Dienstag, 14. Juni 2011
W254II: Langer Wanderweg zur Burg, Randsportart Fußballtennis und Niederlage für Spartas Reserve
TJ Spartak Čelákovice 6:3 Sokol „SDS EXMOST“ Modřice
Datum: Samstag, 11. Juni 2011 – Erste Angabe: 14.00
Wettbewerb: sogenannte „WITTE Automotive“ Extraliga mužů (1. Tschechische Fußballtennisliga der Männer)
Ergebnis: 6:3 Sätze nach 180 Min. (Verlauf: 0:1, 3:1, 3:3, 6:3)
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Sportovní Areál Arena Spartak Čelákovice (Sportstätte Arena Spartacus Tschelakowitz, Kap. 120 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr coole Mischung zweier bekannter Sportarten)
AC Sparta Praha B 1:2 SK Slovan Varnsdorf
Datum: Samstag, 11. Juni 2011 – Anstoß: 18.30
Wettbewerb: 2. Liga/ Druhá Liga (2. Tschechische Profifußballliga)
Ergebnis: 1:2 nach 94 Min. (45/49) – Halbzeit: 1:1
Tore: 0-1 10. David Procházka, 1-1 42. Petr Putz, 1-2 58. Pavel Rudnydský
Verwarnungen: Vladimir Švec, Jiří Pimpara, Lukas Jakobovský, Miroslav Hozda, Vaclav Ježdík (alle Varnsdorf)
Platzverweise: 89. Radim Breite (Varnsdorf, grobes Foul)
Spielort: Stadion SC Xaverov/ Na Chvalech (Stadion SC Prag-Xaverhof/ Am [ehemaligen Schloss] Chwala, Kap. 2.500 Sitzplätze)
Zuschauer: 320 (davon ca. 7 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Technisch gutes und schnelles Spiel)
Photos and English version:
Der Tag begann mit einem für tschechische Hotel-Verhältnisse sehr guten Frühstück und ging mit einer sehr interessanten Burgbesichtigung weiter. Die Helfenburk beim Dorf Ostré in der Gemeinde Uštĕk ist eine spektakuläre Burgruine, die auf einem Felsen in einer Schlucht, die von allen Seiten kesselförmig von noch höheren Bergzügen umgeben ist, liegt. Entweder nimmt man den ersten Parkplatz, der zwischen den beiden Orten liegt und läuft von dort 3,5km bis zur Burg, oder man benutzt den Parkplatz in Ostré – dort sind es auch 3,5km pro Richtung – oder man fährt den Feldweg östlich vom Ortsausgang von Ostré rein, parkt am Hopfenfeld und läuft der rot-weißen Markierung nach links nach; das sind dann nur 2,5km pro Strecke und man beginnt auch gleich mit dem besten Ausblick auf die in einigen Teilen sehr gut erhaltene Burganlage.
Nach insgesamt zweieinhalb Stunden Aufenthalt fuhren wir weiter nach Čelákovice, wo der ortsansässige Verein als einziger Sport auf höchster tschechischer Ebene Fußballtennis, tschechisch: nohejbal, zu bieten hat. Diese Spotart wird in Tschechien von einigen hundert Leuten ernsthaft betrieben und im Übrigen auch in der Tschechoslowakei erfunden. Also war es kein Wunder, dass es uns auch mal zu dieser Sportart verschlug. Die Anlage, die unterhalb eines bewaldeten Hangs am östlichen Rande des Fußballkomplexes liegt (nicht die westlich davon gelegenen Tennisplätze aufsuchen!), ist auch ganz nett mit ihren zusammengepfriemelten Holz-und-Stahlrohrtribünen und der kleinen Betontribüne. Hervorragende Klobasa für nur 20 Kronen (0,85€) gibt es auch. Der Eintritt liegt im eigenen Ermessen, aber 20, 30 Kronen pro Person sollte man ruhig geben.
Bei dieser Erstligapartie in Čelákovice war Modřice zu Gast. Diese sind als 2. und punktgleich mit Tabellenführer Karlovy Vary klarer Favorit gegen den 5. von 8, der sich noch Chancen auf die Play-offs ausrechnet, gewesen. Den ersten Satz gewannen die Gäste auch (ein Doppel), doch dann folgten ein weiteres Doppel und zwei Dreierspiele die für den Heimverein erfolgreich verliefen. Zwei weitere Doppel gingen verloren, doch dann sorgten ein Einzel, ein Dreier und ein Doppel für den Erfolg von Čelákovice. Das letzte Doppel schien erst verloren, doch die beiden Spartak-Spieler kämpften sich noch mal zurück und gewannen nach einem 9:10 im ersten Satz und einem mehrfachen Rückstand im zweiten mit 10:6. Im letzten siegten sie mit 10:8, wobei dieser entscheidende Satz schon schnell gewonnen schien, doch wiederum Modřice mehrfach zurückkam.
