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Donnerstag, 2. Juni 2016

W514I: Wasserball im Regen

Schwimm-Vereinigung Krefeld 1972 II ......... 6
SGW Rhenania/ Blau-Weiß Poseidon Köln ... 7
- Datum: Mittwoch, 1. Juni 2016 – Beginn: 19.30
- Wettbewerb: 2. Wasserballliga West (2. Spielklasse im Wasserball)
- Ergebnis: Spielabbruch wegen Gewitters nach 24 Minuten (8/8/8/0) beim Stand von 6-7 – Viertelergebnisse: 2-3, 4-2, 0-2, x-x
- Tore: 1-0 2., 2-0 3., 2-1 4., 2-2 5., 2-3 8.; 3-3 9., 4-3 10., 5-3 11., 6-3 12., 6-4 13., 6-5 13.; 6-6 20., 6-7 20.
- Gelbe Karten: Trainer SVK
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Vereinsbad SVK (Kap. 200, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 10 (davon keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Mäßiges Spielniveau, dafür eng und spannend – aber dann so ein scheiß Ende!) Schwimm-Vereinigung Krefeld 1972 II v SG Rhenania/ BW Poseidon KölnPhotos with English Commentary:
Water Polo 2nd Division: https://www.flickr.com/photos/fchmksfkcb/albums/72157669115950606SV Krefeld Reserves v SG Wasserball Köln (match abandoned after three quarters due to lightning storm)

Hinter der Hubert Houben Kampfbahn, wo ich Sonntag beim Fußball war, befindet sich das Vereinsbad der Schwimm-Vereinigung Krefeld 1972. Die Erste Mannschaft spielt in der Bundesliga, ist dort eine der schwächeren Teams, die Zweite Mannschaft spielt – ebenfalls im hinteren Mittelfeld – 2. Liga. Im ebenfalls wie das Stadion bereits seit 1925 bestehenden Vereinsbad, das aber modernisiert wurde und nichts besonderes darstellt – sieht man mal davon ab, dass man von der Terrasse der Sportlergaststätte zugucken kann und es Flutlicht gibt – spielten heute die II. Mannschaft und die SG Wasserball Köln (bestehend aus Rhenania und Blau-Weiß Neptun).

Es regnete bereits den ganzen Tag und auch wenn es bis zum dritten Drittel nur einen schweren Schauer gab – es kam, wie ich es befürchtet hatte: nachdem Krefeld in Führung ging (2:0), bis zum Ende der ersten acht Minuten in Rückstand geriet (2:3), dann wieder die Führung ergriff (6:3) um durch einen Doppelschlag kurz vorm Seitenwechsel nur mit einem Treffer noch zu führen (6:5) und schließlich in einem schwachen dritten Viertel durch einen weiteren Doppelschlag mit 6:7 in Rückstand geriet, ging in einiger Entfernung ein Blitz nieder und die Badeaufsicht und die Schiedsrichter – die eine teils dürftige Darbietung lieferten (u.a. Schlag ins Gesicht über Wasser nicht geahndet und dafür den sehr zurückhaltend den Sachverhalt anmerkenden Krefelder Coach verwarnt) – unterbrachen das Spiel. Als sie dann nach etlichen Minuten merkten, dass der Gewitterschauer genau über dem Bad runterging, brachen sie die Partie ganz ab. Wäre am Anfang nicht gebummelt und nicht schon vorm Schauer das Becken geräumt worden, wäre das Spiel ohne Abbruch über die Bühne gegangen und nicht seiner spannendsten Phase beraut worden.

Andersartig spannend war die Rückfahrt. Für dieses scheiß Wasserballspiel hatte ich ja schon einen Hinweg seit 16.20 Uhr hingelegt – aber nachdem ich den ganzen Tag heeme an der Abschlussarbeit gesessen habe, war ein kurzer Fußmarsch zur Straßenbahn und eine Fahrt von Bonn Hbf via Köln nach Krefeld Hbf und von dort 35 Minuten Fußweg zum SVK-Vereinsbad, wo ich 19.10 Uhr ankam eine willkommene Abwechslung. Der Rückweg toppte das ganze aber noch: 35 Minuten zurück zum Hauptbahnhof, dann dort 30 Minuten gewartet, ehe der scheiß Zug nach Köln mit 30 Minuten Verspätung angekündigt wird. Als der Alternativzug nach Düsseldorf abgefahren ist, werden 60 Minuten angezeigt. Danach Zugausfall wegen „Personen im Gleis“ (d.h.: ein asozialer Wichser hat sich vor den Zug geschmissen) und ich bin schnell in den 22.26 Zug nach Düsseldorf, von dort mit einem RE nach Köln und dann mit der 0.07 Stadtbahn nach Bonn zurück – mit 15 Minuten laufen war ich dann auch „schon“ um 1.30h zurück. Fast 3 Stunden hin und über 5 Stunden zurück – und die Kölner Weicheier haben rumgejammert, weil sie auf dem Weg zum Spiel durch den dichten Verkehr mussten. Hätte ich das Auto genommen, wäre ich sicherheitshalber schon 17.30 los und in jedem Fall 21.30h zurück gewesen – und nicht 1.30h… Schwimm-Vereinigung Krefeld 1972 II v SG Rhenania/ BW Poseidon KölnStatistik:
- Grounds: 1.641 (1 neuer; diese Saison: 226 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.693 (1; diese Saison: 257)
- Tageskilometer: 220 (220km Bahn und Straßenbahn)
- Saisonkilometer: 57.530 (37.330 Auto, davon 6.450 Mietwagen/ 9.120 Flugzeug/ 8.030 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 2.650 Fahrrad/ 200 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 43 [letzte Serie: 97, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 514 Wochen.

Sonntag, 26. April 2009

WE143II: Immer wieder schön: Ground- und Castlehopping in der Tschechischen Republik

TJ Sokol Chyše B 1:2 SK Toužim B
Samstag, 25. April 2009 - Anstoßzeit 10.30
Okresní přebor mužů Karlovy Vary (7. tschechische Liga (von 9), 4. Amateurliga)
Ergebnis: 1:2 nach 93 Min. (47/46) - Halbzeit 1:1
Tore: 0:1 14. Chaloupek, 1:1 20. Molnár, 1:2 82. Brožíček
Verwarnungen: Chlup (Toužim)
Platzverweise: keine
Sportplatz: Fotbalové hřištĕ Valeč (Ausweichplatz, Kap. 1.000, davon 20 Sitzplätze)
Zuschauer: 25 (3 Gästefans)
Spielqualität: 4,0/10 (schwankte zwischen langweilig und gut)

FC Viktoria Plzeň 3:1 FK „Bohemians“ Praha
Samstag, 25. April 2009 - Anstoßzeit 17.00
Gambrinus Liga (1. tschechische Profiliga)
Ergebnis: 3:1 nach 92 Min. (46/46) - Halbzeit 0:0
Tore: 1:0 52. Hájovský, 2:0 57. Petržela, 3:0 63. Belaň (Eigentor), 3:1 86. Ibe
Verwarnungen: keine
Platzverweise: keine
Stadion: Stadion Mĕsta Plznĕ (Štruncovy Sady - Kap. 7.475 Sitzplätze)
Zuschauer: 2.334 (ca. 50 Gästefans)
Spielqualität: 5,0/10 (1. Hälfte schwach, 2. Hälfte gut)
Früh ging es los am nächsten Tag. Gut, dass das Hotel „u Hada“ schon um 7 Uhr hervorragendes Frühstück parat hat! 8.15 waren wir in Krásný Dvůr. Dort gibt es ein wirklich weitläufiges Schlossgelände zu besuchen. Wir verliefen uns auch prompt etwas im Park.
In Valeč erwartete uns dann eine Überraschung: so eindrucksvoll hätten wir den 400-Einwohner Ort gar nicht erwartet. Schon der Blick von der viel zu schmalen, in den Ort hinein führenden Straße war toll. An den Berg geschmiegt zwei große Kirchen - die eine mit einer ganz ungewöhnlichen Turmhaube mit Umgang versehen - und ein barockes Schloss. Hinter dem Schloss stellte ich dann unseren Mietwagen vor dem Fußballplatz ab. Dieser Platz liegt wirklich sehr schön! Kein Wunder dass Chyše die 6m fährt, um da zu spielen. Wobei die natürlich nicht zum Spaß nach Valeč ausweichen, sondern weil ihr Platz neu angelegt (Drainage, Rasen, nicht jedoch Tribüne) wird. Heute war allerdings nur die B-Mannschaft dran, die gegen die 2. Mannschaft von Toužim spielte. Die Spielklasse entspricht am ehesten unserer Kreisliga. Das Spielniveau war durchwachsen.
Es gab etliche sehenswerte Szenen, aber auch lange Phasen des Leerlaufes. Immerhin wurde aber stets ordentlich zum Ball gegangen. Die beste Szene des Spiels natürlich nach 14 Minuten als der Torwart von Chyše einen Fernschuss durch die Hände rutschen ließ, sodass dieser im Tor landet.
Wenige Minuten später hämmerte Chyše den Ausgleich ins Netz. Toužim, die etwas bessere Mannschaft, brachte dann kurz vor Schluss den entscheidenden Treffer zu Stande.
Die Partie fand übrigens vor 25 Zuschauern, von denen einige wenige recht ausdauernd Chyše anfeuerten, statt.
Nach Abpfiff sorgten wir dafür, schnell zum nächsten Schloss zu kommen: Petrohrad. Dort ist eine psychiatrische Klinik untergebracht, weswegen man nur an zwei Seiten außen herum laufen kann. Parken kann man übrigens auch wieder am Fußballplatz, der auch direkt neben dem Schloss liegt. Bis auf den höchsten Punkt des Gebäudes steigen, kann man dann bei der Burgruine, die 1,5km oberhalb des Schlosses im Wald vor sich hin verfällt. Was die Kapelle davor dort zu suchen hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war das Herumsteigen auf den 6m hohen Mauern lustig, wenn auch nicht ungefährlich. Aber ein Geländer an die 50cm schmale Treppe anzubringen, ist zu teuer...
Wieder am Auto zurück, pfiff der Schiri gerade die 6. Liga Partie von Sokol Petrohrad an. Das Spiel sahen wir uns 10 Minuten lang, die Sandwiches von der Tankstelle essend, an und fuhren los, um die Hauptburg und das Hauptspiel zu erreichen.
Weiter ging es, aufgrund von Zeitdruck, zum Teil die 90km/h Landstraßengeschwindigkeitsbeschränkung etwas großzügiger auslegend, nach Plzeň. Im Vorort Alt-Pilsen befindet sich eine recht spektakulär gelegene und im Bauköper recht geschlossene Burgruine. Dort kann man bis kurz vors Tor fahren um dann etwas Eintritt zu entrichten. Der Aufstieg im und der Blick vom Turm lohnen sich auf jeden Fall. Ansonsten ist die Burg sehr kahl.

