Montag, 12. Dezember 2011

W280II: Handball in Jessen und Gräfenhainichen (Radis)

Jessener SV 1953 28:23
SG Saaletal Reichardtswerben/ Prittitz
Datum: Samstag, 10. Dezember 2011 – Anwurf: 15.00
Wettbewerb: Verbandsliga Sachsen-Anhalt/ Süd (6. Spielklasse, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 28:23 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 13:9
Tore: 4x Rose, Plott, Zwicker, Richter, Kretzschmann, 3x Hufnagel, Apfelbaum, 2x Trompke (Jessen); 7x Enke, 4x Laue, 3x Müller, 2x Faust, Sträletzky, Haufe, 1x Wedwitschka, Korn, Linse (Saaletal)
Gelbe Karten: Nr. 10, 17, 78 (Jessen); Nr. 4, 9, 11 und Trainer (Saaletal)
Zeitstrafen: 3x Nr. 17, 2x Nr. 28, 76 und 1x Nr. 19, 24, 25, 78 (Jessen = 22 Minuten); 2x Nr. 11, 33 [+ Rot], 1x Nr. 4, 9, 18 (Saaletal = 14 Minuten)
Disqualifikationen: Nr. 17 Jessen (dritte Zeitstrafe, 41.); Nr. 33 Saaletal (Nachtreten, 49.)
Spielort: Sporthalle Gymnasium Jessen (Kap. 300, davon 224 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 110 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Jessen die spielerisch bessere aber auch unsaubere Mannschaft – insgesamt ein wirklich sehenswertes Spiel)

TuS 1947 Radis 23:30 HSV Bad Blankenburg
Datum: Samstag, 10. Dezember 2011 – Anwurf: 19.00
Wettbewerb: Mitteldeutsche Oberliga (4. Spielklasse, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 23:30 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 12:16
Tore: 6x Nr. 2, 5x Nr. 10, 4x Nr. 7, 2x Nr. 6, 17, 1x Nr. 3, 10, 14, 84 (TuS); 9x Havel, 7x Miler, Petko, 3x Weyrauch, 2x Merkel, 1x Menge, Römermann (HSV)
Gelbe Karten: Nr. 6, 10, 14 (TuS); Merkel, Miler, Weyrauch (HSV)
Zeitstrafen: 2x Nr. 14, 1x Nr. 3, 7 (TuS = 8 Minuten); 2x Miler, Weyrauch, Merkel (HSV = 12 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Turnhalle Lindenallee (Gräfenhainichen; Kap. 350, davon 250 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Ohne zu überzeugen war Blankenburg die klar bessere Mannschaft in einem mittelmäßigen Spiel)
IMG_7019
Photos and English Version:

