Samstag 27. November 2010 – Anwurf 16.30
Liga: Verbandsliga Sachsen-Anhalt, Staffel Süd (6. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 34:35 nach 60 Min. – Halbzeit: 20:16
Torfolge: 1-0, 1-1, 3-1, 3-3, 6-3, 6-4, 7-5, 9-5, 9-6, 10-6, 10-7, 12-8, 12-9, 14-9, 14-10, 15-10, 15-11, 18-11, 18-12, 19-12, 19-16, 20-16/ 21-16, 22-16, 23-16, 23-17, 23-21, 24-21, 24-22, 25-22, 25-23, 25-24, 26-24, 26-25, 28-25, 28-26, 29-26, 29-27, 29-28, 30-28, 31-28, 31-29, 31-32, 32-32, 32-33, 33-33, 34-33, 34-35
7-Meter: Zerbst 9 (6 verwandelt), Staßfurt 8 (6 verw.)
Gelbe Karten: Zerbst 0, Staßfurt 2
Zeitstrafen: Zerbst 12 Minuten, Staßfurt 20 Min.
Platzverweise: Zerbst 1 (Nr. 10, 56:02, 3. Zeitstrafe), Staßfurt 1 (Nr. 10, 59:29, 3. Zeitstrafe)
Sportanlage: Sporthalle Zur Jannowitzbrücke (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 110 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr torreiches und spielerisch gutes, vor allem aber wirklich spannendes Spiel mit überraschender Wendung)
Photos and English version:
ZERBST/ ANHALT (OLD TOWN WITH SCARS OF WAR)
Handball match: HSV 2000 Zerbst 34-35 HV Rot-Weiß Staßfurt
Eigentlich sollte hier ein Bericht aus der Fußballkreisklasse vom Spiel Schraplauer SV gegen Merseburg 99 III stehen. Da man mittlerweile aber nicht einmal mehr Ende November Amateurfußball – schon gar nicht in den unteren Klassen – gucken kann, brauchen meine fußballbegeisterten Leser bis März 2011 keine Berichte von irgendeinem Fußballspiel zu erwarten. Ein, zwei Hallenfußballturniere sind ausgenommen, da ich Feldfußball hier meine. Im März wird auch noch kaum gespielt werden, also ist der nächste Fußballbericht aus den Vereinigten Arabischen Emiraten oder dem Oman zu erwarten. Aber bis dahin könnt ihr Berichte vom Handball, Basketball, Hallenhockey und so was lesen: und das sind doch auch schöne und interessante Sportarten!
Danke aber an Merseburg 99 und eure informative und aktuelle Website: durch die rechtzeitige Nachricht vom Spielausfall in Schraplau konnte ich die Planung noch umändern und eine attraktive Tour planen. Diese sah dann so aus, dass wir mit dem Sachsen-Anhalt-Ticket über Halle und Magdeburg nach Zerbst fuhren. Diese anhaltische Residenzstadt ist die viertgrößte Stadt Deutschlands – allerdings nur in der Fläche, was bei über 30 Ortsteilen auch kein Kunststück ist, auch wenn es ein solches ist, so viele Orte einzugemeinden – und kommt in der Reiseliteratur oft schlecht weg. Warum eigentlich? Ich wüsste dutzende Städte, die bei weitem nicht so sehenswert sind, wie Zerbst! Natürlich sind ein paar sachsen-anhaltische Städte – zumindest Naumburg, Merseburg und v.a. Quedlinburg – noch schöner, aber kommt man am recht ordentlichen Bahnhof an, fährt man durch mit einfachen aber schön gestalteten Bürgerhäusern flankierte Straßen zum Altstadtbereich, der fast vollständig von einer Backsteinmauer umgeben ist. Diese Backsteinmauer hat einige Wehrtürme zu bieten und ein vollständig erhaltenes Stadttor. Betritt man den Altstadtkern durch dieses, kann man erst links zum Francisceum – Sachsen-Anhalts ältestem Gymnasium, was ein recht seltsam anmutender Bau mit mittelalterlichen, Renaissance- und Neuzeitelementen ist – und dann durch die symmetrische Siedlung aus dem späten 19. Jahrhundert zur noch symmetrischeren Kirche Trinitatis gehen. Gegenüber der Kirche befinden sich zwar ein paar Bausünden, aber dass Ensemble der im zweiten Weltkrieg zerstörten Nikolaikirche mit den Plattenbauten, kann man nicht als hässlich bezeichnen. Das ist einfach zu eindrucksvoll. Im Inneren des fensterlosen und unüberdachten Kirchenschiffes wurde gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut.
