Montag, 14. Februar 2011

W237III: Hartplatz statt Kunstrasen und eine sehenswerte Kellersporthalle in Erfurt

Eisenbahner Sport-Verein Lokomotive Erfurt 1927 1:3
Spielgemeinschaft BSV Blau-Weiß Lengenfeld unterm Stein/ SC 09 Effelder
Datum: Sonntag, 13. Februar 2011 - Anstoß 13.50
Liga: Landesklasse Thüringen Nord (7. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 1:3 nach 93 Min. (46/48) – Halbzeit: 1:1
Tore: 1-0 34. Martin Skaba, 1-1 44. Christian Richwien, 1-2 60. Sandro Bonk, 1-3 70. Marcel Lorenz
Verwarnungen: Alexander Bartholomaeus (SG L/E)
Platzverweise: keine
Spielort: Lok-Sportplatz Daberstedt, Hartplatz (Kap. 500 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 50 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Unterhaltsam, da recht viel Bewegung und Aktionen vor den Toren, aber für diese Liga ein erbärmliches spielerisches Niveau)

HSC Erfurt 27:26 SV Blau-Weiß Goldbach/ Hochheim
Datum: Sonntag, 13. Februar 2011 - Anwurf 16.00
Liga: Thüringenliga (5. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 27:26 nach 60 Min. – Halbzeit: 15:12
Tore: 7x A. Ahrens, 5x Dreyße, 4x Nr. 13, 4x St. Ahrens, 3x Dademasch, 3x Baumgarten, 1x Martin (HSC); 12x Seb. Juhnke, 5x Hahn, 4x Ludwig, 2x Trenkelbach, 1x Skowronek, 1x St. Juhnke, 1x Stegner
Siebenmeter: kein 7m HSC, 5 von 10 BW GH (!)
Verwarnungen: A. Ahrens, Dreyße (HSC); Skowronek, Stegner, Walter [Trainer] (BW GH)
Zeitstrafen: Martin, Nr. 13, Baumgarten (HSC = 6 Minuten); 2x Seb. Juhnke, Stegner (BW GH = 6 Minuten)
Platzverweise: keine
Spielort: Sporthalle Sportgymnasium Erfurt (Kap. 500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 50 Gästefans)
Unterhaltungswert: 9,0/10 (Seit Jahren kein so gutes Handballspiel mehr gesehen: die erste Halbzeit war noch besser als die zweite, aber 60 Minuten Spannung, Härte und tolle Tore!)
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Photos and English version:
a)
On the way to Erfurt: Neudietendorf, Kornhochheim, Molsdorf (churches and a baroque palace)
b)
ESV Lokomotive Erfurt 1-3 SG Lengenfeld/ Effelder (amateur football)
c)
HSC Erfurt 27-26 BW Goldbach/ Hochheim (amateur handball top flight)

Grau in grau und immer wieder Schauer, aber eine kleine Runde mit dem Rad musste schon sein: mit dem Sachsen-Anhalt-Ticket fuhren wir bis Neudietendorf, einige Kilometer westlich von Erfurt gelegen, und dann über Kornhochheim, Molsdorf und so andere Käffer die 25km bis Erfurt. Sehenswert waren neben der ausgedehnten Anlage der Brüdergemeinde in Neudietendorf die Kirche in Kornhochheim, doch das einzige halbwegs Highlight in Sachen Sightseeing war dann das Barockschloss von Molsdorf. Zwar etwas abgewittert, aber mit schönen Fassadendetails, einem ordentlichen Park und einer Schlosskirche.

In Bahnhofsnähe im Erfurter Ortsteil Daberstedt befindet sich eine ansehnliche Sportanlage mit zwei Plätzen. Ziemlich symmetrisch angeordnet befindet sich zur rechten eine Gaststätte, zur linken der Umkleidetrakt mit Vereinsheim und in der Mitte ein Werner-Seelenbinder-Gedenkstein mit darauf montierter Uhr. Auf drei Seiten befinden sich Graswälle um einen großen Rasenplatz herum. Quer zum Hauptplatz ist ein enger Hartplatz mit einem kleinen Graswall hinter dem einen und Fangnetzen hinter beiden Toren. Eine der Längsseiten endet direkt im Zaun zur Straße, die andere bietet Platz für Zuschauer und Wechselbänke. Auf dieser bahnhofsnahen Anlage ist passenderweise der ESV Lok Erfurt beheimatet.

