Montag, 22. Februar 2010

W186II: Handball in Leipzig – von einer alten Fabrikhalle mit modernem Parkett und einem verschlafenen Start der Gastmannschaft

TuS Leipzig-Mockau 26:18 Sächsischer HC Meerane
Sonntag, 21. Februar 2010 – Anwurf 18.00
Verbandsliga Sachsen, West (5. Handballliga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 26:18 nach 60 Min. – Halbzeit 14:6
Tore: weiß nicht.
Zeitstrafen: Mockau 16 Minuten, Meerane 12 Minuten
Platzverweise: Nr. 5 Mockau (Schiedsrichterbeleidigung?)
Spielort: Rosenow-Sporthalle (Kap. 140: 100 Sitzplätze, 40 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 130 (ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Gutes und hartes Spiel)
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Photos and English version:
Handball in Leipzig-Mockau and Photos of North-Eastern Leipzig and Taucha

Die Verlegungswelle am Wochenende 09./ 10.01. 2010, die jeder vernünftigen Grundlage entbehrte – in Thüringen haben die schließlich auch gespielt – und hunderte Sportveranstaltungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt erfasste, hatte dann doch ihr Gutes: bevor wir drei Wochen im Nahen Osten weilen, fuhren wir noch zum ersten Mal zum Amateur-Handball in Sachsen. Da wir zurück nach Hause nicht stundenlang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herum und Dunkelheit Rad fahren wollten, nahmen wir die Straßenbahn Merseburg – Bad Dürrenberg und stiegen dort in den Zug Weißenfels – Leipzig ein, der wegen zwei beschissener ICE-Züge zu spät war. Gut, dass wir Zeit hatten!

Wir hatten sogar so reichlich Zeit, dass wir erst einmal mit den Rädern zum Orientieren zur Halle in Mockau fuhren und dann zum ältesten Gebäude der Stadt Leipzig, der Kirche Hohen Thekla, die auf einer Erhebung oberhalb des Ortsteils Thekla thront, dann nach Portitz, wo es neben einem langen Dorfteich eine klassizistische Dorfkirche zu begutachten gibt, und schließlich sogar bis nach Taucha, was schon eine eigene Stadt ist. Taucha ist mit Verlaub: ziemlich hässlich, aber wenn man schon in der Ecke ist lohnt ein Blick auf die Kirche, das ihr gegenüberliegende Gebäude mit der Jugendstilfassade, das alte Rathaus und schließlich das Schloss, was der Laie für einen vergammelten Bauernhof der bankrotten LPG halten wird.

Wieder zurück nach der 25km-Runde in der Rosenow-Sporthalle der 65. Mittelschule in der gleichnamigen Straße nordöstlich des Leipziger Zentrums stieg eine Partie der Verbandsliga zwischen dem Turn- und Sportverein Leipzig-Mockau, der früher einmal BSG Motor Mockau hieß, und dem Sächsischen Handball Club Meerane, der ehemals BSG Motor Meerane hieß. Außer uns wollten noch so etwa 130 Zuschauer dieses Spiel der zweiten Amateurspielklasse sehen. Da die Halle nur auf einer Seite ebenirdisch Sitzbänke hat und je ein Viertel der Hintertorbereiche zum Stehen freigegeben ist, wurde es recht eng: da passte kaum noch jemand rein. Vor allem aus der Ecke mit dem Lok-Fanclub wurde immer wieder angefeuert und auch ganz gut gepöbelt. Man sollte sich übrigens vom Äußeren der Halle nicht täuschen lassen: sieht aus wie eine vergammelte Fabrik mit fahlen Fensterscheiben, kastenförmig, ein kaum noch lesbarer Schriftzug „Sport für alle“ über der mit „ACAB“ beschmierten Metalltür. Innen ist die Halle schon richtiggehend langweilig modern mit neuem Parkett, wärmegedämmter Decke, sauberen Bänken und frischen Sportgeräten.
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Die Tabelle der Verbandsliga liest sich ganz lustig: 1. SV Plauen-Oberlosa 04, 2. Zwickauer HC Grubenlampe... – aber für die beiden Kontrahenten sieht es nicht so lustig aus: Meerane nur 10. (3 Siege, 10 Niederlagen) und Mockau gar nur 12. und damit Tabellenletzter (2 Siege, 11 Niederlagen). Dass es den Mockauern jetzt echt ernst war, merkte man von der ersten Minute an. Die spielten konzentriert und sehenswert los und hielten Meerane 11 Minuten völlig unten: 6-0! Nach der Auszeit kam Meerane auch nur langsam in Fahrt. Bis zu zehn Tore lagen sie zurück. Die Tore, die von beiden Mannschaften erzielt wurden, waren mitunter echt spektakulär: Sprungwurf am Kreis in den Winkel zum Beispiel.

In der zweiten Hälfte kamen dann noch mehrere stark vollendete Tempogegenstöße eines Mockauers hinzu. Auch spektakulär war der Stolperer eines Gästespielers, der dann auf mich drauf fiel, so dass wir beide zwischen der Zuschauerbank und der mit einer Turnmatte abgedeckten Sprossenwand klemmten. Das Spiel war schon recht hart, aber nie übertrieben (übertrieben ist erst z.B. im vollen Lauf die Beine wegsemmeln oder mit Sprungtritt am Kreis ins Gesicht latschen) und verletzt wurde auch niemand. Obwohl Meerane teilweise noch auf vier Tore Rückstand herankam, war das Spiel vorzeitig entschieden. Die letzten acht Minuten wurden dann von Mockau noch zum eindeutig Gestalten der Partie genutzt.

