Donnerstag, 30. Juli 2015

W470III: Gnoiens neuer Ghanaischer Torjäger...

Gnoiener SV 1924 ............................................ 4
Grimmener SV ................................................. 1
- Datum: Mittwoch, 29. Juli 2015 – Beginn: 19.00
- Wettbewerb: Testspiel (Landesliga Mecklenburg-Vorpommern Nord; 7. Liga, 2. Amateurliga gegen Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern; 6. Liga, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 4-1 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 3-1
- Tore: 1-0 6. Peterson Appiah, 2-0 7. Peterson Appiah, 2-1 18. Tom Müller, 3-1 33. Peterson Appiah, 4-1 77. Robert Lewerenz
- Verwarnungen: Peterson Appiah, Daniel Obeng (Gnoien); Patrick Jeschke (Grimmen)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stadion an der Windmühle (Kap. 2.000, davon 600 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 170 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehenswertes Testspiel mit überraschendem Ausgang) Gnoiener SV v Grimmener SV Photos with English Commentary:
a) Pre-Season: Gnoiener SV v Grimmener SV (Gnoien: Windmill Stadium)
b) Central Mecklenburg: Kavelstorf Church, Petschow Church, Cammin Church, Main GDR Marine Command Post Tessin, Drüsewitz Graveyard, Walkendorf Church, Neu-Vorwerk Windmills, Altkalen Church, Dargun Palace and Monastery Ruins, Gnoien Church, Lühburg Palace

Mittwoch ging es mit dem Auto ins Umland von Rostock Richtung Seenplatte. Weg von der Küste ist die Landschaft nicht mehr so öde und es gibt auch mehr historische Sehenswürdigkeiten. So z.B. die spätmittelalterlichen Kirchen von Kavelstorf, Petschow und Cammin, wobei die Kavelstorf täglich von 8-20h als Autobahnkirche geöffnet ist, was aufgrund der Malereien im Inneren sehr lohnt.

Versteckt im Wald zwischen Tessin und Laage, nördlich der Ortschaft Goritz befindet sich eine aufgegebene Militäreinrichtung, der Hauptgefechtsstand (HGS) Tessin der Marine der DDR-Streitkräfte. Das Gelände ist von Bunkern übersät und einige Kasernen und Garagen stehen noch in Tarnfarbe im Wald. Wieder in Richtung Tessin und dann die unbeschilderte Pflasterallee nach rechts, dann kommt man nach Drüsewitz, wo auf einem Hügel am Dorfrand ein historischer Friedhof liegt. Im nahegelegenen Walkendorf befindet sich eine weitere schöne mittelalterliche Kirche, die Innen tolle Malereien aufweisen kann.

In Neu-Vorwerk stehen an einem Gehöft gleich zwei Windmühlen, im benachbarten Altkalen kann man eine weitere Kirche mit fragmentarisch erhaltenen Malereien aus dem Mittelalter besichtigen. Dargun hat dann einen spektakulären Schloss- und Klosterkomplex zu bieten, der eine wirklich eindrucksvolle Ruine bildet. Unklar ist, wer 1945 kurz nach Einmarsch der Roten Armee, die schicke Anlage angezündet hat. Eine einzige Quelle behauptet, Zwangsarbeiter (steht auch nicht dabei, aber sollen dann wohl Zwangsarbeiter der Deutschen gewesen sein) hätten aus Rache ein Aufseher-Büro (im oder am Schloss, auch alles unklar) abgefackelt – doch viel wahrscheinlicher ist, dass da eine unautorisierte Zerstörungsaktion vonseiten der Russen (völlig freie Hand hatten die ja dann doch nicht) vertuscht werden sollte. In allen nordostdeutschen Städten der Größe Dargungs gab es heftige Übergriffe aus Zivilisten sowie Bauwerke des Adels und Klerus nach Einmarsch der Russen –wieso sollte gerade in Dargun jemand den Russen zuvorgekommen sein bei der Zerstörung von Kulturgut?

