Montag, 28. Mai 2012

W304III: Fußball in Bad Homburg vor der Höhe

TSV Vatanspor Bad Homburg 2:7
Sport-Gemeinschaft Ober-Erlenbach
Datum: Sonntag, 27. Mai 2012 – Anstoß: 15.00
Wettbewerb: Gruppenliga Frankfurt/ Main, Gruppe West (7. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 2-7 nach 89 Min. (45/44) – Halbzeit: 2-2
Tore: 1-0 24. Victor Alexandru Radu, 2-0 30. Victor Alexandru Radu, 2-1 35. Murat Akyel, 2-2 44. Nloka Pierre Laurent Nkane, 2-3 52. Nloka Pierre Laurent Nkane, 2-4 60. Nloka Pierre Laurent Nkane, 2-5 67. Victor Walz, 2-6 73. Stefan Hirschberg, 2-7 79. Raffaele Banchetto
Verwarnungen: 2x Masiullah Mahbubi (Vatanspor); Nloka Pierre Laurent Nkane, Oliver Beck (Ober-Erlenbach)
Platzverweise: Masiullah Mahbubi (Vatanspor: 87. wg. wiederholtem Meckern)
Spielort: Sportzentrum Nordwest (Kap. 6.000, davon 750 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 45 (davon ca. 5 Gästefans und 10 Neutrale)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Nach guter erster Hälfte verkam das Spiel zu einer Farce)

SG Kirdorf Bad Homburg 1890 3:2
1. FC 1910 Königstein/ TSG 1910 Falkenstein
Datum: Sonntag, 27. Mai 2012 – Anstoß: 17.00
Wettbewerb: Kreisoberliga Hochtaunus (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 3-2 nach 91 Min. (45/46) – Halbzeit: 2-1
Tore: 0-1 19. Karabaş Serhat, 1-1 20. Daniel Diehl, 2-1 39. Christoph Weber, 2-2 62. Karabaş Serhat, 3-2 88. Steffen Fuchs
Verwarnungen: Önder Çolak (Königstein)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Bad Homburg-Kirdorf/ Sportanlage Wiesenborn (Kap. 2.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon ca. 30 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und spannendes Spiel)
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Photos with English Commentary:

Am Sonntag stand zuerst die Besichtigung der Stadt Marburg an der Lahn an. Die wurde mir von meinen Eltern als die wahrscheinlich schönste Stadt Hessens verkauft, was sich als ziemlich zweifelhaft herausstellte. Das Schloss ist spektakulär, aber überragt eine landschaftlich ganz nett gelegene doch architektonisch eher weniger überzeugende Stadt. Es gibt zwar viel Fachwerk, aber das ist alles ziemlich künstliches, unechtes, historistisches aus dem frühen 20. Jahrhundert. Von geschlossener Bauweise auch keine Spur. Die Kirchen sind auch nicht gerade überragend. Die Hauptkirche ist z.B. ein sehr kahles gotisches Gotteshaus mit ein paar mehr oder weniger passenden Elementen des 20./21. Jahrhunderts. Wenn das wirklich die schönste Stadt Hessens ist, dann muss ich dieses Bundesland in Sachen Sehenswürdigkeiten (meine persönliche Liste führt Thüringen an, dann kommen Sachsen-Anhalt, Sachsen, Rheinland-Pfalz) doch vom 5. Platz etwas mehr in Richtung 7 oder 8 abstufen...

Bad Homburg ist im Vergleich zu Marburg natürlich erstrecht ein ziemliches Kaff, doch das Schloss mit dem Park macht echt was daher. Heute waren wir aber hauptsächlich wegen Fußball in die Kurstadt vor der Höhe gekommen. Interessanterweise waren wir auch nicht die einzigen Groundhopper, die sich genau diese Kombination – erst Vatanspor gegen Ober-Erlenbach, dann SGK gegen 1.FC/ TSG Königstein – ausgesucht hatten.
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Das erste Spiel fand im recht eindrucksvollen Sportzentrum Nordwest statt. Die Haupttribüne, die sich an den von Leichtathletikanlagen umgebenen Großfeldplatz anschließt, fasst mit drei Sitzreihen unten und sechs Stehreihen dahinter so 4.250 Zuschauer. Ein Drittel davon kann das Spiel überdacht verfolgen. Gegenüber gibt es nur eine kleine dreireihige Stehtribüne.

Vatan ist vom Arabischen (وطن) ins Türkische für „Vaterland“ oder „Heimat“ übernommen worden. Von den Aktiven wird wohl kaum einer Deutschland als sein Heimatland bezeichnen, da nicht Einer laut Vereinshomepage die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Gut durchmischt ist die Truppe trotzdem: 9 Türken, 5 Rumänen, 3 Marrokaner, 2 Bosnier, 2 Litauer und je 1 Franzose, Afghane und Italiener. Auf der ganz gut gemachten Homepage wird übrigens über eine nicht zufriedenstellende Saison gemeckert: OK, als Fünfter steht man immerhin besser dar als Ober-Erlenbach als 10. – aber wenn man es fertig bringt, beim Drittplatzierten aus Griesheim in der Vorwoche 14:4 zu verlieren...

