Dienstag, 4. Dezember 2012
W332I: Brandenburg-Berlin-Duell am Montagabend
FC Energie Cottbus ---------------------------------------- 1
Hertha, Berliner Sport-Club ----------------------------- 2
Datum: Montag, 3. Dezember 2012 – Anstoß: 20.15
Wettbewerb: 2. Bundesliga (2. deutsche Profifußballliga)
Ergebnis: 1-2 nach 95 Min. (46/49) – Halbzeit: 0-1
Tore: 0-1 15. Peer Kluge, 1-1 54. Dennis Sörensen, 1-2 85. Ronny Heberson Furtado de Araújo
Verwarnungen: Ivica Banovic, Konstantin Engel (Energie); Sami Allagui, Ronny Heberson Furtado de Araújo (Hertha)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion der Freundschaft (Kap. 22.528, davon 10.949 Sitzplätze)
Zuschauer: 13.070 zahlende (tatsächlich mind. 15.000, darunter mind. 2.500 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Eher mittelmäßiges aber spannendes Spiel und ganz ordentliche Stimmung, hauptsächlich von den Gästefans)
Zum zweiten Mal in meiner Groundhoppinglaufbahn fand ich die Zeit bzw. hatte das Interesse, ein Montagsspiel der 2. Bundesliga zu besuchen. Über die Landstraßen dauert es mindestens drei Stunden bis Cottbus – doch der Weg über die Autobahn an Dresden vorbei wäre nicht nur viel länger in Kilometern, sondern auch kaum schneller. Außerdem sind die Landstraßen interessanter, da man z.B. das Dorf München – zwischen den Ortsschilder, die denen der bayrischen Landeshauptstadt ähneln, liegen nur wenige Hundert Meter und ein paar olle Häuser – oder die Kleinstadt Doberlug-Kirchhain – dort gibt es ein richtig schönes Schloss und eine Klosterkirche – passiert. Nach einem preisgünstigen Essen an der Oberkirche in Cottbus ging es ins Stadion. 3€ kostet das Parken, Eintrittskarten sind normalerweise nicht unter 10€ zu kriegen.
Im Gegensatz zum eher uninteressanten Duell zwischen Jena und Aachen (2007 oder so), war das heutige Montagsspiel ein in allen Belangen interessantes Spiel. Erstens: Es war ein Spiel zweier Aufstiegskandidaten, die sich vor der Partie auf den Rängen 4 bzw. 2 befanden. Zweitens: Es war ein ungewöhnlich gut besuchtes Montagsspiel, wenn auch enttäuschenderweise nicht annähernd ausverkauft, was in erster Linie ein Armutszeugnis der Cottbuser Fanszene ist. Drittens: Es wurde in einem der interessantesten Bundesligastadien überhaupt ausgetragen; die vier Tribünen des Stadions der Freundschaft sind zum einen Hintertorstehränge, zum anderen bis zu zweistöckige Sitztribünen mit roten und weißen Schalensitzen und verschachtelten Logen unter dem Dach. Und viertens: Nicht zuletzt war es so interessant, da doch Cottbus gegen Hertha als brisantes Duell bzw. „Sicherheitsspiel“ oder gar „Hochrisikospiel“ gilt, da es in der Vergangenheit bei Spielen der beiden gegeneinander die ein oder anderen Zwischenfälle wie das ein oder andere Feuerchen im Fanblock, was das damalige Unsympathenduo Trainer Ede „Stasi“ Geyer und Präsident Dieter „Geld in der Waschmachine“ Krein ziemlich auf die Palme brachte...
Die Offiziellen bei Energie sind aber ein bisschen seriöser geworden und die Fans erheblich ruhiger. Zwar finden sich zum einen Punkte in der Stadionordnung, die mit geltendem Recht zu Massenveranstaltungen nicht zu vereinbaren sind – Stichpunkt Fotogenehmigung; die ich auch noch nie in einer deutschen Stadionordnung gelesen habe – oder die zumindest nur selten angewandt werden – Stichpunkt Thor-Steinar-Verbot, da zivilrechtlich höchst zweifelhaft – aber diese werden auch nur teilweise, wenn überhaupt, kontrolliert. Da man die üblichen Kontrollen auf verbotene Gegenstände gewissenhaft durchführte, was bei der nicht zu leugnenden Beruhigung der Cottbuser Fanszene allerdings schon streckenweise übertrieben wirkte, gab es – meinen Erwartungen entsprechend – keine Vorkommnisse im Stadion, die man als „Ausschreitungen“ oder „Krawalle“ beschreiben könnte. Lediglich ein bisschen Feuerwerk gab es.
