Sonntag, 31. Dezember 2023

W3.0156I-3.0157II: Weihnachtstour nach Marokko – Heiligabend brannte in Berkane der Baum...

Photos with English commentary:

I. Sports:

a) Rabita Marrakech vs. AS Taseltant (8th Division Football Marrakech Region)

b) Etoile Ifrane vs. AS Taza (4th Division Futsal Fés-Meknés Region)

c) Kenitra AC Res. vs. Wiam Salé (8th Division Football Rabat Region)

d) Hassania Guercif vs. El-Mechaal Ed-Dahabi Nador (4th Division Women’s Football Eastern Region)

e) Hassania Guercif vs. Mouloudia Oujda (1st Division Handball)

f) AS Arekmane vs. Etoile Bni Drar (1st Division Rugby)

g) Union Sidi Slimane Berkane vs. Estudiantes Tetouan (5th Division Football North-Eastern League)

h) Renaissance Berkane vs. Raja Casablanca (1st Division Professional Football)

i) Kenitra AC Sebou vs. CAS Oulmes (6th Division Football Rabat Region)

II. Sightseeing:

j) Marrakech: Mhamid neighbourhood, Menara Garden   

k) Middle Atlas Region: Khenifra district, El Bourdj, Mrirt

l) Kénitra Province: Sidi Boughaba  

m) Eastern Region: Guercif, Hassi Berkane, Arekmane, Berkane  

Renaissance Berkane 1:1 Raja Casablanca

Vorbereitung und Anreise

Ich sollte ja meine Überstunden abbummeln. Klar, einfach mal alle vor den freien Weihnachtstagen genommen und somit noch mal eine Woche nach Marokko. War ich zwar im Mai schon, aber nachdem ich dort meine Freunde mehrere Jahre nicht besucht hatte, schadet ein zweites Mal in diesem Jahr auch nicht. Schon gar nicht, wenn es zu Heiligabend statt Langeweile 1. Liga Fußball und Rugby gibt!

Von Hannover aus ging es mit einer indiskutablen Umsteigezeit in Zürich, die die komplette Flugzeit klar überstieg, nach Marrakesch. Die Verbindungen nach Fés und Casablanca waren nämlich übertrieben teuer. Ich flog mit Edelweiss Air (also Swiss Air in billig) und Lufthansa. Wie üblich viel Ärger mit der scheiß Lufthansa: doppelte Abbuchung des Tickets, die erst nach Reklamation Wochen später zurückerstattet wurde, dafür 2 Stunden in der Warteschleife, Umsteigezeit viel zu lange, Service wie bei Ryan Air, Meilen konnte ich auch nicht einlösen, da die vom letzten Flug eine Woche lang nicht gebucht wurden und damit mein Meilen-Konto zu gering war... Also wenn Lufthansa nicht so viele Routen von Hannover aus bedienen würde: Ich würde mit dieser Drecksfirma gar nicht mehr fliegen!

Tagesstatistik: 80 km eigenes Auto, 10 km Mietwagen, 2.900 km Flugzeug

Rabita Club de Marrakech 1:1 Association Sportif de Taseltant

Vom Flugplatz auf den Fußballplatz – gleich nach der Landung ein Kreisklassespiel in Marrakesch

Rabita Club de Marrakech

1 : 1 (1:0)

Association Sportive Taseltant

- Datum: Mittwoch, 20. Dezember 2023 – Beginn: 16.15
- Wettbewerb: 2éme Division Ligue Regionale Marrakech-Safi, groupe 1 (8. und unterste Spielklasse in Marokko, 6. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 97 (48/49) Minuten – Halbzeit: 1-0

- Tore: 1-0 39. NN, 1:1 84. XY

- Gelbe Karten: 1x RCM, 2x AST

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Complexe Sportive M‘hamid (Kap. 1.200, davon 600 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 110 (davon ca. 10 Gästefans)
- Spielbewertung: 4,5/10

12 Stunden hing ich in Zürich rum. Für die sehr gute Qualität des Essens dort, musste man obszöne Preise zahlen. Die Übernachtungsmöglichkeiten waren derart teuer (selbst ein scheiß Kapselhotel noch 60€), dass ich mich auf ein Sofa legte, bis 5 Uhr das dazugehörige Café öffnete.

Durch ein Problem mit der Laderampe, startet der Flieger 20 Minuten später. Zwei Ehrenrunden bei Marrakesch später, und schon waren über 30 Minuten Verspätung zusammen. Das hat nichts mit Pech zu tun, dass in letzter Zeit mehr als jeder zweite Flug von mir mindestens verspätet war oder gar umgebucht wurde: Fliegen ist seit dem Coronawahn wieder sehr viel unzuverlässiger geworden. Durch das hohe Fluggastaufkommen, schafften auch 30 Zollbeamte gleichzeitig (Respekt, wie die das in Marrakesch noch unter Kontrolle hatten!) nicht schneller als in 40 Minuten die Schlange abzuarbeiten. Dann noch SIM-Karte geholt und das Mietwagenbüro minutenlang gesucht. In der hintersten Ecke vom Parkplatz standen nahe dem Ausgangstor zwei kleine Container von Location Auto / Auto Europe (nicht Europcar!) Die übergaben recht zügig einen verkratzten Dacia Sandero. Ich nehme vorweg, dass ich zwar den Zustand des Autos nicht so gut fand, aber Preis-Leistung stimmten, die Abwicklung freundlich und professionell war und auch die Kaution binnen der veranschlagten 48 Stunden nach Rückgabe vollständig erstattet wurde. Versteckte Gebühren oder Andrehen von Zusatzversicherungen wurde auch nicht praktiziert von dieser einheimischen Firma. Würde wieder da mieten!

