Montag, 17. Januar 2011

W233II: HSV Bad Blankenburg besiegt wenig überzeugend HV Rot-Weiß Staßfurt in der GutsMuths-Halle

HSV Bad Blankenburg 31:28 HV Rot-Weiß Staßfurt
Sonntag, 16. Januar 2011 - Anwurf 16.00
Mitteldeutsche Oberliga (4. Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 31:28 nach 60 Min. – Halbzeit: 17:16
Tore: Sindermann 10, Havel 6, Miler 4, Menge 4, Puikis 3, Ardan 3, Weyhrauch 1 (HSV); Jacobi 8, Retting 6, Stolze 5, Scholz 4, Bruchno 3, Rach 1, Hähnel 1 (HV RW)
Verwarnungen: Ardan, Miler, Menge (HSV); Wartmann, Rach, Bruchno (HV RW)
Zeitstrafen: Merkel 2, Miler 2 (HSV = 4 Minuten); Bruchno 4, Stolze 2, Jacobi 2, Lingk 2, Rach 2 (HV RW = 12 Minuten)
Platzverweise: keine
Spielort: Guts-Muths-Sporthalle/ Landessportschule (Kap.: 500, davon 450 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 350 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Vor allem durch schwache zweite Hälfte insgesamt unterdurchschnittliches Spiel: Staßfurt ganz O.K. - aber Blankenburg für ihre Ansprüche trotz Sieg niveaulos)
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Photos and English version:
Bad Blankenburg im Thüringer Wald
HSV Bad Blankenburg vs. HV RW Staßfurt

In letzter Zeit kann man sich nicht mal mehr auf das Stattfinden von Handballspielen verlassen: bei den einen Hallen drückt die Schneelast, bei den anderen steht das Schmelzwasser im Foyer und bei wieder anderen macht man sich komplett lächerlich, in dem man ein Spiel wegen Baupfusch bei der Hallenrenovierung absagen muss. Aber das Spiel zwischen dem 3. und dem 10. der Oberliga Mitteldeutschland – mit Bad Blankenburg in Thüringen und Staßfurt in Sachsen-Anhalt hat man in dieser komischen Liga auch wirklich mitteldeutsche Mannschaften auf dem Parkett – fand statt. Diese Partie war für meine Freundin als Staßfurterin natürlich besonders interessant, sodass wir uns insgesamt zu viert per Bahn von Merseburg über Erfurt auf dem Weg nach Bad Blankenburg im Thüringer Wald machten.

In Bad Blankenburg guckten wir erstmal die Ruine Greifenstein an, die mit ihren auf einem Berg außerhalb der Stadt thronenden weißen Mauern und dem Turm schon etwas daher macht, aber aus fadenscheinigen Gründen geschlossen war. Wenn man allerdings die Mauern so schlampig sichert, ist eine Eroberung der abgesperrten Vorburg für den motivierten Burgenfreund kein Problem. Nach dieser Eroberung stand noch ein lockerer Spaziergang durch die kleine Altstadt des insgesamt doch recht verschlafenen, aber nicht unsympathischen Ortes an. Der Marktplatz mit Rathaus, eine Kirche und natürlich das Museum für den Pädagogen und Erfinder des Kindergartens Friedrich Fröbel sind wichtige Stationen in der Stadt. Auch nicht unsympathisch war das Preisniveau bei einer thüringer Gaststätte in der Nähe des Marktplatzes, in Richtung Fluss: für nur 6€ bis 9€ bewies der Koch dort mit hervorragenden Wildgerichten, serviert mit Klößen und Salat, sein Können. Auch die Getränke klar unterm deutschen Durchschnitt!
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Die Handballer bewiesen dann in der nach Turnpionier Johann Christoph Friedrich GutsMuths benannten Sporthalle der Landessportschule ihr Können. Das Gelände der Landessportschule ist weitläufig, wirkt über weite Strecken wie ein Park, die Burgruine ist in Sicht, die Berge sind nah dran – alles echt idyllisch. Besonders das Fußballstadion, in dem der TSV Bad Blankenburg immerhin Landesklasse spielt, ist ein spektakulärer Bau: die Tribüne ist zwar verdammt weit vom Spielfeld weg, aber dafür sieht die echt nach Bauhausstil aus. Daneben die Hallen – die Fröbel- und die GutsMuths-Halle sind ein einziger Bau – sind wirklich modern; gerade der Treppenaufgang hinter der Kasse (Eintritt übrigens 5€, ermäßigt für Studenten u.a. 3,50€; leider normal) zur Tribüne ist mit der Verglasung und den Grünpflanzen gelungen. Ein Porträt mit Gedenktafel für GutsMuths findet sich auch. Die Tribüne befindet sich mehrere Meter oberhalb des Spielfeldes, wobei mittig hinter den fünf Reihen Holzbänke ein Sprecherturm angebracht ist. Hinter der letzten Reihe sind Stehplätze vorgesehen. Durch die schiere Größe der Halle – Deckenhöhe und Spielfläche mehr als die Tribüne – wirkt die Sportanlage etwas kahl und kühl.