Man spielt also bis 10 Punkte (wobei im dritten Satz, wenn überhaupt vonnöten da Best-of-Three, bei 5:5 angefangen wird) und kann zu dritt, zu zweit oder alleine gegen gleichviele Gegner Fußballtennis spielen. Was diesen Sport noch auszeichnet ist vor allem eins: hervorragende Ballbehandlung! Wie da mit Scherentritten, Kopfbällen, Volleyschüssen, Brustannahmen und Hackenschüssen von oben (Kopfhöhe) nach unten oder Hackenannahmen in Hüft- bis Brusthöhe gearbeitet wurde, war herrlich. Auf der roten Tennisasche ging richtig schön was ab! Es ist zwar eine recht lange Veranstaltung (unser Spiel war mit neun von 10 möglichen Sätzen zwar besonders lang und das knappst mögliche Einzelergebnis von 10:9 Punkten wurde sechs Mal erzielt) aber aufgrund dessen, dass nicht parallel auf zwei oder gar noch mehr Anlagen mehrere Spiele gleichzeitig ausgetragen werden, sehr zuschauerfreundlich. Die ein oder anderen wie der dauernd Bier saufende 40- bis 50jährige mit Rauschebart und Vokuhila – typisch Tschechien eben – feuerten auch mit einfachen Sprechchören an oder brüllten die Unparteiischen mal wegen Ausball-Entscheidungen an. Dieser in Deutschland so gut wie gar nicht verbreitete Sport weiß also schon zu gefallen!
Aufgrund eines Ankündigungsplakates am benachbarten Fußballstadion (mĕstský stadion, also Stadtstadion) hatten wir schon die Planung, Sparta B in der 2. Männerfußballliga zu gucken, über den Haufen geworfen und beobachteten vom Fußballtennis aus in den Pausen schon das benachbarte Vereinsgelände. Allerdings tat sich da nichts und wir fuhren nach dem Spiel weiter nach Praha 20. Es hätte uns auch gewundert wenn in einer solchen Bruchbude das Frauenfußball Pokalfinale zwischen Sparta und Slavia gestiegen wäre. Das Plakat wies auf das Spiel um 16.30 im Stadion von Union Čelákovice hin – im Internet erfuhren wir dann, dass es tatsächlich ein solches Spiel in einem Stadion in Čelákovice gab (wer soll den ahnen, dass dieses 11.000 Einwohner Nest gleich zwei Stadien hat) zwischen den beiden besten Mannschaften im Frauenfußball statt. Die Bilder offenbarten, dass das Stadion von Union noch kleiner und noch heruntergekommener ist, als das Stadtstadion, wo sich eben auch der Fußballtennisplatz befindet. Die Zuschauerzahl betrug 600, was der Saisonrekord im Frauenfußball war. Außer einem weiteren Fakt, dass es nämlich nur etwas mehr als 50 Frauenfußballmannschaften in der ganzen Tschechischen Republik gibt, braucht man nichts weiter zu sagen zum Stellenwert, den dieser Sport in unserem Nachbarland genießt...
Wir kamen noch rechtzeitig im am östlichen Stadtrand Prags gelegenen Stadion Na Chvalech an. Das thront recht kurios oberhalb von Praha 9 im 20. Stadtteil und ist nur auf drei Seiten ausgebaut: die eine Längsseite ist von Kleingärten und Privathäusern mit Wellblech und Fangnetzen abgeschirmt. Die andere Längsseite hat eine mit rostigem Wellblech überdachte Tribüne, über die schlampig drüber gepinselt wurde. Die massiven Plastesitze sind aber ordentlich angebracht, wobei sie nicht ins sonstige Erscheinungsbild der Tribüne passen. Ziemlich dämlicher Stilbruch also. Hinter den beiden Toren sind die Tribünen auch mit Schalensitzen bestückt, doch weder überdacht noch auf Betonboden aufgebracht; hier genügen Stahlrohrkonstruktionen.
Vorderes gegen hinteres Mittelfeld in der zweiten Liga – und das für nur 2€ Eintritt: Slovan Varnsdorf hatte letztes Wochenende gerade so die Klasse gehalten und die Sparta Reserve (als einziges B-Team, d.h. U-23-Mannschaft, in der professionellen 2. Liga) hatte schon etwas länger den Klassenerhalt geschafft. Besonders viele Fans wollten das Duell erwartungsgemäß nicht sehen, wobei die handvoll Gästefans aus Varnsdorf noch die lautesten waren. In einem schnellen und technisch guten Spiel gingen die Gäste nach nur 10 Minuten in Führung und kassierten erst kurz vor der Pause nach einem bereits parierten Freistoß das 1:1.
In der zweiten Hälfte war Varnsdorf nach wie vor die etwas bessere Mannschaft und erzielte auch die erneute Führung - wieder verging keine Viertelstunde in der Spielhälfte. Danach geriet Slovan aber zunehmend unter Druck, doch die Chancen von Sparta waren nicht zwingend genug. Nur einige Karten für Fouls der Gäste waren zwingend. Der Breite von Varnsdorf war wohl schon breit, als er kurz vor Schluss einen Sparta Spieler von hinten im Mittelfeld umholzte - da zog der Schiri mal glatt rot. Geändert hat das am Ergebnis dieses sehenswerten Spiels allerdings nichts.
Statistik:
Grounds: 576 (heute zwei neue Grounds; diese Saison: 126 neue)
Sportveranstaltungen: 1.293 (heute zwei, diese Saison: 180)
Tageskilometer: 210 (210 Auto)
Saisonkilometer: 42.150 (21.010 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 5.600 Bahn, Bus, Tram/ 4.530 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 32
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 254
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