Am Bahnhof noch schnell was beim Vietnamesen gegessen und dann dieselbe Strecke mit denselben Verkehrsmittel wieder nach Merseburg zurück. Montag wurden noch letzte Vorbereitungen für die Reise getroffen, ehe es am Dienstag früh losgehen sollte. Was ich in Syrien so alles erlebt habe, wird dann Ende März hier stehen. Sollte bis Mitte April kein Update erfolgt sein, kann der Leser sich dann Sorgen um den Autor machen...
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Statistik:
Ground Nr. 394 (ein neuer Ground; diese Saison: 63 neue)
Sportveranstaltung Nr. 957 (diese Saison: 99)
Tageskilometer: 100 (50 Bahn, 30 Fahrrad, 20 Straßenbahn)
Saisonkilometer: 16.560 (12.120 Auto/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 186

Sonntag, 21. Februar 2010

W186I: Frauenbasketball in Halle an der Saale:

Universitäts-Sportverein Halle II. Frauen 59:63 Universitäts-Sportclub Magdeburg II. Frauen
Samstag, 20. Februar 2010 – Tip-off 14.00
Oberliga Sachsen-Anhalt, Frauen (5. Basketballliga der Frauen)
Ergebnis: 59:63 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 16:25, 13:9, 17:15, 13:14
Punkte: weiß nicht - Fouls: weiß nicht
Spielort: Uni-Sporthalle Weinbergweg (Kap. 50, davon 30 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 12 (davon vllt. 1 Gästefan)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Ganz O.K.)

SV Halle Lions 74:61 „evo“ New Basket Oberhausen
Samstag, 20. Februar 2010 – Tip-off 19.30
1. Frauen-Basketballbundesliga
Ergebnis: 74:61 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 22:17, 16:18, 19:18, 17:8
Punkte: Bender 18, Sterner 13, Guzmán 13, Abelova 10, Bejtic 8, Damm 7, Lackner 2, Hübner 2, Kallmann 1 (SVH); Hartill 17, Timm 9, Feike 9, Austmann 8, Almind 6, Bruns 4, Greinacher 4, Belscheid 2, Schiffer 2 (NBO)
Fouls: Sterner 4, Guzmán 3, Bender 3, Lackner 2, Bejtic 2, Abelova 2, Damm 1 (SVH); Austmann 5 (DQ), Hartill 3, Bruns 3, Almind 3, Greinacher 2, Feike 2, Thimm 2, Schiffer 1 (NBO)
Spielort: Sporthalle Burgstraße (Kap. 500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 500 (davon mindestens 1 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Ganz Gut)
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Photos and English version:
Ladies’ Basketball in Halle + Some Photos of the City.

Als wir an einem sonnigen Samstag mit der Straßenbahn nach Halle fuhren (es lag noch einiges an Eis auf den Straßem, deshalb keine Radtour) war eigentlich angedacht, die Zweitvertretung des größten Basketballvereins der neuen Bundesländer – dem USV Halle II – in der Männer-Landesliga gegen die Truppe von Kollege Cleau, den ungeschlagenen Tabellenführer (13:0) – die Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen Sixers II – zu sehen. Doch als wir an der kleinen Weinbergweg-Sporthalle ankamen, stellten wir fest, dass es ausfiel. Immerhin gab es ein Frauenspiel, was wir uns dann auch anschauten, obwohl es ein Spiel der zweituntersten Liga war. Aber mehr darüber konnte uns keiner der Zuschauer, die wir fragten, sagen: der eine Kerl kannte nicht einmal den Gegner namentlich.

In der Oberliga spielen gleich zwei Mannschaften des USV Halle: die II. Mannschaft, die heute wohl spielte, ist angeblich Tabellenführer, die I. Mannschaft hingegen angeblich 7. und damit letzter (wobei Bernburg zurückgezogen hat, also 8. ist). Angeblich deshalb, da die Ergebnismeldung beim Verband am Abend nach dem Spiel völlig daneben war und das möglicherweise an der Tagesordnung ist, dass da Ergebnisse völlig verquer gemeldet werden. Und wer weiß, ob das korrigiert wird. Also nach Tabellenführer gegen Tabellendritter sah das auch nicht unbedingt aus, da Magdeburg im ersten Viertel extrem überlegen war. In einem Spiel mit erwartungsgemäß vielen technischen Fehlern und schwacher Wurfquote (außer Wurfquote bei Freiwürfen: bis einschließlich drittem Viertel über 90% bei beiden Mannschaften verwandelt; das ist wirklich super!) ging Magdeburg erst deutlich in Führung, ehe es bis zur Pause enge wurde. Nach der Pause wurde Halle immer stärker, baute jedoch im letzten Viertel noch mal kräftig ab und überließ Magdeburg dann doch den Vierpunktesieg.
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Nach diesem doch recht unterhaltsamen Spiel liefen wir zum Markt um etwas zu essen, wobei wir an sieben Restaurants vorbeikamen, die einen um 16.30 Uhr nicht mit essen versorgen können, sondern erst abends öffnen oder stundenlang Mittagspause machen. Wie in der hinterletzten Kleinstadt, da in Halle! Bei einem Italiener gegenüber der Händelfigur auf dem Marktplatz wurden wir dann fündig: nicht billig, aber sehr gut! Lohnt sich auf jeden Fall, wenn man bereit ist, für Pizza 6 – 9€, überbackene Nudelgerichte 7-11€ und Fleisch bis zu 18€ auszugeben – all das natürlich für sehr gute Qualität. Nur das Erscheinungsbild des Klos passte dann wieder eher in eine Dönerbude in der hinterletzten Kleinstadt, als ins teure italienische Restaurant am repräsentativsten Platz der Möchtegern-Landeshauptstadt.
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Überhaupt nicht repräsentativ ist die Lage der Sporthalle Burgstraße, in einem Hinterhof am Ende eines Villenviertels, zu dessen spektakulärsten Gebäuden das Orientalische Institut der Uni Halle gehört. Die Sporthalle an sich ist aber gar nicht schlecht. Wenn man dann die 5€ bis 8€ gezahlt hat, bekommt man auf fünf Reihen Sitzbänken, die für 500 Leute reichen, auch gutes Frauenbasketball auf höchster Eben geboten. Die Frauenmannschaft des SV Halle hat als „Löwen“ bzw. da das deutsche Wort so altmodisch klingt und alles Englische ganz toll ist, als „Lions“ schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. 12 Teams sind es in der 1. Bundesliga, die fast alle aus mittelgroßen (z.B. Halle) und kleineren Städten (z.B. Opladen, Saarlouis, Wasserburg) kommen – und Halle ist immerhin 6. (wobei sie auch schon bessere Platzierungen inne hatten) während Oberhausen sogar 4. ist. Von der Tabellenplatzierung war also ein sehr ausgeglichenes Spiel zu erwarten (wobei übrigens auch die Einwohnerzahlen beider Städte beinahe gleich sind) was auch knapp 500 Zuschauer sehen wollten. Weiß gar nicht, ob da überhaupt noch ein Platz frei war – jedenfalls saß man hinter dem Lions/ Wildcats - Fanblock sehr schön laut und stimmungsvoll, auch wenn die Trommeln kaum Platz für Sprechchöre gelassen haben. Ein großes Lob an die Fans, die wieder einmal das gute Bild von der Basketballfanszene bestätigt haben!

