Mittwoch, 16. September 2009

WE163II: 5 Tage, 4 Staaten und 3 neue Länderpunkte, Teil II: Keine Parkplätze und keine Stimmung – aber schöne Städte und schöne Tore

Nk Domžale 1:1 FC „Luka“ Koper
Freitag, 11. September 2009 - Anstoßzeit 18.00
Prva Liga SI (1. Liga Slowenien, Profiliga)
Ergebnis: 1:1 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 1:0
Tore: 1-0 5. Drevenček, 1-1 51. Pavlin
Verwarnungen: Topič, Šturm, Zatkovič, Čavušević, Elsner (Domžale), Guberac, Pavlin, Radujko, Brulc, Hadžič (Koper)
Platzverweise: keine
Spielort: Športni park Domžale (Stadion Občina Domžale, Kap. 3.100 Sitzplätze)
Zuschauer: 600 (50 Gästefans)
Spielqualität: 5,0/10 (Durchschnitt)
Sightseeing: 6,5/10 (Gut)


Photos and English version: [
Maribor] – [Ljubljana] – [Football].

Nachdem der ungewöhnliche Badezimmerzuschnitt beim ETAP Graz Zentrum schon am Vorabend aufgefallen war – mal keine „Nasszelle“ sondern ein richtiges Bad – fiel auch das Frühstück angenehm aus dem ETAP-Rahmen: viel mehr Auswahl als in Deutschland, Frankreich oder Luxemburg.

Von Graz ging es dann weiter nach Süden, wo bald die slowenischen Wegelagerer mit ihrer 15€ teuren Wochenvignette warteten – Autoclubs und die EU haben der kleinen Republik immerhin ausgetrieben, von jedem Transitreisenden eine 6-Monats-Vignette für über 30€ zu verlangen – und auch schon bald die Stadt Maribor, also Marburg an der Drau, erschien. Zum Glück ist diese Stadt klein, sodass das Herumirren auf der Suche nach einem Parkplatz nicht ganz so lange dauerte. Hinter dem Stadion gab es dann mal einen Parkplatz, aber in Slowenien werden echt zu viele Autos gefahren. Man merkt doch, wie hoch der Lebensstandard dort ist. Vor allem an den deutschen Preisen in allen Bereichen des Lebens. Dieser Aspekt ist einer der vielen, der eine Zuordnung Sloweniens zum Kulturraum Mitteleuropa rechtfertigt. Eigentlich hätte ich Slowenien vorher aufgrund der südslawischen Sprache zu Südosteuropa gezählt, aber Slowenien hat ja nichts gemein mit einem südosteuropäischen Land wie Serbien. Keine Pferdekutschen, keine Halbtonmusik im Radio, keine besonders aufgeschlossenen Leute, hohe Preise in jedem Lebensbereich und keine krassen Emotionen beim Sport. Typisch für Gesamteuropa ist, dass die frühere jugoslawische Provinz, die nicht nur durch ihre Unabhängigkeitserklärung den Stein Balkankrieg ins Rollen brachte, sondern sich beinahe selbst finanziell ruinierte, da die ersten Jahre nach der Unabhängigkeit finanziell richtig schlecht liefen – schlechter denn jemals unter jugoslawischer Oberhoheit – reichlich klein ist.

Zurück zu Maribor, dass durch die Unabhängigkeit bis Ende des letzten Jahrtausends ein Drittel seiner Einwohner einbüßte, die es nur langsam und teilweise derzeit zurückgewinnt: die Drava kerbt sich mehrere Meter unterhalb der Stadt, die sich auf beiden Seiten des Flusses verteilt, schön ein. Mehrere ansehnliche Brücken bringen einen von der unattraktiven Südseite auf die schöne Nordseite. Dort ist zumindest der nahe am Fluss liegende Teil schön. Mehrere Kirchen, dass Rathaus, das Burgschloss und etliche Bürger- und Geschäftshäuser dazwischen sind Barock-, Jugendstil- und Renaissancebauten. Viele Gebäude warten mit Details wie Heiligenfiguren oder Sagengestalten auf. Etliche Denkmäler stehen in der Stadt verteilt. Am Flussufer findet sich auch eine schöne Befestigungsanlage.