Die Eisenbahner sind in der zweithöchsten Amateurliga Thüringens nur auf dem drittletzten Platz (2 Punkte Rückstand auf den rettenden 13. Platz sowie auf Platz 12.). Der Gegner, eine Spielgemeinschaft aus BSV Blau-Weiß Lengenfeld unterm Stein und dem SC 09 Effelder, liegt auf einem respektablen 6. Platz, etwas abgeschlagen hinter der Spitzengruppe um Grün-Weiß Siemerode, Lok Wartburgstadt Eisenach und FC Gebesee, die um den einzigen Aufstiegsplatz in die Thüringenliga kämpft.

Ich hatte ja eigentlich mit einem Spielausfall gerechnet und mich auf Handball bei HSC Erfurt II eingestellt, weil ich wusste, dass es nur einen Rasen- und einen Hartplatz gibt und die meisten Vereine ja nicht vor Anfang Mai auf etwas anderem als Kunstrasen kicken wollen. Aber siehe da: das Spiel fand statt. Zwar auch hier nicht auf dem Hauptplatz – der natürlich absolut bespielbar war und sicher keinen Schaden genommen hätte - und selbst wenn: Leute, das ist Amateurfußball; da braucht’s keinen englischen Premier-League-Teppich! – sondern auf dem Nebenplatz. Statt Rasen also kein Kunstrasen, sondern dunkelrote Asche! Ich wusste nicht, mit was ich die Anlage vergleichen sollte: die Bescheuerten in Hamburg spielen ja selbst in der Landesliga regulär fast nur auf Hartplätzen, da es da wenige andere Spielflächen gibt – aber die Anlage erinnerte mich eher an die Fotos im Internet von einem Kreispokalturnier in Mauzraa bei Idlib in Syrien. Es fehlten nur die Olivenbäume, die bei dem schlechten Wetter in Erfurt aber verschimmeln würden.

Besser als Kreispokal in Syrien war das Spiel vor der spärlichen Kulisse von rund 50 Leuten, die kaum den Mund aufkriegten, auch nicht. Man war zwar froh, dass überhaupt angepfiffen wurde, da der Schiri Schwierigkeiten mit den Spielerformularen hatte und erst 20 Minuten später anpfiff, aber für ein Spiel der zweithöchsten Amateurliga war technisch, läuferisch und spielerisch das Niveau wirklich schwach. Und wehe einer schiebt mir das auf den Hartplatz: 1. hätten die ja problemlos auf Rasen spielen können, 2. hat der Platz für technisch gute Spieler ideale Maße und 3. muss ein halbwegs guter Spieler auf jedem Spielbelag – Rasen, Asche, Kunstrasen, Lehm, Beton usw. – sein Können abrufen können.

Zugutehalten muss man den Spielern aber folgendes: es war nie langweilig. Beide Mannschaften – in der ersten Hälfte vor allem die Gäste, in der zweiten Halbzeit war das etwas ausgeglichener – hatten recht viel Drang aufs Tor und beide Torhüter hatten gut zu tun. Es dauerte aber mehr als eine halbe Stunde, ehe einer den Ball über die Linie brachte: die Heimmannschaft ging dabei überraschend in Führung. Vor der Pause erzielte Lengenfeld/ Effelder aber den verdienten Ausgleich. Die Gäste legten innerhalb von 10 Minuten in der zweiten Spielhälfte nach: ein Kopfball nach einer Ecke und ein langer Freistoß hoch ins Eck waren die sehenswerten Treffer zwei und drei für den Verein, der auch im hessischen Fußballverband spielen könnte, bei der grenznahen Lage. Das 1:3 war ein verdienter wie auch zu erwartender Erfolg für die Spielgemeinschaft.
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Nur ein kurzes Stück mit dem Rad zurückgelegt – schon waren wir beim nächsten Spiel. Das Spitzenspiel in der Handball-Thüringenliga: Zweiter gegen Dritter in der Sporthalle des Sportgymnasiums Erfurt. Diese Anlage ist eine der wenigen in den letzten Jahren errichtete Halle, die sich sehen lassen kann: eine Obertribüne zwar, aber eine die nur 1,80m über dem Spielfeld beginnt und in sechs Reihen Holzbänke ohne Sichtbeeinträchtigung bis auf den Gang gebaut ist. Dahinter befindet sich u.a. die Belüftung, die in vier auffälligen, bunt gestrichenen Tonnen versteckt ist. Das Interessanteste an der Halle ist die Lage: das Oberlicht ragt gerade so aus der Erde raus, obwohl die Halle nicht niedrig ist. So 10m Höhe hat die schon, davon sind 8m unterirdisch gebaut. Die Halle betritt man aber durch einen Eingang, der 3m über der Erde liegt, sodass es erstmal Treppen hinabsteigen – so zu sagen ins Kellergeschoss – heißt.