Nun ja, eigentlich wollte ich ein Sechstligaspiel 9km entfernt im Stadtteil Hay Mohammadi gucken, doch das sollte 15.30 Uhr anfangen und 15.25 war ich gerade erst aus dem Parkplatz raus. Also die Alternative angesteuert: in nur 1,8km Entfernung befindet sich im an den Flughafen im Süden angrenzenden Stadtviertel M‘hamid, ein schönes, gepflegtes Stadion mit geschmackvollen Pflanzungen und einer etwa 650 Sitzplätze umfassenden Tribüne mit Sitzen in Staatsfarben (Dunkelrot und Dunkelgrün, jeweils im Wechsel eingefärbt). Unweit befinden sich übrigens noch eine große Sporthalle, eine große Moschee, Verwaltungsgebäude und ansonsten drumherum bessere Wohnblocks. Ich trieb noch in einem der typischen kleinen Läden was zu trinken auf, dann ging es bei freiem Eintritt auf die Tribüne. Der Blick schweifte über den Kunstrasen zu Palmen, Minaretten und dem ein oder anderen Flugzeug, welches nebenan abhob.

Die über weite Strecken fair und sauber geführte Partie stand unter Leitung eines sehr sicheren Schiedsrichtergespanns (junger Schiri, etwas älterer Linienrichter und sehr junge Linienrichterin). Da die B-Juniorinnen ihr Training bis zum Ende durchzogen, wurde erst 16.15 Uhr angepfiffen.  Auf dem Feld wussten die Achtligisten (unterste Spielklasse, also 2. Kreisklasse Marrakesch) nicht so zu überzeugen. Erst kurz vor der Pause ein schöner Flachschuss ins Eck zum 1:0 für die gastgebende Sportvereinigung Rabita Marrakesch. Nur wenige Minuten vor dem Abpfiff, gelang dem Team aus Marrakeschs südlichem Vorort Taseltant (von der Namensgebung her so eindeutig berberisch, wie in Deutschland Draschwitz oder Lobschütz slawische Ortsnamen sind) der Ausgleich. Rabita hatte zwar mehr Chancen, aber vergab diese oft kläglich. Die allenfalls mittelmäßige Partie fand so keinen Sieger. Übrigens endete auch die von mir zuvor anvisierte Sechstligapartie 1:1.

Ich ging dann zu Fuß das Viertel anschauen und ging an der Hauptstraße die Imbisse ab. In einem Fischimbiss bestellte ich „einen Teller voll wie die beiden Kunden vor mir, bitte“ mit Salat- und Salsabeilage. Sehr gut, nicht mal 3,50€ mit Trinkgeld und sehr authentisch... Der original gefälschte Ramsch auf dem Markt daneben war auch sehr authentisch. Manche Händler haben ja keine festen Stände, sondern breiten ihre Waren schön drapiert auf einem Tuch auf dem Boden aus.

Ich fuhr durch das allabendliche Chaos von Marrakesch und checkte ins vorgebuchte Hotel Amalay ein. Beim Preis von 30€ mit Frühstück (Croissants, Tee, Eier) muss ich auf die Inflation in Marokko verweisen: Zu Zeiten meines Auslandssemester 2013/2014 hätte ich so ein Zimmer für nicht mehr als 20€ bekommen. Die Benzinpreise waren mit um die 1,40€ auch obszön und auf die Kaufkraft gerechnet wären das so 4€ je Liter in Deutschland. Allerdings ist hinsichtlich Hotels Marrakesch neben Rabat und Casablanca die teuerste Stadt in Marokko...

Tagesstatistik: 2.900km Flug, 80km eigenes Auto, 10 km Mietwagen, 1 Spiel, 1 neuer Ground, 3. ohne 0:0, 156. Woche mit mindestens einer Sportveranstaltung.

Etoile Ifrane Futsal 2:1 Association Sportif de Taza

Mit Zwischenstopp beim Futsal in Ifrane zur Familie im Umland von Fés

Etoile d’Ifrane Futsal

2 : 1 (2:1)

Association Sportive de Taza

- Datum: Donnerstag, 21. Dezember 2023 – Beginn: 19.00
- Wettbewerb: 1ére Division de Futsal Ligue Regionale Fés-Meknés (4. Spielklasse im marokkanischen Futsal)
- Ergebnis: 2-1 nach 40 (2x20) Minuten – Halbzeit: 2-1

- Tore: 1-0, 2-0, 2-1

- Gelbe Karten: 1x AST

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Salle Couverte en Complexe Sportif de Ifraned (Kap. 800, davon 700 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 45 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 5,0/10

Über Landstraßen fuhr ich von Marrakesch via Bourj, wo es – dem Ortsnamen entsprechend – einen historischen Turm an einem reißenden Gebirgsbach gibt, und M’rirt – dort ging ich in einem guten und günstigen Imbiss essen, schaute mir das sanierte Stadion, wo ich 2013 mal ein Spiel gesehen habe, an und stieg einen der Berge dort hoch, wo man über die Stadt schaut, nach Ifrane.

In der Sporthalle hinter dem derzeit nur für Leichtathletik genutzten großen Stadion (der Fußballverein spielt auf dem Unisportgelände der Elite-Uni am anderen Ortsende) wurde in der regionalen Futsalliga ein Spiel zwischen Etoile Ifrane und AS Taza ausgetragen. Die Halle war leider sehr schlecht beleuchtet, natürlich auch kalt und zugig, da es hier nach Einbruch der Dunkelheit gleich in den einstelligen Celsiusbereich ging. Nachtfrost ist um diese Jahreszeit ja Standard dort. Ansonsten ist die Sporthalle baulich schön gestaltet, einige der paar Dutzend Fans gingen auch gut mit, aber die reichste Stadt Marokkos hat natürlich keine Ultra-Chaoten bei so einem Spiel zu bieten...

