Sonntag, 21. November 2010

W225III: 52 Tore, 52 Strafminuten und 5 Platzverweise – was eine Statistik!

SG Germania Zwenkau 30:22 Sächsischer HC Meerane
Sonntag 21. November 2010 – Anwurf 17.00
Liga: Verbandsliga Sachsen, Staffel West (6. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 30:22 nach 60 Min. – Halbzeit: 13:11
Tore: Balrich 6, Böttger 6, Radwan 5, Thamm 4, Rother 4, Niese 4, Buschmann 1 (Zwenkau); über Spielernamen vom SHC liegen mir leider keine Informationen vor
Gelbe Karten: Zwenkau 4, SHC 2
Zeitstrafen: in etwa: Rother 6, Balrich 4, Böttger 2, Buschmann 2 + Bankstrafe 2 + Standfuß (Rot) 2 (Zwenkau); Nr. 7 SHC 8, Nr. 5 SHC 6, Nr. 8 SHC 2 + (Rot) 2, Nr. 9 SHC 4, Nr. 79 SHC 4, Nr. 6 SHC 4 + Nr. 23 SHC und Nr. 8 SHC (Rot) je 2 + Nr. 14 SHC (Rot nach Spielschluss)
Platzverweise: Nr. 23 SHC (9:45 „grobes“ Foulspiel), Nr. 8 SHC (36:40 grobes Foul), Nr. 7 SHC (42:12 dritte Zeitstrafe für verschiedene Vergehen + weitere zwei Minuten für Meckern), Rother (Zwenkau, 53:31 dritte Zeitstrafe für verschiedene Fouls), 59:44 Standfuß (Zwenkau, 59:44 angeblich grobes Foul oder so was), Nr. 14? SHC? (60:00 wegen Beleidigung/ Foul oder so)
Sportanlage: Stadthalle Zwenkau (Kap. 300 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 250 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Außer einigen Geistesblitzen von manchen Spielern beider Seiten hatte zwar nichts in diesem fehlerbehafteten Spiel mit gutem Handball zu tun, aber allein die Undiszipliniertheiten der Gäste waren das Kommen wert)
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Photos and English version:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157625441026796/

Auch am Sonntag beließen wir es bei Handball. Die wenigen Fußballspiele, die in Leipzig stattfanden, waren mit den ebenso wenigen Handballspielen zeitlich nicht kombinierbar, und das Fußballspiel, was ich mir ausgeguckt hatte, war als Spiel der 2. Stadtklasse pauschal abgesagt worden. Der Stadtverband gab halt einfach aus, dass nur Spiele ab 1. Stadtklasse stattfinden können. Echt intelligent. Aber das ist Leipzig. Fußball gibt es nur von März bis Oktober, immer mal wieder unterbrochen. Spielt doch endlich die erste Halbserie der Saison von Mitte März bis Juni und nach den Sommerferien August bis Mitte November die Rückrunde aus, wenn ihr weggetretenes Gras und schlammige Trikots verhindern wollt, ihr Flachzangen! Das Foto von dem Spiel in Syrien, das ich zum Samstagsbericht gepackt habe, führe ich hier nicht noch mal an...

Das Einzige, was ich am Leipziger Sport hier jetzt loben kann, ist dass am Sonntag überhaupt gespielt wird. Die Bescheuerten in Sachsen-Anhalt spielen wegen Totensonntag gar nicht. Sind zwar fast alles Atheisten, aber dann Sportverbot verhängen – einfach bescheuert! Ich würde auch an Heiligabend Sport machen oder dabei zugucken...

