Mittwoch, 9. April 2025

PARAGUAY

Länderpunkt Nr. 88, Anzahl der Grounds: 7

Asunción (1): Estadio Arsenio Erico (u.a. Club Nacional) - 4.434 (1.434/ 3.000); 7,0

Asunción (1): Estadio La Nueva Olla (Cerro Porteno) - 45.000 (45.000/ 0); 7,0

Asunción (1): Estadio Martín Torres (Trinidense u.a.) - 2.000 (1.300/ 700); 7,0

Carapeguá (1): Estadio Municipal de Carapeguá (Sportivo Carapegua) - 8.500 (1.500/ 7.000); 10!

Hohenau 4 (1): Cancha Hohenau 4 Caguarene (Atletico Boqueron Hohenau 4 Caguarene) - 1.500 (500/ 1.000); 8,0

Itauguá (1): Estadio Juan Canuto Pettengill /Luis Alberto Salinas Tanasio (12 de Octubre, Ausweich Dep. Recoleta u.a.) - 6.500 (1.500/ 5.000); 6,5

Villa Elisa (1): Estadio Luis Alfonso Giagni (u.a. Sol de America) - 3.000 (3.000/ 0); 7,0

Sportivo Carapeguá 1:0 12 de Junio Villa Hayes

W3.0222IV-23III: Südamerika 2025 – Teil 3: Paraguay

Inhalt und Links zu Fotoalben auf flickr:

27.3. Anreise:

a) Sightseeing Bolivien

b) Sightseeing Paraguay

28.3. Zwei Spiele in benachbarten Stadien zum Länderpunkt:

a) 2. Liga Paraguay: Independiente vs. Encarnación

b) 1. Liga Paraguay: Cerro Porteno vs. Tembetary

c) Sightseeing Paraguay: Asunción

29.3. Mehr Auswärts- als Heimfans in Itauguá:

a) 2. Liga: Tacuary vs. River Plate Asunción

b) 1. Liga: Deportivo Recoleta vs. Olimpia Asunción

c) Sightseeing Paraguay: Asunción (Santisima Trinidad), Piquete Cué, San Bernardino (Lago Ypacaraí), Itauguá (Schoenstatt-Heiligtum Tuparenda)

30.3. Bester Ground der Tour und mieser Kick im deutschen Dorf:

a) 2. Liga: CARAPEGUÁ vs. 12 DE JUNIO VILLA HAYES

b) Kreisfreundschaftsspiel: Atletico Boqueron Hohenau 4 vs. Independiente FBC Obligado

c) Sightseeing Paraguay: Carapeguá, Hohenau

31.3. Die Sonne Amerikas spielt im Dauerregen und trifft das Tor nicht:

a) 2. Liga Paraguay: Sol America vs. Fernando de la Mora

b) Sightseeing Paraguay: JESUITENMISSIONEN TAVARENGUE & TRINIDAD, Hohenau

1./2.4. Fazit & Rückreise:

Sightseeing Paraguay

Asunción

Anreise

Erst am falschen Check-in-Schalter nach Asunción gestanden, dann sehr schnell und freundlich von Paranair abgefertigt worden. Wieder unsinniger Papierkram bei der Ausreise, dann noch mal was zu Essen gegönnt (in der Empfangshalle noch echt preisgünstig, hinterm Sicherheitsbereich dann fast so teuer wie in Deutschland) und zwei Stunden später waren wir mit einer kleinen Bombardier-Maschine in Asunción.

Dort angekommen auf dem Rollfeld ausgestiegen, paar Meter zum Terminal gelaufen, freundliche Einreisekontrolle mit etwas Papierkram, noch mal Zollkontrolle, dann Mietwagen abgeholt. Ein Ding der Unmöglichkeit war es am Flughafen und auch im Einkaufszentrum, was wir bald danach aufsuchten, eine SIM-Karte zu bekommen. Ich bestellte schließlich ein Datenpaket der Telekom, das war für 5 Tage noch OK. In der schön gelegenen und gestalteten, aber beengten Unterkunft war die Waschmaschine belegt, sodass wir einen Waschsalon um die Ecke aufsuchten. Sehr freundliche Betreiberin, die junge Frau machte sogar eine Stunde länger, damit wir noch am Abend alles bekommen konnten. Abendessen holten wir wiederum in einer Pizzeria in der Straße, die wie üblich in Paraguay und auch der Hauptstadt Asunción kopfsteingepflastert, uneben und mit herabhängenden Stromleitungen flankiert ist...

Tagesstatistik: 90 km Mietwagen in Bolivien, 1.100 km Flug, 30 km Mietwagen in Paraguay

Independiente F.B.C 1:0 Encarnación FC

Zwei Spiele in benachbarten Stadien zum Länderpunkt

Independiente FBC de Campo Grande

1 : 0 (1:0)

Encarnación Fútbol Club

- Datum: Freitag, 28. März 2025 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Liga Intermedia (2. Spielklasse in Paraguay, Halbprofiliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 97 (46/51) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tor: 1-0 35. Matías Ezequiel Schabus Aranda

- Gelbe Karten: Gonzalo Fabián Yeza González, Carlos Fabián Gavilán González, Víctor Gustavo Rivarola Martínez (Independiente); 2x Víctor Hugo Ayala Núñez, José Ramón Leguizamón Ortega, Pedro Marcelo Arce Meaurio, Franco Emiliano Pelozo (Encarnación)

- Rote Karten: Víctor Hugo Ayala Núñez von Encarnación (72. Gelb-Rot wg. wdh. Reklamierens)

- Austragungsort: Estadio Arsenio Erico (Kap. 4.434, davon 1.434 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon keine Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Club Cerro Porteño (Asunción)

1 : 0 (0:0)

Club Atlético Tembetary Ypané

- Datum: Freitag, 28. März 2025 – Beginn: 20.30
- Wettbewerb: División Profesional de la Asociación Paraguaya de Fútbol (Primeria División; 1. Spielklasse in Paraguay, Profiliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 96 (46/50) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: 1-0 58. Federico Gastón Carrizo