Zu Beginn des Spiels gab es aber erstmal einen Stimmungsboykott von 12 Minuten und 12 Sekunden, der auf den 12. Mann hinweist. In der Tat war es erschreckend ruhig im weiten Rund – oder eher engen Rechteck, so wie das Stadion gebaut ist. Dann legten beide Fanblocks kräftig los, wobei die Cottbuser nur Doppelhalter und ein paar Fahnen zu bieten hatten und von den Berlinern nicht nur klar übertönt wurden, sondern auch mit mehreren Bengalos die Show gestohlen bekamen. Der Stadionsprecher hatte so wie so einen guten Eindruck gemacht und ging mit Hinweisen auf verbotenes Verhalten der Hertha-Anhänger auch erfreulich sparsam um. Eine völlig unmotivierte Durchsage später, brannte es natürlich immer noch schön rot im Gästesektor. Dieser konnte übrigens die ganze Zeit von der 13. bis zur 95. Minute stimmungsmäßig überzeugen. Das Cottbuser Publikum um das stimmgewaltige Mitteldrittel der Nordtribüne eher weniger, da sie weder die Lautstärke noch die einfallsreichen Melodien (wie Hertha wenigstens teilweise) bringen konnten.
Auf dem Feld war der Unterschied zwischen Cottbus, einer Mannschaft die eigentlich so weit oben nicht so viel zu suchen hat, und Hertha, einem echten Aufstiegsanwärter, noch viel krasser als auf den Rängen. Die ersten 25 Minuten spielte nur Hertha und die nächsten 20 bis zur Pause kam Cottbus auch kaum vors gegnerische Tor. Nach der Feuerwerkseinlage ging Hertha auch in Führung. Das nenne ich mal „angefeuert“!
Nach der Pause ging es leider sehr lahm los, was Cottbus aber hervorragend nutzte um zurück zu kommen. Ein schöner Kopfball zum 1:1 und danach ein über längere Zeit ausgeglichenes Spiel. Hertha zeigte sich dann aber geschickter und durchsetzungsfähiger, als sie in der Schlussphase noch einen tollen Schuss von der Strafraumgrenze ins Eck zum 1:2 abzogen.
Während die Hertha-Fans noch mit der Mannschaft feierten, brannte noch ein einsames Bengalo in der sich zügig leerenden Heimkurve. Die meisten Leute in unserem Block, der gemischt Cottbus-Berlin war, waren schon sofort mit dem Schlusspfiff gegangen. Wir gingen 10 Minuten später und kamen nach einer ganz interessanten Tour über die einsamen Brandenburger Landstraßen um 2.15 in Merseburg an.
Abschließend muss ich noch anmerken, dass es gar nicht so schwer war, an Karten zu kommen. Cottbus fing zwar erst am 12. November mit seinem freien Vorverkauf an, doch als ich mir die Karten am 13.11. mit Print-at-Home-Technik verschaffte, gab es noch massenhaft Sitzplätze, die im Vergleich zu anderen Bundesligisten und auch vielen Drittligisten (v.a. Hansa) relativ preisgünstig sind – ein guter Sitzplatz unterm Dach kostete mich trotz der üblichen Abzockgebühr, von etix „Onlinegebühr“ genannt und bei 10% des Kartenpreises angesetzt – 18,70€. Es gibt übrigens wohl sogenannte „Fans“, die tatsächlich so dumm sind, statt über die Vereinswebseiten die Karten zu kaufen, auf kriminelle Anbieter wie v.a. „Expresstickets“ hereinfallen. Die wollen einem Karten für 70-90€ für diese zweitklassigen Teams andrehen – bei Weltklassemannschaften wie Bayern und Co. werden es statt den ohnehin schon zu hohen 40-120€ schnell mal 400€. Aber eigentlich bin ich ja dafür, dieses Ticketportal nicht gerichtlich zu verbieten, wie das angestrebt wird: Wer für Fußballkarten auf das Intelligenz,,niveau“ von Fans der Pop- und Rockmusik, die mehrere Hundert Euro regulär (und nicht kriminell über Schwarzmarkt usw.) für Konzertkarten hinlegen, absinkt, der hat es nicht anders verdient, als von solchen Abzockschweinen so verarscht zu werden.
Statistik:
Grounds: 830 (heute 1 neuer; diese Saison: 62 neue)
Sportveranstaltungen: 1.669 (heute 1, diese Saison: 92)
Tageskilometer: 440 (440 Auto)
Saisonkilometer: 21.120 (19.480 Auto/ 1.410 Fahrrad/ 80 Schiff, Fähre/ 50 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 12 [Letzte Serie: 6, Rekord: 141]
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 332
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