b) Rif Mountain Range: Chefchaouen Old Town
c) Rabat Zoo: One of the Most Modern Zoological Gardens outside the Western World
d) Rabat Old Town: Pictures of the Capital taken in 2011
Videos:
a) Raja Supporters Drown Out Stadium Announcer before the Match
b) Raja Supporters Singing during the Match
Wir hatten in Chefchaouen etwas zu teuer übernachtet und den Beschreibungen des Reiseführers nach zu urteilen, erwartete uns eine herrlich gelegene und architektonisch schöne, aber touristisch geprägte Stadt. Das erste stimmte, denn das Besondere an Chefchaouen sind die zerklüftete Landschaft auf 2.000m Höhe und dass alle Häuser in blau und weiß getüncht sind, zumeist aufs Mittelalter zurückgehen und eine architektonische Einheit bilden. Um den zentralen Teil der Stadt sind gelbbraune Mauern gezogen, teilweise mit Zinnen und Wehrtürmen. Auch eine etwas verfallene Festung (Kasbah) gibt es. Unterhalb des Hotels gegenüber befindet sich übrigens das Stadion, am nächsten Stadttor noch ein Kleinfeldplatz und diverse Brunnen, die einen Bergbach speisen, in dem Frauen aus einfachen Familien ihre Wäsche waschen. Die Stadt gilt übrigens als enorm wasserreich.
Das mit dem touristischen sollte sich hingegen als übertrieben herausstellen: Während wir durch die engen Gassen der auf den Berg gebauten Kleinstadt gingen, quatschte uns kaum einer an und wenn dann höflich und nur einmal – teilweise wurde man auch ohne jeden Geschäftsgedanken gegrüßt. Auch eine Behauptung, die ich häufig (auch von sehr kompetenten Leuten) gehört habe, muss ich nach dem Besuch in Chefchaouen in Zweifel ziehen: Angeblich schauen streng religiöse Musliminnen keinem fremden Mann direkt ins Gesicht und verhalten sich in den seltenen Fällen, in denen sie Dienstleistungen erbringen, entsprechend kühl – doch als ich in einen Bäckerladen ging, aus dem Koranrezitationen aus dem Radio tönten, und sehr gute, teilweise fleischgefüllte Teigwaren zum Frühstück einkaufte, war die junge Frau mit Kopftuch ausgesprochen freundlich und lächelte mich dauernd direkt an. Wie schon die ganze Zeit alle anderen in Chefchaouen, nervte sie mich keineswegs mit Französisch, sondern machte alles auf Arabisch aus, obwohl auch Spanisch gegangen wäre – denn Spanisch und danach Englisch sind in dieser Region Marokkos die verbreitetsten Fremdsprachen. Französisch wurde erst in Rabat gesprochen – ist ja auch die Hauptstadt, was man an den Preisen merkte. Wir kennen die Altstadt ja schon und da wir eh weit draußen Richtung Temara zum Fußball im Stade Moulay Abdellah wollten, besuchten wir den Zoo. Dieser ist seit Ende 2011 eröffnet und ersetzt nun den alten vergammelten Zoo in Temara. Wie ich es von Marokko erwarte, hat er absolut europäisches Niveau. Beim Aufbau behilflich war schließlich der Zoo München-Hollabrunn. Für grenzwertige 40Dh. (3,75€) – wenn der Zoo voll in Betrieb ist, sollen es 50Dh. werden – kann man diverse Tiere aus allen Teilen der Welt in modernen, weitläufigen Anlagen beobachten.
Leider sind derzeit nur 75% der Anlagen belegt und einige spektakuläre Gehege wie das für Flusspferde und jenes für Nashörner sind noch leer und im Aufbau. Ohnehin ist vieles im Zoo noch im Aufbau, aber es gibt schon tolle Gehege für Erdmännchen, Elefanten, Büffel und Gazellen, und ordentliche Vogelvolieren (eine auch begehbar) und Affenfreianlagen. Dass ein marokkanischer Zoo allerdings noch keine Berberaffen angeschafft hat, sondern nur Lemuren und Schimpansen ist aber irgendwie bescheuert…
Die Preise für das italienische Essen am Rande des Zoos und die Imbisse im Zoo waren ebenfalls bescheuert: wie in Deutschland, ey! Mit teurer Hauptstädtervergnügung ging es gleich nebenan weiter. Wir hatten uns am falschen Eingang aufgestellt und mussten dann Karten für die Ehrentribüne zu je 100 Dh. (9,50€) nehmen – da die Karten für die Gegenseite (50 Dh.) und die Kurve (20 Dh.) an den anderen Ausgänge verkauft wurden, wäre die Alternative die Loge für den doppelten Preis gewesen!!!