Zum Spiel: Halle war nach fünf Punkten für Oberhausen schnell aufgewacht und riss das Spiel an sich. Vor allem das erste Viertel war technisch topp, läuferisch gut und kämpferisch auch in Ordnung. Die Wurfquote hat man auch in der Männerbundesliga oft nicht besser. Kurz vor der Pause zogen sie ein kleines Stück davon.
Im zweiten Viertel war dann Oberhausen leicht besser – und die Schiedsrichterin zeigte, dass sie in der ersten Liga nichts verloren hat. Ihr Kollege konnte auch nicht jeden Müll von ihr korrigieren. Trotzdem führten die Lions weiter.
Das dritte Viertel war auch noch auf hohem Niveau, wobei es weiterhin sehr eng blieb. Halle konnte sich noch nicht entscheidend absetzen, obwohl sie ständig führten. Mittlerweile begann ich auch beiden Schiedsrichtern negativ anzurechnen, dass sie kein technisches Foul gegen die Oberhausener Bank verhängten, da die Trainerin der Gästemannschaft vor allem bei jedem Lions-Freiwurf dazwischen bläkte, wie die Hausfrau in der Proletensiedlung wenn der Ehemann mal wieder besoffen von der Arbeit im Stahlwerk nach Hause kommt. Das kann die ja ruhig zuhause machen, aber für weniger Geschrei hab ich schon technisches Foul plus Freiwürfe als Strafe gesehen.
Das vierte Viertel war deutlich schlechter als der Rest des Spiels, wobei sich Halle hier trotz leichtem Leistungsabfall klar absetzen konnte. Drei Minuten vor Ende der Partie musste man das Spiel als entschieden betrachten, was die Stimmung noch einmal auf einen Höhepunkt brachte. Oberhausen war im letzten Spielabschnitt wirklich ziemlich eingebrochen, was auch den am Ende noch relativ deutlichen Dreizehnpunktesieg verursachte.

Fazit: Frauenbasketball kann man sich ruhig mal angucken. Vor allem in den höheren Ligen hat es eine beachtliche sportliche Qualität, die man bei manchen Frauensportarten selbst im Spitzenfeld der höchsten Spielklasse vermissen muss.
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Statistik:
Ground Nr. 392 und 393 (zwei neue Grounds; diese Saison: 62 neue)
Sportveranstaltung Nr. 955 und 956 (diese Saison: 98)
Tageskilometer: 50 (20 Bahn, 30 Straßenbahn)
Saisonkilometer: 16.460 (12.120 Auto/ 2.250 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.090 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 186

Montag, 15. Februar 2010

W185II: In der Schnaudertalhalle nahe der Orangerie in Meuselwitz

HV Meuselwitz 27:20 TSV Eisenberg
Sonntag, 14. Februar 2010 - Anwurf 16.00
Landesklasse Staffel 4 (6. Handballliga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 27:20 nach 60 Min. – Halbzeit 11:10
Tore (Namen nach Gehör von Hallensprecher): K. Schulz 7, Höcker 5, Fuhrmann 4, Zimmermann 3, H. Schulz 3, Härling 2, Thiel 1, Willmar 1, Thurm 1 (HVM), Bergmann 6, Scholz 5, Otto 3, Deewald 2, Herweeg 2, Koris 1, [Nr. 10] 1 (TSV)
Zeitstrafen: Meuselwitz 8 Minuten (Thiel 4, Härling 4), Eisenberg 10 (Scholz 4, Deewald 2, Dennhard 2, König 2)
Platzverweise: keine
Spielort: Schnaudertalhalle (Kap. 600 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 100 (mindestens 1 Gästefan)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Einige schöne Tore, aber langsames Tempo)
Sightseeing: 6,5/10 (Hat sich gelohnt)
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Photos and English version:
1st: Villages on the way to Meuselwitz
2nd: Meuselwitz – Handball

Der Experte erkennt schon an der Überschrift, wo wir an diesem Sonntag waren: nämlich in Thüringen. Es mag zwar auch in der Nähe von Görlitz ein Meuselwitz geben, und deutschlandweit etliche lustige Ortsnamen, die oft eine ganz normale Bedeutung haben, doch die besten Ortsnamen – und im Übrigen auch Sportanlagen- und Sportvereinsnamen – finden sich immer noch in Thüringen. Da schaut man bei Kali Werra Tiefenort gegen Zipsendorfer FC Meuselwitz (gespielt wird im Kaffetälchen) oder bei Gumpoldia Gumpelstadt gegen Glücksbrunn Schweina in der Moorgrundarena Gumpelstadt zu. Ich hätte auch noch einen Besuch in Unterkatz oder Mengersgereuth-Hämmern zu bieten, gerne auch in Pfiffelbach oder Mönchpfiffel-Nikolausrieth...

