Samstag, 26. Juni 2010 – Beginn 16.00
2. Judo Bundesliga der Männer
Ergebnis: 4:10 nach 14 Kämpfen, 32:97
Halle: Turnhalle des Brockhaus-Gymnasium (Kap. bei Judo: 100 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 80 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Interessanter Kampfsport, aber leider sehr einseitiger Kampftag)
Photos and English Version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157624239151137/detail/
Nach 40km Fahrradfahrt, waren wir in einem der trostlosesten Stadtteile Leipzigs: Mockau. Ohnehin offenbaren Fahrten außerhalb des engsten Stadtkerns und der wald- und wasserreichen Naherholungsgebiete und Parks der Stadt immer wieder, wie überschätzt diese interessante aber absolut nicht schöne Stadt ist. Von den ganzen zwielichtigen Etablissements in Leipzig-Mockau suchten wir uns zum Essen den Imbiss im russischen Supermarkt aus. Da waren wir natürlich die einzigen deutschsprachigen Gäste. Die Russlanddeutschen kauften hauptsächlich Bier ein. Echt genial, wie die Klischees bedienen...
Tatsächlich gibt es aber auch in Mockau ein Gymnasium, was in einem hervorragend sanierten Plattenbau untergebracht ist. Die dazugehörige Sporthalle ist außen mit Graffiti beschmiert – der künstlerische Wert ist bei den Graffiti nicht erkennbar gewesen; sonst würde ich ja hier von „verschönert“ oder „gestaltet“ reden – und innen ein niedriger Rundbogenbau mit auffälliger Innendämmung. Auf dem alten Parkett werden nur Unihockey und Judo wettkampfmäßig betrieben. Heute stand Judo auf dem Programm. Die Paarung JC RBS 1991 Leipzig (7. von 8) gegen TSG Backnang (4.) war ein Kampftag der 2. Bundesliga der Männer. Das JC steht für „Judo Club“ – klar! Aber das RBS erschließt sich nicht ganz sicher, sollte aber mit dem Vorgängerverein BSG Robotron zu tun haben. Robotron war ein Industriekombinat im Bereich Elektronik und Elektrotechnik.
Mit der japanischen Kampfsportart Judo habe ich mittlerweile 42 verschiedene Sportarten gesehen. Nach Boxen, Ringen (wo gewisse Ähnlichkeiten zum Judo sichtbar sind), Kickboxen, K1, Freefight und Muay Thai ist das die siebte Kampfsportart, die ich mir anschaute. Beim auf Selbstverteidigung ausgelegten Judo werden noch mehr Hebel- und zusätzlich auch Tritt-, Schlag- und Ellbogentechniken vermittelt, als beim Wettkampfjudo erlaubt sind. Freefightduelle zwischen Judokas und Kung-Fu, Jiu-Jitsu oder Taekwondo-Kämpfern sagen mir, dass die im Wettkampf erlaubten Griffe in Duellen mit einigen anderen Kampfsportarten und im Straßenkampf wenig nützen – die zusätzlichen Techniken des „Alten Judo“ sind da sicher eine wichtige Ergänzung.
Wie auch immer, die Kämpfer hielten sich – kleine Missgeschicke ohne erkennbar bösen Willen ausgenommen – natürlich an die geltenden Regeln: ein Umstand, der bei den allermeisten Kampfsportarten viel üblicher ist, als bei jeder anderen Form des Wettkampfsportes, was Kampfsport trotz der körperlichen Härte fairer als die meisten Ballsportarten etc. macht. Die Leipziger waren leider klar unterlegen. Bis auf Murat Malsagov – vom Namen her Muslim aus einem russischen bzw. ex-sowjetischen Teilstaat mit einem typischen Bart des frommen Gläubigen – und Vinzenz Dotzler – einem wild gelockten jungen Deutschen – waren alle Leipziger Kämpfer klar schwächer. Teilweise wurden sie schon nach 10 bis 60 Sekunden der vorgesehen Maximalkampfzeit von 5 Minuten mit einem Ippon – einem kampfentscheidenden Wurf, wo der Gegner auf dem Rücken landet – auf die Matte geknallt. Die anderen Wertungen heißen übrigens Yuko (Y; bestimmte Würfe und Festhaltegriff am Boden bis 15 Sekunden) und Waza-ari (W; bestimmte Würfe, bis 20 Sekunden Festhaltegriff). Letzter zählt mehr als alle Yuko. Shido (S) ist ein Strafpunkt. Drei davon führen zum Hansoku-make (H; Disqualifikation). Letztere kann natürlich bei groben Regelverstößen gleich kommen.
