Dienstag, 23. März 2010

W189-SY22: Zickzack durchs Drusengebirge

Lava desert: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623667972642/detail/ Hauran Roman Ruins: http://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/sets/72157623527578917/detail/ Das Kartenmaterial von Syrien ist nicht für jeden Landesteil gleichermaßen schlecht, doch neben dem dicht besiedelten Westteil des Landes, ist der Südteil der am schlechtesten erfasste Bereich. Welch ein Schwachsinn auf diesem bunt bedruckten Klopapier von Syrienkarte steht, bekamen wir dann zu spüren, als wir aus Versehen die Auffahrt zur Autobahn nach Der’a erwischten. Wir fuhren in Dayr ’Aly ab, da eine Verbindung zur Überlandstraße nach Suwayda eingezeichnet war. Schnell noch Getränke gekauft und dann versucht die Verbindungsstraße zu finden. Mal abgesehen davon, dass der Streckenverlauf nicht stimmt und es immer viel mehr Straßen gibt als eingezeichnet: man kommt von Dayr ’Aly nicht einfach zur Straße Damaskus – Suwayda rüber, da das ganze Gebiet mit Manövergeländen, Panzerstellungen und anderem militärischen Kram zugestellt ist. Die als normale Nebenstraße in die „Reise Know-how“ - Karte eingezeichnete Strecke ist nur mit Passierschein der Armee befahrbar. Tolles Know-how! DSC04468 Bis Dayr ’Aly zurück und dann auf die Autobahn drauf und in Kiswah ab, wo man problemlos an weiteren Panzerstellungen vorbeifahrend die Verbindungsstraße auf die Hauptstrecke Damaskus – Suwayda findet. 50km Umweg waren das, weil dieser scheiß Verlag eine militärische Straße eingezeichnet hat! Doch mit Umwegen sollte noch lange nicht Schluss sein, denn im ganzen Bereich des Djebel ad-Duruz (oder Djebel al-’Arab: je nach Version Drusen- bzw. Arabergebirge) kann man sich diese ganze Straßenkartenscheiße vergessen. Da stimmt kaum ein Streckenverlauf, kaum ein Ort ist eingezeichnet, die Straßenklassifizierung ist nur teils richtig und die wenigen Orte, die eingezeichnet sind, sind als vage Punkte eingezeichnet, wo sich oft herausstellt, dass eine angebliche Durchgangsstraße kilometerweit an dem Ort vorbei führt. Zudem kommt hinzu, dass die Beschilderung im ganzen Bezirk As-Suwayda unter aller Sau ist. Beschissener ist nur noch der Bezirk Tartous. Shahba war allerdings dann noch ohne Probleme zu finden. Dieser Ort ist nach Bosra der zweitsehenswerteste im Süden Syriens. Hier findet man ein Theater, das sehr gut erhalten und teils auch restauriert ist und ein ziemlich eindrucksvolles Forum, zu dem eine Straße mit römischem Pflaster führt. Dann noch einen kleineren, gut erhaltenen Tempel, auf dessen Mauern man herum steigen kann, was einem einen guten Blick über den Ort verschafft und einen früher wohl mal größeren Tempel, der nur noch ein paar Säulen vorzuweisen hat. Außerdem gibt es Thermen und zwei Stadttore. Wir fuhren nach Shaqqa, wo man mitten im Ort auf ein römisches Gutshaus stößt, was eine sehr schöne Fassade aufweisen kann. Auch umliegende, in dem berühmten schwarzen Basaltstein, der dem Bezirk und seiner Hauptstadt ebendiesen Namen „Die Schwarze“ => As-Suwayda einbrachte, gebaute Häuser, erhalten einige Details wie Blumengirlanden und Sonnenräder aus römischer Zeit. Der etwas abseits des Gutshofes stehende Turm ist wohl einer frühchristlichen Kirche zuzurechnen. DSC04375 Durch die unmögliche Karte und die Straßenführung ging es weiter nach Qanawat, wo wir am Anfang der Reise schon einmal waren und die Hauptsehenswürdigkeit nicht gefunden hatten. Jetzt folgten wir einfach den irreführenden Wegweisern „Symposium“ und landeten tatsächlich vorm Serail und dem Kirchenbezirk. Der Kassenwart trug da Schlips und Kragen: sehr freundlich, der Mann, aber das mit dem seriösen Auftreten scheint der etwas zu ernst zu nehmen... Die Fassade des Serails ist sehr eindrucksvoll. Die Türen der äußeren Fassade sind alle mit Weinranken und christlichen Kreuzen verziert – die Türen des Hauptgebäudes innen tragen viele Swastika. Im Altarraum einer der Kirchen stehen Kerzen. Von einem Gebäude steht nur noch ein bizarrer, hoher Mauerrest – von einem anderen Gebäude noch sehr regelmäßige Säulenreihen. In einer geöffneten Gruft finden sich einige, teils aufwendig verzierte Steinsärge. Dem römischen Pflaster folgend, die wenigen Wegweiser bis At-Tayyibeh beachtend und danach an jeder Wegekreuzung anhand der Himmelsrichtung den Weg ratend, kommt man irgendwann in Burek (Nachbarort von Al-Djunayna) an. Dort muss man sich rechts halten und dann einer unbeschilderten, östlich ortsauswärts führenden Straße folgen. Nach wenigen Kilometern stehen rechts und links der Straße die Reste von Vulkanen an. Überall sind Faust- bis Kopfgroße, tiefschwarze Vulkansteine zu finden. Irgendwann taucht aus dem Nichts eine kleine Schule in wirklich gutem baulichen Zustand mit einem prima Basketballplatz auf. Wo die Schulkinder für die Anlage herkommen sollen, weiß ich allerdings nicht... Nach 30km Fahrt hört die gut asphaltierte Straße, von der auch die ein oder andere Asphaltpiste abführte, schlagartig auf und führt als unbefestigte Piste weiter. Hier stellten wir das Auto ab, liefen durch ein Wadi, was kaum Wasser führte, und kletterten durch die Wüstung Khirbet al-Ummbashy (aus Burek kommend rechts der Straße). Dort sind nur minimale Gebäudereste einer an ein Lava- und Geröllfeld gebauten, vermutlich bronzezeitlichen (also ca. 4.000 Jahre alten) Siedlung, die sich kaum von den natürlichen Felsformationen unterscheiden, zu finden. Die Landschaft ist allerdings schon interessant. Lavawüsten gibt es nur wenige auf der Welt, wobei das Kerngebiet dieser syrisch-jordanischen Lavawüste der Djebel as-Safa ist, den ich irgendwann einmal sicherlich auch besuchen werde. Die spektakulärste Sehenswürdigkeit neben der Landschaft des Djebel as-Safa ist auch nicht die Wüstung al-Ummbashy, sondern die Reste eines umayyadischen Schlosses. Ja, selbst in diese Landesecke haben die Umayyaden eine Schlossanlage gebaut! DSC04510 Ohne größere Navigationsschwierigkeiten fanden wir ohne Karte nach Damaskus und ohne Stadtplan bis zum Mat’am Masry und dem Funduq Qasr Randa. Statistik: Tageskilometer: 430 (Auto) Saisonkilometer: 25.750 (18.310 Auto/ 3.000 Flugzeug/ 2.320 öffentliche Verkehrsmittel/ 2.120 Fahrrad)

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