Montag, 6. Dezember 2010

W227I: Weißer Winter, Schwarzer Spieltag

TSV Leuna 1919 5:9 Osternienburger HC Schwarz-Weiß
Samstag, 4. Dezember 2010 - Beginn 16.00
Liga: 1. Hallenhockeybundesliga – Staffel Ost
Ergebnis: 5:9 nach 60 Min. – Halbzeit: 2:4
Tore: 0:1 8. OHC, 0:2 16. OHC, 1:2 17. Zeiger, 2:2 19. Zeiger (Strafecke), 2:3 20. OHC, 2:4 22. (Strafecke), 3:4 33. Zeiger, 3:5 34. OHC, 3:6 38. (Strafstoß), 4:6 46. Podewski (Strafecke), 4:7 48. OHC, 4:8 57. OHC, 4:9 59. OHC, 5:9 60. Schaltonat (Strafecke)
Besondere Vorkommnisse: Zeiger verschießt Strafstoß (39.), Podewski verschießt Strafstoß (52.)
Grüne Karten: 1x Schaltonat (Leuna), 1x OHC
Gelbe Karten: keine
Rote Karten: keine
Spielort: Sporthalle Leuna (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 180 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 2,5/10 (So schlecht habe ich Leuna noch nie spielen sehen, Osternienburg war Durchschnitt)
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Photos and English version:
Indoor Hockey – Leuna lost to Osternienburg

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Nachruf: Der TSV Leuna mit seinen Mitgliedern und Fans trauert um Sportfreund Dieter Hammerschmidt, verdienstvoller Abteilungsleiter Fußball.
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Eigentlich wollten meine Freundin, mein Vater und Kollege Baumann mit mir nach Berlin fahren, aber es war kein Wunder, dass bei 10-20cm Schnee das Rugbyspiel in Berlin abgesagt wurde – mit der Drecksbahn wären wir so eine Strecke ohnehin nicht gefahren. Dass wir es bis nach Leuna mit der Straßenbahn – mit Rad ging nicht wegen des unfähigen Winterdienstes – schafften, war schon fast ein Wunder: „nur“ 25 Minuten Verspätung hatte die Tram, topp!

Zum Glück ist in der Industrie- und Gartenstadt, deren gärtnerisches Grün gerade unter 15cm Schnee liegt, trotz Winter recht viel Sportliches los. Das Fußballspiel gegen Halle 96 II wurde zwar im Vorfeld abgesagt – an diesem Wochenende gab es Deutschlandweit so gut wie keine Fußballspiele, was bei den Schneemassen weitestgehend nachvollziehbar war; wenn ein paar Leute anpacken und die Tribünen richtig und das Spielfeld oberflächlich räumen würden, wäre zwar ein Spiel durchführbar, doch der Anfahrtsweg für Gastmannschaften ist oft schwer zuzumuten – aber dafür gab es Hallenhockey zu sehen.

Die Gäste aus Osternienburg schafften aber die 60km durch den Schnee: da trieb sie wohl die Hoffnung an, gegen die einzige Mannschaft, die ihnen nicht klar überlegen ist, zu gewinnen. Die beiden sachsen-anhaltischen Clubs schienen den Abstiegskampf in der Oststaffel der 1. Bundesliga – leider klar von den Berlinern dominiert – unter sich aus auszumachen; nach diesem Doppelspieltag sollte dann doch Blau-Weiß Berlin mit in den Abstiegskampf geraten.

Das Spiel wurde nach einer Schweigeminute für den ermordeten Hockeysportfreund aus Köln von den Gästen eröffnet. Leuna hatte in 15 Minuten nicht eine Torchance und schnell stand es 0:2. Wer sie da in Führung brachte kann ich leider nicht sagen, da ich die Namen der Gäste nicht kennen kann: die Aufstellung wurde von unserem Hallensprecher schlecht hörbar verlesen und die Namen kann ich nicht mithilfe einer Aufstellung auf der OHC-Website rekonstruieren, da die Seite völlig uninformativ ist und nicht einmal die Spielernamen aufführt. Wie auch immer, Leuna glich erstaunlich schnell aus, da sich Zeiger ganz gut in Form zeigte, doch die Hoffnung auf eine Wende im Spiel wurden innerhalb kurzer Zeit getrübt: die Gäste zogen wieder schnell mit 2:4 davon und Leuna bekam kein Bein auf den Boden.