- Gelbe Karten: TW Alexis Martín Arias, Bruno Amílcar Valdez Rojas, Wílder Viera Caballero (Cerro P.); Denis Manuel Colmán Maldonado (Tembetary)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio La Nueva Olla (Kap. 45.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 4.000 (davon ca. 250 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Freitag ging es dann richtig los mit dem dritten und letzten Tourabschnitt, dem dritten Länderpunkt: Paraguay. Es ist das am wenigsten besuchte Land Südamerikas (oder sogar Lateinamerikas). Der Binnenstaat hat teils ganz nette Hügellandschaft, aber viel sumpfiges Flachland, die eingeborenen Guaraní haben anders als z. B. die Inka keine Hochkultur mit Architektur entwickelt, sondern waren nomadisch oder semi-nomadisch, ehe die Spanier – die das ein oder andere Sehenswerte zurückgelassen haben – das Gebiet eroberten. So verwundert es auch nicht, dass ich Paraguay als das am wenigsten sehenswerte Land unserer Reise bezeichnen muss, wir auch mit knapp 5 Tagen die kürzeste Zeit dort waren und wir am Ende von den 13 Sportveranstaltungen auf dieser Tour alleine 7 in Paraguay an nur 4 Tagen sahen...

Sightseeing in der Hauptstadt Asunción war jedenfalls ein krasser Wechsel von Verfall und schönen Fassaden, geöffnet war keine der ansehnlichen Kirchen, unterhalb der Kathedrale wurden wir schon gewarnt, nicht durch den naheliegenden Slum zu latschen. Gar nicht weit davon befindet sich auch das Parlamentsgebäude, was architektonisch sehr gelungen ist. Verglichen mit Sucre und Lima ist Asunción zwar vom rücksichtslosen Verkehr oder der Sportszene auf einem Level, aber sonst meilenweit zurück.

Apropos Sport. Wir warteten einen Gewitterschauer in der Unterkunft ab und gingen dann im Estadio Arsenio Erico, benannt nach dem wohl besten paraguayischen Fußballer (40er, 50er Jahre), an die Tageskasse. Wobei ich immer noch meine, dass mit Jose Luis Chilavert – einem Torwart, der in seiner Karriere in den 90ern und 00er-Jahren dutzende Treffer erzielte und der sich öfters daneben benahm – ein noch viel coolerer Paraguayer mit Stadionnamen geehrt werden sollte...

Nach Arsenio Erico heißt jedenfalls das Stadion von seinem Stammclub Nacionál – und das hat eine ausgesprochen ungewöhnliche Gestaltung des Flutlichts (eine Art Lichtleiste hinter den Tribünen) zu bieten. Stehplätze auf drei Seiten, Sitzplätze auf der Hauptseite, heute nur letztere für sehr moderate 2,30€ Eintritt geöffnet.

Es war das Eröffnungsspiel der Frühjahrsmeisterschaft (Apertura) der Intermedia (2. Liga). Independiente aus einem anderen Ortsteil der Hauptstadt (Campo Grande, zu Deutsch Großes Feld) traf auf einem Verein aus dem Süden am Grenzfluss zu Argentinien, FC Encarnación. Während Asunción „Himmelfahrt“ heißt, bezeichnet Encarnación die „Menschwerdung Christi“ – also mal wieder nur katholische Namen hier...

Die Partie war nicht schlecht: bei hohem Tempo wurden gute Chancen liegen gelassen. Nach 35 Minuten zimmerte plötzlich einer aus 30 Metern drauf und hoch ins lange Eck zum 1:0 für den Gastgeber. In der zweiten Halbzeit gab es ein paar Rudelbildungen und es wurde 11 gegen 10 zu Ende gespielt. Am Ende blieb es auch bei dem 1:0.

Am Vormittag hatte ich Onlinetickets für das Erstligaspiel im benachbarten Stadion geholt. Das La Nueva Olla hat 45.000 Sitzplätze und zwei Ränge, war aber zu kaum einem Zehntel gefüllt. Der Hügel der Hafenarbeiter, Cerro Porteño – eigentlich ursprünglich auf Buenos Aires bezogen – traf auf Atletico Tembetary. Starke Stimmung im Oberrang der Heimkurve, gutes und preisgünstiges Essen und Trinken – nur auf dem Feld lief es trotz ganz gutem Spiel in der ersten Hälfte nicht. Nach einer knappen Stunde gelang dem Favoriten jedoch ein Sturmlauf mit Abschluss ins lange Eck zum 1:0 Endstand.

Tagesstatistik: 20 km Mietwagen, 2 Spiele, 2 neue Grounds, 2. Spiel ohne 0:0, 222. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung, Länderpunkt Nr. 88

Tacuary FC 1:0 River Plate Asunción

Mehr Auswärts- als Heimfans in Itauguá

Tacuary Football Club (Asunción)

1 : 0 (0:0)

Club River Plate (Asunción)

- Datum: Samstag, 29. März 2025 – Beginn: 10.00
- Wettbewerb: Liga Intermedia (2. Spielklasse in Paraguay, Halbprofiliga)

- Ergebnis: 1-0 nach 99 (49/50) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: 1-0 50. Gustavo Yoel Juárez

- Gelbe Karten: Jonatan Matías Blanco (Tacuary); Derlis Marcelo Cabañas Bareiro, Lucas Gabriel Candía Benítez (River)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Martín Torres (Kap. 2.000, davon 1.300 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 150 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,0/10

Club Deportivo Recoleta

1 : 1 (0:0)

Club Olimpia Asunción

- Datum: Samstag, 29. März 2025 – Beginn: 20.30
- Wettbewerb: División Profesional de la Asociación Paraguaya de Fútbol (Primeria División; 1. Spielklasse in Paraguay, Profiliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 98 (47/51) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tore: 1-0 49. Jesús Abel Paredes Melgarejo (Eigentor); 1-1 62. Alejandro Ramón Maciel

