Sonntag, 14. Februar 2010 - Anwurf 16.00
Landesklasse Staffel 4 (6. Handballliga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 27:20 nach 60 Min. – Halbzeit 11:10
Tore (Namen nach Gehör von Hallensprecher): K. Schulz 7, Höcker 5, Fuhrmann 4, Zimmermann 3, H. Schulz 3, Härling 2, Thiel 1, Willmar 1, Thurm 1 (HVM), Bergmann 6, Scholz 5, Otto 3, Deewald 2, Herweeg 2, Koris 1, [Nr. 10] 1 (TSV)
Zeitstrafen: Meuselwitz 8 Minuten (Thiel 4, Härling 4), Eisenberg 10 (Scholz 4, Deewald 2, Dennhard 2, König 2)
Platzverweise: keine
Spielort: Schnaudertalhalle (Kap. 600 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (mindestens 1 Gästefan)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Einige schöne Tore, aber langsames Tempo)
Sightseeing: 6,5/10 (Hat sich gelohnt)
Photos and English version:
1st: Villages on the way to Meuselwitz
2nd: Meuselwitz – Handball
Der Experte erkennt schon an der Überschrift, wo wir an diesem Sonntag waren: nämlich in Thüringen. Es mag zwar auch in der Nähe von Görlitz ein Meuselwitz geben, und deutschlandweit etliche lustige Ortsnamen, die oft eine ganz normale Bedeutung haben, doch die besten Ortsnamen – und im Übrigen auch Sportanlagen- und Sportvereinsnamen – finden sich immer noch in Thüringen. Da schaut man bei Kali Werra Tiefenort gegen Zipsendorfer FC Meuselwitz (gespielt wird im Kaffetälchen) oder bei Gumpoldia Gumpelstadt gegen Glücksbrunn Schweina in der Moorgrundarena Gumpelstadt zu. Ich hätte auch noch einen Besuch in Unterkatz oder Mengersgereuth-Hämmern zu bieten, gerne auch in Pfiffelbach oder Mönchpfiffel-Nikolausrieth...
Für Groundhopping zu Amateursportanlagen wie dem guten alten Dorffußballplatz oder kleinstädtischer Sporthallen, kann ich jedem Sachsen-Anhalter und Thüringer (es dürfte aber noch mehr Bundesländer mit zumindest einem vergleichbaren Angebot der Bahn geben) das Hopperticket empfehlen. Ich schreibe zwar ungern etwas Positives über die Deutsche Bahn, da es auch hauptsächlich Negatives darüber zu berichten gibt, aber einige Hopperticketstrecken sind z.B. echt gut. Von Merseburg aus lohnen sich die Zielorte Köthen und Bitterfeld halbwegs, Querfurt und Naumburg noch mehr und Bad Sulza und Zeitz vom Kilometerpreis am meisten. Alle sechs Orte sind hervorragende Startpunkte für Fahrradtouren in die Umgebung (wobei bis auf Bitterfeld auch jede dieser Ortschaften wenigstens halbwegs sehenswert ist), was trotz teils verschneiter Straßen und Temperaturen knapp unter Null an diesem wunderbar sonnigen Wintertag von uns genutzt wurde.
Mit Umsteigen in Weißenfels geht es nach Zeitz weiter, von wo aus wir mit den Rädern nach Gleina (nicht mit dem Gleina bei Freyburg/ Unstrut verwechseln) aufbrachen. In Gleina bei Zeitz, was in der für die Gegend typischen mit Feldern übersäten Hügellandschaft liegt, wohl nur wenige hundert Einwohner und keinen Sportverein hat, fiel mir nur eine Kirche auf, die allerdings auch nicht so sehenswert war, jedoch als eine der ältesten des Burgenlandkreises gilt. Sieht man der überhaupt nicht an!
Also gleich weiter nach Würchwitz. Klingt nicht nur lustig, ist auch ein lustiger Ort, da er für die Produktion von Milbenkäse (Käse mit lebenden Milben drauf) berühmt ist, weswegen in der Ortsmitte eine große Skulptur einer solchen Milbe aufgestellt wurde. Würchwitz hat um die 600 Einwohner und mir ist nichts von Sport bekannt, wobei ich eine – allerdings sehr kleine – Sporthalle am Ortsausgang Richtung Suxdorf/ Bockwitz gesehen habe.