In Halbzeit zwei sah das nicht besser aus: kaum jede fünfte Strafecke wurde verwandelt, zwei Siebenmeter verschossen (zwei!!), gute Chancen vergeben und Osternienburg zeichnete sich als die Mannschaft aus, die besser den Ball führen und auch häufiger im Tor versenken konnte. Den Fans – besonders uns in der Fußballer-Fankurve – schlug nicht nur die Nachricht vom Tod unseres Abteilungsleiters auf die Stimmung, sondern auch diese schwache Leistung der überforderten Hockeymannschaft. So wenig Stimmung wie bei dieser unnötigen aber völlig verdienten 5:9 Niederlage habe ich beim Hallenhockey in Leuna noch nicht erlebt: natürlich wurde sporadisch mit zünftigen Sprechhören und Liedern angefeuert, was es bei keinem anderen Hockeyverein so zu geben scheint – aber die Stimmung gegen die Mannschaft wurde zum Ende hin fast schon aggressiv. Wer da, wie der gewisse Jemand rechts vor mir, immer noch den Gästen absprach, verdient zu gewinnen oder die guten und sicheren Schiedsrichter dauernd auf nicht vorhandene Regelverstöße des OHC hinwies, machte sich einfach nur noch lächerlich.

Ich schreibe das eigentlich ungern, aber das war die schlechteste Leistung der Leunaer Hallenhockeymannschaft, die ich je gesehen habe – und das lässt mich schwer an ihrer Erstligatauglichkeit zweifeln. Eigentlich weiß ich nach diesem Spiel gar nicht, ob ich mir das Rückspiel noch angucken will – aber wieso auch nicht? Gerade wenn es nicht läuft, muss man die Truppe unterstützen. Zudem war Tags darauf im Internet zu lesen, dass die Jungs immerhin lernfähig und fähig zu einer Leistungssteigerung zu sein scheinen; in Berlin holten sie am Sonntag ihren ersten Punkt mit einem 8-8 bei Blau-Weiß!
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Im zweiten Teil des Berichtes muss auch noch eine Beschreibung der Winterverhältnisse her, die ich eingangs schon angedeutet habe: Am Montag war der Winter begleitet von der üblichen Show im Auto- und vor allem Fern- und Nahverkehr von Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, eingebrochen. Vom Bahnhof zu den Franckeschen Stiftungen konnte ich mal wieder Laufen, da die Straßenbahnen der HAVAG vom Wintereinbruch „völlig überrascht“ verspätet, willkürlich und mit Ausfällen fuhren – auf dieser Strecke kam in meinen 15 Minuten Laufweg nicht eine Straßenbahn vorbei. Autounfälle habe ich keine gesehen, aber das sich gegenseitig im Weg Herumstehen nahm auffällig zu, da man auch mit guten Winterreifen bei nicht geräumten Straßen schon mal stecken bleibt.

Unübertroffen die Action am Mittwoch, als die HAVAG ihre Straßenbahnen kaum durch das Bisschen Schnee bekamen. So wenige Leute waren wir noch nie im Seminar zur arabischen Literatur: und außer mir waren nur zwei andere pünktlich erschienen. Nach Unischluss dann der Oberknaller: der Straßenbahnverkehr Richtung Merseburg war stundenlang ausgesetzt und der Zugverkehr ausgedünnt. Durch die Zugausfälle war die S-Bahn über Merseburg – Weißenfels – Naumburg nach Eisenach so pervers voll, wie ich das bisher nur von Trams und Bussen in Belgrad zur Morgen-Rushhour erlebt habe. Ich hätte gern mal gesehen, wie der Schaffner den Versuch einer Fahrkartenkontrolle in den Gängen und den Vorräumen der Waggons unternommen hätte: die Leute standen so eng, dass niemand seine Fahrkarte aus der Tasche hätte holen können...

Am selben Tag steckte mein Vater stundenlang in Leipzig nach einer Tagung fest, da die Bahn mal wieder mit 5cm Schnee und Minus 5-10 Grad überfordert war. Bahn fahren im Winter - besonders zu Winterbeginn - ist wirklich „genial“ – so „genial“ wie die Werbekampagnen der HAVAG, die trotz stetig steigender Preise immer noch einen preislichen Vorteil zum Autofahren, der nur bei Semester- und Jahreskarten noch vorhanden ist, vorgaukeln wollen und das Straßenbahn fahren als Alternative zum Radfahren hervorheben; derzeit ist die beste Alternative zum Radfahren das Laufen...
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Statistik:
Ground Nr. 500 (kein neuer Ground; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.183 (diese Saison: 70)
Tageskilometer: 20 (Straßenbahn)
Saisonkilometer: 12.220 (8.170 Auto/ 2.090 Fahrrad/ 1.360 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 227

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