- Gelbe Karten: TW Gonzalo Adrián Falcón Vitancour, Miguel Ángel Ramón Samudio, Juan Isidro Núñez Benítez, Lenon Farías de Souza Leite (Recoleta); Rodney Iván Redes Cáceres, Alan Tobías Morinigo, Hugo Francisco Fernández Martínez, Jesús Abel Paredes Melgarejo (Olimpia)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Juan Canuto Pettengill / Luis Alberto Salinas Tanasio (Kap. 6.500, davon 1.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 4.000 (davon ca. 3.200 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

Versteckt in einem teils heruntergekommenen Stadtviertel, Santisima Trinidad (Allerheiligste Dreifaltigkeit), liegt ein schickes Stadion mit Tribünen auf zwei Seiten und ein paar Stehplätzen auf der dritten. Drumherum Bäume. An der Tageskasse wieder etwas über 2€ für 2. Liga bezahlt und auf einem der Schalensitze am Sprecherturm Platz genommen. Die Partie war nicht so schlecht besucht für 2. Liga in der Hauptstadt, auffällig viele dumme Jugendliche vor Ort, die auch etwas Stimmung machten. Dumm waren auch so manche Entscheidungen des schwachen Schiedsrichtergespannes... Am Ende siegt der Gastgeber Tacuary FC (gesprochen „Takwarüh“) durch ein Tor kurz nach dem Seitenwechsel gegen den nach einem berühmten argentinischen Club benannten Verein aus Asunción, wobei River Plate den Rio de la Plata, der in Buenos Aires ins Meer mündet meint und River Plate ein Fleischverarbeitender Betrieb war, der eben diese Mannschaft ins Leben rief, auf die sich der Club River Plate de Asunción bezieht.

Wir schauten kurz an der Kirche von Santisima Trinidad vorbei, machten einen Abstecher an den Paraguay-Fluss bei Piquete Cué und fuhren dann um den  Lago Ypacaraí herum, der v.a. bei San Bernardino schöne Strände hat. In Itauguá besuchten wir noch das Schoenstatt-Heiligtum Tuparenda, das von der apostolisch-katholischen Bewegung unterhalten wird.

In einem ganz guten Hotel eingecheckt, von da dann zum Stadion gelaufen. Hier gab es mal nur Onlinekarten, keine Tageskasse, aber die hatte ich für 3€ schon aufs Handy geladen. Am Stadion gab es preisgünstiges Essen wie Hotdogs, Burger und Schaschlik.

Im Stadion, das von Deportivo Recoleta als Ausweichplatz genutzt werden muss und rundherum Ausbau hat, war starke Stimmung durch Olimpia, den wohl beliebtesten Club Paraguays. Recoleta hielt aber auch mit Trompeten und Trommeln dagegen. Auch auf dem Feld eine Überlegenheit Olimpias, die von Deportivo Recoleta entgegnet wurde, sodass eine ausgeglichene Partie, welche am Ende doch verdient 1:1 ausging, entstand. Es war spielerisch die beste Partie der Reise, stimmungsmäßig auch doch trotz des Länderspiels in Bolivien der eindrucksvollste Besuch!

Tagesstatistik: 130 km Mietwagen, 2 Spiele, 2 neue Grounds, 4. Spiel ohne 0:0

Sportivo Carapeguá 1:0 12 de Junio Villa Hayes

Bester Ground der Tour und mieser Kick im deutschen Dorf

Club Sportivo Carapeguá

1 : 0 (1:0)

Club 12 de Junio de Villa Hayes

- Datum: Sonntag, 30. März 2025 – Beginn: 10.00
- Wettbewerb: Liga Intermedia (2. Spielklasse in Paraguay, Halbprofiliga)

- Ergebnis: 1-0 nach 96 (48/48) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tor: 1-0 13. Augusto Ramón Giménez

- Gelbe Karten: Marcelo Sebastian Ojeda Acosta, Ulises Ramón González Lezcano (Carapeguá); Cristhian Milciades Riveros García (12 de Junio)

- Rote Karten: Güido Ismael Ibañez Palma von 12 de Junio (23. Min. Rot wg. Notbremse)

- Austragungsort: Estadio Municipal de Carapeguá (Kap. 8.500, davon 1.500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 1.800 (davon ca. 150 Gästefans)
- Spielbewertung: 5,5/10

Atletico Boqueron Hohenau 4 Caguarene

0 : 0 (0:0)

Independiente F.B.C. Obligado

- Datum: Sonntag, 30. März 2025 – Beginn: 16.20
- Wettbewerb: Testspiel (beide Teams Liga de Alto Paraná; 4. Spielklasse in Paraguay, 2. Amateurliga)

- Ergebnis: 0-0 nach 75 (40/35) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tore: keine

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Cancha Hohenau 4 Caguarene (Kap. 1.500, davon 500 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 190 (davon ca. 30 Gästefans)
- Spielbewertung: 1,5/10

Am Sonntag fuhren wir nach dem Frühstück zügig in die Provinz südöstlich der Hauptstadt. In Carapeguá gibt es zwar keine touristischen Sehenswürdigkeiten, aber immerhin schöne Hügellandschaft und ein wirklich tolles Stadion.

Es war definitiv der geilste Ground der Tour: Eine riesige Betontribüne mit gewaltigem Blick in die Hügellandschaft und kleine Gegentribüne. Übrigens auch ein kleiner Gästemob und noch kleinerer Heimmob, welche aber beide für aber gute Stimmung sorgten. Auch spielerisch ein starker Beginn: tolles Tor in den Winkel zum 1-0. Zehn Minuten später Villa Hayes mit einer Notbremse, doch mit 11 gegen 10 lief nicht mehr viel zusammen. Am Ende blieb es beim 1:0.

