Sonntag, 30. Januar 2011 - Anwurf 16.00
Mitteldeutsche Oberliga (4. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 28:25 nach 60 Min. – Halbzeit: 13:16
Tore: Meiner 10, Eulitz 6, Berthold 5, Kunz 2, Randt 2, Lorenz-Tietz 2 (LVB); Zahnow 7, Mertig 4, Müller 4, Schmidt 3, Schütz 2, Scholz 2, Hubald 1 (HCE)
Verwarnungen: Lorenz-Tietz, Wagner, Berthold (LVB); Schaarschmidt, Müller, Geyer (HCE) Zeitstrafen in Minuten: Meiner 2, Pietzsch 2, Randt 2, Lorenz-Tietz 2, Randt 2 (LVB = 10 Minuten); Müller 2, Schaarschmidt 2, Judisch 2 + DQ (HCE = 6 Minuten)
Platzverweise: Judisch (46., Rot: Foul mit Verletzungsabsicht als letzter Mann)
Spielort: Sporthalle Brüderstraße (Kap. 725, davon 576 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 450 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Schnelles, spannendes Spiel auf hohem Niveau)
HANDBALL: SG LEIPZIGER VERKEHRSBETRIEBE 28-25 HC ELBFLORENZ DRESDEN
Trotz Temperaturen knapp unter Null ließen wir es uns nicht nehmen, bis in die Leipziger Innenstadt mit dem Fahrrad zu fahren. Das funktionierte auch wirklich problemlos, sodass wir eine halbe Stunde vor Anwurf eines wirklich interessanten Handballspiels in einer wirklich interessanten Sporthalle waren.
Es war ein Spitzenduell in der Mitteldeutschen Oberliga in der Brüderstraße zu sehen. Was Dresden mit „Mitteldeutschland“ zu tun hat, weiß ich zwar nicht, aber jedenfalls führt HSG Freiberg mit einem Punkt vor den Verkehrsbetrieben und dreien vor Bad Blankenburg. Wiederum ein Punkt dahinter liegt Dresden auf Rang 4. Die reinen Zahlen ließen schon ein spannendes Spiel erwarten.
Die Sporthalle Brüderstraße, die in einer Achse mit dem Neuen Rathaus nach Osten, also am östlichen Ende einer langgestreckten Freifläche, die u.a. von einem sehr auffälligen sozialistischen Gebäude, das noch Schriftzüge wie „Jenaer Glas in aller Welt“ und „Tradition und Fortschritt für modernes Wohnen“ trägt, flankiert wird, liegt, ist eine der bekannten Hallen der Stadt Leipzig und außen mit ihrer geschachtelten und angefressenen Fassade, so wie vor allem Innen mit ihren kastenförmigen Holzbänken auf der einen Längsseite, der Deckenkonstruktion mit den runden Lampen, der Hintertortribüne mit den Turnbänken, den hervorragend konstruierten Netzaufhängungen an den Toren und schließlich auch dem herrlichen Sprecherturm, auch eine der sehenswerten und architektonisch schönen Sporthallen. Zudem fällt auf, wie gut die Sicht aufs Spielfeld – auf der Längsseite uneingeschränkt, auf der Hintertortribüne durch das lapprige, harte Würfe kaum abfangende Fangnetz gestört und nicht ganz ungefährlich – und die Beleuchtung - die alten Lampen und die Leuchtkraft dazu: Respekt! - sind. Diese DDR-Hallen wie etliche in Leipzig, Köthen, Halle, Bernburg usw. sind doch alle durchweg erheblich besser, als der Dreck der in den letzten 10 Jahren in Langenweddingen, Mölkau etc. zusammengefriemelt wurde. Nach der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg und der Eissporthalle in Litvínov, Tschechien, bzw. vor der Grubehalle der DHfK Leipzig und der Assad-Sporthalle in Aleppo, Syrien, ist diese Halle auch die schönste die ich überhaupt kenne!
In einer so schönen Halle könnte man sich eine schöne Zuschauerkulisse erhoffen, doch die Stimmung war wirklich erbärmlich. Da mögen die Mannschaften spielerisch erheblich besser sein als solche Ligakonkurrenten Rot-Weiß Staßfurt oder LSV Ziegelheim – die Fans sind es nicht. Und Staßfurter Fans sind auch ziemlich lahm, doch allemal besser als die Trommler der Leipziger Verkehrsbetriebe, die wirklich kaum zu hören waren, und die anderen LVB-Fans, die überhaupt keine Sprechchöre brachten und Emotionen wie Zwischenrufen in den ganzen 60 Minuten nur drei, vier Mal vernehmen ließen. Auch unter den 20 Dresdner war ziemlich tote Hose: ist ja schön, dass sich wenigstens ein paar Leute finden, die nach Leipzig mitfahren, aber mehr als ein paar Sekunden hintereinander monotones Getrommel und Geklatsche sollte schon drin sein. Da war am Samstag davor drei Ligen tiefer in Klostermansfeld erheblich mehr Stimmung in der Halle: und da waren im Gegensatz zum heutigen Spiel keine 450 Leute zugegen, sondern nur etwas mehr als 100!
