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Association Sportive de Salé (السلاوية الرياضية الجمعية)
- Datum: Freitag, 13. Dezember 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: GNF Botola 1 [لبطولة الوطنية الاحترافية] (d.h. 1. Marokkanische Liga; Profifußballiga)
- Ergebnis: 1-1 nach 96 Min. (47/49) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 71. Rafik El-Mimouni, 1-1 89. Alpa Sow (Foulelfmeter)
- Verwarnungen: mind. Nr. 18 von ASS
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stade Municipal de Kénitra [الملعب البلدي بقنيطرة] (Kap. 8.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 7.500 (darunter ca. 750 Gäste-Fans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel)
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a) KÉNITRA ATHLÉTIC CLUB – ASSOCIATION SPORTIVE SALÉ
b) Kénitra Town Centre and Roman Ruins of Banasa
Am Mittwoch hat die Club-WM in Marokko (also Agadir und Marrakech) begonnen. Die FIFA kann mich aber mal am Arsch lecken: billige Karten nur für Marokkaner, im Stadion dann dadurch eine entsprechende Trennung der Nationalitäten, die Karten nur über Internet bestellbar was nach weniger Aufwand klingt, aber mit meiner VISA-Karte der DKB verweigert wurde und mit der Maestro der Sparkasse genauso wenig ging (wahrscheinlich, da ich von Marokko aus zugegriffen habe), TV-Übertragungen gibt es nur im Bezahlfernsehen und nicht auf einem einzigen marokkanischen Kanal oder den normalen Jazeera-Sport-Kanälen und die Live-Streams im Netz werden von der FIFA-Mafia immer wieder sabotiert.
Also dieses Touristenevent Club-WM ist wirklich die letzte Scheiße: sicherlich wird kein Groundhopper so bescheuert sein wie viele normale Fans die für Bayern oder wen auch immer anreisen und nach dem Besuch der Club-WM (auch wenn sie Raja gesehen haben sollten) behaupten: „Ich habe marokkanischen Fußball gesehen“. Den Idioten, die meinen sie hätten mit der Club-WM marokkanischen Fußball erlebt, kann ich nur sagen: Netter Länderpunkt, aber wenn ihr diesen Länderpunkt richtig machen wollt (also was von der einheimischen Fußballkultur mitkriegen wollt und nicht nur die internationale Kommerzkacke auf marokkanischem Boden) dann guckt erst mal ein Erstligaspiel in Casablanca und danach 4. Liga in Sidi Slimane oder so. Das ist Fußball und nicht nur reiner Kommerz!
Es muss aber nicht immer Casablanca oder Sidi Slimane sein, es geht auch wie dieses Wochenende mit Kénitra und Kasbah Tadla sowie Jorf Melha und Sidi Kacem. Da kann man auch einige interessante Dinge erleben!
