Donnerstag, 4. September 2014

W422VII (Baltikum 9/10): Das beste Stadion zum Abschluss der Tour

Sõrve Jalgpalliklub (FC Kuressaare 2) ............................ 3
Saue JK Laagri 1998 .......................................................... 1
- Datum: Sonntag, 31. August 2014 – Anstoß: 14.00
- Wettbewerb: II. liga lõuna/lääs (4. estnische Fußballliga, 2. Amateurliga, South/ West)
- Ergebnis: 3-1 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit: 1-1
- Tore: 0-1 25. Argo Alaväli, 1-1 38. Mario Stern, 2-1 55. Maarek Suursaar, 3-1 59. Mario Stern
- Verwarnungen: Mario Stern (Sõrve); Kristjan Suurjärv (Saue)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Salme Spordiklubi staadion (Kap. 1.300, davon 300 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 15 (davon ca. 1 Gästefan)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Durchschnittliches Spiel)  
Photos with English Commentary:
a) Estonia: Saaremaa Island; Kuressare Old Bridge, Anijala Windmill, Mustjala Church, Tagaranna Cliffs, Kihelkonna Church, Loona Manor, Lümanda Church, Pilguse Manor, Valjala Church, KARJA CHURCH, Angla Windmills. Muhu Island; Rinsi Church, Üügu Cliffs, Hellamaa Church and Football Ground. Mainland; Karuse Church, Kirbla Church, Silla Church Ruin, Kolluvere Palace and Tallinn Old Town at Night
b) Estonian 4th Division: SÖRVE JK DEFEAT SAUE JK LAAGRI (AT SALME STADIUM)

Am letzten Tag des Aufenthaltes hatten wir noch einiges vor: zuerst fuhren wir von unserer Herberge in Kuressaare nach Norden, an der mittelalterlichen Bogenbrücke vorbei. In Anijala fiel uns am Wegesrand eine sehr schöne Holländerwindmühle auf. In Mustjala steht eine ganz ansehnliche Kirche: die Rentner des kleinen Dorfes und ein einziger junger Mann versammelten sich zum Gottesdienst. Im benachbarten Tagaranna stehen schöne Klippen und ein Denkmal für die weit über 800 Todesopfer der Estonia-Fährkatastrophe. Wie sehr das Unbehagen gegenüber Russland nach der über 100 Jahre dauernden Besetzung durch Zaren und Sowjets ist, kann man an der Diskussion des Unglücks sehen: da schwedische Militärs zugegeben hatten, mit der zivilen Fährlinie auch Waffen und Militärmaterial u.a. aus Russland unangemeldet verschifft zu haben, wird der KGB (alternativ aber auch die CIA) in einer auch in Schweden (wo die meisten Opfer des Unglücks herstammten) salonfähigen Verschwöruungstheorie der Sprengung der Estonia beschuldigt...

Wir fuhren dann den Westen der Insel ab, der die geringste Dichte an Sehenswürdigkeiten hat. In Kihelkonna lohnt aber die Kirche; vor allem deshalb, da ein Glockenturm im Stile eines Burgturms meterweit weg steht. Der Gutshof von Loona ist sehr gepflegt aber architektonisch eher unspektakulär. Die orthodoxe Kirche von Lümanda unterscheidet sich etwas durch ihre langgestreckte und nicht kreuzförmige Form von den anderen Russenkirchen der Insel. Schließlich besuchten wir noch den Gutshof Pilguse, der mehrere tolle Toreinfahrten zu den teils sehr verfallenen Gebäuden zu bieten hat.  
Eigentlich wollten wir dann ein Juniorenspiel vom FC Kuressaare sehen, doch das wurde nicht wie angesetzt vorm Gymnasium in der Garnisoni ausgetragen, sondern in Nasva, wo wir gestern schon waren. Wir fuhren also nach Salme weiter, wo ich erstmal selber den Ball rausholte und nach Eintreffen der ersten Spieler den beiden Teams von Sörve (d.h. die Auswahl der Südwestdörfer von Saaremaa, bzw. das Farmteam vom FC Kuressaare) und Saue aus Laagri bei Tallinn, das Feld überließ.

Ich hatte es im gestrigen Bericht schon geschrieben: das Stadion von Salme ist das beste Stadion auf der ganzen Insel! Erreicht man den Ort von Kuressaare aus, dann passiert man zuerst die Schule mit dem Bolzplatz (in der Schule ziehen sich die Mannschaften um). Man fährt dem Schild „Spordikompleksi“ nach in einen geschotterten Weg, der an den Ruinen einer LPG vorbei auf eine Waldwiese führt, wo sich das weite Rund erhebt: ein ordentlicher Graswall läuft ringsherum, auf zwei Seiten steht dichter Nadelwald schon auf der Wallkrone und vor dem Wald auf der Längsseite auch eine schöne Tribüne (sechs Reihen mit modrigen Holzbänken) und direkt anschließend ein toller dreistöckiger und holzverkleideter Sprecherturm mit Spitzdach. Dort befinden sich auch Abstellräume für Sportgeräte und ein Klubraum drin. Auf dieser Tour war das Stadion in Salme trotz Levadia-Stadion und Salacgriva-Stadion die beste Sportanlage!