Ifrane ging 2:0 in Führung, kassierte etwas unglücklich den Anschlusstreffer, konnte aber in der zweiten Hälfte den dünnen Vorsprung verteidigen. Es war die torärmste Partie an diesem Spieltag und fand auf durchschnittlichem Niveau statt.

Nach einer guten Stunde Fahrt erreichte ich Ain Cheggag, wo mich Driss, Khadija, Hamza und Ghita freudig begrüßten. Ghita hatte auch schon echt gutes Essen zubereitet und unterhielt sich danach noch eine Weile mit mir wegen ihrer Ausbildung und ihrem Deutschkurs. Ein großes Thema in Marokko sind derzeit ja Streiks im Bildungssektor. Klar, denn auch da gibt es kaum gutbezahlte Jobs. Sie will ja im Ausland arbeiten – zumindest, um mal zu sehen, wie es da so ist. Wie viel schwieriger das für sie ist, als für einen Deutschen, der Work and Travel in z. B. Australien machen will, brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen. Kommentar einer Kollegin, die mir für Ausbildungen in Deutschland eine Adresse vermittelt hat: „Echt schön, dass du der Freundin da hilfst mit der Ausbildungsplatzsuche! Aber das ist eine Scheiße mit der Anerkennung von Abschlüssen und Kostenübernahmen! Da beneide ich euch echt nicht drum, um den Aufwand, den ihr da betreiben müsst...“

Tagesstatistik: 470km Mietwagen, 1 Spiel, 1 Ground

Sidi Boughaba

Freitagnachmittagspiel bei der Reserve von Kenitra AC

Kenitra Athletic Club Réserve

2 : 1 (0:1)

Club Wiam Salé Sportif

- Datum: Freitag, 22. Dezember 2023 – Beginn: 16.15
- Wettbewerb: 2éme Division de Ligue du Gharb Rabat-Kenitra-Salé (8. und unterste Spielklasse in Marokko, 6. Amateurliga)
- Ergebnis: 2-1 nach 103 (48/55) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: 0-1 33. NN, 1-1 66. XY, 2-1 90. Foulelfmeter

- Gelbe Karten: 3x KAC2, 4x CWSS

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Stade Ould Arfa (Kap. 1.500 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 60 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Nur Hamza hatte Zeit mich nach Kenitra zu begleiten. Wir fuhren erstmal nach Moulay Yacoub, wo es mehrere Schwimmbäder mit heißen Quellen gibt. Nach anderthalb Stunden da, fuhren wir über die Autobahn nach Kénitra, wo wir weniger warmes Wasser aufsuchten: den eindrucksvollen Atlantik-Strand von Sidi Boughaba. Die Zawiya (Mausoleum) des Sidi Boughaba ist etwas verfallen, liegt aber toll an einem Berg. Wir parkten unterhalb und stiegen dann quer eine Düne hoch. Die Dünen dort sind wirklich gewaltig. Der Strand ist klasse!

Wir wollten eigentlich aufgrund des spektakulären Grounds ein Spiel in Sidi Bouknadel gucken, doch das wurde kurzfristig abgesagt (Nicht-Antritt Gast), sodass wir nach Kénitra Ould Arfa fuhren. Nicht das beste Viertel, aber normales Publikum und freundliche Ordner auf dem Sportplatz. Kleine Stehtribüne auf einer Seite, etwas Hang auf zwei Seiten, sonst netter Blick zu Moscheen und Wohngebäuden. Das Kunstrasenspielfeld kann man auch gut überblicken.

Bei überschaubarem Niveau bekam man ein flottes Spiel mit viel Einsatz geboten. Die II. Mannschaft vom bekannten Kénitra AC (Amateur- bzw. Fanmannschaft von denen, die Nachwuchs-Profis sind U21/Espoirs, nicht diese U23 die hier kickte) traf auf Wiam Salé. Der Gast ging verdient 0:1 in Führung. Nach dem Seitenwechsel straffte sich KAC2 und drehte die Partie schließlich mit einem Elfmeter in der Schlussphase zu einem 2:1 Sieg.

Wir kehrten noch gut und günstig im Kénitra Street Food 1km weiter ein, ehe wir nach Ain Cheggag zurückfuhren.

Tagesstatistik: 500km, 1 Spiel, 1 neuer Ground, 4. Spiel ohne 0:0

Kenitra AC Reservé 2:1 Wiam Salé

Ein Samstag in Guercif: Rauferei beim Frauenfußball und neunte Niederlage in Folge für die Erstliga-Handballer

Hassania Guercif (Football Féminin)

0 : 7 (0:5)

El-Mechaal Ed-Dahabi Nador (FF)

- Datum: Samstag, 23. Dezember 2023 – Beginn: 13.25
- Wettbewerb: 2éme Division football feminin Ligue Orientale, groupe 1 (4. und unterste Spielklasse im marokkanischen Frauenfußball)
- Ergebnis: 0-7 nach 93 (46/47) Minuten – Halbzeit: 0-5

- Tore: 0-1 6. NN, 0-2 8. NN, 0-3 17. NN, 0-4 20. NN, 0-5 30. NN, 0-6 56. Foulelfmeter, 0-7 90. NN

- Gelbe Karten: mind. 1x TW Guercif

- Rote Karten: Nr. 6 Guercif und Nr. 3 Nador (jeweils glatt Rot wg. wechselseitiger Tätlichkeiten in der 69. Minute)

- Austragungsort: Stade Municipal de Guercif (Kap. 1.300, davon 300 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon ca. 5 Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Hassania Guercif (Handball)

22 : 32 (9:16)

Mouloudia Club de Oujda (Handball)

- Datum: Samstag, 23. Dezember 2023 – Beginn: 17.00
- Wettbewerb: Division Excellence de handball, poule nord, hommes (1. marokkanische Handballliga für Halbprofis und Amateure)
- Ergebnis: 22-32 nach 60 (2x30) Minuten – Halbzeit: 9-16

