Paide Linnameeskond ....................................................... 0
- Datum: Samstag, 23. August 2014 – Anstoß: 19.00
- Wettbewerb: Meistriliiga bzw. sogenannte „A. Le Coq Premium Liiga” (1. estnische Fußballliga, Profi-/ Halbprofiliga)
- Ergebnis: 3-0 nach 91 Min. (45/46) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 4. Albert Prosa, 2-0 66. Albert Prosa, 3-0 88. Albert Prosa
- Verwarnungen: keine
- Platzverweise: keine
- Spielort: Lilleküla staadion bzw. sogenannte A. Le Coq „Arena” (Kap. 9.692 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 300 (davon 284 zahlende und anscheinend keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,0/10 (Besseres Mittelmaß)
SK FC Levadia Tallinn ..................................................... 0
JK Sillamäe Kalev ............................................................. 3
- Datum: Samstag, 23. August 2014 – Anstoß: 16.00
- Wettbewerb: Meistriliiga bzw. sogenannte „A. Le Coq Premium Liiga” (1. estnische Fußballliga, Profi-/ Halbprofiliga)
- Ergebnis: 0-3 nach 92 Min. (45/47) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 1. Evgeny Kabaev, 78. Jaroslav Kvasov, 83. Aleksandr Dubokin
- Verwarnungen: Igor Subbotin, Aleksandr Dmitrijev, Omar El-Husseiny (Levadia); Nikolay Mashichev (S. Kalev)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Kadrioru staadion (Kap. 5.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200 (davon 158 zahlende und ca. 50 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 6,5/10 (Schnelles und ansehnliches Spiel)
Photos with English Commentary:
a) Estonia: Tallinn, the Capital City of Estonia; Kadriorg Wooden Houses, Pirita Monastery Ruin
b) Estonian Premier League: Flora Tallinn v Paide Linnameeskond (Le Coq Arena)
c) Estonian Premier League: Levadia Tallin v Sillamae Kalev (Kadrioru Stadium)
Semesterferien und dann nicht ins Ausland? Kann nicht sein bei den Merseburger Groundhoppern! Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns aus Zeit- und Geldmangel für eine Tour durch die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Eigentlich sollte die mit dem eigenen Auto mit evtl. Abstecher nach Russland und/ oder Weißrussland starten, aber schnell wurde klar, dass wir unseren alten Dacia verkaufen sollten und einen neuen anschaffen. Da dort der Termin aber unklar war, mussten wir also auf den Flieger zurückgreifen. Der Zeitmangel verlangte dann natürlich einen Mietwagen in Tallinn, ansonsten wäre unsere Reiseroute nie in 10 Tagen zu schaffen gewesen.
OK, ich will nicht so lange rumlabern, denn im Gegensatz zu vielen arabischen Ländern oder manchem südosteuropäischen Staat hatte ich im Vorfeld kein besonderes Interesse an den baltischen Staaten. Diese drei Länder zu besuchen, geschah eigentlich nur aus der Idee, einmal alle Länder Europas und natürlich möglichst auch der Welt groundhopping- und auch sightseeingmäßig abzugrasen (d.h. mindestens ein Spielbesuch und eine Sehenswürdigkeit). Und wenn man kein Geld und noch weniger Zeit für eine Fernreise auf andere Kontinente hat, dann komplettiert man lieber mal die Europakarte. Und aus eben genannten Gründen verschiebt man auch die angedachte Groß-Britannien- und Irland-Tour immer weiter zugunsten preisgünstigerer und weniger zeitaufwändiger Ziele.
Die Länderpunkte 41, 42 und 43 (Deutschland und meine 3 Nicht-FIFA-Punkte natürlich nicht mitgerechnet) warteten also auf mich und meinen Vater. Die Flüge hatten wir sechs Wochen, die Hotels sechs Tage vorher gebucht. Zuerst fuhren wir um 5.30 Uhr mit dem Zug von Merseburg über Halle nach Leipzig-Flughafen, dann brachte uns die Lufthansa zuerst nach Frankfurt (macht ja auch echt Sinn, wenn man nach Osteuropa will, erstmal eine Verbindung in den Westen Deutschlands nutzen zu müssen...) und dann ohne Verspätung nach Tallinn.