Was sich auch lohnt, ist ein Besuch im Stadion von Viktoria. Ein wirklich schöner Bau, von dem aus man sogar den Brauereiwasserturm und die Kathedrale sehen kann. Wir sahen ein Spiel zwischen Viktoria und den unechten Bohemians Praha. Unecht? Nun, schauen wir einmal bei der wikipedia, da heißt es: „Bohemians Prag ist ein tschechischer Fußballverein aus dem Prager Stadtteil Prosek. Bis Sommer 2005 trat er unter dem Namen FC Střížkov Praha 9 an. Nachdem der FC Bohemians Prag in Konkurs gegangen war, erwarb der FC Střížkov Praha 9 Namens- und Logorechte vom Gesamtverein TJ Bohemians Prag und benannte sich um.“ Wie sinnfrei solche Kommerzspielchen mit Namensrechten sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Die echten Bohemians, Bohemians 1905, der Kultklub, der das Känguru im Wappen nicht aus Spaß, sondern wegen einer Australientournee in den 1920er Jahren trägt, das St. Pauli der Tschechischen Republik, spielt übrigens in Liga 2.
Support und Spiel waren geradeso akzeptabel, wobei sich letzteres nach 50 Minuten deutlich besser anließ, als zuvor. Der Support war nur phasenweise recht originell, da einige der Gästefans mit Trompeten ganz gute Rhythmen vorgaben.
Das Spiel war erst chancenarm und schwach, doch nahm nach 50 Minuten Fahrt auf und sah dann drei Tore innerhalb von 11 Minuten, wobei das dritte Tor das spektakulärste war: direkt aufs Tor gebrachte Ecke von links und der Torwart der so genannten Bohemians kloppte sich den Ball ins Tor. Hätte der Amateurtorwart von Sokol Chyše nicht besser machen können... Die Heimmannschaft machte jedenfalls so ihren Sieg klar. Bei Bohemians gab es eigentlich nur einen richtig auffälligen Spieler, nämlich den eingewechselten Nigerianer Stanley Ibe, der erst den Ball unter die Latte zimmerte zum 3:1 Ehrentreffer und dann noch mit zwei guten Aktionen die Pilsener Abwehr in Schwierigkeiten brachte.
Nach dem Spiel gingen wir natürlich noch etwas essen, wobei der Kellner im Restaurant in der Nähe der Kathedrale echt ein Volltrottel war. Fremdsprachenkenntnisse mal wieder unter aller Sau - wobei ich in der Tschechischen Republik auch bei manchen Leuten den Eindruck habe, dass die eigentlich Deutsch oder Englisch können, aber haben nur keinen Bock haben, was zu sagen: die meisten Tschechen sind nämlich nicht nur beim Fußball emotionslos und abweisend und somit ein noch stärkerer Gegenpart zum „durchschnittlichen“ Südeuropäer oder Araber, als man das als Deutscher ist - und dann braucht der ewig, bis der einen einmal klar macht, dass die meisten Gericht aus sind, weil der Koch Eishockey-WM gucken will. Die Tschechische Republik spielte ja schließlich gegen Dänemark (5:0 ging das Spiel an die Tschechen). Aber zu einem guten Salatteller mit Putenbrust reichte es dann doch. War auch sehr preiswert, was neben der hohen Qualität des Essens immer ein Grund ist, in der Tschechischen Republik die einheimische Küche zu essen.
Bald danach waren wir wieder in Deutschland, wo dann mein Vater wieder das Steuer übernahm und uns sicher nach Merseburg brachte, wo wir kurz nach Mitternacht ankamen.
Trotz dreier nicht gerade herausragender Spiele, war es wieder einmal eine sehr schöne Tour mit Besichtigungspunkten, die ich - vor allem die ersten beiden Orte - auf jeden Fall empfehlen kann!

Statistik:

Grounds Nr. 300 und 301 (zwei neue Grounds; diese Saison: 71 neue)
Sportveranstaltungen Nr. 792 und 793 (diese Saison: 160)
Tageskilometer: 480 (Auto)
Saisonkilometer: 23.050 (12.810 Auto/ 3.710 Fahrrad/ 3.670 Bahn/ 2.960 Flugzeug)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 143

Fotos unter:
Krásný Dvůr
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425a%20Krasny%20Dvur%20-%20Schloss%20Schoenhof/

Valeč
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425b%20VALEC%20V%20CECHACH%20-%20Barockstaedtchen/

Chyše gegen Toužim
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425c%20SOKOL%20CHYSE%20B%201-2%20SK%20TOUZIM%20B/

Chyše
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425d%20Chyse%20-%20Chiesch/

Petrohrad
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425e%20Petrohrad%20-%20Burg%20und%20Schloss/

Burg bei Plzeň
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425f%20Plzen%20-%20Hrad%20Radyne/

Viktoria Plzeň gegen „Bohemians“
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/BITTE%20HIER%20WEITER%20-%20FOTOS%20AB%2022-03-2009/090425g%20Viktoria%20Plzen%203-1%20Bohemians%20Praha/

WE143I: Endlich wieder zu den Hopfenkickern aus Flöhau - oder: der Tabellenführer versagt beim Drittletzten

FK Chmel Blšany 0:0 FK Arsenal Česká Lípa
Freitag, 24. April 2009 - Anstoßzeit 19.00
Divize B (4. tschechische Liga, 1. Amateurliga)
Ergebnis: 0:0 nach 91 Min. (45/46) - Halbzeit 0:0
Tore: -
Verwarnungen: FK Chmel 2, Arsenal 1
Platzverweise: keine
Stadion: Stadion FK Chmel Blšany (Kap. 2.300, davon 2.000 Sitzplätze)
Zuschauer: 1.147 (ca. 30 Gästefans)
Spielqualität: 3,0/10 (mäßig)

Treffpunkt Frohe Zukunft, vor dem Rugbyplatz des USV Halle. Dort, im Norden von Halle/ Saale, holte mich mein Vater ab. Zwei Tage Tschechische Republik standen an. Nach einer Weile übernahm ich das Steuer und fuhr mit dem wirklich gut und angenehm fahrbaren Hyundai nach Žatec. Kurz vor 17.30 dort angekommen, war noch genug Zeit, um im Hotel „u Hada“ einzuchecken. Weiter ging es, zum ersten Mal seit über einem Jahr, nach Süden: 15km nach Blšany. Der FK Chmel hat seinen freien Fall nun mittlerweile vorerst mit einem Platz im hinteren Tabelledrittel der höchsten Amateurspielklasse gestoppt. Vor drei Jahren sah das schöne Stadion des FK Chmel noch Erstligafußball.
Der Freitagstermin war ideal. So waren wir mal wieder bei dem Verein und lernten auch noch - mehr aus zu vieler Zeit vorm Spiel - den Friedhof des Ortes kennen, der einige weit über 100 Jahre alte, zum Teil deutsche Gräber beherbergt.
Im Stadion war es dann nicht ganz so ruhig wie auf dem Friedhof. Deutsch sollte dort aber auch gesprochen werden - es gibt doch auch immer noch andere deutsche Freunde des Vereins. Rekordkulisse in dieser Saison. Die am ehesten mit der Divize vergleichbare deutsche Verbandsliga sieht meist Zuschauerzahlen von unter 200, die Divize aber auch meist nicht mehr als 300. Noch schnell eine der hervorragenden Grillwürste gegessen und dann ab auf die Tribüne. Dort lärmten dann die 10 aktiven Blšany-Fans. Solche geringe Zahlen von anfeuerungswilligen Fans sind ja leider normal in Amateurklassen. Die 30 aktiven Gästefans kamen alle erst zur 20 Minute herein, wobei sie nichts verpasst hatten.
Wenn man auf einige gute Paraden der Torhüter und kläglich vergebene Großchancen verzichten kann, dann hätte man auch erst zum Abpfiff erscheinen brauchen. Der Tabellenführer - Arsenal Česká Lípa - brachte es fertig, nicht über ein torloses Unentschieden in Blšany hinauszukommen. Und der FK Chmel war sogar noch die bessere Mannschaft!
Die besseren Fans hatte allerdings Česká Lípa. Auch wenn die akustisch nicht so der Knaller waren - die Schalparade wirkte auch nicht so, bei den wenigen Leuten - war doch das Feuerwerk nach Abpfiff, was vor allem auf dem Rasen abbrannte, wirklich sehenswert.
Wir waren unter den Letzten, die aus dem Stadion gingen, weil wir uns 5 Minuten Zeit gelassen hatten, um das Feuerwerk, was die umstehenden Ordner anscheinend gar nicht störte, bis zum Ende zu sehen.
Jetzt noch ins Motorest Blšany, was fast bis auf den letzten Platz besetzt war, und ein wirklich hervorragendes Essen in „feiner“ Gesellschaft - lauter Bier trinkende, abgerissene ältere Männer an unserem Tisch - einzunehmen.
Gegen 23 Uhr waren wir wieder im „u Hada.“