- Tore: NN

- Gelbe Karten: NN

- Zeitstrafen: Guercif 6 Minuten, Oujda 8 Minuten

- Rote Karten: 1x Rote Karte gegen Oujda (53. Minute, DQ wg. 3. Zeitstrafe)

- Austragungsort: Salle Couverte de Guercif (Kap. 600 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 100 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Am Samstag ging es nach Guercif. Mal was ganz neues, nie da gewesen bisher. OK, ich musste feststellen, dass die Beschreibung eines Bekannten, der mal da war, treffend war: Die Stadt ist eine Kaserne und zu sehen gibt es fast nichts. Überall Sicherheitseinrichtungen, aber man kann immerhin dennoch entspannt herumlaufen, ohne dass wie in vielen Diktaturen üblich, ausländische Touristen von Regimebütteln belästigt werden. Sehenswert ist ein mittelalterlicher Wehrturm, allerdings verschlossen. Der Park davor liegt an einem großen Wadi. Die Landschaft drumherum macht etwa daher, aber weiter westlich bei Taza ist sie spektakulärer. Großes Minus: Das Restaurant am Kreisverkehr war völlig überteuert, gerade für die Provinz. Und viel Auswahl hat man ja in Guercif nicht.

Dafür waren beide Sportveranstaltungen kostenlos...

Zuerst stieg im städtischen Stadion (der Kunstrasenplatz in der Ortsmitte mit kleiner überdachter Sitztribüne umgeben von Häusern; das größere Stadion am westlichen Stadtrand ist noch nicht eröffnet) ein Spiel der vierten und untersten Frauenfußballliga der Region Ost. Der Depp von Schiri war nicht gekommen, daher fing es mehr als eine Stunde später an. Man musste erst noch einen Neutralen besorgen und dann zwei Vereinslinienrichter.

Die Schiris bekamen auch mehr zu tun, als zu erwarten gewesen wäre... Nador klar überlegen, die Torhüterin von Guercif total unsicher, trägt einmal den Ball aus dem Strafraum raus, was der Schiri nicht bestrafen will, außer mit Freistoß für Nador. Nach 10 Minuten steht es schon 0:2 – erst ein Abwehrfehler, dann ein wirklich starker Freistoß aus 20 Metern in den Winkel. Das technisch schwache Spiel ist erfreulich schnell. Alle Spielerinnen – nach Aussage eines Zuschauers neben mir zwischen 15 und 27 Jahre alte, die meisten aber noch keine 20 – sind anders als viele Weiber in den unteren Klassen in Deutschland wohl nicht ohne jede sportliche Vorbildung zum Fußball gekommen. Bei Nador sieht aber alles besser aus und trotz eines verschossenen Elfmeters steht es bei Pause 0:5. Guercif steht dann etwas besser, ehe die Goldene Fackel (El-Mechaal Ed-Dahabi) Nador das 0:6 vom Punkt schießt. Danach macht Guercif noch besser zu, geht härter ran. Einmal auch zu hart, was in einer richtig eishockeymäßigen Schlägerei zwischen zwei Spielerinnen endet, die dann vom Schiedsrichter aus der großen Rudelbildung heraus mit Rot vom Feld geschickt werden. Hab ich in Deutschland auch noch nicht gesehen... Nador setzte noch einen zweiten Elfer vorbei, aber legte in der 90. Minute noch das 0:7 nach.

Also in der Breite und in der Spitze mag der Frauenfußball in Deutschland immer noch besser sein, als in Marokko. Auch wenn bei der letzten WM die Marokkanerinnen trotz klarer Niederlage gegen die DFB-Elf am Ende besser platziert waren als die großmäuligen Versagerinnen. Aber in den vergleichbaren deutschen Ligen (Großfeld-Kreisliga bzw. Großfeld-Landesliga, so 6. oder 7. Liga gegenüber dieser 4. Liga in Marokko) habe ich noch nie ein so hohes Tempo erlebt und solche Emotionen – allerdings gab es hier auch keine langsamen fetten Trullas wie in jeder deutschen Frauenmannschaft unterhalb der Regionalliga... Es fehlte nur stark an Schusstechnik und Ballbeherrschung, aber dafür hatte ich bei keiner Spielerin Zweifel hinsichtlich der geschlechtlichen Zugehörigkeit, was ja in Deutschland (aber eben auch Schwarzafrika) auch immer wieder ein schwieriges Thema ist.

Eindrucksvoll ist es schon, wie sich der Frauenfußball in den letzten 12 Jahren in Marokko entwickelt hat. Vor allem seit 2018, 2019 boomt der regelrecht. So einen prozentualen Zuwachs an Mannschaften und Spielerinnen hat man in Deutschland wohl nie gehabt beim Frauenfußball. Es muss sich aber in Marokko zeigen, ob die Jugendlichen und jungen Frauen auf lange Sicht bei der Stange bleiben. Dann dürfte das Land zumindest in Afrika vollends die Führung übernehmen, denn schon jetzt ist die marokkanische 1. Frauenliga so professionalisiert, dass sie Spielerinnen aus anderen afrikanischen Ländern anlockt und mehrfache Champions-League-Siegerinnen stellt.

