Donnerstag, 8. August 2013

W367II: Dessau-Roßlauer Nachbarschaftsduell

SV Germania 1908 Roßlau (Elbe) ------------------------- 1
SV Dessau 1905 ------------------------------------------------ 2
- Datum: Mittwoch, 7. August 2013 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: Testspiel (Landesklasse Sachsen-Anhalt, Staffel 5; 8. Liga, 3. Amateurliga gegen Landesliga Sachsen-Anhalt, Süd; 7. Liga, 2. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-2 nach 92 Min. (46/46) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 25. Christian Heß, 1-1 63. Lukas Schuhmacher, 1-2 69. Volker Nickels
- Verwarnungen: keine
- Platzverweise: keine
- Spielort: Elbesportpark (Kap. 2.500, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 90 (davon mind. 30 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,5/10 (Teilweise etwas zerfahrene, aber weitestgehend unterhaltsame Partie) DSC02366 Elbesportpark Roßlau 
Photos with English Commentary:
a) Pre-Season: Germania Roßlau v Dessau 05 – Album Includes Pictures of Roßlau Old Town
b) Some Older Pictures: Dessau I, Dessau II and Wörlitz

Mittwoch ging es in eine von mir nicht sonderlich geschätzte Gegend des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Dessau ist eigentlich eine hässliche Stadt und reichlich überschätzt aufgrund der kulturhistorischen Bedeutung. Das berühmte Wörlitzer Gartenreich liegt kilometerweit außerhalb des verbauten Zentrums. Aber auch einige Kilometer außerhalb dieses Stadtzentrums liegt ein nicht uninteressanter Vorort namens Roßlau, der lange eine eigene Stadt war. Einmal über die Elbe, schon steht man in der Ansammlung weitestgehend primitiver und oft heruntergekommener Ackerbürgerhäuser. Interessant ist hier aber eine sanierte Wasserburg und auch die nördlich des gesichtslosen Marktplatzes gelegene Marienkirche, die innen hervorragend gestaltet ist, lohnt sich. Wenn man in Roßlau etwas anschaut, wird man übrigens von den einen blöd angeglotzt („Was, Fremde gucken sich hier was an? Guck mal auf die Autonummer!“) oder freundlich angesprochen. Die Kirchenführerin ist da in zweierlei Hinsicht eifrig: religiös eifrig und auch touristisch.

Der Grund unseres Besuchs war ein Testspiel von Germania Roßlau in ihrem schönen Elbesportpark. Der ist zum Glück ein ganzes Stück vom Fluss weg, an Bahnanlagen und engen Vorstadtstraßen von Bäumen umgeben gelegen. Die Anlage ist sehr weitläufig mit mehreren, ziemlich verrotteten und ausbautenlosen Nebenplätzen, Tennisanlagen, einem großen und einen guten Eindruck hinterlassenden Vereinsheim an das auch der Sprecherturm gebaut ist. Der Eingangsbereich ist auch ganz nett gestaltet, auf altmodisch gemacht ist z.B. ein Stein für die fürs Vaterland gefallenen von 1870/71, 1914-18 und 1939-1945 sowie ein weiterer Stein mit Vereinsschriftzug „Germania Roßlau“. Allerdings verlangte der Alte am Einlass – zum ersten Mal bei den Testspielen die ich diese Saison besuchte – den vollen Ligaspielpreis von 3€ (ermäßigt 2€). Für die Dreistigkeit bekam man aber noch gute Sitzplätze auf alten Holzbänken, die auf der Mitte der dreireihigen Gegentribüne und auf dem Oberhang der dreireihigen Hintertorkurve stehen. Rechts vom Sprecherturm ist eine vierreihige Haupttribüne – von Kiefern beschattete, massive Steinstufen – und die andere Kurve ist auffällig zugewuchert.

Das Spiel wurde von einem auffällig dürftigen Schiedsrichtergespann geleitet: klare Fouls wurden laufen gelassen, dafür bei gleicher Höhe und passivem Abseits dauernd gewunken. Diese perverse neue Abseitsregelung sollte man als Amateurschiedsrichter prinzipiell ignorieren – dass die scheiß Amateurverbände zu dumm sind, sich gegen solche kranken DFB-Richtlinien durchzusetzen und mit diesen Drecksregeln nur die Unparteiischen verunsichert, zeigt nur ihre Unfähigkeit und Entfremdung von den Spielern und Fans der unteren Klassen. Einige der Abseitsentscheidungen, hauptsächlich des zwanghaften Abseitswinkers der vor der Gegentribüne dauernd rumwedelte – waren ohnehin bei jeder Regelauslegung falsch. Wenn der dauernd winken will, soll er eine Vereinsfahne nehmen und sich damit auf die Tribüne stellen! Der Schiri hatte auch noch die Karten vergessen, sonst hätte er für jede Mannschaft zwei gelbe zeigen müssen!

Das Spiel war durchschnittlich, aber schon recht unterhaltsam. Anfangs tat sich Dessau sehr schwer mit dem unterklassigen Gegner. Hätte Roßlau nicht so schlechte Stürmer, wären die Dessauer nie mit dem Pillepalle vorm eigenen Strafraum ohne Gegentor weggekommen. Nach 25 Minuten traf Roßlau nach Standardsituation zwar per Kopf, aber das hätte längst das 3:0 oder 4:0 sein müssen. So gelang Dessau noch ohne allzu großen Aufwand das Spiel nach der Pause zu drehen. Zwei Mal trocken eingenetzt und das war’s. Die zweite Halbzeit wurde ohnehin deutlich von den Gästen bestimmt, die zwar 10 Feldspieler wechseln konnten, aber wie die junge Frau neben mir meinte, nicht einmal den Ersatztorhüter dabei hatten sondern 90 Minuten lang einen dritten Ersatzmann zwischen den Pfosten. Der hielt sich allerdings bei allen Unsicherheiten und dem Fakt, dass der Kopfball zum Gegentor haltbar war, noch ziemlich gut. Die Niederlage Roßlaus lag allerdings weniger an der Torhüter- und Abwehrleistung Dessaus, sondern am schwachen Germania-Sturm.
Während einige Roßlauer noch leere Bierbecher auf der Steintribüne verbrannten, machten wir uns zügig nach Merseburg zurück.
 DSC02350 Marienkirche Roßlau  
Statistik:
- Grounds: 980 (heute 1 neuer; diese Saison: 9 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.864 (heute 1, diese Saison: 8)
- Tageskilometer: 170 (170km Auto)
- Saisonkilometer: 2.050 (1.980 Auto/ 70 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 137 [letzte Serie: 6, Rekord: 141]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 367

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