Der Markplatz ist etwas kahl, doch am anderen Ende der Fußgängerzone befinden sich die wirklich schöne, wenn auch teilruinöse Bartholomäuskirche, der Dicke Turm, mehrere Fachwerkhäuser flankiert von neueren Gebäuden und drei etwas versteckt liegende, besonders schöne Fachwerkexemplare sowie eine Anzahl von barocken Gebäuden. Hinter diesen hervorragend sanierten Barockgebäuden erblickt man ein etwas trostloses Panorama, denn das Schloss ist wohl der deutlichste Kriegszeuge: ein ausgebrannter Barockbau mit weiter Brachfläche drum herum. Die seltsame Tribüne an einer Seite ist wohl für den ehemaligen Reiterspiele- und Paradeplatz gedacht; hohe Zäune sollen ein Betreten der Ruine verhindern. Der angrenzende Park führt einen noch zu einem weiteren Stadttor, wo aber kein Torbogen mehr steht, sondern ein schlanker Turm mit Uhr und hohe Mauern. Dahinter beginnen Plattenbauten, darunter befindet sich auch eine Sporthalle, wo gerade Karateka zugange waren.
Im Stadion von Friedrich Ludwig Jahn war niemand zugange, da Rot-Weiß Zerbst auswärts spielte. Aber weder ein Spiel von ihnen, noch eines vom benachbarten TV „Gut Heil“ – die werden wir demnächst mal in Halle beim Basketball sehen – hatten wir heute eingeplant, sondern ein Handballspiel. Nach einem Imbiss bei einem Türken – nach 13.30 kann man richtiges Mittagessen in Zerbst vergessen: alle Restaurants haben ab 14 oder 14.30 Mittagspause – gingen wir in die Sporthalle Zur Jannowitzbrücke. Die Handballer des HSV 2000 spielen in dieser fabrikhallenähnlichen, auch gerade durch die Industrieumgebung bizarr wirkenden Sporthalle Verbandsliga. Zumindest noch. Ob die 100 Zuschauer, die heute auf den vier zwischen den Stützbalken aufgestellten zweireihigen Holztreppchen oder auf der erhöht hinter das Tor auf den Umkleidetrakt aufgesetzten Tribüne mit Holzbänken Platz nahmen, nächste Saison noch oberhalb der Bezirksliga Handball sehen können, ist fraglich. Auch beim heutigen Gast, der zweiten Mannschaft des HV Rot-Weiß Staßfurt, lief es bisher schlecht.
Das Spiel war schnell und gut, wobei sich schnell eine enorm hohe Toranzahl abzeichnete. Nach einer Viertelstunde schien sich ein Sieg für Zerbst abzuzeichnen, da sie mit bis zu sieben Treffern gegen spielerisch schwächere, wurftechnisch unsichere und in der Abwehr vor allem mit den Zerbstern mit der 10 und der 5 überforderte Staßfurter führten. Diese kamen kurz vor der Pause zwar bis auf vier Tore heran, doch erst 10 Minuten nach der Halbzeit wurde es eng. Der Vorsprung von 23:16 schmolz immer mehr – erzielte Zerbst einen Treffer, legte Staßfurt zwei oder drei nach. Die Gäste steigerten sich immer mehr, während die Zerbster nun ins Schwimmen gerieten. Kaum fünf Minuten vor Abpfiff glich Staßfurt erstmals wieder aus, gleich darauf kamen sie sogar zur Führung. Zwei Minuten vor dem Ende schien Zerbst doch noch das Blatt wenden zu können, doch die 34:33 Führung war binnen einer Minute weg. Ein Fehlwurf acht Sekunden vorm Schlusspfiff und diese packende Partie endete mit einem 34:35 Sieg für Staßfurt.
Der Sieg war nicht unverdient und wir beiden Merseburger feierten auch noch die Staßfurter Spieler, wo wir doch neben deren Fans gesessen hatte, die ganz gut mitgingen. Rechts von uns saßen einige alteingesessene Heimfans, die ebenfalls gut mitgingen und die Spieler anfeuerten oder sich auch nachvollziehbarerweise das ein oder andere Mal über die Schiedsrichter aufregten. Allerdings muss ich als eher neutraler Zuschauer mal sagen, dass diese beiden Schiris seit langem die besten waren, die ich auf dem Handballparkett – besonders auf dem sachsen-anhaltischen Handballparkett – erlebt habe: da waren keine offensichtlichen Fehlentscheidungen dabei und ein paar Entscheidungen, die man auch umgekehrt hätte geben können, müssen einfach immer mal dabei sein. Die besten Fans der Zerbster waren aber auch die Trommler, die ihre Instrumente etwas abwechslungsreicher als die meisten anderen Handballfangruppen bearbeiteten.
Zufrieden mit dieser schönen Tour ging es für uns über Dessau, Köthen und Halle nach Hause zurück. Nach Zerbst werden wir sicherlich mal in wärmeren Monaten wieder kommen, um dann mal Fußball zu gucken.
Statistik:
Ground Nr. 500 (ein neuer Ground; diese Saison: 50 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.180 (diese Saison: 67)
Tageskilometer: 250 (230 Eisenbahn, 20 Fahrrad)
Saisonkilometer: 12.370 (8.170 Auto/ 2.060 Fahrrad/ 1.340 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 226
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