Statistik:
Ground Nr. 299 (kein neuer Ground; diese Saison: 69 neue)
Sportveranstaltung Nr. 791 (diese Saison: 158)
Tageskilometer: 330 (310 Auto, 20 öffentliche Verkehrsmittel)
Saisonkilometer: 22.570 (12.330 Auto/ 3.710 Fahrrad/ 3.670 Bahn/ 2.960 Flugzeug - im Moment wieder mehr Rad- als Bahnkilometer)
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: -
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 143

Fotos unter:
Obec B. - und Bierstadt Žatec

Montag, 5. Januar 2009

WE126II-IV: Das Eishockeywochenende



Eine Spontanentscheidung führte dazu, dass wir schon eine Woche nach der Rückkehr aus Tunesien ein voll gepacktes Eishockeywochenende organisierten: ein Spiel in Deutschland, zwei in der Tschechischen Republik. Die Spontanentscheidung fiel deshalb derart aus, weil in unserem Landkreis und den Nachbarkreisen keinerlei Veranstaltungen am Wochenende angesetzt waren. Am Donnerstag gab es den Neujahrslauf (Bilder finden sich unter http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090101%20Merseburger%20Neujahrslauf/) und am darauf folgenden Dienstag war ein Hallenturnier angesetzt. Aber auch am Wochenende sollte etwas los sein!
Also wurde bei Seik ganz schnell ein Mietwagen geordert - ausnahmsweise wurde ich auch als Fahrer eingetragen (ob er wusste, was er damit tut...) - und schon am Freitag dem 2.1. wurde ein bisschen was unternommen.
Zum Warmmachen ging es zur Burg Querfurt - wir waren zwar schon mehrfach dort, aber es bot sich als Kurzausflug an, vor allem damit ich, drei Monate nach Führerscheinerwerb (und zwischendurch nicht mehr gefahren) - und dann spielten in Halle ab 20Uhr zwei Bullenmannschaften gegeneinander.
Saalebulls Halle 1:3 Starbulls Rosenheim
Freitag, 2.Januar 2009 - Anbully 20.00
3. Deutsche Liga (Regionalliga)
Ergebnis: 1:3 nach 60 Min.
Drittelstände: 1:1, 0:2, 0:0
Tore: 0:1 6. ?, 1:1 18. Reckers, 1:2 28. Stanley, 1:3 38. ?
Strafzeiten: 8+10:4
Eishalle: Eissporthalle Halle (Kap. 3.500)
Zuschauer: ca. 1.500 (600 Gästefans)
Spielqualität: 1,5/10 (katastrophal!)

Ich fuhr den Wagen zur Eissporthalle in Halle, die wir - so schworen wir uns nach dem Spiel - nicht mehr von Innen sehen werden. Mal ganz davon abgesehen, dass diese verkommene Idiotenstadt Halle mit ihrer den Eissport kaputtmachenden Bürgermeisterin drauf und dran ist, den Weiterbetrieb der Eissporthalle zu verhindern - die Stadt ist mal wieder fast bankrott, da kann man auch nicht großkotzig die auf die eigenen Fahnen geschriebene Jugendförderung (die Saalebulls sind darin sehr wohl sehr aktiv) erfüllen - es ist auch zudem so, dass das Eishockey in Halle mittlerweile in die völlige Niveaulosigkeit abgesunken ist, in der katastrophal schlechte Spiele die Regel und richtig gute Spiele wie im November einmal gegen Rostock, die Ausnahme.
Zu diesem Spiel braucht man nicht wirklich viel zu sagen, außer dass sich 300 aktive hallesche Fans vergeblich bemühten, die 600 fast allesamt aktiven Gästefans zu übertönen, da die anderen 600 Fans der Heimmannschaft entweder von vorneherein nicht auf Anfeuern eingestellt waren - Problem: Modefans und Sesselfurzer - oder während dieses Mistspiels - so wie ich ja auch - die Lust verloren.
Da mag das erste Drittel noch halbwegs akzeptabel gewesen sein - Höhepunkt neben dem Führungstreffer natürlich der viel gefeierte Glückstreffer von Ausgleich, den ein völlig untalentierter Saalebulls-Spieler namens Recker über den Torwart springen lies (unbegreiflich, wie der Puck reingehen konnte) - doch schon im zweiten Drittel spielten auch die klar überlegenen Gäste streckenweise Mist. Zwei ganz grobe Abwehrfehler der Heimmannschaft sorgten dann zur 1:2 und 1:3 Führung für die ehemals wirklich erfolgreiche bayrische Mannschaft.
Das dritte Drittel wurde von lustlosen Gästen und unfähigen Heimspielern jeglicher Spielkultur beraubt. Einfach nur noch erbärmlich was diese Lutscher da gespielt haben!
Am nächsten Morgen fuhren wir gen Südosten, in der Hoffnung, vernünftiges Eishockey zu sehen. Zuerst stand aber vernünftiges Sightseeing auf dem Programm. Wir fuhren in Zschopau von der Bundesstraße ab, hoben uns eine Besichtigung dieser Stadt allerdings für den Sommer auf. Fahrerwechsel. Jetzt konnte ich feststellen, wie schwer es ist, auf verschneiter und vereister Fahrbahn zu fahren. Vor allem Anfahren am Berg ist da echt nicht so einfach.
In Scharfenstein, einem Ortsteil von Drebach, fuhren wir gleich zum kostenpflichtigen Parkplatz ohne funktionierende Parkuhr, und liefen dann zum Schloss hoch. Die Anlage ist hervorragend erhalten, baulich geschlossen und dementsprechend touristisch genutzt. Wir zahlten nur für die Turmbesteigung (1€) und fuhren dann weiter gen Wolkenstein. Dort ist eigentlich der gesamte Ortskern sehenswert, dass Schloss ist da nur der Abschluss und auch nicht zwangsläufig der Höhepunkt. Es weißt große Ähnlichkeiten zu dem in Scharfenstein auf, nur kann man dort keinen Turm besteigen. Nach dem Blick in den Innenhof ging es also weiter gen Tschechische Republik.
In Žatec war einchecken im Hotel U Hada (Hotel zur Schlange) angesagt. Ist leider nicht ganz billig, aber wir kannten das Hotel und es liegt günstig zu unseren nächsten Zielen.
Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Synagoge von Žatec fertig renoviert wurde - natürlich ist sie nicht für Nichtjuden geöffnet - war unser nächstes Ziel Chomutov.
KLH Chomutov 4:5 HC Kometa Brno
Samstag, 3.Januar 2009 - Anbully 17.30
1. Liga (2. tschechische Eishockeyliga)
Ergebnis: 4:5 nach 65 Min. + Penaltyschießen
Drittelstände: 0:1, 1:3, 3:0
Verlängerung: 0:0
Penaltyschießen: 0:1
Tore: 0:1 8. Sedlák, 0:2 21. Padělek, 0:3 23. Sedlák, 1:3 32. Hlinka, 1:4 34. Sedlák, 2:4 49. Jeslínek, 3:4 56. Skořepa, 4:4 58. Jíra.
Tor im Penaltyschießen: Sedlák.
Strafzeiten: 12:14+10 Minuten
Eishalle: ČEZ stadion (Kap. 4.500)
Zuschauer: ca. 3.000 (400 Gästefans)
Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Nachdem wir die Karten an der Eissporthalle geholt hatten, gingen wir noch durch den Stadtkern - die Kirche mit den Gummipuppen hatte aber leider nicht mehr offen, vielleicht hatte die „Kunst“ausstellung auch eh schon wieder gewechselt - und etwa eine Stunde vor Beginn in die Halle. Einlass (mit Lichtschranke) und Name der Halle sind zwar (unnötig) modernisiert, aber es gibt noch erfreulich viele Holzbänke, teilweise mit Blech beschlagen.
Es zeichnete sich schon nach drei Minuten ab, dass das Spiel nicht nur - wie nominell der Fall war - um eine Klasse höher sein sollte, als am Vortag, sondern um Welten! Schon nach 8 Minuten hatte sich mehr getan als in den 60 Minuten in Halle/ Saale.
Nach dem ersten Drittel, das rasant geführt wurde, wenigstens einen Treffer sah und mit leichter Überlegenheit der Gäste in die Pause ging, war uns klar: lieber mehr Geld für Fahrtkosten drangeben und mehr Zeit aufwenden für bessere Spiele, als diesen Mist in der deutschen 3. Liga angucken. Kultur haben wir ja auch noch dazu!
Im zweiten Drittel dominierten die Gäste dann völlig. Zwar kam Chomutov nach dem 0:3 noch einmal kurzzeitig zurück, doch nach dem 1:4 rechnete wohl keiner mehr mit einem Erfolg für die Gastgeber.
Diese drehten jedoch gegen Mitte des letzten Drittels richtig auf. Unglaublicherweise gelang es ihnen durch Dauerdruck auf das Tor der Brünner noch den Ausgleich zu erzielen.
Chomutov rettete sich somit in die Verlängerung. Diese fünf Minuten sollten aber mal wieder sinnlos sein, sodass es zum Penaltyschießen ging.
Der erste Schütze von Chomutov verschießt, der erste von Brno auch, der zweite von Chomutov trifft wieder nicht (Penaltyschießen ist auch viel schwerer, als Elfmeterschießen oder Siebenmeterwerfen), doch dann der zweite von Brno. Der Torwart von Kometa sollte den nächsten Schuss parieren, sodass die Entscheidung gefallen war.
Dieser Sieg im Penaltyschießen war auch absolut verdient aufgrund der weitestgehenden Überlegenheit von Kometa Brno.
Fantechnisch war dieses Spiel übrigens sehr gut. Vor allem für die tschechischen Verhältnisse. Hinter uns machten etwa 100 Leute andauernd Lärm für Chomutov und im Gästesektor feierten fast alle kräftig ab. In letzterem wurde es übrigens zum Ende des dritten Drittels hin unangenehm, als es zu zwei Schlägereien kam. Aber alles in allem war das auch nicht weiter wild und würde nur in der deutschen Lokalpresse Erwähnung als „Ausschreitung unbelehrbarer Hooligans“ finden.
Über das Schiedsrichtergespann um Hauptschiedsrichter Vampola kann man sich nicht weiter beklagen.