In der estnischen Hauptstadt gelandet, waren Gepäck und Mietwagen schnell geholt. Letzerer leider zu horrenden Preisen, die nur 5% unter den deutschen Preisen lagen, da man auf die 33% günstigere Grundmiete ohne Ende lächerliche Gebühren wie Grenzübertrittssteuer – für Länder innerhalb der EU! – und U25-Fahrer-Zusatzgebühr – für einen Fahrer mit einer Erfahrung von 6 Jahren und über 100.000km in gut 20 Ländern, davon auch 15.000km Mietwagen in 10 Staaten – zahlen musste; und das selbst bei Hertz Betrug am Kunden vorkommen kann, wie spätere Forderungen angeblich verursachter Schäden (wahrscheinlich haben wir wirklich die Schürze mit Kieselsteinen zerkratzt, aber darauf haben die Wichser nur spekuliert, da der scheiß Polo überhaupt nicht auf die schlechten Straßenverhältnisse im ganzen Baltikum – der Schaden ist wahrscheinlich auf einer Schnellstraße und nicht mal auf einem Nebenweg passiert – ausgelegt ist) zeigten.
Auch der Einkauf in dem Supermarkt hinterm Kadrioru Staadion schnell erledigt. Das Sortiment an estnischen Lebensmitteln ist übrigens lohnend, da billiger als Importware und zudem eine gute Mischung aus skandinavischen und slawischen Spezialitäten. Wir schafften es noch, die Klosterruine im etwas außerhalb gelegenen Piriti (angemessene 2€ Eintritt) zu besuchen und verpassten dann doch gleich das erste Tor im ersten Spiel, da wir den Eingang zum ehemaligen Dünamo Staadion, jetzt nach dem Stadtteil in dem es liegt – Kadriorg – Kadrioru Staadion genannt, nicht sofort fanden. Der Eingang ist aber ein schöner mit Kassenhäuschen und Portalen, richtig typisch sowjetisch ist auch die klotzige Haupttribüne mit dem über den besseren Plätzen angebrachten freistehenden Betondach (das Stadion wurde in den 1920ern errichtet, als die Sowjetunion noch hervorragende Architekten hervorbrachte) und der wuchtigen Anzeigetafel. Diese wurde aber genauso modernisiert wie die Bestuhlung der beiden Tribünen. Hinter den Toren befinden sich noch neu angebrachte Holzbänke und ansehnliche Begrünung.
Wir hatten also das 1:0 bereits verpasst, als wir in der 5. Minuten nach der Entrichtung von 5€ das Stadion betraten. Es fielen allerdings nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit in einer lange von Levadia aktiver gestalteten zweiten Hälfte, noch zwei weitere Treffer: Konter der Gastmannschaft aus Sillimäe zum letztlich ungefährdeten 0:3 Auswärtssieg. Man bekam durchschnittlich guten Fußball geboten und staunte, dass sich die Spieler weder vom üblen Gewitterregen noch vom alles laufen lassenden Schiedsrichter mit seinen Linien- und Torrichtern (!) aus der Ruhe bringen ließen.
Levadia Tallinn wurde übrigens umgesiedelt aus dem 15km entfernten Maardu (so wie RB aus Markranstädt nach Leipzig umgesiedelt wurde: in einem Kaff wie Maardu oder Markranstädt ist es für die auch im Baltikum zahlreichen und zahlungskräftigen Sportsponsoren und -spekulanten zu unattraktiv). Und trotz des estnischen Namens ist der Gegner ein durch und durch russischer Klub: JK steht für Jalgpalliklub (Jalgpall = Fußball) und der Vereinsname Kalev spielt auf eine estnischen Heldensage an und selbst der Name des Spielortes, die Industriestadt Sillimäe, hat einen estnischen Namen. Aber im Nordosten Estlands leben 85% Russen und nur 4% Esten. Die Spieler bei Sillimäe Kalev sind 100% Russen und alle Gästefans sprachen untereinander Russisch, hingegen bei Levadia war das eine gut gemischte Truppe von Esten, Russen, auch einem Finnen und einem Ägypter. Diese demographischen Verhältnisse sind genauso so ein Problem wie in der Ost-Ukraine: die Esten verfolgen sehr genau den Terror der von der russischen Bevölkerung unterstützten Milizen und die Einmischungen des verbrecherischen russischen Staates. Mittlerweile werden Manöver vor estnischem Seegebiet von den Russenmilitärs organisiert, sodass die Angst vor einer erneuten Invasion von Osten auch in Estland und Lettland wieder wächst.