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Bevor ich das Stadion oder überhaupt erstmal Kénitra ansteuerte, machte ich einen Umweg: über Sidi Kacem ging es gen Ben Ksiri nach Banasa. Erstaunlicherweise steht dort sogar ein Schild zur archäologischen Stätte. Die Ruinen einer römischen Veteranen-Kolonie von ca. 30 v. Chr. sind auch sehr gut erschlossen. Die Anlage wird als Iulia Valentia Banasa bezeichnet und hat neben einem eindrucksvollen Forum auch noch mehrere Thermen, Grundmauern von Privathäusern und einen Tempel zu bieten. Man wird von zwei Aufsehern, die wirklich gut Bescheid wissen, für zusammen 20 Dh. herumgeführt. Einer der beiden spricht prima Hocharabisch – und dem machte es richtig Spaß mal jemandem die Ruinenstadt so zu erklären: denn meistens kommen nur Marokkaner vorbei und die wenigen Touristen die sich hierher verirren brauchen eine französischsprachige Führung. Interessanterweise bat mich der langbärtige Aufseher namens Mohammed bevor ich mich verabschiedete, dass ich wenn immer möglich mit mindestens einem meiner marokkanischen Freunde herumreise: „Dir als Deutschem wird noch mehr Respekt als einem Ami oder Franzosen oder Spanier entgegengebracht, aber es gibt einfach zu viele aggressive und unehrliche Idioten in Marokko, die kein anständiges Benehmen gegenüber Ausländern an den Tag legen.“
So schlimm ist es allerdings zumindest in der Küstenregion um Kénitra dann doch nicht: zwei Wänster bettelten mich vorm Stadion wegen Karten an, aber einmal deutlich „Safi“ (Schluss jetzt) reichte schon und auch der Schwarzmarkthändler dem ich nur wenig mehr als den regulären Kartenpreis (an der Kasse gab es Tumulte, deshalb holte ich einige Meter entfernt unter der Hand die Pelouse-Tickets) bezahlte, gab sofort Ruhe mit seinem „gib mir 50“ als ich knapp und wenig höflich meinte „da steht 20 Dirham drauf, nur 20! Ich gab dir 30, also lass mich!“
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Das Spiel selbst lohnte dann erfreulicherweise auch das Kommen, denn hier wurde ganz schön offensiv gespielt. Salé war in der ersten Hälfte die klar bessere Mannschaft und ließ die Heimelf nur zu wenigen Torgelegenheiten kommen. Diese wenigen versiebten sie auch. Salé ging allerdings noch schlechter mit ihren Chancen um: vom kläglich versemmelten Distanzschuss bis zum Pfostentreffer und vom aus Nahdistanz über den Querbalken gelupften Schuss bis zum Fallrückzieher in die Arme des Torwarts war da alles dabei. Nach der Pause waren die Chancen besser verteilt und endlich fiel auch mal ein Treffer: mit erstaunlich gutem Kombinationsspiel nahm der Tabellenletzte die KAC-Abwehr auseinander und traf mit einer Grätsche aus vier Metern. Dann wurde Kénitra wach, riss das Spiel an sich, lief aber beinahe in alles entscheidende Konter. Dann ein Foul im Strafraum von Salé in der 89. und der fällige Strafstoß wird souverän verwandelt. Mal wieder ein Unentschieden, mal wieder 1:1, mal wieder ist außer mir als neutralem Fan keiner zufrieden…
Nach dem Spiel wieder das übliche Theater in Kénitra: Rennereien, Pöbeleien und einzelne Wurfgeschosse im Stadionbereich, völlig verstopfte Straßen und Umleitungen auf dem Weg zur Autobahn. Durch den ganzen Mist kam ich erst Mitternacht in Fès an. Der eine Polizist erschreckte mich leicht, als er mich an der sonst immer so lässigen Kontrolle vorm Rondpoint Ain Sman unerwartet herauswinkte – aber er wollte keine Bestechung, sondern nur wissen wofür meine SK-Nummer steht (bei der Beschreibung dass Merseburg im Saalekreis in Ostdeutschland liegt, dachte er immerhin gleich an Dresden) und ob ich in Fès arbeite. Für so Fragen lass ich mich dann doch gerne mal anhalten – das hat ein ganz anderes Niveau als bei den Gaunern an der N6 Douyet-Fès, die mir schon zwei Mal was anhängen wollten…
Meine späte Rückkunft nach Hause bewegte Mohammed dann zu der Frage: „Sag mal willst du morgen immer noch um 7.30 Uhr aufstehen und um 9 nach Jorf El-Melha zu dem Kick auf dem Dorf?“ Da konnte ich als echter Groundhopper natürlich nur antworten: „Mitternacht ist doch nicht so spät, natürlich geht es morgen früh los!“
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- Grounds: 1.044 (kein neuer; diese Saison: 73 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.952 (heute 1, diese Saison: 96)
- Tageskilometer: 470 (470km Auto)
- Saisonkilometer: 26.540 (25.500 Auto/ 990 Fahrrad/ 40 Schiff, Fähre/ 10 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 10 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 385
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