Für 6€ - eigentlich unverschämt hoch, doch bedenkt man, dass man als Student, Schüler usw. 3€ Ermäßigung kriegt, ist das dann nicht mehr so kritikwürdig - gab es dann dieses von Beginn an wirklich seinem Namen gerecht werdende Spitzenspiel. Nachdem die ersten Angriffe der Leipziger abgefangen wurden und die Gäste zwei Mal erfolgreich waren, kamen die Leipziger nach fünf Minuten in Fahrt und gingen bis Mitte der ersten Hälfte 9:5 in Führung. Die währte aber nicht lange, Dresden kämpfte sich auf 10:10 heran. Ab der 25. Minute waren die Gäste sogar besser und SG LVB machte ein paar Fehler, was den 13:16 Pausenstand erklärte.
Bis zur 45. waren die Leipziger aber wieder voll im Spiel und setzten mit ihrer Angriffsformation die Dresdener erheblich unter Druck: 21-21, darunter auch etliche spektakuläre Treffer. Spektakulär auch der Platzverweis gegen den schwergewichtigen Gästetorwart: ein drahtiger und eher leichtgewichtiger Leipziger traf mit einem Tempogegenstoß zum 21-21, wobei er aber im vollen Lauf vom doppelt so breiten Torwart vor dem Wurfkreis mit einem Sprung in voller Verletzungsabsicht umgerempelt wurde. Der Leipziger fing sich auf dem Parkett geschickt ab und blieb zum Glück unverletzt, nur der Torwart schien sich am Knie verletzt zu haben. Doch der Dresdner blieb nicht wegen der Verletzung draußen, sondern wegen der roten Karte, die für dieses Foul auch angemessen war. Die Gesten des Torwarts zeigten aber auch, dass er seinen Fehler eingestand. An seinem Ersatzmann oder der Unterzahl lag es aber nicht, dass Leipzig nun auf 24:21 davon zog und den Drei-Tore-Abstand tatsächlich bis zur Schlussminute verteidigte. 28:25 war der verdiente Endstand.
Das beste Tor der Partie erzielte aber übrigens ein Dresdener: ein HCE-Spieler wirft von links am Kreis, ziemlich spitzer Winkel, eine Bogenlampe über den Torwart der LVB; der Ball geht an die Latte, prallt ab, fliegt parallel zur Torauslinie auf die rechte Seite des Wurfkreises zu; von dort kommt ein anderer Dresdner angehechtet und schlägt den Ball mit einer Faust direkt aus der Luft und 1m vor der Auslinie ins lange Toreck. Herrlich!
Bis nach Markranstädt lief die Rückfahrt auch herrlich, aber 500m vorm Bahnhof, von dem aus wir ohnehin den Rest des Weges zurücklegen wollten, ließ mein Vorderrad abrupt Luft. Also nach 49,5 Radkilometern 500m vorm Ziel ist zwar besser als 5km davor einen Defekt zu kriegen, aber am Besten hat man gar keinen! Die Fahrt mit der Bahn hielt dann mal wieder ein Beispiel dafür parat, warum die Deutsche Bahn fast jeder scheiße findet: der Kontrolleur ist nur zum unfreundlich und arrogant Aufblasen auf dem Zug und kann nichts außer Karten knipsen; selbst zum richtigen Ansagender Bahnhöfe ist das Arschloch zu blöd: sagt der doch „Nächster Halt: Kötzschau“ an, obwohl der Zug in Bad Dürrenberg einfährt. Wer sich da nicht so auskennt, hat die Arschkarte – nur mit Blick aus dem Fenster haben wir an den Gebäuden erkannt, dass wir raus müssen (in Dürrenberg mussten wir nämlich per Straßenbahn weiter). Aber so Vollidioten wie das Zugpersonal in der 18.47 S-Bahn Leipzig-Weißenfels hat man selbst bei der DB selten.
Statistik:
Grounds Nr. 519 (ein neuer Ground; diese Saison: 69 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.216 (diese Saison: 103)
Tageskilometer: 70 (50 Rad, 10 Bahn, 10 Tram)
Saisonkilometer: 18.290 (12.070 Auto/ 3.080 Bahn, Bus, Tram/ 2.340 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 84
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 235
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