Für Groundhopping zu Amateursportanlagen wie dem guten alten Dorffußballplatz oder kleinstädtischer Sporthallen, kann ich jedem Sachsen-Anhalter und Thüringer (es dürfte aber noch mehr Bundesländer mit zumindest einem vergleichbaren Angebot der Bahn geben) das Hopperticket empfehlen. Ich schreibe zwar ungern etwas Positives über die Deutsche Bahn, da es auch hauptsächlich Negatives darüber zu berichten gibt, aber einige Hopperticketstrecken sind z.B. echt gut. Von Merseburg aus lohnen sich die Zielorte Köthen und Bitterfeld halbwegs, Querfurt und Naumburg noch mehr und Bad Sulza und Zeitz vom Kilometerpreis am meisten. Alle sechs Orte sind hervorragende Startpunkte für Fahrradtouren in die Umgebung (wobei bis auf Bitterfeld auch jede dieser Ortschaften wenigstens halbwegs sehenswert ist), was trotz teils verschneiter Straßen und Temperaturen knapp unter Null an diesem wunderbar sonnigen Wintertag von uns genutzt wurde.
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Mit Umsteigen in Weißenfels geht es nach Zeitz weiter, von wo aus wir mit den Rädern nach Gleina (nicht mit dem Gleina bei Freyburg/ Unstrut verwechseln) aufbrachen. In Gleina bei Zeitz, was in der für die Gegend typischen mit Feldern übersäten Hügellandschaft liegt, wohl nur wenige hundert Einwohner und keinen Sportverein hat, fiel mir nur eine Kirche auf, die allerdings auch nicht so sehenswert war, jedoch als eine der ältesten des Burgenlandkreises gilt. Sieht man der überhaupt nicht an!

Also gleich weiter nach Würchwitz. Klingt nicht nur lustig, ist auch ein lustiger Ort, da er für die Produktion von Milbenkäse (Käse mit lebenden Milben drauf) berühmt ist, weswegen in der Ortsmitte eine große Skulptur einer solchen Milbe aufgestellt wurde. Würchwitz hat um die 600 Einwohner und mir ist nichts von Sport bekannt, wobei ich eine – allerdings sehr kleine – Sporthalle am Ortsausgang Richtung Suxdorf/ Bockwitz gesehen habe.

Der nächste Punkt war dann schon Spora, was ein wirklich sehenswertes Dorf ist. Besonders natürlich die Fachwerkkirche! Der Turm ist in schönem, sauberen weiß getüncht, mit dunkelbraunem Holz durchwirkt und mit mehreren Turmuhren versehen. Das Kirchenschiff ist in einem nicht ganz so guten Zustand. Etwas mehr als 800 Einwohner wohnen dort. Fußball wird im Ortsteil Nißma unter dem Namen SV Spora (oder auch SV Spora/ Nißma genannt) gespielt.
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Nach wenigen Kilometern hatten wir die Landesgrenze nach Thüringen überfahren und kamen nach Meuselwitz. Wir fuhren erst ein bisschen durch den Ortsteil Zipsendorf – das Gebäude einer Regelschule ist das Sehenswerteste dort, wobei auch die Kirche gar nicht so hässlich (nur eben schwer ergraut) ist – und liefen dann um die Orangerie Meuselwitz herum. Mit einem solchen barocken Bau mitten in der Prärie – davon, dass Meuselwitz in der direkten Nachbarschaft der alten Residenzstadt Altenburg läge, kann man nicht reden – rechnet man nicht unbedingt. Das zweite spektakuläre Gebäude in Meuselwitz ist das Rathaus im Tudorstil – passt eigentlich nochweniger in diesen Ort. Die Kirche hat eine interessante, bauchige Turmkonstruktion zu bieten und ist die dritte Sehenswürdigkeit im 11.000-Einwohner-Ort.

