Freitag, 26. Juli 2013

W365III: Liberec mit Auswärtstorregel weiter in der EURO-League

FC Slovan Liberec ----------------------------------------- 1
Skonto futbola klubs Rīga 1991 ------------------------ 0
- Datum: Donnerstag, 25. Juli 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: 2. Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League; 1. česká fotbalová liga (sogenannte „Gambrinus Liga“, 1. Profiliga der Tschechischen Republik) gegen Latvijas futbola Virslīga (sogenannte „SMScredit.lv“ Virslīga, 1. Profiliga Lettlands)
- Ergebnis: 1-0 nach 98 Min. (49/49) – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 15. Dzon Delarge
- Verwarnungen: Ondřej Kušnír, Renato Kelić, Sergiy Rybalka, Vladislav Kalitvintsev (Liberec); Juris Laizāns, Ruslan Mingazow, Valerijs Šabala, Ritvars Rugins (Riga)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Stadion U Nisy / Stadion an der Neiße (Kap. 9.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 5.500 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 (Sehr spannendes und weitestgehend gutes Spiel) DSC01023 Stadion u Nisy, home of FC Slovan Liberec Photos with English Commentary:
a) Europa League: Slovan Liberec defeat Skonto Riga
b) Castles and Palaces in Northern Bohemia: Lobendava, Lipová, Šluknov, Lvová, Jablonné v Podještědi, Velký Valtinov, Stráž pod Ralskem, Hrad Děvin
c) Liberec Zoological Garden: White Tigers, Suricates etc.


Den Donnerstag nutzte ich, um mir erstmals ein Europa-League-Spiel anzuschauen. In Liberec, im Stadion an der Neiße (U Nisy) gab es ein von der Ansetzung her nicht überragendes und von der Ausgangslage des Hinspiels her eher unattraktives Spiel, das die Erwartungen aber klar übertreffen sollte. Der lettische Vizemeister, der nach einer Unternehmensgruppe, die vom Radiosender über Stahlwerke bis Luxusimmobilien mit allem möglichen spekuliert und Hauptgeldgeber ist, wobei natürlich - wie üblich im Baltikum - Vereinspräsident und Unternehmenschef ein und dieselbe Person sind, war zu Gast. Als mit Abstand reichstes Fußballunternehmen ist Skonto natürlich Serienmeister der Virsliga (was man mit Oberliga übersetzen kann), doch in den letzten 10 Jahren gab es nur 3 Meistertitel und letztes Jahr hat Daugava Daugavpils zum ersten Mal die Liga gewonnen. Gastgeber Slovan Liberec, also Slawen Reichenbach sozusagen, wurde letzte Saison Dritter nachdem sie im Jahr zuvor zum vierten Mal tschechischer Meister wurden.

Das Hinspiel ging nach früher tschechischer Führung 2:1 an die Letten. Dass auf der Slovan-Website immer noch 93% von einem Weiterkommen ausgingen, wunderte mich. Am wahrscheinlichsten erschien mir im Vorfeld, dass sich die Balten mit einem 0:0 im Wettbewerb halten. Für nur 120 Kronen (5,30€) gab es jedoch ein sehenswertes Spiel mit immerhin einem Treffer zu sehen. Außerdem lohnte sich das Kommen schon wegen des Stadions, das etwas mehr als halbvoll wurde. Der mit blauen und vereinzelt auch roten und weißen Schalensitzen bestückte, unregelmäßige Kasten hat wie in Plzen auch immerhin die alte Haupttribünenform bei der Modernisierung erhalten und liegt direkt an der namensgebenden Neiße. Man sollte auf jeden Fall Karten auf der Nordtribüne (severní tribuna) nehmen, da man dann den schönen Blick auf die an einen Felsen, der u.a. mit einem palastartigen Verwaltungsbau bestückt ist, gebaute Haupttribüne hat.

