Montag, 19. Dezember 2011

W281II: Ein Sonntag in Berlin; 70 Minuten besser und trotzdem 1:8 verloren + Bei den Füchsen in der Max-Schmeling-Halle

1. FC Neukölln 1895 1:8 Club Italia Berlino
Datum: Sonntag, 18. Dezember 2011 – Anstoß: 14.00
Wettbewerb: Runde 4 des Berlin-Pokals für 1. Herren-Mannschaften (sogenannter „Berliner Pilsner“ Pokal; Bezirksliga Staffel 3, 8. Liga, 3. Amateurliga gegen Landesliga Staffel 1, 7. Liga, 2. Amateurliga)
Ergebnis: 1:8 nach 93 Min. (46/48) – Halbzeit: 1:2
Tore: 0-1 8. (Nr. 20), 1-1 44. (Nr. 9), 1-2 45.+1 (Nr. 9), 1-3 63. (Nr. 9), 1-4 72. (Nr. 12), 1-5 76. (Nr. 12), 1-6 78. (Nr. 9), 1-7 80. (Nr. 12), 1-8 87. (Nr. 14)
Verwarnungen: Nr. 17, Nr. 6 (beide Neukölln)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Haarlemer Straße, Kunstrasen 2 (Kap. 400 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon 30-40 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Das Spiel war richtig schnell und sehenswert und vor allem nicht annähernd so einseitig wie das ungerechte Ergebnis vorgaukelt)

Reinickendorfer Füchse (Berlin) 28:20 Handball Balingen-Weilstetten
Datum: Sonntag, 18. Dezember 2011 – Anwurf: 17.30
Wettbewerb: 1. Bundesliga (sogenannte „Toyota Handball Bundesliga, 1. Profihandballliga)
Ergebnis: 28:20 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 9:8
Tore: Ivan Ninčević 8, Evgeni Pevnov 4, Alexander Petersson 4, Jonathan Stenbäcken 4, Torsten Laen 3, Markus Richwien 3, Sven-Sören Christophersen 1, Bartłomiej Jaszka 1 (Füchse); Roland Schlinger 5, Wolfgang Strobel 4, Alexandros Alvanos 3, Felix König 3, Benjamin Herth 1, Philipp Keinath 1, Kai Häfner 1, Jens Bürkle 1, Sascha Ilitsch 1 (HBW)
Gelbe Karten: Torsten Laen, Denis Špoljarić, Alexander Petersson (Füchse); Dennis Wilke, Wolfgang Strobel, Alexandros Alvanos (HBW)
Zeitstrafen: Denis Špoljarić, Markus Richwien, Evgeni Pevnov (Füchse = 6 Minuten); 2x Sascha Ilitsch, 2x Jens Bürkle, 2x Christoph Foth, Daniel Wessig, Wolfgang Strobel, Roland Schlinger (HBW = 14 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Max-Schmeling-Halle (Kap. 10.000, davon 8.500 Sitzplätze)
Zuschauer: 8.556 (darunter ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Berlin kam erst in der zweiten Hälfte richtig in Fahrt – wirklich gut war das Spiel nie, jedoch auch nicht schlecht)
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Photos and English Version:

Die letzte Sportveranstaltung diesen Jahres, die wir uns in Deutschland anguckten, sollte ein Spiel des einzigen Berliner Profihandballvereins sein. Die Karten für die „Füchse“ bestellten wir auch sechs Tage vor dem Termin und erhielten sie so noch am Donnerstag. Da 1 Spiel ein bisschen wenig ist, wollten wir eigentlich noch die Reserve von Hertha BSC im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark anschauen, aber die Vollidioten sperrten den Rasen wegen angeblicher Unbespielbarkeit. Absoluter Schwachsinn, so wie ich das Gesindel der U-23 Mannschaften kenne: die spielen immer wann sie wollen, nur nie so wie wenige Tage vorher angesetzt. Jedes höher entwickelte Fußballland hat extra U-23 Ligen – nur Deutschland nicht.

Wir fanden dann eine Begegnung des Berlinpokals, die spielerisch so oder so besser war, als das übliche Regionalliga-Gekicke. Der. 1. FC Neukölln trat in Runde 4, der Runde der letzten 32 Mannschaften, als 9. von 16 in der Bezirksliga Staffel 3, der dritten Amateurspielklasse Berlins, platziert gegen Club Italia, die eine Spielklasse höher in Landesliga Staffel 1 nur auf Rang 12 stehen, aber mit 9 Punkten Vorsprung weit vor dem ersten Abstiegsplatz sind, an.

Gespielt wurde in der Haarlemer Straße auf dem Kunstrasen 2: diesen sieht man nicht von der Straße aus, sondern man muss rechts an der Turnhalle vorbei dem Hinweisschild folgen und dann links am Gebäude der oszimt vorbei oder direkt durchs Tor der oszimt. Diesen Weg zeigte uns ein Offizieller des gastgebenden Vereins, der trotz des deutschen Namens so gut wie nur Migranten in der Mannschaft hat. Das ist aber bei der demographischen Entwicklung des Stadtteils völlig normal. In Berlin fällt sonst aber immer wieder auf, dass Vereine mit deutschen Namen im Amateurbereich nur deutsche Spieler haben – und mitunter auch wirklich keine ausländischen Spieler und Deutsche mit entsprechend ausländischen Wurzeln haben wollen – während es hingegen auch noch dutzende Vereine mit Namen wie Hürtürkel oder Hellas gibt, wo nur Angehörige der ethnischen Gruppe, die den Namen des Vereins ausmachen, spielen. Wenn man solchen Vereinen auch nur als deutscher Zuschauer oder umgekehrt bei den eben genannten „ganz besonders“ deutschen Vereinen als ausländisch aussehender Fan vorbeischaut, erregt man gesteigertes Interesse – was nicht immer auf freundschaftlichem interkulturellen Austausch basiert.

Beim 1. FC Neukölln und auch dem Gegner vom Club Italia – vor allem letztere haben nicht nur Italiener im Aufgebot und auch Neukölln hatte zwei Spieler, die auf klassische deutsche Namen wie Martin oder so hörten – geht es jedoch sehr vernünftig und freundlich zu. Für die Spieler und Anhänger waren vereinsfremde Zuschauer genauso normal wie die Benutzung von verschiedenen Sprachen – mitunter in einem einzigen Satz – während des Spiels. Die Bevölkerung vom Stadtbezirk Neukölln hat ja auch einen Migrantenanteil von fast 50%; mehrheitlich sind das Kurden, aber auch Araber, Türken und Schwarzafrikaner. Beim 1. FC wurde bevorzugt Arabisch gesprochen, mit den Italienern vom Gegner und den Deutschen (also den wenigen eigenen Vereinsangehörigen, einigen von der Gastmannschaft und v.a. dem Schiedsrichtergespann) aber völlig normales Deutsch – nicht das Deutsch, was immer klischeehaft mit diesem Stadtbezirk in Verbindung gebracht wird. Ich hab nur einmal „ey, aldaaa“ gehört, viele sprachen ein ordentlicheres Deutsch als ethnisch Deutsche bei gewissen anderen Vereinen und auch die arabischen Slangbegriffe hielten sich ziemlich in Grenzen. Die Aussprache klang bei vielen schön levantinisch, was man als das Sächsisch der arabischen Welt bezeichnen kann: „yallah, rgôd! Êêê, mnîħ...“ = „Los, loof zu! Nu, schee...“ Aber das hätten die Neuköllner Fans wohl auch nicht gedacht, dass es Deutsche gibt, die verstehen, wenn der Schiri als „ghashwy“ (Schieber) bezeichnet oder über einen Gegenspieler „ma kân khata, ya manyak“ (Ey, das war kein Foul, du Schwuchtel) geschimpft wird...
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Das einzige, was mir beim 1. FC nicht passte, waren die für den Westteil Berlins aber leider normalen maßlosen Eintrittspreise: 5€ sind schon nicht mehr nur einfach etwas asozial sondern das Allerletzte. Im Ostteil der Stadt kosten solche Spiele gerade mal die Hälfte an Eintritt. Aber für die dreiste Abzocke bekam man ein richtig gutes Spiel geboten: auf dem engen Kunstrasen ging es flott hin und her. Es war ein sauberes und schnelles Spiel auf hohem technischem Niveau, mit wenigen Fouls und wenigen Fehlern. Auch entgegen aller Klischees über andere Fußballvölker: Die Araber/ Kurden von Neukölln meckert fast nie über Schiedsrichterentscheidungen – nur selten über die Linienrichter und deren Leistungen waren auch in der Tat unter aller Sau, da sie bei gleicher Höhe Club Italia noch den Angriff spielen ließen, aber bei Neukölln sofort Abseits winkten, wenn der Stürmer noch einen Schritt hinter dem Verteidiger war – und die Italiener schauspielerten nicht einmal. Das einzige was sehr italienisch bei der Spielweise der Gäste war, war mit starker Defensive und ganz wenig Aufwand einen viel zu hohen Sieg herauszuspielen. Das Ergebnis war noch überhöhter als der Eintrittspreis.

