Montag, 19. Dezember 2011
W281II: Ein Sonntag in Berlin; 70 Minuten besser und trotzdem 1:8 verloren + Bei den Füchsen in der Max-Schmeling-Halle
1. FC Neukölln 1895 1:8 Club Italia Berlino
Datum: Sonntag, 18. Dezember 2011 – Anstoß: 14.00
Wettbewerb: Runde 4 des Berlin-Pokals für 1. Herren-Mannschaften (sogenannter „Berliner Pilsner“ Pokal; Bezirksliga Staffel 3, 8. Liga, 3. Amateurliga gegen Landesliga Staffel 1, 7. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 1:8 nach 93 Min. (46/48) – Halbzeit: 1:2
Tore: 0-1 8. (Nr. 20), 1-1 44. (Nr. 9), 1-2 45.+1 (Nr. 9), 1-3 63. (Nr. 9), 1-4 72. (Nr. 12), 1-5 76. (Nr. 12), 1-6 78. (Nr. 9), 1-7 80. (Nr. 12), 1-8 87. (Nr. 14)
Verwarnungen: Nr. 17, Nr. 6 (beide Neukölln)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Haarlemer Straße, Kunstrasen 2 (Kap. 400 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon 30-40 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Das Spiel war richtig schnell und sehenswert und vor allem nicht annähernd so einseitig wie das ungerechte Ergebnis vorgaukelt)
Reinickendorfer Füchse (Berlin) 28:20 Handball Balingen-Weilstetten
Datum: Sonntag, 18. Dezember 2011 – Anwurf: 17.30
Wettbewerb: 1. Bundesliga (sogenannte „Toyota Handball Bundesliga, 1. Profihandballliga)
Ergebnis: 28:20 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 9:8
Tore: Ivan Ninčević 8, Evgeni Pevnov 4, Alexander Petersson 4, Jonathan Stenbäcken 4, Torsten Laen 3, Markus Richwien 3, Sven-Sören Christophersen 1, Bartłomiej Jaszka 1 (Füchse); Roland Schlinger 5, Wolfgang Strobel 4, Alexandros Alvanos 3, Felix König 3, Benjamin Herth 1, Philipp Keinath 1, Kai Häfner 1, Jens Bürkle 1, Sascha Ilitsch 1 (HBW)
Gelbe Karten: Torsten Laen, Denis Špoljarić, Alexander Petersson (Füchse); Dennis Wilke, Wolfgang Strobel, Alexandros Alvanos (HBW)
Zeitstrafen: Denis Špoljarić, Markus Richwien, Evgeni Pevnov (Füchse = 6 Minuten); 2x Sascha Ilitsch, 2x Jens Bürkle, 2x Christoph Foth, Daniel Wessig, Wolfgang Strobel, Roland Schlinger (HBW = 14 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Max-Schmeling-Halle (Kap. 10.000, davon 8.500 Sitzplätze)
Zuschauer: 8.556 (darunter ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Berlin kam erst in der zweiten Hälfte richtig in Fahrt – wirklich gut war das Spiel nie, jedoch auch nicht schlecht)
Photos and English Version:
Die letzte Sportveranstaltung diesen Jahres, die wir uns in Deutschland anguckten, sollte ein Spiel des einzigen Berliner Profihandballvereins sein. Die Karten für die „Füchse“ bestellten wir auch sechs Tage vor dem Termin und erhielten sie so noch am Donnerstag. Da 1 Spiel ein bisschen wenig ist, wollten wir eigentlich noch die Reserve von Hertha BSC im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark anschauen, aber die Vollidioten sperrten den Rasen wegen angeblicher Unbespielbarkeit. Absoluter Schwachsinn, so wie ich das Gesindel der U-23 Mannschaften kenne: die spielen immer wann sie wollen, nur nie so wie wenige Tage vorher angesetzt. Jedes höher entwickelte Fußballland hat extra U-23 Ligen – nur Deutschland nicht.
Wir fanden dann eine Begegnung des Berlinpokals, die spielerisch so oder so besser war, als das übliche Regionalliga-Gekicke. Der. 1. FC Neukölln trat in Runde 4, der Runde der letzten 32 Mannschaften, als 9. von 16 in der Bezirksliga Staffel 3, der dritten Amateurspielklasse Berlins, platziert gegen Club Italia, die eine Spielklasse höher in Landesliga Staffel 1 nur auf Rang 12 stehen, aber mit 9 Punkten Vorsprung weit vor dem ersten Abstiegsplatz sind, an.
