Mittwoch, 23. September 2015

W476IV: Mosaike, Kirchen, Kirchenruinen und Volleyball (Jordanien, Tag 2)

Al-Muhandaseen Amman ............................ 0
Al-Hussein Irbid ........................................... 3
المهندسين مع الحسن في اطار الدوري الممتاز بصالة الامير فيصل
- Datum: Donnerstag, 10. September 2015 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Butoula Dawry ad-Daraja al-Mumtaza, Jordan Volleyball Super League (1. jordanische Volleyballliga)
- Ergebnis: 0-3 nach 80 Min. (27/27/26) – Satzergebnisse: 21-25, 23-25, 20-25
- Gelbe Karten: Amer (Muhandaseen wg. Reklamierens)
- Spielort: Prince Faisal Hall, Sports City King Abdallah (Amman OT Al-Quwaysimeh; Kap. 2.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 20 (davon mind. 3 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,5/10 (Recht langsames, aber technisch teils ansprechendes Spiel) نادي المهندسين مع الحسين اربد بصالة الفيصل Photos with English Commentary:
a) Volleyball League: Al-Muhandaseen Amman v Hussein Irbid (Prince Faisal Sports Hall)
b) Madaba District: Mosaic City Madaba
c) Amman District: Umm Rasas Church Ruins and Byzantine Tower

Die ersten Besichtigungen in Jordanien standen ganz im Zeichen von Mosaiken: in Madaba, wo wir uns für die ersten Tage einquartiert hatten, gibt es mehrere Kirchen und eine umayyadische Schlossruine die alle mit Mosaiken aufwarten können. In der Georgskirche gibt es auch eine berühmte Mosaik-Landkarte aus dem 8. Jahrhundert, die die Orte der damaligen Zeit stilisiert aber geographisch relativ präzise mit teils sehr kleinen Mosaiksteinen darstellt. Noch besser ist die größere Johanneskirche, wo man für 1,25€ auch in die vor- und frühchristlichen Katakomben hinab- und in den engen Glockenturm mit schönem Rundblick hinaufsteigen kann. Der Umayyadenpalast mit angrenzender Kirche und Kirchenruine ist sehr verfallen, aber auch da gibt es tolle Mosaike aus byzantinischer Zeit u.a. mit Tierdarstellungen.

Fährt man durch die Halbwüste nach Südosten, kommt man nach etwa 30km in Umm ar-Rasas (Bleihausen, wenn man unpassend wörtlich übersetzt „Mutter des Bleis“ – warum das Kaff so heißt weiß ich nicht) an einem schlanken, 15m hohen byzantinischen Turm um den herum einige Grundmauern und ein ruinöses zweigeschossiges Gebäude stehen. Eventuell war das Mal ein Kloster. 1,3km weiter nach Süden kann man, ebenfalls gratis, eine weitläufige Ruinenstätte abklappern: Weltkulturerbe ist sie wohl aufgrund des Faktes, dass dort 16 Kirchenruinen auf 500x800m zu finden sind. Auch hier wieder Mosaike ohne Ende. Ansonsten ist die Stätte nicht sonderlich gut gesichert und auch nicht komplett erschlossen. Die Gebäude sind auch sehr verfallen und maximal noch vier Meter hoch, sodass überall Trümmer und Steinbrocken herumliegen. Alles in allem aber sehr lohnend!