Wir fuhren dann wieder nach Žatec zurück und übernachteten dort entsprechend gut.

Am nächsten Morgen standen wir verhältnismäßig spät auf und waren nach dem guten Frühstück erst gegen 9.00 Uhr abfahrtbereit.
Auf dem Weg nach Kadan erschlossen sich mir einige Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht, weswegen ich mich an den Tschechen orientierte, die in der 70er Zone 110 fuhren. Es war ja auch nicht glatt, da es in der Gegend von Žatec gar nicht geschneit hatte.
In Kadan wurde es dann erst wieder etwas glatter. Dort nahmen wir uns eine reichliche Stunde zur Erkundung der Innenstadt, deren Höhepunkt der Marktplatz mit Kirche, Rathaus (mit bizarrem Turm) und benachbarter Stadtburg ist.
Weiter ging es in nördlicher Richtung, wo wir uns in Místo zur Burg Hassenstein, also Hasištejn* aufmachten, die jedoch im Winter geschlossen ist. So konnten wir nur die Vorburg begehen und verschoben die Innenbesichtigung auf „irgendwann im Sommer, am besten wenn Fußball in Litvínov oder die Ecke da ist.“
Nächster Punkt war Most, wo wir im Švejk einkehrten und wieder einmal sehr gutes Essen serviert bekamen.
Noch einmal hoch zur Burg von Most - zum Glück war die Auffahrt von bis zu 25% Steigung, die man mit einem langweiligen Ford C-Max 1.600 nur im 1. Gang bewältigt, nicht verschneit - und dann weiter gen Litvínov.
Dort gab es schon Karten - natürlich nur noch Stehplätze - für das Spitzenspiel der höchsten tschechischen Eishockeyspielklasse. Wir fuhren nach dem Kartenkauf und nachdem wir uns noch etwas im Fanshop besorgt hatten, locker gen Meziboří und guckten noch etwas an der Skipiste herum. Zurück fuhren wir dann durch Janov, das Ende des letzten Jahres ua. in der FAZ unrühmlich erwähnt wurde, da dort die rechtsextreme tschechische Partei Delnická Strana unter tatkräftiger Unterstützung des asozialen Teils der Bevölkerung Litvínovs, der leider einen nicht zu unterschätzenden Teil der Gesamtbevölkerung ausmacht, zwei Pogrome gegen die im Vorort ansässigen Roma angezettelt hat**.
HC (Chemopetrol) Litvínov 2:3 HC Moeller Pardubice
Sonntag, 4.Januar 2009 - Anbully 17.30
Extraliga (1. tschechische Eishockeyliga)
Ergebnis: 3:4 nach 65 Min. + Penaltyschießen
Drittelstände: 2:1, 0:1, 0:0
Verlängerung: 0:0
Penaltyschießen: 1:2
Tore: 1:0 2. Hübl, 2:0 8. Jenáček, 2:1 16. Tvrdík, 2:2 29. Pivko
Tore im Penaltyschießen: 1:0 Jenáček, 1:1 Tvrdík, 1:2 Kolář
Strafzeiten: 26+10:16
Eishalle: ZS Ivan Hlinka (Kap. 7.000)
Zuschauer: ca. 5.500 (50 Gästefans)
Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Verdächtigerweise suchte man in der Eissporthalle Roma fast vergebens - sonst waren da sehr wohl mehr zu sehen - aber die Zuschauerzahl von über 5.500 und unser etwas eingequetscht liegender Platz, der aber immerhin fast völlig freie Sicht aufs Feld zuließ, ließ auch nicht die ganzen Zuschauerränge überblickbar.
Das Spiel ging jedenfalls gut los. Sofort fiel das 1:0 für Litvínov und es dauerte nicht lange, ehe das Publikum das 2:0 feiern konnte. Beim 2:1 meldete sich nur die Busladung Fans aus Pardubice. Es war im Übrigen auch beim 2:2 Ausgleichstreffer lächerlich, wie die Heimfans resignierten. Da wurde nicht einmal gegen die Gäste gepöbelt.
Gegen den Schiedsrichter, der schon im ersten Drittel einmal, von einem Eishockeyschläger getroffen, behandelt werden musste, wurde aber fleißig geschimpft. Auch einige Flaschen und Feuerzeuge flogen wieder einmal. Bei der Leistung dieser drei Blinden war das auch kein Wunder. Wie man z.B. einen Bandencheck von Pardubice, der für eine längere Verletzungspause sorgte, mit zwei Minuten ahnden, aber einen mittelschweren Ellbogenstoß von Litvínov mit 2+10, ist unbegreiflich. Auch andere Regelverstöße wurden mit Vorliebe zu Ungunsten des Tabellenführers ausgelegt.
Ein Highlight diesbezüglich dann die Szene, in der Travníček und Píši sich auf US-Sport-Niveau (diese Wortschöpfung ist aber irgendwie ein Widerspruch in sich: US-Sport (NHL, NBA, Baseball, American-Football sind hier vor allem gemeint) und Niveau: da kann man ja nur lachen...) begaben und eine hemmungslose Schlägerei an der Wechselbank von Litvínov austrugen. Aber solange solche Szenen im Rahmen bleiben (also vielleicht maximal zweimal pro Partie), ist das ja eine willkommene Adrenalinstoßsituation.
Die Verlängerung war sinnlos, wobei die Unparteiischen, die an diesem Tag eher die Parteiischen waren, alles daran setzten, Pardubice schon in der Verlängerung zum Sieg zu führen. Da wurden fast gleichzeitig zwei lächerliche Zeitstrafen gegen Litvínov ausgesprochen, die zu einer 5:3 Überzahl führten. Der Tabellenzweite war aber unfähig, diese schiedsrichterliche Steilvorlage zu verwandeln und holte den Sieg erst im Penaltyschießen. Der slowakische Torwart der Gäste war da einfach der Bessere.

Über teils katastrophal verschneite Straßen fuhren wir innerhalb von beinahe fünf Stunden nach Merseburg zurück.

Ground Nr. 274 (1 neuer, diese Saison: 44 neue)
Sportveranstaltung Nr. 726 (diese Saison: 93)
Tageskilometer Freitag: 120 (Auto)
Tageskilometer Samstag: 320 (Auto)
Tageskilometer Sonntag: 360 (Auto)
Saisonkilometer: 17.100; 9.270 Auto/ 2.960 Flugzeug/ 2.590 Bahn/ 2.280 Fahrrad
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 127
* Beim Thema Burgen in der Tschechischen Republik sei unbedingt
http://www.hrady.cz empfohlen. Um mindestens zwei Klassen besser als jede deutsche Burgenseite wie burgenwelt und burgeninventar. Man findet in der riesigen Datenbank nicht nur Burgen und Schlösser, sondern auch Kirchen, Kapellen, Gutshöfe und Brückenbauwerke. Mittlerweile sogar Zoos und andere Ausflugsziele. Hauptaugenmerk liegt jedoch auf mittelalterlichen Burgen, wobei jeder Wallrest vermerkt ist. Größtes Problem auf der Seite ist das Durchfinden durch die tschechischsprachige Flut von Informationen. Die Suche ist leider nur bedingt hilfreich, da man den korrekten Namen der Burg/ des Ortes inklusive aller Sonderzeichen (Verlängerungszeichen nicht vergessen!) eingeben muss, um etwas zu finden. Die Kartensuche ist natürlich sehr unübersichtlich, aber am Besten für die Leute geeignet, die ein Ausflugsziel um einen bestimmten Ort herum suchen.
Also eine sehr gute Seite:
http://www.hrady.cz

** Bei youtube findet sich viel gutes Material, was auch hoffentlich dort verbleibt (man weiß ja, dass dort einige löschwütige Idioten herumsitzen). Zu empfehlen sind folgende Mitschnitte:
http://www.youtube.com/watch?v=JX7RE3wGCig und http://www.youtube.com/watch?v=pkSKaRvZ4Ok&feature=related . Tschechischkenntnisse sind empfohlen, aber man kann auch, kennt man nur ein paar Worte wie ich, erraten, was dort gepöbelt wird. Schlüsselwort: Cikáni „tsikaani“ - Zigeuner. Deutschsprachige Quellen gibt es kaum. Viel linksextreme Propaganda (also Jungleworld und ähnliche Lügenverbreiter - sorry, aber das bringt’s echt nicht, wenn man was gegen Neonazis unternehmen will) und als positive Ausnahme Radio Prag http://www.radio.cz/de/artikel/110429/limit .

