Montag, 9. Mai 2011

W249II: Leunas torreiches Unentschieden in Profen bringt noch keine Vorentscheidung

SV 1893 Kretzschau II 2:3 Fortuna Rehmsdorf
Datum: Samstag, 7. Mai 2011 – Anstoß: 13.00
Wettbewerb: 1. Kreisklasse Burgenland, Staffel 4 (11. Liga, 6. und unterste Amateurliga)
Ergebnis: 2:3 nach 93? Min. (48/45) – Halbzeit: 1:0
Tore: 1-0 3. Kretzschau, [...]
Verwarnungen: keine?
Platzverweise: keine?
Spielort: Sportplatz Kretzschau (Kap. 1.000, davon 20 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 30 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 3,5/10 (1. Halbzeit: ziemliches Gebolze mit ein paar schönen Szenen von Kretzschau)

SV Eintracht Profen 4:4 TSV Leuna 1919
Datum: Samstag, 7. Mai 2011 – Anstoß: 15.00
Wettbewerb: Landesklasse Sachsen-Anhalt, Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 4:4 nach 91 Min. (45/46) – Halbzeit: 2:2
Tore: 1-0 11. Stefan Derf, 1-1 16. Ronny Wenzel, 1-2 25. Kevin Degner, 2-2 30. Alexander Schulze, 3-2 58. Tobias Kups, 3-3 71. Nino Hammerschmidt, 3-4 81. Torsten Schulze, 4-4 85. Ronny Hoffmann
Verwarnungen: Alexander Schulze (Profen)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion des Friedens (Kap. 3.000, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 90 (davon 60 zahlende und ca. 30 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Ungewöhnlich hohe Fehlerquote, aber auch Kampfgeist und viele Tore auf beiden Seiten)
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Photos and English version:

So eine beschissene Terminierung bin ich im Burgenlandkreis nicht gewöhnt: für das Spiel des TSV Leuna bei Eintracht Profen fand sich kein gut erreichbares Vorspiel: einzig vom Spiel in Kretzschau (15km entfernt) konnten wir eine Halbzeit verfolgen. Normalerweise kann man locker zwei Partien hintereinander und komplett sehen, z.B. in Orten, die nur 5km oder so auseinander liegen: etwa Profen und davor Könderitz wäre was gewesen, doch die Terminierung sah halt anders aus.

Egal, kann mir nicht vorstellen, dass wir trotz der vier Tore so viel in der zweiten Hälfte verpasst haben. Die erste Halbzeit war bestimmt von schwachen Angriffen der favorisierten Gäste, die von der Hälfte der Zuschauer unterstützt wurden, und ein paar gefährlichen Attacken der Heimelf. Nach drei Minuten schoss auch schon einer den Ball an den Innenpfosten, wobei er von dort hinter dem Torwart in die Mitte des Tornetzes prallte. Wenigstens ein Tor gesehen – und dann auch noch ein gut gemachtes!

Mit zunehmender Spielzeit wurde der Schiedsrichter übrigens immer einseitiger in seinen Entscheidungen: das war schon ziemlich daneben, wie er drei lächerliche Freistöße für Rehmsdorf gab und zwei gelbwürdige Fouls der Gäste unverwarnt ließ.

Noch ein paar Worte zu dem Platz – zu dem ausgesprochen unansehnlichen Kaff brauche ich keine zu verlieren – der Sportplatz ist von Bäumen umgeben, die Gebäude verdecken. So hat man nicht so stark den Eindruck, dass man sich mitten im Dorf befindet. Auf einem ganz niedrigen Graswall auf der einen Längsseite hat man auch ein paar Bänke. Also eigentlich eine ganz nette Anlage.
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Weiter ging es nach Profen, einem kaum sehenswerteren Ort am Rande eines großen Tagebaus, der immerhin mit der Kirche im Ortsteil Predel ein ungewöhnliches Beispiel für Kirchen mit übergroßen Turmhauben hat, stieg ein Duell zwischen dem Vorletzten, der unbedingt von seinem Abstiegsplatz wegkommen will, und dem 11. aus Leuna, der auch noch nicht ganz sicher platziert ist: im Hinspiel bloß 1:1, nur sechs Punkte mehr als Profen und das obwohl fast doppelt so viele Tore erzielt. Leuna und Profen haben übrigens eins gemeinsam: sie spielen beide im Stadion des Friedens.