Der nächste Punkt war dann schon Spora, was ein wirklich sehenswertes Dorf ist. Besonders natürlich die Fachwerkkirche! Der Turm ist in schönem, sauberen weiß getüncht, mit dunkelbraunem Holz durchwirkt und mit mehreren Turmuhren versehen. Das Kirchenschiff ist in einem nicht ganz so guten Zustand. Etwas mehr als 800 Einwohner wohnen dort. Fußball wird im Ortsteil Nißma unter dem Namen SV Spora (oder auch SV Spora/ Nißma genannt) gespielt.
Nach wenigen Kilometern hatten wir die Landesgrenze nach Thüringen überfahren und kamen nach Meuselwitz. Wir fuhren erst ein bisschen durch den Ortsteil Zipsendorf – das Gebäude einer Regelschule ist das Sehenswerteste dort, wobei auch die Kirche gar nicht so hässlich (nur eben schwer ergraut) ist – und liefen dann um die Orangerie Meuselwitz herum. Mit einem solchen barocken Bau mitten in der Prärie – davon, dass Meuselwitz in der direkten Nachbarschaft der alten Residenzstadt Altenburg läge, kann man nicht reden – rechnet man nicht unbedingt. Das zweite spektakuläre Gebäude in Meuselwitz ist das Rathaus im Tudorstil – passt eigentlich nochweniger in diesen Ort. Die Kirche hat eine interessante, bauchige Turmkonstruktion zu bieten und ist die dritte Sehenswürdigkeit im 11.000-Einwohner-Ort.
Nachdem wir bei einem Türken in der Nähe des auffälligen, hell-weißen, schlossartigen Rathauses noch eine Lahmacun gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zur Schnaudertalhalle. Diese moderne aber nicht gesichtslose, nur von außen wirklich hässliche Halle, mit ihren 600 Plätzen auf einer Längsseite, liegt 200m Luftlinie von der Orangerie entfernt direkt an der Bundesstraße. Heute stand ein Handballspiel des HV Meuselwitz an, der den TSV Eisenberg empfing. Eisenberg ist im benachbarten Saale-Holzland-Kreis zwischen Jena und Gera gelegen und hat etwa die gleiche Einwohnerzahl wie Meuselwitz. Eisenhart spielten sie nicht gerade, aber konnten lange die knappen Rückstände stets wieder aufholen. Bis zur Pause hatte Meuselwitz, als 6. gegen den 4. eher nicht favorisiert, maximal drei Tore vorn gelegen, doch nach 30 Minuten war es wieder nur eines. So sollte es eigentlich auch bleiben bis zur 50. Minute. Da brachen die Gäste plötzlich völlig ein und fanden erst sieben Minuten später, als sie schon neun Tore im Hintertreffen waren, wieder zu sich. So ging das Spiel 27:20 aus. Das ziemlich langsame Spiel hatte zwar etliche schöne Tore – vor allem Würfe aus spitzem Winkel direkt neben den Innenpfosten von einem der Meuselwitzer und die Heber des Eisenbergers Scholz – und die ein oder andere harte Aktion zu bieten, doch die technischen Mängel waren vielfach gravierend (Ball selbst auf den Fuß geworfen, Grottenpässe, beim Dribbeln gestolpert) und wie gesagt: es war langsam. Wäre das als Feldhandballspiel auf einem Fußballplatz ausgetragen worden, wäre den Handballfans, die gerne herumtrompeten „Handball ist ja viiieeeeel schneller als Fußball“ der Spruch im Halse steckengeblieben. Für die zwei mal sechs Feldspieler war der Weg von maximal 40 Metern pro Angriff aber noch halbwegs zu bewältigen. Dabei wurden sie von den gar nicht mal soooo wenigen Zuschauern leider nicht sonderlich unterstützt. Das war wie bei Buna Schkopau: da wird mit fetziger Mucke die Stimmung vorm Spiel anzuheizen versucht (bei Buna Dance-, Techno- und Rapmusik – in Meuselwitz Rap, die Ärzte und Rammstein), aber auf den Rängen bleibt es leise. Im Übrigen waren die Schiedsrichter wieder so gut, wie ich es vom thüringer Amateurhandball gewohnt bin.
Eine etwas andere und auch etwas kürzere Strecke fuhren wir dann nach dem Spiel zurück nach Zeitz.
Statistik:
Ground Nr. 391 (ein neuer Ground; diese Saison: 60 neue)
Sportveranstaltung Nr. 954 (diese Saison: 96)
Tageskilometer: 140 (100 Bahn, 40 Fahrrad)
Saisonkilometer: 16.410 (12.120 Auto/ 2.200 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.090 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 185
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