Donnerstag, 13. Dezember 2012
W333I: Hauptsache Zwei Punkte – Aber Ein „Peinlicher” Sieg War Es Schon...
Chemie Volley Mitteldeutschland (Leuna) ------------ 3
„Zurich Team” VC Olympia 93 Berlin ----------------- 2
Datum: Mittwoch, 12. Dezember 2012 – Beginn: 19.30
Wettbewerb: 1. Volleyballbundesliga (Halbprofiliga)
Ergebnis: 3-2 nach 125 Min.
Satzergebnisse: 25:22, 26:28, 23:25, 25:19, 15:12 (= 114:106)
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.700 Sitzplätze)
Zuschauer: Gemeldet; 295 – Tatsächliche Zahl; ca. 170 – Davon Gästefans: 0
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Spannendes und unterhaltsames Spiel, aber eine erbärmliche Leistung der Heimmannschaft)
Volleyball Bundesliga: CV Mitteldeutschland v German Olympic Team (Berlin/ U19)
Von Leuten, die sich nicht so mit Sport beschäftigen oder nur sehr einseitig mit ein, zwei Sportarten, bekommt man bei mancher Sportveranstaltung oder zu manchem Spielbericht teilweise die tollsten Fragen gestellt. So was wie: „Wie steht’s denn?“ – „1:1“ – „Äh, OK… Für wen?“ … Aber Gar nicht so doof war die Frage einer Mitschülerin, die mich vor einigen Jahren mal gefragt hat, ob es auch Siege gibt, über die man sich ärgern muss als Anhänger der Siegerseite. Vor dieser Frage hatte ich erst ein, zwei – zwischen der Fragestellung und heute aber mittlerweile eine ganze Reihe solcher Siege gesehen. So auch heute, als in der 1. Volleyballbundesliga der mit 6 Pluspunkten auf dem 8. Rang stehende CVM aus dem Leunaer Ortsteil Spergau auf den sieglosen Tabellenletzten VCO Berlin traf. Man sollte zwar bei dieser Fragestellung nicht die sogenannten nutzlosen Siege wie ein 2:1 nach einer Hinspielniederlage von 1:3 in einem Fußballpokalwettbewerb oder ein Sieg, der trotzdem den Abstieg bedeutet, da die einen Punkt vor dem Sieger stehende Mannschaft zeitgleich auch gewinnen konnte – vergessen, aber in erster Linie sind die „ärgerlichen“ Siege jene, bei denen man sich blamiert, da man trotz schlechter Leistung gewinnt oder einen völlig unterlegenen Gegner auf die leichte Schulter nimmt und entsprechend ins Schwimmen gerät. Diese Siege kann man dann auch getrost als „peinlich“ abstempeln.
Da ich es mit der Bundesligamannschaft aus Sachsen-Anhalt halte, freute ich mich zwar über die beiden Pluspunkte, doch ärgerte mich in erster Linie darüber, wie peinlich diese zustande kamen. Nämlich in einem spannenden und unterhaltsamen, aber weder spielerisch sonderlich guten, noch von CVM auch nur ansatzweise überzeugend geführten Spiel. Wenn man gegen den Berliner VCO – das ist die deutsche Olympiamannschaft, die sich außer Konkurrenz (also ohne den Druck absteigen zu können) von den Bundesligisten zu Übungszwecken abschießen lassen darf, wobei sie natürlich nicht als Aufbaugegner für die Profi- und Halbprofiteams gedacht sind, sondern die Mannschaft selbst soll außerhalb der Länderspiele Übung im gemeinsamen Zusammenspiel haben – nur 3:2 gewinnt, dann ist das einfach lächerlich. Diese Olympiamannschaften im Ligenspielbetrieb sind natürlich keine so blöde Idee: Die Methode ist in manchen Ländern selbst im Fußball normal, wobei in den wenigstens Fällen eine solche Olympiaauswahl derartig unfähig ist, auf Augenhöhe mitzuspielen, wie es der VCO im deutschen Volleyball ist. Doch peinlich war für die Spergauer bereits das Hinspiel, da sie auch in Berlin zum Saisonauftakt ganze fünf Sätze benötigten, um die U19-Mannschaft zu besiegen. Nur zwei weitere Satzgewinne gelangen den Berlinern in 8 weiteren Spielen – immerhin besser als ihr Pendant in der Frauenliga, das in den 9 Spielen nicht einen einzigen Satz gewann, sodass die Spiele der VCO-Frauen auch selten mehr als 65 Minuten dauern.
