fans stellte, während Leverkusen nur eine niedrige dreistellige Zahl an Fans mitbrachte, ging schnell in Führung. Kuppenheim schnürte Leverkusen ab der 10. Minute völlig ein und ging schnell mit zwei Toren in Front – das 2:0 war ein genialer direkter Freistoß in den Winkel! Aber bis zur ersten Pause kamen die Rheinländer doch noch auf ein Tor heran.
Dass Leverkusen gezwungen war etwas zu tun, tat dem Spiel sehr gut. Sonst spielen die Pfeifen nämlich nur defensiv und verzögern das Spiel. So wie sie es dann auch taten, als sie zwei weitere Tore prima herausgespielt hatten. Es stand zu befürchten, dass sie nun 25 Minuten den Ball hin und her fahren würden, doch Kuppenheim schoss den Ausgleich, was dem Spiel noch besser tat. Allerdings wurde es nun etwas hektisch und ein Kuppenheimer musste wegen wiederholten groben Regelverstoßes vom Feld. Leverkusen hatte also 14 Minuten lang Zeit, um mit 4 gegen 3 Feldspieler den Titel einzufahren. Erst Sekunden nach dem regulären Ende gelang es ihnen durch ein ganz billiges Tor. Na ja: fast... Denn als die Leverkusener schon ausgelassen jubelten, die Betreuer und erste Fans aufs Feld liefen, zeigten die Schiedsrichter, die zum Ende der Partie immer mehr die Übersicht verloren und eigentlich ihre Gesten nach zu Urteilen schon abgepfiffen hatten, an, dass es noch weiter gehen musste. Allerdings war auch die angezeigte Nachspielzeit noch gar nicht abgelaufen, insofern die Entscheidung also korrekt. Das Spiel wurde auch wieder aufgenommen und was passierte dann Sekunden vor dem Ende? Richtig! Kuppenheim glich in Unterzahl mit einem überlegten Schuss aus. Wahnsinn!
Die Verlängerung musste her und da es hier 20 weitere Minuten Überzahl für Leverkusen hieß, war es schon streckenweise eine Blamage für die Rheinländer, dass sie nicht besser als die Baden spielten. So ging Puma sogar schnell in Führung und konnte nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich per Strafstoß treffen. Der erneute Ausgleich für Leverkusen ist auch dem Umstand geschuldet gewesen, dass zwei fällige Zeitstrafen gegen den SV Bergfried nicht ausgesprochen wurden. Also warum sich da die Nord-Kölner überhaupt beschwerten, wenn mal gegen sie gepfiffen wurde, war bei ihrem Glück bei diesem Spiel im Prinzip nicht nachvollziehbar.
Schließlich musste also das Elfmeterschießen, dass statt wie beim Fußball mit mindestens fünf aufgrund der Mannschaftsstärke nur mit mindestens drei Schützen ausgetragen wird, zur Entscheidungsfindung her. Mittlerweile waren seit dem Anstoß 2 Stunden und 45 Minuten vergangen und die meisten Fans so wie wir auch schon 4 Stunden im Stadion am Hardtsee.
Leverkusens wie auch Kuppenheims erste Schützen verwandelten sicher. Dann verlud Leverkusens zweiter Schütze den Puma im Tor zum 7:8. Der nächste Kuppenheimer scheiterte am wie immer sehr starken Leverkusener Torwart. Der nächste SVB-Spieler traf allerdings nur die Latte, nachdem der ebenfalls sehr starke Kuppenheimer Torwart die Hände an den Ball bekam. Allerdings versagte auch der dritte Bade, sodass die Leverkusener dann doch noch den erst zu früh bejubelten Meistertitel feiern konnten. Also von wegen „Vizekusen“ – die Randkölner können auch mal einen Meistertitel gewinnen!
Statistik:
Grounds: 654 (heute 1 neuer; diese Saison: 60 neue)
Sportveranstaltungen: 1.387 (heute 1, diese Saison: 73)
Tageskilometer: 1.030 (1.030 Auto)
Saisonkilometer: 12.280 (10.610 Auto/ 1.670 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 101
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 273
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