Über die Autobahn war Ljubljana schneller erreicht als erwartet, die Parkplatzsuche dauerte jedoch länger als befürchtet. Wir entschieden uns dann nach einer Weile erst zum Hotel zu fahren – das BIT Center Hotel, etwas außerhalb im Osten der Stadt ist sehr zu empfehlen, Essen ist nicht so toll, aber Übernachtungspreise sind angemessen: Einzel 38€, Doppel 53€, Dreier 58€ pro Zimmer und Nacht mit Frühstück – und dann erst wieder zurück in die Stadt. Im x-ten Anlauf fanden wir dann auch einen Parkplatz, der sogar nur 60 Cent die Stunde verlangte, und nur zu 90% ausgelastet war. So konnten wir etwas in der Hauptstadt herumlaufen, deren Highlight sicherlich die Burg ist. Den teils durch moderne Glasbauten versauten Burghof und die schön restaurierte Kapelle kann man kostenlos besichtigen. Das Museum für 4,50€ - den Preis haben die sich in Italien abgeguckt - sparten wir uns. Sehr sehenswert ist auch der barocke Dom: von Außen schon ganz nett, von Innen wunderschön. Ganz lustig: die Drachenbrücke. Daneben sind auch Kolonnaden. Im Halbkreis um den Burgberg herum liegen noch etliche schöne Bürgerhäuser mit tollen Fassaden und das Rathaus mit seinem schönen Innenhof. Die wenigsten Gebäude sind sanierungsbedürftig. Die Stadt wirkt für eine Hauptstadt sehr klein, selbst Luxemburg-Stadt wirkt größer und ist reicher an Sehenswürdigkeiten.
Die nur zu Stoßzeiten überlastete Autobahn nach Nordosten brachte uns dann ins nahe gelegene Domžale. Eine Stadt ohne Sehenswürdigkeiten, aber Heimatstadt eines Fußballerstligisten. Der 15. Länderpunkt sollte fallen und wir brachten dasselbe wie beim dritten Länderpunkt (Luxemburg) fertig: wir waren die ersten im Stadion. 17.10 Uhr hatten wir die Kassen aufgesucht, die Karten für 10€ gekauft und die lasche Kontrolle passiert. Übrigens: Nicht nur die Frau an der Kasse, ja selbst die Ordner verblüfften mit Englischkenntnissen: auch ein paar Fans, die sich unser Programmheft ausliehen um etwas nachzuschlagen, hatten kein Problem in Englisch zu kommunizieren. Bis 17.15 waren wir echt die einzigen in dem kleinen Stadion mit der modernen Haupt- und der weniger modernen Gegentribüne. Beide Seiten verfügen über blaue und gelbe Sitzschalen. Auf der Hauptseite formen sie den Schriftzug „Domžale.“ Während Kunststoff, Metall und Holz die eine Seite überdachen, überdacht Wellblech die andere.

Wir hatten schon eine Zuschauerzahl von rund 200 befürchtet, aber schließlich wurden es doch über 600. Aber die waren fast alle ruhig. Nur vereinzelte Zwischenrufe und die acht Heimfans und bis zu 20 Gäste, die mit Anfeuerungen – teils mit Tröten, Trommeln und Megafon – ab und an in Erscheinung traten. Kein Vergleich zum benachbarten Kroatien oder auch Bosnien, Serbien oder auch nur Makedonien also. Eher vergleichbar mit einer Amateurliga wie den deutschen Verbands- oder Landesligen.

Das Spiel selbst war dann ganz O.K. wobei das 1:0 nach fünf Minuten schon das absolute Highlight war: ein Freistoß für Domžale, dreißig Meter, ziemlich mittig vorm Tor, der 22jährige Drevenček semmelt drauf und der immer länger werdende Ball landet, da der Torwart zu langsam ist, im Eck. Ein klasse Treffer! Auch der Ausgleich, der in der sechsten Minute der zweiten Hälfte fiel, war schön gemacht: prima heraus gespielt. Vor allem die Gäste aus Koper spielten sich einige weitere Chancen heraus – in der Schlussphase aber war Domžale wieder aktiver – die allerdings alle kläglich vergeben wurden. Ansonsten wurden auch gute Zweikämpfe gefahren, nach denen es dauernd gelb gab. Die Hälfte der Karten waren lächerlich. Weder Schieds- noch Linienrichter waren überzeugend. Die Spieler lieferten immerhin ein durchschnittliches Match ab.

Nach diesem Spiel gingen wir im gegenüber liegenden Restaurant essen. Deutsche Preise, aber wenigstens hervorragendes Essen. Schweinschnitzel in Sahnesoße und Kartoffeln klingt nicht nach einer Delikatesse, aber der Koch bracht dieses Gericht auf ein wirklich enormes kulinarisches Niveau.
Statistik:
Ground Nr. 351 (ein neuer Ground; diese Saison: 20 neue)
Sportveranstaltung Nr. 882 (diese Saison: 24)
Tageskilometer: 290 (Auto)
Saisonkilometer: 8.360 (7.710/ 650/ 0/ 0)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 9
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 163

Fotos unter:
Maribor:
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090911a%20Maribor%20-%20Marburg%20an%20der%20Drau/

Ljubljana: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090911b%20Ljubljana%20-%20Hauptstadt%20Sloweniens/

Fußball: http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090911c%20Nk%20Domzale%201-1%20FC%20Koper/

1 Kommentar:

fan.aus.einer.merseburger.arbeitersiedlung hat gesagt…

Alle Fotos der Tour nun auf flickr. Siehe auch:
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713751529811
und
https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157713751826988