Dieses Spiel heute dauerte dann unglaubliche 125 Minuten und fünf Sätze. Zwischenzeitlich sah es sogar nach einem Gästesieg aus, da die Profis und Halbprofis reihenweise Fehler produzierten und die Jugendlichen frei aufspielen ließen. Satz eins wurde mit Hängen und Würgen gewonnen. Satz zwei durch peinliche Fehler der Mannschaft und einzelne Fehlentscheidungen der Schiedsrichter, die alle zugunsten der Berliner ausfielen, verloren. Satz drei war eine unfassbar peinliche Vorführung der Profi- und Halbprofimannschaft, wobei insbesondere die US-amerikanischen Profispieler unterirdisch die Bälle durch die Gegend hauten, sodass VCO mit 23:25 gewann. Der vierte Satz war phasenweise stark vom CVM mit präzisen Aufschlägen und starken Ballwechseln beachtlicher Länge, die die Sachsen-Anhalter für sich entschieden, geprägt, was einen Tiebreak nötig werden ließ. Dieser war durch Fehler und Durchhänger noch einmal eng geworden, nachdem CVM mit bis zu 6 Punkten führte, was aber auch an der Undiszipliniertheit der Gastmannschaft lag. Von den Jungs sind wohl noch einige nicht aus der Pubertät heraus, und meinen, dauernd die Schiedsrichter zulabern zu müssen. Diesen einen Strafpunkt im Tiebreak hätten die schon spätestens Mitte des vierten Satzes bekommen müssen. Über Schiedsrichterentscheidungen brauchten die Olympioniken sich nie aufzuregen bei einem Hauptschiedsrichter, der aus Berlin kam. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich die Ansetzung gelesen habe – das ist ja wie beim Handballverband Sachsen-Anhalt...
Wofür ich dann aber Verständnis hatte, war das Vollmaulen des hyperaktiven Hallensprechers. Der geht mir so wie so mit jedem Spiel mehr auf den Sack, weil er mit seiner dauernden hysterischen Rumplärrerei und scheiß Musikeinspielerei jegliche Stimmung auf den Rängen tötet. Wer mal hören will, wie schön Stimmung beim Volleyball seien kann, wenn man nicht alle 10 Sekunden Musikeinspielungen und Geplärre hat, kann ja mal dieses Video aus Griechenland anschauen. Und wenn man nicht auf Show verzichten will, kann man es auch so machen wie in Marokko: Volleyballvideo Tanger.
Jedenfalls: Schlimm war die Bemerkung des Sprechers nach Spielschluss; da wird keine Zuschauerzahl genannt, nicht auf die Spieldauer eingegangen und auch keine anderen spielstatistischen Daten genannt, sondern von einem „Weihnachtsgeschenk“ an die Berliner in Form der beiden Sätze gefaselt. Der VCO hat zwar vor allem durch die fast durchweg schlechte Leistung des Gastgebers und nicht durch eigene Spitzenleistungen die zwei Sätze geholt, aber unsportliche Bemerkungen wie diese hat ein Hallensprecher generell zu unterlassen. Leider ist es aber bei einigen Sportarten in Deutschland beliebter, anstelle eines seriösen Mannes oder einer seriösen Frau, einen dauerkrakeelenden Clown ans Mikro zu setzen.
Statistik:
Grounds: 833 (heute kein neuer; diese Saison: 65 neue)
Sportveranstaltungen: 1.673 (heute 1, diese Saison: 96)
Tageskilometer: 20 (20 Auto)
Saisonkilometer: 22.370 (20.730 Auto/ 1.410 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 50 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 12 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 333
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