Bilder:
Mistspiel in Halle
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090102%20Saalebulls%20Halle%201-3%20Starbulls%20Rosenheim/
Idyllisches Scharfenstein
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103a%20Scharfenstein%20im%20Erzgebirge/
Ebenso idyllisches Wolkenstein
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103b%20Wolkenstein%20im%20Erzgebirge/
Schönes Match in Chomutov
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103c%20KLH%20Chomutov%204-5nP%20Kometa%20Brno/
Bierstadt Žatec
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090103d%20Zatec%20-%20Bierstadt%20Sarz%20-%20Album%20II/
Eine typische böhmische Mittelstadt: Kadan (und eine Burgruine im Wald: Hasištejn)
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090104a%20Kadan%20und%20Hasistejn/
Noch ein gutes Spiel, diesmal in Litvínov
http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/090104b%20HC%20Litvinov%202-3nP%20HC%20Moeller%20Pardubice/

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Sonntag, 28.12.08: Ein französischer Spielmannszug, deutsche Sprechchöre und irakische Fans beim tunesischen Fußball

http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081228a%20Monastir%20-%20Album%20II/

http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081228b%20US%20MONASTIR%202-0%20AL-QUWA%20AL-JAWIYA/

Wir standen so spät auf, wie noch nie auf dieser Reise: 7.45 Uhr. Erst 8.30 erschienen wir beim Frühstück. Vier weitere Gäste waren da und nach dem wirklich ordentlichem Frühstück mit Schokocroissant, Marmeladenbaguette und Käsestange kam die positive Überraschung: dieses 3-Sterne-Hotel kostete aufgrund des Nebensaisonrabattes nur 38€, nicht wie ausgepreist 58€.
Wir fuhren danach noch etwas die Promenade entlang. Da wir den Ribat und das Mausoleum schon kannten, die ummauerte Medina aber noch nicht gesehen hatten, parkten wir an der Habib-Bourgiba-Moschee, die wir bei der Gelegenheit gleich besichtigten. Für 2€ Trinkgeld führte uns ein freundlicher junger Mann auch in den Gebetsraum. Bald waren das kommende Spiel von USM und das vorige von EST nach den üblichen Erklärungen, was die Mihrab oder die Minbar sind, Thema. Ein wirklich sinnvoller Satz des Moscheeführers, der hoch erfreut war, dass sich Deutsche so für den einheimischen Fußball begeisterten, war übrigens: „football is money“, was uns ins Gedächtnis rief, wie teuer die Fußballkarten, teils aber auch die für Volley- und Handball für die normale tunesische Bevölkerung - die Tunesier, die mit Audi A3 und 5er BMW umherrasen, sind nicht die normale Bevölkerung - eigentlich sind. Noch schlimmer, maßloser und skandalöser überzogene Preise als in Polen!
Nachdem wir noch eine halbe Stunde an der wunderbar geschlossenen, sandfarbenen Stadtmauer mit einem vorgerückten, besonders schönen Wehrturm auf der Südseite gegangen waren, fuhren wir noch 2 Stunden in südlicher Richtung durch die fruchtbare Landschaft mit ihren engen Straßen. Dann wurden wir um 21€ erleichtert. Die besten Tribünenplätze gab man uns. Wer nicht so viel ausgeben will, muss wirklich lautstark darauf bestehen, billigere Karten zu bekommen („Virage“ gab es allerdings gar nicht bei USM), da einen als Tourist nicht aus dem Grunde „ach, der Europäer kann sich doch eh die teuersten Karten leisten“ sondern aus dem Grunde „Haupttribüne ist sicherer“, nur die besten Plätze - je nach Spiel zwischen 10,50€ wie bei diesem oder gar 26€ - verkauft werden.
Union Sportive Monastirienne 2:0 Al-Quwa Al-Jawiya Baghdad
Samstag, 27.Dezember 2008 - Anstoßzeit 14.00
Achtelfinale Arab Championsleague (دوري أبطا ل العرب)
Ergebnis: 2:0 nach 101 Min. (50/51) - Halbzeit 0:0, Hinspiel 1:1 (= 3:1)
Tore: 1:0 80. Hichem Essifi 2:0 82. Hichem Essifi
Verwarnungen: 1:3
Platzverweise: keine
Stadion: Stade Moustapha Ben Jannet (Kap. 15.000 freigegebene Plätze)
Zuschauer: 10.000 (15 Gästefans)
Ground Nr. 273 (diese Saison: 43 neue)
Sportveranstaltung Nr. 723 (diese Saison: 90)
Tageskilometer: 300 (Auto)
Saisonkilometer: 14.420; 8.070 Auto/ 2.590 Bahn/ 2.280 Rad/ 1.480 Flugzeug
Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 2
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 126
Spielqualität: 6,5/10 (Durchschnitt bis Gut)
Tagesunterhaltungswert: 7,0/10 (hoch)

Wir sollten dann aber auch wirklich wieder etwas geboten bekommen - schon allein der Eingang ins Stadion: „Willkommen in Tunesien“ vom 1. Ordner auf Deutsch und dann durch den Logenaufgang, der holzgetäfelt und voller Fußballfotos und Poster des Präsidenten Ben Ali war, zur bequemen Bestuhlung. Apropos Ben Ali: den Durchgang schmückte übrigens ein Banner mit der arabischen Aufschrift „Shukran, ya siyada ar-ra’is - Danke, oh Eure Exzellenz (Herr) Präsident“ und über dem unterhalb der Gegengerade angebrachten Schild mit dem Stadionnamen hing ein Banner mit Ben Alis Konterfrei „Ahba’ Al-Ittihad Ar-Riyadi Al-Monastiry ma*a Ben *Ali 2009 - Die Liebenden (Fans) des SV Eintracht Münster (Monastir also natürlich) mit Ben Ali (auch im Jahre) 2009“.
Schon vor Anpfiff füllte sich das Stadion sehr zügig. Vor allem auf der Gegentribüne - die kleinen Ausbauten hinter den Tore blieben irgendwie gesperrt heute - war schon richtig was los, und nachdem ein paar Spieler der irakischen Mannschaft gebetet hatten und dann anfingen, zu filmen und zu fotografieren, wo sie ihre Auswärtsspiel bestreiten würden, kam auch noch ein Spielmannszug ins Stadion. Französische Spielmannskultur gibt es also auch in Tunesien; Blechbläser, europäische Trommeln und die allseits bekannten Büscheldinger der Cheerleader.
Für arabischen Fußball völlig untypisch - mittlerweile hatte sich unsere Tribüne so stark gefüllt, dass Dutzende Fans die Treppen sitzend blockierten, was die Ordner natürlich nicht weiter störte (wer braucht schon Fluchtwege?) - kamen schon 10 Minuten vor 14 Uhr die Mannschaften. Eine tolle Choreo der Gegentribüne - „OUR“ und das stilisierte Logo auf blauen, gelben, weißen und schwarzen Papptafeln, darunter das Banner „step by step to the final“ - begleitete den Einmarsch. Danach gab es erste Sprechchöre der Monastir-Fans „(klatsch, klatsch, klatsch-klatsch-klatsch-klatsch) Sieg!“ Nicht etwa „fauz“, sondern Deutsch: „Sieg“ skandierten die Fans!
Danach sah es aber lange nicht aus. Grobe Fehlpässe, aber viel Kampf. Viel Druck aufs Tor, aber beschissener Abschluss. Bei beiden Teams.
Bei Pause stand es 0:0 und auch nach druckvollen 10 Minuten in der zweiten Halbzeit fiel kein Treffer. Das Spiel verflachte und nach 70 Minuten traf Monastir nur einmal irregulärerweise. Erst in der 80. - durch die lange Nachspielzeit in der ersten Hälfte eigentlich schon 85. - erzielte Hichem Essefi per Kopf das 1:0. Ein wirklich sehenswerter Treffer, der das Stadion toben ließ vor Freude. Noch mehr tobten sie, als gleich darauf derselbe Spieler noch einmal traf. Diesmal volley ins lange Eck. Das war die Entscheidung!
Monastir spielte nicht herausragend, doch war diese Stadt die schönste in Tunesien für mich und dieser Stadionbesuch ebenfalls sehr schön.
Nach Abpfiff gab es noch seltsame Szenen im Klo: zwei der jungen Irakerinnen wurden von ihrem Vater an den Männern im Klo vorbei geschleust und bis zur Kabinentür begleitet. Die Männer sahen sie nicht, da sie von den hohen Ummauerungen der Pinkelbecken verdeckt waren. So kann man also ein gemischtgeschlechtliches Klo regeln.
Und Apropos Frauen im Stadion: wer ohne männliche Begleitung kam als Frau, wurde von den Ordnern in den Sektor links von uns geschickt. Ein eigener Frauensektor, zudem außer Frauen und Mädchen nur noch Jungen unter 12 Jahren Zutritt haben. Ansonsten natürlich freie Platzwahl.
Nach dem Spiel gab es noch etwas Party in der Innenstadt und wir gingen im Restaurant El Medina essen. Der Ober sprach uns gleich an, dass wir im Fernsehen zu sehen waren, denn das Spiel wurde live übertragen, im El Medina läuft immer die Glotze in einem der drei Bereiche des Restaurants und so bekamen wir gleich mal eine gratis Vorspeise serviert.
Irgendwie war es schade, dann danach gen Tunis fahren zu müssen, um sich zum Flughafen zu begeben. Die 10 Tage waren schnell rum und Tunesien zusammen mit Serbien das bisher interessanteste Reiseland für mich. Sogar leichte Vorteile für Tunesien, was die Schönheit des Landes und die Unterhaltsamkeit der Reise angeht!

