Montag, 16. Mai 2011

W250III: Unentschieden in Hannover – ein gerechtes Resultat, für den SCM aber zu wenig

TSV Hannover-Burgdorf 24:24 SC Magdeburg
Datum: Sonntag, 15. Mai 2011 – Anwurf: 15.00
Liga: „Toyota“ Handball Bundesliga (1. Profi-Handballliga)
Ergebnis: 24:24 nach 60 Min. – Halbzeit: 11:11
Tore: Svavarsson 6, Przybecki 6, Lehnhoff 5, Hallgrimsson 3, Olsen 2, Buschmann 1, Johannsen 1 (TSV); Weber 4, Rojewski 4, Coßbau 3, van Olphen 3, Landsberg 2, Tönnesen 2, Jurecki 2, Wiegert 2, Doborac 1, Natek 1 (SCM)
Verwarnungen: Buschmann, Lehnhof, Svavarsson (TSV); Rojewski, Landsberg, van Olphen (SCM)
Zeitstrafen: Rydergard 2, Svavarsson 2 (TSV = 4 Minuten); Weber 2, Landsberg 2, van Olphen 2 (SCM = 6 Minuten)
Platzverweise: keine
Sportanlage: Stadionsporthalle, sogenannte „AWD Hall“ (Kap. 4.540 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 4.000 (davon zahlende: 3.387; Gästefans: ca. 300)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nicht immer gutes, aber sehr spannendes Spiel)
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Photos and English version:

Mit meiner Freundin und Kollege Baumann waren wir immerhin vier, die mit Schönem-Wochend-Ticket die lange Bahnfahrt nach Hannover vornahmen. Die anderen Magdeburger Fans hatten es in der Mehrzahl näher als wir zum Bundesligaspiel in der Stadionsporthalle direkt am Niedersachsenstadion.

Mittlerweile heißt das Niedersachsenstadion „AWD-Arena“ und die Stadionsporthalle „AWD Hall“. Wie man das eigentlich aussprechen soll, weiß ich nicht so recht. Englisch „Äj Dabbeljuu Diii Hoo(r)l“? Oder Deutsch: Ah Weh Deh Hall“? Viel dümmer kann die Namensgebung kaum sein – sieht man einmal von „Maxipark Arena“ (Ahlen-Hamm) ab, zumal an dieser Halle wohl die letzten 40 Jahre nichts geändert wurde als der Name. Das macht die Stadionsporthalle natürlich besuchenswert, auch wenn sie von außen noch mieser aussieht, als die meisten Gebäude in der Hannoveraner Innenstadt. Die Farbgebung des Innenraums mit grauer Spielfläche, rotbraunem Backstein und pechschwarzen Holzklappsitzen ist zwar grauenhaft wie die Betonwüste, die sich vom Bahnhofsportal aus in Richtung Leine zieht, aber solche Dinge wie das alte Material der Sitze, die Sprecherkabinen und der veraltete Feuermelder mit dem Notlicht sind beachtenswert.
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Die Halle füllte sich auch richtig gut mit Zuschauern. Überrascht war ich auch über die Vielzahl der Leute, die hinter und neben uns im Gästeblock Platz nahmen. Einige gingen auch gut mit, wenn der Ostmob – die Kindsköpfe hingen da glatt ne DDR-Fahne auf, was im Westen natürlich immer eine schöne Provokation ist, zumal wenn ein russisches Banner „Djeti vostoka – Kinder des Ostens“ daneben hängt, das die meisten Heimanhänger nicht mal lesen können – seine Lieder anstimmte. Bald war der Gästesektor auch über und über mit roten und grünen Kreppbändern und Papierschnipseln voll. Die Versuche des schlecht moderierenden Hallensprechers mit grauenhafter Musik, die über voll aufgedrehte Lautsprecher dröhnte, jegliche Fanstimmung im Keim zu ersticken, gelangen auch nicht immer. Es fiel trotzdem auf, dass die Hannoveraner und Burgdorfer Fans bis auf ein paar Trommler keine Stimmungskanonen sind – auch wenn der Hallensprecher mit dem Witz der Saison (er bedankte sich bei den besten Fans der Liga und meinte damit die TSV-Anhänger) seine Moderation beendete.