Gnoien hat nicht so viel zu bieten, immerhin eine Backsteinkirche, aber nach dem Spiel waren wir noch am recht ansehnlichen Schloss von Lühburg. Dargun Gnoien im Landkreis Rostock, 50km östlich der Kreishauptstadt, war dann unser Groundhoppingziel heute. Laut Wikipedia könnte der Ortsname vom slawischen Wort „gnoy“ = „Kot“ stammen, aber so scheiße sah es dort trotz Verfall und Ackerbürgerhäuser gar nicht aus. Besonders die Sportanlagen sind toll: eine ehemalige Reitbahn wird mit zwei frei zugänglichen Trainingsplätzen genutzt, dahinter liegt von Bäumen dicht umschlossen ein Stadion mit sechsreihiger Sitztribüne (neue Holzbänke) vor einem schön saniertem Sportlerheim. Auch eine Anzeigetafel, die die Vereinswappen vom Gnoiener SV und auch dem FC Hansa Rostock trägt, gibt es. Einige Bänke sind noch auf zwei Flächen rechts und links der Tribüne sowie auf der Gegenseite unter Lindenbäumen aufgestellt. Nach den Hauptplätzen in Ueckermünde, Stralsund und Wismar, zusammen mit vielleicht dem ein oder anderen Ground im Hinterland, ist Gnoien eines der 10 sehenswertesten Stadien Mecklenburg-Vorpommerns.

Der immerhin Landesliga kickende SV Gnoien hat sich kürzlich mit drei Anfang des Jahres im 12km entfernten Jördenstorf untergebrachten Asylbewerbern verstärkt. Man muss sich zwar schon fragen, was Ghanaer und Albaner sich von Asyl erhoffen, aber wenn sie schon mal da sind, kann man sie ja gleich im Sportverein integrieren, was in der mecklenburgischen Provinz keinesfalls schlechter läuft als in anderen Ecken Deutschlands und von fast allen Vereinen um Jördenstorf herum schon in Angriff genommen wurde. Während der Albaner Krenar Hoda solide spielte, war der Ghaner Daniel Obeng in der Abwehr teilweise gegen den Verbandsligisten Grimmener SV überfordert. Doch sein Landsmann Peterson Appiah ging richtig ab: in der Anfangsphase gleich ein Doppelschlag, dann aus spitzem Winkel nach dem Anschlusstreffer der favorisierten Gäste, sogar das 3:1 mit seinem Hattrick. Und auch in der zweiten Halbzeit spielte er konstant nach vorne und war einer der Garanten für den überraschenden und erstaunlich hohen Sieg seiner Gnoiener – auch wenn er beim Angriff zum 4:1 nichts zu tun hatte, als seinen Mitspieler Robert Lewerenz zu begleiten, der einen quergeschlagenen Kopfball ebenfalls per Kopf nahm und einnetzte. Eine lächerliche gelbe Karte bekam Appiah zwar auch noch, aber das Schiedsrichtergespann aus Kritzmow und Rostock war das seit Monaten schlechteste, das ich gesehen habe. Unglaublich, wie einseitig sie zugunsten der Gäste aus Grimmen pfiffen! Als der Gästetrainer noch nach einem anderen Foul eine zweite Karte für Appiah forderte, nahm der Gnoiener Trainer ihn raus und pflichtete wohl auch noch den teils kräftig gegen den Grimmener Trainer pöbelnden Heimfans bei...

Mit diesem ghanaischen Stürmer haben die Gnoiener jedenfalls einen positiv auffallenden Spieler, vielleicht einen der besten der ganzen Liga, an dem die gar nicht mal so wenigen Fans des SV Gnoien – das waren mindestens 170 bei diesem Testspiel bei fast gar keinen Gästefans! – sicher noch ihre Freude haben werden. Nur hoffentlich sind nicht alle Schiedsrichter der Region so inkompetent wie die – weil in jedem Spiel unberechtigte Karten und zweifelhafte Foulpfiffe gegen Gnoien (bei geringsten Berührungen Freistoß gegen Gnoien, aber bei Ellbogenstößen in den Rücken eines Gnoieners wurde weiterlaufen gelassen) wird schwer eine bessere Platzierung als in der Vorsaison zu erreichen... Gnoiener SV v Grimmener SV Statistik:
- Grounds: 1.417 (1 neuer; diese Saison: 3 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.437 (1; diese Saison: 3)
- Tageskilometer: 190 (190km Auto)
- Saisonkilometer: 250 (190 Auto/ 60 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 10 [letzte Serie: 93, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 470.

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