Wenn man schon in dieser Gegend Jordaniens ist, kann man ja auch noch den eher unspektakulären Siedlungshügel Tell Dhiban besuchen. Dort stand mal die Hauptstadt des Moabiter-Reiches drauf – geblieben sind ein paar 3.000 Jahre alte Stadtmauern und etwas jüngere Grundmauern. Ins Amman-Museum wurde übrigens eine von deutschen Archäologen dort entdeckte Stele gebracht: auf ihr wird vom König von Moab dessen Kriege mit den Israeliten beschrieben – und zwar genauso wie sie in der Bibel auch stehen, nur mit dem Unterschied, dass er behauptet, er habe die Israeliten besiegt, was in der Bibel genau umgekehrt steht. Wer nun das Maul zu weit aufreißt oder ob der Krieg unentschieden ausging kann nie herausgefunden werden, aber dass wohl mehr als nur Orts- und Personennamen in der Bibel einen realen Hintergrund haben, wissen selbst Atheisten wenn sie nicht gerade völlig verbohrt sind und nicht kapieren, dass die Geschichtsschreibung vergangener Epochen viel polemischer und nicht so akademisch-wissenschaftlich aufbereitet wurde, wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg... مادبا Wir fuhren dann nach Amman weiter und fanden ohne uns zu verfahren nach al-Quwaysimeh, einer Siedlung der unteren Mittelschicht auf einem Hügel im Südosten der Hauptstadt. Dort gingen wir bei einem ganz konservativen aber sehr freundlichen Rauschebartträger gut und günstig essen und kaufen noch Getränke bei einem von Syrern geführten Laden ein. Dort bekam ich auch noch eine Tüte Nüsse geschenkt, da ich als Deutscher zu einem guten Volk gehören soll, dass den Syrern hilft. Ich habe mir gespart zu erklären, dass es nur eine kleine Minderheit ist, die etwas für Syrer übrig hat... Hätte ich etwa sagen sollen, nachdem mir die Männer erklärten, dass das Haus des einen von Assads Fassbomben und der Laden des anderen von schiitischen Milizen mit Maschinengewehren zerschossen wurden, dass sie in Deutschland eigentlich ungern gesehen sind, da sie nicht vom IS verfolgte Christen sind, sondern Muslime, die zwar vielleicht nicht streng religiös sind aber meinen dummen Landsleuten und einigem ausländischen Pack (etlichen Osteuropäern, Libanesen z.B.) schon allein suspekt sind, weil sie ihren Fluchtgrund wahrheitsgemäß wie die Mehrheit der Syrer mit „vom Regime um Haus und Familie gebracht“ angeben müssen?!

Eigentlich hatte ich beim Volleyball in der Prince Faysal Halle auch schon wieder an Nahostkonflikte gedacht, da ich meinte, die Partie würde im Rahmen des Märtyrer-Muadh-Kasasbeh-Pokals stattfinden. Der jordanische Volleyballpokal heißt nämlich seit dieser Saison nach dem vom IS getöteten jordanischen Kampfpiloten aus Kerak. Allerdings spielten Al-Muhandaseen Amman (der Verein der Gewerkschaft der Ingenieure) und Al-Hussein Youth City Irbid (der Club der königlichen Jugendsport-Akademie) bereits das erste Spiel der neuen Super-Liga-Saison, der höchsten Spielklasse, aus.

Nur 20-25 Zuschauer schauten sich diese ganz ordentliche Partie an, in der der Gast aus Irbid zuerst sehr spielbestimmend war, ehe die Ingenieure Mitte des ersten Satzes bei 9 Punkten Rückstand langsam ins Spiel fanden. Das Match war recht langsam, sehr wenige Schmetterbälle, aber dafür weniger fehlerbehaftet und technisch auch teilweise sehr ansprechend. Der zweite Satz ging dann nur sehr knapp an Irbid, während im dritten Satz al-Muhandaseen immer wieder in Führung lag. Doch aus bis zu zwei Punkten Vorsprung wurden am Ende doch fünf Punkte Rückstand und ein 3:0-Sieg für Al-Hussein.

Die Halle ist übrigens sehr ansprechend. Direkt neben dem derzeit in Renovierung befindlichen King-Abdullah-Stadium ist die mit royalen Porträts (militärische und sportliche Motive) zugepflasterte, symmetrische und auf allen vier Seiten mit Tribünen bestückte Prince-Faysal-Hall zu finden. Blaue, gelbe und rote Schalensitze, auf der VIP-Tribüne Ledersessel und Polsterstühle. Oberhalb der Längstribünen auch recht auffällige Pressebalkone. Ziemlich Ostblock sind aber die Treppen- und Scheißhäuser... نادي المهندسين مع الحسين اربد بصالة الفيصل Statistik:
- Grounds: 1.455 (1 neuer; diese Saison: 40 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.479 (1; diese Saison: 45)
- Tageskilometer: 170 (170km Mietwagen Jordanien)
- Saisonkilometer: 12.110 (7.080 Auto, davon 1.650 Mietwagen/ 3.520 Flugzeug/ 900 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 620 Fahrrad/ 0 Schiff, Fähre) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 43 [letzte Serie: 93, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 476.

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