Samstag, 27.12.08: Der nördlichste Punkt Afrikas und ein Spiel der Arabischen Championsleague

http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081227a%20Bizerte%20-%20Noerdlichster%20Punkt%20Afrikas/ http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081227b%20Utica%20-%20Roemische%20Mauern%20und%20Mosaike/ http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081227c%20ESPERANCE%206-1%20AL-HILAL%20AL-HODAYDA/ Wieder einmal ersetzte der Ruf zum Morgengebet den Wecker. Frühstück gab es keines im Hotel, also fuhren wir gleich an die Küste, in deren Hinterland sich dichter Nebel gebildet hatte. Am Kap sah es dann besser aus. Zwischen Cap H’mam und Cap Angela liegt der nördlichste Punkt des afrikanischen Festlandes in wirklich schöner Landschaft; Steilküsten, Sandstrände und grüne Berge. Wir fuhren dann die engen Straßen entlang wieder in die Innenstadt von Bizerte und kauften uns wirklich gute Croissants und Rosinenschnecken, die zusammen mit Apfelsinen und Mandarinen unser Frühstück bildeten. Den Hafen und die Festung entlang ging es zum Auto und dann zügig nach Utica. Utica, bzw. Utique, war von allen tunesischen Ruinenstädten, noch hinter Musti, die unspektakulärste. So wirklich empfehlen kann ich die Mauerüberreste mit nervigen Guides, aber auch immerhin einigen wirklich schönen Mosaiken von bis zu 2.800 Jahren Alter und als Highlight einem irgendwie etwas unecht wirkenden menschlichen Skelett in der punischen Necropolis, nicht. Das Museum, was im Preis inbegriffen war, schenkten wir uns. Wir sorgten dafür, auf dem schnellsten Weg nach Tunis zu kommen, wo wir gleich zur Geschäftsstelle von Espérance fuhren und uns Karten fürs Championsleague Spiel besorgten. 7,50€ für einen Tribünenplatz im Stade Radés ist wirklich nicht viel. 50m weg vom Kartenschalter hatte sich ein älterer Mann seinen Imbisstand, der mit Fotos von Espérance Fans und Spielern ausgeschmückt war, aufgebaut. Wir holten uns ein paar Baguettes mit Käse und scharfer Paprikasoße zu je 0,35€. Bei der Gelegenheit kaufte ich gleich ein 30x20cm großes Foto vom tunesischen Nationalspieler Dos Santos, wie er zu Zeiten bei Espérance vor der überfüllten Virage (Fankurve) jubelt. Eine weitere Collage bekam ich sogar geschenkt, da der Mann hoch erfreut über den Besuch der deutschen „Espérantistes“ war. Nun noch schnell zum Hotel Tej und die dort zwei Tage zuvor vergessene Jacke samt Portemonnaie inklusive Studentenausweis, Führerschein etc. abholen - erfreulicherweise sind die Leute vom Zimmerservice wirklich ehrlich und aufmerksam - und dann zügig zum Stadion. Das eigentlich von Espérance (Taraji) und Club Africain (Nady Al-Afriky) genutzte Stade Menzah ist nicht für internationale Spiele ausgelegt, sodass das Championsleague Spiel zwischen Taraji Tunisiy und Al-Hilal As-Sahely Al-Hodayda, aus der jemenitischen Hafenstadt Al-Hodayda, im Stade de 7 November 1987, also dem Stade de Radés ausgetragen wurde. Das Hinspiel wurde schon nicht bei Al-Hodayda ausgetragen, sondern im 150km entfernten Sana, der Hauptstadt des ärmsten Landes der arabischen Halbinsel. Espérance Sportive de Tunis 6:1 Al-Hilal As-Sahely Al-Hodayda الهلال الساحلي الحديدة 6:1 الترجي الرياضي التونسي Samstag, 27.Dezember 2008 - Anstoßzeit 14.00 Achtelfinale Arab Championsleague (دوري أبطا ل العرب) Ergebnis: 6:1 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 2:1, Hinspiel 2:1 (= 8:2) Tore: 1:0 4. Khelil Chammam, 2:0 30. Henri Bienvenu, 2:1 33. Aboud As-Safa, 3:1 66. Wadi Tayyib, 4:1 75. Larbi Jabeur, 5:1 77. Henri Bienvenu, 6:1 84. Wajdi Bouassi Verwarnungen: 1:1 Platzverweise: keine Stadion: Stade 7 Novembre 1987 Radés (Kap. 60.000 überdachte Sitzplätze) Zuschauer: 10.000 (20 Gästefans) Ground Nr. 272 (diese Saison: 42 neue) Sportveranstaltung Nr. 722 (diese Saison: 89) Tageskilometer: 360 (Auto) Saisonkilometer: 14.120; 7.770 Auto/ 2.590 Bahn/ 2.280 Rad/ 1.480 Flugzeug Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 1 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 126 Spielqualität: 9,5/10 (Hervorragend!!!) Tagesunterhaltungswert: 7,0/10 (hoch) Wir verfuhren uns etwas auf dem Weg dahin, doch als wir nach der Feststellung „scheiße, das war mindestens eine Ausfahrt zu früh“ von der Stadtautobahn gefahren waren, kurz entschlossen wieder durch einen gesperrten Weg und via einer Tankstelle auf die Stadtautobahn auffuhren, sahen wir auf der linken Spur einen Pick-up, der mit 12 Personen auf der Ladefläche und drei besetzten Kabinensitzen warnblinkend und wild hupend herumfuhr. Die Leute hatten gelb-rote Flaggen dabei und feierten Taraji Tunis ab. Also einfach mal von der dritten auf die erste Spur rüber gezogen und dran gehängt. In der Abfahrt zum Stadion kippte der Lieferwagen dann fast um, da die Fans auf der rechten Seite heftiger hüpften als die auf der linken Seite der Ladefläche, doch diese Szene ging dann doch genauso gut wie unsere Parkplatzsuche. Viele freie Stellflächen. Das Sportgelände von Radés ist wirklich toppmodern und braucht sich vor diesen ganzen Bundesliga,,arenen“ nicht zu verstecken. In der Schüssel nach Passieren der Kontrollen, d.h. die Sicherheitskräfte haben mal wieder nach Gesichtskontrolle kontrolliert kontrolliert: Touristen wurden gar nicht abgesucht, verstärkte sich dann der Eindruck, dass die Hütte wirklich sehr modern ist: es gibt nur Sitzplätze, diese sind alle überdacht, die Platzwahl ist aber kaum eingeschränkt, da recht wenige Fans ins Stadion kamen, was nicht zuletzt mit der sportlich weniger hohen Attraktivität der arabischen Meisterliga zu tun hat. Da spielen zwar nur Spitzenmannschaften aber meist nicht die Landesmeister - der jemenitische Verein „Halbmond der Küste“ war da eher die Ausnahme - und so ist es für viele interessanter, den Club in der tunesischen Liga bzw. der afrikanischen Championsleague anzuschauen, denn die arabische existiert nur zusätzlich zur afrikanischen bzw. asiatischen. Aber auch die nur etwa 10.000 Zuschauer, von denen schräg hinter uns in der Loge auch die 20 mitgereisten Jemeniten erwähnt werden müssen, die übrigens jeder Tunesierin hinterher pfiffen, was bei diesen nur für müdes Lächeln sorgte, machten gut Stimmung. Vor allem als kurz nach Anpfiff gleich das 1:0 für Taraji fiel - erzielt mit einem wunderbaren Freistoß unter die Querlatte - und ein Blocksturm auf den Oberrang der Virage einsetzte. Die Polizei verhinderte es allerdings keineswegs, dass tausende Fans in den Oberrang der Kurve strömten, der eigentlich gesperrt war. Es dauerte dann eine ganze Weile, ehe das 2:0 fiel. Obwohl das Spiel sehr einseitig war, war es wirklich gut. Wie immer bei Spielen in der arabischen Welt: tolle Zweikämpfe, die man in Europa oft wegen Foulspiels abpfeifen würde, und starke Technik. Kurz nach dem 2:0 erzielten die Gäste aus dem Jemen allerdings mit einer schönen Bogenlampe den Anschlusstreffer. 2:1 war der Pausenstand. In selbiger Pause verabschiedete sich dann einer meiner Kameraakkus. Alt, hunderte von Malen wieder aufgeladen, schon deutlich an Kapazität eingebüßt und nun ziemlich warm geworden. Als ich ihn aus der Kamera herausholte, war er am auslaufen, sodass ich ihn - ganz die feine tunesische Art - ein paar Reihe nach vorne schoss. Gestört hat es mal wieder keinen... Nach der Pause begann Al-Hilal As-Sahely ziemlich Druck zu machen, doch Taraji glänzte mit unglaublich gutem, technisch wirklich hervorragendem Fußball. Nach und nach spielten sie die Mannschaft aus Al-Hodayda regelrecht schwindlig, was zu vier weiteren Toren führte. Es hätte auch noch locker mindestens ein weiteres fallen können. Zwei Freistöße von Al-Hilal waren wirklich gefährlich knapp über die Latte des Tores der Heimmannschaft gegangen und eine Szene war ein klarer Elfmeter für Taraji. Die Tunesier bekamen diesen auch vom Schiedsrichter zugesprochen, doch nachdem er auf den Punkt zeigte, suchten die Spieler der Jemeniten Streit und ein maximal 16jähriger Espérance Fan stürmte den Platz. Drei Spieler der Gelb-Roten schickten ihn freundlich zurück, während Al-Hilal As-Sahely die Spielleiter bedrängte. Der Serienmeister aus Tunis reagierte aber wirklich sehr professionell, als der Blindgänger in Schwarz auf Schiedsrichterball an der Strafraumgrenze entschied. Also was sollte das bitte??? Wie kann man so einen klaren Elfmeter nur zurücknehmen?! Dass der Platzsturm des Jungen nicht ganz ohne Folgen bleiben sollte, war klar. Als die Polizei ihn verhaftete gab es eine ziemliche Rennerei und die Polizei wurde am Ausgang mit Gegenständen beworfen, doch die Szene beruhigte sich schnell wieder. Schließlich war Espérance de Tunis klar auf der Siegerstraße. 6:1 war der vielleicht doch etwas zu hoch ausgefallene Endstand des Spiels. Respekt, dieses Spiel hatte wirklich gute Qualität!!! Hinterher fuhren wir den Wagen gen Süden, gen Monastir, wo wir eine Ausfahrt zu spät abfuhren, da die Bauarbeiter in ganzen vier Tagen einen mehreren Kilometer umfassenden Bauabschnitt fertig bekommen haben. Also bis die Autobahn bis zur tunesisch-libyschen Grenze durchgebaut ist, kann es nicht mehr so lange dauern. In Monastir wurde wieder einmal hervorragend gegessen und dann das beste Hotel der ganzen Reise aufgesucht. Es sollte auch die letzte Übernachtung sein, also konnte man sich ausnahmsweise ein 3-Sterne-Hotel zu fast 40€ pro Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück leisten. Hotel Cristal Monastir machte auf jeden Fall einen wirklich guten Eindruck auf uns, obwohl wir den Eindruck nicht loswurden, die einzigen Gäste in der Nacht gewesen zu sein...