Das Profener Stadion des Friedens ist allerdings nicht ganz so in dem Zustand, wie das Leunaer: keine Tartanbahn umgibt das Feld weitläufig, sonder eine enge Aschenbahn. Nur eine Seite ist ausgebaut – auf der anderen befinden sich ein paar Bänke und viele Bäume. Die Tribüne ist in einem erheblich schlechteren Zustand als die alte Leunaer Gegentribüne: die Treppen zur Tribüne und dem Sprecherturm in der Mitte der beiden Tribünenhälften sind halb abgesackt. Hinter der Tribüne fährt der Kohlezug in regelmäßigen Abständen aus dem Tagebau vorbei, die Bäume verdecken aber die Sicht in das Tagebauloch.

Für ein Abstiegsduell ging es sehr gesittet auf dem Platz und den Rängen zu: eine normale Anzahl von Fouls, nie grobe Fouls, die Zweikämpfe und Laufduelle zwar mit dem erforderlichen Einsatz, aber nie deutlich darüber hinaus. Das Publikum war schon bald zu gesittet: der eine Linienrichter, der der einzige Blindgänger in dem ansonsten wirklich guten Schiedsrichtergespann war, brachte als Einziger vereinzelt Fans gegen sich auf. Profener Fans z.B. brüllten ihn mal wegen einer Einwurfentscheidung an: „Nah siehste das nich, ey? Der war klar drin! Setz de Brille auf!“ – Linienrichter zeigt (was als Unparteiischer bescheuert ist) nen Vogel und meint zu den Fans: „Hier oben!“ – die Profener: „Na nich hier oben, du Nachtjacke! Gugg ordentlich hin!“
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Nicht immer so gesittet war das Leunaer Abwehrverhalten: so segelte schon nach weniger als einer Viertelstunde ein Ball so auf Toni Bernhardts Tor zu, dass er ihn nur unzulänglich abwehren konnte und ein Profener zum 1:0 abstaubte. Allerdings war auch Ronny Wenzels Ausgleichstor – eine geschickte Bogenlampe – ein undankbarer Ball für den Torwart. Nachdem Kevin Degner ins lange Eck traf, verwandelte der Profener Schulze einen Freistoß aus über 20m direkt in den Winkel. Kaum haltbar, sehr spektakulär!

In der zweiten Halbzeit fiel wieder auf, dass Leuna zu Beginn gar nicht richtig auf dem Platz war. Große Lücken in der Abwehr ließen einige Chancen für die Profener zu, von denen eine nach 13 Spielminuten versenkt wurde. Nun trat Leuna endlich wieder stärker vorm Tor der Gastgeber in Aktion. Dem 3:3 durch Nino Hammerschmidts Hammer aus einem Meter – die Abwehr wurde zuvor ausgehebelt, der Torwart übertölpelt und nur ein Verteidiger stand noch auf der Linie – folgte bald Torsten Schulzes Kopfball aus Nahdistanz über den Torwart zum 3:4. Diese stärkste Phase im Leunaer Spiel wurde allerdings vom absolut haltbaren 4:4 Ausgleichstreffer getrübt. Doch eigentlich sollte man Toni Bernhardt mangels Praxis keinen Vorwurf machen: einer muss schließlich Ronny Goloiuch aus den bekannten Gründen vertreten und Bernhardt machte das ja weitestgehend überzeugend.