Ich hab jetzt oben was von Leipzig geschrieben, aber genauer wäre es, wenn ich Handball mit Leipziger Land in Verbindung bringen würde. Gespielt wurde nämlich in Zwenkau, einer Kleinstadt im Bezirk Leipzig, wenige Kilometer südlich der eigentlichen Stadt. Die 8.500 Einwohner wohnen in einer vom Tagebau flankierten, nicht besonders sehenswerten Stadt. Allerdings sind die Kirche gegenüber vom Rathaus und letztgenannter Bau schon einen Blick wert. Es gibt auch noch zwei weitere Kirchen (eine davon aber ruinös) und einen auffälligen Wasserturm. Die Halle ist von außen auch recht auffällig, da es ein geschmackvollerer Neubau ist. Innen ist nur eine Längsseite zum Zuschauen geeignet, wobei sich auf dieser vier Holz beschlagene Reihen Kunststoffbänke und dahinter eine Reihe blau bespannter Stühle befinden. Das Ganze ist in zwei Blöcke – rechts und links vom klobigen Sprecherturm – aufgeteilt und bietet 300 Leuten Platz. Es kamen auch gut 250, wobei diese bis auf langweiliges Getrommel, das von Kindern kam, die sich aber wenigstens reinhängten, kaum etwas zum Spiel beitrugen. Ein paar Zwischenrufe und etwas Klatschen noch – wie bei jedem normalen Handballverein halt auch.

Das Spiel der Männer-Verbandsliga war fehlerbehaftet – da es eine höhere Amateurliga ist, habe ich da wenig Verständnis für – und hektisch. Dass Meerane Tabellenletzter mit 3 und Zwenkau 8. von 12 mit 7 Pluspunkten waren, war oft nicht so recht zu merken, da bis zur 20. die Gäste gleichwertig waren. In der zweiten Halbzeit wurde der SHC aber immer undisziplinierter und schlampiger, sodass Zwenkau davon ziehen und verdient mit acht Toren siegen konnte. Einige der Tore waren sehr sehenswert – so z.B. ein mit Spin aus spitzem Winkel auf den Hallenboden geworfener Ball, der ins Meeraner Tor drehte oder Würfe in den Winkel nach Zuspiel über das halbe Feld – doch ansonsten lebte das Spiel nur von Disziplinlosigkeiten beider Mannschaften, wobei den Zwenkauern nicht viel vorzuwerfen ist, Meerane aber einiges mehr.
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Der Reigen von Platzverweisen wurde auch von Meerane eröffnet, wobei man nach so kurzer Spielzeit niemanden, der einem aufs Tor zulaufenden Gegenspieler beim Versuch den Wurf ab zu blocken, augenscheinlich versehentlich auf den Kopf ditscht, eine direkt-rote Karte zeigen muss. Zwei Minuten wären da völlig angemessen gewesen, aber die kleinlichen und bei Entscheidungen wie ‚Abstehen beim Torwurf’ unsicheren Schiedsrichter trugen auch mit dazu bei, dass es so eine Flut an Strafen gab. In erster Linie lag es aber nicht am schlechtesten Schiedsrichtergespann, dass ich je in einer sächsischen Halle habe pfeifen sehen, sondern daran, dass es ihnen die Spieler auch richtig schwer machten. Insbesondere lag es am Verhalten der größten Hornochsen die ich je übers Parkett habe traben sehen. Unglaublich auch, wie sich die vom Feld verwiesenen Meeraner Spieler – nach 42 Minuten schon drei! – von der Tribüne aus aufregten, wenn es für ein klares Foul zwei Minuten gegen Meerane und für ein normales Foul gegen sie nur zwei Minuten oder angemessene Verwarnungen für Zwenkau gab. Also da muss man den Arsch schon ziemlich weit offen haben, so dumme Bemerkungen am Fließband zu produzieren, wenn man einfach nicht gut spielt und dann auch noch extrem undiszipliniert ist. Wahrscheinlich fühlten die sich betrogen oder als die Besseren. Als neutraler Zuschauer konnte mir das eigentlich egal sein, aber wenn so was wie Meerane zum TSV Leuna oder SC Magdeburg zum Handball kommt, halte ich mich nicht mit beleidigenden Zurufen zurück, wie das lahme Publikum in Zwenkau.