Die Kämpfe im Einzelnen (nach Judobundesliga):
Gewichtsklasse: Leipziger (Wertungen) Ergebnis Backnanger (Wertungen) [Kampfzeit]
Unter 73kg: Patrick Lange (0; 1S) 0:10 Daniel Strobel (2Y, 1W, 1I; 1S) [3:22]
Unter 81: Vinzenz Dotzler (1W; 2S) 7:0 Vitalij Fuhrmann (1Y; 1S) [5:00]
Unter 100kg: Murat Malsagov (2Y, 1I; 0S) 10:0 Felix Korthals (0; 1S) [2:45]
Unter 66kg: Alexander Quapp (0; 1S) 0:7 Christof Strobel (3Y, 1W; 1S) [5:00]
Unter 90kg: Paul Göppner (H) 0:10 Mattias Müller (1I; 0S) [1:11]
Über 100kg: Björn Richter (0, 0S) 0:10 Sven Heinle (1I, 0S) [0:42]
Unter 60kg: Erik Eppler (0; 3S = H) 0:10 Matjaz Trbovc (1I; 0S) [2:29]
Unter 73kg: Patrick Lange (0; 0S) 0:10 Martin Krömer (1 I, 0S) [2:12]
Unter 81kg: Vinzenz Dotzler (1Y; 1S) 5:0 Artur Fuhrmann (0; 2S) [5:00]
Unter 100kg: Murat Malsagov (1Y, 1I; 0S) 10:0 Mark Spiegel (0; 1S) [3:42]
Unter 66kg: Christoph Kuba (0; 0S) 0:10 Alexander Volk (1I; 0S) [0:09]
Unter 90kg: Max Reusch (0; 0S) 0:10 Mattias Müller (1I; 0S) [0:40]
Über 100kg: Björn Richter (0; 0S) 0:10 Sven Heinle (1Y, 1I; 0S) [0:47]
Unter 60kg: Rene Epler (0; 1S) 0:10 Matjaz Trbovc (1W, 1I; 0S) [1:51]
Endergebnis somit: JC RBS Leipzig 4:10 (32:97) TSG Backnang
Die Backnanger feierten den Sieg dann mit Aktionen, die man eher vom Fußball kennt: im Kreis hüpfen und dabei „Auswärtssieg“ brüllen und dann alle mit Bier, zumindest Radler, anstoßen.
Alles in allem muss ich sagen, dass Judo auf jeden Fall ein interessanter Sport ist, den man sich zumindest ruhig mal anschauen kann. Wer im Ringen firm ist, wird sicherlich auch an Judo gefallen finden. Besser als Boxen gefällt mir das auf jeden Fall. Jedoch gibt es Kampfsportarten, die ich deutlich unterhaltsamer finde. Ende September wird von meiner Seite sicherlich ein weiterer Bericht zum Judo in Leipzig kommen: dann von einem Kampf der 1. Bundesliga, wo der bessere Leipziger Club: der JC Leipzig, kämpft. Nächster Kampfsportevent ist dann für mich sicher die Merseburger Fightnight Ende August, die K1, Kickboxen und Freefight zu bieten.
Statistik:
Ground Nr. 438 (ein neuer Ground; diese Saison: 107 neue)
Sportveranstaltung Nr. 1.024 (diese Saison: 167)
Tageskilometer: 80 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 35.720 (22.580 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 3.870 Fahrrad/ 3.270 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 17
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 204
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