Die erste Viertelstunde war ausgeglichen und Club Italia nutzte ihre erste Torchance. Nachdem sie zwei Mal erfolglos aufs Tor schossen, besannen sie sich auf die Defensive und ließen den Unterklassigen kommen. Der erzielte erst in der 44. Minute den Ausgleich per Direktabnahme auf Kniehöhe aus Nahdistanz. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gelang Club Italia mit dem ersten richtigen Angriff aufs Neuköllner Tor nach 30 Minuten, die erneute Führung – ein starker Kopfball unters Tordach. Nach der Pause war dann Neukölln spielbestimmend, bis sie das 1:3 kassierten. Kurz darauf wurden sie noch mal ausgekontert, woraufhin sie sehr nachließen. So richtig ernsthaft griffen sie das Italia-Tor nicht mehr an, die Abwehr machte schon Feierabend und kassierte noch vier billige Tore. Unglaublich, wie man 70 Minute die bessere Mannschaft sein kann, trotzdem 1:3 zurückliegen (das war schon ein völlig ungerechtes Resultat!) und dann noch so auseinanderfallen und mit 1:8 verlieren kann!
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Wir schafften es, von Neukölln in 50 Minuten durch den dichten Verkehr zur Max-Schmeling-Halle zu drängen. Die Parkkapazitäten sind nicht ausreichend für eine Veranstaltungshalle dieser Größe, aber hinterm benachbarten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark fand sich noch etwas auf einem kostenfreien Parkplatz in der Eberswalder Straße – Fußweg zur Halle: 500m. Besonders toll ist diese nach dem berühmten Boxer benannte Sporthalle auch nicht gebaut, aber von außen sieht sie recht kurios wie ein Flugzeughangar mit Glasfront aus und innen ist halt die schiere Größe – ansonsten die üblichen, massiven, also schon besseren Tribünenkonstruktionen aus Beton und Stahl, bei wenigen Formdetails in den Ecken – recht ansehnlich. Man ist schon mit 12€ (mit Studentenermäßigung bekam ich eine Karte für nur 8€) dabei – im Oberrang außen ist die Sicht auch besser als auf den ebenfalls 8-12€ kostenden Hintertorsitzen – was für die HBL mittlerweile ein niedriger Preis ist. Beim SC Magdeburg kosten Stehplätze z.B. 10,50€ und Sitzplätze mindestens 15,50€, bei HBW gibt es gar nur zwei Preiskategorien: 12€ für Stehplätze (krank! – selbst ermäßigt immer noch 9€) und gar 27€ (oberkrank!) für Sitzplätze. Überteuerter als HBW ist nur der THW Kiel mit 15,50€ für einen Stehplatz und Sitzplätzen zwischen 19€ und 49€, die auch kaum zu erhalten sind, da 95% der Halle mit Dauerkarten belegt sind.

In der immer langweiliger werden und international mittlerweile keineswegs mehr stärksten Handballliga der Welt, der HBL, trafen anderthalb Stunden nach Abpfiff des Fußballspiels die Füchse Berlin (eigentlich Reinickendorfer Füchse) als Tabellenzweiter, der aber schon kaum noch eine Chance auf den Titel hat, da Kiel bereits 16 Siege in Folge landete, in der Max-Schmeling-Halle auf die HBW aus Balingen-Weilstetten. Balingen ist ziemlich gesichert als 11. im Mittelfeld – wie alle Teams, die einen Ausländeranteil von unter 50% haben. Allerdings muss man auch sagen, dass die Füchse, obwohl sie ihre Mannschaft hemmungslos zusammengekauft haben, nicht konkurrenzfähig gegenüber Kiel sind. Klappt halt nicht immer, wenn man vor dem Spiel groß zur Jugendförderung rumlabert, aber dann nur Söldner aus Nordeuropa oder vom SC Magdeburg zusammenkauft...

Die erste Hälfte war sehr torarm und auch ziemlich langsam. Immerhin war sie ausgeglichen und dadurch spannend: 9-8 stand es nach unspektakulären 30 Minuten. In der zweiten Hälfte häuften sich die sehenswerten Spielzüge und genialen Würfe der Füchse, sodass sich die HBW mit acht Toren geschlagen geben musste. Von den 28 Gegentreffern waren auch drei Empty-Net-Goals dabei, da der komische Gästetrainer mehrfach den Torwart (sogar schon in Hälfte eins!) herausnahm und ihn durch einen weiteren Feldspieler ersetzte. 28:20 war am Ende auch schon verdient.

Wir gingen in der Eberswalder Straße noch gut und günstig (Hauptgerichte größtenteils zwischen 5€ und 8€) thailändisch essen und fuhren dann zügig heeme. Die nächste Sportveranstaltung werden wir in Marokko besuchen. Dazu gibt es dann Anfang Januar mehr an dieser Stelle!
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Statistik:
Grounds: 682 (heute 2 neue; diese Saison: 88 neue)
Sportveranstaltungen: 1.432 (heute 2, diese Saison: 118)
Tageskilometer: 420 (420 Auto)
Saisonkilometer: 15.290 (13.370 Auto/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 23
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 281

W281I: Spannendes Pokalderby in Zeitz und Achtes Siegloses Spiel in Folge für die Alligatoren aus Aschersleben

VfB Zeitz 2:3 1. FC Zeitz
Datum: Samstag, 17. Dezember 2011 – Anstoß: 12.30
Wettbewerb: Achtelfinale des Kreispokals Burgenland (sogenannter „Krombacher Pokal“; Kreisliga Staffel 3 (10. Liga, 5. Amateurliga) gegen Landesklasse Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga))
Ergebnis: 2:3 nach 92 Min. (46/46) – Halbzeit: 1:3
Tore: 1-0 10. Christian Kraft, 1-1 20. Kai Pöhlitz (Foulelfmeter), 1-2 26. Sebastian Holz, 1-3 35. Steven Knechtel, 2-3 50. Christian Kraft
Verwarnungen: Ricky Marx, Andreas Soffa, Andreas Schulze (VfB), Daniel Rost, Steven Knechtel (1. FC)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz An der Hohle/ VfB (Kap. 1.200, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 250 (davon 232 zahlende und mind. 60 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Sehr gutes und sehr spannendes Spiel vor ansehnlicher Kulisse)

HC Aschersleben Alligators 24:26 HSC Bad Neustadt (Saale)
Datum: Samstag, 17. Dezember 2011 – Anwurf: 19.00
Wettbewerb: 3. Liga Ost (Halbprofiliga)
Ergebnis: 24:26 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 11:16
Tore: 7x Svajunas Kairis, 5x Emil Feuchtmann, Carsten Kommoß, 4x Pit Seifert, 3x Gorden Müller (Aschersleben); 9x Stefan Schröder, 6x Michal Panfil, 3x Gary Hines, Alejandro Rohaly, 2x Margots Pavlovics, Maximilian Schmitt, 1x Franziskus Gerr (Neustadt)
Gelbe Karten: Paul Otto, Frank Seifert, Pit Seifert (Aschersleben); Michal Panfil, Franziskus Gerr, Gary Hines (Neustadt)
Zeitstrafen: Paul Otto, Carsten Kommoß, Benny Böcker (Aschersleben); 2x Gary Hines, 2x Maximilian Schmitt, Franziskus Gerr (Neustadt)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Sport- und Freizeitzentrum Ballhaus (Kap. 1.100, davon 650 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 400 (davon ca. 6 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Nach mäßiger erster Hälfte, spannende zweite)
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Photos and English Version:

Ich bin begeistert, wie lernfähig doch einige deutsche Vereine sind: es sind ein, zwei Grad über Null, massiver Wind, leichte Schneeregenschauer und das Kreispokalspiel zwischen dem VfB Zeitz und dem 1. FC Zeitz fällt nicht aus. Ja, es fällt tatsächlich nicht aus! So ein Wetter war in den letzten Jahren ständig ein Garant für reihenweise Ausfälle, jetzt wird sogar Mitte Dezember noch gespielt. Eigentlich selbstverständlich, aber hierzulande war es das die letzten Jahre leider nicht mehr. Aber schön, dass sich das geändert hat – so bekamen etwa 250 Zuschauer ein sehr interessantes Pokalspiel auf dem engen Sportplatz im Norden von Zeitz geboten.

Der Sportplatz an der Hohle – oder auch Sportplatz VfB genannt – verfügt zwar über keine Ausbauten, aber einige Holzbänke zum Sitzen und ein ziemlich hoher und sehr steiler Graswall, auf dem man hocken oder stehen kann, sind doch schon mal was. Wenn man oben steht, sieht man sogar sehr schön Schloss Moritzburg im Tal liegen. Die Sportanlage liegt zwischen Feldern und Ein- und Mehrfamilienhäusern. Sogar eine Anzeigetafel gibt es.

Der 1. FC Zeitz ist punktgleich mit Tabellenführer SV Merseburg 99 auf Platz 2 der Landesklasse zu finden, der Stadtrivale und Gastgeber des Pokalduells, VfB, ist zwei Ligen tiefer sogar Tabellenführer (dort ist der Zweitplatzierte allerdings ebenfalls punktgleich) nachdem sie vor zwei Wochen am letzten Spieltag der Hinrunde mit einem 7:4 Sieg über Kretzschau – die bis dahin führten – an die Spitze sprangen.

Das Duell war auch im Hinblick auf das Umfeld interessant. Der 1. FC hat zwar ein Tennispublikum, aber die fallen dort immerhin nicht mit Ausfälligkeiten wie dem U-Bahn-Lied auf, wie das ab und an mal die sehr begeisterungsfähigen Anhänger des VfB tun. Erwartungsgemäß blieb es heute aber fair – trotz der beachtlichen Kulisse von 250 Leuten. Man muss sich zwar fragen, was man von einem Verein halten soll, deren Spieler Fans grüßen, die während und vor allem nach dem Spiel angetrunken – teilweise mit sehr eindeutigen Klamotten – den Gästespielern ein paar Freundlichkeiten mitgeben: aber alle Beschimpfungen waren nur solche der völlig normalen Sorte wie „raus die Sau“ oder „Scheiß FC Schweine“. Absolut nicht kritikwürdig war die Untermalung von einigen Szenen mit lautem Böllerklang. Hervorheben muss man aber vor allem, dass etliche VfB-Fans – im Gegensatz eben zu den nur bei Toren einmal laut werdenden FC-Fans – regelmäßig ihre Mannschaft mit Sprechchören „Olé, wir sind der VfB“ usw. anfeuerten.
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Tore gab es auch immerhin fünf zu sehen, wobei der erste Treffer daran lag, dass der favorisierte 1. FC nicht so richtig ins Spiel kam. Nach einem Fehler wurde die Abwehr überspielt und der VfB-Spieler Kraft entschied das Mann-gegen-Mann-Duell gegen den FC-Torwart für sich. Erst ein ungeschicktes Beinstehenlassen im Strafraum sorgte 10 Minuten später für den Ausgleich. Der Schiri verhängte Elfmeter – berechtigt und souverän verwandelt. Durch gutes Kombinationsspiel im Strafraum kamen die Gäste, die auch erheblich weniger Fans stellten, zum 1:2. Bis zur Pause spielte fast nur noch der 1. FC, der auch einen dritten Treffer nachlegte, welcher wiederum aus kurzer Distanz erzielt wurde.

Nach dem Seitenwechsel begann das Spiel wieder genauso wie ganz zu Beginn des Pokalduells. Ein früher und sehenswerter Treffer durch Kraft für den Gastgeber. Danach allerdings ein munteres Hin und Her, das keineswegs vom Favoriten bestimmt wurde. Beide Teams waren bis zur 70. gleichwertig – dann legte der VfB ziemlich los und vergab Chance um Chance. Der Ausgleich wäre absolut verdient gewesen, ein 4:3 auch – aber da der 1. FC schließlich der Favorit ist, rettete er mit viel Glück den knappen Vorsprung über die Zeit. Insgesamt gesehen bekam man für maßlose 2,50€ Eintritt ein wirklich spannendes wie auch sehr gutes Spiel geboten! Ein Lob an beide Teams, insbesondere den Gastgeber!
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Über Staßfurt, wo wir meine Freundin abholten, ging es nach Aschersleben. Da stand noch ein interessantes Handballspiel auf dem Programm. Der HC Aschersleben ist als 12. von 16 voll im Abstiegskampf und hatte ein ganz schweres Spiel gegen die Neustädter aus Bayern: einen Punkt hinter den Erzgebirglern aus Aue stehen sie auf Rang zwei.

Gespielt wurde in der Multisportanlage Ballhaus. Das ist ein weitläufiger Komplex, der mehrere Sporthallen – so eine Schwimmhalle, Tennishalle, Beachsoccer- und -volleyballhalle und schließlich auch Multifunktionshalle für Basketball, Handball und mehr – zusammenschließt. Für 8€ (ermäßigt 6€ für Studenten, Schüler etc.), was für diese Liga noch im Rahmen ist, hatte man freie Platzwahl auf den sehr provisorisch wirkenden Tribünen. Was an dieser Halle gut ist, ist die unbehinderte Sicht auf den Längsseiten – die Hintertorseiten sind natürlich von Fangnetzen verhängt – und das einer Radrennbahn nachempfundene Kurvendesign. Ansonsten sind die Gerüstbauten mit Plastesitzen extrem provisorisch und billig gemacht, die Dachkonstruktion einer Konservendose gleich und die Beleuchtung schwach.

Was Aschersleben auf dem Parkett zeigte, war in der ersten Halbzeit aber noch schwächer als die Beleuchtung. Von Anfang an lagen sie hinten – teilweise mit 5 Toren. Der ein oder andere Lichtblick, wie ein Sprungwurf von außen ins lange Eck gedreht, war schon vorhanden, aber HSC Bad Neustadt dominierte das Spiel. Die Gäste hatten einige ansprechendere Szenen gezeigt, doch so wirklich überzeugend war das – vor allem für einen Aufstiegskandidaten – nicht.
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Nach dem Seitenwechsel stand die schwache Abwehr der Alligatoren aus Aschersleben besser – und HSC Bad Neustadt geriet ins Schwimmen. Zwar gelang den Ascherslebenern nie der Ausgleich, aber sie machten das entschieden scheinende Spiel wieder spannend. Die zweite Halbzeit konnte man als Drittligareif bezeichnen, doch die gesamte Leistung dürfte für den Erhalt der Klasse nicht reichen.

Ebenfalls eine nur teilweise annehmbare Leistung lieferten die Heimfans ab – die wenigen Gäste feuerten gar nicht an. Die Alligatoren-Anhänger hängten zwar mehrere mehr oder weniger originelle Banner auf, aber waren so gut wie nie zu hören bis Mitte der zweiten Hälfte: das Einzige, was wirklich gut bei denen klappte, war das Meckern über die Schiedsrichter (die bis auf eine grobe Fehlentscheidung gut waren: ein Bad Neustädter hätte für ein grobes Foul als letzter Mann die Rote Karte sehen müssen) und Beschimpfen der Gegenspieler (für Handball war das sogar richtig emotional: „raus die Sau“, „der Penner, ey“ etc.). Anfeuerungen der eigenen Mannschaft fanden aber leider kaum statt: fünf Trommler, die ab und an „bumm, bumm, bumm“ machten und ein paar Leute die mal die Kurzform von Aschersleben in Sprechchöre packten: „Asche, Asche!“

Nach dem Handballspiel fanden wir im weitestgehend ausgestorbenen Aschersleben sogar noch ein hervorragendes China-/ Thairestaurant mit weiter Preisspanne von niedrig bis eher hoch bei wirklich hoher Qualität. Die Gaststätte „Thang Long“ kann ich nur empfehlen!
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Statistik:
Grounds: 680 (heute 2 neue; diese Saison: 86 neue)
Sportveranstaltungen: 1.430 (heute 2, diese Saison: 116)
Tageskilometer: 300 (300 Auto)
Saisonkilometer: 14.870 (12.950 Auto/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 22
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 281

Montag, 12. Dezember 2011

W280III: Ein wirklich erfolgreiches Wochenende für den TSV Leuna!

JSG Elsteraue (Raßnitz/ Döllnitz) B 0:7
Eintracht Bad Dürrenberg/ TSV Leuna B
Datum: Sonntag, 11. Dezember 2011 – Anstoß: 11.00
Wettbewerb: Kreisklasse B-Junioren Saalekreis/ Halle (5. und unterste Liga der 14-16jährigen)
Ergebnis: 0:7 nach 82 Min. (41/41) – Halbzeit: 0:3
Tore: 0-1 5. Etienne Stöbe, 0-2 9. Blerand Shoshi, 0-3 19. Blerand Shoshi, 0-4 46. Kai Müller, 0-5 48. Robert Renn, 0-6 71. Blerand Shoshi, 0-7 74. Haris Hajdarpasić
Verwarnungen: keine, Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Döllnitz (Kap. 2.000, davon 40 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 15 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Bis in die zweite Hälfte hinein extremst einseitig, aber durchweg gut durch Bad Dürrenberg/ Leuna)

SV Allstedt 30:36 TSV Leuna 1919
Datum: Sonntag, 11. Dezember 2011 – Anwurf: 16.30
Wettbewerb: Bezirksklasse Süd (8. Spielklasse, 5. Amateurliga)
Ergebnis: 30:36 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 14:17
Tore: k.A. (SVA); 12x Nr. 22, 11x Sven, 7x Schmidtn, 5x Fünfer, 1x Di Di Dieter, 1x Holchi (TSV)
Gelbe Karten: 2 (SVA); Fünfer (TSV)
Zeitstrafen: 2, 3, 12 (SVA = 6 Minuten); Fünfer, Nr. 22, Rudi (TSV = 6 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Sporthalle der Berufsbildenden Schule Sangerhausen (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 35 (davon ca. 12 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Leuna war in der zweiten Hälfte eines guten Spiels klar besser, der Beginn war allerdings ziemlich lahm)
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Photos and English Version:

Tief im Dezember bei knapp über Null Grad noch Fußball – und das in Deutschland! Und sogar noch Jugendfußball! Erstaunlich, dass diese Saison so wenige Spiele bisher ausfielen. Natürlich ist der Winter diesmal nicht so hart, aber all die letzten Jahre waren schon ein paar Matschpfützen auf dem Platz oder gefrorener Boden ein „Grund“ für Ausfälle. Schön, dass man da anscheinend vernünftiger geworden ist und die wenigen Zuschauer in Döllnitz heute ein Spiel der B-Junioren auf vom Frost hartem Boden zu sehen bekamen.

Am Rande des mehr oder weniger idyllischen Platzes – nach Süden hin ein schilfbestandener See und das kleine Dorf, nach Norden hin ohne Graswälle, Umgehungsstraße, Mülldeponie und riesige Strommasten – fanden sich ganze 15 Zuschauer ein. Der Mehrheit sogar für die Gastmannschaft! Dass die Mehrheit der Döllnitz/ Raßnitzer Eltern keine Zeit hatte, können die mir nicht erzählen: denen war’s nur zu kalt!

So verpassten sie, dass ihre Jungs in 40 Minuten nicht eine einzige Torchance hatten und nicht einmal in den Strafraum eindrangen. Bad Dürrenberg/ Leuna machte es besser, griff sofort an und erzielte bereits in der fünften Minute den ersten Treffer. Der Ball auf den kurzen Pfosten rutschte dem ansonsten gut haltenden Torwart ganz peinlich im Stand durch die Arme. Bis zur Pause legten die Gäste zwei Mal nach.
In der zweiten Hälfte gelang der Heimmannschaft der ein oder andere Angriff aufs Tor, doch ein Ehrentreffer war bei den schwachen Schüssen und dem unsicheren Passspiel gegen die starke Abwehr nicht drin. Bad Dürrenberg/ Leuna legte nur noch mehr nach und kam noch zu vier weiteren Toren.
Eine souveräne und wirklich gute Leistung des Tabellenführers! Weiter so!

Der wie immer lesenswerte und – für einen Trainer wie’s sich gehört auch sachlich-kompetente – Bericht von Ebbo ist wieder auf der Leuna Kickers - Seite zu lesen: http://www.leuna-kickers.de/#C-Junioren%20Spielbericht
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Die Handball-Männer des TSV Leuna waren dann unser nächstes Ziel. Nachdem wir die Strecke nach Döllnitz und zurück locker mit dem Fahrrad gefahren waren, ging es per Auto nach Sangerhausen. Dort wurde in der Sporthalle der Berufsschule gespielt. Die Sporthalle ist in der Karl-Liebknecht-Straße, die eine Arbeitersiedlung durchzieht, in der teilweise bester sozialer Wohnungsbau zu sehen ist. Es gibt eine ganze Reihe von Wandbildern, die vor allem bergmännische Themen aufgreifen, und auch ein Fahnenmonument. Die Sporthalle selbst ist leider alles andere als ein DDR-Relikt: ein moderner Bau, der außen viel verspricht und innen nichts hält – eine Obertribüne mit drei Reihen Holzbänke und schlechter Sicht.

Außer dem HSV Sangerhausen spielt auch der SV Allstedt seine Spiele dort, da es im nahegelegenen Dorf keine geeignete Halle gibt. In der Bezirksklasse sind die Allstedter 5. und Leuna ist 4. und hat noch ein Spiel in der Hinterhand. Der Beginn war leider recht lahm und für Leunaer Verhältnisse sehr fehlerbehaftet. Bis zur 10. Minute lagen die Leunaer nach einer 1:0-Führung regelmäßig hinten oder es stand Unentschieden. Doch zwei Torwartfehler des über weite Strecken schwachen Allstedter Keepers und sehenswerte Würfe der Leunaer Angreifer brachten die Gäste in Front. Bis zur 40. konnten die Allstedter aber gut mithalten – dann zeichnete sich ein Sieg für den Gast aus der Industrie- und Gartenstadt ab. Mit bis zu 11 Toren lagen die besseren und sicherer und sauberer spielenden Leunaer in Front. In den letzten 80 Sekunden ließen sie noch mal alles schleifen, wodurch sie fünf völlig unnötige Gegentreffer kassierten. So klang das Ergebnis aber auch immer noch gut: 30-36.

Für Leuna war das ein wirklich erfolgreiches Wochenende: Die Fußball-Männer bei einem starken Gegner immerhin 1-1, die II. Mannschaft gewann 2:1 gegen Nempitz, die B-Jugend 7:0 in Döllnitz, die Handballer 36:30 in Sangerhausen und die Handball D-Jugend 33:14 in Querfurt. Nur die Frauenfußballerinnen verloren 0:3 im Pokal gegen Beesenstedt. Aber egal: wie gesagt ein wirklich erfolgreiches Wochenende!
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Statistik:
Grounds: 678 (heute 1 neuer; diese Saison: 84 neue)
Sportveranstaltungen: 1.428 (heute 2, diese Saison: 114)
Tageskilometer: 140 (120 Auto, 20 Fahrrad)
Saisonkilometer: 14.570 (12.650 Auto/ 1.910 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 21
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 280

W280II: Handball in Jessen und Gräfenhainichen (Radis)

Jessener SV 1953 28:23
SG Saaletal Reichardtswerben/ Prittitz
Datum: Samstag, 10. Dezember 2011 – Anwurf: 15.00
Wettbewerb: Verbandsliga Sachsen-Anhalt/ Süd (6. Spielklasse, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 28:23 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 13:9
Tore: 4x Rose, Plott, Zwicker, Richter, Kretzschmann, 3x Hufnagel, Apfelbaum, 2x Trompke (Jessen); 7x Enke, 4x Laue, 3x Müller, 2x Faust, Sträletzky, Haufe, 1x Wedwitschka, Korn, Linse (Saaletal)
Gelbe Karten: Nr. 10, 17, 78 (Jessen); Nr. 4, 9, 11 und Trainer (Saaletal)
Zeitstrafen: 3x Nr. 17, 2x Nr. 28, 76 und 1x Nr. 19, 24, 25, 78 (Jessen = 22 Minuten); 2x Nr. 11, 33 [+ Rot], 1x Nr. 4, 9, 18 (Saaletal = 14 Minuten)
Disqualifikationen: Nr. 17 Jessen (dritte Zeitstrafe, 41.); Nr. 33 Saaletal (Nachtreten, 49.)
Spielort: Sporthalle Gymnasium Jessen (Kap. 300, davon 224 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 110 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,5/10 (Jessen die spielerisch bessere aber auch unsaubere Mannschaft – insgesamt ein wirklich sehenswertes Spiel)

TuS 1947 Radis 23:30 HSV Bad Blankenburg
Datum: Samstag, 10. Dezember 2011 – Anwurf: 19.00
Wettbewerb: Mitteldeutsche Oberliga (4. Spielklasse, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 23:30 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 12:16
Tore: 6x Nr. 2, 5x Nr. 10, 4x Nr. 7, 2x Nr. 6, 17, 1x Nr. 3, 10, 14, 84 (TuS); 9x Havel, 7x Miler, Petko, 3x Weyrauch, 2x Merkel, 1x Menge, Römermann (HSV)
Gelbe Karten: Nr. 6, 10, 14 (TuS); Merkel, Miler, Weyrauch (HSV)
Zeitstrafen: 2x Nr. 14, 1x Nr. 3, 7 (TuS = 8 Minuten); 2x Miler, Weyrauch, Merkel (HSV = 12 Minuten)
Disqualifikationen: keine
Spielort: Turnhalle Lindenallee (Gräfenhainichen; Kap. 350, davon 250 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Ohne zu überzeugen war Blankenburg die klar bessere Mannschaft in einem mittelmäßigen Spiel)
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Photos and English Version:

Dieser Samstagsauflug führte uns in die Region um Wittenberg, einer sehenswerten und geschichtsträchtigen Stadt, die wir allerdings schon zur Genüge kennen, herum. Bevor wir uns die beiden Handballspiele anguckten, standen noch ein paar unbekannte Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. In Hemsendorf, westlich von Jessen, befindet sich ein privat bewohntes und nur nach Vorabsprache ab und an zu besichtigendes Wasserschloss. Dessen Park ist aber zugänglich und von außen sieht es jetzt auch nicht so schlecht aus, aber an dem quadratischen Bau mit Mittelturm ist noch einiges zu sanieren.
Jessen selbst ist ein richtig mieses Provinzkaff mit einem eintönigen Marktplatz an dessen Ende eine halbwegs ordentliche Kirche steht. Ein paar Schritte weiter befindet sich dann ein runder, teil modernisierter Schlossbau. So richtig definierbar ist der Bau nicht mehr, bei dem Stilmischmasch. Aber passt zu diesem traurigen Kaff.
Etwas weiter östlich in der flachen, aber durch den Wechsel von Wäldern, Flussauen, Feldern und Wiesen gar nicht so unansehnlichen Landschaft, liegt dann Annaburg. Dieser Ort war sightseeingmäßig mit ganz weitem Abstand das Beste heute und ist nur knapp hinter Wittenberg (wenn überhaupt) einzuordnen. Das Schloss ist ein richtig schöner gelb-weißer, hoher Renaissancebau mit trockengelegtem Wassergraben und engem, verschachteltem Innenhof mit Arkadengang. Gegenüber sind eine ganze Menge Wirtschaftsgebäude zu finden, die meistens als Wohnungen genutzt werden. Rechts vom Portal befinden sich noch Barockbauten wie eine ehemalige Orangerie und eine Schule. Unweit davon befindet sich der Marktplatz – ganz nett, aber leider sehr tot: da gibt es kaum Geschäfte – und daneben eine Kirche mit interessantem Torbogen und Friedhof. Auf diese mit monumentalen Grabmalen zugestellte Ruhestätte blickt die Turmseite des kasernenartigen Altenpflegeheims...
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In Jessen ging es dann zum Handball, wobei im angrenzenden Stadion noch die letzten 14 Minuten des Landesklassespiels von Alemannia Jessen und Grün-Weiß Piesteritz II liefen. Vom Kreisverkehr aus konnten wir das Spiel prima verfolgen. Es blieb allerdings beim 0:2 für die Gäste. Die Halle liegt direkt am anderen Ende des Kreisverkehrs. Von außen ein seltsam kastenförmiger Bau mit hässlicher Backsteinrückseite an der sich der Eingang befindet, doch geht man die Wendeltreppe deren Innengang mit einer aufgemalten Vulkanlandschaft verschönert ist, hoch, wird man beim Betreten der Halle über die Qualität des Inneren erstaunt sein: drei Reihen rote und grüne Sitzschalen auf einer Obertribüne hinter deren Sitzreihen auch noch eine Stehreihe vorgesehen ist – und nirgendwo hat man Sichtbehinderungen! Nur die Farben der gesamten Halle sind etwas hässlich...
Was gar nicht geht ist der Eintritt: 3,50€ für alle ist in dieser Liga asozial. Mehr als 2,50€ nehmen normale Vereine nicht.

Über das Spiel und seinen furiosen Beginn konnte man aber nicht meckern: zwei zu zwei nach drei Minuten, vier zu zwei nach vieren. Nach dem wilden Beginn kam etwas mehr Ordnung ins Spiel, aber bis kurz vor der Halbzeit war es nach wie vor ein schnelles und ausgeglichenes Spiel. Dann stieg die Härte der Jessener genauso wie deren Leistung in der Verteidigung. Daran scheiterten die Gäste aus dem Burgenlandkreis schließlich. Eine Sekunde vor der Pausensirene kassierten sie ein fast vorentscheidendes 13:9. Nach der Pause festigten die Jessener diesen Vorsprung souverän, sodass am Ende eines wirklich sehenswerten Spiels ein 28:23 für den Gastgeber stand, obwohl dieser regelmäßig in Unterzahl spielte und auch einen Spieler verlor. Allerdings war der 17er so ziemlich der Schlechteste auf der Platte – seine ganzen ungeschickten Bewegungen führten schließlich zu drei Zweiminutenstrafen und folgerichtig zur Hinausstellung. Ebenfalls hinausgestellt wurde einer von mehreren mit zunehmender Spieldauer zunehmend gefrustet auftretenden Saaletalern: der wurde am Wurfkreis umgeruppt und latschte dann den foulenden Jessener. Zudem war es nicht das erste Foul des Gästespielers. Jessen festigte so seinen 4. Platz und Saaletal den 7. von 14.
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In Gräfenhainichen ging es dann weiter mit Handball. Radis ist eigentlich ein eigener Ort, der sechs Kilometer nordöstlich von Gräfenhainichen liegt, aber in dem Dorf gibt es keine oder keine vernünftige Sporthalle. Dafür ist im Bergbaukaff Gräfenhainichen ein schönes Exemplar von umgebauter Scheune – sieht jedenfalls so aus wie die Sporthalle in Osternienburg, die definitiv eine ist – in dem 350 Leute platz haben. Der Eintritt betrug nur 5€, ermäßigt 2,50€, was für diese Liga eigentlich normal seien sollte, es aber leider nicht ist. Es waren auch so 300 Fans da, die sich auf den vier Reihen der glatten Holztribüne ausbreiteten – oder hinter dem einen Tor ebenerdig bzw. auf den Barren hockten oder eben im VIP-Raum oberhalb des anderen Tores hinter Glas zuguckten – und durchgängig lärmten. Von den Behauptungen, dass in Radis „Bombenstimmung“ herrsche und das die Fangruppe Pilzkumpels „so richtig gut drauf sei“ und deswegen Radis „so mit die besten Fans der Liga“ habe, bin ich allerdings nicht so überzeugt worden: erstmal ist es nicht schwer bei einem Schnarchnasenpublikum wie im Handballsport üblich irgendwelche Stimmungsrekorde aufzustellen, zweitens ist es Ansichtssache, was gut drauf bei einer Fangruppe, bei der der Name Programm ist, heißt – wirklich gute Fans brauchen keine drei Liter Pils um Stimmung zu machen wie offensichtlich die Pilz- (oder Pils-)kumpels und schließlich ist der Rest des Publikums bei aller Begeisterung die ab und an aufkommt weit von Bombenstimmung entfernt. Wenn ein paar Trommler dauernd monoton „bumm, bumm, bumm“ machen und ein Fan mit Tröte „tröt, tröt, tröt“ dann ist das auch nicht sonderlich förderlich für Sprechchöre, die so oder so nur so ausgefeilt sind wie „Raaaadis, Raaaaadis“. Also in dieser Liga ist insbesondere Ziegelheim stimmungsmäßig besser.

Die Mannschaft von Radis, die aufgrund von Krankheit leider ohne ihren Stammtorhüter Illig, einen Bekannten meiner Freundin, auskommen musste, wusste genauso wenig zu überzeugen wie ihre Fans. Die ersten 10 Minuten hielten sie gut mit, dann wurde die Fehlerquote immer auffälliger. Als richtiges Amateurteam, auf Platz 9 von 14, gegen den Spitzenreiter aus Bad Blankenburg, ein Söldnertrupp der unter unterdurchsichtiger Geschäftsführung zusammengekauft wird, zu verlieren, ist wirklich keine Schande. Sieben Tore Unterschied die es am Ende waren sind auch keine Schande. Konstant war übrigens ab der 15. Minute ein fünf Tore Rückstand. Ansehnlich waren die wenigen Lichtblicke im Spiel der Radiser: souveräne Tempogegenstöße, erfolgreiche Torwürfe durch die dichte Abwehr hindurch usw. – aber es war nicht annähernd der Kampfgeist einer Mannschaft wie Ronneburg vorhanden, die letzte Saison zwar abstieg, aber gegen Bad Blankenburg nur durch Unfairness der Gäste mit einem Tor verlor, nachdem sie einen Rückstand von fünf, sechs Tore bereits aufgeholt hatten. Bei diesem Spiel war übrigens auch erheblich mehr Stimmung als diesmal in Gräfenhainichen bei Radis.

Wer übrigens mal richtig gute Stimmung beim Handball erleben will, wird auch in der Bundesliga keine Fangruppen finden, die überzeugen können. Dazu muss man wohl in Nordafrika gucken: z.B. die tunesische und ägyptische Liga sind spielerisch auf hohem internationalen Niveau – und die Stimmung auf einem hierzulande unbekannten. Die spielerisch schwächere marokkanische macht auch etwas daher: siehe im Video: Wydad Casablanca v Olympique de Meknes...
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Statistik:
Grounds: 677 (heute 2 neue; diese Saison: 83 neue)
Sportveranstaltungen: 1.426 (heute 2, diese Saison: 112)
Tageskilometer: 310 (310 Auto)
Saisonkilometer: 14.430 (12.530 Auto/ 1.890 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 280

Mittwoch, 7. Dezember 2011

W280I: Besseres Trainingsspiel für Haching in Spergau

Chemie Volley Mitteldeutschland
0:3 TSV „Generali“ Haching
Datum: Mittwoch, 7. Dezember 2011 – Beginn: 19.30
Wettbewerb: 1. Volleyballbundesliga (Profi-/ Halbprofiliga)
Ergebnis: 0:3 Sätze nach 69 Min.
Satzresultate: 12:25, 15:25, 22:25
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.600 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 300 (davon ca. 4 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Bis zum dritten Satz extrem einseitig, da CVM völlig überfordert mit dem Spitzenvolleyball der Gäste)
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Photos and English Version:

Diesen Mittwoch guckte ich mir zum ersten Mal in dieser Saison wieder Volleyball an. Bad Dürrenberg/ Spergau, mal wieder am unteren Ende der Tabelle zu finden, spielte gegen die Spitzenmannschaft aus Unterhaching. Einerseits eine Pflichtaufgabe für die favorisierten Gäste, aber andererseits wäre es eine prima Chance gewesen, um als Außenseiter von sich Reden zu machen, wo doch die Spiele der Mannschaften des zweiten und dritten Drittels der Tabelle kaum noch sportlichen Wert besitzen, da der abgeschlagene und punktlose Tabellenletzte Bottrop wohl aus finanziellen Gründen vor dem Aus (möglicherweise noch in der laufenden Saison) steht und auch Gotha auf der Kippe ist – keine Überraschung bei der hirnlosen Einkaufspolitik der Thüringer.

Leider entwickelte sich nur ein besseres Trainingsspiel für die Hachinger, da die junge Mannschaft der Mitteldeutschen völlig überfordert war. Die Spielzüge der Hachinger waren fast ausnahmslos sicher, sehenswert wie auch erfolgreich vorgetragen. Auch im zweiten Satz dasselbe Bild: CVM überfordert, Haching sicher und fast immer mit 10 Punkten in front. Erst der dritte Satz war spannender; da konnte der Gastgeber endlich etwas mithalten. Die Fehlerquote der Gäste stieg auch etwas und CVM gab noch mal alles. Zu einem Satzgewinn reichte es leider nicht, aber nachdem man nur 12 bzw. 15 Punkte erzielen konnte, waren jetzt wenigstens 22 drin.

Nach diesem einseitigen Spiel widmeten sich natürlich wieder die Offiziellen der Wahl des besten Spielers jeder Mannschaft, der dann ein kleines Präsent bekam. Da diese Ehrung „bester Spieler des Spiels“ sehr einen Spieler aus dem Mannschaftskollektiv hervorhebt, bin ich sowieso nicht besonders begeistert von dieser vor allem im Eishockey praktizierten Auszeichnung – aber wenn man wie heute aus einer Mannschaft mit lauter gleich starken und aus einer mit lauter gleichermaßen überforderten Spielern je einen Besten auswählen muss, wird diese Auszeichnung zur totalen Farce: bei Haching wurde einer von fünf absolut gleichwertigen Spielern ausgewählt – aber dann den, der am lautesten über die zwei, drei Schiedsrichterentscheidungen gegen Haching meckerte – und beim CVM derjenige, der in den ersten beiden Sätzen am schlechtesten spielte und dann im dritten Satz mal zwei, drei gute Aktionen brachte.
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Statistik:
Grounds: 675 (heute kein neuer; diese Saison: 81 neue)
Sportveranstaltungen: 1.424 (heute 1, diese Saison: 110)
Tageskilometer: 20 (20 Auto)
Saisonkilometer: 14.120 (12.220 Auto/ 1.890 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 280

Montag, 5. Dezember 2011

W279II: Leunas Hallenhockeyteam holt einen Punkt in einem tollen Spiel + Miltitzer Reserve siegt weiter souverän

TSV Leuna 1919 6:6 ATV Leipzig 1845
Datum: Sonntag, 4. Dezember 2011 – Anstoß: 11.00
Wettbewerb: 2. Hallenhockeybundesliga – Staffel Ost
Ergebnis: 6:6 nach 60 Min. (30/30) – Halbzeit: 3:4
Tore: 0-1 1. Stephan Günther, 0:2 16. Tobias Fabig, 1:2 20. Tobias Schaltonat, 1:3 22. Konstantin Nowak, 1:4 24. David Paul, 2:4 29. Christian Zeiger (Strafstoß), 3:4 29. Christian Zeiger, 3:5 38. Konstantin Nowak, 4:5 48. Christian Zeiger, 4:6 49. Rene Habenstein, 5:6 50. Tobias Schaltonat, 6:6 59. Christian Zeiger
Grüne Karten: Nr. 17, Nr. 11 (Leipzig)
Gelbe Karten: Jan Hochmuth (Leuna), Rene Habenstein (Leipzig)
Rote Karten: keine
Spielort: Sporthalle Leuna (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 150 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 8,0/10 (Hervorragendes weil rasantes und sehr spannendes Spiel!)

SG Wiederitzsch/ Seehausen 1:5 SV Grün-Weiß Miltitz II
Datum: Sonntag, 4. Dezember 2011 – Anstoß: 14.00
Wettbewerb: 3. Stadtklasse Leipzig, Staffel 1 (12. und unterste Liga, 7. Amateurliga)
Ergebnis: 1:5 nach 90 Min. (45/45) – Halbzeit: 0:2
Tore: 0:1 9. (Nr. 10), 0:2 19. (Nr. 11), 1:2 49. (Nr. 4), 1:3 65. (Nr. 11), 1:4 75. (Nr. 10), 1:5 80. (Nr. 9)
Verwarnungen: Nr. 6 (Wiederitzsch), Nr. 1 (Miltitz)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Wiederitzsch (Kap. 1.200, davon 50 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 15 (davon ca. 2 Gästefans)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Durchweg gutes und flottes Spiel, das von den Spielanteilen her ausgeglichener war, als das Ergebnis darstellt)
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Photos and English Version:

Wie Leunas Trainer Rehder zu uns schon sagte vor dem Spiel: Heute wird es anders! Nach der Niederlage gegen Köthen in der Vorwoche, die an sich nicht das Problem gewesen wäre, wenn das Spiel nicht so schwach gewesen wäre, sahen die diesmal nur 150 Zuschauer ein ganz anderes Spiel in der Leunaer Sporthalle. Es hatte schon in der ersten Minute so viel an Rasanz und Chancen zu bieten, wie das Spiel gegen Köthen in 60 Minuten nicht.

Schon nach einer halben Minute landete ein Angriff im Leunaer Tor, in der darauffolgenden Viertelstunde vergab Leuna erst drei gute Ausgleichschancen und offenbarte dann Unsicherheiten in der Abwehr: 0-2 nach 16 Minuten. Nachdem Leuna endlich traf, legte Leipzig gleich zwei Mal nach und das Spiel schien aufgrund von Abwehr- und Torwartfehlern entschieden. Doch dann kam Zeiger mit zwei Treffern und Hochmut wurde eingewechselt, der mit sicheren Paraden im Tor positiv auffiel. Nach der Pause musste zwar auch er zweimal hinter sich greifen und nach einem Foul auch für zwei Minuten runter vom Feld, aber er war einer der Garanten für den Punktgewinn, den Zeiger und Schaltonat mit weiteren Treffern erzwangen. Etwas hitzig wurde es in der Schlussphase auch mal kurz noch, da die Schiedsrichter sich zwei Mal nicht untereinander einig waren. Ansonsten waren die Unparteiischen aber sehr sicher und gut. Das 6:6 war am Ende dieses tollen Spiels mit rasanten Laufduellen, starken Zweikämpfen und klasse Torszenen das einzige gerechte Ergebnis.
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Während die Fußballer einen 4:1 Sieg gegen Querfurt einfuhren – prima gemacht, Leute! – wollten wir noch mal gucken, ob in Leipzig auch bei regnerischem Wetter gespielt wird. Seit Jahren sind im Dezember reihenweise Spiel im verweichlichten Spielkreis Leipzig ausgefallen: doch trotz starkem Regen in der Nacht sind nur bei wenigen unverbesserlichen Idiotenvereinen Spiele ausgefallen oder abgesetzt worden. In Wiederitzsch, am Nordrand der Stadt, wo auf dem von zwei Graswällen und einigen Bäumen flankierten Dorffußballplatz, nur noch die Alten Herren von Eintracht Wiederitzsch und die Spielgemeinschaft von der ehemaligen I. Mannschaft der Eintracht sowie der II. Mannschaft von SG Seehausen spielen, wurde gespielt. Ein echtes Fußballwunder! Mal sehen, ob diese Leipziger Weicheier nicht doch mal Vernunft annehmen und nicht wegen ein paar Litern Regen und ein paar Flocken Schnee reihenweise Spiele ausfallen lassen.

Es hat sich auch echt gelohnt, dieses Spiel zu gucken, denn was beide Mannschaften – die im Mittelfeld platzierten Gastgeber und der Tabellenzweite aus Miltitz – da zeigten, war von der ersten bis zur letzten Minute ansehnlich. Gutes Tempo, etliche Torszenen, schöne Zweikämpfe – nicht nur für die unterste Spielklasse ein starkes Spiel! Schnell grätschte ein Miltitzer den Ball zum 0:1 über die Linie und bald wurde auch das 0:2 per Heber über den heraus geeilten Torwart erzielt, doch nach der Pause kam der Heimverein noch mal heran: ein Freistoß wie ein Strich – in der ersten Halbzeit landete ein solcher noch krachend an der Latte – zum 1:2. Das 1:3 ließ allerdings nicht lange auf sich warten und am Ende zeigte Miltitz, dass sie ein Aufstiegskandidat sind: 1-5. Ein wirklich starkes Spiel, das von einem souveränen Schiedsrichter, der aber ziemlich viel durchgehen ließ, geleitet wurde.

Nachdem wir nun auch Wiederitzsch besucht haben, fehlt nur noch eine Sportanlage in Leipzig, auf der Herrenspielbetrieb stattfindet, auf unserer Liste. Die besuchen wir dann spätestens im April oder Mai.
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Statistik:
Grounds: 675 (heute 1 neuer; diese Saison: 81 neue)
Sportveranstaltungen: 1.423 (heute 2, diese Saison: 109)
Tageskilometer: 100 (100 Auto)
Saisonkilometer: 14.100 (12.200 Auto/ 1.890 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 20
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 279

W279I: Im Finale wurde der große Favorit aus Höchst doch noch geschlagen – spannender Radball-Weltpokal in Mücheln

Finale des Radball Weltpokals 2011 (in Mücheln)
Datum: Samstag, 3. Dezember 2011 – Beginn: 11.00
Wettbewerb: Finalturnier des Radball-Weltpokals 2011
Sieger: SV Eberstadt
Bestes Spiel: SV Ehrenberg 6:4 RC Höchst I (8,0/10)
Schwächstes Spiel: SNA Gent 7:2 VfH Mücheln (3,0/10)
Verwarnungen: 1x Gärtringen, 1x Höchst, 1x Ehrenberg
Disqualifikationen: keine
Spielort: Sporthalle am Eptinger Rain (Kap. 200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 200 bei Finalrunde (Vorrunde: knapp 150, Größere Fangruppen: Altdorf ca. 12, Winterthur ca. 10)
Unterhaltungswert: 7,0/10 (Wertungsdurchschnitt = 6,2: dieser Weltcup hielt zwar wieder mehrheitlich Spiele auf hohem Niveau parat, fiel aber deutlich hinter dem letzten Weltcupturnier, das ich in Mücheln 2008 gesehen habe, ab – und zwar in allen Belangen!)

Ergebnisse und Tabellen:
Gruppe 1:
1. SV Eberstadt ...... (15:7 Tore, 10 Punkte)
2. SV Ehrenberg ......................... (26:12, 9)
3. RC Höchst I [Österreich] ........ (20:12, 7)
4. RS Altdorf [Schweiz] .............. (21:23, 3)
5. Team Kuramae Tokyo [Japan] .. (4:32, 0)
Ehrenberg 1:2 Eberstadt / Höchst 8:0 Kuramae
Altdorf 3:5 Eberstadt / Ehrenberg 9:1 Kuramae
Höchst 6:4 Altdorf / Kuramae 1:6 Eberstadt
Ehrenberg 10:5 Altdorf / Höchst 2:2 Eberstadt
Kuramae 2:9 Altdorf / Ehrenberg 6:4 Höchst

Gruppe 2:
1. RC Höchst II [Österreich] ............ (19:8, 12)
2. RV Gärtringen ............................. (13:11, 7)
3. RV Winterthur [Schweiz] ............ (20:17, 7)
4. Sport Na Arbeid Gent [Belgien] ... (16:18, 3)
5. VfH Mücheln ................................. (9:23, 0)
Gärtringen 4:2 Mücheln / Höchst 3:2 Gent
Winterthur 5:4 Mücheln / Gärtringen 3:0 Gent
Höchst 3:2 Winterthur / Gent 7:2 Mücheln
Gärtringen 3:3 Winterthur / Höchst 7:1 Mücheln
Gent 7:10 Winterthur / Gärtringen 3:6 Höchst
4-Meter um Platz 2: Gärtringen 4:2 Winterthur

Halbfinals:
SV Eberstadt 6:5 RV Gärtringen (3:3, 3:2p)
RC Höchst II 8:2 SV Ehrenberg

Spiel um Platz 9:
VfH Mücheln 8:3 Team Kuramae Tokyo

Spiel um Platz 7:
RS Altdorf 6:2 Sport Na Arbeid Gent

Spiel um Platz 5:
RV Winterthur 6:5 RC Höchst I (3:3, 3:2p)

Spiel um Platz 3:
SV Gärtringen 6:5 SV Ehrenberg (4:4, 2:1 n.V.)

Finale:
SV Eberstadt 4:1 RC Höchst II

Statistische Anmerkungen:
Es fielen insgesamt 217 Tore in 27 Partien.
Damit fielen im Schnitt 8,04 Tore pro Spiel.
Außerdem fielen 3 Tore in einer 7-minütigen Verlängerung und 16 Tore in drei 4-Meter-Schießen.
Das torreichste Spiel war ein 10:7 von Winterthur gegen Gent.
Die torärmsten Spiele waren ein 3:0 (Gärtringen - Gent) und ein 2:1 (Eberstadt - Ehrenberg).
Es wurden 22 4-Meter-Strafstöße verhängt, von denen nur 13 verwandelt wurden.

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Photos and English Version:

Videos:

In der Sporthalle am Eptinger Rain war wieder die zusammengepfriemelte Zusatztribüne von Nöten: schließlich stieg da das Finale des Radballweltpokals mit den acht besten Mannschaften dieser Radballsaison, dem früheren Asienmeister aus Tokyo und dem Gastgeberteam des VfH Mücheln. Zum Finale war auch so ziemlich jeder Platz der 200 belegt.

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Die Spiele im Einzelnen:

Ehrenberg 1:2 Eberstadt
1. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
In einem sehr taktisch geprägten und weitestgehend defensiv geführten Eröffnungsspiel hatte Eberstadt das glücklichere Ende gegen die Thüringer für sich.

Höchst I 8:0 Kuramae
2. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Von Technik und Athletik her waren die Außenseiter aus Japan zwar gleichwertig, doch im Abschluss fehlten Präzision und Durchschlagskraft und in Sachen Taktik fiel sofort auf, wie sträflich sie immer wieder die Mitte offen ließen, durch die selbst weniger starke Teams wie Mücheln noch erfolgreiche Konter fuhren. Höchst hatte so leichtes Spiel.

Gärtringen 4:2 VfH Mücheln
3. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Überzeugend ist etwas anderes: Mücheln hatte einen recht schwachen Auftritt und war u.a. aus Trainingsmangel nicht in der Lage, auch nur annähernd an die überragende Leistung des Weltcupturniers 2008 anzuknüpfen. Das wäre an sich auch kein Problem gewesen. Besser als die Gegner damals, war Gärtringen heute allerdings wirklich nicht. Bei den vier Toren profitierten sie von zwei Torwartpatzern und einem Passfehler.

Höchst II 3:2 Gent
4. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Die Belgier hielten erstaunlich gut gegen die haushohen Favoriten aus Österreich mit. Bei Halbzeit führten sie sogar, aber am Ende hatten die Favoriten das übliche Glück, das bei solchen Meistertitelanwärtern immer noch zum Können dazu kommt.

Altdorf 3:5 Eberstadt
5. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Ich hatte erst überlegt, ob Altdorf ein schweizerischer oder ein österreichischer Verein ist – als anfeuernde Sprechchöre durch die Halle schallten, war mir klar, dass es nur ein schweizer Club sein konnte. Zudem tragen sie keinen schwachsinnigen Sponsorennamen im Stile von „Mazda Hagspiel“. Die Leistung war aber nicht so gut wie die Stimmung der Fans. Eberstadt war in allen Belangen überlegen, auch wenn Altdorf irgendwie doch das Ergebnis sehr knapp hielt.

Ehrenberg 9:1 Kuramae
6. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Ich will mich nicht wiederholen: wer sich über das hohe Ergebnis wundert und meint die Japaner könnten nicht Radball spielen, der soll mal unter Spiel 2, Höchst gegen Kuramae nachlesen, warum die Niederlagen so hoch ausfallen. Mit so mangelhafter Taktik spielt man in Deutschland halt erst ab Oberliga (3. Spielklasse) – der Rest war aber absolut OK!

Winterthur 5:4 Mücheln
7. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Ab diesem Spiel begann das Schiedsrichterproblem. Die beim Radball pseudo-frankophon „Kommissäre“ genannten Schiris sind normalerweise sehr regelkundig und unparteiisch – nicht so der Schweizer Schieber namens Flachsmann aus Winterthur, der ab diesem Spiel bei jeder Begegnung negativ auffallen sollte. Hier wurde er idiotischerweise an der Linie eingesetzt, obwohl sein Verein spielte. Gut, normalerweise geht das so fair und selbstverständlich ab wie beim Altherrenfußball, aber bei einer so schwachen Leistung von Winterthur muss schon ein regulärer Müchelner Treffer aberkannt werden, damit sich die komischen Heinis aus „Winti“ mit ihrem noch komischeren Anhang – also so Schnarchnasen wie die sind mir beim Schweizer Sport noch nicht untergekommen – nicht gegen den Zweitligisten blamieren. Aus 4:1 und 5:2 wurde noch ein 5:4. Und beim Stande von 4:2 wurde ein Müchelner Treffer wegen angeblichen Abstehens von der Pedale beim Torschuss nicht gegeben. Der tschechische Kommissär auf dem Feld gab den Treffer, der schweizer Schieber an der Linie redete auf ihn ein, sodass er seine Entscheidung zurücknahm. Unverdienter Sieg für die Schweizer, die gegen eine eher schwache Müchelner Mannschaft einen souveränen Sieg hätte holen müssen.

Gärtringen 3:0 Gent
8. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Da war ich zum ersten Mal essen holen – dazu siehe unten (unter: „was es sonst noch anzumerken gab“) mehr. Aber das Gärtringen klar besser war, habe ich schon mitgekriegt...

Höchst 6:4 Altdorf
9. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Altdorf brach nach 2:3-Halbzeitführung gehörig ein. Vier Gegentreffer in Serie waren schon recht derb.

Kuramae 1:6 Eberstadt
10. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
In der zweiten Hälfte schaltete Eberstadt mal einen Gang zurück. Der Treffer für die Japaner war aber keineswegs ein Geschenk an den sympathischen Gast: das Tor war gut herausgespielt, wie von jeder anderen Radballmannschaft auch.

Höchst II 3:2 Winterthur
11. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Einen 0:2 Rückstand holten die ab der 5. Minute souveränen Höchster noch locker auf und drehten ihn sogar in einen 3:2 Sieg um.

Gent 7:2 Mücheln
12. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Also bei aller Zurückhaltung wegen Karriereabschluss eines Altmeisters der schon nicht mehr im Training steht und wegen Wildcard als Zweitligist und so weiter und blabla – aber die Müchelner Leistung war ja derart unterirdisch, dass es nicht mehr zum Ansehen war. Heimbach/ Wagner hätten auf der Platte besser ausgesehen...

Ehrenberg 10:5 Altdorf
13. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Die Thüringer schossen den Schweizer minutenlang bei geringer Gegenwehr die Bälle um die Ohren, sodass aus einem 3:0 und 5:2 ein 9:3 wurde. Nach einem vierten Gegentreffer hämmerten die Ehrenberger noch einen Ball unter die Latte und machten es zweistellig. So viele Tore haben die Japaner in keinem Spiel kassiert! 10:5 hieß es hier am Ende in einem guten und ziemlich kuriosen Spiel!

Höchst 2:2 Eberstadt
14. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
In einem spannenden und ausgeglichenen Spiel holte Eberstadt einen 0:2-Rückstand auf.

Gärtringen 3:3 Winterthur
15. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Äußerst ausgeglichenes, aber wenig rasantes und auch nicht auffällig attraktives Spiel.

Höchst II 7:1 Mücheln
16. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Dass man gegen einen Titelanwärter 7:1 verliert ist völlig normal – aber nicht so! Der Titelanwärter des Worldcups spielte bestenfalls wie ein Zweitligist, der Zweitligist machte Abspielfehler, die zu vier Toren führten, wie sie selbst in der Oberliga nur selten vorkommen.

Kuramae 2:9 Altdorf
17. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Auch gegen den eher schwachen Schweizer Meister hatten die Asiaten keine Chance. Aber immerhin kamen sie zweimal erfolgreich mit ihren Angriffen durch.

Ehrenberg 6:4 Höchst
18. Spiel Vorrunde, Gruppe 1
Das war das beste Spiel des Turniers: noch sehenswerter als Spiel um Platz 3 und Finale! Wie ausgeglichen und rasant das Spiel geführt war, verdient besonders hohe Anerkennung. Ebenso die Tore und wie die Zuschauer hier verstärkt mitgingen, obwohl die Ehrenberger kaum Leute dabei hatten (da machten dann Luckenwalder, Sangerhäuser, Müchelner etc. Lärm an deren Stelle) und Höchst auch nur vier, fünf – Autohausangestellte wahrscheinlich... Jedenfalls schien das Spiel schon bei Halbzeit entschieden: 5-1 für Ehrenberg! Die Höchster holten aber auf – und nun mal wieder auch bescheuerte Entscheidungen des Schweizer Schiebers, die auffälligerweise alle für Höchst ausfielen. Aber auch das nutzte den Ösis nichts – 6:4 am Ende!

Gent 7:10 Winterthur
19. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Zwar nicht das beste, aber das torreichste und kurioseste Spiel. Das ließ sich wirklich sehen! Da ging es nur hin und her auf dem Parkett: 1-0, 1-1, 1-2, 2-2, bei Halbzeit 4-5, nach der Pause gingen die Schweizer mit bis zu drei Toren in Front: 4-7, 5-8 und schließlich 6-9, 6-10 und am Ende noch das 7-10.

Gärtringen 3:6 Höchst II
20. Spiel Vorrunde, Gruppe 2
Höchst war stets in Führung, doch Gärtringen hielt gut mit. Das 3:6 war alles in allem das passende Ergebnis.

Die schwachsinnigen Regeln der UCI sehen vor, dass bei Punktgleichheit nur der direkte Vergleich (und hirnrissiger Weise in keiner Form das Torverhältnis) zählt. Die punktgleichen Winterthurer und Gärtringener mussten also ein 4-Meter-Schießen austragen, was die Mannschaft mit dem schlechteren Torverhältnis auch prompt für sich entschied (4:2). Also für Duselmannschaften mit Tick für ruhende Bälle ist diese idiotische Regel also gemacht: tut dem Sport wirklich gut, echt Leute! Bei allem was Winterthur von ihren Kommissär bevorteilt wurde – am Ende verhalf der passenderweise Gärtringen noch zum dritten Platz – aber so Szenen wie Gärtringen mit ihrem dauernden Zeitspiel vor Freischlägen und Strafstößen brachten die nicht.

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Eberstadt 6:5 (3:3) Gärtringen
Halbfinale, Spiel 1
Im ersten Halbfinale gab es ein spannendes und enges Spiel zu sehen, dass im Viermeterschießen entschieden wurde.

Höchst II 8:2 Ehrenberg
Halbfinale, Spiel 2
Ehrenberg völlig neben sich und überfordert – Höchst natürlich mit hervorragenden Spielzügen, aber die Hälfe der Treffer waren durch Torwartpatzer und sonstige Fehler begünstigt.

Mücheln 8:3 Kuramae
Spiel um Platz 9
In diesem Spiel traf auch der einzige Spieler des Turniers, der noch ohne Torerfolg war, einmal: der schwächere der beiden japanischen Spieler nämlich. Die Tokioter Truppe sah allerdings auch gegen Mücheln trotz sportlicherer Figur ziemlich alt aus, da die erfahreneren Bundesligisten die taktischen Fehler der Japaner locker ausnutzten. Selbst Mücheln in diesem schwachen Zustand ist nämlich immer noch besser als ein weniger geübtes und unerfahrenes Team aus Asien (wobei die Japaner von Kuramae derzeit gar nicht mal die stärkste Mannschaft des Kontinents sind) – denn die Abstimmung zwischen den beiden Spielern muss genauso stimmen, wie Torschüsse und Ball- und Radbehandlung. So rundete Mücheln das Turnier wenigstens etwas ab mit diesem einen Sieg.

Altdorf 6:2 Gent
Spiel um Platz 7
Die bis dahin ziemlich schwachen Schweizer fegten im Platzierungsspiel die Belgier problemlos von der Platte.

Winterthur 6:5 (3:3/ 3:2 pen.) Höchst I
Spiel um Platz 5
Diesmal hatte Winterthur im Vier-Meter-Schießen das bessere Ende für sich. Bei Schiedsrichterentscheidungen so wie so.

Gärtringen 6:5 (4:4/ 2:1 n.V.) Ehrenberg
Spiel um Platz 3
Das Spiel schien immer wieder zugunsten von Gärtringen entschieden zu werden, doch Ehrenberg holte immer wieder auf und erzwang die Verlängerung. An deren Ende stand eine grobe Fehlentscheidung des Schweizer Schiebers, der Gärtringen einen Abschlag zusprach, obwohl Ehrenberg Ecke hätte bekommen müssen. Aus der darauf folgenden Offensivsituation erhielt Gärtringen einen Freischlag unmittelbar vor der Strafraumgrenze – diese Entscheidung dürfte eine der ganz wenigen korrekten des schweizer Kommissärs im gesamten Turnier gewesen sein. Diesen Freischlag verzögerten sie bis zum Ablauf der Zeit. Daraufhin darf dieser ohne Nachschuss ausgeführt werden. Gefühlte fünf Minuten (real natürlich nur etwa 20 Sekunden, aber auch regelwidrig) täuschte Gärtringens Schütze immer wieder einen Schuss an, um die Aktion abzubrechen. Mit diesem unsportlichen Verhalten versuchte der Süddeutsche nur den Ehrenberger Torwart zum Wackeln und Stürzen zu bringen, was einen Vier-Meter verursacht hätte. Unter dem lauten Buhen vieler Zuschauer ermahnte der Kommissär den Schützen, doch ließ den Freischlag ausführen, den der Gärtringer leider in den Winkel schoss. Gärtringen war übrigens die einzige Mannschaft im gesamten Turnier, die für ihre Leistung Buhrufe und Pfiffe erntete, was beim Radball viel zu Niveau und Verhalten aussagt. Aber von süddeutschen Mannschaften bin ich auch nichts anderes als Arroganz, Schauspielerei und Duselsiege gewohnt.

SV Eberstadt 4:1 RC Höchst II
Finale um den Weltpokalgesamtsieg
Im Finale schien Eberstadt noch einmal alles abzurufen und bei Höchst die Luft etwas draußen gewesen zu sein. Eberstadt gewann erstaunlich souverän gegen die Mannschaft, der man alles zugetraut hatte, nur eben nicht hier zu verlieren und den Titel noch abzugeben an den SV Eberstadt.

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Was es sonst noch anzumerken gab:
VfH Mücheln wird in dieser Formation wie hier bei diesem Turnier aufgrund des Rücktritts von Herbert Pischl nicht mehr antreten. So spielten sie auch schon eine Weile nicht mehr, was heute klar zu sehen war. Die vier Niederlagen hatten wenig mit der Stärke der Gegner, sondern viel mehr mit der eigenen Schwäche zu tun. So fehlerhaft habe ich Mücheln noch nie spielen sehen! Aber schön, dass es wenigstens zum vorletzten Platz reichte!

Interessant war das Team aus Tokyo. Die waren mal letzthin Asienmeister, stehen aber in der Weltpokaltabelle hinter den meisten anderen asiatischen Mannschaften. Kuramae ist nicht etwa ein Firmenname, wie manche dachten, sondern eine Siedlung in einem Tokioter Stadtteil. So etwas Krankes, wie einen Sponsorenzusatz zum Vereinsnamen zu setzen, machen auch nur Österreicher. Siehe RC „Mazda Hagspiel“ Höchst. Einfach nur pervers, diese österreichischen Vereinsnamen!

Fünf Kommissäre waren heute mit den Spielen betraut: Grünenwald und Fleig aus Deutschland sowie Benzer aus Österreich waren souverän und unparteiisch. Sie brachten also die gewohnt sicheren und starken Leistungen der Radballschiedsrichter. Auch Kratochvil war unparteiisch, doch immer wieder alles andere als souverän. Richtig auffällig war aber nur die Leistung von Flachsmann aus Winterthur, der augenscheinlich mit Fehlentscheidungen mehrere Spiele zu verschieben versuchte und teilweise auch erfolgreich auf das Spielgeschehen oder -ergebnis einwirkte. So eine Leistung mag zwar beim Handball normal sein, aber ist beim Radball absolut unter aller Sau.

Ob man weinen oder lachen soll, weiß ich beim letzten Punkt der mir noch aufgefallen ist, nicht. Also Präsident Gerd Heimbach wird schon ganz schön zu tun gehabt haben, dass alles zu organisieren – wenn man kaum jemanden in ganz Mücheln findet, der auch nur einfachste Rechnungen und Zählungen durchführen kann... Auweia, was die VfH-Mitglieder sich angestellt haben! 800 Zuschauer gemeldet – 800! Unglaublich, wie man bei rund 200 Leuten und einer Hallenkapazität von 200 die Dummheit besitzen kann und 800 Besucher melden kann! Wahrscheinlich haben die 800 Euro eingenommen, aber ganz sicher nicht von 800 Besuchern... Und dann dieses Bonsystem am Essensstand: erst bei der Bonkasse bestellen und gegen Geld die Marken holen, dann weiter zu Kasse 2 und dort noch mal (gegen Vorlage der Marken) bestellen. Wenn man ein Produkt bestellt hat, mussten die Mitglieder an der Bonkasse erstmal eine halbe Minute durch die Liste gehen, wie viel das kostet – doch erst wenn man für mehrere Leute bestellt hat (z.B. 6 Sachen für 3 Leute) wurde es richtig chaotisch, da selbst einfachste Kopfrechenaufgaben mit den glatten Preisen des VfH (z.B. 3x1,00€ + 1,50€ + 2x2,00€) sogar bei erwachsenen Müchelnern für enorme Schwierigkeiten führten. Aber die Müchelner waren auch bei uns in der Schule immer die dollsten Pfeifen...

Was man aber mal festhalten muss, ist dass das Essen gut und preislich weitestgehend angemessen war, aber vor allem der Sport zu gefallen wusste, was natürlich das wichtigste war. Für 6€ bekam man fast 11 Stunden prima Radball geboten. Es ist sehr zu hoffen, das Mücheln nächstes Jahr wieder ein Weltpokalturnier ausrichten darf!

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Statistik:
Grounds: 674 (heute kein neuer; diese Saison: 80 neue)
Sportveranstaltungen: 1.421 (heute 1, diese Saison: 107)
Tageskilometer: 50 (50 Auto)
Saisonkilometer: 14.000 (12.100 Auto/ 1.890 Fahrrad/ 10 Bahn, Bus, Tram/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 19
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 279