Über weitestgehend gute einspurige Straßen mit teils mehr als den erlaubten 110 km/h, dann aber Nebenstrecken teils Schlaglöcher, dann Kopfsteinpflaster und Erdwege, ehe wir am Stadion in Hohenau 4 angekommen waren. Im Südosten Paraguays, in der Provinz Alto Paraná, gibt es einige im 19. Jahrhundert gegründete deutsche Siedlungen. Diese haben einen anderen Hintergrund, als die meist erst im 20. Jahrhundert gegründeten Siedlungen in den Chacos im Norden, in denen oft plautdütsch-sprechende Russland-Mennoniten siedeln. Die Gegend um Hohenau ist stärker von assimilierten Hunsrückern und Westerwäldlern geprägt, die religiös nicht so fundamentalistisch sind, wie die Mennoniten. Die deutsche Gemeinde in Paraguay ist eine der größten Minderheiten im Land, hat aber leider auch seit jeher einige zwielichtige Gestalten, die z. B. Strafverfolgung entkommen wollen, angezogen. Kurios sind die wohl mehr als 1.000 Querdenker, die ab 2020/21 hinzugekommen sind. Ich bin zwar von Anfang an gegen die merkelsche Coronapolitik gewesen und sehe mich in dieser Meinung nur bestätigt durch spätere Erkenntnisse, die Lockdowns waren ein Verbrechen an der Bevölkerung – aber was da von extremistischen Impfgegnern und anderen Verschwörungstheoretikern abgezogen wurde und wird, entbehrt genauso jeder wissenschaftlichen und sachlichen Logik, wie die irren Lockdowns der von Fachidioten beratenen Politiker damals. In dem Zusammenhang finde ich auch wieder kurios, dass – wie die meisten Auswanderergemeinden über all auch – eben auch die Deutschen eher unter sich bleiben; das bemängelte z. B. auch die paraguayische Polizei bei ihrer Suche nach von Querdenkern entzogenen deutschen Kindern... 

Hohenau 4, das 20km nördlich vom Kernort Hohenau völlig abgelegen liegt, ist eine landwirtschaftliche Siedlung. Berühmtester Einwohner war für ein paar Jahre ein gewisser Josef Mengele - ja, genau der, der berüchtigte KZ-Arzt, der an Häftlingen herumexperimentierte und nie gefasst wurde, sondern an einem Badeunfall in Brasilien starb. Ein anderer geflohener Nazi hatte lange eines der Häuser an der Hauptstraße nach Hohenau 1 und ließ Mengele da pennen. Zur damaligen Zeit regierte ein rechtsgerichteter deutschstämmiger Diktator Paraguay (Alfredo Stroessner). 

OK. Irgendwo im Nirgendwo taucht da jedenfalls ein kleines Stadion auf. Umgangssprache ist hier zumeist Guaraní, jedoch können alle (auch) Spanisch, Deutsch kaum. Das Stadion hat eine gewagte Tribünenkonstruktion aus Holz, einen verrotteten Sprecherturm, ein sehr primitives Sportlerheim und ist von Bäumen umgeben. Selbst für ein Viertligisten-Testspiel (vergleichbar Landesliga oder Landesklasse/ Bezirksliga) wird Eintritt verlangt, aber umgerechnet kaum 0,60€. Leider am Ende ein ganz mieser Sommerkick, das Niveau ist kaum Kreisklasse Börde. Einmal rettet das Lattenkreuz für den Gast aus dem Nachbarort von Hohenau, Obligado, welcher mit Hohenau 1 zusammengewachsen ist. Kurios an diesem Kick ist hier auch, dass nur 2x35 Minuten vereinbart wurden und u.a. uneinheitliche Trikots bei beiden Teams genutzt wurden und der Schiri das Hemd einer Spedition, statt eines Trikots trug. Angepfiffen wurde auch mit satten 20 Minuten Verspätung. Ein Scheißkick, aber ein interessantes Gesamterlebnis!

In Hohenau selbst buchten wir uns im Hotel Hohenau ein, wo teilweise Deutsch gesprochen wird. Uns wurde das Restaurant Cheers empfohlen, das zwar wirklich sehr gute Küche servierte, aber unheimlich langsamen und schlechten Service hat.

Tagesstatistik: 350km Mietwagen, 2 Spiele, 2 neue Grounds, 0:0 nach 5 Spielen

Atletico Boqueron Hohenau 4 Caguarene 0:0 Independiente F.B.C. Hohenau

Die Sonne Amerikas spielt im Dauerregen und trifft das Tor nicht

Club Sol de América Asunción

0 : 0 (0:0)

Club Fernando de la Mora (Asunción)

- Datum: Montag, 31. März 2025 – Beginn: 20.30
- Wettbewerb: Liga Intermedia (2. Spielklasse in Paraguay, Halbprofiliga)

- Ergebnis: 0-0 nach 98 (47/51) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tore: keine

- Gelbe Karten: Rodrigo Osmar Duarte Irala, Juan David Argüello Arias, Stevens Jesús Gómez Pereira (Sol); José Fernando Colmán Báez, Pablo Javier Adorno Martínez, Kevin Armando Arrúa Benítez (Fernando)

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Estadio Luis Alfonso Giagni (Villa Elisa; Kap. 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 220 (davon ca. 50 Gästefans)
- Spielbewertung: 3,5/10

Am nächsten Morgen tankten wir und schauten uns etwas Hohenau an. Schönstes Haus in Hohenau: ein im rheinland-pfälzischen Baustil errichtetes Haus des ersten deutschen Auswanderers, der im 19. Jahrhundert hier den Ort hochzog. Das Haus wurde saniert und beherbergt u.a. die Touristeninformation, die Bibliothek und ein Kulturzentrum.

Interessanter als Hohenau sind aber eindeutig die Jesuitenmissionen. Die Ruinen spanischer Kolonialarchitektur sind die besten Sights von Paraguay. Wir besuchten die beiden größten: Jesús de Tavarengüe und Trinidad. Mit dem Kombiticket hätte man noch eine dritte Stätte besuchen können. Am besten fängt man in Trinidad an, auch wenn dies die größte und eindrucksvollste Stätte ist, denn dort gibt es ein Museum mit Film zur Erklärung der Jesuitenmissionen, welche – anders als die spanischen Gewalttäter, die sonst in Lateinamerika in Erscheinung traten – im gegenseitigen Austausch mit den Guaraní-Indianern existierten; ehe die spanische Krone ihnen aus Machtkalkül die Gunst entzog.