Heute fielen genau halb so viele Tore vor einer erbärmlichen Zuschauerkulisse, die man kaum mit den zu hohen 4€ Eintritt erklären kann: die anderen Vereine in Hessen sind genauso teuer – vielleicht ist das Catering billiger: aber besser sicher nicht – und haben genauso idiotische Ermäßigungsregelungen (mehr siehe im letzten Absatz!). Dabei begann Vatanspor wirklich gut und war die klar bessere Mannschaft. Doch nach dem 2:0 per Kopf in Winkel nach einem Freistoß, war die Luft doch etwas draußen. Ober-Erlenbach wurde besser und glich noch vor der Pause aus.

Da sich ein Spieler vor Vatanspor verletzt hatte (wahrscheinlich Gehirnerschütterung) und kein Ersatzspieler zur Verfügung stand, musste die türkische Truppe mit einem Spieler weniger auskommen. Die zweite Hälfte verkam durch die Unfähigkeit und Lustlosigkeit von Vatanspor zu einer einzigen Farce. Die Mannschaft stand so wie so schlecht in der Abwehr und ließ sich nun von Ober-Erlenbach ganz billig abschießen. 2:7! Die letzten Minuten spielten sie nur noch zu neunt, da der komische Afghane zu viel rummeckerte.
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Weiter ging es zwei Kilometer entfernt auf dem Sportplatz Wiesenborn. Der ist auch ein kleines Stadion mit einer dreireihigen Stehtribüne auf Längsseite. Dort waren locker doppelt so viele Fans anwesend wie beim Spiel eine Liga höher. Die Partie der beiden punktgleichen Mannschaften aus dem Mittelfeld – Siebter gegen Achter, Bad Homburg ist nur 7 Toren schlechter als Königstein – ließ sich die ganze Zeit über sehen: schnell, spannend, viele Torszenen. Prima!

Die Gäste, die von einer recht beachtlichen Zahl Fans begleitet wurden, gingen in Führung, doch der Ausgleich erfolgte postwendend. Noch vorm Seitenwechsel hieß es 2:1 für Bad Homburg. Der Schiedsrichter ließ viel laufen und die Anwesenheit der Linienrichter war absolut sinnfrei. Jedenfalls ging es flott hin und her und nach der Pause konnte der Gast auch mit einem tollen Schuss von der Strafraumgrenze in den Winkel den Ausgleich erzielen. Das 3:2 fiel kurz vor Schluss und war schon sehr glücklich für Bad Homburg, da bei diesen gleichermaßen guten Mannschaften eigentlich niemand einen Sieg verdient gehabt hatte.

Wir trafen uns in Frankfurt noch mit meinem Onkel in einem sehr guten Balkanrestaurant und kamen dann um 1.30 zu Hause an.

Zusammenfassend muss ich nach diesem Wochenende mit Hessenfußball satt übrigens ein paar Sachen anmerken: zuerst ist mir die kleinteilige Ligeneinteilung aufgefallen. Da gibt es unter der halbprofessionellen Hessenliga eine dreigleisige Amateur-Verbandsliga. Das ist schon etwas übertrieben bei einem Bundesland dieser recht niedrigen Fläche, aber dann gibt es eine sogenannte Gruppenliga (deren Begrifflichkeit recht komisch ist), die sich in sechs Regionen mit teilweise zwei Staffeln einteilt. Richtig unübersichtlich wird es darunter mit um die 30 Kreisoberligen, was zur Folge hat, dass es in einigen Regionen gerade einmal 9 Ebenen gibt. Nur sechs Landkreise haben (bis zur Kreisliga D geht es dann runter) eine 12. Liga als die unterste Ebene.

Dann ist mir noch vor allem der Eintrittspreis aufgefallen: für die oft recht ansprechende Qualität der Sportanlagen – nicht immer der Spielfläche, aber doch der Zuschauerränge – wird man hemmungslos geschröpft. Hessen ist natürlich auch so ziemlich das teuerste Bundesland neben BaWü, wobei Deutschland so wie so unglaublich überteuert ist und zwischen teuer und „billig“ eh immer nur 1% oder 2% liegen, aber bis zu 7€ für Hessenliga, dann 4€ für Gruppenliga und 3€ für Kreisoberliga ist schon irgendwo asozial. Wie zurückgeblieben die Verbands- und Vereinsleute sein müssen, sieht man am flächendeckend auftretenden Frauenrabatt. Als ob es in Hessen immer noch so wie vor 30 Jahren wäre, als Frauen nur eine ganz kleine Minderheit in den deutschen Stadien ausmachten. Die Frauenermäßigung, die teilweise so weit geht, dass gänzlich freier Eintritt gewährt wird, ist ja kein neuer feministischer Schwachsinn der sich in die Reihen anderer Erscheinungen wie Frauenbeauftragten, Frauenquoten und den ganzen „gegenderten“ Begriffe wie „StudentInnen“ (oder „FanInnen“) einreiht, sondern etwas völlig Veraltetes, was man z.B. im Osten Deutschlands so gut wie gar nicht mehr antrifft. Aber in Hessen ticken die Uhren wohl doch etwas anders...
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Statistik:
Grounds: 739 (heute 2 neue; diese Saison: 145 neue)
Sportveranstaltungen: 1.528 (heute 2, diese Saison: 214)
Tageskilometer: 600 (600 Auto)
Saisonkilometer: 57.330 (28.500 Auto/ 23.120 Flugzeug/ 3.010 Bahn, Bus, Tram/ 2.680 Fahrrad/ 20 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 76
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 304

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