Sonntag, 21.12.08: Tunesiens bekannteste Ruinen, ein Ort in Blau und Weiß und das beste 0:0 was ich je gesehen habe

http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081221a%20Karthago%20-%20Tunesiens%20bekannteste%20Ruinen/ http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081221b%20Sidi%20Bou%20Said%20-%20Ort%20in%20Blau%20und%20Weiss/ http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081221c%20AVENIR%20LA%20MARSA%200-0%20GAWAFEL%20GAFSA/ Pünktlich zum Frühstück um 7.00 saßen wir im Speisesaal des Hotels. Eine Stunde später in der Metro; in Tunis eine Art S-Bahn, keineswegs eine U-Bahn. In Carthage-Byrsa stiegen wir aus und gingen, beeindruckt von den Villen des bei Tunis gelegenen Ortes Karthago auf den Hügel von Byrsa hinauf. Vor der verschlossenen Kathedrale kam uns eine typisch arabische Schulklasse entgegen, die natürlich auch ins Museum von Karthago wollte: „Hello! Bon jour monsieur!“ Besonders die Mädchen waren sehr darauf aus den „Deutscher“ anzusprechen. Am lustigsten war natürlich die etwa 14jährige Kleine mit dem rosa Kopftuch - eine der wenigen verschleierten - die mich mit: „Hi! Habibiy (mein Geliebter)“ ansprach. Es gibt im Freilichtbereich des Museum kaum sichtbare Strukturen, sondern vielmehr nur frei herumstehende Säulen und Figuren. Im Innenbereich gibt es Mosaike, Ampullen, Teller und andere Gebrauchsgegenstände aus der Zeit der Römer und Byzantiner sowie tolle Führer, die solche Sätze bilden wie „Here is a mosaique von El Weingott. The Weingott, na*am?“ So eine Mischung aus Französisch, Englisch, Arabisch und Deutsch ist allerdings recht gut zu verstehen und lustig natürlich auch. Die 8 Dinar (4,15€) teuren Karten gelten natürlich nicht nur für das Museum sondern auch für die 7 anderen römischen Orte in Karthago, die Eintritt kosten. Auch noch einige kleinere Überbleibsel finden sich zwischen den meist sehr teuer aussehenden modernen Privathäusern. Das interessanteste von den nicht zu besichtigenden Gebäuden ist das Aquädukt. Nach diesem gingen wir zum Theater, das mittelgroß und ganz interessant aber weder besonders schön noch besonders bedeutsam ist, und dann zu den römischen Villen. Von da ab wurde es immer besser, denn die römischen Villen, nahe einer großen modernen Moschee in Sichtweite der Kathedrale gelegen, sind zwar zerfallen aber in wirklich schöner Lage platziert und nicht so verfallen, als dass man nicht etwas erkennen könnte. Highlights waren ein Tempel im Villengelände, der samt Mosaiken rekonstruiert wurde und die römische Kopfsteinpflasterstraße. Der nächste Punkt war dann der interessanteste. Die enorm großen Thermen, mit teilweise 10m hohen Säulen, bizarren Mauerresten, einem schönen Palmengarten am Rande und Meerblick. Die Thermen sind zwar auch nicht unbedingt hervorragend erhalten, aber wirklich spektakulär ob der Größe der Mauern und der Weitläufigkeit des Geländes. Noch weitläufiger ist die Präsidentenvilla mit angrenzendem Park. Die darf aber auf keinen Fall fotografiert oder gefilmt werden. Das Schild an der Reling am Meer an den Thermen sollte ernst genommen werden. Als wir gen Sidi Bou Said die Hauptstraße entlangliefen, wollte ich erst gar nicht auf den Mann hören, der uns mit „Monsieur“ anredete, da ich dachte: „Wieder so ein Vollpfosten, der einem was aufschwatzen will“, doch er bat uns nur, die andere Straßenseite zu benutzen, da wir gerade auf der Seite des Präsidentenpalastes liefen. Ein eindrucksvolles Gelände mit schwer bewaffneten Patrouillen davor. Sidi Bou Said ist auf ganz andere Art eindrucksvoll. Blitzblanke weiße Häuser mit blauen Verzierungen. Im Künstlerdorf scheint wirklich jedes Haus weiß zu sein und blaue Balkone, Fensterläden und Türen zu haben. Wir setzten uns ins nächstbeste Restaurant und aßen Merguez (so eine Art tunesische Hammelbratwurst) mit Gemüse und Fladenbrot für 1,80€ - OK! Interessant am Laden: 1. der Laden wurde nach einer Weile von einer anderen Schülergruppe gestürmt; die Zahl der Gäste vergrößerte sich somit von 5 auf 25, und 2. fünf Meter weg patrouillierte ein Polizist mit einem Maschinengewehr; eine Nobelsiedlung wurde so gesichert. Es waren auffällig viele Touristen unterwegs. Diesmal hängten sich also keine niedlichen Mädchen an mich, sondern nervige Händler „Have a look! Nice price! Ganz billisch! Wollen nur mal schauen?!“ Nachdem wir die Klippen oberhalb des Hafens und den Dorfkern mit dem Mittelpunkt Moschee gesehen hatten, mussten wir anerkennend feststellen: ein architektonisch und landschaftlich wunderschöner Ort! Auch wenn man dort länger bleiben könnte, nahmen wir uns in Anbetracht der Uhrzeit (13.13) ein Taxi. Der Knallkopf baute gleich nach 1km einen Auffahrunfall, der aber innerhalb von 2 Minuten geklärt wurde, da nur je eine leichte Beule an jedem der beiden Wagen zurückblieb. Wir ließen uns die 4km zum Stadion nach La Marsa bringen. 2 Dinar, 1.05€ - guter Preis!
Avenir sportive de la Marsa 0:0 El Gawafel sportives de Gafsa القوافل الرياضية بڨفصة 0:0 المستقبل الرياضي بالمرسى Sonntag, 21.Dezember 2008 - Anstoßzeit 14.30 Ligue 1 (1. tunesische Liga) Ergebnis: 0:0 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 0:0 Tore: keine Verwarnungen: 1:3 + 2 gelbe zu gelb-rot Platzverweise: Gelb-Rot für einen von Gafsa (Meckern und Foul) Stadion: Stade Chitioui (Kap. 6.000 unüberdachte Sitzplätze) Zuschauer: 700 (80 Gästefans) Ground Nr. 271 (diese Saison: 41 neue) Sportveranstaltung Nr. 721 (diese Saison: 88) Tageskilometer: 30 mit öffentlichen Verkehrsmitteln Saisonkilometer: 12.130 (5.780 Auto/ 2.590 Bahn/ 2.280 Rad/ 1.480 Flugzeug) Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 125 Spielqualität: 6,0/10 (gut und sehenswert, aber keine Tore) Tagesunterhaltungswert: 8,0/10 (sehr hoch) 6 Dinar war dann der Preis für eine Karte, wobei freie Platzwahl herrschte und die Karten an einem in der Stadionmauer eingelassenen Häuschen, dessen Schalterfenster in nur 1m Höhe angebracht war, geholt werden mussten. Die Kontrolle fand nicht wirklich statt, da wir als Touristen einfach durchgelassen wurden. Die beiden mit Banner aufhängen beschäftigten Ultras von Al-Mustaqbal, also Avenir bzw. Zukunft, aus La Marsa erkannten auch sofort die ungewöhnlichen Gäste und begrüßten uns auf Deutsch „Willkommen in Tunesien.“ Eine Hundertschaft Polizei stand auch schon bereit. Völlig unverständlich, aber der Polizeistaat Tunesien musste seinem Namen wieder mal alle Ehre machen... Aber auch diese hielten uns nicht vom Betreten des Gästesektors ab. Da die Vereine beide die gleichen Farben haben, also grün und gelb, fiel uns nicht gleich auf, dass die fünf jungen Männer auf der Gegentribüne aus Gafsa angereist waren und nicht aus La Marsa kamen. Aber es war uns sowieso relativ egal, wer hier gewinnt, wobei La Marsa aufgrund seines genialen Wappens - ein Fußballspielendes und Trikottragendes Dromedar - gewisse Sympathien genießt. Das Stadion ist auch ganz cool. Um die Ecke liegen ein paar Villen, doch im Bereich des Stadions fängt die etwas heruntergekommenere Bebauung an. Die Nebenplätze sind staubig, der Hauptplatz in annehmbarem Zustand. Hinter dem Tor gibt es nur Zäune, die Haupttribüne ist nur halb so groß wie die Gegentribüne und beide sind klotzige Betonkonstruktionen, wobei die Gegentribüne mit einer welligen Mauer, die dem Baustil alter arabischer Befestigungsmauern nachempfunden ist, glänzen kann. Es gab zwar keinen Stadionsprecher, aber per Lautsprecher wurde moderne tunesische Musik, libanesischer Pop, ägyptische Schnulzen und syrische Klassik - George Wassouf natürlich - eingespielt. Rechtzeitig zu Beginn machten die Fans ihre eigene Musik. Trommeln, Tamburine und Flöten kamen zum Einsatz und dafür, dass in dem 6.000er Stadion gerade einmal 700 Leute herumsaßen und standen (großer Respekt übrigens an die 80 Leute aus Gafsa; 6 Stunden Auto-, 8 Stunden Bahn- oder 9 Stunden Busfahrt für so ein Spiel des Tabellenletzten beim Neunten von 14), herrschte ganz gute und wirklich authentisch arabische Stimmung. Einige Zuschauer tanzten sogar immer wieder nach dem Klatsch-, Trommel- und Flötenrhythmus. Das Spiel war schnell, hart und sehenswert. Immer wieder katastrophale Fehlpässe und lächerlichst vergebene Torchancen, doch eben auch vor allem tolle Zweikämpfe, Kopfballduelle und Laufduelle. Die Spieler gaben wirklich alles. Emotionen gab es auch (besonders als der eine schwarzafrikanische Gästespieler vom Feld gestellt wurde: „Laaaaaa! (Nein!)“ schreien, auf den Boden fallen lassen und sich unter Tränen von zwei Mitspieler und dem Trainer vom Feld schieben lassen). Dass es am Ende immer noch 0:0 stand, konnte man nicht so recht verstehen. Wirklich ärgerlich, dass es hier kein 1:1 oder so gab, da es wirklich ein sehenswertes Spiel war. Einige Zuschauer waren auch recht sauer und warfen mit Flaschen und bedrohten die Gästespieler, die kurz zuvor, also sofort nach Abpfiff, auch schon von La Marsa Spielern angegangen wurden, wobei für die Gäste der Punktgewinn positiv zu vermerken war. Ein Sieg wäre ihnen natürlich lieber gewesen - das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum einige der Gawafel Fans im Tribünengang mit der Polizei rauften und versuchten, vom Parkplatz auf die Seite der Avenir Fans zu kommen - aber dafür waren sie einfach zu unbedarft. Als wir gingen war es schon wieder ruhig geworden - wir guckten mal lieber nicht auf die andere Seite des Stadions, ob die Al-Mustaqbal Fans randalierten - und so konnten wir uns locker gen Metrostation aufmachen. Die S-Bahn war 12 Minuten zu spät, aber egal. Wir kamen ja noch rechtzeitig zum Shauwarma essen in Hotelnähe an. Während ich noch die Fotos auf den Laptop zog, holte mein Vater den Mietwagen, der über Nacht in Hotelnähe abgestellt wurde, um am nächsten Tag gleich gen Süden loszufahren.