Gespielt wurde in der Haarlemer Straße auf dem Kunstrasen 2: diesen sieht man nicht von der Straße aus, sondern man muss rechts an der Turnhalle vorbei dem Hinweisschild folgen und dann links am Gebäude der oszimt vorbei oder direkt durchs Tor der oszimt. Diesen Weg zeigte uns ein Offizieller des gastgebenden Vereins, der trotz des deutschen Namens so gut wie nur Migranten in der Mannschaft hat. Das ist aber bei der demographischen Entwicklung des Stadtteils völlig normal. In Berlin fällt sonst aber immer wieder auf, dass Vereine mit deutschen Namen im Amateurbereich nur deutsche Spieler haben – und mitunter auch wirklich keine ausländischen Spieler und Deutsche mit entsprechend ausländischen Wurzeln haben wollen – während es hingegen auch noch dutzende Vereine mit Namen wie Hürtürkel oder Hellas gibt, wo nur Angehörige der ethnischen Gruppe, die den Namen des Vereins ausmachen, spielen. Wenn man solchen Vereinen auch nur als deutscher Zuschauer oder umgekehrt bei den eben genannten „ganz besonders“ deutschen Vereinen als ausländisch aussehender Fan vorbeischaut, erregt man gesteigertes Interesse – was nicht immer auf freundschaftlichem interkulturellen Austausch basiert.
Beim 1. FC Neukölln und auch dem Gegner vom Club Italia – vor allem letztere haben nicht nur Italiener im Aufgebot und auch Neukölln hatte zwei Spieler, die auf klassische deutsche Namen wie Martin oder so hörten – geht es jedoch sehr vernünftig und freundlich zu. Für die Spieler und Anhänger waren vereinsfremde Zuschauer genauso normal wie die Benutzung von verschiedenen Sprachen – mitunter in einem einzigen Satz – während des Spiels. Die Bevölkerung vom Stadtbezirk Neukölln hat ja auch einen Migrantenanteil von fast 50%; mehrheitlich sind das Kurden, aber auch Araber, Türken und Schwarzafrikaner. Beim 1. FC wurde bevorzugt Arabisch gesprochen, mit den Italienern vom Gegner und den Deutschen (also den wenigen eigenen Vereinsangehörigen, einigen von der Gastmannschaft und v.a. dem Schiedsrichtergespann) aber völlig normales Deutsch – nicht das Deutsch, was immer klischeehaft mit diesem Stadtbezirk in Verbindung gebracht wird. Ich hab nur einmal „ey, aldaaa“ gehört, viele sprachen ein ordentlicheres Deutsch als ethnisch Deutsche bei gewissen anderen Vereinen und auch die arabischen Slangbegriffe hielten sich ziemlich in Grenzen. Die Aussprache klang bei vielen schön levantinisch, was man als das Sächsisch der arabischen Welt bezeichnen kann: „yallah, rgôd! Êêê, mnîħ...“ = „Los, loof zu! Nu, schee...“ Aber das hätten die Neuköllner Fans wohl auch nicht gedacht, dass es Deutsche gibt, die verstehen, wenn der Schiri als „ghashwy“ (Schieber) bezeichnet oder über einen Gegenspieler „ma kân khata, ya manyak“ (Ey, das war kein Foul, du Schwuchtel) geschimpft wird...
Das einzige, was mir beim 1. FC nicht passte, waren die für den Westteil Berlins aber leider normalen maßlosen Eintrittspreise: 5€ sind schon nicht mehr nur einfach etwas asozial sondern das Allerletzte. Im Ostteil der Stadt kosten solche Spiele gerade mal die Hälfte an Eintritt. Aber für die dreiste Abzocke bekam man ein richtig gutes Spiel geboten: auf dem engen Kunstrasen ging es flott hin und her. Es war ein sauberes und schnelles Spiel auf hohem technischem Niveau, mit wenigen Fouls und wenigen Fehlern. Auch entgegen aller Klischees über andere Fußballvölker: Die Araber/ Kurden von Neukölln meckert fast nie über Schiedsrichterentscheidungen – nur selten über die Linienrichter und deren Leistungen waren auch in der Tat unter aller Sau, da sie bei gleicher Höhe Club Italia noch den Angriff spielen ließen, aber bei Neukölln sofort Abseits winkten, wenn der Stürmer noch einen Schritt hinter dem Verteidiger war – und die Italiener schauspielerten nicht einmal. Das einzige was sehr italienisch bei der Spielweise der Gäste war, war mit starker Defensive und ganz wenig Aufwand einen viel zu hohen Sieg herauszuspielen. Das Ergebnis war noch überhöhter als der Eintrittspreis.
Die erste Viertelstunde war ausgeglichen und Club Italia nutzte ihre erste Torchance. Nachdem sie zwei Mal erfolglos aufs Tor schossen, besannen sie sich auf die Defensive und ließen den Unterklassigen kommen. Der erzielte erst in der 44. Minute den Ausgleich per Direktabnahme auf Kniehöhe aus Nahdistanz. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gelang Club Italia mit dem ersten richtigen Angriff aufs Neuköllner Tor nach 30 Minuten, die erneute Führung – ein starker Kopfball unters Tordach. Nach der Pause war dann Neukölln spielbestimmend, bis sie das 1:3 kassierten. Kurz darauf wurden sie noch mal ausgekontert, woraufhin sie sehr nachließen. So richtig ernsthaft griffen sie das Italia-Tor nicht mehr an, die Abwehr machte schon Feierabend und kassierte noch vier billige Tore. Unglaublich, wie man 70 Minute die bessere Mannschaft sein kann, trotzdem 1:3 zurückliegen (das war schon ein völlig ungerechtes Resultat!) und dann noch so auseinanderfallen und mit 1:8 verlieren kann!
Wir schafften es, von Neukölln in 50 Minuten durch den dichten Verkehr zur Max-Schmeling-Halle zu drängen. Die Parkkapazitäten sind nicht ausreichend für eine Veranstaltungshalle dieser Größe, aber hinterm benachbarten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark fand sich noch etwas auf einem kostenfreien Parkplatz in der Eberswalder Straße – Fußweg zur Halle: 500m. Besonders toll ist diese nach dem berühmten Boxer benannte Sporthalle auch nicht gebaut, aber von außen sieht sie recht kurios wie ein Flugzeughangar mit Glasfront aus und innen ist halt die schiere Größe – ansonsten die üblichen, massiven, also schon besseren Tribünenkonstruktionen aus Beton und Stahl, bei wenigen Formdetails in den Ecken – recht ansehnlich. Man ist schon mit 12€ (mit Studentenermäßigung bekam ich eine Karte für nur 8€) dabei – im Oberrang außen ist die Sicht auch besser als auf den ebenfalls 8-12€ kostenden Hintertorsitzen – was für die HBL mittlerweile ein niedriger Preis ist. Beim SC Magdeburg kosten Stehplätze z.B. 10,50€ und Sitzplätze mindestens 15,50€, bei HBW gibt es gar nur zwei Preiskategorien: 12€ für Stehplätze (krank! – selbst ermäßigt immer noch 9€) und gar 27€ (oberkrank!) für Sitzplätze. Überteuerter als HBW ist nur der THW Kiel mit 15,50€ für einen Stehplatz und Sitzplätzen zwischen 19€ und 49€, die auch kaum zu erhalten sind, da 95% der Halle mit Dauerkarten belegt sind.
In der immer langweiliger werden und international mittlerweile keineswegs mehr stärksten Handballliga der Welt, der HBL, trafen anderthalb Stunden nach Abpfiff des Fußballspiels die Füchse Berlin (eigentlich Reinickendorfer Füchse) als Tabellenzweiter, der aber schon kaum noch eine Chance auf den Titel hat, da Kiel bereits 16 Siege in Folge landete, in der Max-Schmeling-Halle auf die HBW aus Balingen-Weilstetten. Balingen ist ziemlich gesichert als 11. im Mittelfeld – wie alle Teams, die einen Ausländeranteil von unter 50% haben. Allerdings muss man auch sagen, dass die Füchse, obwohl sie ihre Mannschaft hemmungslos zusammengekauft haben, nicht konkurrenzfähig gegenüber Kiel sind. Klappt halt nicht immer, wenn man vor dem Spiel groß zur Jugendförderung rumlabert, aber dann nur Söldner aus Nordeuropa oder vom SC Magdeburg zusammenkauft...
Die erste Hälfte war sehr torarm und auch ziemlich langsam. Immerhin war sie ausgeglichen und dadurch spannend: 9-8 stand es nach unspektakulären 30 Minuten. In der zweiten Hälfte häuften sich die sehenswerten Spielzüge und genialen Würfe der Füchse, sodass sich die HBW mit acht Toren geschlagen geben musste. Von den 28 Gegentreffern waren auch drei Empty-Net-Goals dabei, da der komische Gästetrainer mehrfach den Torwart (sogar schon in Hälfte eins!) herausnahm und ihn durch einen weiteren Feldspieler ersetzte. 28:20 war am Ende auch schon verdient.
Wir gingen in der Eberswalder Straße noch gut und günstig (Hauptgerichte größtenteils zwischen 5€ und 8€) thailändisch essen und fuhren dann zügig heeme. Die nächste Sportveranstaltung werden wir in Marokko besuchen. Dazu gibt es dann Anfang Januar mehr an dieser Stelle!
Statistik:
Grounds: 682 (heute 2 neue; diese Saison: 88 neue)
Sportveranstaltungen: 1.432 (heute 2, diese Saison: 118)
Tageskilometer: 420 (420 Auto)
Saisonkilometer: 15.290 (13.370 Auto/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 23
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 281
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