Das Spiel wurde von Anfang an von Liberec bestimmt, wobei Skonto gut gegen hielt. Liberec war aber fähig, das notwendige Tor nach einer Viertelstunde per Kopf zu erzielen. Sie verteidigten es mit offensivem Spiel, das noch mehr Tore verdient gehabt hätte. Das Auftreten von Skonto war insgesamt gesehen schwach, denn Schiri Johnsen aus Norwegen tat einiges, um dem Lettenclub zu helfen: der unberechtigte Elfmeter wurde aber sicher abgewehrt und auch aus den vielen falschen Freistoßentscheidungen konnten die baltischen Billigsöldner kein Kapital schlagen. Dass die Gästespieler den Schieber auch noch zulaberten nach Abpfiff war schon dreist. Der Sieg von Liberec war insgesamt verdient, aber dass er nur durch die Auswärtstorregel zum Weiterkommen führte, schmälert die Leistung der Tschechen sehr wohl. DSC00774 Lipová palace ruin Kein Tschechienausflug ohne Burgbesichtigungen. Die scheiß Straßenkarte zeigte wieder Grenzübergänge, die für Autos verboten sind, an, also passierte ich die scheiß Grenze in Sebnitz statt in Neustadt. Dadurch kam ich zuerst durch Lobendava, wo es einen barocken Gutshof direkt neben einer Kirche und etwas außerhalb Richtung Lipová noch eine interessante Kapelle gibt. In Lipová gibt es ein verfallenes, ziemlich großes Barockschloss zu sehen. In Šluknov ist das Schloß in einem hervorragenden Zustand, drumherum befindet sich auch etwas Altstadt.

Lvová hat ein spektakuläres Schloss namens Lemberk auf einem Berg zu bieten. Man kann kostenlos bis in den Innenhof gehen. Jablonné v Podještědi hat mindestens ein privates und topp ordentliches Schloss zu bieten, zudem findet man eine Basilika Minor. Velký Valtinov hat einen sehr gut sanierten, ungewöhnlich schönen Gutshof und eine schicke Kirche neben dem Fußballplatz. Stráž pod Ralskem kann mit einem verfallenen Renaissanceschloss aufwarten: die Denkmalbehörde der Tschechischen Republik ist mit dem Gebäude leider überfordert. Hrad Děvin ist so wie so eine Ruine, wobei außer dem Brunnenschacht dort nichts gesichert ist. Vom Parkplatz aus läuft man einen knappen Kilometer steil durch den Wald bergauf um die recht großen Mauerreste zu begutachten.

In Liberec war ich dann doch so früh da, dass ich nach dem Karten holen am Stadion für die Innenstadt mit ihren schicken Bürgerhäusern Zeit hatte. Die historischen Kirchen und spektakuläre Bauten aus dem 19. Jahrhundert sind immer wieder durch 1920er und sozialistische Gebäude flankiert, wobei die oftmals gar nicht so schlecht designed sind. Nur sind die oft in einem erbärmlichen Zustand wie der schwarzgraue 1920er-Bau neben dem Grand Hotel mit spektakulärer Neobarockfassade.

Die Gebäude in schlechten Zustand sind natürlich von tschechischer Unterschicht, in der überproportional viele Angehörige der Roma-Minderheit zu finden sind, bewohnt. Auch in der Nähe des Zoos gibt es neben toll sanierten Gründerzeitvillen auch verfallene Mehrfamilienhäuser in den oft diese, meist „Zigeuner“ bezeichneten Leute leben.

Der oben erwähnte Zoo selbst ist übrigens recht klein und für tschechische Verhältnisse mit über 5€ (Studenten, Schüler über 3€) recht teuer, aber hat einige besondere Tierarten zu bieten – berühmt ist er für seine weißen Tiger. Die Gastronomie ist so schlecht wie in deutschen Zoos aber viel billiger. DSC00928 Zoo of Liberec, suricates play fighting Statistik:
- Grounds: 969 (heute 1 neuer; diese Saison: 201 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.852 (heute 1, diese Saison: 275)
- Tageskilometer: 880 (880km Auto)
- Saisonkilometer: 61.000 (49.820 Auto/ 6.500 Flugzeug/ 4.350 Fahrrad/ 240 Bahn, Bus, Tram/ 90 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 126 [letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 365

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