Die Tribüne war recht gut gefüllt, wobei wir natürlich auf der linken Seite, wo sich die Staßfurter Fans einfanden, zu finden waren. Rechts war eine Trommlergruppe, die alle zwei Minuten mal echt ordentliche Rhythmen für eine halbe Minute hämmerte, aber dann zur streckenweise Totenstille in der Halle beitrug. Vom Gästesektor kam nur Applaus nach Toren und ein paar Zwischenrufen in passenden Situationen, die meisten Heimfans waren noch lahmer und fielen nur durch Meckern auf.

Zu Meckern gab es in der ersten Hälfte aber wenig, denn nach einem guten Staßfurter Start fanden die Blankenburger zum Ende der ersten Hälfte ins Spiel (der späte Start für die Hausherren kann natürlich nur für die Heimfans ein Kritikpunkt sein: anders betrachtet machte er das Spiel spannender) und ein abwechslungsreiches und recht gutes Spiel entwickelte sich. Es wurde zur Pause hin fehlerbehafteter und die Staßfurter ließen auch etwas nach, was zur Kehrtwende in der Partie zu führen schien. Erstmals führte Blankenburg dann kurz vor der Pause; der Halbzeitstand war auch 17:16.
Die zweite Hälfte wurde weitestgehend von Blankenburg bestimmt, obwohl oder wodurch das Spiel auf ein erbärmliches Niveau absackte. Die Fehler der Staßfurter wurden von den Blankenburgern immer wieder ausgenutzt, sodass Mitte der zweiten Hälfte nach einem bis zu sieben Tore zählenden Vorsprung von einem Sieg des HSV ausgegangen werden musste. Doch nun machten die Möchtegern-Aufsteiger wieder mal eine geistige Pause: da kam Staßfurt plötzlich noch mal auf bis zu zwei Tore heran! Doch am Ende reichte es erwartungsgemäß knapp für einen Sieg des 3. gegen den 10. von 14 Mannschaften.

Leider muss ich aber noch anfügen, dass ich nicht nur aus Sympathie zu Staßfurt Schwierigkeiten habe, den Sieg der Blankenburger wertzuschätzen: wer bei Landessportschule und Bad Blankenburg assoziiert, dass da junge Talente erfolgreich spielen würden, muss sich nur mal die Website angucken; im Kader sind gut 20% der Spieler (und somit 40% der Stammspieler) ausländische Halbprofis, die vorher z.B. bei tschechischen Vereinen der Extra Liga oder I. Liga unter Vertrag standen. Schön, dass sich solche Spieler bei den beiden vor Bad Blankenburg platzierten Teams – HSG Freiberg und SG LVB – nicht finden. Aufstiegsambitionen schön und gut, aber ich frag mich, wer da zu viel Geld hat?! Ob SG LVB nicht auch besser spielt, finden wir vielleicht mit einem Spielbesuch in diesem Monat noch raus. Die Leistung jedenfalls, die Bad Blankenburg heute gezeigt hat, war eines halbprofessionellen Clubs, der sich in die 3. Liga spielen – oder kaufen? – will, nicht würdig. Das war auch für Oberliga ziemlich mäßig!
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Statistik:
Ground Nr. 514 (ein neuer Ground; diese Saison: 64 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.208 (diese Saison: 95)
Tageskilometer: 310 Eisenbahn
Saisonkilometer: 17.750 (12.070 Auto/ 2.700 Bahn, Bus, Tram/ 2.180 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 233

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