Nachdem wir bei einem Türken in der Nähe des auffälligen, hell-weißen, schlossartigen Rathauses noch eine Lahmacun gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zur Schnaudertalhalle. Diese moderne aber nicht gesichtslose, nur von außen wirklich hässliche Halle, mit ihren 600 Plätzen auf einer Längsseite, liegt 200m Luftlinie von der Orangerie entfernt direkt an der Bundesstraße. Heute stand ein Handballspiel des HV Meuselwitz an, der den TSV Eisenberg empfing. Eisenberg ist im benachbarten Saale-Holzland-Kreis zwischen Jena und Gera gelegen und hat etwa die gleiche Einwohnerzahl wie Meuselwitz. Eisenhart spielten sie nicht gerade, aber konnten lange die knappen Rückstände stets wieder aufholen. Bis zur Pause hatte Meuselwitz, als 6. gegen den 4. eher nicht favorisiert, maximal drei Tore vorn gelegen, doch nach 30 Minuten war es wieder nur eines. So sollte es eigentlich auch bleiben bis zur 50. Minute. Da brachen die Gäste plötzlich völlig ein und fanden erst sieben Minuten später, als sie schon neun Tore im Hintertreffen waren, wieder zu sich. So ging das Spiel 27:20 aus. Das ziemlich langsame Spiel hatte zwar etliche schöne Tore – vor allem Würfe aus spitzem Winkel direkt neben den Innenpfosten von einem der Meuselwitzer und die Heber des Eisenbergers Scholz – und die ein oder andere harte Aktion zu bieten, doch die technischen Mängel waren vielfach gravierend (Ball selbst auf den Fuß geworfen, Grottenpässe, beim Dribbeln gestolpert) und wie gesagt: es war langsam. Wäre das als Feldhandballspiel auf einem Fußballplatz ausgetragen worden, wäre den Handballfans, die gerne herumtrompeten „Handball ist ja viiieeeeel schneller als Fußball“ der Spruch im Halse steckengeblieben. Für die zwei mal sechs Feldspieler war der Weg von maximal 40 Metern pro Angriff aber noch halbwegs zu bewältigen. Dabei wurden sie von den gar nicht mal soooo wenigen Zuschauern leider nicht sonderlich unterstützt. Das war wie bei Buna Schkopau: da wird mit fetziger Mucke die Stimmung vorm Spiel anzuheizen versucht (bei Buna Dance-, Techno- und Rapmusik – in Meuselwitz Rap, die Ärzte und Rammstein), aber auf den Rängen bleibt es leise. Im Übrigen waren die Schiedsrichter wieder so gut, wie ich es vom thüringer Amateurhandball gewohnt bin.

Eine etwas andere und auch etwas kürzere Strecke fuhren wir dann nach dem Spiel zurück nach Zeitz.
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Statistik:
Ground Nr. 391 (ein neuer Ground; diese Saison: 60 neue)
Sportveranstaltung Nr. 954 (diese Saison: 96)
Tageskilometer: 140 (100 Bahn, 40 Fahrrad)
Saisonkilometer: 16.410 (12.120 Auto/ 2.200 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.090 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 185

W185I: Beim „kleinen Bruder“ des MBC und: ganz wichtiger Sieg im Tie-Break!

SSV Einheit Weißenfels 71:77 BG GutsMuths Quedlinburg/ Aschersleben Tigers II
Samstag, 13. Februar 2010 - Tip-off 15.00
Oberliga Sachsen-Anhalt (6. Basketballliga, 1. Amateurdivision)
Ergebnis: 71:77 nach 40 Min. – Viertelergebnisse: 15:12, 18:24, 20:14, 18:27
Punkte: ? / Fouls: ? / 5. Foul: ?
Spielort: Sporthalle Schloßgarten (Kap. 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 30
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Schnell und kampfstark geführtes, aber fehlerbehaftetes Spiel)

VC Bad Dürrenberg/ Spergau 3:2 Wuppertal Titans
Samstag, 13. Februar 2010 - Beginn 19.30
1. Volleyballbundesliga (Profi- und Halbprofiliga)
Ergebnis: 3:2 nach 122 Min. – Sätze: 20-25, 26-24, 23-25, 25-19, 18-16
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.200 Sitzplätze)
Zuschauer: 680 (davon 2 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Nicht gut, aber sehr spannend)
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Photos and English version:
1st Merseburg: Refraction
2nd Weißenfels: Basketball
3rd Spergau: Volleyball

Eigentlich war eine schöne Tour nach Nebra geplant: erst mal die Altstadt mit der Burg besichtigen, dann zum Fußball: 1. FC Nebra gegen TSV Leuna 1919 – aber bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee auf dem Platz wird panisch jedes Spiel in Sachsen-Anhalt (positive Ausnahme: Staßfurt) abgesetzt. Mal schauen, wann die Spiele nachgeholt werden: sollte sich diesmal bis in den Juli hinziehen...

Die Tour nach Weißenfels war dann aber auch O.K. – Basketball in Weißenfels ist eigentlich fest mit dem Mitteldeutschen BC, der ja mittlerweile wieder 1. Liga spielt, verbunden, doch die Meisten wissen noch, dass der MBC aus dem SSV Einheit Weißenfels hervorging. Dieser spielt weiterhin als Amateurverein auf der höchsten Landesebene. Leider ist man dort nur Vorletzter – einzig der Magdeburger SV Börde ist schwächer, das aber auch deutlich – und hat mit der Zweitvertretung des Halbprofiteams Aschersleben Tigers (in Spielgemeinschaft mit GutsMuths Quedlinburg) den Viertplatzierten zu Gast. Bizarrerweise haben die Tiger ein schwächeres Punkteverhältnis (-131 bei 8 Siegen und 7 Niederlagen!!!) als die Weißenfelser (-124, 5:10). Da haben eine 102:57 Niederlage gegen Spitzenreiter USV Halle, der die Liga dominiert (Einheit Weißenfels verlor da „nur“ 66:101), und ein 105:60 beim BBC Halle (6. von 10) zu beigetragen.

Zwischen einem Amateur-Spiel in Weißenfels und einem Spiel der darüber liegenden Regionalliga oder gar der professionellen Bundesligen, liegen Welten. SSV Einheit spielte vor gerade einmal um die 30 Zuschauern, doch viel mehr wären in diese Schulturnhalle (Baujahr ca. 1960, aber vor einigen Jahren sicherlich mal renoviert worden) nicht reingegangen. Die Halle ist für Handball etwas zu eng, für Basketball völlig ausreichend. Auf einer Längsseite befinden sich die Spieler- und Zeitnehmerbänke, die außen von je einer Zuschauerbank flankiert sind (Turnhallenbänke für je 10 Leute). Schräg hinter den Körben gab es noch einmal eine Bank auf der einen und eine Reihe Hocker auf der anderen Seite, auf der auch wir uns niederließen. Die andere Längsseite ist für Zuschauer unbenutzbar.

Das Spiel begann sehr flott, verlor jedoch nach drei Minuten erheblich an Fahrt und offenbarte amateurtypische technische Fehler. Teilweise wurde auch noch am Boden liegend um den Ball gerungen. Eine knappe Führung für Weißenfels nach dem ersten Viertel, da einer der Einheit-Spieler noch Sekunden vor dem Ende einen prima Dreipunktewurf versenkte.
Das zweite Viertel war besser, die Spieler wurden treffsicherer und vor allem die Gäste aus Quedlinburg bzw. Aschersleben zeigten nun, dass sie auch prima mit Zuspielen hinter dem Rücken und No-Look-Pass arbeiten können. Nun wurde allerdings auch mehr gestritten: ein besonders mitfiebernder Weißenfelser Fan ärgerte immer wieder Gästespieler, was einige von ihnen mit Mittelfingergeste oder frechen Antworten quittierten – und auch die Aktiven untereinander attackierten sich. Zum Seitenwechsel stand es jedenfalls 33:36.
Zum Glück blieben die Schiedsrichter bei ihrer laschen Linie: hätten sie jeden Regelverstoß gepfiffen, wäre es ein zerfahrenes und völlig zerpfiffenes Spiel geworden. Gerade im dritten und vierten Viertel wurde viel geschubst und gefoult, doch es fielen auch immer mehr Punkte. Auch starke Dreipunktewürfe wurden nun verstärkt gezeigt. Weißenfels führte übrigens mit bis zu sechs Punkten, doch ein 12:0-Run der Gäste drehte das Spiel. Von diesem Run im letzten Viertel erholten sich die Gastgeber nicht mehr, sodass es am Ende 71:77 hieß.
Auch gerade durch die Emotionen und das teilweise Ignorieren der Vorschriften zum körperlosen Spiel, aber auch wegen der dichten Atmosphäre: näher am Spielfeld geht echt nicht, da man dann selber draufstehen würde, musste man hier von einem wirklich sehenswerten und unterhaltsamen Spiel reden. Diese Basketballamateurligen kann man sich ruhig mal ab und an angucken!
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Wir fuhren mit dem letzten Tageslicht nach Bad Dürrenberg und aßen da bei einem lustigen Dönerladen in der Leipziger Straße. Schwarzer Tee gratis und dann noch eine Weile Lig TV (ein Sender, der in Sachen Werbung der asozialste Dreck ist, den ich je erlebt habe: viel schlimmer noch als auf DSF sind die andauernd eingeblendeten Werbelaufbänder und Banner, wie sonst nur auf miesen Internetseiten) mit dem Spiel Gaziantepspor gegen Beşiktaş geguckt (wir sahen das 1:0, der Endstand war 2:0) und die teils bizarren Gäste erlebt: kommt da so ein Rechtsradikaler mit Bomberjacke mit eindeutigem Aufnäher rein und bestellt ganz gesittet einen Döner...

Weiter ins benachbarte Spergau, wo nun Volleyball anstand, wobei es dort lustig war, dass wirklich jeder der mit uns bekannten Leute wie der Kartenkontrolleur oder die Dame an der Theke bemerkte, dass ich ja beim letzten Spiel, einem Mittwochsspiel, wegen meiner Arabisch-Prüfung nicht da war: Kontrolleur: „...und? Wie lief’s?“ Ich: „Ach, ganz gut... Durchschnitt war 3,1 oder so – ich habe 1,7...“ Er wieder: „Na, dann hat es sich ja gelohnt!“
Nun denn: bei diesem Samstagsspiel zur gewohnt späten Zeit war purer Abstiegskampf bzw. -krampf zu erwarten. Der 10. spielte gegen den 12. und damit Letzten der Tabelle. Was die gastierenden „Titanen“ auf ihrer Website (www.wuppertal-titans.de) betreiben, ist wohl Selbstironie: „Bei unseren Heimspielen ist großartige Stimmung! Dies zeigen die Zuschauerzahlen.” Darunter findet man die Zuschauerzahlen aufgelistet: mit maximal 635 Zuschauern (Kapazität der Bayer-Halle: 3.000) und fast immer unter 500, teilweise sogar nur 270, ist das eine der schlechtesten Zuschauerstatistiken der Liga (der VC hat mit 900 im Schnitt eine klar bessere, aber immer noch schwache Zahl). Unter „Alle Berichte rund um Heimspiele - vorher und nachher!” findet man einen einzigen Bericht: vom ersten Heimspiel der Titans nämlich. Auch die Fans haben die Lust verloren, ihre Website zu pflegen: das steckten sie schon nach Spieltag sechs auf. Aber in der Halle von Spergau waren heute immerhin zwei Gästefans zugegen, die 680 Heimfans, die – vor allem vom Stimmungsblock der „Wild Pirates“ ausgehend – teils wieder sehr soliden Support ablieferten, gegen sich hatten.

Die Mannschaft der Titans, die vom Hallensprecher mit wahrscheinlich purer Absicht andauernd „Tittaahns“ ausgesprochen worden, scheint jedoch noch nicht aufgesteckt zu haben, denn trotz teilweise fünf Punkten Rückstand drehten sie noch den ersten Satz auf einen für den VCBDS peinlichen Fünfpunkte-Sieg.
Der zweite Satz war schwach, wobei der VC BDS jetzt seinen Durchhänger überspielen konnte, indem er einfach einen starken Schlussspurt setzte. 26:24.
Der dritte Satz war auch alles andere als Spitzenvolleyball und diesmal siegten die Titans knapp, die die wenigen sehenswerten Ballwechsel, also jene, die mal über mehr als einmal hin und her hinausgingen, alle für sich entschieden.
Der vierte Satz war dann wieder etwas besser und vom VC Bad Dürrenberg/ Spergau auch der souveränste. So retteten sie sich trotz mäßiger Leistung in den packenden Tie-Break, der nach 13:11-Führung erst gewonnen und dann nach 14:15-Rückstand verloren schien, doch schließlich mit 18:16 an den VC ging.
Die angenehmste Überraschung heute war Esteban Simao aus Argentinien, also der Zuspieler, der in den ersten Saisonspielen, die ich von ihm gesehen habe, durchweg Müll spielte und jetzt mit konstanten Leistungen und teils wirklich hervorragenden Aktionen glänzte. Besonders gut heute auch der Serbe Bojan Gluvajic.
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Statistik:
Ground Nr. 390 (ein neuer Ground; diese Saison: 59 neue)
Sportveranstaltung Nr. 953 (diese Saison: 95)
Tageskilometer: 60 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 16.270 (12.120 Auto/ 2.100 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.050 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 185

Sonntag, 7. Februar 2010

W184II: MSV Buna Schkopau mit spannendem Unentschieden gegen Askania Bernburg

Merseburger SV Buna Schkopau (Fr) 25:25 TV Askania Bernburg (Fr)
Sonntag, 7. Februar 2010 - Anwurf 14.00
Oberliga Frauen (4. Frauenhandballliga)
Ergebnis: 25:25 nach 60 Min. – Halbzeit 12:12
Tore (Namen nach Gehör von Hallensprecher): Schaaf 6, Sprotte 5, Sorge 5, Larsen 5, Thalheim 2, Thieme 1, Ritschel 1, Schimpf 1 (Buna); Baier 9, Döhring 6, Nagel 5, D. Fathin 2, Wettin 1, Klausing 1 und noch wer 1 (Askania)
Zeitstrafen: Retting 2, Thieme 2, Sorge 2, Schimpf 2 (Buna: 8 Minuten), Nagel 4 oder 6, Klausing 2, Wettin 2 und noch wer (Askania: 12 oder 14 Minuten)
Platzverweise: Nagel (?)
Spielort: Merseburger Rischmühlenhalle (Kap. 400 Sitzplätze, sonst 1.000 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 150 (ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nicht hochklassig, aber sehr spannend und recht viel Kampf)
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Photos and English version:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623247596439/

Hälfte der eintrittspflichtigen Spiele = Hälfte des Preises: so zumindest bei den meisten Vereinen. Aber in Merseburg wurde von Schkopau stur 3€ verlangt, obwohl die Männer gar nicht spielten. Wegen irgendeiner schwachsinnigen Verlegung spielten also nur die Frauen – doch auch das war eigentlich Blödsinn, da die tags zuvor noch im Pokal antreten mussten. Meine Güte, die Staffelleiter im Handball müssen ja echt ein komisches Zeug rauchen…

Das Spiel begann erwartungsgemäß gut für den Gast aus Bernburg, der als Tabellenzehnter in die Merseburger Rischmühlenhalle kam, um den Tabellenvierten herauszufordern. Bis kurz vor der Pause war Bernburg in einem mittelmäßigen Spiel stets in Führung, doch in der Schlussminute glich Schkopau aus. Dieses Kunststück sollte den Schkopauerinnen, die in der Regionalpresse bisweilen als „Bunesinnen“ betitelt werden, was bei mir aber eher keine Assoziationen zum Amateurhandball hervorruft, sondern viel mehr nach einem halbwilden indonesischen Bergvolk klingt, erneut gelingen, nachdem sie in weiten Teilen der zweiten Hälfte überlegen waren, schnell mit bis zu drei Toren führten, aber nach 48. Minuten oder so dann doch etwas zurückfielen und anderthalb Minuten vor dem Ende mit 23:25 zurücklagen. Die letzte Minute reichte aber tatsächlich noch zum Ausgleich, wobei die Bernburgerinnen den Ball in der allerletzten Sekunde noch auf die Latte warfen. Die Schlussphase war übrigens zuschauertechnisch am stärksten, wenn auch sonst wie üblich tote Hose war und nur die Trommler von den Gästen halbwegs ordentlich lärmten.

Auf jeden Fall ein sehenswertes Spiel, was alle gängigen Schwächen des Frauenhandballs in den höheren und mittleren Spielklassen bot, aber extrem spannend und zudem auch recht kampfbetont war und mit einigen schönen Treffern aufwarten konnte.
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Statistik:
Ground Nr. 389 (kein neuer Ground; diese Saison: 58 neue)
Sportveranstaltung Nr. 951 (diese Saison: 93)
Tageskilometer: 10 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 16.210 (12.120 Auto/ 2.100 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.990 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 184

W184I: Zwei Ehemalige Erstligisten in einem Hervorragenden Zweitligaduell: Delitzsch Besiegt Essen!

1. SV Concordia Delitzsch 32:25 TUSEM Essen
Samstag, 6. Februar 2010 - Anwurf 18.00
2. Bundesliga Süd (2. Handballliga, Profi- und Halbprofiliga)
Ergebnis: 32:25 nach 60 Min. – Halbzeit 15:15
Tore: Hummel 8, Streitenberger 6, Baumgärtel 4, Oehlrich 4, Riehn 3, Warmuth 3, Boese 2, Meiner 2 (Delitzsch); Gerlich 7, Pöter 6, Wöss 5, Wiencek 4, Wozniak 1, Tovornik 1, Schulz 1 (Essen)
Zeitstrafen: Delitszch 8 Minuten (Oehlrich 4, Telehuz 2, Pietzsch 2); Essen 18 Minuten (Pöter 8 (6 + Disqualifikation + Bankstrafe), Gerlich 4, Trodler 2, Schütte 2, Wiencek 2)
Platzverweise: Pöter (Essen, dritte Zeitstrafe)
Spielort: Kultur- und Sportzentrum Delitzsch (Kap. 1.050, davon 762 Sitzplätze)
Zuschauer: 850 (ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr spannendes und rasantes Spiel!)
Sightseeing: 6,5 (Ausgestorbenes Kaff mit tollem Barockschloss und ein paar anderen sehenswerten Bauten)
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Photos and English version:
Delitzsch Town SightsDelitzsch Defeated Essen (Handball)

Mit dem Hopperticket ging es von Merseburg aus über Halle nach Roitzsch, einem 2.500 Einwohner zählenden Ortsteil der Stadt Sandersdorf-Brehna, der ebenso langweilig, wie Sandersdorf und Brehna und zudem auch noch recht heruntergekommen ist. Diesen Ort nutzten wir auch nur als Ausgangspunkt, um nach Delitzsch weiter zu fahren. Delitzsch hat 27.000 Einwohner und eine recht sehenswerte Altstadt mit einigen Baudenkmälern aus der Barockzeit und vorangegangenen Epochen. So z.B. zwei Stadttore, ein Rathaus mit barocker Fassade, eine Kirche, zwei Kapellen und als Höhepunkt das Schloss. Von 1689 bis 1691 wurde das im 14. Jahrhundert errichtete Gebäude umgestaltet und vor allem während der Diktatur der Kulturlosen gammelte das Schloss vor sich, ehe es Anfang der 1990er renoviert werden konnte.
Samstagnachmittag ist in Delitzsch nichts los, ja nicht einmal ein Restaurant hat offen. Ganz vereinzelt hatte mal jemand seinen Laden oder Kneipe offen, so z.B. ein mittelmäßiger Dönerladen, in den wir gingen, der aber derartige Lieferengpässe hatte, dass er nicht einmal die Hälfte der auf der Karte angebotenen Speisen machen konnte. In der Hinsicht, ist Delitzsch tiefste Provinz, obwohl die Stadt Leipzig keine 20km weg liegt.
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Wir gammelten dann noch ein bisschen im Foyer der Sporthalle herum und kauften dann die in einem Klassenraum der zur Sporthalle gehörenden Schule verkauften Karten zu je 10€, was für die 2. Bundesliga ein anständiger Preis ist. Allerdings ist die Halle echt asi, da im Oberrang beinahe gar kein Platz ohne Sichtbehinderung verfügbar ist. Im Unterrang sind die Stühle meist schon für Dauerkarten vergeben, so dass ich am ehesten die wenigen Stehplätze hinter den wenigen Stühlen am Spielfeldrand gegenüber der Tribüne empfehlen kann. Dafür, dass die Halle ziemlich scheiße war und dann auch noch eine unglaublich unnötige Cheerleading-Gruppe auftrat (früher hätte man Gehopse von 5 bis 50jährigen Kindern und Frauen als „Mutter-Kind-Turnen“ bezeichnet, aber „Cheerleader“ klingt halt moderner), war die Stimmung ziemlich gut. Sprechchöre kamen zwar kaum und die meisten Zuschauer nahmen maximal mal einen Klatschrhythmus auf, jedoch rockten die Trommler gehörig die Halle. Die vielleicht 10 Trommler und die 10 direkt hinter ihnen sitzenden, machten Lärm für ein paar Hundert und unterstützten damit sehr schön ihre Mannschaft.

Der 1. SV Concordia Delitzsch, der 1910 gegründet wurde und in wenigen Tagen seine Hundertjahrfeier begeht, hat zwar schon ein bisschen Erfahrung in der 1. Bundesliga gesammelt, aber der Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe (TUSEM) hat sogar schon international gespielt und somit viel mehr Profi-Erfahrung. Aber auch viel mehr Bankrott-Erfahrung und mal wieder ziemlich wenig Geld, sodass sie auf eine junge Mannschaft ohne Söldner zurückgreifen müssen, die gegen den Abstieg spielt. Delitzsch ist klar vor ihnen platziert, aber als Neunter von 18 auch nicht gerade eine Spitzenmannschaft.
Die ganze erste Halbzeit war von der Tabellensituation aber nichts zu merken, da beide Mannschaften ein flottes, engagiertes Spiel mit vielen harten Duellen um den Ball, schnellen Tempogegenstößen und starken Würfen ablieferten. Essen sogar leicht besser und fast ununterbrochen mit bis zu drei Toren vor.
In der zweiten Halbzeit wurde nach kurzer Zeit Delitzsch besser, Essen wurde dahingegen undisziplinierter und spielte teilweise mit drei Mann in Unterzahl. Das - und ein paar Aussetzer in der Abwehr, die vom mittlerweile wirklich starken Delitzscher Angriff prima ausgenutzt wurden - ließ 10 Minuten vor dem Ende eine Trendwende mit der ersten fünf Tore Führung der Hausherren erkennen. Delitzsch siegte schließlich sogar mit sieben Toren Unterschied, also mit 32:25. Dieses Handballspiel fand auf hohem Niveau statt und hatte viele packende Szenen zu bieten und somit hat es wirklich Spaß gemacht: da gibt es kaum etwas zu kritisieren!
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Statistik:
Ground Nr. 389 (ein neuer Ground; diese Saison: 58 neue)
Sportveranstaltung Nr. 950 (diese Saison: 92)
Tageskilometer: 90 (70 Bahn, 20 Fahrrad)
Saisonkilometer: 16.200 (12.120 Auto/ 2.100 öffentliche Verkehrsmittel/ 1.980 Fahrrad/ 0 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 46
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 184