Die Fehlerquote war diesmal generell ungewöhnlich hoch, was auch nicht mit dem harten und unebenen Platz zu entschuldigen ist. Dieses trotzdem sehr sehenswerte Spiel fand mit einem 4:4 ein gerechtes Ergebnis, das allerdings zu wenig für Leuna war: in besseren Zeiten, also z.B. mit einer solchen Leistung wie dieses Jahr in Naumburg oder bei Rot-Weiß Weißenfels, wäre hier ganz sicher ein 2:4 oder 3:5 Sieg drin gewesen.
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Wenn man sich die mal wieder spannende Landesklassentabelle anschaut, fällt neben dem weiterhin knappen aber bestimmt ins Ziel zu rettenden Zorbauer Vorsprung auf den 1. FC Weißenfels (56 und 52 Punkte), die Enge zwischen Platz 11 und 15 auf. Über Langeneichstädt als 16. mit 8 Punkten brauch man gar nicht zu reden: da hilft auch keine Sinnlos-Fusion mit dem Nicht-Aufsteiger Mücheln; die Landesklassezeiten sind gezählt. Der 10. Rot-Weiß Weißenfels hat mit 31 Punkten nicht mehr viel mit Abstieg zu tun, doch der 11. Leuna ist mit 29 (d.h. 5 Punkten Vorsprung bei vier Spielen) noch nicht ganz sicher in der Liga.
Der intensivste Abstiegskampf findet allerdings natürlich ab Platz 12 mit Naumburger SV (27), Naumburger BSC (27) und den derzeitigen Absteigern Ammendorf II (24) und Profen (23) statt.
Es gab auch noch ein weiteres kurioses Ergebnis neben dem 4-4: der derzeit (laut eigener Vereinsseite) „desolate“ SV Teuchern, dessen Reserve heute in Goseck gar nicht erst antrat (sie hätten eh zweistellig verloren, so gut wie Goseck spielt), verlor mit 1-7 gegen den NSV 05 II, der mit frischem Wind aus sportgerichtlicher Richtung kommend – Schiedsrichterbeleidigung ist halt bei einem solchen Sportgericht 8 Spiele Sperre und ein brutales Foul mit enormer Verletzungsfolge ohne jegliche Entschuldigung beim Betroffenen nur 2 Spiele wert; landet so ein Fall wegen der Behandlungskosten vor einem richtigen Gericht, sieht es (siehe z.B. Entschädigungszahlung bei ähnlichen Fällen in Bayern) für den Verursacher weniger gut aus – dort auftrat.

Besonders brisant: ein Naumburger Derby könnte in zwei Wochen den Abstiegskampf entscheiden. Aufgrund der ansprechenden Leistung der Profener drücke ich ihnen nächste Woche besonders die Daumen in Naumburg. Für Leuna heißt es gegen Großgrimma natürlich ebenfalls punkten, auch wenn natürlich niemand ernsthaft mit dem Abstieg rechnet. Nicht nur Leunaer Fans wissen darum, dass der TSV einfach in diese Klasse gehört! Doch beim SVG hatte man das Hinspiel 2:1 verloren, was alleine schon Ansporn genug sein sollte, mit einem Sieg eine Vorentscheidung im Klassenerhalt zu erzielen!

Eine Bemerkung noch zu unserer Radtour: irgendwie wurden das durch die Schleife über Kretzschau westlich von Zeitz dann doch noch 116km. Auf dem Rückweg jedenfalls, haben wir noch zwei Plätze ehemaliger Vereine besichtigt: die Waldwiese am Seeufer in Granschütz, auf der vor der Wende noch SV Grün-Weiß Granschütz kickte und heute nur wegen Freizeitspielern die Fläche gepflegt wird, und die mittlerweile völlig ungepflegte Anlage der SG Wählitz, ehemals BSG Chemie Wählitz, die in Rössuln vor sich hin gammelt. Wählitz ist leider auch ein Beispiel für einen fast ausgestorbenen Ort: die chemische Industrie dort benötigt halt kaum noch Arbeiter, folgerichtig will/ kann dort kaum noch einer wohnen - und wer von den ganz wenigen jungen Leuten dort Fußball spielen will, kann (gleiches gilt für Granschütz wo es aber mehr junge Leute und noch mehr Sportangebote gibt) auch nach Borau, Zorbau, Weißenfels oder Hohenmölsen (inklusive Großgrimma und Jaucha) fahren: die Entfernungen liegen dorthin alle im einstelligen Kilometerbereich.
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Statistik:
Grounds: 560 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 110 neue)
Sportveranstaltungen: 1.270 (heute zwei, diese Saison: 157)
Tageskilometer: 120 (120 Fahrrad)
Saisonkilometer: 39.960 (20.430 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 4.820 Bahn, Bus, Tram/ 3.700 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 12
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 249

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