Egal – ab ins riesige Stadion das nach Kronprinz Abdellah, dem 1983 schon früh verstorbenen Sohn des bekannten Königs Mohamed V (nach dem das größte Stadion in Casablanca heißt), benannt ist! Etwa 54.000 blaue und graue Schalensitze bietet das weitläufige Fußball- und Leichtathletikstadion. Nur die eine Längsseite ist überdacht (normal in arabischen Ländern, wobei der Mittelsektor noch mal architektonisch ausgefeilter ist mit Logen und Sprecherkabinen). Die Gegentribüne ziert hinter der letzten Reihe eine kuriose Konstruktion für Flutlicht. Hinter den Toren sind die üblichen Sitzplatzkurven mit vielen zertretenen und herausgerissenen Sitzschalen und einer modernen aber nicht computeranimierten Anzeigetafel.
Echt dekadent war die Stadionmusik: Chill Out. Chill Out! Das kann man bei einer Massenschlägerei zur Beruhigung einspielen, aber so eine Fahrstuhlmusik vorm Fußball – das darf doch nicht wahr sein!! Solche Musik hört der richtige marokkanische Fan: Palabra Grande (Eigenproduktion der Ultras, mit Text in Darija-Arabisch, Spanisch und Französisch)! Aber Fath Union (Fath = Triumph, Sieg) ist ein typischer Oberschichtenclub: zahlungskräftige aber wenig zahlreiche Fans. Demgegenüber der Proletenverein Raja Dar al-Bayda (= Hoffnung Weißes Haus) mit hunderttausenden von Fans, von denen immerhin 2.500 heute die anderthalbstündige Fahrt gen Hauptstadt auf sich nahmen und geniale Stimmung machten. Schon vor dem Anpfiff sangen sie die 1.000 Heinis von Fath nieder und nicht nur die 1.000 Ultras und Chaoten in der Kurve, auch die bessersituierten Rajawy auf der Haupttribüne gingen herrlich mit. Einige Meter vor mir sprangen zwei jugendliche Mädchen immer wieder mit ihren Fahnen und Trikots vor der Fernsehkamera auf den Sitzen herum, gut gekleidete Männer trommelten auf die Sitzschalen und hinter mir trat ein auffällig gestylter Oberschichtenlümmel nach dem 0:2 vor Freude einen Sitz aus der Verankerung, entschuldigte sich aber gleich und baute ihn wieder rein... Alles ganz stressfrei trotz vieler Sicherheitskräfte! Auch die Pyroeinlage der Ultras zog nichts nach sich und dass die Rajawy Dauersupport mit vielen Hüpfeinlagen und herrlichen melodischen Gesängen machten, schien allen gut zu gefallen.
Der Spielverlauf gefiel natürlich nur den Gästefans, denn nachdem Fath erst da Spiel bestimmte, ging Raja mit einem perfekten Konter in Führung und riss das Spiel an sich. Das vor allem in der zweiten Halbzeit auf technisch wie spielerisch sehr gutem Niveau ausgetragene Spiel wurde dann nach der Pause von Raja stark bestimmt. Nach einem Foul im Strafraum gab es Elfmeter und der 5er namens Moutaouali (متولي), dessen Name eigentlich „Amtsträger“ heißt, netzte sicher ein. Ist wohl der Torschütze vom Dienst…
Nach diesem wirklich guten Spiel verfuhren wir uns etwas auf dem Weg nach Meknès, kamen aber vor Mitternacht noch im IBIS an. Statistik:
- Grounds: 1.018 (1 neuer; diese Saison: 47 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.916 (heute 1, diese Saison: 60)
- Tageskilometer: 480 (480km Auto)
- Saisonkilometer: 13.990 (13.190 Auto/ 760 Fahrrad/ 40 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2 [letzte Serie: 178, Rekordserie: 178; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 374
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