Weitere Platzverweise waren eine direkt rote Karte gegen einen vorbelasteten Gästespieler, der grob im eigenen Kreis foulte (den Wurfarm heruntergerissen), dann eine Disqualifikation für drei + eine Zeitstrafe für verschiedene Fouls (darunter ein 2+2 Minuten Foul, das zur Herausstellung führte) für einen Meeraner und drei Mal zwei Minuten für einen Zwenkauer. Den vorletzten Platzverweis – den dritten direkt Roten – gab es dann gegen Zwenkau, da ein Meeraner in den 15er rein gerannt ist, der sich auch mutwillig in den Weg gestellt hat. Der Gästespieler klatschte zwar zünftig aufs Parkett, aber mehr als eine Zweiminutenstrafe gegen den nicht vorbelasteten Zwenkauer forderten nur die Gäste, sodass die zweite ungerechtfertigte rote Karte ausgesprochen wurde. Den letzten roten Karton gab es erst nach Abpfiff zu sehen, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob der überhaupt für Meerane war, da es eh ein gutes Wortgefecht da unten gab. Und ob das der einzige Platzverweis nach Spielschluss war, weiß ich eigentlich auch nicht so sicher: Zwenkau schreibt auf ihrer Website was von 7 Platzverweisen, wobei sie in dem Artikel auch etwas zu sehr auf die Leistung der Schiedsrichter eingehen, anstatt fair aber spitz Bemerkungen gegen Meerane loszulassen - und ob der Zwenkauer Statistiker alles richtig aufgenommen hat, wage ich bei dem Chaos genauso zu bezweifeln, wie das meine eigene Statistik 100%ig stimmt.

Alles in Allem ein sehenswertes, aber kein gutes Spiel. Zudem also auch das undisziplinierteste Handballspiel – auch wenn es keine einzige richtig üble Aktion gab, d.h. keine rote Karte wegen einer Tätlichkeit ausgesprochen werden musste – dass ich je gesehen habe (und ich habe schon knapp 100 in Deutschland - von der ersten bis zur untersten Liga - und eines in der 1. tschechischen Liga gesehen), sodass ich dem Trainer von Meerane nur raten kann, mal seine Jungs in der Hinsicht kräftig anzuscheißen. Hätte er dem 23er, der zuerst runter geschickt wurde, mal den Mund verboten, wären wohl auch weniger Platzverweise zu verzeichnen gewesen. Der 23er heizte nämlich von der Tribüne noch kräftig auf. Und zwar nicht nur mit Geschrei um einen ausgetauschten Ball – wie man sich darüber aufregen kann, dass der Ball in einer Auszeit gewechselt wurde, frage ich mich aber auch: meint der, dass die Zwenkauer da einen Funksender im Ball versteckt haben, dass er nur ins Meeraner Tor fliegt, oder was?! – sondern auch mit ständigem Schiedsrichterbeeinflussen (v.a. durch Kartenfordern) und Gegenspieler voll meckern. Zusammenfassend gesagt, ist es aber schon lustig, wenn man eine Mannschaft erlebt, über die man sich schön aufregen kann...
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Den Hinweg hatten wir noch per Straßenbahn von Merseburg nach Bad Dürrenberg und Eisenbahn von Bad Dürrenberg nach Markranstädt und dann von dort per Rad nach Zwenkau gemacht. Übrigens war es typisch, was in Bad Dürrenberg so abging: 15 Minuten Verspätung wegen dieser scheiß ICEs die leider vorgelassen werden müssen und dann spielen da ca. 10jährige Kinder auf den Gleisen, denen man erst mit freundlichen Worten wie „verpisst euch ihr Dreckwänster, sonst mach ich euch platt“ beikommen muss, ehe sie vom Gleiskörper, auf dem sie Flaschen herumwarfen, verschwanden. Natürlich war mein Vater der Erste und Einzige, der sich um die Wänster kümmerte: die anderen Fahrgäste glotzten nur blöde oder ignorierten die Kinder und dachten gar nicht daran, dass sie heute nicht mehr Zug fahren können, wenn diese Hosenscheißer überfahren werden. Denen, die sich da nur mitleidig wundern, wo denn die Eltern der „lieben Kleinen“ sind, kann ich auch eine Antwort geben: die Eltern liegen sicher besoffen heeme herum und gucken fern. Nun ja. So Dinger blieben uns auf dem Rückweg erspart, denn den fuhren wir komplett per Rad nach Merseburg zurück, wobei wir die 44 Kilometer in 118 Minuten schafften.

Statistik:
Ground Nr. 499 (ein neuer Ground; diese Saison: 49 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.179 (diese Saison: 66)
Tageskilometer: 90 (70 Fahrrad, 10 Straßenbahn, 10 Eisenbahn)
Saisonkilometer: 12.120 (8.170 Auto/ 2.040 Fahrrad/ 1.110 Bahn, Bus, Tram/ 800 Schiff, Fähre/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 83
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 225

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