Zum Abschluss ging es durch den Dauerregen zurück nach Asunción und noch mal zum Fußball. Schönes Stadion da alles in Blau, aber leider kein Dach... Eigentlich gar kein schlechtes Spiel, Chancen auf beiden Seiten, erste Hälfte mehr Fernando de la Mora, benannt nach einem der Gründerväter der Unabhängigkeit Paraguays, in Hälfte zwei mehr Sol de América, doch auch die Sonne Amerikas traf nicht in dem Dauerregen. So hatten wir das zweite 0:0 in Folge und aufgrund des frühen Tores im Sonntagmorgenspiel bereits 260 torlose Minuten Fußball in Paraguay...

Tagesstatistik: 450km Mietwagen, 1 Spiel, 1 neuer Ground, 2. 0:0 in Folge, seit 223 Wochen mindestens ein Spiel besucht.

Trinidad

Fazit und Rückreise

Nach dem Spiel bei einem McDonalds was mitgenommen, der schon 23 Uhr zu machte. 23.45 Uhr am Flughafen. Mietwagenrückgabe war fair und unkompliziert bei Alamo. Dann bis 5.30 warten ehe Check-in öffnete, 8.30 ging es weiter nach Lima. Dort weitere 8 Stunden zugebracht, u.a. mit Bilder bearbeiten und Essen. In Madrid sollten wir wieder getrennt werden, mein Vater eigentlich erst drei Stunden später fliegen, aber der fragte nach einem Jumpseat am Gate meines Fluges, dort stellten die Deppen von Iberia fest, dass sie noch mehrere reguläre Sitze frei hatten und ließen ihn kostenlos umbuchen und direkt einsteigen. So kamen wir gemeinsam am frühen Abend des Mittwoch in Berlin an und waren nach Einkaufen und Essen um 23 Uhr in Weferlingen.

Fazit: Auch Paraguay lohnte, trotz nur weniger Sehenswürdigkeiten und vor allem weniger Tore beim Fußball. Mit den Jesuitenmissionen gibt es echt sehenswerte Architektur und mit vielen Stadien tolle Grounds zu fotografieren. Allerdings gibt es halt bei den wenigstens Vereinen wirklich Stimmung und das Spielniveau ist vor allem unterhalb von Liga 1 echt zweifelhaft...

Insgesamt lohnte die Tour wirklich und nach Peru will ich auf jeden Fall noch ein weiteres Mal. Bolivien ist doch sehr stressig, obschon recht sehenswert und Paraguay halt nur so zum Mitnehmen und nicht als Hauptreiseziel lohnend. Fußball kotzt einen zwar das ständige 0:0 Gekicke an, aber die Stadien sind meist echt toll und Stimmung ist ja teilweise auch genial. Hinsichtlich Essen kann man sich auch in keinem der Länder beschweren und Preis-Leistung ist – außer bei wenigen, einzelnen Sachen wie Mietwagen in Bolivien z.B. – in allen drei Ländern einwandfrei günstig!

Was ich aber doch noch negativ anmerken muss: Fliegen wird ja immer beschissener; Umbuchungen, Verspätungen, man muss mit Handgepäck reisen sonst ist so eine Tour sogar mit meinem überdurchschnittlichem Gehalt unbezahlbar und allein auf dieser 21-tägigen Reise habe ich aufgrund beschissene Flugverbindungen und -zeiten 24 Stunden an Flughäfen zugebracht und mein Vater aufgrund Überbuchung 37 Stunden!

 

Tageskilometer: 2.600 und 11.500 Flug, 200 eigenes Auto

Sol de America 0:0 Fernando de la Mora

Statistik gesamte Tour:

- Grounds: 3.797 (13; diese Saison: 138 neue)

- Sportveranstaltungen: 5.318 (13; diese Saison: 193)

- Tourkilometer: 28.400km Flug, 5.200km Mietwagen, 400km eigenes Auto

 - Saisonkilometer: 88.330 (53.460 Flugzeug/ 32.440 Auto, davon 13.700 Mietwagen/ 2.190 Fahrrad/ 140 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 0 Schiff, Fähre)

- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 [letzte Serie: 0, Rekordserie ohne 0-0: 178]

- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 223 Wochen in Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020]

Montag, 7. April 2025

BOLIVIEN

Länderpunkt Nr. 87, Anzahl Grounds: 2

El Alto (1): Estadio Municipal de Futból de El Alto (viele Spiele Nationalmannschaft Bolivien, oft Ligaspiele Club Always Ready El Alto) - 25.000 (25.000/ 0); 5,5

Santa Cruz de la Sierra (1): Estadio Município 9 (diverse regionale Fußballwettbewerbe) - 6.000 (5.000/ 1.000); 6,5 

Bolivia 0:0 Uruguay

W3.0221VI-22IV: Südamerika 2025 – Teil 2: Bolivien

Inhalt und Links zu Fotoalben auf flickr:

22.3. Landung und Länderpunkt in der bolivianischen Wirtschaftshauptstadt:

a) Fußball Bolivien: Bancruz Pirai vs. Planeta FC, Regionale Liga von Santa Cruz de la Sierra

b) Sightseeing Bolivien: Santa Cruz de la Sierra, Samaipata

23.3. Sucre und das Kraftstoffproblem:

Sightseeing Bolivien: Saipina, Aiquile, SUCRE, Ravelo

24.3. Weiter zum historischen Highlight auf knapp 4.000 Metern:

Sightseeing Bolivien: Macha, Lago Lagunillas, Sora Sora, Oruro, Viacha with views on Huayna Potosí and Illimani

