....................................... 1:1 (0:0) ...........................................
- Club Sportif Wifak Bouznika (النادي الرياضي وفاق بوزنيقة) -
- Datum: Sonntag, 9. Februar 2014 – Anstoß: 14.30
- Wettbewerb: GNF Amateur 1, Groupe Nord [شطر الشمال - بطولة القسم الوطني الأول هواة] (d.h. 3. Marokkanische Fußballliga, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 52. (18), 1-1 65. (19)
- Verwarnungen: Nr. 17, NN (QT); Nr. 11, 15 (WB)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Municipal de Taza [الملعب البلدي بتازة] (Kap. 2.500, davon 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 700 (keine Gästefans?)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Grauenhafte erste Halbzeit, aber ab der 65. nach dem zweiten Tor plötzlich richtig gut…)
Photos with English and Arabic Commentary:
a) Amateur Football Top Tier in Taza: Qods Taza v Wifak Bouznika
b) Taza Old Town and Jbel Tazekka Nationalpark: Friouato Cave etc.
Am Sonntag kehrte noch mal die durchgedrehte amerikanische Familie von Ryan und Emy zurück nach Fès: das Paar und ihre zwei Kinder sind nun auf dem Weg zurück nach Spanien und bleiben noch ein bisschen bei Khadijas Familie, sodass ich auch Sonntag alleine losfuhr. Wieder auf der Bundesstraße N6, diesmal aber nach Osten. In Bir Tamtam wurde die lässig zügige Fahrt schon wieder gestoppt: 72km/h innerorts, eigentlich 300 Dirham Strafe – aber dem Polizist gefiel mein Arabisch und dass ich bei einer marokkanischen Familie wohne (und der war auch nicht so doof wie der bei Meknes gestern und hat das mit der Gastfamilie richtig verstanden) und da ich nur 220 Dirham mithatte (ich berechne gerade wegen solcher Kontrollen den Benzinverbrauch und sonstige Kosten vor Fahrtantritt immer knapp) ließ er mich ohne jede Bestechungsgebühr weiterfahren.
Nach Sidi Abdellah geht es links abknickend rechts den Berg hoch in den Tazekka-Nationalpark. Der ist landschaftlich mit das Beste was Marokko zu bieten hat! Tiefe Schluchten, bewaldete und von engen Straßen durchzogene Bergzüge. schroffe Felsen, spitze Berggipfel, rauschende Bäche und sehr ruhig. Erst direkt bei Taza gibt es wieder mehr Betrieb. Im idyllischen Bab Bou-Ider, das zwischen bewaldeten Berghängen eingeklemmt ist, ist jedes Haus aus französischer Zeit und auf dem schönen Großfeldplatz (auf dem aber leider kein Spielbetrieb ist) kickten die Mädchen aus dem Ort fünf gegen fünf.
Kurz darauf ist der Abzweig zur Grotte und Höhle von Friouato erreicht. Der Weg ist nicht so steil wie mir einige beschrieben haben und die Treppen sind auch halb so wild. Es reicht auch in der Tat für 3 Dirham die Grotte (Besichtigung ca. 30 Minuten) zu besuchen, die ein riesiges Loch im Berg mit Lichtschacht ist. Die anschließende Höhle ist eine Tropfsteinhöhle, die mehrere Kilometer in den Berg hinein führt und auf den ersten 2 oder 3km für Besucher erschlossen ist. Ein Führer kostet aber 100 Dirham und ohne einen solchen ist es selbst Marokkanern nicht (mehr) erlaubt, hinunterzusteigen. Angeblich da sich mehrfach Leute dort verirrt haben und bis zu drei Tage da herumgurkten – in Wirklichkeit wahrscheinlich, da die Bevölkerung in der Gegend (bis auf aus anderen Städten zugezogene Araber und Berber in Bou Ider) sehr arm ist und jeden Weg zum Geldmachen braucht.
Bei mehr Zeit hätte ich ja einen Führer genommen, aber die zu veranschlagenden zwei Stunden hatte ich dann doch nicht mehr, sodass ich den Weg in die Kreishauptstadt Taza herabfuhr, noch an dem Wasserfall hielt und in Taza angekommen eine Dreiviertelstunde die wenig attraktive aber von tollen Mauern umgebene Altstadt besichtigte.
Nach der Altstadtbesichtigung ging es ins Stadion, das enorm gepflegt ist. Trotz mehrerer Spiele jeden Samstag und Sonntag ist der Naturrasen sehr gut. Das bewies heute mal wieder eindrucksvoll, dass nicht die schlechten Platzverhältnisse für die schlechte Qualität von Spielen verantwortlich sind, sondern einzig und allein die schlechten Spieler…
Die beiden Tribünen sind auch sehr gepflegt: fünf Reihen Betonstufen auf der Gegenseite, an den Enden halbrund zulaufend, und sechs Reihen massiver Beton auf der Hauptseite, in der Mitte überdacht und mit blauen Schalensitzen versehen, auf der rechten Seite sind noch ein paar Holzbänke übrig geblieben. Die Begrünung der Anlage ist auch nicht schlecht, v.a. die Bäumchen im Vorgarten des alten Vereinsheims sind klasse!