Auf der Platte standen zwei sehr unterschiedliche Teams: der SC Magdeburg steht mit einer guten Mischung aus Nachwuchsspielern, deutschen Profis und ausländischen Profis als 7. jenseits von Gut und Böse doch noch mit Chancen auf einen internationalen Platz – die nach Hannover umgesiedelten Burgdorfer sind trotz (oder auch wegen) ihrer Devise vor allem zweitklassige nordeuropäische Profis zusammenzukaufen noch in Abstiegsgefahr. Burgdorf ist übrigens eine 30.000-Einwohner-Stadt bei Hannover, aus der der Club ursprünglich stammt.

Es entwickelte sich ein ansehnliches und ausgeglichenes Spiel, das nach und nach erschreckende Schwächen des SC Magdeburg offenbarte. Besonders der Durchhänger nach Wiederbeginn, durch den Burgdorf mit bis zu fünf Toren davonziehen konnte, ließ vermuten, dass die Luft bei den Magdeburgern zum Saisonende doch noch ausgeht und ein internationaler Platz eher utopisch ist. Aber genial wäre ein Erreichen des internationalen Wettbewerbs auf alle Fälle, zumal man sich vor der Saison kaum einen einstelligen Platz erhofft hätte. Dieses Spiel war jedoch eines der schwachen in dieser ansonsten guten Saison des SCM. Heute klappte es auch bei Leistungsträgern wie Weber und Natek überhaupt nicht. Auch wenn ersterer vier Tore erzielte – die Chancenverwertung war diesmal grauenhaft. Das Spiel lebte auch allgemein auf beiden Seiten mehr von Spannung und Kampf, als von tollen Toren (sieht man einmal von drei, vier herrlichen Hebern v.a. der Gastgeber ab) und extremen Tempo.
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Das Ergebnis von 24:24 war für zwei allenfalls mittelmäßig spielende Mannschaften absolut gerecht: hier hatte niemand verdient zu gewinnen. Aufholjagd hin oder her, wer so inkonstant auftritt wie Magdeburg, brauch sich nicht über einen verlorenen Punkt in Hannover zu beschweren. Über die Schiedsrichter beschwerten sie sich allerdings zu recht. Natürlich behauptet niemand – ich ja auch nicht – dass sie Einfluss auf das Ergebnis genommen hätten, aber manche Entscheidungen waren einfach die letzte Scheiße. Einem Magdeburger zwei Minuten zu geben, nachdem dieser von hinten am eigenen Kreis umgestoßen wird und dadurch einem Hannoveraner im Weg liegt, der locker um ihn hätte herumgehen können, ihm aber in die Rippen tritt, ist höchst unsportlich und keine einfache Fehlentscheidung mehr. Einen Hannoveraner völlig unverwarnt zu lassen, nachdem dieser einen ballführenden Magdeburger in der eigenen Hälfte in den Rücken springt und dadurch den Konter unterbindet (klarere Zwei-Minuten gibt es kaum) ist ein Messen mit zweierlei Maß. Von „souveräner Schirileistung“ sprachen auch nur die Hannoveraner Dörfler hinterher – aber für Handballschiedsrichter war das halt noch eine ganz gute Leistung.

Nach Abpfiff gingen wir locker durch die Stadt mit ihren wenigen Sehenswürdigkeiten und fuhren mit einem zum Glück nur bis Hildesheim völlig überfüllten Regionalexpress nach Halle zurück, wo der Regionalzug nach Merseburg auf den sinnloserweise 15 Minuten verspäteten RE wartete.
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Statistik:
Grounds: 563 (heute ein neuer Ground; diese Saison: 113 neue)
Sportveranstaltungen: 1.275 (heute eine, diese Saison: 162)
Tageskilometer: 500 (500 Bahn)
Saisonkilometer: 40.770 (20.430 Auto/ 10.200 Flugzeug/ 5.420 Bahn, Bus, Tram/ 3.910 Fahrrad/ 810 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 16
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 250

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