Während die Halle unterirdisch gebaut aber architektonisch wirklich gut (nur die Beleuchtung war allenfalls durchschnittlich) ist und das Umfeld ganz passabel war (4€, ermäßigt 2€ Eintritt ist anständig und die vier, fünf Erfurter Fans neben mir konnten gut kompensieren, dass die weit über 300 anderen Erfurter fast alles Schnarchnasen waren, die keine Stimmung machten – bei den Gästen auch recht lahme Stimmung) wusste das Spiel wirklich zu überzeugen.

Von der ersten Minute an Tempo, Druck aufs Tor, hartes aber nur sehr selten überhartes Einsteigen und Torwürfe aus allen Lagen und mit allen Tricks. Hier standen keine Profis auf der Platte, aber ich habe schon Mannschaften der 2. oder 3. Bundesliga gesehen, wo kein Spieler einen Wurf an den Kreis aus der Luft annehmen und über den Torwart im Sprung ins Tor donnern konnte, wie das z.B. der eine von Goldbach-Hochheim schaffte. Spektakuläre Szenen dieser Art gab es auf beiden Seiten: Sprungwurf in den Kreis und nach dem Torabschluss mit den Knien voraus in den Torwart gekracht, ins Dreieck zwischen Seiten- und Torauslinie bis auf 2m Entfernung zum Toraus gerannt und dann volle Bude an den Torwartarmen vorbei in den langen Torwinkel gezimmert, einen Ball im vollen Lauf gefangen und abgestoppt über den heran springenden Torhüter gehoben, dass der Ball aus fünf Metern Höher ganz sachte ins Tor hinab tropfte, oder auch die beiden versuchten Haltegriffes eines Erfurters, die ein Goldbacher dann mit einem „Shoulder Block“ beantwortete, sodass der Erfurter aufs Parkett klatschte.
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Erfurt führte ab Mitte der ersten Halbzeit ununterbrochen und dann bis kurz vor Ende der Partie auch mit teilweise fünf Toren, jedoch kamen die Gäste noch recht kurz vor Schluss mehrfach bis zum Gleichstand, doch nach dem 27:26 vergaben sie ihre letzte Chance auf den Ausgleich. Jubel bei den Erfurtern, Applaus und Jubel auf den Rängen (außer vom schwer überschaubaren aber wohl um die 50 Leute zählenden Gästeanhang) und niedergeschlagene und ärgerliche Gesichter bei der Gastmannschaft. Bei diesen beiden gleichwertigen Teams wäre auch ein 27:27 gerecht gewesen – und bei einer so knappen Niederlage kann man auch mal zwei Werbebanden umtreten, wie das der 21er machte (der hatte bedenklicherweise auch fast die Hälfte der Tore seiner Mannschaft erzielt) – aber dass gerade Erfurt mit diesem knappen Sieg auf den Tabellenführer aufschloss, störte mich wirklich nicht.

Fazit: das Handballspiel war das beste seit mehreren Jahren, dass ich live gesehen habe und somit ein wahres Spitzenspiel!

Als Vorschau sei hier angegeben, dass es in zwei Wochen Thüringen Handball im Doppelpack gibt: Freitag das Thüringen Derby in der MOL (Ronneburg gegen Bad Blankenburg) und Samstag eine zünftige Radtour im Altenburger Land mit dem Ziel Ziegelheim. Nächsten Woche neben internationalem Handball und regionalem Basketball dann Sonntag der ultimative Test: wird in Deutschland noch Amateurfußball auf Naturrasen ausgetragen? Ein Verein der keinen Nebenplatz hat wird meine Frage hoffentlich mit „Klar, wir sind ja nicht so zimperlich wie du denkst“ beantworten können.
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Statistik:
Grounds: 526 (heute zwei neue Grounds; diese Saison: 76 neue)
Sportveranstaltungen: 1.225 (heute 2, diese Saison: 112)
Tageskilometer: 230 (200 Bahn, 30 Fahrrad)
Saisonkilometer: 18.990 (12.070 Auto/ 3.610 Bahn, Bus, Tram/ 2.510 Fahrrad/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 87
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 237

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