25.3. Länderpiel auf 4.150 Höhenmetern:

a) Fußball Bolivien: Nationalmannschaft WM-Qualifikation gegen Uruguay in El Alto

b) Sightseeing Bolivien: Tihuanacu, El Alto

26.3. Abstieg in die tropische Ebene:

Sightseeing Bolivien: Lequepalca, Collpana, Cochabamba

27.3. Fazit & Weiterreise

=> siehe Bericht Paraguay

Bancruz Pirai Santa Cruz 2:1 Planeta FC Santa Cruz

Landung und Länderpunkt in der bolivianischen Wirtschaftshauptstadt

Club Deportivo Bancruz Pirai Santa Cruz

2 : 1 (1:0)

Planeta FC Santa Cruz de la Sierra

- Datum: Samstag, 22. März 2025 – Beginn: 11.00
- Wettbewerb: Copa Bolivar, Primera División Departemental de Santa Cruz de la Sierra (3. Spielklasse im bolivianischen Fußball, 1. Amateurebene)
- Ergebnis: 2-1 nach 94 (46/48) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Rote Karten: 2x Planeta (69. wdh. Foul, 80. wdh. Foul)

- Austragungsort: Estadio Município 9 (Kap. 6.000, davon 5.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 30 (jeweils in etwa gleichen Teilen Heim- und Gastfans sowie Neutrale)
- Spielbewertung: 7,0/10

Bolivien hat mit der konstitutionellen Hauptstadt Sucre (siehe nächster Abschnitt, Sonntag) eine richtig sehenswerte Hauptstadt. Da der Regierungssitz in La Paz ist, wird teilweise diese Stadt als Hauptstadt bezeichnet. Die bildet mit El Alto zusammen aber einen einzigen großen Slum (siehe Bericht vom Dienstag). Kaum besser ist Santa Cruz de la Sierra, was auf für bolivianischen Verhältnisse lächerlich niedrigen 400 Metern liegt – dort liegt der wichtigste Flughafen Boliviens und der planmäßig angelegte Ort gilt als Wirtschafshauptstadt. Der Flughafen ist jedoch auch sehr provinziell, dadurch immerhin preisgünstiges Frühstück zu kriegen, Geld abheben (sehr faire Stückelung, keine Gebühren) und tauschen kann man auch (allerdings wie in vielen Ländern und v.a. Diktaturen keine einheimische Währung zurücktauschen!) – nur einen Mietwagen bekommt man nicht vor um 8 Uhr. Und wenn man den dann nach viel Papierkram übernehmen kann, bekommt man für einen obszön hohen Betrag pro Tag einen fast 100.000 km gelaufenen Jimny in der Basic Version für Entwicklungsländer (ohne Airbags, Servolenkung etc.) mit ausgeschlagener Achse und ausgeleiertem Gurtstraffer. Ich gehe im Fazit noch mal kurz darauf ein, aber vorweg, damit es auch jeder kapiert: mietet kein Auto in Bolivien! Bei keiner Firma!! Egal welcher!!!

Wir fuhren erstmal zum zentralen Platz, bestiegen dort den Kirchturm. Ein paar schöne Gebäude gibt es da ja, aber es sind doch sehr wenige. Auf dem Turm trafen wir einen Touristen aus Lehrte unweit Hannover, der einen Tag vor seiner Gruppe, die in den Urwald will, ankam. Uns zog es ja in die Berge. Wie Peru auch, hat Bolivien von Tiefland-Dschungel bis Hochgebirge landschaftlich alles zu bieten, nur Wüste hat Bolivien glaube ich (im Gegensatz zu Peru) dann doch nicht.

Nun ja, der Länderpunkt stand an. Im 9. Stadtbezirk taten wir ein schönes Stadion mit zwei Tribünen auf den Längsseiten und großen Portalen hinter den Toren auf. Nicht gerade das Eliteviertel hier, viele Säufer und Bekiffte unterwegs, aber im Stadion vernünftige Leute. Für unter einem Euro Eintritt (auch im Verhältnis nicht so teuer) bekam man ein flottes Spiel mit vielen Torszenen in der obersten Amateurliga geboten. Bancruz Pirai schien die Partie erst zu dominieren und führte 2:1, gegen Ende kam Planeta noch mal heran auf 2:1. Zwischendurch gab es mal kräftige Schauer – kein Dach, kein Regenschutz – und der Schiri war mit Karten um sich. Gegen Ende wurden wir von einem jungen Mann freundlich auf ganz gutem Deutsch angesprochen – er war Schüler der deutschen Schule gewesen und auch mal ein Austauschschuljahr in München. Dieses Treffen war auch deshalb kurios, weil wir ja insgesamt nur etwa 30 Zuschauer waren – in Bolivien ist außer bei der Nationalelf und einer handvoll Profiteams zumeist tote Hose. Man sieht auch immer wieder aufgegebene Fußballplätze, obwohl Fußball vor jedem anderen Sport die Nr. 1 ist – das hat einfach damit zu tun, dass kleine Orte und selbst die meisten Städte massiv Einwohner verlieren. Unglaublich viele Bolivianer versuchen v.a. in die USA zu kommen und verlassen das herabgewirtschaftete, derzeit ärmste Land Südamerikas.

Wir fuhren dann noch ein paar Stunden ins Gebirge bis auf etwa 2.000 Höhenmeter. Auf dem Weg besichtigten wir noch die sehr sehenswerte Inkastätte Samaipata, die spektakulär auf einem Berg liegt, zum UNESCO-Welterbe zählt und dementsprechend auch ein paar Euro Eintritt kostet. Auch hier wieder kurios, dass man von den Guides gleich in Ruhe gelassen wird, wenn man sagt, nicht gut Spanisch zu können – fremdsprachige Führungen gibt es keine.

In Los Negros hatten wir Glück und konnten binnen 15 Minuten Volltanken. Hier füllte die Militärpolizei gut organisiert – natürlich auch immer wieder in nicht zugelassene Gefäße – ab und es bildete sich keine große Schlange. So gut lief es nie wieder beim Tanken auf dieser Bolivientour!

Weiter ging es über nach wie vor ausschließlich einspurige, unzulängliche und immer wieder beschädigte Landstraßen durch schöne Berglandschaft.