Das Spiel war alles andere als „klasse“ bis zur 65. Minute: beide Teams völlig unfähig, Abstiegskampf pur auf ganz niedrigem Niveau, wobei Qods (Jerusalem) Taza eigentlich schon abgestiegen ist, da 1 Punkt aus 13 Spielen einfach mal zu wenig ist. Wifak (Einigkeit) Bouznika hätte drei Punkte gebraucht um sich von den Abstiegsplätzen wegzuarbeiten, aber nach der verdienten Führung per Kopfballtreffer nach über 50 Minuten Spielzeit gelang Taza in der 65. der Ausgleich. Und plötzlich wurde das Spiel gut und flott! Beide Teams vergaben reihenweise Chancen und gingen konsequent aber ohne Geholze in die Zweikämpfe. Warum dann kein weiteres Tor mehr fiel, musste man sich schon fragen…
Was man sich auch fragen musste, ist wie es um den Geisteszustand der überweigend berberischen Bevölkerung steht. 80% der Einwohner Tazas sind Berber und im Wikipedia-Artikel wird bejammert, dass die Verwaltung und die guten Jobs mit den Arabern besetzt sind: aber wenn die nun mal überwiegend besser ausgebildet sind als Berber, was dann? Natürlich gibt es da auch Korruption und Vetternwirtschaft unter den arabischen Familien die diese Ämter innehaben und es gibt auch ein paar wenige sehr gebildete Berber – aber wenn ich sehe, wie sich die 700 Zuschauer, die augenscheinlich fast alle Berber waren, mitunter aufführten…
Erstmals habe ich in Marokko offenen Rassismus im Stadion erlebt – und das typischerweise in einer Berberstadt! Ein schwarzer Gästespieler wurde mehrfach und gut hörbar als Neger und Affe beleidigt und da die Einheimischen davon ausgingen, dass er nicht richtig Arabisch kann, da er evtl. ein Halbprofi aus Schwarzafrika ist, rief einmal einer von diesem Berberstamm mit den markant rotbraunen Haaren (angeblich stammen die aus dem Kaukasus aber so richtig weiß das keiner) bei Ballbesitz des Schwarzen ein „fuck you, Nigga“ dazwischen. Das so ein beschissenes Verhalten bei Berbern häufiger vorkommt als bei Arabern, haben mir selbst meine berberischen Lehrer Abdelhadi und Fatima bestätigt – warum das so ist, konnte mir aber niemand begründen; ob sie sich ihre Eigenbezeichnung „Imazighen“ (Freie Menschen als Gegensatz zu Sklaven bzw. „freigelassenen Sklaven“ d.h. Harratin, was auch allgemein für Schwarze verwendet wird) zu sehr zu Herzen nehmen oder die Theorie, dass sie aus dem Kaukasus und damit (fast) aus Europa stammen überschätzen, oder dass sie sich für die Größten halten, da viele Berberstämme von Gesichtszügen und Hautfarbe wie Mitteleuropäer aussehen oder sie deshalb meinen, die Tollsten zu sein, weil sie länger als alle anderen auf marokkanischem Boden wohnen…
Und natürlich gibt es Rassismus auch in anderen arabischen Staaten, aber außer in Saudi-Arabien und vllt. noch Katar ist das wohl nirgendwo so schlimm wie in Marokko. Und ich meine nicht die Vorkommnisse, die man evtl. in Kriegszeiten erlebt – sondern den üblichen Alltagsrassismus, den es gegenüber ausländischen Touristen im Übrigen auch nirgendwo in der arabischen Welt so stark wie in Marokko gibt.
Wie dem auch sei: man muss hier erstens festhalten, dass gebildeten und anständigen Marokkanern wie denen in meiner Gastfamilie oder den Lehrern am Institut dieses Verhalten von ihren weniger anständigen Mitbürgern unheimlich unangenehm ist und zweitens, dass Qods Taza den zweiten Punkt im vierzehnten Spiel holte…
Und ich einen leicht anderen Weg, nämlich den direkten nach Sidi Abdellah und hinter Matmata die gleichlange aber in sehr schlechtem Zustand befindliche Kreisstraße am Stausee Idriss I. entlang, nach Fès zurückfuhr.
Statistik:
- Grounds: 1.072 (heute 1; diese Saison: 101 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.983 (heute 1; diese Saison: 127)
- Tageskilometer: 330 (330km Auto)
- Saisonkilometer: 35.330 (34.200 Auto/ 1.080 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 393
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen