Montag, 29. März 2010

WE191II: Die Saale entlang bis Könnern: Kreisliga; Könnern gegen Gerbitz

SV Blau-Weiß Könnern 0:4 SV Jahn Gerbitz
Sonntag, 28. März 2010 - Anstoßzeit 14.00
Kreisliga Salzlandkreis Süd (10. Liga, 5. Amateurliga)
Ergebnis: 0:4 nach 91 Min. (46/45) - Halbzeit 0:2
Tore: 0:1 20. Nr. 6, 0:2 30. Nr. 11, 0:3 57. Nr. 15, 0:4 69. Nr. 6
Verwarnungen: Nr. 4, Nr. 6, Nr. 8 (Könnern), Nr. 1, Nr. 2, Nr. 4, Nr. 6, Nr. 9 (Gerbitz)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportstätte der Freundschaft (Kap. 1.000, davon 93 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 50 (davon ca. 15 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,0/10 (Etwas überm Durchschnitt)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623598768617/detail/

Heute war die erste Hunderter-Fahrrad-Tour seit letztem Sommer angesagt: von Merseburg aus ging es über Teutschenthal, auf dem südlichen und dann westlichen Saale-Ufer bleibend, durch Zappendorf, Salzmünde, Pfützthal, vorbei an Wettin, das mit seiner eindrucksvollen Burg und weiterer historischer Bebauung auf dem anderen Saaleufer lag, raus aus dem Saalekreis, ein kurzer Abstecher in den Kreis Mansfeld/ Südharz (dort lag Friedeburg mit seinem als Schloss bezeichneten Gutshof auf dem Weg) und dann über Zickeritz und Zellewitz, die beide schon zu Könnern gehören und recht interessante Kirchen haben, über eine wegen Flutschäden gesperrte Straße und die enorm wichtige Saale-Brücke von Gnölbzig-Nelben nach Könnern. Es ist die erste Brücke über die Saale seit Halle, was eines der vielen Armutszeugnisse des nördlichen Saalekreises, bzw. ex-Saalkreis, ist: die Infrastruktur ist dort wie im hintersten Südosteuropa.

In Könnern, das wir nach 58km Fahrt (die ausgesuchte Route war doch etwas länger, als geplant bzw. als die Norduferroute) gibt es wenig zusehen: aber die Kirche mit dem Eingangsportal und das Rathaus mit dem schlanken Turm machen schon etwas daher. Die Sportstätte der Freundschaft ist auch nicht schlecht: vor allem die kleine Tribüne (wozu die dort dutzende Steckdosen in der Wand hinter der Stehreihe brauchen, weiß ich aber nicht) für vielleicht 20 Stehplätze und 18 Sitzplätze und die davor angebrachten Bänke sowie der Graswall hinter dem einen Tor laden zum Gucken ein. 2€ Eintritt für die Kreisliga ist Standard im Salzlandkreis, wobei sich andere Vereine aus anderen Kreisen höchstens die Hälfte des Preises zu Verlangen erlauben würden, aber immerhin bekommt man ein ganz aktuelles Programmheft.
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Von den 50 Zuschauern war fast ein Drittel aus Gerbitz, was mit knapp 700 Einwohnern – es ist ein Ortsteil von Nienburg/ Saale, 4km östlich davon bzw. 7km nordöstlich von Bernburg gelegen – deutlich kleiner ist, als die Kleinstadt Könnern mit ihren 9.000 Einwohnern. Dass die Einwohnerzahl aktuell ist, dafür kann ich garantieren, doch die Stadt wirkt derart ausgestorben, was auch an ihrem extrem hohen Bevölkerungsdurchschnittsalter, was auf dem Fußballplatz auch zu Tage trat, liegen mag, dass man eine Einwohnerzahl von unter 3.000 vermuten mag.

Wie dem auch sei: der 6. gegen den 8. und der Gastgeber mit gesperrten und anderweitig verhinderten Spielern mit dem letzten Aufgebot. Der Gast hatte die ersten Chancen, doch konnte das Spiel erstmal nicht an sich reißen, sondern geriet bald in Bedrängnis. Die Chancenverwertung von Könnern war aber schwach. Gerbitz konterte dann nach 20 bzw. 30 Minuten und erzielte zwei Treffer, die zwar glücklich vom Spielverlauf, aber geschickt erzielt waren. Danach dominierten sie auch das Spiel, was besonders in der zweiten Hälfte zutage trat.
Nach einem tollen Schuss in den Winkel zum 0:3, erzielte Gerbitz, die ihren Klub nach dem berühmten Turnpionier „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn benannt haben, nach einem Pfostentreffer per Abstauber das 0:4. Sie hätten auch noch drei oder vier Tore nachlegen können, doch hier warfen sich einige der überforderten Abwehrspieler oder der gute Torwart dazwischen. Oder das Tor war eben zu klein für die Gästestürmer. 0:4 am Ende auch hoch genug.
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Wir fuhren jetzt eine etwas andere Route, d.h. unter der Brücke auf dem Ostufer hindurch, an der Ausflugsgaststätte Georgsburg, die ganz im historistischen Stil eine mittelalterliche Burg nachahmt, vorbei, dann durch Rothenburg (zu diesem Ort und dem Kreisklasseverein in ein paar Monaten mehr) – Rothenburg an der Saale übrigens, nicht ob der Tauber – weiter durch Wettin (dazu auch bald mehr), Gimritz und Brachwitz. Dort benutzten wir dann die Fähre nach Neuragoczy für anständige 0,50€ pro Fahrradfahrer. Zu Brachwitz ist zusagen, dass neben dem Fährhafen ein abgewrackter Fußballplatz mit gepflegtem Rasen ist, wo Hertha Brachwitz spielt – oder auch nicht spielt. Jedenfalls gibt es keinen geregelten Spielbetrieb: die kicken wohl mittlerweile alle in Gimritz oder Wettin bei den dortigen Vereinen. Oder in Lettewitz, von denen der Fährmann in seiner Kabine ein Poster hängen hatte. Neuragoczy ist auch als Bad Neuragoczy bekannt, da die einzige Bebauung mit der Mineralquelle zusammenhängt, die bis zur Wende auch in Flaschen abgefüllt genutzt wurde. Von Kurbad oder Trinkwassernutzung ist jetzt nichts mehr zu sehen. Alles verfällt, wobei wohl noch ein paar Leute abgeschottet in den Häusern auf den Felsen zu wohnen scheinen. Aber die Einwohnerzahl dürfte unter 10 liegen. Über den schlechten Saaleradwanderweg fuhren wir an Feldern und Wiesen vorbei nach Halle rein und kamen nach 118 Fahrradkilometern (die zweitlängste Tour nach der Fahrt nach Heukewalde mit 135km) und 500m Fähre schließlich in Merseburg an.
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Statistik:
Ground Nr. 406 (ein neuer Ground; diese Saison: 75 neue)
Sportveranstaltung Nr. 973 (diese Saison: 115)
Tageskilometer: 120 (120 Fahrrad, weniger als 10 Schiff)
Saisonkilometer: 29.600 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.390 Fahrrad/ 2.320 Bus, Bahn, Tram/ weniger als 10 Schiff)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 59
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 191

Sonntag, 28. März 2010

WE191I: Zwei Spiele, zwei Niederlagen: Leuna II gegen Mücheln und Leuna I gegen Profen

TSV Leuna 1919 II 0:2 Sportring Mücheln
Samstag, 27. März 2010 - Anstoßzeit 12.30
Kreisoberliga Saalekreis (9. Liga, 4. Amateurliga)
Ergebnis: 0:2 nach 92 Min. (45/47) - Halbzeit 0:0
Tore: 0:1 60. Hoffmann, 0:2 86. Groß
Verwarnungen: Schmidt (Leuna)
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion des Friedens (Kap. 5.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 30 (davon ca. 10 Gästefans)
Unterhaltungswert: 6,5/10 (Flott und engagiert, sehr viele Großchancen vergeben)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623716056238/detail/

Kaum hatten wir heute einen jüngeren Ersatz für unseren Stadionsprecher, schon gab es mal ordentliche Mucke statt Volksmusik. Und kaum hatte das Spiel begonnen, da hatte die Zweite schon ihre ersten Chancen versiebt. Sie spielten diesmal wieder sehr offensiv und flott, doch wollte es mit dem Torerfolg nicht klappen. Bis zur Pause hatten sie – unter den wenigen Augenpaaren der erbärmlichen Kulisse im Stadion des Friedens – viele gute Möglichkeiten durch Ungeschicktheit oder Pech (Lattentreffer u. a.) ausgelassen. Die Gäste von Sportring Mücheln, die als 7. (Leuna als 16. und Letzter) klar favorisiert waren, hatten nicht eine gute Aktion gezeigt.

In der zweiten Halbzeit sollte sich das ändern, da bei Leuna schnell die Kraft schwand, während Mücheln nun immer aktiver und engagierter wurde. Was sie allerdings boten, war mitunter grotesk: steht der Müchelner doch perfekt zwei Meter mittig vorm Tor, bekommt den Ball von links von seinem Kollegen zugespielt, der Leunaer Torwart war schon fast geschlagen, doch der Müchelner schießt den Ball gegen seine eigene Laufrichtung schwach nach links in die Arme des Torhüters, anstatt mittig oder rechts an ihm vorbei. Trotz unglaublicher Unfähigkeit im Abschluss gelangen den Gästen aus dem Geiseltal, die eine Torquote von lächerlichen 1,05 Treffern pro Partie haben, zwei Tore: die Leunaer Abwehr wurde halt leider mit zunehmender Spielzeit immer löchriger.

Letzte Leunaer Angriffsbemühungen blieben leider auch unbelohnt, wobei ich die Befürchtung hatte, dass das schwache Schiedsrichtergespann auch etwas gefunden hätte, einen Leunaer Treffer abzuerkennen: eine Unverschämtheit vor allem, was sich der Herr mit dem Haarkranz an der Seitenlinie da leistete; wie man in der Kreisoberliga bei gleicher Höhe oder einem halben Schritt zu nah am Tor ständig Abseits winken kann. Da kann man nur sagen: KEINE Torrichter im Profibereich und KEINE Linienrichter ab Kreisoberliga abwärts! Und dann winkt der Eckstoß obwohl der Verteidiger meterweit vom Ball weg war und der Schiri gibt eine gelbe Karte für Rene Schmidt, weil er gefoult wurde: Junge, Junge, Junge, duuu...
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TSV Leuna 1919 1:3 SV Eintracht Profen
Samstag, 27. März 2010 - Anstoßzeit 15.00
Landesklasse Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 1:3 nach 94 Min. (45/49) - Halbzeit 0:3
Tore: 0:1 28. Schlecht, 0:2 34. M. Kitze, 0:3 35. M. Kitze (Foulelfmeter), 1:3 88. Hammerschmidt
Verwarnungen: Dreßler, Bernhardt (Leuna)
Platzverweise: Bernhardt (86. zweite Gelbe; nicht nachvollziehbar)
Spielort: Stadion des Friedens (Kap. 5.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 100 (davon ca. 20 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Nur in zweiter Halbzeit akzeptable Leistung von Leuna, ansonsten Profen klar besser)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623716056238/detail/?page=2

Im zweiten Spiel ging es auch flott los, doch waren es da die Gäste, die prima vorlegten. Die Erste Mannschaft spielte nicht annähernd so gut wie die Zweite im Vorspiel. Nach weniger als einer halben Stunde war die desolate Abwehr ausgehebelt: der gut herausgespielte Führungstreffer der Profener. Kurz darauf legten sie auf gleiche Art nach: die Abwehr ausgespielt und mit mehreren Leuten auf unseren Torwart Golloiuch zu. Nur eine Minute später wurde es richtig brenzlig: Bernhard mit einem Foul, für das ich schon Leute hab vom Feld fliegen sehen, das zu einem Elfmeter führte, den Profen sicher verwandelte. Leuna vergab danach noch zwei Chancen – die ersten im Spiel. Also 0:3 bei Halbzeit.

Der TSV kam besser aus der Pause, doch viele Chancen konnten sie sich nicht erarbeiten. Weniger kam noch von Profen. Kurz vor Schluss verspielte der ansonsten wirklich gute, junge Schiedsrichter noch einen Teil seiner Sympathien, da er Bernhardt völlig sinnfrei mit zwei gelben Karten innerhalb weniger Sekunden vom Platz stellte. Ärgerlich, wenn man jetzt wieder einen gesperrten Spieler hat, weil irgendein Milchbubi von Jugendschiri den Überblick verloren hat oder sich profilieren wollte. Komischerweise lief es jetzt nach dem Platzverweis aber ganz gut: Profen wurde völlig eingeschnürt und immerhin noch der Ehrentreffer durch Nino Hammerschmidt erzielt. Für den Ausgleich reichte es leider nicht mehr, doch der wäre auch – neutral betrachtet – unverdient gewesen; nach der totalen Überlegenheit von der 1. bis zur 60. Minute von Profen. Aber da ich natürlich bei einem Leuna-Spiel nicht neutral bin, sollte ich hier eigentlich meinen Ärger über die Niederlage ausdrücken: Scheiße, dass die Aufholjagd nicht geklappt hat!

Ein besonderes Lob geht übrigens an Torwart Ronny Golloiuch, der mit seiner Strafraumbeherrschung in der ersten Halbzeit drei weitere Treffer und in der zweiten Halbzeit zwei Treffer verhindert hat, die bei dieser schwachen Abwehrleistung garantiert gefallen wären. Man muss hervorheben, dass Ronny heute der beste Spieler des TSV war. Ich hoffe, nach meinem Besuch in zwei Wochen in Reußen mehr Spieler des TSV positiv hervorheben zu können.
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Statistik:
Ground Nr. 405 (kein neuer Ground; diese Saison: 74 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 971 und 972 (diese Saison: 114)
Tageskilometer: 10 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 29.480 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.270 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 58
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 191

Samstag, 27. März 2010

WE190II: Doppelpack in Leipzig: Großlehna und Miltitz

TSG Blau-Weiß Großlehna II 4:0 SSV Kulkwitz II
Sonntag, 21. März 2010 - Anstoßzeit 13.00
3. Stadtklasse Leipzig (12. Liga, 7. Amateurliga)
Ergebnis: 4:0 nach 90 Min. (45/45) - Halbzeit 1:0
Tore: 1:0 16. Nr. 9, 2:0 46. Nr. 8., 3:0 57. Nr. 10, 4:0 66. Nr. 10
Verwarnungen: 1x Gelb gegen Kulkwitz
Platzverweise: keine
Spielort: Stadion der Einheit/ Sport- und Kulturzentrum Großlehna (Kap. 1.100 Plätze, davon 100 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 10 (keine Gästefans)
Unterhaltungswert: 4,0/10 (Kaum mittelmäßiges Spiel)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623591237661/

Der Sonntag war mit zwei Partien in Leipzig ausgeplant. Zuerst standen sich in der untersten Spielklasse Blau-Weiß Großlehna II und SSV Kulkwitz II gegenüber. Zu Beginn war das eine recht ausgeglichene Partie, doch nach und nach verlagerte sich alles zugunsten der Gastgeber. Kulkwitz kam vor allem in der zweiten Hälfte nicht mehr so recht hinterher. Der große Platz, der wegen ein paar Schalensitzen in einer Reihe als „Stadion“ bezeichnet wird, schadete auch dem Spiel. Am Ende ein verdientes 4:0 für die Zweite von Großlehna.

SV Grün-Weiß Miltitz 2:1 TSV Einheit Lindenthal
Sonntag, 21. März 2010 - Anstoßzeit 15.00
1. Stadtklasse Leipzig (10. Liga, 5. Amateurliga)
Ergebnis: 2:1 nach 93 Min. (46/47) - Halbzeit 2:1
Tore: 1:0 34. Nr. 4, 2:0 41. Nr. 9., 2:1 45.+1 Nr. 2
Verwarnungen: 5x Miltitz, 6x Lindenthal
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Miltitz (Kap. 1.000 Stehplätze)
Zuschauer: ca. 40 (davon ca. 2 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,5/10 (Durchschnittsspiel)
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Photos and English version: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623591237661/detail/

Weiter ging es im strömenden Regen nach Miltitz, wo wir kurz nach Anpfiff der zwei Klassen höher ausgetragenen Partie erschienen. Die erste gute Aktion gab es nach 34 Minuten: ein Miltitzer mit einem tollen Drehschuss zum 1:0. Ein Mannschaftskollege legte kurz darauf nach. Mittlerweile war das Spiel ganz gut, Miltitz klar besser, doch Lindenthal verkürzte vorm Pausenpfiff auf 2:1.
In der zweiten Hälfte drängten die Gäste auf den Ausgleich und hätten ihn auch mehrfach beinahe erzielt. Mehr zu Ende der Partie hin, erschien dann auch mal wieder Miltitz vor dem Tor – doch ebenfalls erfolglos. Das 2:1 somit der Endstand in einem kampfbetonten aber fairen Spiel, was weniger unter den Platzverhältnissen: nass, rutschig und schlammig, sondern unter der Kleinlichkeit des Schiedsrichtergespanns litt. Von den 11 gelben Karten waren drei total lächerlich und drei weitere unnötig.
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Statistik:
Ground Nr. 405 (zwei neue Grounds; diese Saison: 74 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 969 und 970 (diese Saison: 112)
Tageskilometer: 60 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 29.470 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.260 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 56
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 190

WE190I: Langeneichstädt gegen Leuna und VCBDS gegen VC Franken

SV Grün-Weiß Langeneichstädt 1:2 TSV Leuna 1919
Samstag, 20. März 2010 - Anstoßzeit 15.15
Landesklasse Staffel 6 (8. Liga, 3. Amateurliga)
Ergebnis: 1:2 nach 92 Min. (46/46) - Halbzeit 0:1
Tore: 0:1 36. Pires, 1:1 57. Samel, 1:2 63. Schimpf
Verwarnungen: Motz, Pires, Degner (alle Leuna)
Platzverweise: keine
Spielort: Sportplatz Langeneichstädt (Kap. 1.500 Plätze, davon 100 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 110 (davon ca. 30 Leunaer)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Wichtiger Sieg in mittelmäßigem Spiel)
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Photos and English version (Football match and buildings in Langeneichstädt): http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623590971565/

Komische und unfreundliche Typen am Einlass und lasche Bockwürste ließen uns merken, dass man sich nach drei Ferienwochen mit sieben Fußballspielen in Syrien an Anderes gewöhnt hatte. Jetzt war wieder Landesklasse angesagt. Gegen den heftigen Wind hatten wir uns mit dem Rad nach Langeneichstädt, einem 1.400-Einwohner-Dorf – mittlerweile Ortsteil von Mücheln – im Altkreis Merseburg-Querfurt gekämpft. Seit 1946 wird in Langeneichstädt Fußball gespielt; irgendwie bekannt wurden sie nie, aber immerhin spielten sie schon mehrere Spielzeiten Landesklasse.

Ähnlich wie in Nessa, aber sogar noch höher und schöner zum Gucken, gibt es um einen Teil des Sportplatzes herum einen hohen Graswall. In Langeneichstädt hat man auch mehrere Schalensitze und Bänke angebracht. Vom Graswall aus schaut man nicht nur das ganze Feld ein, sondern auch in den Ort und sieht auch bis zur Warte.

Heute gab es ein Mittelfeldduell gegen den TSV Leuna 1919, welches mit einer Viertelstunde Verspätung begann, da ein unnötiger technischer Fehler auftrat: die Spielberichtsbögen konnten nicht verändert und richtig ausgedruckt werden...
In den ersten 20 Minuten gab es nicht eine Torchance, dann griff Leuna ab und zu mal an und nach über einer halben Stunde erlöste Joao Pires endlich die Saalestädter. Bis zur Pause gab es noch ein paar Szenen vor beiden Toren, doch erst nach der Halbzeit sollte mehr passieren.

Langeneichstädt war zwar klar schwächer, doch erzielte mit einer guten Aktion den Ausgleich. Da eine gute Aktion aber zum Glück zu wenig ist, legte Leuna wenige Minuten später dem Heimtorwart zum zweiten Mal einen Treffer ins Netz: nach Hammerschmidts erfolglosem Angriff setzte Matthias Schimpf nach und traf zum 2:1, was den Endstand bedeutete. Das musste man als verdient bezeichnen, wenn auch Leuna schon weitaus bessere Spiele abgeliefert hat, als dieses. Auch so Leistungsträger wie Nino Hammerschmidt und Kevin Degner waren kaum – letzterer sogar gar nicht – positiv aufgefallen. Aber gegen einen Gegner wie Langeneichstädt, der – das muss man leider so sagen – mit dieser Leistung nichts in dieser Spielklasse zu suchen hat, reicht ein mittelmäßiger Auftritt allemal.

Nach dem Spiel fuhren wir noch an den Sehenswürdigkeiten des Ortes vorbei: drei Kirchen, eine Windmühle, ein jungsteinzeitliches Grab und ein mittelalterlicher Wehrturm (die besagte Warte). Der Ort macht eigentlich einen guten Eindruck: beim Dorffußballplatz-Groundhopping hat man oft weniger Fotomotive außerhalb des Platzes.
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VC Bad Dürrenberg/ Spergau 0:3 VC Franken (Bamberg)
Samstag, 13. Februar 2010 - Beginn 19.30
1. Volleyballbundesliga (Profi- und Halbprofiliga)
Ergebnis: 0:3 nach 67 Min. – Sätze: 19-25, 21-25, 21-25
Besondere Vorkommnisse: keine
Spielort: Jahrhunderthalle Spergau (Kap. 1.200 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 1.000 (davon ca. 5 Gästefans)
Unterhaltungswert: 5,0/10 (Einseitig aber nicht schlecht)

Photos and English version (Volleyball Bundesliga): http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623715649202/

Weiter nach Spergau, wo Volleyball anstand. Dort hatten uns auch schon einige Leute vermisst, weil wir halt drei Wochen nicht da waren. Manchen mussten wir dann erstmal erklären, wo Syrien überhaupt liegt. Sollte man eigentlich wissen, aber da Volleyball dort nur eine ganz kleine Nummer ist, kann man nicht unbedingt erwarten, dass jeder beim VC gleich was mit dem Land anfangen kann...

Heute war der Gegner der VC Franken; ein fränkisches Kunstprodukt, das als Nachfolger des bankrotten VC Eschenbacher Eltmann Bamberg fungieren muss, und nun selber Bankrott ist. Das ist sie mal wieder wie sie leibt und lebt: die Wirtschaft in den höchsten Volleyball-, Handball- und Eishockeyligen Deutschlands. Wenn man auch so heruntergekommen ist, seine Namensrechte zu verkaufen, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Auch wenn ein normaler Vereinsname nicht vor Konkurs schützt, wie der VC Leipzig beweist – aber Leipzig ist ohnehin ein Sonderfall quer durch den bezahlten Sport – aber über so einen Verein könnte ich mich wieder aufregen...

Super auch, dass mehr Tages-VIP-Karten verkauft wurden, als Plätze zur Verfügung standen – aber dadurch hab ich mal aus etwas anderen Perspektiven fotografieren können. Das Spiel war leider sehr einseitig, wobei es eine der besten Saisonleistungen des VC Bad Dürrenberg/ Spergau war. Leider war der fränkische Bankrottklub so viel besser, dass es einem direkt Leid tun muss um diese Mannschaft. Hoffentlich finden diese guten Spieler einen ordentlichen Verein! Nach drei Sätzen hatten sie jedenfalls das Spiel gegen den VCBDS klar entschieden. Der Gastgeber war aber wie gesagt keinesfalls schwach: nur in der Abstiegsrunde müssen sie sehr achtgeben, dass sie nicht gegen die Wuppertal Titans, die die mit Abstand schlechteste Volleyballmannschaft sind, die ich die letzten beiden Jahre gesehen habe, den Kürzeren ziehen. Aber dem VC Bad Dürrenberg/ Spergau traue ich auf jeden Fall souveräne Siege in der Abstiegsrunde, die deutlich spannender als die Meisterrunde, die ohnehin Friedrichshafen gewinnen wird – und wenn nicht, dann halt Unterhaching; aber das geht mir am Arsch vorbei – ist, zu.

Wie gesagt: bei der Leistung gegen die Franken, braucht sich niemand aus der Bad Dürrenberger Mannschaft zu schämen! Weiter so und dann läuft es schon wunschgemäß erfolgreich in der Abstiegsrunde!
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Statistik:
Ground Nr. 403 (ein neuer Ground; diese Saison: 72 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 967 und 968 (diese Saison: 110)
Tageskilometer: 80 (Fahrrad)
Saisonkilometer: 29.410 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.200 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 54
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 190

Dienstag, 23. März 2010

W189-SY24: Zusammenfassung Sehenswürdigkeiten

Hier sind alle Orte Syriens, die ich besucht habe, aufgelistet. Alle Orte die Eintritt verlangen haben 1. Oktober – 31. März 9-16 Uhr, sonst 9-18 Uhr offen (Ramadan 9-15) und dienstags zu. Ausnahmen sind die täglich geöffneten Orte Apameia und ich glaube auch Krak des Chevaliers. 1€ = 60 Pfund, 100 Pfund = 1,60€. Die Rangfolge ist natürlich subjektiv, aber wer Tartous vor Palmyra sieht, war wohl zu lange in einem der Alkoholläden in Tartous...

Bilder von allen Ortschaften in meinem Flickr-Account:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/collections/72157623526440595/

1. Qal’a al-Hosn: Krak des Chevaliers
Sehr lohnend: Rundgang durch die mittelalterliche Burg (ca. 2 Stunden), da extrem gut erhaltene, architektonisch beispielhafte und große Anlage.
Achtung: Touristische Infrastruktur auf Abzocke ausgelegt; möglichst Essen/ Trinken vom Übernachtungsort (normalerweise Homs/ Hama) mitbringen.
Bemerkungen: einmalig eindrucksvolle Burganlage.
Punkte: 10/10

1. Tadmor bzw. Palmyra
Sehr lohnend: die römischen Ruinen vom Baal Tempel (Eintritt 150/10, restliches Gelände jederzeit frei zugänglich) bis zum Beginn der Grabtürme, Qal’a ibn Ma’an (Palmyra Zitadelle, 75/10) wegen Architektur und Blick.
Nicht so lohnend: die neuzeitliche arabische Oasenstadt, die Randbereiche des Tals der Toten und der Befestigungsanlagen.
Hotel: Sun (Shams), 1.000 Pfund ohne Frühstück, nette Rezeption, aber Zimmer im Erdgeschoss und Keller, zwar geräumig und renoviert, Steckdosen und Kühlschrank da, aber kahl und Bad schlecht (kaum mal warmes Wasser). [4,0/10].
Achtung: Auch in der Nebensaison Guides und Händler; die wollen eh nur dein Geld, also einfach freundlich „No, thank you!/ La, shukran!“ sagen. Die gehen dann schon. Bei Diokletians Lager hängen oft aggressive Hunde herum: wenn die nerven, nimmt der Einheimische/ der schlaue Tourist einfach einen Stein und schmeißt ihn den Kötern zu. Viele Restaurants und Hotels sind zu teuer.
Bemerkungen: Ist in der Nebensaison überhaupt nicht so überfüllt und touristisch versaut, wie gerne behauptet wird. Auch die Hotels und Restaurants sind nur halb so wild. Die Leute wollen einen auch nicht immer bescheißen. Sicherlich eine der absolut einmaligen Sehenswürdigkeiten Syriens.
Punkte: 10/10.

1. Bosra:
Sehr lohend: Theater (150/10), da extrem gut erhalten und sehr hoch und groß.
Lohnend: Thermen, Kirchen, Moscheen, Häuser und Tempel der alten Stadt.
Bemerkungen: Da lebt das Alte Römische Kaiserreich so richtig wieder auf!
Punkte: 10/10

4. Masyaf:
Sehr lohend: die große, verwinkelte und fast perfekt erhaltene Burg (75/10)
Nicht lohnend: die hässlichen Häuser um die Burg herum.
Punkte: 9,5/10

5. Dayr Mar Musa al-Habashy:
Bemerkungen: Das wohl spektakulärste Kloster Syriens! Der Weg da hoch sieht von unten aber schlimmer aus, als er ist. Die Brücke zwischen dem alten und dem neuen Kloster ist wirklich cool, die Lage auf den schroffen Felsen spektakulär, die Leute nett.
Punkte: 9,0/10

5. Serdjilla:
Bemerkungen: Größte der byzantinischen Städte, die ein herrliches Beispiel für die Architektur des 4. bis 7. Jhdt. ist. (75/ frei)
Punkte: 9,0/10

7. Qal’a Burzey:
Achtung: Schwer zugänglich.
Bemerkungen: Gut erkennbare Mauerstrukturen und Turmreste auf einem Wahnsinns-Felsen oberhalb eines Dorfes am Rande der Berge. Fantastische Landschaft, toller Aufstieg durch ein Wadi, prime Blick bei gutem Wetter.
Punkte: 8,5/10

7. Qal’a Sam’an:
Bemerkungen: Hervorragendes Beispiel für byzantinische Kirchenbaukunst in prima Landschaft gelegen (150/10).
Punkte: 8,5/10

9. Hama:
Sehr lohend: Der Altstadtbereich mit den Wasserrädern in Uhrturmnähe, Blick von der Zitadelle.
Nicht so lohnend: Wasserräder außerhalb dieses Bereiches.
Hotels: Funduq Al-Qahira (Cairo Hotel), 1.200 Pfund pro Nacht/ Doppelzimmer, freundlicher Chef, ordentliche Zimmer mit Glotze, Kühlschrank, Steckdosen, gutem Bad und wackligem Tisch. [7,0/10] Funduq al-Riyadh (Riad Hotel), 1.200 Pfund pro Nacht/ Doppelzimmer, sehr freundliche Leute, sehr gute Zimmer mit täglichem Service (ungewöhnlich für Syrien!), ordentlichem Bad, guten Tischen, kleinem Balkon, Steckdosen und Glotze. [9,0/10]
Achtung: Hier kann man mit unangemessener Kleidung noch viel eher unerwünscht unangenehm auffallen, als in Halab.
Bemerkung: Leute gelten zwar zu Recht als konservativ oder altmodisch, doch sind sie fast ausnahmslos sehr freundlich und höflich. Stadtverkehr viel angenehmer als in Damaskus oder Aleppo. Kaum Dreckecken – nur der Orontes stinkt an vielen Stellen wegen Verschlammung. Architektonisch die schönste der größeren Städte Syriens.
Punkte: 8,0/10

9. Qal’a Mudiq: Afamiya (Apameia)
Sehr lohnend: Griechische Ruinen entlang der Säulenstraße (150/10) und Blick vom Wehrdorf Qal’a Mudiq auf die Umgebung.
Nicht so lohnend: Gebäude des Wehrdorfes.
Achtung: Viele Guides und Händler, die aber keineswegs aufdringlich waren. Nur auf ihre Dienste eingehen, sollte man besser nicht.
Bemerkungen: Nicht so groß und toll wie Palmyra, aber ebenfalls sehr sehenswert.
Punkte: 8,0/10

11. Qasr al-Hayr ash-Sharqy:
Achtung: Schlecht befahrbare Straße zwischen Tayyibeh und dem Schloss und auf dem Weg zur Hauptstraße nach Dayr az-Zour.
Bemerkungen: Fantastisch, wenn in der Einsamkeit der Wüste plötzlich eine riesige Anlage aus einer ummauerten Stadt (innerhalb der Mauern aber kaum Gebäude) und einem Schloss der Umayyaden auftaucht.
Punkte: 8,0/10

11. Baniyas:
Sehr lohnend: Qal’a Marqab (150/10); eine riesige Burganlage, die sehr gut erhalten ist.
Nicht so lohnend: die restliche, sehr von Industrie geprägte Stadt.
Punkte: 8,0/10 für die Burg.

13. Qal’a Salah ad-Din:
Bemerkungen: sehr große Anlage in toller Landschaft, doch nur ein Teil der Burg begehbar und erhalten. Sehr eindrucksvoll, aber leicht überschätzt. 150/10.
Punkte: 7,5/10

14. Rusafa:
Bemerkungen: Sehr abgelegen, sehr gut erhaltene Stadtmauer und eindrucksvolle Gebäudestrukturen. Frei zugänglich.
Punkte: 7,5/10

15. Damaskus:
Sehr lohnend: Altstadtbereich zwischen Bab Ash-Sharqy (Osttor) und der Zitadelle (seit Jahren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen). Besonders die Umayyadenmoschee (nur außerhalb der Gebetszeiten, 100 Pfund Eintritt, teilweise auch kostenlos zu besichtigen) sollte man besuchen. Außerhalb der Altstadt: Sayyide-Zaynab-Moschee und Blick vom Djabal Qassiyoun (va. von Terrasse zwischen der langen Kurve und den ersten Läden) auf die gesamte Stadt (bes. bei Sonnenaufgang, kurz vor Sonnenuntergang und nach Einbruch der Dunkelheit).
Hotel: Funduq Qasr Randa (Randa’s Palace), 1.200 Pfund pro Doppelzimmer/ Nacht, Zimmer eng, oft laut, aber sauber, fast immer warmes Wasser, Kühlschrank, Glotze, gute Steckdosen, nettes Personal (teils englischsprachig). [7,0/10]
Achtung: Stadtverkehr sehr unübersichtlich, beinahe regellos und chaotisch – aber trotzdem nie einen Unfall gehabt/ gesehen. Straßen oft dreckig/ staubig.
Bemerkungen: Eine typische Hauptstadt mit allen üblichen Problemen (außer hoher Kriminalität), aber wenige Bettler (alles irakische Flüchtlinge) oder aufdringliche Händler, und einem, von Plattenbauten im Stil der 1970er Jahre umringten, sehr sehenswerten Altstadtkern.
Punkte: 7,0/10.

16. Qal’a Shamamiys:
Achtung: Schwerer Einstieg und tiefer Fall in Schächte.
Bemerkungen: Imposanter Anblick, da wie eine Krone auf einem Vulkankegel angebracht und guter Blick.
Punkte: 7,0/10

17. Qal’a Shayzar:
Bemerkungen: Tolle Bergspornlage, auch ganz gut erhalten, doch etliche Mauerstücke fehlen und stören damit das Gesamtbild.
Punkte: 7,0/10

18. Halabiya:
Bemerkungen: Extrem eindrucksvolle Festungsstadt, besonders die Gebäude auf dem Bergkegel sind klasse. Prima Blick auf den Euphrat.
Punkte: 7,0/10

19. Baqirha:
Bemerkungen: Eine der größeren und vor allem wirklich gut erhaltenen byzantinischen Stätten.
Punkte: 7,0/10

19. Shahba:
Bemerkungen: Keine riesigen Römerruinen, aber ein prima erhaltenes Theater und ein sehenswertes Forum, ein Tempel und Thermen. Frei zugänglich außer dienstags.
Punkte: 6,5/10

21. Zayzoun:
Bemerkungen: Hoher Wasserfall, den man allerdings von unten oder von Jordanien aus am besten sieht und ein Wahnsinnsblick in die Schlucht.
Punkte: 6,5/10

22. Qal’a Abu Qubays:
Bemerkungen: In spektakulärer Landschaft liegt die schöne Burg, die Innen zwar frei zugänglich ist, aber schwer begehbar, da vieles eingestürzt ist.
Punkte: 6,5/10

23. Qalb Lozeh:
Bemerkungen: Mitten im Dorf, umschlossen von minderwertiger neuer Bebauung, die von den verlogenen Reiseführerfotografen stets geschickt ausgeblendet wird, liegt eine sehr schöne und sehr gut erhaltene Basilika aus byzantinischer Zeit. 75/10
Punkte: 6,5/10

24. Kharab ash-Shams:
Bemerkungen: eine der besten byzantinischen Städte, deren Basilika besonders auffällig ist.
Punkte: 6,5/10

25. Khan al-Arous:
Bemerkungen: Hervorragend sanierte befestigte Karawanserei. Sehr anschaulich durch den 100%igen Erhaltungszustand. Die Lage an der Autobahn passt aber nicht so ganz.
Punkte: 6,5/10

26. Aleppo:
Sehr lohnend: Zitadelle (150/10 Pfund) und die darum herum liegende Altstadt bis zur Uhrturm.
Nicht so lohnend: Souqs (Märkte) – zumindest außerhalb der Hochsaison – da dort viele Läden geschlossen haben und im Vergleich zu Hama oder Damaskus viel weniger arabische Waren haben.
Hotel: Funduq Al-Yarmouk, 1.000 Pfund pro Doppelzimmer/ Nacht, Plattenbau der 1970er Jahre, abgewohnt, rissige Tapeten, alte Fußböden, Glotze, Steckdosen, Bad stinkt oft nach Chlor, lustiger Zimmerservice, aber kühle Rezeptionisten (sprechen fast alle nur Arabisch). [4,0/10]
Achtung: sehr aggressiver Stadtverkehr (trotzdem keine Unfälle erlebt), zu hohe Preise auf alles mit Blick zur Zitadelle, kaum aufdringliche Händler aber manchmal nervige Bettel- bzw. Schuhputzerkinder (Khalas, ya walad! Boah Junge: Schluss jetzt! – Hilft aber immer).
Bemerkungen: Wirkte auf mich als reichlich überschätzte Großstadt mit einer schönen Altstadt, die aber streckenweise ziemlich verfallen war und somit auch gegen Damaskus und Hama nicht ankommen kann. Die Neustadt ist teilweise sehr angenehm. Aleppo muss sich aber mit der Zweitklassigkeit abfinden.
Punkte: 6,0/10

27. Dayr Mar Djerdjis:
Bemerkungen: Eines der sehenswerten Klöster Syriens mit zwei Kirchen, großem Innenhof, netten Mönchen und schöner Landschaft mit Blick zum Krak des Chevaliers.
Punkte: 6,0/10

28. Al-Ladhiqiyah (Latakia):
Bemerkungen: Große Vergangenheit hat keine Spuren hinterlassen, aber die neuen Häuser sind meist auf hohem Niveau. Meerlage ist schön. Leute sehr nett. Sicherlich daher sehr schön zum Wohnen, aber zum Angucken gibt es fast nichts.
Punkte: 5,0/10

29. Ma’loula:
Bemerkungen: Malerisches mehrheitlich christliches Bergdorf, jedoch ohne richtig eindrucksvolle Gebäude. Im Kloster ist aber noch ziemlich Leben.
Punkte: 5,0/10

30. Al-Barah
Lohend: Grabtürme.
Nicht so lohnend: Häuser.
Achtung: extrem weitläufig.
Bemerkungen: Eine der halbwegs sehenswerten byzantinischen Städte, lohnt sich auf dem Weg nach oder von Serdjilla.
Punkte: 5,0/10

30. Mushabbak:
Bemerkungen: Prima erhaltene Basilika.
Punkte: 5,0/10

32. Seydnaya:
Bemerkungen: Ein paar schöne Kirchen, ein interessantes Kloster und schöne Berglage. So richtig spektakulär ist der Ort aber nicht.
Punkte: 4,5/10

33. Tell Naby Houry: Kyrrhos
Lohnend: Theater und Blick von der Zitadelle
Bemerkungen: Ruinen sind bis aufs Theater sehr schlecht erhalten, aber die Landschaft ist cool.
Punkte: 4,0/10

34. Qirqbizeh:
Bemerkungen: Eine der mittleren byzantinischen Städte, die auf dem Weg nach Qalb Lozeh lohnt.
Punkte: 4,0/10

35. Shaqqa:
Bemerkungen: Ganz interessanter römischer Gutshof inmitten eines moderneren Dorfes. Man achte auch auf die römischen Fassadenelemente in manchen neuen Häusern.
Punkte: 4,0/10

36. Homs:
Bemerkungen: Moderne und saubere Stadt ohne Sehenswürdigkeiten außer der Khalid ibn al-Walid Moschee. Die Leute sind auch nicht so doof, wie in Syrien gerne behauptet wird...
Hotels: Funduq Qasr Raghdan (Raghdan Palace), 2.500 Pfund pro Nacht/ Doppelzimmer inkl. Frühstück, sehr ordentliche Zimmer, die auf einem Stand sind, wie man es in Deutschland von einem doppelt so teurem Hotel erwarten muss [7,5/10].
Punkte: 3,5/10

37. Ayn Dara:
Halbwegs lohnend: Hügel mit hettitischen Tempelruinen, va. die große Löwenfigur.
Bemerkungen: Eintritt von 75/10 eigentlich noch zu hoch für die geringen baulichen Überreste in halbwegs interessanter Landschaft.
Punkte: 3,5/10

38. Hosn Sulayman
Bemerkungen: Der Zeustempel ist noch recht eindrucksvoll und in sehr schöner Landschaft gelegen. Eintritt geht an den Mann (50 - 100 Pfund sind O.K.), der einen die Ruinen erklärt. Er kann nur Arabisch.
Punkte: 3,0/10

39. Tell Shihab:
Bemerkungen: Hoher Wasserfall (meist dünnes Rinnsaal, im Sommer angeblich oft ausgetrocknet), den man allerdings von unten oder von Jordanien aus am besten sieht und ein paar Ruinen (wohl von Mühlen oder Aquädukten).
Punkte: 3,0/10

40. Bauda:
Bemerkungen: Eine der kleinen byzantinischen Städte.
Punkte: 3,0/10.

41. Refada:
Bemerkungen: Eine der kleinen byzantinischen Städte.
Punkte: 3,0/10.

43. Wadi Barada:
Bemerkungen: Coole Landschaft, aber keine Sehenswürdigkeiten.
Punkte: 3,0/10

43. Bloudan:
Bemerkungen: Coole Landschaft, aber keine großen Sehenswürdigkeiten (nur zwei Moscheen und zwei Kirchen, die nichts Herausragendes sind).
Punkte: 3,0/10

45. Ugarit:
Bemerkungen: Nur Grundmauern, aber immerhin recht hohe, spiegeln die einstige und bis heute zurückzuverfolgende Bedeutung des Ortes kaum wieder.
Punkte: 2,5/10

46. Khirbet al-Umbashy:
Bemerkungen: Häuserstrukturen sind zwar kaum erkennbar, aber die Lage in der einsamen Lavawüste am Rande des Djebel ad-Duruz ist wirklich interessant.
Punkte: 2,5/10

47. Qasr al-Hayr al-Gharby:
Bemerkungen: Bis auf den Wehrturm sehr schlecht erhalten, aber einen Abstecher von der Hauptstraße wert.
Punkte: 2,5/10

47. Qaryatayn:
Bemerkungen: Kleinstadt in der Wüste mit ganz interessantem Kloster.
Punkte: 2,5/10

47. Safita:
Bemerkungen: Interessante Kirche in einem Bergfried, schöne Landschaft und schöne Frauen, aber sonst nichts.
Punkte: 2,5/10

50. Sitt ar-Roum:
Bemerkungen: Eine der kleinen byzantinischen Städte.
Punkte: 2,5/10.

51. As-Suwayda:
Bemerkungen: Moderne Stadt ohne Sehenswürdigkeiten aber guter Infrastruktur.
Punkte: 2,0/10

52. Der’a:
Bemerkungen: Sozialistische Stadt ohne Sehenswürdigkeiten.
Punkte: 2,0/10

53. Amrit:
Halbwegs Lohnend: Haupttempel, Stadion und Grabtürme.
Nicht lohnend: Hurriya-Tempel und Hafen.
Bemerkungen: nicht uninteressante und sehr weitläufige, aber schlecht erhaltene phönizische Stadt mit hellenistischen Elementen.
Punkte: 2,0/10

54. Qatna:
Bemerkungen: Starker Siedlungshügel, aber kaum was aus der Anfangszeit der Stadt erhalten (nur Grundmauern von über 4.000 Jahren Alter). Sonst noch viele byzantinische und mittelalterliche, oft überformte, Gebäuderuinen. Wenn der Grabungsleiter vorbeikommt, ist gut: der kann zwar nicht so gut Englisch (aber richtig Hocharabisch, was mir sehr gelegen kam, Trinkgeld sollte 100 Pfund betragen) aber weiß dafür alles.
Punkte: 2,0/10

55. Ebla:
Bemerkungen: Wenig erhalten, aber wirklich großer Siedlungshügel. Eintritt 150/10 ist völlig überhöht.
Punkte: 2,0/10

56. Al-Beytar:
Bemerkungen: Eine der kleinen byzantinischen Städte.
Punkte: 2,0/10.

56. Mardash:
Bemerkungen: Geringe Reste einer Burg am Rande eines netten Dorfes in schöner Landschaft.
Punkte: 1,5/10

58. Salamiya:
Bemerkungen: Ein paar ganz interessante Moscheen, aber sonst langweiliger Ort.
Punkte: 1,5/10

59. Ar-Raqqa:
Halbwegs lohnend: Stadtbefestigung und Schloss Qasr al-Banat.
Achtung: viele Bettler, sehr dreckige Stadt.
Bemerkungen: Da würde ich mich ungern länger aufhalten. Nur als Stop-over von Dayr az-Zour nach Hama/ Halab (bzw. umgekehrt) lohnend.
Punkte: 1,5/10

60. Ithriya:
Bemerkungen: Nur noch der Tempel ist erhalten, wobei dieser auch sehr gut (bis auf das Dach) erhalten geblieben ist. Das Kastell ist nicht mehr erkennbar.
Punkte: 1,5/10

61. Izr’a:
Bemerkungen: Weitestgehend gesichtsloser Ort mit wenigen alten Gebäuden aus schwarzem Basalt und zwei sehr alten Kirchen, die allerdings innen sehenswerter sind als außen, jedoch nur selten außerhalb des Gottesdienstes geöffnet haben.
Punkte: 1,0/10

62. Tartous:
Bemerkungen: Verdreckt, vergammelt und verschimmelt ist die Altstadt. Meer aber kein Strand. Moderne, saubere Neustadt – diese ist aber langweilig.
Punkte: 0,5/10

W189-SY23: Der letzte Tag in Syrien und die Abreise

The waterfalls: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623544042091/detail/

Izra Churches:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623527690347/detail/

Damascus:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623526378867/detail/?page=3
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Am letzten Tag drängte unser Hotelier noch darauf, dass ich ihm, wenn ich wieder nach Syrien komme, beim Deutschlernen helfe. Danach fuhren wir wieder gen Süden und kamen bald in Izr’a an. Dort steht die älteste, noch für Gottesdienste genutzte Kirche Syriens. 515 errichtet, kann man bei der Georgs-Kirche auch noch den alten Baustil – trotz diverser Renovierungen – erkennen. Bei der benachbarten und nur unwesentlich jüngeren Eliaskirche ist das schon schwerer. Beide sind leider meist verschlossen – außer zu Gottesdiensten halt. Schlimm, dass das genauso wie in Deutschland gehandhabt wird, da sie Innen sehenswerter sind als Außen. Zu finden sind sie übrigens in Sichtweite einer neugebauten Kirche: wenn man im Ort von Damaskus aus reinkommt und dann links von der Moschee fährt, steht da eine ganz neue Kirche und nördlich davon ist das bisschen Altstadt, was mittlerweile nur am Rande der wild und planlos gewucherten Kleinstadt Izr’a steht, zu sehen.

Weiter nach Der’a, was der 12. Bezirk, den wir besuchten, war. Es gibt in Syrien 14 (Muhafaza genannte) Bezirke, von denen wir nur Al-Hasakeh und Al-Qunaytra nicht besuchten. Die Bezirkshauptstadt Der’a ist sehr von Plattenbauten, die allerdings meist in einem recht ordentlichen oder wirklich guten Zustand sind, geprägt. Dazu die ganzen Wandmalereien, Mosaike und Plakate von Hafiz und Bashar Al-Assad und der Ba’ath-Partei und der ältere Mitbürger wähnt sich in der DDR der 1970er Jahre.

Wir fuhren weiter nach Tell Shihab, wo sich ein Nebenfluss des Yarmouks in Sichtweite zu Jordanien (das 10km entfernte Der’a hat einen wichtigen Grenzübergang ins haschemitische Königreich) in ein tief eingekerbtes Tal stürzt, was im benachbarten Dorf Zayzoun sogar noch eine viel eindrucksvollere Schlucht bildet. In Zayzoun floss dann sogar das Wasser bergauf. Ja, das geht! Könnt ihr euch ja auf den Bildern angucken, zu denen ihr z.B. durch klicken auf das unter diesem Abschnitt platzierte Bild der Yarmouk-Schlucht gelangt!
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Zurück in Damaskus fuhren wir erst in den Vorort Sayyida Zaynab, wo die gleichnamige Moschee, die den Schiiten als Heiligtum gilt, steht. Dort wähnt man sich mal nicht in der DDR, sondern viel mehr in der Islamischen Republik Iran. Nicht nur der unheimlich prunkvolle Baustil – Innen z.B. ist die Moschee bis in die Kuppel hoch bunt verspiegelt, was ich in keinem anderen Gotteshaus in der Form gesehen habe und selbst der prunkvollsten Barockkirche noch Konkurrenz machen kann – ist dafür ausschlaggebend. Man darf zwar auch außerhalb der eigentlichen Touristenbesuchszeiten (9.00-12.00) als Nichtmuslim hinein, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Moscheen Syriens, wird hier darauf geachtet, dass man den richtigen Eingang (nach Männern und Frauen getrennt) nutzt, dass man nicht fotografiert oder filmt und auch, dass man nicht als Mann in den Frauenbereich, der durch einen verzierten Zaun abgetrennt ist, geht – oder umgekehrt. In der Umayyaden-Moschee ist diese Trennung ja nur symbolisch durch hüfthohe Absperrungen mit Seilen und Kordeln, wie man es sonst eher aus der Lobby von Luxushotels (da, wo der Wächter oder Page am Rand herumsteht und der rote Teppich dazwischen liegt) kennt. In letzterer guckten wir auch noch mal kurz vorbei, wobei wir leider mit einem Touristenstrom ankamen, weswegen wir diesmal vom Aufseher zum Kassenhäuschen gebeten worden. Da das Saladinsmausoleum auch diesmal geschlossen war, gingen wir doch weiter und sahen uns noch ein bisschen in der Altstadt um.

Nachdem wir auch noch mal auf dem Qassiyoun waren, fuhren wir zum Flughafen. Dort bewies sich wieder einmal, dass zwar die Ängste einiger Urlauber vor dem Zoll „solcher Länder“ unbegründet ist – wer keine Drogen, Altertümer oder Steine im Reisegepäck hat, der wird auch nicht festgenommen: und nur der Dümmste kommt in diese Situation, wo ihm etwas untergeschmuggelt wird. Doch das Ein- und Abreisen ist in Syrien stets das Unangenehmste: erst war der Spast von Europcar nicht da, sodass ein Busfahrer von Europcar sich um die Rückgabe des Wagens kümmern musste – was überhaupt nicht seine Aufgabe ist, jedoch von ihm und dem Parkwächter sehr hilfsbereit erledigt wurde – und dann sind auf diesem scheiß Flughafen echt nur unfreundliche Bedienstete da. Wenigstens haben die kriminellen Taxifahrer Zutrittsverbot zur Eingangshalle. Da achtet schon die unfreundliche Polizei drauf. Erst im innersten Bereich hat man dann manchmal freundliche Leute: ab und an sagt auch ein Zöllner mal was anderes, als ein barsches, mit schlecht gelauntem Gesichtsausdruck garniertes „Passports“.
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Die Kontrollen waren lasch wie immer – man braucht weder eine Ausreisesteuer zu entrichten, noch muss man alles syrische Geld abgeben (genaue Regeln zur Ausfuhrmenge hängen dort irgendwo in schlechtem Englisch aus), den Gürtel zieht niemand vor der Röntgenkontrolle aus und den Laptop nimmt niemand aus der Laptoptasche. Als wir nach einem normalen Flug, wo wir uns gut mit einem syrischen Geschäftsmann auf dem Weg nach Stuttgart unterhalten konnten, in Prag landeten, sah ich mich dann wieder in meiner Abneigung gegen tschechische Zoll- und Polizeibeamte bestätigt, die noch unfreundlicher als die syrischen waren und außerdem auch noch jeden Passagier auf jede Kleinigkeit kontrollierten. Mehr als lächerlich, bei einer kleinen Passagiermaschine wie der dreckigen, altmodischen, zweimotorigen Propellermaschine, die nicht einmal 50% ausgelastet (= knapp 30 Fluggäste) war. Wenigstens waren wir so schnell in Berlin. Nächstes Mal in die Tschechische Republik wird aber natürlich das Auto genommen. Das Geräusch der Rotoren und die durch die Bauart bedingten andauernden Vibration der gesamten Maschine war auch schnell wieder aus den Ohren. Aber mit so einem altmodischen Flugzeug war ich noch nie geflogen. Trotzdem ist Czech Airways eine gute Fluggesellschaft – man sollte sich nur von deren Cargoflügen fern halten, die in Schwarzafrika von besoffenen russischen Piloten zu ausbeuterischen Löhnen in den Dschungel gesetzt werden. An solchen unsauberen Geschäften sind auch viele andere namhafte Fluggesellschaften beteiligt.

Das nächste Mal nach Syrien wird sicher zu einem Auslandsstudienaufenthalt sein. Da lohnt sich eigentlich schon, mit einem eigenen Auto runter zufahren, da man sich noch ein paar Sachen auf dem Weg in Serbien oder Rumänien und Bugarien sowie Türkei ansehen kann und dann in Syrien ohne Auto sich immer auf Kommilitonen und deren Fahrzeuge verlassen muss. Nicht schlecht also, wenn man dann mit seinem Wagen die Fahrgemeinschaft anführt – und nicht auf z.B. den knallbunten Isuzu von Familie Barish vertrauen muss...
Auf Czech Airways werde ich wohl mal Richtung Russland, Armenien oder Kasachstan zurückgreifen.
Erstmal griffen wir wieder auf Hertz zurück, deren Golf-Mietwagen One-Way so viel kostete, wie vier Tage Nissan Sunny für Syrien, aber uns ohne Probleme nach Merseburg zurückbrachte.

Statistik:
Tageskilometer: 3.580 (3.000 (Flug), 390 (Auto in Syrien), 190 (Auto Berlin - Merseburg))
Saisonkilometer: 29.330 (18.890 Auto/ 6.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY22: Zickzack durchs Drusengebirge

Lava desert: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623667972642/detail/ Hauran Roman Ruins: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623527578917/detail/ Das Kartenmaterial von Syrien ist nicht für jeden Landesteil gleichermaßen schlecht, doch neben dem dicht besiedelten Westteil des Landes, ist der Südteil der am schlechtesten erfasste Bereich. Welch ein Schwachsinn auf diesem bunt bedruckten Klopapier von Syrienkarte steht, bekamen wir dann zu spüren, als wir aus Versehen die Auffahrt zur Autobahn nach Der’a erwischten. Wir fuhren in Dayr ’Aly ab, da eine Verbindung zur Überlandstraße nach Suwayda eingezeichnet war. Schnell noch Getränke gekauft und dann versucht die Verbindungsstraße zu finden. Mal abgesehen davon, dass der Streckenverlauf nicht stimmt und es immer viel mehr Straßen gibt als eingezeichnet: man kommt von Dayr ’Aly nicht einfach zur Straße Damaskus – Suwayda rüber, da das ganze Gebiet mit Manövergeländen, Panzerstellungen und anderem militärischen Kram zugestellt ist. Die als normale Nebenstraße in die „Reise Know-how“ - Karte eingezeichnete Strecke ist nur mit Passierschein der Armee befahrbar. Tolles Know-how! DSC04468 Bis Dayr ’Aly zurück und dann auf die Autobahn drauf und in Kiswah ab, wo man problemlos an weiteren Panzerstellungen vorbeifahrend die Verbindungsstraße auf die Hauptstrecke Damaskus – Suwayda findet. 50km Umweg waren das, weil dieser scheiß Verlag eine militärische Straße eingezeichnet hat! Doch mit Umwegen sollte noch lange nicht Schluss sein, denn im ganzen Bereich des Djebel ad-Duruz (oder Djebel al-’Arab: je nach Version Drusen- bzw. Arabergebirge) kann man sich diese ganze Straßenkartenscheiße vergessen. Da stimmt kaum ein Streckenverlauf, kaum ein Ort ist eingezeichnet, die Straßenklassifizierung ist nur teils richtig und die wenigen Orte, die eingezeichnet sind, sind als vage Punkte eingezeichnet, wo sich oft herausstellt, dass eine angebliche Durchgangsstraße kilometerweit an dem Ort vorbei führt. Zudem kommt hinzu, dass die Beschilderung im ganzen Bezirk As-Suwayda unter aller Sau ist. Beschissener ist nur noch der Bezirk Tartous. Shahba war allerdings dann noch ohne Probleme zu finden. Dieser Ort ist nach Bosra der zweitsehenswerteste im Süden Syriens. Hier findet man ein Theater, das sehr gut erhalten und teils auch restauriert ist und ein ziemlich eindrucksvolles Forum, zu dem eine Straße mit römischem Pflaster führt. Dann noch einen kleineren, gut erhaltenen Tempel, auf dessen Mauern man herum steigen kann, was einem einen guten Blick über den Ort verschafft und einen früher wohl mal größeren Tempel, der nur noch ein paar Säulen vorzuweisen hat. Außerdem gibt es Thermen und zwei Stadttore. Wir fuhren nach Shaqqa, wo man mitten im Ort auf ein römisches Gutshaus stößt, was eine sehr schöne Fassade aufweisen kann. Auch umliegende, in dem berühmten schwarzen Basaltstein, der dem Bezirk und seiner Hauptstadt ebendiesen Namen „Die Schwarze“ => As-Suwayda einbrachte, gebaute Häuser, erhalten einige Details wie Blumengirlanden und Sonnenräder aus römischer Zeit. Der etwas abseits des Gutshofes stehende Turm ist wohl einer frühchristlichen Kirche zuzurechnen. DSC04375 Durch die unmögliche Karte und die Straßenführung ging es weiter nach Qanawat, wo wir am Anfang der Reise schon einmal waren und die Hauptsehenswürdigkeit nicht gefunden hatten. Jetzt folgten wir einfach den irreführenden Wegweisern „Symposium“ und landeten tatsächlich vorm Serail und dem Kirchenbezirk. Der Kassenwart trug da Schlips und Kragen: sehr freundlich, der Mann, aber das mit dem seriösen Auftreten scheint der etwas zu ernst zu nehmen... Die Fassade des Serails ist sehr eindrucksvoll. Die Türen der äußeren Fassade sind alle mit Weinranken und christlichen Kreuzen verziert – die Türen des Hauptgebäudes innen tragen viele Swastika. Im Altarraum einer der Kirchen stehen Kerzen. Von einem Gebäude steht nur noch ein bizarrer, hoher Mauerrest – von einem anderen Gebäude noch sehr regelmäßige Säulenreihen. In einer geöffneten Gruft finden sich einige, teils aufwendig verzierte Steinsärge. Dem römischen Pflaster folgend, die wenigen Wegweiser bis At-Tayyibeh beachtend und danach an jeder Wegekreuzung anhand der Himmelsrichtung den Weg ratend, kommt man irgendwann in Burek (Nachbarort von Al-Djunayna) an. Dort muss man sich rechts halten und dann einer unbeschilderten, östlich ortsauswärts führenden Straße folgen. Nach wenigen Kilometern stehen rechts und links der Straße die Reste von Vulkanen an. Überall sind Faust- bis Kopfgroße, tiefschwarze Vulkansteine zu finden. Irgendwann taucht aus dem Nichts eine kleine Schule in wirklich gutem baulichen Zustand mit einem prima Basketballplatz auf. Wo die Schulkinder für die Anlage herkommen sollen, weiß ich allerdings nicht... Nach 30km Fahrt hört die gut asphaltierte Straße, von der auch die ein oder andere Asphaltpiste abführte, schlagartig auf und führt als unbefestigte Piste weiter. Hier stellten wir das Auto ab, liefen durch ein Wadi, was kaum Wasser führte, und kletterten durch die Wüstung Khirbet al-Ummbashy (aus Burek kommend rechts der Straße). Dort sind nur minimale Gebäudereste einer an ein Lava- und Geröllfeld gebauten, vermutlich bronzezeitlichen (also ca. 4.000 Jahre alten) Siedlung, die sich kaum von den natürlichen Felsformationen unterscheiden, zu finden. Die Landschaft ist allerdings schon interessant. Lavawüsten gibt es nur wenige auf der Welt, wobei das Kerngebiet dieser syrisch-jordanischen Lavawüste der Djebel as-Safa ist, den ich irgendwann einmal sicherlich auch besuchen werde. Die spektakulärste Sehenswürdigkeit neben der Landschaft des Djebel as-Safa ist auch nicht die Wüstung al-Ummbashy, sondern die Reste eines umayyadischen Schlosses. Ja, selbst in diese Landesecke haben die Umayyaden eine Schlossanlage gebaut! DSC04510 Ohne größere Navigationsschwierigkeiten fanden wir ohne Karte nach Damaskus und ohne Stadtplan bis zum Mat’am Masry und dem Funduq Qasr Randa. Statistik: Tageskilometer: 430 (Auto) Saisonkilometer: 25.750 (18.310 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY21: Die wohl schönste Burg der Welt – und: zurück in die Hauptstadt

Homs: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623668168224/detail/

KRAK DES CHEVALIERS:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623543889837/detail/

Nach dem guten Frühstück in Homs schauten wir uns noch etwas die Innenstadt dieser mit ihren vielleicht 900.000 Einwohnern dritt- oder viertgrößten (etwa gleichgroß wie Hama) Stadt Syriens an. Dort gibt es etliche Moscheen, von denen die Khalid ibn al-Waliyd Moschee, in der der Feldherr auch aufgebahrt liegt, die größte und eindrucksvollste ist. Auch mehrere Kirchen sind zu finden, wobei viele sehr modern und mitunter ziemlich unattraktiv gestaltet sind. Die Straßen sind übrigens auffällig sauber: der Lebensstandard ist hier höher, als in vielen anderen Landesteilen. Die Leute sind auch gar nicht so doof, wie andere Syrer immer behaupten.
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In weniger als einer Stunde ist man von Homs aus an der möglicherweise schönsten Burg der Welt: das Krak des Chevaliers bzw. Qal’a al-Hosn gehört definitiv zu den größten und bedeutendsten Wehrbauten der Welt. Sie wurde um 1030 errichtet und Kreuzfahrer und Araber wechselten sich in ihrer Besitzschaft mehrmals ab, was stets Ausbauten zur Folge hatte. 1267 landete die Burg endgültig bei den Arabern, als Sultan Baibars die fanatischen Glaubenskämpfer aus dem Abendland zur Aufgabe bewegte.
Wenn man reingeht, wird man von ein paar Guides und Verkäufern belagert, doch hinter dem Eingang zum ersten Pferdestall (Stable) ist Ruhe. Dort sind dann nur mitunter recht viele Touristen. Die Burg hat zwei Hauptebenen: die Kernburg und die darum herum gelegte Ringburg, die beide in regelmäßigen Abständen mit Türmen bewehrt sind. Die Anlage ist recht verwinkelt mit vielen langen Gängen, die im Wechsel mit Pechnasen und Schießscharten bewehrt sind. Man findet auch viele Säle mit hohen Gewölben vor. Schöne romanische Fensterverzierungen gibt es außen an in einem, derzeit innen wegen Sanierungsarbeiten nicht zugänglichen, in der Kernburg gelegenen Saal. Im Raum, der als Moschee genutzt wurde, erinnert nur die Kanzel an die Funktion, die sie nach der arabischen Eroberung hatte. Der Erhaltungszustand ist hervorragend. Romantische Überformungen sind zum Glück ausgeblieben. Die baulichen Veränderungen der Neuzeit waren und sind allesamt notwendige Sicherungsmaßnahmen.

Die umliegende Landschaft ist grün und angenehm. Im Dorf Qal’a Hosn gibt es fünf Moscheen, eine Kirche und drei Kleinfeld-Fußballplätze. Eine große Kirche ist derzeit im Bau befindlich – und selbst an diesem Sonntag arbeiteten ein paar Leute an den Fundamenten. In den nahegelegen Orten sind dann die Kirchen in der Mehrzahl. Bei einigen der christlichen Bauten muss man sagen, dass man in Deutschland in einem vergleichbar kleinen Ort selten so einen großen Bau findet. In Dayr Mar Djerdjis findet man dann sogar ein Kloster, das in den letzten Jahren saniert und ausgebaut wurde. Dort wird einen bereitwillig von den freundlichen Mönchen die alte Kirche, eine Grotte mit zwei Taufbecken, mehreren mittelalterlichen Säulen und Ikonostasien, aufgeschlossen. Die neue Kirche mit vergoldeter Kuppel und hoher Ikonostasenwand steht meist ohnehin offen.
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Wir fuhren wieder auf die Autobahn auf und nach Damaskus. Wir übernachteten wieder im Qasr Randa und aßen im Mat’am Masry. Somit waren wir wieder am Ausgangspunkt unserer Syrienreise. Die beiden Tage danach sollten uns auch wieder in den Hauran, dessen Hauptsehenswürdigkeit Bosra wir aber schon kannten, führen.

Statistik:
Tageskilometer: 290 (Auto)
Saisonkilometer: 25.320 (17.880 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY20: Aus 30 mach 300: Der lange Weg von Hama nach Homs

Homs and Qatna: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623668168224/ Safita and Hosn Sulayman: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542946741/ Nach dem Auschecken und Frühstückkaufen in Hama, fanden wir erst nach einigen Malen falsch abbiegen den Weg nach Hosn Sulayman. Dort bewacht ein freundlicher Mann, der einen alles Wichtige für ein Trinkgeld (Tipp: 50-100 Pfund pro Person) erklärt (jedoch nur auf Arabisch), den Tempelbereich, der sich in zwei Gebäude teilt: einen kleinen Tempel, über den wenig bekannt ist, und einen großen, Zeus geweihten Tempel von 130 x 85m Seitenlänge. Die enorm großen Steine wurden wohl mit Flaschenzügen und Rolllagern bewegt - und die Abdrücke an der Treppenmauer zum Haupttempel stammen von einer nicht mehr vorhandenen Figur: die beiden großen von den Füßen, der kleine runde vom Speer. Es finden sich übrigens phönizische, griechische, römische und byzantinische Elemente in Hosn Sulayman. Im modernen Ort natürlich auch arabische, vor allem mit der kleinen, jedoch trotzdem den Ort überblickenden, neuen Moschee. DSC04120 Die Landschaft um Hosn Sulayman herum ist mit ihren grünen, Baum bestandenen Bergen und spektakulären Felsen sehr schön. Ebenso die Gegend von Safita. In Safita selbst gibt es nicht viel zu sehen außer attraktiven Syrerinnen, die sich so kleiden wie die Damen bei uns in Europa auch – und natürlich einen Bergfried der Befestigungsanlage, in der eine Kirche untergebracht ist. Die Anzahl der Kirchen ist in Safita deutlich höher, als die Anzahl der Moscheen. Und nicht nur die Kirche im Bergfried ist höher, als die höchste Moschee. In al-Mashrafah befindet sich die alte Königsstadt Qatna, die möglicherweise von den Amurritern gegründet wurde und jedenfalls vor 4.000 Jahren ein wirtschaftlich und politisch bedeutendes Stadtkönigreich war. Nach einem kurzen Rundgang durch die Ruinen, die hauptsächlich neueren Datums sind, da die Bebauung, die die jahrtausende alten Gebäude überformte, 1994 geräumt wurde, bekamen wir von einem der Grabungs- und Restaurierungsverantwortlichen des syrischen Archäologenteams (es befassen sich auch ein italienisches Team aus Udine und ein deutsches aus Tübingen mit der ausgedehnten Anlage) Gesellschaft. Der führte uns herum, zeigte seine Arbeit an historischen Gefäßen und lud uns schließlich ins Museum zu ein paar Gläsern Tee ein. Er gab sich auch wirklich Mühe, da sein Englisch nicht so gut war, mit mir Arabisch zu sprechen – und zwar Hocharabisch, was auch für einen Araber recht anstrengend ist. Aber so hatte ich endlich mal die Anwendung für Vokabeln, die man im Unterricht eher für alltagsfremd gehalten hat. Ohnehin hatte ich schon in Hosn Sulayman gemerkt, dass es gar nicht falsch war, sich auch solche Vokabeln wie Speer (ramh: رمح) zu merken – gerade das Wort für „Speer“ hatte ich bisher kein einziges Mal irgendwo vernommen, aber war in diesem Zusammenhang essenziell fürs Verständnis der Erklärung des Bediensteten. In Homs, was 30km Autobahn von Hama entfernt liegt – aber wir wollten ja noch andere Orte sehen, weswegen wir an diesem Tag 300 Kilometer fuhren – fanden wir nach kurzem Suchen die Straße mit den vielen Hotels: die Lonely Planet – Warnung vor den schlechten Budget-Absteigen nahmen wir ernst. Diesmal mieden wir sogar die mit Einschränkung empfohlenen Billighotels und nahmen das „Funduq Qasr Raghdan“ (قصر رغدان) was mit fast 40€ pro Nacht im Doppelzimmer zu buche schlägt. Doch die Bude mit ihrer schönen Fassade hält auch Innen, was sie verspricht: die Zimmer sind gut ausgestattet und von akzeptabler Größe, Frühstück ist inklusive und das Bad das Beste, was wir auf der ganzen Reise hatten. Das Hotel war allerdings auch doppelt bis dreifach so teuer, wie jedes andere Hotel, in dem wir auf der Reise übernachteten. Der Tipp im LP, man solle auf das „Lord’s“ oder „Safir“ „upgraden“ ist übrigens bescheuert: die kosten ja drei Mal so viel, wie das „Raghdan Palace“! Im Hotel schauten wir noch die zweite Halbzeit von Taraji Tunis gegen Najm As-Sahely Sousse (1. tunesische Liga). Eine Bank zum Geldwechseln war gleich benachbart, aber nach einem Restaurant suchten wir dann vergeblich, sodass wir in einem Schnellimbiss ein Hähnchen mit Fladenbrot, Pommes und Pepsi mitnahmen. Das aßen wir vor der Khalid ibn al-Waliyd Mosche. Dieser bedeutende arabische Feldherr stammte aus Homs, hatte sich erst gegen Mohamed gestellt, doch dann den Islam angenommen und die muslimischen Truppen mit taktischem Geschick von Sieg zu Sieg geführt. Darum ist vor allem in Homs Etliches nach ihm benannt, wie ebendiese Moschee, aber auch eine Straße, ein Platz, ein Sportverein und das große Stadion, in dem die beiden Erstligisten, deren Flaggen in der ganzen Stadt (vor allem in vielen Läden) herum hängen, wobei das orange-blau von Al-Karameh klar gegenüber dem rot-weiß von Al-Wathbah dominiert, spielen. Da der Geburtstag des Propheten Mohamed (Maulid an-Naby) gefeiert wurde, war heute viel Auftrieb und die Predigt wurde per Lautsprecher auf die Straße übertragen. Ein freundlicher Mann kümmerte sich um seine Glaubensbrüder ebenso wie um uns. Er brachte uns nach einem kurzen Blick auf die fettigen Hähnchen und Pommes, die wir mit den Händen aßen, Wasser zum Händewaschen aus dem Brunnen der Moschee und gab uns je ein Glas Tee aus. DSC04176 Statistik: Tageskilometer: 300 (Auto) Saisonkilometer: 25.030 (17.590 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY19: Bei den Byzantinern in Serdjilla, den Umayyaden in Idlib und den Freunden in Saraqib

Umayya Idlib (أمية الإدلبي) - Al-Majd Dimashq (المجد الدمشقي)
Freitag, 12. März 2010 - Anstoßzeit 14.30
Daury As-Suriyy Al-Mukhtarafiyn (دوري السوري المخترفين); Syrische Profifußballliga
Ergebnis: 1:0 nach 95 Min. (46/49) - Halbzeit 0:0
Tor: 1:0 46. ’Amar Zakkour
Verwarnungen: Aly Diyab, Mustafa Qatarmiys (beide Al-Majd)
Platzverweise: keine
Spielort: Mal’ab Al-Balady (ملعب البلدي/ Stadtstadion, Kap. 7.500 Sitzplätze)
Zuschauer: ca. 4.000 (keine Gästefans?)
Spiel: 6,0/10 (In der 2. Halbzeit klar besser mit vielen Chancen für die Umayyaden)
Sightseeing: 8,0/10 (Schöne Landschaft mit eindrucksvollen und ausgedehnten Ruinen)
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Dead Cities: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623664212610/detail/

UMAYYA vs AL-MAJD: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623667770088/detail/

Der scheiß Wecker hatte sich automatisch auf die deutsche Zeitzone verstellt und weckte uns eine Stunde später, als erwünscht. Alles in allem war das aber kein Problem: wir kamen noch früh genug nach Serdjilla. Diese Stadt gilt als die größte und besterhaltene der Toten Städte. In der Tat füllt sie gut einsehbar ein ganzes Tal und viele der Häuser, vor allem das Haupthaus und der Gasthof, sind in einem beeindruckend guten Zustand. Viele der Türstürze waren auffällig schön gestaltet. Für diese Anlage waren 75 Pfund angemessen, Studenten durften sogar gratis rein. Die Beschilderung war übrigens ausgesprochen informativ und in fehlerfreiem Englisch. Das Französisch und Arabisch daneben war sicherlich auch korrekt. In ganz Syrien hatte ich keine solchen Informationstafeln auf diesem Niveau erlebt. Nur Qatna und Masyaf waren noch ähnlich gut.

Im nahegelegenen Al-Barah gibt es dann eine sehr ausgedehnte aber weniger gut erhaltene byzantinische Stadt zu sehen. Die Highlights sind die beiden Grabtürme, die mehrgeschossig, nach oben verjüngend überdacht und mit Friesen und Säulen verziert sind. Zwischen den Ruinen picknicken Familien, hüten Bauern ihre Schafe und spielen Kinder Fußball.

Fußball ist dann das richtige Stichwort, denn für uns ging es weiter nach Idlib. Dort stand das Erstligaspiel des 8. von 14. – Umayya Idlib, die, wie schon zuvor erwähnt, nach der Dynastie der Umayyaden benannt sind – gegen den 3. – Al-Majd aus Damaskus – an. Al-Majd heißt übrigens „Der Ruhm“ oder „Die Glorie“. Die Glorreichen wollen an Al-Jaish und Al-Karameh vorbei zum Meistertitel und waren also favorisiert gegen das Mittelfeldteam, was zu Beginn der Saison einen tollen Lauf hatte und mehrere Spieltage lang die Tabelle anführte. Das Hinspiel hatte Umayya 2:1 gewonnen.

Wir hatten uns in den Hintertorbereich gesetzt. Um uns herum waren viele kleine Kinder, die mit ihren Vätern ins Stadion gegangen waren; hinter uns zum Beispiel einer mit vier Jungen und zwei Mädchen im Schlepptau, die alle unter 10 Jahre alt waren. Somit hatten wir den Hauptsupportbereich gut im Blick, wo auch der Trompeter, der Trommler und der Einheizer prima die Rhythmen wie „Un, dos, tres: Olé, olé, olé“ oder „insha allah: yallah, yallah“ vorgaben. Die Stimmung war dank des prallgefüllten linken Haupttribünendrittels wirklich gut. Gästefans schien es keine gegeben zu haben. Außerhalb des Stadions saßen auch noch einige Zuschauer auf ihren Balkonen und Dächern: zwei Männer machten es sich auf ihrem Dach mit einem Sonnenschirm und Plastestühlen bequem – eine junge Frau guckte mit einem Kleinkind im Arm von ihrem Balkon aus zu. Zwei Reihen hinter uns saß übrigens noch ein türkischer Groundhopper, der die Visumsfreiheit für Türken auf diese Art auskostete.
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Nach einem erneuten Sieg für Umayya sah es in der ersten halben Stunde nicht aus. Bis auf zwei Male nur Al-Majd vorm Tor – mehrmals musste der Ersatztorwart Samer Hamdany (Djihad al-Agha wurde nach den viel Streit auslösenden Fehlern im Spiel davor auf die Bank gesetzt) klären, was er auch hervorragend tat. Dann nach 30 Minuten mal ein Pfostentreffer für Umayya, der eine Weckfunktion zu haben schien. Sie rissen nach und nach das Spiel an sich, was nach der Pause, in der Kinder auf dem Feld kickten und übrigens ungewöhnlich viele Menschen beteten – das waren keine Massen, aber mit etwa 15 Leuten viel mehr als in den anderen Stadien: der Stadionsprecher eröffnete hier auch seine knappe Moderation mit Bismillah ar-Rahman ar-Rahiym (Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen) – mit dem goldenen Tor der Partie belohnt wurde. ’Ammar Zakkour erzielte aus über 20 Metern mit einem leicht aufsetzenden Schuss ins Eck, den der Torwart hätte haben können, aber zum Glück nicht zu fassen bekam, das 1:0. Mehrere Zuschauer waren über den Zaun gesprungen und feierten. Jetzt ging auch ein paar Minuten lang das ganze Stadion mit.
Auch danach stellte sich Umayya nicht hinten rein, wie sie es gegen ’Afrin taten, sondern spielten offensiv weiter, was sie zwar in der Abwehr ab und an in Gefahr brachten, doch Torwart Samer Ram Hamdany fischte alles prima vor der Linie ab. Die Chancen zu einem klareren Sieg – ein 2:0 oder 3:0 wäre in Ordnung gegangen – vergaben die Umayyaden dann leider alle. Vor allem der schwarzafrikanische 19er verstolperte fast jeden Ball... Unglaublich, so viel Unfähigkeit! Aber nach einiger Nachspielzeit und einer letzten Ecke für Al-Majd, pfiff der Schiri ab.

Ein verdienter Sieg für Umayya, der sogleich einen Platzsturm von mindestens 200 Leuten auslöste, die friedlich ihre Mannschaft feierten. Da wurden Spieler auf die Schultern gehoben und umarmt – das ist mal fannaher Profifußball!
An unserem Auto trafen wir dann noch den Einheizer wieder, der uns sofort wiedererkannte (vom Spiel bei ’Afrin) und begrüßte. Dann ging es für uns zum Restaurant Mashwar auf der Bezirksgrenze zwischen Idlib und Halab, wo ’Amar schon auf uns wartete. Der gab uns gleich mal Idlib-Eis (Vanille-Eis mit Weizenstärke, Milch und so etwas ähnlichem wie Rosenwasser) aus und holte Saa’d heran. Die beiden hatten wir ja eine Woche zuvor beim Spiel von Saraqib gegen Murik kennengelernt. Saa’d überredete uns, mit zu sich nach Hause zu fahren, wo wir dann auch seine Familien – Vater, Mutter, Cousins, Bruder – kennen lernten. Sein älterer Bruder holte dann sehr leckere Hühnchen-Wraps und Süßigkeiten vom nächsten Imbiss. Wir hätten auch auf deren Wunsch bei ihnen übernachtet, wenn wir nicht alle Sachen in Hama gehabt hätten. Wirklich sehr angenehm, wie gastfreundlich Familie Bariysh ist!
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Statistik:
Ground Nr. 402 (ein neuer Ground; diese Saison: 71 neue)
Sportveranstaltung Nr. 966 (diese Saison: 108)
Tageskilometer: 330 (Auto)
Saisonkilometer: 24.730 (17.290 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 53
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 189

W189-SY18: Durch Syriens grünen Westen II; von Hama über Masyaf nach Tartous und wieder zurück

Castles I: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542378491/

Castles II:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542946741/detail/?page=2 (See page 3 as well)!

Eine weitere unserer Touren in das westliche Bergland (zwei weitere folgen noch, jedoch lassen wir viele kleine Sehenswürdigkeiten wie kaum erhaltene und versteckt liegende Burgen oder Bergdörfer mit schönen Gebäuden aus: in West-Syrien gibt es besonders viel zu entdecken) führte uns zuerst nach Masyaf.
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Masyaf ist eine versiffte Kleinstadt mit Plattenbauten, Bauruinen, kleinen Betonhäusern und einfachen Moscheen – man achte auch, von Süden kommend, auf den völlig vergammelten, aber gerade noch so bespielbaren Fußballplatz der Amateurmannschaft von Masyaf (allerdings wird derzeit etwas daran gebaut, die Anlage könnte also aufgewertet werden). Das einzige Highlight des Ortes ist eine Burganlage der Ismailiten, die allerdings auch andere Bauphasen (byzantinisch, osmanisch usw.) erlebte. Und die Burg hat es in sich! Dank der Aga Khan Stiftung ist die Anlage in einem wirklich guten Zustand: fast jeder Raum begehbar, kaum Schutt oder Baustoff und völlig ausreichende und wenig auffallende Sicherungen – ich habe in Syrien noch nicht eine Burg gesehen, die derart gut gesichert war: noch „europäischer“ als Marqab. Der Abenteuerfaktor geht trotzdem nicht ganz verloren, denn in einigen Räumen – die Burg ist in Teilen tief in den Berg gebaut, sodass sie auch extrem verwinkelt und sehr weitläufig auf mehreren Ebenen verteilt ist – ist man ohne Taschenlampe wirklich blöd dran und muss auch mal unter nur hüfthohen Durchlässen hindurch steigen. Der Blick von der Burg ist nicht schlecht, wobei man ihn auch von mehreren Ebenen aus hat: die höchste Ebene ist dann mit Beton versiegelt.

Weiter ging es durch die schöne Berglandschaft, in der wir einen Frühstücksstopp an einer Imbissbude einlegten. Imbissbude heißt in Syrien ein mit Wellblech überdachter, gartenhüttengroßer dreiseitiger Steinbau, in dem sich ein Ofen mit offenem Feuer befindet, wo eine Bauernfamilie Brotfladen mit Gemüse, Gewürzen und anderem belegt, was eine Art arabische Pizza bedeutet. Zu trinken gibt es stark gesüßten Tee. Die Leute sind ausgesprochen freundlich. Wir sitzen auf Plastehockern neben der Straße, auf der alle drei Minuten vergammelte, rußende und stinkende LKWs mit 15 km/h vorbeifahren – alle 30 Sekunden kommt ein Moped mit ein bis vier Leuten, von denen 98% keinen Helm tragen; nur alle 2 Minuten fährt mal ein Auto vorbei. Nach einer Weile trottet eine Kuh knapp neben mit vorbei und versucht die Straße zu verstellen, was der Besitzer des Imbisses aber zu verhindern weiß. Der Bauer, der die Viecher hütete, kam in der Zwischenzeit auch schon an.

Zur Mittagszeit sind wir in Tartous. Den Leuten von der Küste wird in Syrien immer eine besonders gechillte Haltung nachgesagt. Generell stellt man schon ab dem Bergland 20km westlich von Hama, Homs und Jisr ash-Shurghur fest, dass die Männer hier durchweg europäisch herumlaufen, sich auffällig die Haare stylen, wie in Hama, Dayr az-Zour oder Halab kein einziger, und besonders gut drauf sind und nur etwa 10% der Frauen und Mädchen Kopftuch tragen. Doch auch die Frauen, die eins tragen, streichen nicht selten mit Schminke, engen Jeans und Blusen ihre Attraktivität heraus. Gesichtsschleier sind in den Bezirken Tartous und Al-Ladhiqiyah wohl völlig unbekannt. Hier trifft man eher eine junge Kleinstadtschönheit mit offenen, langen Haaren, riesigen Ohrringen, kurzem Rock und hohen Absätzen an.
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Zurück zum Sightseeing: da gibt es in Tartous leider nichts Nennenswertes. Ich habe mal Bilder vom Stadion des Zweitligisten As-Sahel Tartous gesehen: passt 100%ig zu der vergammelten Altstadt. Die Häuser in der Altstadt sind abgewohnt, zugemüllt, verrußt, mitunter schimmlig und Pflanzen bewachsen. Hinter einem modernen Hotel findet man die Hauptsehenswürdigkeit: die Kreuzritterkathedrale, in der sich ein Museum befindet. Die Neustadt ist deutlich attraktiver vom Wohnen her, doch für den Touristen langweilig. Auch in Amrit, wenige Kilometer südlich der Stadt, gibt es wenig zu sehen: der Ort war mal eine phönizische Hafenstadt. Man sieht aber nur noch geringfügige Mauerreste des Hafens und zweier Tempel. Am Sehenswertesten sind noch die ca. sieben Meter hohen Nekropole, deren unterirdische Grabkammern frei zugänglich sind, und das griechische Stadion.

Als wir nach zügiger Autobahnfahrt – Autobahn fahren ist schon cool in Syrien: niemand fährt die erlaubten 110, sondern alles zwischen 30 und 90 und dann erst wieder ab 120 bis 160, auf dem Mittelstreifen grasen Schafe, auf dem Standstreifen parken LKW-Fahrer, die zum Pausemachen quer über die Fahrbahnen und den Grünstreifen in der Mitte rennen, um auf die Raststätte auf der anderen Fahrtseite zu kommen, weswegen die Touren- und Rennradfahrer die zweite Spur benutzen müssen, bis sie wieder auf dem Randstreifen, mitunter im Windschatten eines sehr langsamen Transporters, weiter fahren können und der ein oder andere Bauer hat direkt neben dem Standstreifen auf der angrenzenden Wiese oder dem auf die Autobahn führenden Feldweg, der auch Traktoren die Zufahrt zur Autobahn ermöglicht, was auch immer wieder genutzt wird, seinen Obst- und Gemüsestand aufgebaut – in Hama ins Restaurant gingen, war es noch hell, doch noch vor Bezahlen der wie immer niedrigen Rechnung (mit Trinkgeld für (pro Person) zwei Getränke, einen Salat und ein Fleischgericht mit Reis und Soße zusammen nur 10€) rief der Muezzin zum Sonnenuntergangsgebet Salat al-Maghreb.
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Statistik:
Tageskilometer: 260 (Auto)
Saisonkilometer: 24.400 (16.960 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY17: Durch Syriens grünen Westen I; von Hama nach Baniyas und wieder zurück

Castles I: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542378491/

Castles II:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542946741/

Die Burg Shayzar (gesprochen „Scheeßarr“) ist meinen Arabistik-Kommilitonen noch durch eine Vorlesung bekannt, in der sie aus Versehen als Burg Shaizer (gesprochen wie „Scheißer“) vorgestellt wurde. Wir hatten schon ziemlich am Anfang der Reise die Burg Shayzar besichtigen wollen, doch damals war Dienstag und die Unsitte von nicht-freizugänglichen Burgen in Syrien ist, am Dienstag nicht zu öffnen. Diesmal klappte es und für 75/10 Pfund bekam man eine eindrucksvolle arabische Festung zu Gesicht, in deren Inneren kaum etwas gesichert ist: einige offene Schächte, Treppen ins Nichts und vor allem fehlende oder extrem niedrige Außenmauern, die entweder senkrecht in den Burggraben (auf der Seite, auf der das Dorf liegt) oder steil in den Orontes abfallen. Am besten erhalten sind der Eingangsbereich mit dem Wehrturm und den steilen, aber nicht senkrechten Mauern und der hinterste Wohnturm, der restauriert wurde und derzeit nicht zugänglich ist. Die lange und schmale Felsspornburg ist jedenfalls auf dem Weg nach Apameia recht lohnend.
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Nicht weit davon im Westen liegt Abu Qubays, wo es eine weitere schöne Burg gibt. Eine steile und schmale Asphaltstraße windet sich den Berg hoch, an deren Ende ein schmaler Parkplatz unterhalb der jahrhundertealten Mauern liegt. Die äußere Ringmauer ist noch zu großen Teilen erhalten und die inneren Gebäude ganz gut erkennbar, jedoch recht verfallen. Man muss immer wieder über Schutt steigen. Sicherungen gibt es keine. Einige der Mauern sind aber kürzlich wieder aufgebaut worden, sodass zu erwarten ist, dass die Burg in den nächsten Jahren besser erschlossen werden wird.

Wie es aussieht, wenn eine Burg schon größtenteils erschlossen und gesichert wurde, sieht man dann, wenn man die wunderschönen Bergstraßen durch die bewaldeten, schroffen Berge des Küstenhinterlandes bis Baniyas fährt. Dort befindet sich die drittgrößte Burg des Landes, Qal’a Marqab oder Margat, oberhalb eines Kraftwerkes und landwirtschaftlicher Betriebe. Bei gutem Wetter sieht man auch die Corniche, direkt angrenzend das Stadion des Zweitligisten Nady Misfat Baniyas (BSG Raffinerie) und dahinterliegend die namensgebende Industrieanlage. Die Burg ist mit ihren schwarz-weiß gebänderten Außenmauern eine der schönsten Anlagen, die ich je gesehen habe. Das Innere ist weitläufig, wobei der Bereich unterhalb des Südturms dem Besucher vier Ebenen präsentiert. Die Burgkapelle ist leider nicht zugänglich. Vom hintersten Teil mit der befestigten Siedlung ist es über den Wehrgang und den Eingangsturm ein halber Kilometer Weg. Die Mauern sind übrigens im Osten in einem Doppelring gehalten, da das Gelände dort nicht so steil ist, wie an den anderen Seiten. Die Sicherung der Anlage ist stärker, als in jeder anderen syrischen Burg, die ich bis dahin besucht hatte. Allerdings sind die Gitter über den Schächten oft lose (ohnehin sind nur zwei Drittel der Schächte abgedeckt) und auch die Geländer, die an den Stellen, wo die Mauer sehr niedrig oder gar nicht vorhanden ist, angebracht wurden, sind oftmals heruntergetreten.
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Wir gingen dann im Restaurant unterhalb der Burg preiswert Essen – war auch alles ganz gut – und machten uns auf den Rückweg. Ich verfuhr mich zwei Mal, weswegen ich drei Mal eine junge Frau in ihrem auffälligen Hyundai überholte: 1. kurz vor Qadmus, 2. nachdem ich in dem Ort, wo es minimalste Überreste einer Burg auf einem Felstisch gibt, zu dieser rüber geguckt habe und dadurch erst die Einfahrt verpasst habe und dann über eine der Schwellen mit 50 km/h gebrettert bin, sodass das Auto ein paar Zentimeter abhob, die Dame nach dem Ortsausgang wieder vor mit hatte und 3. als ich dann in Masyaf mangels jeglicher Beschilderung plötzlich am heruntergekommenen Fußballplatz und schließlich sogar im Souq gelandet bin, was über 10 Minuten kostete, sodass ich sie noch mal vor mit hatte, obwohl sie stets etwas langsamer als zugelassen – wie die allermeisten Syrerinnen, denen es wohl reicht, überhaupt Auto fahren zu können und nicht wie etliche deutsche Frauen meinen, wildes Rasen = männliches Fahrverhalten = Emanzipation – fuhr.

Statistik:
Tageskilometer: 250 (Auto)
Saisonkilometer: 24.140 (16.700 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

W189-SY16: Tag des Nachholens: Die Kirche unter der Geschützstellung, die Stelzenbasilika und die fast unbezwingbare Burg Burzey

Byzantine Ruins: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623531146275/detail/?page=2

BURZEY CASTLE:
http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623542378491/detail/?page=2 (Scroll down on page 2 and view page 3)!

Der heutige Tag stand im Zeichen des Nachholens verpasster Sehenswürdigkeiten: an Mushabbak waren wir aus Versehen vorbeigefahren, da wir die Kirche übersehen hatten, an Kharab Shams waren bewusst vorbeigefahren, da uns die Zeit vorm Fußballspiel ’Afrin gegen Umayya zu knapp wurde und Burzey schließlich hatten wir generell auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, weil der Aufstieg zu aufwendig erschien.
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Im schönen grün-weißen Kalksteingebirge – grün von den Nadelbäumen, weiß von den Steinmassen – übersieht man ja manche Ruinenstadt aus byzantinischer Zeit, weil in Sichtweite mehrere andere Städte aus der gleichen Bauperiode stehen. Doch Mushabbak haben wir schlicht nicht bemerkt, weil wir den LKW-Verkehr vorm Militärgelände im Vorbeifahren beobachteten. Wenn man vom Simeonkloster nach Süden fährt, kommt man nach 5km nach Dayr ’Ayzzeh, dann muss man dem Wegweiser nach Aleppo folgen und auf einer sehr guten Straße erscheint nach 5 weiteren Kilometern zur Linken ein eingezäuntes Truppenübungsgelände und zur Rechten eine Geschützstellung. Dazwischen ist noch Platz für eine kaum mit einem normalen Auto zu befahrene, ausgewaschene Piste. Die rechte Piste führt zum Armeegebiet, die linke zur Basilika von Mushabbak. Trotz der Nähe zum verbotenen Militärgelände, ist Fotografieren problemlos zugelassen. Mushabbak lohnt sich auch wirklich aufzunehmen, da es eine sehr gut erhaltene, dreischiffige, byzantinische Basilika ist, deren Kapitelle stets im Wechsel zwei verschiedene Macharten aufweisen.

Wenige Kilometer weiter in Richtung Aleppo taucht dann links der Straße ein großes Ruinenfeld auf. Kharab ash-Shams (Wüstung der Sonne). Dort fällt auch die Basilika auf, da sie eingestürzte Seitenwände hat, die die stelzenartigen Säulenreihen, die als Trennung der drei Schiffe untereinander dienen, freigeben. Ein weiteres gut erhaltenes Sakralgebäude befindet sich ein paar Hundert Meter den Hügel herauf. Dazwischen wild gestreute Trümmer mit wenigen erkennbaren Strukturen wie verzierten Türstürzen. Dazwischen Bäume, Blumen, Gras und auf Steinen wachsenden Sukkulenten. Auch diese ist eine der lohnenden Byzantinerstädte. Allein auf den knapp 10km zwischen Kharab ash-Shams und Muhabbak habe ich Hinweisschilder auf sechs weitere, jeweils nur 1 bis 3km von der Straße entfernt liegende byzantinische Städte gesehen, direkt an der Straße noch zwei weitere Ruinen.
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An Aleppo und Idlib vorbei fuhren wir wieder Richtung Slunfeh, doch diesmal nur an den Rand der Berge von Latakia. Jetzt wollten wir noch die berüchtigte Burg Burzey sehen. Wir parkten im Ort auf der Ostseite, liefen ein paar Hundert Meter in das auf der Nordseite liegende Wadi hinein und kehrten dann um. Jetzt mal auf der Südseite versuchen, wo Trampelpfade schwer erkennbar durchs trockene Bachbett führten. Ziemlich unwegsam das ganze, doch nach knapp 30 Minuten hatten wir die Asphaltstraße zum Ort Qal’a Burzey, der zum Teil eine mittelalterliche Ruinenstadt ist, gefunden. Wo kam die eigentlich her? Und wieso war da schon wieder kein Wegweiser aus Richtung Idlib??? Na ja egal: sind wir mal durch einen Wadi gelaufen. Jetzt noch ein paar Anläufe gebraucht um den Einstieg auf der Westseite – es gibt wohl noch andere Einstiege in die Burg, doch diese sind noch gefährlicher und schwerer – zu finden, und nach einiger Kletterei über 20cm breite Ziegenpfade, kleine Geröllfelder und große Felsbrocken hatten wir dann auch das richtige Loch in der Wehrmauer gefunden. Innen ist Burzey nicht ganz so eindrucksvoll wie von unten, wie die Anlage so auf ihrem gewaltigen Bergrücken thront, doch die Überreste sind nicht so „geringfügig“ wie das im Lonely Planet Guide, dem einzigen Reiseführer, der die Burg überhaupt erwähnt, dargestellt wird. Es stehen noch etliche Wehrtürme und mehrere Meter hohe Mauern. An etlichen Stellen sind diese abgebrochen und eröffnen einen gewaltigen Blick in die tief eingekerbten Täler. Bis auf einen freundlich grüßenden Schüler aus dem Dorf trafen wir niemanden auf der Ruine, in deren Inneren auch noch ein paar Gewölbe- und Palasreste einen genauen Blick wert sind. Der Abstieg ist fast noch gefährlicher als der Aufstieg, da man oft zum Hetzen neigt. Burzey ist von allen von mir besuchten Burgen (etwa so viele wie Sportanlagen: ca. 400) bisher die am schwersten zu erklimmende Burg gewesen, aber auch eine der schönsten. Ich würde auch wieder dort herumklettern, doch kann ich so etwas nur sportlichen Burgfreunden empfehlen. Bei der Burganlage muss man wirklich fit, aufmerksam und vorsichtig sein!

Wir fuhren nach Hama, wo wir diesmal das direkt neben dem Hotel „Cairo“ liegende „Riad“ nahmen. Sonst ist mir die ägyptische Hauptstadt zwar lieber als die saudi-arabische, doch das Hotel ist noch klar besser. Da gibt es gar nichts zu meckern! Für 1.200 Pfund pro Nacht und Doppelzimmer gab es sogar Handtücher und prima Betten sowie ein richtig gutes Bad. Auch die Rezeptionsleute waren super: nicht erschrecken, wenn der junge Mann, der schrecklich schielt, einen komisch anschaut; der ist echt super drauf! Weil ich mich mit ihm in Arabisch verständigte, fragt er nach meinem Beruf. Als ich ihm erklärte, woher ich die Kenntnisse habe und darauf hinwies, dass ich in erster Linie Fusha (die Hochsprache) lerne, freute er sich sehr und lobte gleich: „Das ist super! Sehr schön, dass dich Arabisch interessiert. Es ist vielleicht die größte Herausforderung deines Lebens, diese schwere Sprache zu erlernen!“
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Statistik:
Tageskilometer: 370 (Auto)
Saisonkilometer: 23.890 (16.450 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)