Dieser Samstagsauflug führte uns in die Region um Wittenberg, einer sehenswerten und geschichtsträchtigen Stadt, die wir allerdings schon zur Genüge kennen, herum. Bevor wir uns die beiden Handballspiele anguckten, standen noch ein paar unbekannte Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. In Hemsendorf, westlich von Jessen, befindet sich ein privat bewohntes und nur nach Vorabsprache ab und an zu besichtigendes Wasserschloss. Dessen Park ist aber zugänglich und von außen sieht es jetzt auch nicht so schlecht aus, aber an dem quadratischen Bau mit Mittelturm ist noch einiges zu sanieren.
Jessen selbst ist ein richtig mieses Provinzkaff mit einem eintönigen Marktplatz an dessen Ende eine halbwegs ordentliche Kirche steht. Ein paar Schritte weiter befindet sich dann ein runder, teil modernisierter Schlossbau. So richtig definierbar ist der Bau nicht mehr, bei dem Stilmischmasch. Aber passt zu diesem traurigen Kaff.
Etwas weiter östlich in der flachen, aber durch den Wechsel von Wäldern, Flussauen, Feldern und Wiesen gar nicht so unansehnlichen Landschaft, liegt dann Annaburg. Dieser Ort war sightseeingmäßig mit ganz weitem Abstand das Beste heute und ist nur knapp hinter Wittenberg (wenn überhaupt) einzuordnen. Das Schloss ist ein richtig schöner gelb-weißer, hoher Renaissancebau mit trockengelegtem Wassergraben und engem, verschachteltem Innenhof mit Arkadengang. Gegenüber sind eine ganze Menge Wirtschaftsgebäude zu finden, die meistens als Wohnungen genutzt werden. Rechts vom Portal befinden sich noch Barockbauten wie eine ehemalige Orangerie und eine Schule. Unweit davon befindet sich der Marktplatz – ganz nett, aber leider sehr tot: da gibt es kaum Geschäfte – und daneben eine Kirche mit interessantem Torbogen und Friedhof. Auf diese mit monumentalen Grabmalen zugestellte Ruhestätte blickt die Turmseite des kasernenartigen Altenpflegeheims...
IMG_7095
In Jessen ging es dann zum Handball, wobei im angrenzenden Stadion noch die letzten 14 Minuten des Landesklassespiels von Alemannia Jessen und Grün-Weiß Piesteritz II liefen. Vom Kreisverkehr aus konnten wir das Spiel prima verfolgen. Es blieb allerdings beim 0:2 für die Gäste. Die Halle liegt direkt am anderen Ende des Kreisverkehrs. Von außen ein seltsam kastenförmiger Bau mit hässlicher Backsteinrückseite an der sich der Eingang befindet, doch geht man die Wendeltreppe deren Innengang mit einer aufgemalten Vulkanlandschaft verschönert ist, hoch, wird man beim Betreten der Halle über die Qualität des Inneren erstaunt sein: drei Reihen rote und grüne Sitzschalen auf einer Obertribüne hinter deren Sitzreihen auch noch eine Stehreihe vorgesehen ist – und nirgendwo hat man Sichtbehinderungen! Nur die Farben der gesamten Halle sind etwas hässlich...
Was gar nicht geht ist der Eintritt: 3,50€ für alle ist in dieser Liga asozial. Mehr als 2,50€ nehmen normale Vereine nicht.

Über das Spiel und seinen furiosen Beginn konnte man aber nicht meckern: zwei zu zwei nach drei Minuten, vier zu zwei nach vieren. Nach dem wilden Beginn kam etwas mehr Ordnung ins Spiel, aber bis kurz vor der Halbzeit war es nach wie vor ein schnelles und ausgeglichenes Spiel. Dann stieg die Härte der Jessener genauso wie deren Leistung in der Verteidigung. Daran scheiterten die Gäste aus dem Burgenlandkreis schließlich. Eine Sekunde vor der Pausensirene kassierten sie ein fast vorentscheidendes 13:9. Nach der Pause festigten die Jessener diesen Vorsprung souverän, sodass am Ende eines wirklich sehenswerten Spiels ein 28:23 für den Gastgeber stand, obwohl dieser regelmäßig in Unterzahl spielte und auch einen Spieler verlor. Allerdings war der 17er so ziemlich der Schlechteste auf der Platte – seine ganzen ungeschickten Bewegungen führten schließlich zu drei Zweiminutenstrafen und folgerichtig zur Hinausstellung. Ebenfalls hinausgestellt wurde einer von mehreren mit zunehmender Spieldauer zunehmend gefrustet auftretenden Saaletalern: der wurde am Wurfkreis umgeruppt und latschte dann den foulenden Jessener. Zudem war es nicht das erste Foul des Gästespielers. Jessen festigte so seinen 4. Platz und Saaletal den 7. von 14.
IMG_7168
In Gräfenhainichen ging es dann weiter mit Handball. Radis ist eigentlich ein eigener Ort, der sechs Kilometer nordöstlich von Gräfenhainichen liegt, aber in dem Dorf gibt es keine oder keine vernünftige Sporthalle. Dafür ist im Bergbaukaff Gräfenhainichen ein schönes Exemplar von umgebauter Scheune – sieht jedenfalls so aus wie die Sporthalle in Osternienburg, die definitiv eine ist – in dem 350 Leute platz haben. Der Eintritt betrug nur 5€, ermäßigt 2,50€, was für diese Liga eigentlich normal seien sollte, es aber leider nicht ist. Es waren auch so 300 Fans da, die sich auf den vier Reihen der glatten Holztribüne ausbreiteten – oder hinter dem einen Tor ebenerdig bzw. auf den Barren hockten oder eben im VIP-Raum oberhalb des anderen Tores hinter Glas zuguckten – und durchgängig lärmten. Von den Behauptungen, dass in Radis „Bombenstimmung“ herrsche und das die Fangruppe Pilzkumpels „so richtig gut drauf sei“ und deswegen Radis „so mit die besten Fans der Liga“ habe, bin ich allerdings nicht so überzeugt worden: erstmal ist es nicht schwer bei einem Schnarchnasenpublikum wie im Handballsport üblich irgendwelche Stimmungsrekorde aufzustellen, zweitens ist es Ansichtssache, was gut drauf bei einer Fangruppe, bei der der Name Programm ist, heißt – wirklich gute Fans brauchen keine drei Liter Pils um Stimmung zu machen wie offensichtlich die Pilz- (oder Pils-)kumpels und schließlich ist der Rest des Publikums bei aller Begeisterung die ab und an aufkommt weit von Bombenstimmung entfernt. Wenn ein paar Trommler dauernd monoton „bumm, bumm, bumm“ machen und ein Fan mit Tröte „tröt, tröt, tröt“ dann ist das auch nicht sonderlich förderlich für Sprechchöre, die so oder so nur so ausgefeilt sind wie „Raaaadis, Raaaaadis“. Also in dieser Liga ist insbesondere Ziegelheim stimmungsmäßig besser.

