Freitag, 27. September 2013

W373V: Südspanien so wie man es kennt

Mérida, Roman theatre Photos with English Commentary:
South-Western Spain (Andalusia and Extremadura): Roman Ruins of Mèrida and Old Town of Sevilla

So kennt man doch Südspanien: Sonne, 30 Grad, trockene und gebirgige Landschaft, architektonische Sehenswürdigkeiten vom Feinsten, arabischer Baustil, südländische Mentalität mit laut angeregten und gestenreichen Unterhaltungen sowie vielen Angeboten gegenüber Touristen (unilizensierte Führungen, billige Zigaretten etc.) aber auch freundlicher Hilfsbereitschaft.

In Mérida gibt es außer römischen Bauwerken, die sich auf die ganze Stadt verteilen, nur noch eine arabische Festung – dazwischen sieht es richtig scheiße zubetoniert aus. Aber diese römischen Ruinen - ein Hippodrom, Grabstädten, Villen, Tempel, ein Damm aus dem 1. Jahrhundert und v.a. eine Arena (Amphitheater) und ein Theater - sind wirklich vom Feinsten und die insgesamt 12€ Eintritt wert (v.a. wenn man als Student nur 6€ zahlt oder wie mein Vater als arbeitender Deutscher unter Vorlage des Ausweises schon Rentnerermäßigung 60+ einfährt).

Wir brauchten doch deutlich länger als erwartet und fuhren deshalb ohne Abstecher nach Italica gleich nach Sevilla weiter. Parken ist dort schwierig, der verschrobene aber sehr freundliche Parkplatzwächter von dem Hotel vor der Uni (ehemalige königliche Tabakfabrik) handelt den Preis unter der Hand aus. Die Uni ist schon ein toller Bau, aber das pseudo-maurische Museum gegenüber ist der Hammer: gekachelt, verspielte Türmchen und absolut symmetrisch. Echte arabische Baukunst bieten ein Stadtturm am Kanal und die Giralda, ein Minarett im nordafrikanischen Stil (viereckig, hoch, klotzig und mit girlandenartigen Gittermustern im oberen Bereich), an das die Kathedrale herangebaut wurde, die ebenfalls sehr spektakulär aussieht.

Wir fuhren dann zum Stadion von Betis Sevilla weiter, wo uns ein versiffter Rentner zwar Geld fürs Kurzzeitparken abknöpfte, aber auch gleich zum Kartenschalter begleitete. Dort war sogar der Wachmann freundlich und schickte uns mit gutem Englisch zur richtigen Kasse, wo wir die 30€ teuren Karten (das war die zweitbilligste Kategorie nach den vergriffenen 25€-Tickets) erstanden. Aber 30€ sind billiger als bei diesem asozialen Baskenverein Athletic Bilbao, die für ein im Umbau befindliches Stadion 38€-108€ verlangen (Betis für ein richtig schönes Stadion mit genauso guter Sicht 25-60€).

Wir fuhren weiter nach Jerez de la Frontera wo wir in einem Einkaufszentrum (Carrefour) alles Nötige erledigten: Getränke kaufen, Döner essen (der Türke bot für 8,60€ ein Menü mit Riesenportion und mittlerem Eistee an: das billigste aber größte Essen bisher auf der iberischen Halbinsel!) und Tanken. Das Hotel war einfach gefunden, aber die Herberge „Joma“ ist ziemlich versifft, hat einen viel zu engen Parkplatz (nun auch ein Kratzer an der Tür als zweiter Schaden auf der Fahrt nachdem schon die eine Glühbirne ausgefallen ist!) und alle Mitarbeiter strapazieren meine Spanisch-Kenntnisse (und am Domgymnasium hatten wir außer einer sehr guten Englischlehrerin nur völlig unfähige Sprachlehrer – und gerade die Spanischlehrerin war so doof wie sie heißt!). Immerhin gab es mittelschnelles Internet in der Lobby: nicht so gut wie in Andorra, wo 6 Fotos mit insgesamt 24MB Größe in 3 Minuten hochgeladen waren, aber besser als in Merseburg. Sevilla, Giralda (minaret of a mosque which is now used as belltower of the cathedral) Statistik:
- Tageskilometer: 310 (310km Auto)
- Saisonkilometer: 13.720 (12.960 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)

Freitag, 20. September 2013

W373IV: Hervorragende Sehenswürdigkeiten in Ost-Portugal

Nisa old town Photos with English Commentary:
MOUNTAIN REGION OF PORTUGAL: Belmonte (Roman Ruins of Centum Cellas), Castelo Branco, Nisa, Alpalhão, Portalegre, Arronches, Elvas

Wir durchquerten heute den gebirgigen Osten Portugals gen Badajoz und Mérida, Provinz Extremadura (Spanien). Die Sehenswürdigkeiten architektonischer Art waren weit besser als gedacht, und die Landschaft ist so wie so klasse!

Wir fuhren zuerst ein weiteres Mal nach Belmonte, da wir dort gestern mangels Ausschilderung und brauchbarem bzw. schlichtweg korrektem Eintrag im Autoatlas die römische Villa der Ansiedlung Centum Cellas ausgelassen hatten, deren eindrucksvollen Ruinen im Norden nahe der Anschlussstelle Belmonte Norte liegen.

Auch im weiteren Verlauf ließen einem die schlechte Ausschilderung und die tollen architektonischen Sehenswürdigkeiten aus der römischen Zeit und dem Mittelalter sowie die gebirgige doch leicht karge Landschaft mit vielen Olivenhainen, in der arabischen Welt wähnen. Castelo Branco mit seiner Burg ist ganz ansehnlich, aber richtig gut ist Nisa, wo man die engen Altstadtgassen mit den zweigeschossigen Häusern und den nur wenig höheren Kirchen mit eigenwilligen Turmhauben durch verfallene Stadttore betritt. Die Bauweise wirkt sehr arabisch, die ganzen Straßenzüge mit zum Trocknen aus dem Fenster gehängter Wäsche und Eselskarren auch, aber die Leute sind schnell als nicht-arabisch zu identifizieren: zum einen erfreulich uninteressiert am Tourismusbetrieb mit seinen Guides und Souvenirläden, aber andererseits einfach mundfaul und kühl, völlig uninteressiert an Fremden, und insgesamt auch untereinander erschreckend ruhig. Die Ortschaften in Portugal sind auch wie in Deutschland oft völlig überaltert: spielende Kinder sucht man vielerorts vergebens. Vielleicht werden die aber auch einfach nur von den abenteuerlichen Altstädten mit dem ganzen ungesicherten Mauerwerk und den vielen verfallenen Häusern ferngehalten… Elvas, inside the chapel. Alpalhao hat zumindest eine interessante Kirche mit eng ummauertem Friedhof und so etwas wie einem Menhir davor zu bieten. Portalegre ist eine der bekannteren Städte in Ostportugal und mit seinen Kirchen und der massiven Stadtbefestigung auch sehr ansehnlich. Arronches ist aber auch nicht schlecht, da es wieder einen sehr arabisch geprägten Stadtkern mit farbenfroh gestrichenen Häusern (immer weiß als Grundfarbe und dann blaue, grüne, rote, gelbe usw. Verzierungen) zu bieten hat. Hier und in den anderen größeren Orten in Richtung Spanien findet man auch Stierkampfarenen die architektonisch weitaus gelungener sind als die traditionellen Veranstaltungen die darin ausgetragen werden.

Das Highlight heute war dann Elvas, das aufgrund seiner spektakulären und architektonisch geschlossenen Altstadt Unesco-Weltkulturerbe ist. Gut, diesen Titel sollte man nicht überschätzen, aber irgendwo blöd, dass ich noch nie von dem Kaff gehört habe… Beim Anblick der riesigen Festungsanlagen um die arabisch wirkende Altstadt mit ihren engen Gassen herum, und erstrecht des gut 20m hohen und enorm langen und wuchtigen römischen Aquädukts wunderte mich die allgemeine Begeisterung der Kenner für den Ort Elvas nicht mehr. Die gebirgige Landschaft mit ihren ganzen Olivenbäumen, die massiven Festungsanlagen, engen Gassen mit bunten Häusern, das monströse Aquädukt… Also in Portugal eine noch schönere Stadt zu finden, dürfte sehr sehr schwer werden!

Eigentlich war es Schade, dass nicht noch zwei, drei Tage mehr Zeit für Portugal waren, aber wir waren ja nicht für einen Urlaub in Portugal auf die iberische Halbinsel gefahren... So ging es nach Spanien, ins hässliche aber praktische Badajoz (so günstig einkaufen geht wohl nirgendwo auf der iberischen Halbinsel!) wo wir in einer Fernfahrerkaschemme in einem Autohof erfreulich gut und relativ günstig (Kalbskottelet mit Thunfischsalat für 7€) essen konnten, und weiter nach Mérida. Zu dieser erheblich schöneren Stadt dann im folgenden Bericht mehr! Elvas. Statistik:
- Tageskilometer: 430 (430km Auto)
- Saisonkilometer: 13.410 (12.650 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)

Donnerstag, 19. September 2013

W373III: Im wilden Osten von Portugal – Mittwochsspiel um 16 Uhr mit zwei Toren und zwei unberechtigten Feldverweisen

Sporting Clube da Covilhã --------------------------------- 1
Clube Futebol União de Funchal da Madeira ---------- 1
- Datum: Mittwoch, 18. September 2013 – Anstoß: 16.00
- Wettbewerb: Liga da Honra, sogenannte „Liga2 Cabovisão“ („Ehrenliga“, 2. Portugiesische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 98 Min. (47/51) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 13. Forbes, 1-1 84. Hugo Morais („Foul“elfmeter)
- Verwarnungen: 2x Bata, T. Martins (Covilhã); Ávalos, Toni, Zé Vitor (União)
- Platzverweise: Bata von Covilhã (93. wg. angeblichen wiederholten Foulspielen) und Roberto von União (55. wg. angeblichen groben Fouls)
- Spielort: Complexo Desportivo da Covilhã (Kap. 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 900 (davon 303 zahlende, keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Hab mich erst über den geringen Eintrittspreis gewundert, aber das Niveau ist ja weit unter dem Level, dass man in der 2. Profiliga eines solchen Landes erwarten kann) Complexo Desportivo, Covilha Photos with English Commentary:
a) Portuguese 2nd Division: SC Covilhã v União Madeira
b) MOUNTAIN REGION OF PORTUGAL: Folgosinho, Gouveia, Belmonte, Covilhã, Celorico da Beira, Fórnea Roman Ruins

Der Osten Portugals zwischen Viseu und Castelo Branco wird gern mal als „Wilder Osten“ dargestellt, der sich für den „turismo rural“ abseits der Hauptrouten besonders lohnend zeige – und nach dieser mehrstündigen Fahrt durch herrliche, schroffe Gebirgszüge mit vulkanischen Felsformationen, naturbelassenen Flussbetten, Bergbächen, spärlichen da oft durch Brände geschädigten Wald und Bergdörfern, kann ich das auch bestätigen. So schöne Landschaft wie in diesem Teil Portugals findet man nur noch auf Madeira und das ist stärker überlaufen. Auch im Vergleich mit anderen Ländern ist die Bergregion Portugals landschaftliche Spitze und schwer erreichbar! Aber apropos „schwer erreichbar“: die meisten Wege sind zwar asphaltiert, aber sehr steil, eng und verschlungen, sodass man viel Zeit für seine Strecken (40km = 1 Stunde) einplanen sollte. Die totalen Nebenstrecken z.B. von Folgosinho nach Covilhã nach Süden durch den unbesiedelten Naturpark sind unbefestigt.

Folgosinho war dann der erste Punkt für Architektur, die nicht allzu zahlreich zu finden ist in dieser krassen Landschaft: das Bergdorf hat eine mickrige Kapelle, eine kleine Kirche und eine winzige Burg auf einem der Tuffsteinfelsen zu bieten. Die aus massiven Steinen errichteten Häuser haben oft Vorhänge vor der Eingangstür, die an arabische Länder erinnern. Beobachtet man die Kirchenbesucher, die den Umhang der Jesusfigur (oft mit Echthaarperücke) küssen und andere auffällig ehrfürchtige Handlungen begehen, wähnt man sich auch nicht unbedingt in Europa. Portugal ist sowie so im äußersten Südwesten am Arsch Europas gelegen, aber der Osten des Landes ist noch konservativer, abgeschiedener und ursprünglicher als der Rest des Landes. Wie Balkan oder so – und gerade das ist so interessant!

Die Kreishauptstadt Gouveia hat eine auffällig schön gekachelte Kirche. Von dort nach Mandeigas sind die krassesten Serpentinenstrecken zu fahren. Hinter Mandeigas ist die spektakulärste Landschaft mit den erloschenen Vulkanen und den tollen Felsformationen zu finden. Covilhã interessierte uns eigentlich nur wegen Fußball, doch in der Innenstadt gibt es ein paar sehenswerte Gebäude. Road near Gouveia Covilhã spielt mit seinem Sporting Clube mal dritte mal zweite Liga. Diese Saison stehen sie sogar ziemlich gut da, was vom zweiterfolgreichsten aber deutlich ältesten Club der Insel Madeira, União Funchal nicht zu behaupten ist. Die Insulaner sind im hinteren Mittelfeld und mussten ihre Reisen von 1.000km Flug und 300km Bus (pro Richtung! Für ein Zweitligaspiel!!!) für so manche Niederlage machen. Wahrscheinlich war dem Flugplan die beknackte Anstoßzeit von 16 Uhr (bei einem Mittwochsspiel!) geschuldet. Das Flutlicht sah jedenfalls intakt aus.

Ohnehin machte das Stadion einen ungewöhnlich ordentlichen Eindruck: Irgendwie langweilig, wenn die ganzen weißen Sitze unter dem völlig intakten Dach im Schatten liegen und die bunten Sitze der niedrigeren Behelfstribüne in der prallen Sonne… Wenigstens gibt es um das recht sterile Leichtathletik- und Fußballstadion herum eine tolle Landschaft zu sehen. Und der Eintritt war mit 6€ (als Student bekam ich, da Universitätsstandort, sogar noch 2€ Rabatt) wirklich niedrig. Hier spielten schließlich zwei Profiteams der zweiten landesweiten Liga!

Allerdings, wenn man sich mal das lahme Spiel vor den weitestgehend emotionsfrei zuschauenden Fans ansah, wusste man warum hier so vernünftige Preise gemacht werden. Das Niveau war schon erschreckend niedrig. Ein guter, öffnender Pass wurde mit einem kurzen Sprint und trockenem Schuss zum recht frühen 1:0 verwertet. Im weiteren Spielverlauf war aber eher Union Holz (ich meine natürlich União Madeira) aktiver und besser, traf zwei Mal das Gebälk, verlor aber einen Mann nach einer lächerlichen roten Karte nach einem völlig normalen Gelbfoul (von vorne draufgehalten). Trotzdem gelang in der Schlussphase der Ausgleich, wobei der Elfmeter auch eher lächerlich war – vorher gab der Vollpfosten mit der Pfeife noch für ein klareres Verteidigerfoul gegen den Stürmer eine gelbe Karte wegen Schwalbe. Richtig angeschissen war übrigens der SCC-Spieler Bata, der in der Nachspielzeit seine zweite gelbe Karte sah, nachdem er unsauber am Eindringen in den Strafraum gehindert wurde. Einige Minuten vorher war er schon zu Unrecht verwarnt worden und nun also völlig zu Unrecht vom Feld gestellt. SC Covilhã v CF União Madeira (Liga da Honra, Portuguese 2nd Division) Wir besichtigten noch die sehr sehenswerte Stadt Belmonte, wo es eine größere Burg, mehrere Kirchen und Kapellen aus dem Mittelalter und Barock, eine kürzlich neu errichtete Synagoge (die alte wurde dauernd von Katholen zerstört) und mehrere römische Ruinenstätten gibt. Von den Ruinen fanden wir allerdings nur die recht gut freigelegten Grundmauern von Fornea. Den Wohnturm aus dem 3. Jahrhundert suchten wir, da wir noch mal dieselbe Autobahn nehmen mussten, am nächsten Tag auf.

Nach einem Essen auf der Raststätte (teuer, nur mittelmäßig gut - aber nicht so schlimm wie in Deutschland) fuhren wir noch in Celorico ab, da uns am Vortag die angestrahlte Burg von der Autobahn aus im Vorbeifahren aufgefallen war. Diesmal fiel sie uns nicht auf und als wir die Altstadt, in der viele noch draußen vor ihren Häusern den kühlen Abend ausklingen ließen, erreicht hatten, gab ich mich mit Minimal-Light-Fotos zufrieden, da die Burg nicht angestrahlt war. Aber kaum waren wir auf der Landstraße, schon ging 21 Uhr das Licht an und ein schönes Panoramabild bot sich an… Celorico da Beira: old town at night (HDR) Statistik:
- Grounds: 1.013 (1 neuer; diese Saison: 42 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.910 (heute 1, diese Saison: 54)
- Tageskilometer: 310 (310km Auto)
- Saisonkilometer: 12.980 (12.220 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 176 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 373

W373II: Abstecher nach Portugal

Palenzuela castle ruin. Photos with English Commentary:
Spain (North): Burgos Old Town, Palenzuela Ruins, Salamanca Old Town, Ciudad Rodrigo Fortified Old Town

Von den gefahrenen Kilometern her müssten wir eigentlich schon längst am Hafen in Algeciras sein, aber wer den direkten Weg nimmt, hat doch gar keine Ahnung vom richtigen Reisen, geschweige denn Groundhopping. Der Länderpunkt Portugal wartet nämlich. Also fuhren wir bei Kilometer 2.500 erst mal im verregneten Bilbao los, durchquerten das schöne baskische Bergland gen Burgos in Castilla y León auf der pervers teuren Autobahn (zum Glück ist ab Burgos gen Südwesten mautfrei) und schauten uns dann die Altstadt von Burgos an. Die ist zwar etwas überschätzt aber trotzdem lohnend. Von den gut erhaltenen Ruinen der Burg oberhalb der Altstadt sieht man die restlichen Sehenswürdigkeiten gut: eine Reihe von Kirchen, die nur teilweise Touristen offen stehen. Die Kathedrale mit ihrer typisch spanisch aufwendig mit aus dem Stein gefertigten Figuren und Wappen verzierten Fassade kostet übrigens 7€ Einritt. Typische Touristenabzocke, die wir uns sparten.

Weitaus besser als Burgos gefiel uns das wenig touristische (bzw. halt nur auf Binnentouristen ausgelegte) Palenzuela, leicht abseits der Hauptroute. Das 230-Einwohner-Dorf ist ein Insidertipp und steht auf der Liste der nationalen Kulturdenkmale. Eigentlich wollte ich nur die Burgruine mit ihrem kuriosen Verfallsbild anschauen – zudem ist sie als Lehmbau ein seltenes Exemplar auf der iberischen Halbinsel – doch schon am Ortseingang kann man sich auch eine spektakuläre Kirchenruine (Sandstein, nicht Lehm) angucken. Die in Nutzung befindliche Hauptkirche kann man mit der aufdringlichen Dorfführerin angucken. Unterhalb der Burg befindet sich eine Sportanlage mit Futsalplatz mit Betonboden und guter Pelota-Wand (Pelota ist ein Rückschlagspiel, dass sehr ähnlich aber älter als Squash ist: die Ursprünge sind auch nicht wie oft behauptet im Baskenland zu finden, sondern die Konquistadoren brachten es im frühen 16. Jh. von den Azteken in Mexiko mit). Der Großfeldfußballplatz liegt jenseits des Flusses neben der historischen Brücke über denselben und ist genauso verrottet wie das Gehöft daneben, das auch noch zu Palenzuela gehört. Diese Hazienda muss mal sehr reich gewesen sein, da sich auch eine, mittlerweile völlig ruinöse, Kirche auf dem Gelände befindet.

In Salamanca stand der klassische Stadtrundgang für uns an: Kathedrale, drei oder vier weitere Kirchen, der Plaza Mayor (Hauptplatz) mit seiner geschlossenen und ausgesprochen spektakulären Architektur und nicht zuletzt das Casa de las Conchas (Muschelhaus), dessen Fassade mit (na was wohl) Muscheln, die in Stein gehauen wurden, verziert ist.

Schließlich hielten wir noch kurz vor Passieren der Grenze nach Portugal in Cíudad Rodrigo, wo es massive Befestigungsanlagen der auf einem Hügel gelegenen, alten Stadt zu sehen gibt. Innerhalb der Festungsanlagen wurden leider viele Häuser aus Beton neu errichtet, aber es gibt auch noch historische Kirchen und Verwaltungs- bzw. zivile Gebäude aus dem 16. Jahrhundert sowie eine mittelalterliche arabische Burg (álcazar genannt, vom arabischen Wort al-qasr, was in der Hochsprache für „Schloss“ steht und hier so undifferenziert wie in der maghrebinischen Umgangssprache benutzt wird: so ein Bau wie in Cíudad Rodrigo würde in besserem Arabisch nämlich al-qal‘a [Burg] heißen).

Wir aßen gut aber zu teuer zu Abend (unglaublich wie hoch die Preise für Essen auf der iberischen Halbinsel sind!) und tankten vor der Grenze noch mal voll, da in Portugal 10 bis 20 Cent mehr fällig werden für Kraftstoff und fanden uns bis Viseu auch prima zurecht, doch hatten dann dort Probleme das gebuchte Hotel zu finden, da es an der Landstraße, die zwischen der sich windenden Autobahn hindurchführt (bzw. oben drüberweg geleitet wird), liegt und die Beschilderung in Portugal nicht viel besser als in den Entwicklungsländern, die mal portugiesische Kolonie waren, ist. 22.30 hatten wir dann aber das „Residencia Rubi“ gefunden, dass ein gutes Preis-Leistungsverhältnis vorweisen kann: 31€ für so ein geräumiges Doppelzimmer ist in Portugal, das etwas höhere Hotelpreise nimmt als Spanien, topp! Salamanca, Casa de las Conchas Statistik:
- Tageskilometer: 680 (680km Auto)
- Saisonkilometer: 12.670 (11.910 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)

Dienstag, 17. September 2013

W373I: Beschissenes Baskenland

Bilbao, Estadio San Mamés. Home of Athletic Bilbao. Photos with English Commentary:
Spain (North): Bilbao, Basque Country

Heute war der (hoffentlich wirklich) beschissenste Tag der Reise. Eigentlich hatte ich gesagt: scheiß auf Primera Division, wir gucken nur Amateurfußball in Spanien. Hab ich mir anders überlegt, als ein Montagsspiel in Bilbao angesetzt wurde. Und da fährt man nun fast 200km Umweg auf dem Weg nach Marokko bzw. zuerst mal Portugal und dann ist das Spiel ausverkauft. Man muss sich mal hier vor Augen halten, dass diese scheiß Spanier zu blöd sind, einen Internetverkauf oder anderen Online-Vorverkauf zu organisieren. Karten bekommt man nur an der Stadionkasse! Und so was zählt zu den 10 besten Ligen der Welt?!

Der Tag war aber ohnehin scheiße, denn nur auf andorranischem Boden lief es noch gut: zwei Serpentinen vom Hotel aus dem wir flott auscheckten hoch und für 1,36€ SuperPlus98 getankt – der Benzinverbrauch war um 2 Liter niedriger als mit der E10-Plörre für 1,30€ bzw. in Deutschland ja bis zu 1,65€! Vier Serpentinen runter und schon waren wir in Frankreich und der Ärger fing an: verstopfte Landstraßen bis Foix, langsames Vorankommen bis zur Autobahn, dann wenigstens zügige Vorbeifahrt an Tarbes und Pau. Hinter Bayonne wollten die natürlich wieder Maut ohne Ende: kaum mehr als 200km und dann fast 19€!

Die Wegelagerei war in Spanien kein Deut besser, aber wir fuhren eh ins Baskenland wo man nicht mal Quittungen bekommt. Zudem können die Spanier meist nicht Auto fahren im Gegensatz zu den Franzosen. Trauriger Höhepunkt war natürlich der LKW-Fahrer hinter San Sebastian, der wohl eingepennt ist, die Leitplanke touchierte und dann bei gut 40km/h in die Holzbarriere und Böschung bretterte. Alles direkt neben uns.

Das Baskenland war so scheiße wie ich es befürchtet hatte: kaum Sehenswürdigkeiten, die schöne Landschaft ständig mit Regenwolken verhangen, ein beschissenes Hotel und dann der Scheißdreck am Stadion. Normalerweise bekommt man noch locker Karten, da sich kaum 30.000 Basken (und es gingen immer knapp 40.000 rein) die perversen Eintrittspreise von 38€-105€ leisten können. Nirgendwo in Spanien gibt es so viele Bettler wie in Bilbao. Aber da jetzt das Stadion umgebaut wird und 25% der Plätze wegfallen, waren wir nicht mal die Einzigen, die wieder nach Hause geschickt wurden.

Nachdem wir uns vergewisserten, dass Bilbao wirklich eine überschätzte Scheißstadt ist, fuhren wir zum Hotel zurück und nutzten den 5€ teuren Internetzugang. Ich weiß nicht, ob die Abspaltung von Accor namens „Formule 1“ wirklich überall so asozial ist oder nur in diesem Baskenmoloch Bilbao, aber bei den F1 (F1 gehört zu Accor, Formule 1 ist der ursprüngliche Name von F1 und hat sich irgendwie selbstständig gemacht) zahlt man nichts fürs Internet, nichts für Handtücher und Seife (gut, dass wir so was immer mitnehmen!) und nichts für die Fernsehbenutzung (aber die nahmen wir eh nicht wahr und sparten dadurch 1€). Also so was asoziales wie das Formule 1 in Bilbao-Barakaldo gibt es nicht so schnell noch mal! Ich würde ja noch für die Scheißhäuser und Duschen 1€ verlangen und im Gegenzug den Zimmerpreis von 35€ noch heruntersetzen. Wenn man nur 25€ verlangt, kann man sich ja noch das Parken bezahlen lassen und die Bettwäsche…

Das einzige Positiv-Interessante heute war die ständige Konfrontation mit der kuriosen baskischen Sprache, deren Verwandtschaftsbeziehungen unklar sind. Wahrscheinlich hat es entfernt was mit Keltisch zu tun, jedenfalls klingt dieses Kauderwelsch sehr gut. Im Radio wurde viel Baskisch moderiert und teilweise auch Volksmusik gespielt, die oft schrilles Getröte und schräges Gesinge mit Jodeleinlagen ist (irgendwie zwischen Spanisch-Arabischer Mucke und Schweizer Bauernmusik), und jegliche Beschilderung überall war in Spanisch und Baskisch gehalten. Wäre sie nur Baskisch, würde selbst ich mit meiner reichen Fremdsprachenerfahrung nichts verstehen…
Statistik:
- Tageskilometer: 570 (570km Auto)
- Saisonkilometer: 11.990 (11.230 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)

W372V: Alle drei Erst- und Zweitliga-Wettkampfstätten an einem Tag

Unió Esportiva Sant Julià de Lòria B ------------------- 1
Futbol Club Ordino B -------------------------------------- 5
- Datum: Sonntag, 15. September 2013 – Anstoß: 12.00
- Wettbewerb: Senior Segona Divisió (2. und unterste Andorranische Amateur-Fußballliga)
- Ergebnis: 1-5 nach 96 Min. (47/49) – Halbzeit: 1-4
- Tore: 1-0 1. Brian Pina Martinez, 1-1 18. Joel Agostinho da Rocha Cunha (Handelfmeter), 1-2 21. Robert Flotats Nerin, 1-3 27. Joel Agostinho da Rocha Cunha, 1-4 32. Eric Uriguen Garcia, 1-5 63. Marc Baro Arroyo
- Verwarnungen: Tarik El Almi Jami, Nuno Morais Domingues, Tarun Tublani Ambeprasad, Jose Manuel del Rio Guadix, Marc Culleres Pijuan (Sant Julia); Guillem Aurenche Mateu, Aleix Guillem Angermair Tornese (Ordino)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Camp de Futbol d‘Ordino (Kap. 100 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 35 (davon ca. 5 Sant Julia and 30 Ordino)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Nach guter erste Halbzeit schlief das Spiel ein)

Futebol Club Lusitanos Andorra la Vella B ------------ 0
Unió Esportiva Escaldes-Engordany --------------------- 1
- Datum: Sonntag, 15. September 2013 – Anstoß: 14.00
- Wettbewerb: Senior Segona Divisió (2. und unterste Andorranische Amateur-Fußballliga)
- Ergebnis: 0-1 nach 95 Min. (47/48) – Halbzeit: 0-0
- Tor: 0-1 66. Daniel Cortes Fernandez (Foulelfmeter)
- Verwarnungen: Cesar Veiga Gomes, Nuno Miguel Barros Machado, Marco Paulo Esteves dos Prazeres, Antonio Manuel Lopes Martins, Carlos Miguel Braga Gonçalves (Lusitanos); 2x Alberto Arroyo Herrero, Joao Pedro Correia Fonseca Rodrigues, Domingos Cerqueira, (Engordany)
- Platzverweise: Alberto Arroyo Herrero von Engordany (38. Min. wg. wiederholten Foulspiels)
- Spielort: Camp de Futbol d’Aixovall (Kap. 800 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca.40 (davon ca. 15 Engordany-Fans)
- Unterhaltungswert: 4,5/10 (Grauenhafte erste Halbzeit, aber ganz gutes Spiel im zweiten Abschnitt)

Futebol Club Lusitanos Andorra la Vella --------------- 1
Unió Esportiva Santa Coloma ----------------------------- 0
- Datum: Sonntag, 15. September 2013 – Anstoß: 17.00
- Wettbewerb: Final Supercopa Andorra (Meister gegen Pokalsieger des Andorranischen Fußballs, beide Teams Primera Divisió = 1. Andorranische Amateurliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 96 Min. (48/48) – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 13. Cristian Martinez Alejo
- Verwarnungen: Oscar Sonojee Masand, Samuel Pedro Martins Gouvea, Rafael Santos Brito, Jonathan Puente Oriola, Jamal Zarioh Taouil, Manuel Veiga Machado, Cristian Alejo Martinez (Lusitanos); Sergio Crespo Alonso, Alex Roca Villaño, Josep Nieto Pedescoll, Boris Anton Codina, Aitor Pereira Gonzalez (Santa Coloma)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Estadi Comunal d’Andorra la Vella (Kap. 2.000, davon 1.299 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 800 (je ca. 400 Fans von jedem der Teams)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Ganz dürftiges Niveau mit einigen schönen Szenen der Lusitanos)

FC Casa Benfica Aldosa de la Massana ----------------- 3
Unió Esportiva Santa Coloma B -------------------------- 0
- Datum: Sonntag, 15. September 2013 – Anstoß: 20.00
- Wettbewerb: Senior Segona Divisió (2. und unterste Andorranische Amateur-Fußballliga)
- Ergebnis: 3-0 nach 97 Min. (47/50) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 22. Sergio Paulo Carvalho Coelho, 2-0 46. Patrick Miguel Carvalho de Ramalho, 3-0 49. Vitor Luis Fereirra Gonçalves Abreu
- Verwarnungen: Daniel Monteiro Fernandes, Marcio Regerio Pinto Ferreira, Bruno Miguel Cerqueira da Silva, Hugo Gonçalves Fernandes (Benfica); Iñaki Diaz Tonda, Yuri Rodriguez Muñoz (Santa Coloma)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Camp de Futbol d’Aixovall (Kap. 800 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 20 (davon je ca. 10 Fans der einen bzw. anderen Mannschaft)
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Ganz ordentliches Spiel, aber wie man so unfähig sein kann wie Santa Coloma B… die faulen Portugiesen hätten gegen eine ernstzunehmende Mannschaft locker 3:6 verloren!) View on Ordino football ground. Photos with English Commentary:
a) Andorran Super Cup Final at Comunal Stadium Andorra La Vella: Lusitanos Andorra la Vella defeat UE Santa Coloma
b) Andorran Second Division at Aixovall: Engordany defeat Lusitanos B and Casa Benfica defeat Santa Coloma B
c) Andorran Second Division at Ordino: Ordino B defeat Sant Julia B
d) Andorra Sightseeing: Meritxell Sanctuary, Santa Coloma Church, Sant Julia Valley

Den Sonntag hatten wir hauptsächlich mit Fußball im Fürstentum verplant. Es gibt ja nur drei Stadien in Andorra die für Männerfußball genutzt werden, auf den kleineren ausbautenlosen Plätzen (2 in Encamp, 1 in Engordany, 1 in Andorra la Vella) wird nur Jugendfußball und Trainingsbetrieb abgehalten, und ein weiteres für Wettkampfbetrieb im spanischen Alàs. Dort werde ich vielleicht auch mal ein Spiel gucken, so kurios wie diese Situation ist, dass die andorranischen Vereine in einen 15km entfernten spanischen Ort ausweichen… Aber heute hieß es erstmal die Stadien in Ordino, Aixovall und Andorra la Vella abhaken, die alle in unschlagbarer Landschaft liegen!

Encamp church. Auf dem Weg nach Ordino guckten wir noch den Klosterkomplex in Meritxell an, der größtenteils aus modernen, aber angepassten Gebäuden besteht und fotografierten die Kirche und den Wehrturm von Encamp von der gegenüberliegenden Serpentinenstraße. Den Platz von Ordino kann man herrlich von umliegenden Bergen einsehen, am Stadion selbst wird es eng für Zuschauer: nur etwa 100 können auf die winzige Stehtribüne oder den Wall. Ein paar Dutzend wollten dann das Zweitligaspiel der sehr jungen Reservemannschaft von Ordino gegen die Zweite Mannschaft von Sant Julià sehen. Beide Teams sind nicht gerade Aufstiegskandidaten, aber da keiner (mangels Unterbau) absteigt, spielen sie locker zum Spaß mit.

Ein Abwehrfehler und der dazugehörige perfekte Abstauber eröffneten das Spiel: 1-0 für Sant Julià B. Kurze Zeit später verhängte das kleinliche Schiedsrichtergespann Elfmeter und der Anfang vom Ende für Sant Julià nahm seinen Lauf: nach dem sicher verwandelten Strafstoß stellte sich der Torwart zwei Mal blöd an und schon stand es 1:3, ein starker Schuss zum 1:4 noch vor der Pause sorgte für die Entscheidung.

Nach der Pause schlief das Spiel ziemlich ein. Nur ein toller Schuss ins lange Eck zum 1:5 war zu Bestaunen. Wie die A-Jugend-Truppe von Ordino die erfahrenen Männer von Sant Julià abzogen, war schon erstaunlich. FC Lusitanos B v UE Engordany, 2nd Andorran league at Aixovall stadium. Wir fuhren sofort ins herrlich gelegene Aixovall weiter, die niedrig überdachte Tribüne mit Sitzen in den Nationalfarben blau, gelb und rot ist der einzige offizielle Platz für Zuschauer (800 passen da drauf), doch wie in Ordino auch kann man sich außen vor den Zaun stellen und reingucken oder – und das sogar viel besser noch als in Ordino – auf Bergpfaden platzieren und aus etlichen Metern Höhe ins Stadion glotzen.

Die erste Halbzeit war keiner Beschreibung wert: dass UE Engordany ihren Kapitän nach wiederholtem Foul verlor war das Highlight der torlosen ersten 45 Minuten, doch dann begann Engordany das Spiel in Unterzahl zu bestimmen. Die Portugiesen der Zweiten Vertretung von Lusitanos Andorra la Vella wurden hinten reingedrängt und der Schiri, der ständig zu Unrecht von allen Seiten vollgemeckert wurde, verhing nach einem klaren Foul im Strafraum einen Elfer. Der wurde sicher zum Golden Treffer dieses Nachmittags verwandelt.

Beim nächsten Spiel waren die Jungs vom FC Lusitanos allerdings die bessere und erfolgreichere Mannschaft. Bevor wir aber ins genauso herrliche Estadi Comunal in der Hauptstadt weiterfuhren, gingen wir noch mal über Andorras schönste und älteste Brücke, eine mittelalterliche Feldsteinbrücke (bei Santa Coloma) von nur wenig mehr als einem Meter Breite aber gut 10m Höhe (bei einem Steingeländer von 30cm Höhe) über einen Gebirgsfluss. Andorran Super Cup at Estadi Comunal d'Andorra la Vella: FC Lusitanos v UE Santa Coloma. Der Futebol Clube Lusitanos (oder Futbol Club Lusitans) bot wieder einmal so gut wie nur Portugiesen auf, einzig ein arabischer Spieler war auf dem Feld (kein Andorraner, Katalane oder was auch immer). Auch die Fans feuerten auf Portugiesisch an und trommelten ordentlich dazu. Der andorranische Gegner UE Santa Coloma wurde eher verhalten unterstützt, wobei die Santa Coloma-Fans gar nicht in der Unterzahl waren.

Mit gut 800 Zuschauern hatte sich eine für andorranische Verhältnisse hohe Besucherzahl eingefunden. Gespielt wurde im Nationalstadion, Estadi Comunal d’Andorra la Vella, mit seiner vierreihigen und extrem steilen und engen Haupttribüne mit Schalensitzen in Nationalfarben, der ebenso gestalteten Tribünenanbauten für die Presse und VIPs und natürlich der ebenfalls in Staatsfarben gehaltenen Hintertor-Ersatztribüne. Drumherum natürlich wieder herrliches Bergpanorama!

Das Spiel war nicht so herrlich, denn Santa Coloma spielte nur Scheiße und Lusitanos ging mit ihrem ansatzweise starken und technisch schönen Spiel rasch in Führung. Das 1:0 sollte bis zum Ende halten. Für ein Supercupspiel zwischen dem Meister (Lusitans) und dem Pokalsieger (UE Santa Coloma) war das wirklich schwach. Casa Benfica v UE Santa Coloma B (Andorran 2nd div. at Aixovall stadium). Wir fuhren noch mal über Santa Coloma, wo wir nun die romanische Kirche anschauten (die drei historischen Häuser drumherum sind übrigens – wie überall in Andorra, selbst wenn es nur ein einziges historisches Haus im Ort gibt – als „historisches Ortszentrum“ ausgeschilder) zum Aixovall zurück. Da noch 30 Minuten bis zum Anpfiff der nächsten Zweitligapartie waren, holte ich meinen Fußball aus dem Kofferraum und fing an auf dem Bolzplatz hinter der Tribüne zu spielen. So ein andorranischer Bolzplatz ist meist für Futsal (oder 5-gegen-5-Fußball und Handball) geeignet, oft hängen auch noch Basketballkörbe. Zumeist ist Kunstrasenbelag ausgelegt, doch selten so guter wie in Aixovall. Auch die Tornetze sind hier topp. Für Sportler und Kinder ist Andorra wirklich klasse: Skifahren, Golfen, Wander, Radfahren, Fußball und ohne Ende öffentliche Kinderspielplätze und Bolzplätze! Und dann braucht man nur vier, fünf Mal den Ball so aufs Tor schießen, dass die Blechbande hinter und neben dem Tor laut scheppert, und schon hat man Gesellschaft. Nach und nach kamen noch vier Jugendliche aus dem Ort, die vor dem Spiel von Santa Coloma B und Casa Benfica auch nichts anderes zu tun hatten, als eine Runde Fußball zu zocken…

Auch dieses 20-Uhr-Spiel kostete keinen Eintritt. Keines der Spiele, nicht mal der Supercup, kostete etwas! Bei der niedrigen Qualität des Amateurfußballs ist das auch eher angemessen als übertrieben zurückhaltend, aber dieses vierte Spiel des heutigen Tages war gar nicht mal schlecht. Ärgerlich war nur, dass hier die weniger aktive Mannschaft die Tore machte und die offensiv ausgerichtete Elf mit ihrer lächerlichen Angriffsreihe und der schwachen Verteidigung mit 3:0 unter ging. Also so einen dämlichen Spielverlauf habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen, aber für den Verein Santa Coloma war das so wie so ein beschissener Tag!

Für uns war der Tag hingegen klasse und zur Abrundung spielten wir noch eine Runde auf dem etwas verrotteten aber dank des angrenzenden Caravanparkplatzes 24 Stunden beleuchteten Bolzplatz in Pas de la Casa, auf 2.000m Höhe, gegen 23 Uhr, bei 5 Grad in T-Shirts… You can play all night long at Pas de la Casa football pitch at an altitude of 2,000m. Statistik:
- Grounds: 1.012 (3 neue; diese Saison: 41 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.909 (heute 4, diese Saison: 53)
- Tageskilometer: 110 (110km Auto)
- Saisonkilometer: 11.420 (10.660 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 175 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 372

Sonntag, 15. September 2013

W372IV: Kühe auf den Straßen, Sporthallen auf Parkhäusern und Berge so weit das Auge reicht...

Futbol Club Encamp (FS) ---------------------------------- 5
Futbol Club Madriu Andorra la Vella (FS) ------------ 0
- Datum: Samstag, 14. September 2013 – Anstoß: 16.00
- Wettbewerb: Semifinal Supercopa Andorra Futsal (Halbfinale des andorranischen Futsal-Pokals)
- Ergebnis: 5-0 nach 40 Min. (20/20) – Halbzeit: 2-0
- Tore: 1-0 2. Jordi Ferreiro Toscano, 2-0 17. Xavier Sola Peralba, 3-0 29. Gerard Barrufet Tome, 4-0 35. Jordi Ferreiro Toscano, 5-0 36. Diogenes Lino Baptista
- Teamfouls: Encamp 10, Madriu 8
- Gelbe Karten: Gerard Barrufet Tome, Ivan Carballo Gonzales (Encamp); Sebastian Cespedez Castro, Sergio Casas Guibas, Enric del Sol Eixeres (Madriu)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Pavelló del Prat Gran, Engordany (Kap. 824 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 80
- Unterhaltungswert: 5,0/10 (Durchschnitt)

Unió Esportiva Extremenya/ La Massana (FS) -------- 1
Frankfurt Lória Francesinnas Casa Portugal (FS) --- 4
- Datum: Samstag, 14. September 2013 – Anstoß: 18.00
- Wettbewerb: Semifinal Supercopa Andorra Futsal (Halbfinale des andorranischen Futsal-Pokals)
- Ergebnis: 1-4 nach 40 Min. (20/20) – Halbzeit: 0-1
- Tore: 0-1 9. Paulo Jorge Pinho Tavares, 0-2 33. Diogo Filipe dos Santos Silva, 0-3 36. Filipe Adao Barros de Brito, 0-4 37. Cristian Moreira de Almeida (10m), 1-4 40. Alex Rodrigues Medina
- Teamfouls: Extremenya 13, Casa Portugal 13
- Gelbe Karten: Nitin Babani Babani, Aitor Choque Martinez, Sergi Gil Martinez, Alex Rodrigues Medina, Jonatan Galvez Gomez, Jordi Gonzales Lagunilla (Extremenya); Cristian Moreira de Almeida, Filipe Adao Barros de Brito, Paulo Jorge Pinho Tavares (Casa Portugal)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Pavelló del Prat Gran, Engordany (Kap. 824 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 90 (davon ca. 40 Portugiesen)
- Unterhaltungswert:7,0/10 (Gutes, engagiert geführtes und packendes Futsalspiel) Pavelló del Prat Gran, Engordany Photos with English Commentary:
a) Andorran Futsal Cup Semi-Finals: Encamp defeat Madriu, Casa Portugal defeat Extremenya
b) Sightseeing in Andorra: Pyrenees Mountains, Romanesque Churches, Cattle at the Mountain Pass Roads…

Andorra ist ein ziemlich seltsames Konstrukt: Staatsform ist das Fürstentum, wobei der französische Präsident einer von zwei Co-Fürsten ist bzw. der hat einen Vertreter für dieses Amt das ihm zustünde. Das verhältnismäßig preisgünstige Reiseziel (günstige Unterkünfte überall, Benzin um die 1,30€/ Diesel 1,20€ - nur leider recht teure Gastronomie) war lange bäuerlich-feudal geprägt. Das merkt man auch noch heute, wenn einem dauernd Kühe mitten auf der Straße begegnen und die grauen Bergdörfer mit ihren Schieferziegeldächern auftauchen. Die Architekturist ziemlich dürftig: es gibt keine Schlösser und Kathedralen, nur Dorfkirchen die bestenfalls schöne Beispiele für die südeuropäische Romanik sind und einfache gemauerte Häuser bzw. hässliche Betonbauten. Die Berglandschaft kann schön und spektakulär sein, aber auch bedrückend und nervend. Dasselbe gilt für die Straßen: Andorra kann man nur auf Straßen per Auto oder Zweirad erreichen – es gibt keine Bahn- oder Fluganbindung – und die winden sich in Serpentinen durch die Berglandschaft, sodass man nur sehr langsam voran kommt aber (solange kein Nebel, Regen oder Schnee ist – was aber oft vorkommt) tolle Ausblicke hat.

Wir starteten unsere Besichtigungen in einer der romanischen Kirchen: Sant Joan de Casalles in Cornillo ist eine der schönsten überhaupt im Land. Nach Ordino ging es tolle Serpentinen hoch, mehrere 100m oberhalb des Ortes konnte man auf den Fußballplatz, den wir am Sonntag besuchten, herunter gucken. In der Nähe der Sportanlage stehen etliche dunkle Schieferhäuser und eine ältere Kirche. Sehenswerter ist aber noch Pal wo es eine schöne romanische Kirche zu sehen gibt. Im Nachbarort Xixerella kann man übrigens Golf auf einer winzigen, toll aufgebauten Anlage spielen. In Andorra war ohnehin sportlich echt viel los: von wegen nur Wintersport! Hier wird gewandert, gelaufen, Rad gefahren (Rennrad, Downhill etc.), man kann auf öffentlichen Sportanlagen oft noch tief in der Nacht Fußball oder Basketball zocken, für die kleineren Kinder gibt es Unmengen Klettergerüste… Also die Andorraner wissen sich schon zu beschäftigen! Andorra la Vella, main church. In der Hauptstadt sieht es außer im historischen Zentrum, in dem es genau zwei historische Gebäude gibt: die Kirche und der Amtssitz, ziemlich scheiße aus. Aber wie üblich spektakuläre Berge rundherum. Im Nachbarort Engordany gibt es noch mehr Sportanlagen als in Andorra la Vella, wobei wir uns nicht weiter um den Trainingsplatz von UE Engordany mit kleiner Tribüne oder die angrenzenden öffentlichen Sportplätze kümmerten, sondern uns auf die Suche nach der Sporthalle „Pavelló del Prat Gran“ machten. Die findet man, wenn man im gleichnamigen, mit wuchtigen Steinen verbauten Parkhaus auf die oberste Etage geht. Auf das Dach wurde die verglaste Sporthalle geknallt, die sich in hervorragendem Zustand befindet, zwei baugleiche vierreihige Längstribünen mit Schalensitzen und Anlagen für Handball, Basketball und auch Futsal bieten kann.

Heute standen die Halbfinals im Futsal auf dem Programm: der FC Encamp traf im ersten Spiel auf FC Madriu (benannt nach einem Gebirgsbach) Construmosa DDS (Firmenname das Clubs aus der Haupt,,stadt“). Ein schneller Treffer und noch bis zur 10. viel Bewegung und gutes Niveau, dann sackte es etwas ab und es gab Leerlauf, ehe Encamp damit begann, den Gegner vorzuführen. Am Ende stand es zwar zu hoch 5:0, doch ein verdienter Sieger stand im Finale.

Gegner wurde nicht FC Francfurt Cerni La Massana, mittlerweile besser bekannt als UE Extremenya. Sondern der andere (warum auch immer?!) nach Frankfurt benannte Verein: Frankfurt Lória Francesinnas Club Esportivo Casa de Portugal Andorra la Vella. Casa de Portugal oder Casa Benfica hat fast nur portugiesische Spieler und den größten Fananhang der vier Teams, denn Portugiesen stellen auch die größte Zuwanderergruppe im Pyrenäenstaat. Das Spiel war teilweise richtig packen und emotional mit Pöbeleien und derben Fouls. Obwohl von 6 der üblichen 10m Freistöße, die hier massenweise verhängt wurden, nur 1 verwandelt wurde, gab es auch tolle Tore zu sehen. Insbesondere das 1:0 für Portugal aus vollem Lauf in den langen Winkel und das 3:0 per Hacke und mit Innenpfosten waren genial! 4:1 war ach hier am Ende zu hoch, aber von der Tendenz her verdient.

Die Spiele kosteten zwar keinen Eintritt, aber da wir über 4 Stunden geparkt hatten, wurden 8€ Parkgebühr fällig. Na gut, in einer anderen hässlichen europäischen Hauptstadt haben wir mal 8€ für 1 Stunde zahlen müssen, aber Finnland ist viel hässlicher als Andorra. Nach Luxemburg und Malta würde ich es gleichauf mit San Marino und klar vor Liechtenstein als den drittbesten Zwergstaat bezeichnen. Auf jeden Fall ist Andorra ein genialer Sporturlaub wie Malta oder Luxemburg auch, da die spektakulären Straßen zum Radfahren einladen. Bequemer ist aber natürlich das Autofahren und auch das macht richtig Spaß: immer schön an Einheimische dranhängen, die wissen wo man mit 100 statt der erlaubten 60km/h den Berg hoch und runter brettern kann und mit 50 in die Serpentinen gehen kann und wo nicht… Semi-final of Andorran futsal cup: Casa Portugal v UE Extremenya. Statistik:
- Grounds: 1.009 (1 neuer; diese Saison: 38 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.905 (heute 2, diese Saison: 49)
- Tageskilometer: 130 (130km Auto)
- Saisonkilometer: 11.310 (10.550 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 171 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106 und 101]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 372

W372III: Das erwartete 1-0 und Fliegenregen unterm Flutlicht – ein Fußballfreitag in den Pyrenäen

Luzenac Ariège Pyrénées ----------------------------------- 1
Red Star Football Club 1893 (Paris) --------------------- 0
- Datum: Freitag, 13. September 2013 – Anstoß: 20.00
- Wettbewerb: Championnat de France National, D3 (3. Französische Fußballliga, Halbprofiliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 95 Min. (48/47) – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 27. Ech Chergui
- Verwarnungen: Boutaib (LAP); Lee (Red Star)
- Platzverweise: keine
- Spielort: Foix, Stade du Courbet (Kap. 3.000, davon 2.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 800 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Unglaublich vorhersehbar… aber nicht so schlecht wie bei dieser Antifußballliga zu befürchten war) Stade du Courbet, Foix Photos with English Commentary:
a) French 3rd Division (Ligue National): Luzenac AP defeat Red Star Paris (match played in Foix)
b) France: Carcassonne Fortified City, Foix Castle, Landscape of the Pyrenees

Freitag der 13. war der dritte Tag der Reise. Da gab es auch endlich mal wieder ein Spiel – wurde ja auch mal wieder Zeit…

Nach dem Frühstück im F1 fuhren wir gen Innenstadt von Toulouse, gaben das Vorhaben diese zu besichtigen aber schnell auf und fuhren gleich nach Carcassonne weiter. Die Stadtmitte hat einige verfallene historische Gebäude zu bieten, die modernen Bauten sind teilweise in extrem schlechten Zustand und an etlichen Ecken lungerten Penner und Asis herum. Aber die mittelalterliche Festungsstadt „La Cité“ ist der Wahnsinn: mit dutzenden Türmen bewehrte, massive, hohe Mauern, innerhalb der Mauern noch mehr Ummauerung und ein herrliches Schloss (der einzige Bereich der dort Eintritt kostet). Dazwischen hübsche, kleine, mittelalterliche Häuser. Ob die ummauerte Altstadt von Carcassonne jetzt die beste Sehenswürdigkeit von ganz Frankreich ist, kann ich nicht so genau einschätzen, aber unter den Top10 ist sie bei Leuten die Ahnung haben auf jeden Fall!

Foix ist deutlich kleiner aber hat auch spektakuläre Mauern zu bieten: allerdings ist der mittelalterliche Teil nur eine kleine Burg mit drei hohen Türmen auf einem Felsen oberhalb des ansonsten nicht so sehenswerten Ortes. Der Ort wirkte an einigen Stellen wie ausgestorben (im Supermarkt waren wir die einzigen Kunden!), aber am Ortsrand gab es gerade eine Protestkundgebung lokaler Handwerker, die sich über zu hohe Steuern aufregten.

Da in den Pyrenäen die preisgünstigsten Unterkünfte in Andorra zu finden sind, hatten wir eine private Pension vorgebucht. Die Klitsche hat natürlich begrenzte Eincheckzeiten, sodass wir erst einmal die eindrucksvoll durch und über die Berge gelegte Landstraße bis Pas de la Casa fuhren. Also Andorra liegt schon toll und das Preisniveau ist reizvoll (Benzin 0,35€ unter Frankreich, Hotels 20% weniger als in Frankreich und Spanien – wir haben z.B. nur 17,50€ für eine FeWo bezahlt – Essen auch 10% billiger), aber mehr zu diesem seltsamen Zwergstaat dann in den nächsten beiden Berichten! Carcassonne: inner part of the palace Nachdem wir das Gepäck in die FeWo gestellt und im Voraus bezahlt hatten, fuhren wir wieder die 70 Minuten nach Foix zurück. Einen Halt legten wir nur in Luzenac ein. Das ist ein nicht sonderlich sehenswertes 600-Einwohner-Dorf, das aber einen guten Fußballverein hat. Ehemals US Luzenac, nun nach der Region benannt Luzenac Ariège Pyrénées, ist die Truppe erfolgreich wie nie indem sie in der halbprofessionellen dritten Liga (National) in der Spitzengruppe um den Aufstieg in die Ligue 2 kämpft. Das Stadion in Luzenac ist wirklich schön aber etwas zu klein (1.000 Plätze, davon 300 auf einer überdachten Tribüne) für die 3. Liga. So mussten die Kalkwerker (Talcs) nach Foix, 32km nach Norden, ausweichen. Das Stadion dort ist aber genauso schön: man blickt zur Burg, hat hohe, teils schroffe und insgesamt sehr grüne Berge drum herum, die Haupttribüne hat einen mittleren Sektor mit Schalensitzen und dann noch rechts und links davon vier Sektoren mit Sitzbänken auf Betonstufen, die Gegentribüne ist mit den Holzbänken unterm Wellblechdach ein echter Hingucker.

Ein Hingucker sind auch die Aushänge am Kassenhäuschen: selbst Stehplätze kosten noch 10€, die Tribünenkarten 13-15€. Für diese Antifußballliga, in der alle Spiele 0:0 und 1:0 ausgehen, muss man wirklich zu viel Geld abdrücken! Entsprechend war aber mal wieder die ethnische Verteilung: auf dem Feld mehrheitlich schwarze und arabische Franzosen, auf den Tribünen so gut wie gar nicht – Araber waren nur in Ordnerkleidung auszumachen. Apropos Kleidung: ein echter Klischee-Franzose stand ja vor uns mit seiner flachen Mütze mit dem kleinen Stietz – der ernährt sich bestimmt nur von Wein, Schnecken und Baguette…

Die Liga ist dermaßen vorhersehbar, dass ich vor dem Spiel mehrfach überzeugt den Tipp heraushaute: 1-0 für Luzenac durch ein Tor in der 42. Minute. Mich überraschte auch nicht, dass Luzenac das Spiel tatsächlich mit 1:0 gewann, da der Gegner aus der 600km entfernten Hauptstadt seine einzigen Punkte mit 0:0-Spielen gegen schwache Teams holte und die anderen Spiele 0:1 (bzw. wenn es zu einer Torflut kam auch mit 0:2) gegen die gut platzierten Mannschaften vor und hinter Luzenac verlor. Also konnte das Spiel eigentlich nur 1:0 ausgehen! Bei der Minute hatte ich mich allerdings etwas vertan, denn schon nach 26 Minuten schlug der Ball aus Nahdistanz, nachdem Luzenac bereits vier Angriffe (Red Star hatte hingegen zwei Chancen) versiebt hatte, im Tor ein. Bis zur Pause gab es noch je zwei weitere Chancen für beide Teams, sodass man von einem guten und offensiven Spiel in dieser Drecksliga reden musste.

Wir hatten uns wohlwissend in die Nähe des vom Pariser Schlussmannes gehüteten Tores gestellt, was zunehmend nervend wurde, da von den von Insekten umschwirrten Flutlichtmasten (so einen Auftrieb habe ich noch nirgendwo gesehen) dutzende Fliegen fielen. Es regnete wirklich Fliegen auf die wenigen Zuschauer die in der Nähe der Masten standen! Gut, dass man in der Halbzeit mit dem Torwart mitwechseln konnte: hinter dem Tor mit Burgblick war man weit genug vom Fliegenregen entfernt. Die beste Chance auf ein Tor hatte Luzenac kurz nach der Pause, ansonsten ließen sie Red Star mal ab und an kommen. Die setzten kurz vor Abpfiff einen Freistoß knapp über die Latte.

Wie gesagt 1:0 und nachdem wir noch eine Portion Pommes vom Essenstadt abfassten, fuhren wir zügig die Bergstraße zu unserem Übernachtungsort hoch: Pas de la Casa, 2000m. Luzenac AP v Red Star Paris, French 3rd division at "Stade du Courbet" in Foix Statistik:
- Grounds: 1.008 (1 neuer; diese Saison: 37 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.903 (heute 1, diese Saison: 47)
- Tageskilometer: 430 (430km Auto)
- Saisonkilometer: 11.180 (10.420 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 171 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106, 101, 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 372

Freitag, 13. September 2013

W372II: Quer durch Frankreich

Besançon Photos with English Commentary:
France: Besançon, Lyon, Puy-en-Velay

Die zweite Etappe gen Marokko sah eine Querung Frankreichs vor. Von Besançon über Lyon nach Toulouse. Nach dem Frühstück im F1 drängten wir uns in die Innenstadt von Besançon über der eine eindrucksvolle Zitadelle thront. 9,70€ Eintritt und die Weitläufigkeit des Geländes hielten uns aber davon ab die Festung ausführlicher zu besichtigen. Denn nur der erste Innenhof und der Vorhof sind kostenfrei zu besuchen. Einen besseren Blick auf die Stadt als vom Vorhof bekommt man aber eh nicht und im Innenhof kann man schon Vikunjas und Berberaffen beobachten: Ja, selbst ein Zoo hat in dieser gewaltigen barocken Festungsanlage Platz!

Weiter ging es nach Lyon, wo wir auf die dreisteste Verarsche eines Verkehrsministeriums hereinfielen, die man sich vorstellen kann. Irgendwie wieder typisch Frankreich, was da auf den Autobahnen abgeht: ohne Ende Geschwindigkeitskontrollen, viele Maustrecken deren Stationen asozialerweise automatengesteuert und nicht wie üblich von Angestellten besetzt sind und dann Rastplätze mit Scheißhäusern wie in Nordafrika. Nördlich von Lyon bei Marcon ist dann der Knaller: diese asozialen Schweine schildern Lyon über die Ostroute aus, während man geradeaus nach Süden fahren muss um keinen 40km Umweg in die Altstadt zu machen. Aber wer die Altstadt besuchen und nicht zum Flughafen will soll halt schön außen herum fahren, 30 Minuten Zeit verlieren und noch mehr Maut abdrücken. Lyon Nach so einem Betrug der nur meine Geringschätzung gegenüber unseren arroganten und unsympathischen Nachbarn bestätigt, hatte ich wenig Lust in Lyon groß rumzufahren. Also nach Karte gefahren – denn die Beschilderung ist auch innerstädtisch mutwillig falsch und unsinnig angebracht – und kostenlos an der Neuen Kathedrale (Notre Dame de Fourvière) geparkt. Diese ist architektonisch weitaus eindrucksvoller mit der Mosaikausgestaltung innen und der verspielten Fassade außen, als die Alte Kathedrale unterhalb des gewaltigen Hügels, die ein leerer romanischer Bau ist. Sehenswert ist noch das nahegelegene römische Theater, das in wuchtigen Ruinen erhalten und kostenlos zu besichtigen ist.

Weiter ging es über lächerliche aber mautfreie Autobahnen an St. Etienne vorbei und über schön gelegene Landstraßen nach Puy-en-Velay, wo wir gewohnheitsmäßig in einem Lidl einkauften, der sich in Sichtweite der Hauptsehenswürdigkeit befindet. Puy heißt „Felsnadel“ und von denen hat Puy-en-Velay gleich drei. Zwei sind von sakralen Sehenswürdigkeiten besetzt: eine Marienstatue auf der einen und eine Kapelle auf der anderen. Landschaftlich sicherlich einer der interessantesten Orte Frankreichs.

Dank der zügigen Fahrweise der Einheimischen – nur einzelne Wohnmobile und die wenigen Volltrottel in Autos, die sie nicht ansatzweise ausfahren können und dadurch den Verkehr behindern, störten phasenweise – kamen wir nach 270km Landstraße und 80km Autobahn 22.30 Uhr in Toulouse an. Dort war mal wieder ein F1 unser Etappenziel. Puy-en-Velay Statistik:
- Tageskilometer: 780 (780km Auto)
- Saisonkilometer: 10.750 (9.990 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)

Donnerstag, 12. September 2013

W372I: Auf nach Marokko!

Our car in Merseburg before heading to Morocco. Photos with English Commentary:
Last pieces of Sightseeing in Germany for this year: Bad Hersfeld Church Ruin and Friedewald Castle Ruin, Hesse

Nach Weihnachten 2011 geht es nun zum zweiten Mal nach Marokko, das vielleicht nicht nur geographisch und namentlich gesehen westlichste Land der arabischen Welt. Diesmal aber länger als nur zwei Wochen, nämlich volle sechs Monate und zwar für Sprachkurse. Eigentlich wollte ich diese von der Uni empfohlenen aber leider nicht oder nur sehr dürftig geförderten Sprachstudienaufenthalte in Algerien machen. Mehr Abenteuer und zudem sehr viel preisgünstiger: ganz geringe Kursgebühren im Gegensatz zu den amerikanisch oder britisch anmutenden Geldern, die man in Marokko dafür zahlt und zudem auch allgemein geringere Lebenshaltungskosten. Aber wenn man als Ausländer (warum auch immer, sind die arabischen Bruderstaaten und auch Frankreich davon ausgenommen) während der sogenannten Wahlen (dieses Jahr im Oktober) dort hin will, hat man ein Problem. Nämlich das, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Solche Schwierigkeiten zu machen hat Marokko nicht nötig. Im Gegensatz zu Algerien schottet es sich keineswegs von Europa ab – im Gegenteil sogar – , gewählt wird sogar sehr ordentlich demokratisch (dass es eine parlamentarische Monarchie ist tut da nichts zur Sache, ist halt nur basisdemokratisch sehr viel schwächer als in Westeuropa) und auch wenn es gewisse, teils lästige Regeln gibt wie strikte Zollvorschriften bei Einreise mit einem eigenen PKW oder eine auf 3 Monate begrenzte Aufenthaltsgenehmigung, die man dann aber mit einer einfachen Ausreise nach Melilla oder Ceuta erneuern kann: Marokko ist völlig problemlos zu besuchen und generell auf Ausländer eingestellt. Und auch gerade auf solche Ausländer, die die Landessprachen lernen oder vor Ort verbessern wollen. Denn man muss sich hier nicht über das Bildungsministerium anmelden, sondern unkompliziert bei den privaten Instituten per Email. Normalerweise finde ich die privaten Bildungseinrichtungen Scheiße hoch drei, aber da man an marokkanischen staatlichen Unis nur komplette Studiengänge belegen darf, blieb nichts anderes übrig. Und die Sprachvermittlung und Maghreb-bezogene Landeskunde, auf die es mir hier in den nächsten 6 Monaten ankommt, ist an den privaten Einrichtungen auch meist ausgesprochen professionell. Ich wäre der erste Kommilitone, der vom Auslandssemester enttäuscht wieder kommt…

Neben den Montag bis Freitag stattfindenden Kursen ist natürlich auch einiges an Sightseeing und v.a. Groundhopping geplant. Da ich die Gastfamilie noch nicht kenne, weiß ich nicht, ob die noch Auswirkungen auf meine Pläne haben wird, aber im Allgemeinen sind ab Oktober hier Berichte aus den beiden höchsten marokkanischen Fußballligen, die ich komplettieren will, zu erwarten. Außerdem stehen ab und an Spiele in unteren Klassen (Amateur 1 bis 4), Jugendligen, Reserveliga und natürlich auch Frauenfußball an. Handball, Volleyball und Basketball lohnt zumindest in den oberen Ligen ebenfalls. Viele dieser Wettbewerbe kommen aber erst ab Mitte Oktober, Anfang November in die Gänge. Als neue Sportarten müssten eigentlich ein paar Kampfsportstile drin sein, da in Marokko jegliche Vollkontaktsportarten von Savate bis Taekwondo sehr beliebt sind. Friedewald Die Anreise nach Marokko war natürlich schnell festgelegt. Aufgrund der kurzfristigen Organisation (die dafür aber verlässlicher als in Deutschland ist) in Spanien, Gibraltar und Marokko, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sagen, wie es ab übernächstem Wochenende aussieht, aber wir machten uns einfach am 11. September zur Mittagszeit los.

Die Fahrt führte uns über die A4, wo wir nach Passieren der hessischen Landesgrenze an einer Abfahrt die Autobahn verließen, die wir in den letzten Jahren andauernd mit der Bemerkung „müssen wir uns mal ein anderes Mal angucken“ passierten: Friedewald. In diesem Kaff neben der Autobahn gib es nämlich eine sehr schöne Wasserburg. Die ist von einem nur teilweise geschmackvoll rekonstruierten Schloss umgeben. Parkplätze und Toiletten sind dort Mangelware, aber dafür gibt es Bürgersteige zum Zuparken und einen original mittelalterlichen Aborterker zum Burggraben hin… Wie auch immer: für nur 1€ läuft man auch bei Dauerregen wie heute gerne durch diese schöne Burgruine. Gegenüber befindet sich eine meist geöffnete und ebenfalls ansehnliche Kirche.

Das benachbarte Bad Hersfeld ist auch ganz ansehnlich: der ein oder andere Fachwerkbau, eine sehenswerte Stadtkirche, wuchtige Renaissancebauten und Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert und natürlich auch die berühmte Stiftskirchenruine (Stichwort: Hersfelder Zehntverzeichnis). Die hat allerdings keine festen Öffnungszeiten – dachte sowas gibt es auf europäischem Boden nur noch in Albanien… Aber auch von außen ist die Kirche mit den hohen romanischen Mauern sehr schön anzuschauen.

Das Wetter war nach wie vor überhaupt nicht schön anzuschauen, der Starkregen störte auch beim Fahren, zudem waren um Frankfurt und Darmstadt herum alle Pendler unterwegs und auf den französischen Autobahnen bekommt man für seine Maut nicht viel geboten: enge Strecken und auch noch dauernd Blitzer die die Einhaltung der 130- bzw. 110km/h-Vorschriften kontrollieren. So kamen wir erst um Mitternacht im F1-Hotel (DZ nur 20€, Frühstück 4,60€ p.P.) in Besançon an. Aber wie man hier sehen kann, nahm ich mir trotzdem noch die Zeit gleich mal den ersten Bericht reinzuknallen. Bad Hersfeld Statistik:
- Tageskilometer: 830 (830km Auto)
- Saisonkilometer: 9.970 (9.210 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)