Wir schauten uns nach dem Spiel ein paar der sehr schönen Straßenzüge des Stadtteiles Kadrioru an: villenartige Holzhäuser, teils toll hergerichtet und teils verfallen, durchsetzt mit modernen Betonbauten die mit Holz verkleidet wurden und auch mal der ein oder anderen neobarocken Steinvilla, und viel Grün (Alleen, Parks). Also diese estnische Hauptstadt Tallinn machte gleich einen viel besseren Eindruck auf uns, als das gegenüberliegende finnische Helsinki!
Zum zweiten Spiel des heutigen Tages kamen wir so pünktlich (25 Minuten vor Anpfiff), dass wir unter den ersten 20 Zuschauern waren, die das Lilleküla Staadion betraten. Der estnische Getränkekonzern mit franco-belgischer Vergangenheit A. Le Coq (gegründet als deutsch-baltische „Actien-Gesellschaft der Bier- und Meth-Brauerei und Destillatur Tivoli“) ist mit seinem hässlichen Schneckenfressergockel sehr präsent und sponsert nicht nur die Liga, sondern auch das Nationalstadion und Heimstätte Flora Tallinns. Selbst in dieses Stadion gehen nur 9.692 Zuschauer rein und als ich bemerkte, dass auch bei diesem Spitzenspiel der 1. Liga nur 300 Leute kommen werden, begann ich mich schon zu fragen, warum Fußball als der beliebteste Sport in Estland gehandelt wird. Nun gut, die Ligenstruktur ist für ein Land mit nur 1,3 Millionen Menschen (davon leben 400.000 in der Hauptstadt) sehr ausgeprägt: sechs Spielklassen mit teils 8 Staffeln. Aber was machen die Esten eigentlich am Wochenende, wenn sie nicht selber Fußball spielen? Glotze gucken? Man kann bei Preisen von nur 4€ die Karte doch auch mal ins Stadion gehen! Da waren mehrere deutsche und englische Groundhopper zugegen und somit nicht einmal ganz 300 Esten!
Zumal man in der Le Coq Arena bequem und überdacht (außer auf der einen Hintertortribüne, die eine kaum mehr nutzbare Kanzel für das Olympische Feuer zu bieten hat) sitzt – und auch ein schönes Beispiel für moderne Stadionarchitektur mit engen zweistöckigen Rängen ganz nah am Spielfeld und passender Farbgestaltung (grüne Sitze da Flora Tallinns Vereinsfarbe Grün ist) sowie geschwungener und geschmackvoller Dachkonstruktion hat.
Akzeptablen Fußball bekam man auch geboten, wobei ich das Spiel um 16 Uhr etwas besser fand. Denn hier war der Rekordmeister Flora doch klar überlegen, ging schnell 1:0 in Führung und ließ dann auch nicht den Gegner kommen wie Sillimäe Kalev im Nachmittagsspiel, sondern setzte Paide Linnameeskond routiniert unter Druck. Der Außenseiter aus dem mittelestnischen Paide, das als einer der wenigen Orte Estlands eine Ordensburg zu bieten hat (davon gibt es in Litauen und v.a. Lettland mehr) und damit als einer der wenigen Orte Estlands außerhalb des sehenswerten Nordwestens überhaupt eine Sehenswürdigkeit, kam zwar immer wieder zu Chancen, doch blieb am Ende ungefährlich, während Flora mit zwei weiteren Treffern – darunter einem Heber aus 20m über den Torwart ins Netz – die Tabellenführung erkämpfte. Denn Levadia Tallinn hat nun einen Punkt weniger, da sie ja dem Viertplatzierten aus Sillimäe unterlagen.
Wir machten uns dann auf zum Hotel, das ich in Altstadtnähe ausgewählt hatte. Das „Dorell“ hat einfache Zimmer und Bad auf dem Gang, weswegen 43€ pro Doppelzimmer eher zu hoch sind – aber immerhin gibt es sehr gutes Frühstück inklusive und man kann im Hof kostenfrei parken, muss sich am Ende also nicht über Preis-Leistung beschweren.
Statistik:
- Grounds: 1.167 (heute 2 neue; diese Saison: 13 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.135 (heute 2; diese Saison: 23)
- Tageskilometer: 1.870 (1.800km Flugzeug, 40km Eisenbahn, 30km Auto)
- Saisonkilometer: 5.300 (3.110 Auto/ 1.800 Flugzeug/ 350 Fahrrad/ 40 öffentliche Verkehrsmittel/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 115 [letzte Serie: 10, Rekordserie: 178]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 421
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