Das beste Spiel war es dann allerdings leider nicht und zudem auch das schlechtbesuchteste. Nur ein paar Kinder, Spielerfreundinnen und -kumpels wollten die Viertligapartie sehen. Das mittelmäßige Spiel wurde anfangs vom Gast aus Laagri bestimmt, der auch mit einem tollen Freistoß aus 30m gegen die Unterkante der Latte (knapp links vom Winkel und dann hinter der Linie aufgesprungen) in Führung ging. Erst kurz vor der Pause setzte Sörve mit einem erfolgreichen Konter den ersten Ball ins gegnerische Netz. Die zweite Halbzeit wurde von den Kickern von der Insel bestimmt, wobei sie wieder zwei Konter brauchten (Standards oder aus dem Spiel heraus aufbauen konnten sie nicht besonders gut) um den Torwart zu überwinden. Alle drei Treffer von Sörve wurden irgendwie genau gleich erzielt...  
Nach diesem verdienten Sieg für Sörve in diesem tollen Ground, besuchten wir noch die letzten uns fehlenden wichtigen Sehenswürdigkeiten der Insel. Die Kirche von Valjala hat eine schöne gotische Fassade, sowie ebenfalls gotische Eingangssäulen und ist auch innen ansehenswert. Die sehenswerteste Kirche auf Saaremaa oder vielleicht auch in ganz Estland, ist jedoch jene in Karja, die innen spektakuläre gotische Fresken und Fratzen an den Wänden und Säulen zu bieten hat. Der Baukörper an sich ist aber leider nicht annähernd so spektakulär wie die Steinmetz- und Künstlerarbeiten im Inneren.

Interressant sind die an der Straße aufgereihten Windmühlen von Angla, die auf dem Gelände eines Museums stehen. Von Angla aus fuhren wir über den Damm nach Muhu. Dort drehten wir eine Runde durch den Norden der Insel: die orthodoxe Kirche in Rinsi sieht auch nicht anders aus, als die in Saaremaa und die Klippen von Üügu sind nicht so spektakulär wie die im Norden von Saaremaa. In Hellamaa steht der einzige Fußballplatz der Insel Muhu genau vor der Kirche.

Wir erreichten die 18.45-Fähre und setzten aufs Festland über. Auf dem Weg nach Tallinn besichtigten wir noch die Kirche von Karuse die ein auffälliges Baptisterium und Radkreuzgrabsteine hat, die Kirche von Kirbla mit ihrem alten Friedhof, die Kirchenruine von Silla (eine von mehreren dutzend orthodoxen Kirchen Estlands, die nach dem Abzug der russischen Besatzer ungenutzt zerfallen), und das Schloss von Koluvere, das so ziemlich das größte in ganz Estland ist. Allerdings sind insbesondere die Brücken in den barocken Bau mit den massiven Türmen eine einzige Baustelle.  
Von Tallinn bis Kuressaare auf Saaremaa zieht sich ein Gürtel von Schloss-, Festungs- und Burgbauten durch Estland. In anderen Regionen sieht es hingegen sehr öde aus. Aber insgesamt sollte sich auch diese Reise wieder gelohnt haben und ihren schönen Abschluss fand sie in einem einstündigen Rundgang durch die erleuchtete Altstadt von Tallinn.

Es zeigte sich dann allerdings auch, dass Tallinn sehr provinziell ist, da selbst Fastfoodketten schon um 21.30 zumachten. Nur in einem großen Supermarkt bekamen wir noch was zu essen – zum Glück gibt es hier keinen Sonntagsladenschluss...

Wir kamen dann gegen Mitternacht am Flughafen an. Der ist zwar auch etwas provinziell, aber es stört keinen wenn man dort sechs Stunden bis zu seinem Abflug rumlungert, weil man nicht noch ein Hotel beziehen will, das man um 4 Uhr verlassen müsste. Es schleicht immer mal ein unfreundlich guckender Russe in Uniform herum um mustert rumgammelnde Reisende, aber sagen tut er nichts. Die bei der Abfertigungskontrolle sagen auch nicht viel, maulen aber großkotzig rum, wenn einer noch Wasser mit ins Flugzeug nehmen will oder zu langsam bei der Abfertigung ist, was v.a. bei alten Menschen echt asozial ist. Aber die meisten Kontrolleure schienen auch wieder Russen zu sein. Mit den US-amerikanischen Reisenden kam man hingegen angenehm ins Gespräch: zwei Rentner waren auf dem Weg zurück von Estland, der Heimat ihrer Vorfahren, nach Florida bzw. Kalifornien. Also wenn Amis mal verreisen (also die 5% die das tun) fallen sie selten so negativ auf, wie in ihrem eigenen Land oder andere Touristen wie Engländer, Deutsche oder Russen...

Die Flüge waren absolut pünktlich, sodass wir gegen 14.45 am Bahnhof des Flughafens Leipzig-Halle standen. Ob es dann Kürzungen bei der Bahn in Sachsen-Anhalt oder doch eher Absprachen mit den Taxifirmen geschuldet ist, aber von dort bis Merseburg brauchten wir über Halle mit Wartezeiten von je 30 Minuten auf die Bahnen insgesamt anderthalb Stunden. Mit dem Taxi wäre das kaum eine halbe gewesen, aber auch fünf Mal so teuer (zwei Tickets für je 5€ gegen gut 50€ Taxigebühr)...  
Statistik:
- Grounds: 1.175 (heute 1 neuer; diese Saison: 21 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.143 (heute 1; diese Saison: 31)
- Tageskilometer: 2.300 (Sonntag: 450km Auto, 10km Fähre, Montag: 1.800km Flugzeug, 40km Bahn)
- Saisonkilometer: 10.040 (5.990 Auto/ 3.600 Flugzeug/ 350 Fahrrad/ 80 öffentliche Verkehrsmittel/ 20 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 123 [letzte Serie: 10, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 422

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