In Saipina war es schon dunkel, als wir ankamen. Die einfache Unterkunft mit Klo und Dusche auf dem Gang kostete keine 10€ für uns beide.  

Tagesstatistik: 1.700 km Flug, 290 km Mietwagen, 1 Spiel, 1 neuer Ground, 27. Spiel ohne 0:0, 221. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung, Länderpunkt Nr. 87

Samaipata

Sucre und das Kraftstoffproblem

Nach kurzem Frühstück in Saipina liefen wir um den zentralen Platz herum, der sehr verdreckt ist, aber etwas historische Architektur bietet. Durch wirklich schöne Berglandschaft ging es mit Blick auf Aiquile nach Sucre weiter.

Die Hauptstadt ist wirklich sehr sehenswert: Viele Kirchen, geschlossene Altstadt des spanisch-lateinamerikanischen Stils, gute Gaststätten. Das Lokalparlament hat ein tolles Gebäude neben der Kathedrale, auf das man für 2€ bis auf eine schwindelerregende Aussichtsplattform steigen darf.

Um Besichtigungen und alles zu schaffen, verzichteten wir sinnvollerweise auf Fußball. Einen Sonntag ohne Spielbesuch habe ich normalerweise nicht, es sei denn, irgendein beschissener Feiertag, an dem es in Deutschland keinen Sport geben darf, liegt auf diesem Tag oder ich war in einem arabischen Land mit Wochenende Freitag+Samstag statt Samstag+Sonntag – oder es gab halt gerade Lockdown wegen Chinagrippe...

Wie auch immer. Was dann ein Fehler war, war aufgrund langer Schlangen an mehreren Tankstellen, die geplante Route immer weiter zu fahren. Die letzten Tankstellen in Sucre waren leer und meinten, kein Benzin mehr vor Montag zu kriegen. Weiter nach Ravelo. Alle Läden, die Kraftstoff aus Flaschen und Kanistern schwarz verkaufen, waren ausverkauft. Wir entschieden uns, die Weiterfahrt zu riskieren. Bei Ocuri nahmen wir einen Anhalter mit, Geologe David. Der musste bis Macha. Wir wollten eigentlich noch 20km weiter zum Übernachten nach Pocoata und dort versuchen Benzin aufzutreiben, aber mittlerweile war der Wagen auf Reserve und auch mit dem David brauchten wir eine Stunde, ehe wir Benzin in Macha auftreiben konnten. 20 Liter für 35€, normal sind in Bolivien 8€ für diese Menge, aber der Taxifahrer hortete das Zeug ja illegal bei sich zuhause. Macha hat zudem unglaublich schlechte Straßen. Wir entschieden uns, für 6,50€ (zusammen, nicht pro Person) in einer primitiven Herberge am zentralen Platz zu pennen. Die mittlerweile 3500 Höhenmeter setzten meinem Vater etwas zu, ich hatte komischerweise diesmal keine Probleme.

Tagesstatistik: 410km Mietwagen

Sucre

Weiter zum historischen Highlight auf knapp 4.000 Metern

Wir liefen nach Sonnenaufgang in Macha herum. Eine alte Frau verkaufte Gemüsetee und Brotfladen zum Frühstück, wir setzten uns zu den anderen Kunden an einen flachen Tisch auf Plastehocker.

Dann ging es wieder mühsam die steilen, unbefestigten und unebenen Wege zur Hauptstraße R6 nach Oruro hoch. In besagter Großstadt standen wir fast anderthalb Stunden zum Tanken an (Polizei regelte den Zugang zur Tankstelle, sehr freundlich und kompetent) und schauten dann ein bisschen um den bekanntesten Platz der Stadt, dem Faro (Leuchtturm) herum.

Dann ging es in Richtung La Paz, wobei wir die mehrspurige Straße in San Antonio verließen und über teils unbefestigte Wege nach Tiahuanacu fuhren. Dort checkten wir in einem Hotel unweit der UNESCO-ausgezeichneten Ruinenstätte ein. Am Morgen sah man selbige aus dem Fenster, bevor wir runter gingen zur Besichtigung.

Tagesstatistik: 460 km Mietwagen

Tihuanacu

Länderspiel auf 4.150 Höhenmetern

Am Dienstag stand das Highlight der Reise an. Auch von den Sehenswürdigkeiten her war es nicht schlecht und neben Sucre und Samaipata das eindeutig beste in Bolivien. Tiahuanacu ist eine weit in und um den modernen Ort herum verteilte Ruinenstätte der Tiwanako-Kultur, die ca. 1.500 v. Chr. den Ort gründete. Unweit des Titicacasees gelegen, wurde der Ort etwa um 1.000 n. Chr. aufgrund klimatischer Veränderungen (Dürre) verlassen und dann erst später wiederbesiedelt. Man kann Tempel, behauene Steine, Grundmauern, Pyramiden, Museen und im modernen Ort auch eine interessante Kirche besichtigen.

In der größten bolivianischen Stadt, El Alto, welche mit La Paz zusammengewachsen ist, fielen die katastrophalen Verkehrsverhältnisse auf. Wir bewegten uns also recht früh zum Stadion.

Die Karten hatte ich zwei Tage vorher online ohne größere Probleme bestellt, man hätte auch vor Ort noch Papiertickets bekommen. Es gab viel Kritik an den Eintrittspreisen. Mit 12€ bis 57€ waren sie jedoch nur im bolivianischen Verhältnis gesehen überteuert. Wir holten uns für knapp 38€ gute Plätze. Wir waren ja auch so scharf auf die Partie, da wir bereits das Hinspiel gesehen hatten (siehe Bericht!) wobei wir für den Eintritt dort für nicht ganz vergleichbare Plätze nur 29€ hinlegten (obwohl Uruguay das wohlhabendste Land Südamerikas ist). Immer wieder kurios ist auch, wenn Bolivien krampfhaft im kleineren El Alto spielt, da das Stadion auf 4.150 Metern Höhe liegt, anstatt 300 Meter tiefer im viel größeren Silas in La Paz. Aber heute war ja nicht mal ganz ausverkauft trotz geringer Stadiongröße. Architektonisch ist das Estadio El Alto übrigens auch kein Knaller, obschon nicht schlecht.