Dann gab es ein Spiel der obersten Spielklasse im Männerhandball zu sehen. Die halbprofessionelle 1. Liga ist in eine Nord- und eine Südstaffel eingeteilt. Letzter in dieser Nordstaffel ist leider Hassania Guercif. Und auch gegen Mouloudia Oujda wurde nicht der erste Sieg oder auch nur Punkt in dieser Saison eingefahren: Am Ende stand vor nur 100 Zuschauern die neunte Niederlage in Folge. Nach einer knappen Viertelstunde nach Guercif beim Stand von 3:6 eine erste Auszeit, doch Oujda zog nach und nach weiter davon. 9:16 hieß es bei Pause. Bei 14:23 in der 45. Minute fingen beide Teams teilweise zu experimentieren an. Bei Zeitstrafen spielte der Torwart bis in die gegnerische Hälfte hinein mit, sodass es einmal ein Empty-Net-Goal gab. Zwischen Spielern der Heimmannschaft gab es auch mal Streit, weil zu früh Auszeit genommen wurde. Folgerichtig stand es am Ende 22:32 für Mouloudia Oujda.

Die Halle ist übrigens ziemlich klein mit gut 600 Sitzen auf einer Obertribüne, welche immerhin bessere Sicht als die allermeisten Obertribünen in unseren deutschen Sporthallen bietet.  Von außen ist die Halle auch geschmackvoll gestaltet, aber eigentlich sollte schon eine größere Halle im Westen der Stadt als Ergänzung zu dieser im Osten eröffnet worden sein. Doch die ist noch nicht fertig. Kennt man ja aus Deutschland, diese Lahmarschigkeit...

Tagesstatistik: 410km Mietwagen, 2 Spiele, 2 neue Grounds, 6. Spiel ohne 0:0

Hassania Guercif (Football Feminine) 0:7 Al-Mechaal Ed-Dahabi Nador (Football Feminine)

Besinnlicher Heiligabend mit Rugby auf dem Sandplatz von Arekmane, 5. Liga in Sidi Slimane und Botola Pro Spitzenspiel in Berkane...

Association Sportif Arekmane-Nador de Rugby

6 : 10 (3:7)

Étoile Rugby Bni Drar

- Datum: Sonntag, 24. Dezember 2023 – Beginn: 11.30
- Wettbewerb: Championnat du Maroc Rugby a XV Excellence, groupe nord (1. Spielklasse im 15er-Rugby [Rugby Union] von Marokko)
- Ergebnis: 6-10 nach 97 (43/54) Minuten – Halbzeit: 3-7

- Punkte: 0-5 22. Try, 0-7 22. Conversion, 3-7 24. Freekick, 3-10 53. Freekick, 6-10 80.+4 Freekick

- Gelbe Karten: keine

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Stade Municipale de Arekmane (Kap. 1.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 120 (davon ca. 5 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,0/10

Union Sidi Slimane Berkane

3 : 0 (0:0)

Club Estudiantes de Tetuán

- Datum: Sonntag, 24. Dezember 2023 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: 2éme Division Amateur, poule nord-est (5. marokkanische Fußballliga, 3. Amateurliga)
- Ergebnis: 3-0 nach 97 (47/50) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tore: 1-0 56. Yachioui (Handelfmeter), 2-0 66. Ayada, 3-0 81. Ayada

- Gelbe Karten: 3x CET

- Rote Karten: keine

- Austragungsort: Terrain Sidi Slimane (Kap. 1.000 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 140 (davon wohl keine Gästefans)
- Spielbewertung: 6,5/10

Renaissance Sportive de Berkane

1 : 1 (0:1)

Raja Club Athletic de Casablanca

- Datum: Sonntag, 24. Dezember 2023 – Beginn: 18.00
- Wettbewerb: Botola Pro (1. marokkanische Profi-Fußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 101 (51/50) Minuten – Halbzeit: 0-1

- Tore: 0-1 17. Zerhouni, 1-1 87. Elfahli

- Gelbe Karten: 2x Morabit, Moussaoui, Baadi, Khairi (RSB); Maouhoub, Ennaffati (Raja)

- Rote Karten: Morabit (75. Gelb-Rot wg. wdh. Foulspiels)

- Austragungsort: Stade Municipal de Berkane (Kap. 10.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 9.000 (davon ca. 300 Gästefans)
- Spielbewertung: 7,5/10

Das war ein Heiligabend wie er sein muss: 3 Sportveranstaltungen in 3 neuen Grounds!

Dazu ging es früh los in den Nordosten. Bei Taourirt die Autobahn verlassen, dann über Nationalstraße 9 und teils unbefestigte Nebenstraßen auf dem kürzesten und schnellsten Weg durch die gebirgige Landschaft des Rifs nach Arekmane bei Nador. In diesem Kaff gibt es tatsächlich 1. Liga zu sehen und zwar im Rugby. Ähnlich wie in Deutschland ein Randsport mit einiger Tradition aber international erfolglos. Auch wie in Deutschland, wird überwiegend Union (Rugby mit 15 Spielern) gespielt. In Afrika ist Marokko ganz weit hinter Südafrika (der einzigen Profi-Rugbynation auf dem Kontinent) aber unter den besten 5 Amateurnationen. Ein Spiel der Nationalmannschaft gegen Tunesien hatte ich vor einigen Jahren mal in Oujda gesehen – topp Stadion, vierstellige Zuschauerzahl, auch wirklich gute Partie.

Heute bei freiem Eintritt vor wenig mehr als 100 Zuschauern 1. Liga auf einem lehmigen Sandplatz. In Deutschland hätten die da nicht gespielt. Rugby Arekmane teilt sich die Anlage auch noch mit den in der 6. oder 7. Liga spielenden Fußballern. Also Tore weggerückt, Stangen eingesteckt – Markierungen für beide Sportarten waren aufgebracht. Ich suchte mir einen Platz auf der Mauer, sonst steht man ebenerdig am Maschendrahtzaun. Der Blick zum Mittelmeer und ins Rifgebirge bzw. über einen Schilfgürtel zum Dorf oder die großen Dorfmoschee ist ja ganz nett, aber für die Spieler ist die Anlage eine Zumutung!