Die Mannschaft von Radis, die aufgrund von Krankheit leider ohne ihren Stammtorhüter Illig, einen Bekannten meiner Freundin, auskommen musste, wusste genauso wenig zu überzeugen wie ihre Fans. Die ersten 10 Minuten hielten sie gut mit, dann wurde die Fehlerquote immer auffälliger. Als richtiges Amateurteam, auf Platz 9 von 14, gegen den Spitzenreiter aus Bad Blankenburg, ein Söldnertrupp der unter unterdurchsichtiger Geschäftsführung zusammengekauft wird, zu verlieren, ist wirklich keine Schande. Sieben Tore Unterschied die es am Ende waren sind auch keine Schande. Konstant war übrigens ab der 15. Minute ein fünf Tore Rückstand. Ansehnlich waren die wenigen Lichtblicke im Spiel der Radiser: souveräne Tempogegenstöße, erfolgreiche Torwürfe durch die dichte Abwehr hindurch usw. – aber es war nicht annähernd der Kampfgeist einer Mannschaft wie Ronneburg vorhanden, die letzte Saison zwar abstieg, aber gegen Bad Blankenburg nur durch Unfairness der Gäste mit einem Tor verlor, nachdem sie einen Rückstand von fünf, sechs Tore bereits aufgeholt hatten. Bei diesem Spiel war übrigens auch erheblich mehr Stimmung als diesmal in Gräfenhainichen bei Radis.

Wer übrigens mal richtig gute Stimmung beim Handball erleben will, wird auch in der Bundesliga keine Fangruppen finden, die überzeugen können. Dazu muss man wohl in Nordafrika gucken: z.B. die tunesische und ägyptische Liga sind spielerisch auf hohem internationalen Niveau – und die Stimmung auf einem hierzulande unbekannten. Die spielerisch schwächere marokkanische macht auch etwas daher: siehe im Video: Wydad Casablanca v Olympique de Meknes...
IMG_7184
Statistik:
Grounds: 677 (heute 2 neue; diese Saison: 83 neue)
Sportveranstaltungen: 1.426 (heute 2, diese Saison: 112)
Tageskilometer: 310 (310 Auto)
Saisonkilometer: 14.430 (12.530 Auto/ 1.890 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 280

Keine Kommentare: