Freitag, 30. August 2013

W370II-III: Englische Woche in der Berlin-Liga

TSV Rudow 1888 Berlin-------------------------------------- 4
SV Empor Berlin ---------------------------------------------- 1
- Datum: Donnerstag, 29. August 2013 – Anstoß: 19.30
- Wettbewerb: Berlin-Liga (Verbandsliga Berlin; 6. Liga, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 4-1 nach 91 Min. (42+3/46) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 1-0 47. Lukas Gorczak (Eigentor), 1-1 48. Moussa Doumbia, 2-1 53. Jan-Hendrik Wittmann, 3-1 83. Timo Kzionzek (Handelfmeter), 4-1 89. Patrick Kunik
- Verwarnungen: Jan-Hendrik Wittmann (Rudow); Oliver Gaschekowski?, Alexander Friedrich
- Platzverweise: keine
- Spielort: Sportanlage Stubenrauchstraße (Kap. 2.100, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 180 (davon ca. 30 Gäste)
- Unterhaltungswert: 4,5/10 (Nach schwacher erster Hälfte ganz ordentliche zweite Halbzeit)

Tennis Borussia Berlin --------------------------------------- 3
Nordberliner Sportclub 1919 ------------------------------- 1
- Datum: Donnerstag, 29. August 2013 – Anstoß: 19.30
- Wettbewerb: Berlin-Liga (Verbandsliga Berlin; 6. Liga, 1. Amateurliga)
- Ergebnis: 3-1 nach 96 Min. (46/50) – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0-1 71. Tom-Niclas Zeih, 1-1 86. Michael Fuß, 2-1 87. Hamdi Chamkhi, 3-1 95. Michael Fuß (Foulelfmeter)
- Verwarnungen: Siewe Thokomeni, Hamdi Chamkhi (TeBe); Frans Von-Der-Aue, Calvin Abdulai Conteh, Aljban Feta (Nord)
- Platzverweise: Aljban Feta von Nordberlin (94. wg. Notbremse)
- Spielort: Mommsenstadion (Kap. 11.500, davon 1.800 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 400 (davon 310 zahlende ca. 30 Gäste)
- Unterhaltungswert: 3,0/10 (Nur Scheiße bis auf die turbulente Schlussphase) DSC04535 Photos with English Commentary:
a) Berlin Amateur League: Tennis Borussia v Nordberliner SC at Mommsenstadion
b) Berlin Amateur League: TSV Rudow defeat Empor Berlin at Stubenrauchstraße
c) Some Berlin Impressions: Gärten der Welt (Gardens of the World), Grunewald-Tower, Köpenick, Altlandsberg Old Town

Mal wieder eine englische Woche in der Berliner Verbandsliga und dann auch noch ein Spiel im Mommsenstadion. Das wollte ich mir doch mal anschauen und da mich Conny für zwei Tage in ihrer WG aufnahm, war auch noch locker ein weiteres Spiel drin: auf einem Kunstrasenplatz mit kleiner Tribüne im Schatten der Plattenbauten von Rudow.

Mittwochnachmittag fuhr ich bis zur Spanischen Allee und dann am Grunewaldturm vorbei durch die Waldstraßen nach Charlottenburg hinein. Tennis Borussia, kurz TeBe, ist mit der teuerste Club, aber nicht der beste: für die Mittelfeldmannschaft der Berlinliga – Mann, die waren mal viel besser! – muss man 7€ (ermäßigt 5€) hinlegen. Dafür wird aber nicht wie meistens in Berlin auf gesichtslosen Kunstrasenplätzen gekickt, sondern in einem alten Stadion mit Rasen und Rängen für 15000. Schon die Backsteinkassenhäuschen haben Charakter, die komplett um den Platz herumlaufenden Stehstufen sind ziemlich gut gepflegt, viel Baumbestand drum herum, eine alte elektronische Anzeigetafel mit Animationen, Blick zum Funkturm und nicht zuletzt eine symmetrische Haupttribüne mit Sitzbänken, markantem Dach mit den üblichen 20er-Jahre Sichtfenstern an der Seite und gewundenen Aufgängen.

Das Mommsenstadion heißt nach einem Althistoriker namens Theodor Mommsen (1817-1903, v.a. auf römische Geschichte spezialisiert), da das gleichnamige Gymnasium hier in den 1930ern in den Tribünenbau einquartiert wurde. Das Gymnasium war übrigens eine Musteranstalt der Nationalsozialisten, obwohl Mommsen ein strikter Gegner von Antisemitismus und anderer radikaler Ideologien war. Das trifft interessanterweise auch auf die Fans von TeBe zu, die in großen Teilen linksalternativ sind. So hingen hier auch Banner wie „Kein Mensch ist illegal“ oder „Tennis Queerussia“ Letzteres mag unverständlich sein; es richtet sich gegen Homosexuellenfeindlichkeit. Bei TeBe-Spielen sollte man sein Schimpfwortrepertoire also etwas eingrenzen – „Ey Schiri, du Schwuchtel“ oder „Ey 10er, du Homo! Geh anschaffen du Transe!“ finde ich zwar noch OK, aber die politischkorrekten TeBe-Fans nicht. Die aktive Fanszene umfasst auch immerhin ein paar Dutzend Leute, die gut und mit originellen Melodien anfeuerten. Bei dem Spiel war aber verständlich, dass sie immer wieder still blieben.

Der Gegner hieß heute Nordberliner SC. Der existiert nicht etwa seit 1919 sondern erst seit 2002, damals schlossen sich aber SC Tegel 1919 und SC Heiligensee zusammen. Was die Mannschaft heute präsentierte war Anti-Fußball der übelsten Sorte. TeBe dauernd am Drücker, aber völlig unfähig die unterbelichtete Kontermannschaft auseinander zu nehmen. Mann, spielten die beiden eine Scheiße! Ballannahme, Passspiel, Technik wie in der Kreisliga B – und bei der Kreisliga B fallen wenigstens immer zwischen 6 und 16 Toren. Hier stand es bis zur 71. null zu null, ehe ein Konter – die dritte Chance für Nordberlin – zum 0:1 führte. Mit der siebten oder so Chance (die anderen 15-20 Angriffe der Charlottenburger gingen ja zwischen 5 und 10 Meter drüber bzw. 5 und 25m vorbei, sodass sie als Chance nicht zählen können) gelang es auszugleichen. Sofort mit dem nächsten Angriff fiel das 2:1. In der unnötig langen Nachspielzeit (das Schiedsrichtergespann überzeugte ohnehin nicht sonderlich, wobei sie die eine Schauspieleinlage der TeBe-14ers gut ahndeten) beging ein Nordberliner eine Notbremse, wurde vom Feld gestellt und konnte sich dann das 3:1 per Elfmeter von draußen anschauen.

Danach ging ich auch nach draußen und brauchte trotz rücksichtsloser Fahrweise eine knappe Stunde bis ich an der verabredeten Adresse in Pankow war. Heute war der Straßenverkehr in Berlin mal wieder besonders schlimm, sodass ich so oft rechts überholen musste wie noch nie... DSC04745 Gärten der Welt, Berlin-Marzahn Donnerstag hatte ich viel Zeit die Gärten der Welt in Marzahn zu erkunden. Marzahn ist halt nicht nur Plattenbau, sondern hat auch eine riesige Parkanlage mit Gartenbaukunst von italienischer Renaissance bis koreanischer Gegenwart zu bieten. Die Freianlage mit dem einen Gewächshaus kostet 4€ Eintritt. Ich schaute mir noch Altlandsberg an, wo es eine gut erhaltene Stadtmauer mit zwei Wehrtürmen, zwei Kirchen und ein paar einzelne historische Häuser gibt. Über Köpenick fuhr ich dann nach Rudow, wo ich mir erstmal günstig zu essen besorgte. Das gibt es im Bereich der Stubenrauchstraße in Stadionnähe nämlich ohne Ende!

Anders als fast alle anderen Teile des Bezirkes Neukölln, hat Rudow übrigens eine geringe Ausländerquote (8%). Das entspricht auch etwa der Zahl der ausländischen Vereinsmitglieder beim TSV 1888. Gleiches gilt auch für den in Pankow beheimateten Gast SV Empor, die heute zum Berlin-Ligaspiel aufkreuzten. Ohnehin findet man fast nur in den Kreisligen jene problematischen Vereine, in denen sich bestimmte Gruppen stark nach außen abgrenzen und die so typisch für Berlin und viele westdeutsche Großstädte sind und Ausländeranteile von 100% bzw. 0% haben. Rudow scheint sogar insgesamt gute Vereinsarbeit zu leisten: denn wenn ich sehe, was mir in den angrenzenden Straßen zwischen den Plattenbauten und den dreigeschossigen primitiven Blöcken so entgegen gekommen ist, geht es im Verein wirklich vernünftig zu. Dort in der Anlage gab es keine Jugendlichen, die nach intelligenten Dialogen wie diesem in einer anderen Siedlung vorher gehörten: „Ey, Alta! Mach kein Stress!“ – „Figg disch, du Homo!“ – „Ey, wat haste gesagt, du Votze, Alta!“, auch noch handgreiflich untereinander wurden. Und auch keine unfreundlichen Provinzdeppen. Ganz im Gegenteil kam ich sogar mit einem der Jugendtrainer gut ins Gespräch, der sich als einer der eher wenigen wirklich weltoffenen und vielseitig interessierten Hauptstädter zu erkennen gab. Und zum Verein und seiner Mannschaft konnte er auch einiges sagen.

Leider war es heute anfangs nicht viel Positives, denn das Spiel kam schwer in die Gänge. Bis zur 42. gab es kaum eine vernünftige Torgelegenheit und der Lattenknaller von Wittmann hatte dann eine Verletzung des Torwarts von Empor zur Folge. Der stürzte nämlich unglücklich und musste mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Nach der Pause wurden ersteinmal die drei verbliebenen Minuten nachgespielt, dann die Seiten gewechselt und nach weiteren drei Minuten auch endlich ein mal ein Tor erzielt. Ein Rückpass ging schief und landete im Empor-Tor. Fast im Gegenzug gelang jedoch der Ausgleich mit einem Heber über den Torwart, was die Abwehr hätte verhindern können. Nur wenig später dann aber das Tor des Abends: ein 30m Flachschuss ins Eck zum 2:1 – wie mir gesagt wurde, war das wie so oft Wittmann. Per Handelfmeter und mit einem Treffer aus Nahdistanz erzielte Rudow noch ein ziemlich deutliches 4:1.

Das Stadion in der Stubenrauchstraße ist von den wenig bekannten Anlage in Berlin noch eine der besten: minderwertiger Kunstrasenbelag, aber eine schöne kleine Stehtribüne mit roten Schalensitzen in der Mitte, interessanten Details wie einem winzigen Sprecherturm und alten Kabinengebäuden und hinter dem Clubhaus baut sich ein massives Panorama von Plattenbauten auf. Eine Katastophe ist allerdings das extrem minderwertige Flutlicht: acht Baustrahler sind echt zu wenig!

Trotz rücksichtsloser Fahrweise und ohne auf die Karte zu gucken brauchte ich 45 Minuten um von Rudow nach Pankow zu kommen. DSC04836 Sportanlage Stubenrauchstraße, home of TSV Rudow Statistik:
- Grounds: 998 (2 neue; diese Saison: 27 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.888 (2, diese Saison: 32)
- Tageskilometer: 340 (230km Auto + 110km Auto)
- Saisonkilometer: 6.860 (6.250 Auto/ 610 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 158 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106 und 101]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 370

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