Die 1. Rugbyliga ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen und Jugend in eine Nord- und eine Südstaffel eingeteilt. Hierbei fällt auf, dass Teams aus dem strukturschwachen Nordosten überproportional vertreten sind. Vor allem die Hochburgen Oujda und Saidia mit zwei Anlagen, die auch für Länderspiele genutzt werden, aber eben auch Provinznester wie Arekmane oder Bni Drar, die mitsamt aller Ortsteile beide nur auf um die 15.000 Einwohner kommen.

Arekmane hatte einen Sieg aus 3 Spielen, Beni Drar noch keinen Erfolg. Wie viele Spiele im marokkanischen Rugby, war auch diese Partie intensiv, nicht statisch, aber aufgrund der Abwehrarbeit arm an Punkten. Mitte der ersten Hälfte gelang dem Gast ein fast mittig abgelegter Versuch (5 Punkte, Englisch: try, Französisch: essai, Arabisch: muhawala – alle drei Worte waren zu hören, je nachdem wie Spieler und Fans gerade lustig waren...) Auch die Erhöhung (2 Punkte) saß. Nach einer Weile verkürzte Arekmane per Freistoß/Straftritt/Freekick auf 3:7. Erst nach der Pause gelang ein solcher Freekick bei den Gästen zum 3:10. Arekmane versuchte nun verzweifelt einen Versuch zu legen, doch scheiterte immer wieder. Ein Freekick verkürzte noch auf 6:10, doch da war die Nachspielzeit schon angebrochen. Aufgrund zweier Tumulte und mehrere Verletzungspausen dauerte die Partie statt der üblichen 80 über 90 Minuten.

Durch schöne Berglandschaft mit Blick aufs Mittelmeer und dann mit Blick auf die nächsten Bergzüge im Süden, fuhr ich nach Berkane. Diese Provinzhauptstadt begrüßt einen leider erstmal mit Slums. Die Berber aus dem Umland, die da hausen, haben es echt schlecht getroffen. Die Stadt scheint recht unkontrolliert zu wachsen. Der Nordosten Marokkos ist die strukturschwächste Ecke des Landes. Sieht man da leider gut. Im westlichen Vorort Sidi Slimane sieht es etwas besser aus, aber auch hier sind die Gebäude recht primitiv, relativ viel Dreck und die Leute sind natürlich überrascht, wenn da ein Ausländer beim Fußball rumguckt. Der Platz ist nicht so der Bringer, lebt aber von den Häusern drumherum und dem Blick in die Beni-Snassen-Berge. Der Kunstrasen hat nur Stehplätze ringsherum und am besten sieht man aufgrund des Zaunes mal wieder, wenn man auf Mauern klettert.

Während die Frauen immer wieder zwischen 1. und 2. Liga schwanken und letzte Saison ins Pokalfinale kamen, sind die Männer nur in der 5. Liga, einer mit den deutschen Bezirksligen oder Landesklassen vergleichbare überregionale oder überkreisliche Amateurliga. Aber dort bekommt man meist bei freiem Eintritt ganz gescheiten Fußball geboten. So auch heute bei der Partie gegen Talaba Tittawen (Estudiantes Tetuán, Studentverein Tetouan). Mittelfeld gegen Abstiegsplatz, trotz vieler guter Chancen kein Treffer zur Pause. Nach dem Seitenwechsel bald ein Handelfmeter, der sicher ins Eck platziert wurde. Zwei Kopfbälle später stand es 3:0. Sidi Slimane schoss sogar noch einen zweiten Elfer in der Schlussphase neben das Tor.

Highlight heute und Grund für die Fahrt nach Berkane war dann aber ohnehin das 18 Uhr Spiel im Stadtstadion Berkane. Da keine Tageskasse bzw. ausverkauft, ging ich bis zur ersten Polizeisperre und schaute mich dann um, wer eine Karte übrig hatte. Es dauerte nicht lange, bis ein Ultra mich ansprach, ob ich eine Karte bräuchte. Der bat natürlich um einen höheren Preis, aber ob ich jetzt 3,50€ oder 2€ Eintritt zahle, ist jetzt auch nicht so wild. Der bedankte sich ja auch sehr freundlich, dass ich nicht noch handelte und diskutierte. An der ersten Polizeisperre wurde die Karte kontrolliert, an der zweiten zerrissen. Dann eine kurze Taschenkontrolle und schon konnte ich mir am Rande der Kurve einen Platz unter Normalos suchen. Auffällig auch, dass hier einige Frauen selbst in diesem Bereich des Stadions waren. Mittlerweile werden auch viel mehr weibliche Sicherheitskräfte als noch vor 10 Jahren abgestellt, die Zuschauerrinnen kontrollieren. Aber vor der Kurve war auch nur eine einzige Polizistin, die diese Aufgabe wahrnahm – bei den Chaoten stehen halt fast nur Männer...

Auf der Gegentribüne, die einen schönen Arkadengang in der letzten Reihe hat, war aber auch richtig was los. Und selbst auf der überdachten Haupttribüne gingen die Fans mit. Nur die Gästekurve war spärlich gefüllt, da nur 300 Normalos Karten erhalten hatten – die Ultras von Raja hatten Auswärtsfahrverbot.

Das Stadion ist übrigens eines der schönsten der Liga, aber das drittkleinste nach Zemamra und Berrechid. Mit 10.000 Sitzplätzen vor der Gebirgskulisse der Beni Snassen Berge und natürlich viel Orange, da Berkane wichtigster Standort des Orangen- und Mandarinenanbaus in Marokko ist, ist es wie gesagt ein wirklich schöner Ground.

Stimmung war auch stark, gut 9.000 Fans waren da – 1.000 Plätze gingen halt durch Puffer zum nicht mal halbvollen Raja-Block verloren.

Die Partie lohnte auch das Kommen, aber Vierter gegen Zweiter ist natürlich wieder so ein Spitzenspiel mit viel Blockieren und hartem Einsatz. Raja ging nach einer halben Stunde in Führung – Flachschuss diagonal ins lange Eck. Nach 75 Minuten schien die Partie gelaufen, denn Berkane hatte bis dahin immer wieder gute Chancen auf den Ausgleich, doch kassierte nun einen Platzverweis. Aber Raja bekam nun seine Chancen nicht unter und Berkane konterte. Noch ein Flachschuss diagonal ins lange Eck des Tores vor der Gästekurve und schon stand es 1:1. Dabei blieb es auch bis zum Abpfiff, was ein verdientes Resultat darstellte, was aber weder Heim- noch Gastanhang zufriedenstellte.

War echt gut, mal wieder Profifußball in Marokko gesehen zu haben. Bei der letzten Reise (Mai 2023) hatte ich ja nur Amateurspiele und Beachsoccer, bei dieser Reise waren es sonst auch nur Amateurspiele und 1. Liga in anderen Sportarten.

Das Auto war einige Hundert Meter entfernt geparkt, dort befand sich fußläufig auch noch ein guter Imbiss (L‘Coin Delice) und dann ging es über eine erstaunlich gute Landstraße durchs Gebirge zur Autobahnauffahrt El Aioun und von da bis Mitternacht nach Ain Cheggag zurück.

Tagesstatistik: 720km Mietwagen, 3 Spiele, 3 neue Grounds, 8. Spiel ohne 0:0

AS Arekmane Rugby 6:10 Etoile Rugby Bni Drar

Über Kenitra mit Montagnachmittagspiel der Kreisoberliga gen Marrakesch

Kenitra Athletic Club Sebou

1 : 0 (0:0)

Club Atlas Oulmes de Sport

- Datum: Montag, 25. Dezember 2023 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: Division Excellence de Ligue du Gharb Rabat-Kenitra-Salé (6. Spielklasse, 4. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 101 (46/55) Minuten – Halbzeit: 0-0

- Tor: 1-0 55. NN

- Gelbe Karten: 2x KACS, 5x CAOS

- Rote Karten: komischerweise keine

- Austragungsort: Terrain Souiri (Kap. 750 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 40 (davon ca. 5 Gästefans)
- Spielbewertung: 5,5/10

Am Montagmorgen fuhr ich Khadija und Hamza zur Arbeit und Ghita zur Ausbildung. Mit ihr übte ich vorher noch etwas Deutsch.

Dann fuhr ich zum zweiten Mal nach Kenitra. Leider der schlechteste Ground der Reise: Das Terrain Souiri hat zwar eine schöne alte Mauer mit entsprechendem Vereinsheim und liegt direkt hinter dem großen Stadion vom KAC, doch der Kunstrasen ist von einem Zaun umgeben und hat nur Stehplätze, zwei winzige Stufen und sonst nur ein Kamerapodest zu bieten. Die Zufahrt erfolgt am besten von Norden her den Sandweg neben dem Tennisclub rein. Oder vorm Tennisclub parken.

Schlimm ist auch zu sehen, wie das Stadion in Kenitra immer noch nicht fertiggestellt wurde. Die spielen seit Jahren auf einer Baustelle, während an den meisten Standorten in Marokko besser und zügiger gearbeitet wird. Mal schauen, ob die so lange brauchen wie in Saarbrücken mit ihrem Ludwigspark...

Die Partie zwischen Kenitra AC Sebou und CAS Oulmes hätte ich aufgrund des Grounds viel lieber in Oulmes gesehen, zumal ich dann nicht die Mautautobahn gen Marrakesch hätte nehmen müssen... Aber OK, Oulmes vielleicht ein anderes Mal, nun halt der Kick auf dem Souiri-Terrain. Beide Teams spielten auch ganz ordentlich, doch vor allem Oulmes hatte viel zu meckern, was zu einigen Unterbrechungen führte. Sebou vergab einen Elfer, traf aber nach der Pause schön herausgespielt zum 1:0. Oulmes vergeigte etliche Chancen, bekam aber kurz vor Schluss einen Elfer verwehrt (Torwart rennt Stürmer mit Verletzungsfolge um).

Während des Spiels kam ich mit einem ivorischen Halbprofi ins Gespräch, der bei Wydad Fés nicht genug Geld bekam und dann einfach vor die Tür gesetzt wurde und nun bei Kenitra AC in Liga 3 (die wollen natürlich wieder zurück in den Profibereich) für die Rückrunde versucht einen Platz zu bekommen. Schwierig für so mittelmäßige Spieler: Windige Berater, unzuverlässige Vereinsbosse – ein echt unsicherer Broterwerb!

Ich ging dann wieder zum Kenitra Street Food essen und fuhr dann die beschissenste marokkanische Autobahn (Kenitra-Sale-Rabat-Casablanca-Nouaceur). Ständig voll und unnötiger Aufenthalt bei zu vielen Mautstationen. Dann konnte man gescheit fahren bis Skhour Rehamna. Da wollte auf der Landstraße am Ortsrand ein Uniformierter mal ganz dreist sein bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle. Ich hatte nämlich ein Stück vor der Haltelinie erst angehalten. Aber er fand es so gut, dass ein Deutscher Arabisch mit ihm spricht, dass er doch nicht mehr Bestechung kassieren wollte für einen angeblichen Stopp-Verstoß...

Ich fuhr noch die 30km bis Ben Guerir, wo ich im Hotel Abdi für nur 100 Dirham ein entsprechend einfach ausgestattetes Zimmer bekam.