Das Spiel war eigentlich echt gut. Weltklasse von Uruguay nur in erster Hälfte, nach 25 Minuten war die Luft draußen auf den Höhenmetern. Insgesamt zu harmlos vorm Tor. Bolivien bestimmte Halbzeit zwei, vergab aber alle Chancen kläglich. Glückliches Unentschieden für Uruguay, drittes 0:0 diese Saison, Tumulte nach Abpfiff wie üblich.

Wir hatten im Umfeld für ein paar Euro in einer privaten Garage geparkt und für ein paar mehr Euro an einem einfachen Imbiss gegessen. Auch im Stadion wurde man wieder gut versorgt.

Nachher haben wir aber wieder ewig gebraucht, aus diesem Dreckloch rauszukommen. Alle Tankstellen überfüllt. Die Tankstellen auf dem Weg nach Cochabamba hatten alle kein Benzin. In Lahuachaca hatten wir keine Lust mehr und bezogen gegen 23 Uhr eine unheimlich primitive Unterkunft. 4€ für zwei Leute in einem fensterlosen Raum mit zwei Matratzen, Waschbecken und Klo auf dem Gang. Jeweils 1€ pro Person kostete die Dusche im öffentlichen Bad zwei Häuser weiter...

Tagesstatistik: 210 km Mietwagen, 1 Spiel, 1 neuer Ground, erstes 0:0 nach 27 Spielen, 222. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung

Bolivia 0:0 Uruguay

Abstieg in die tropische Ebene

Am Mittwoch gab es Anbetracht der Weiterreise am Donnerstag eine richtig lange Fahrt. 5.30 Uhr los, erst bis Oruro – 50km Umweg um nach 80 Minuten Anstehen volltanken zu können – und trotz einiger bergauf-Strecken vor und nach Cochabamba hatten wir einen sehr geringen Verbrauch, sonst wären wir liegengeblieben.

Die Andenlandschaft ist sehr schön und spektakulär. Zwischen Oruro und Cochabamba gibt es z. T. zweispurige Straßen, nach Cochabamba in die tropische Ebene hinunter zumeist einspurig, teils Kopfsteinpflaster, Erdrutschschäden und ähnlicher Mist. Mehrspurige Straße verengt sich auch mal ohne Vorwarnung, im Ort gibt es riesige Schwellen etc.

Cochabamba hat ein sehenswertes Zentrummit historischen Gebäuden, drumherum dann aber der übliche Großstadtsiff. Die Schlangen an den Tanken waren wieder so lang, dass wir weiterfuhren, um nicht 3 oder 4 Stunden zu verlieren. Für fast 700 Kilometer brauchte ich (ohne die Besichtigungs- und Essenspausen) ohnehin knapp 14 Stunden.

Die Übernachtungsstätte erreichten wir 23 Uhr in Buena Vista, 90km vom Flughafen entfernt. 

Tagesstatistik: 690 km Mietwagen

Lequepalca

Fazit und Weiterreise

Am Donnerstag wieder 6 Uhr weiter, Frühstückspause an der Tankstelle in Montero, 70 Minuten angestanden, bereits auf Reserve zweite und letzte Warnstufe, also nur noch ca. 2 Liter im Tank. Am Flughafen noch Nachzahlen müssen, da wir keinen Waschservice gefunden hatten. Die sehr freundlichen Vermieter nahmen meine freundliche Kritik an Preis-Leistungs-Verhältnis und Fahrzeugqualität zur Kenntnis, schien die zu überraschen, dass ich nicht zufrieden war mit Wucherpreis für so einen schwachen Geländewagen. Am Ende meckerten wir noch gemeinsam über die scheiß Regierung, dass es so ein Chaos mit dem Sprit gibt – denn dafür kann der Vermieter ja nichts... Die südamerikanische Idiotie mit sozialistischen Regimen hat meines Erachtens auch den Hintergrund, dass die präkolumbianischen Hochkulturen wie z. B. die Inka ein vergleichbares Gemeinwesen entwickelt hatten: Tauschgeschäfte und Arbeitsleistung statt Geld und Währungen. Untergegangen sind sie aber alle...

Erst am falschen Check-in-Schalter nach Asunción gestanden, dann sehr schnell und freundlich von Paranair abgefertigt worden. Wieder unsinniger Papierkram bei der Ausreise, dann noch mal was zu Essen gegönnt (in der Empfangshalle noch echt preisgünstig, hinterm Sicherheitsbereich dann fast so teuer wie in Deutschland) und zwei Stunden später waren wir mit einer kleinen Bombardier-Maschine in Asunción.

Fazit Bolivien: Ganz wichtig vorweg, von Mietwagen rate ich ab: extrem überteuert, irrsinnige Kaution für scheiß Karren, unverschämte Konditionen (Kilometerbeschränkungen, Zusatzländer mehrere Hundert Euro, Waschen/Volltanken soll man auch), das Theater mit dem Tanken ist das letzte und habe ich so noch nirgendwo erlebt, die Infrastruktur ist übrigens eh nichts für Anfänger.

Für Fußball unterhalb der Profiliga sollte man auf Facebook mal nach Jaime Martinez Periodista suchen, ansonsten die Asociacion Departemental de Santa Cruz de la Sierra oder andere Departementos googeln. Unterklassig gibt es schon schöne Grounds aber offenbar meist nichts los, Länderspiele (und wohl auch die Profiliga) sind meist viel besser. Aber auch diese Ligen setzten sehr kurzfristig an.

Die Sights sind z. T. lohnend, steht aber landschaftlich und sehenswürdigkeitentechnisch Peru doch deutlich zurück. Die Unterkünfte meist primitiv aber in fast jedem Kaff und preisgünstig, Gaststätten ebenso, also ruhig hinfahren nach Bolivien, aber eben kein Auto mieten...

Tagesstatistik: 90km Mietwagen, 1.100 km Flug

Montero