Tagesstatistik: 570km Mietwagen, 1 Spiel, 1 neuer Ground, 9. Spiel ohne 0:0

Kenitra AC Sebou 1:0 Club Athletique Sportive d'Oulmes

Die Gärten und der Flughafen von Menara – Abreise aus Marrakesch

Am Abreisetag habe ich noch in Ben Guerir gefrühstückt: Suppe mit Fladenbrot und eine Art Crêpes, dazu Tee. Auch dort wieder wie schon am Vorabend im Hotel ausgesprochen freundliche Leute. Die wunderten sich aber schon etwas, dass in dieser öden Bergbaustadt irgendein Ausländer Halt macht... Naja, wenn mal ein Spiel von Chabab Ben Guerir in Liga 2 günstig liegt, wenn ich mal wieder in Marokko bin, dann komme ich da auch gerne noch mal runtergefahren...

In Marrakesch wurde es zum Abschluss aber noch mal richtig touristisch. Die Menara Gärten mit dem reich verzierten Pavillon – letzterer kostet auch fast 5€ Eintritt, während die Gärten selbst kostenlos zugänglich sind – stammen aus dem 17. Jahrhundert. Wirklich hervorragende Architektur der frühen Neuzeit und eine tolle Kombination aus Landwirtschafts- und Freizeiteinrichtung aus dieser Zeit.

Am Flughafen klappte die Mietwagenrückgabe reibungslos. Aber dann musste ich viel anstehen. Bei Discover Airlines (Nachfolger oder Nachnutzer von Eurowings), irgendeine Billigairline mit Verbindung zur Lufthansa, bin ich auch erstmals geflogen), dauerte es beim Einchecken ewig. Dann noch etliche Minuten an der Passkontrolle rumgestanden. Dann noch eine Weile bei der Handgepäckkontrolle. Der Flieger war immerhin pünktlich in FFM gelandet, aber dieser Flughafen in Frankfurt ist ja echt nervig: Kilometerlang zum nächsten Gate, dann unfähig langsame Pass- und vor allem Gepäckkontrollen. Wegen diesen Idioten vom Sicherheitspersonal haben die beiden Rentner neben mit fast den Flug nach Hannover verpasst. Auch ich kam knapper als sonst zum Gate – so schnell sind 100 Minuten Umsteigezeit aufgebraucht!

Tagesstatistik: 80km Mietwagen, 2.900 km Flugzeug, 70 km eigenes Auto

Marrakech

Fazit: Wieder eine lohnende Tour, wieder war es schön die Freunde dort besucht zu haben. 2024 komme ich vielleicht wieder, entweder wieder Weihnachten oder doch Ende Oktober/ Anfang November. Spätestens aber im Sommer 2025 zur Afrikameisterschaft.

Aber so wie dieses Jahr muss Weihnachten sein: Sport statt Langeweile!

Ein Tipp an die Groundhopper, weil ich schon öfter mal solche Fragen per Mail bekommen habe: Auf den Websiten lnfp.ma (1. und 2. Liga) sowie lnfa.ma (3.-5. Liga) findet man auch auf Französisch Ansetzungen. Unbedingt beachten, dass aufgrund derzeit grassierender behördlicher Schikanen in jeder der oberen Ligen jedes Wochenende mit 1 oder 2 Spielen ohne Publikum zu rechnen ist („huis clos“, französische Aussprache: „üh klo“). Auch wenn kein Stadion angegeben ist (en cours, wird noch in den Folgetagen zwischen Veröffentlichung Spielplan und Spiel selbst festgelegt) ist es unwahrscheinlich, dass man ein Spiel vor Publikum erlebt – nicht selten werden Ausländer aber einfach auf Presseplätze gelassen, wenn sie freundlich fragen... Also falls mal einer wieder ein Geisterspiel wie zu Coronazeiten haben will...

Ebenfalls beachten: In der 1. Liga werden für viele Spiele keine Tickets am Spieltag verkauft, sondern nur bis einen Tag vorher an den Stadionkassen, Fanshops, Geschäftsstellen usw. Hier sind Facebookseiten der Vereine hilfreich, wobei man sich auf den Schwarzmarkt vorm Stadion eigentlich immer verlassen kann. Ich bin ja auch nach Berkane gefahren und habe da eine Karte 50 Minuten vor Anstoß bekommen...

Diese ganzen unsinnigen Schikanen sind dem Zwang geschuldet, schlechte Presse vermeiden zu müssen, da 2025 der Africa Cup und 2030 einige Spiele der WM in Marokko steigen sollen. Da ist es halt nicht gut, wenn der Mob so tobt, wie er in Marokko halt gerne mal im Stadion tobt...

Bock auf die Ligen ganz unten? Jeder Regionalverband (z. B. Fés-Meknés oder Grand Casablanca) hat eine eigene Website oder Facebookseite. Meist nur auf Arabisch. Versucht die Übersetzungsfunktion von Google Lens (da meist PDF oder Bilddateien) oder holt euch Hilfe von Arabischsprechern.

Auch andere Sportarten bekommt man gut über Facebookseiten der jeweiligen Verbände: z. B. Handball, Basketball, Rugby...

Union Sidi Slimane Berkane 3:0 Club Estudiantes de Tetuán

Statistik der gesamten Tour:

- Grounds: 3.546 (9 neue; diese Saison: 133 neue)

- Sportveranstaltungen: 4.984 (9; diese Saison: 167)

- Tourkilometer: 8.710 (5.800 Flug, 2.760km Mietwagen, 150 eigenes Auto)

- Saisonkilometer: 59.100 (30.900 Flugzeug/ 26.010 Auto, davon 11.770 Mietwagen/ 2.090 Fahrrad/ 180 Schiff, Fähre / 20 Bus, Bahn, Straßenbahn)

- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 8 [letzte Serie: 173, Rekordserie ohne 0-0: 178]

- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 2 des Jahres 2021 (04.-10.01.), d.h. seit 157 Wochen in Folge [letzte Serie: 30 Wochen von KW22/2020-51/2020; Rekordserie: 711 Wochen von KW 31/2006 bis KW 11/2020].

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