Samstag, 20.12.08: Mit dem D-Zug zu den beiden tunesischen Volkssportarten: Fußball und Steinewerfen

http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081220a%20Sousse%20-%20Weltkulturerbe%20Altstadt/ http://s181.photobucket.com/albums/x68/fchmksfkcb/081220b%20ETOILE%20DU%20SAHEL%200-1%20ESPERANCE%20DE%20TUNIS/ Es war mal wieder richtig frühes Aufstehen angesagt: 4.30 Uhr. Eine Stunde später waren wir am Hauptbahnhof und kauften uns Karten für eine Zugfahrt Tunis - Sousse - Tunis. Zwei Personen, Direkt-Zug, 2. Klasse, 2x150km: 13€. Absolut pünktlich um 6.00 ging es gen Süden. Bis 7.00 erkannte man beim Blick aus dem Fenster nichts, doch um 7.15 war es schon angenehm hell. Irgendwann kam auch mal der Schaffner rein und brüllte „tadhkiyr!“ Begleitet wurde er von zwei Polizisten. Bahnsteigvorsteher, die einen ohne Ticket nicht auf den Bahnsteig lassen, gibt es in Tunesien übrigens auch noch. Um 8.00 war der mickrige Hauptbahnhof von Sousse erreicht. Wenige Hundert Meter nach rechts beginnt schon die Altstadt mit ihrer beeindruckenden und völlig geschlossenen sandfarbenen Stadtmauer. Noch war ziemlich wenig los und als erstes fielen uns innerhalb der Stadtmauer die vielen weißen Fassaden auf, die stets mit Farbtupfern wie blauen Türeinfassungen versehen waren. Gegenüber des größten Stadttores, dem Westtor, also Bab Al-Gharby, befindet sich eine Militärakademie, deren Eingangsportal eigentlich nicht fotografiert werden darf. Da ich nur „madrasa,“ also Schule auf dem Schild gelesen hatte, nahm ich es trotzdem auf. Patrouilliert hatte niemand. Auch die Baustelle Festung konnte man besichtigen - es stand ja nicht „betreten verboten“. Herzstück der Festung: der Leuchtturm, billiger Kitsch: das unterhalb liegende Theater. Am nächsten Stadttor hatten sich Ultras von Étoile du Sahel verewigt. Ohnehin krass, wie viele Graffitis die angebracht haben! Danach gingen wir zum tollsten Gebäude der Medina; dem Wehrkloster, also Ribat. Dort wurden wir auch zum ersten Mal angequatscht, aber keineswegs aufdringlich oder unfreundlich. Um kurz nach 10Uhr brachen wir zum Stadion auf. 2,5km vom Bab Al-Gharby gen Westen. Ganz am Rande der vor allem von Nord nach Süd gebauten Stadt Sousse. An einem Institut lungerten massenhaft Schüler, kaum jünger als ich, also wohl Oberstufe, herum. Ich wollte mich noch einmal absichern wo die Hütte liegt und fragte einen Jungen „Ayna at-tariq ila l-istad?“ - die Antwort kam mal wieder auf Französisch (ich sollte während der ganzen Reise immer wieder bemerken, dass die Leute meine arabischen Fragen verstehen, aber Antworten auf Französisch geben). Eine Warnung auf Englisch, nicht auf die Bettler einzugehen, kam gleich hinterher. Auf jeden Fall hilfsbereite junge Leute! Wie sinnvoll die Warnung war, sahen wir drei Minuten später, als irgendein Vollidiot uns zu einem Geldwechsel überreden wollte. Streng verboten in Tunesien, so ein Schwarzhandel! Weiter ging es die staubigen Straßen entlang bis zum Stadion und so begann die kleine Eintrittskartenodyssee... 4 Stunden vorher keine Karten am Stadion, aber hunderte Polizisten. Den nächst besten Offiziellen gefragt, nachdem wir halb ums Stadion herum sind: „gehen Sie zum Bushof und dann links vor der Moschee und dann ist da die Geschäftsstelle“. Also erst einmal rechts ums Stadion herum, ein paar Fotos von den Tribünen vom Berg an der Schule aus gemacht und durch ein paar Grundschüler gelernt, dass in Tunesien „Getränke“ nicht wie im Hocharabisch vorgeschrieben „mashroubaat“ , sondern „mashroubääät“ ausgesprochen werden. Nachdem wir „eine Limone“ gekauft hatten - gemeint ist eine Zitronenlimonade namens „Boga Limon“ - gingen wir bis zum Institut zurück. Noch mal einen anderen jungen Mann nach der Geschäftsstelle gefragt, eine Schülergruppe abgewimmelt, aus der ein Mädchen meine Nummer haben wollte und zusammen mit einer weiteren Gruppe über einen anderen Schüler gelacht, der seinen Ranzen hochhob und zu uns meinte: „Look hier! Gut Price!“ und dann ein paar Schritte weiter waren wir an der Geschäftsstelle, wo es nur noch Karten für ganze 20,000 (also 20; die drei Nullen hinterm Komma sollen nur darauf hinweisen, dass der Dinar nicht in 100stel sondern in 1000stel unterteilt ist) Dinar gab, also 10,30€. Aber Hauptsache Karten und zügig am „geheimnisvollen Felsen“ vorbei, etwas Obst kaufen und zum Stadion zurück, wo wir ein paar Kinder beim kostenlos reinkommen durch übern Zaun klettern beobachteten... Wir kamen dann auch schon sehr früh rein. Eigentlich war noch gar nicht geöffnet, aber für die deutschen Gäste machte man auch Eingang Enceinte B auf, damit wir, 2 Stunden und 15 Minuten vor Anpfiff, schon mal im Olympiastadion Platz nehmen konnten.

Étoile Sportive du Sahel 0:1 Espérance Sportive de Tunis لنـجـم الرياضي الساحلي 1:0 الترجي الرياضي التونسي Samstag, 20.Dezember 2008 - Anstoßzeit 14.30 Ligue 1 (1. tunesische Liga) Ergebnis: 0:1 nach 96 Min. (48/48) - Halbzeit 0:0 Tor: 47. Eneramo Verwarnungen: 3:3 Platzverweise: keine Stadion: Stade Olympique de Sousse (Kap. 25.000, davon 18.000 Sitzplätze (3.500 überdacht)) Zuschauer: 23.000 (3.000 Gästefans) Ground Nr. 270 (diese Saison: 40 neue) Sportveranstaltung Nr. 720 (diese Saison: 87) Tageskilometer: 300 (Bahn) Saisonkilometer: 12.100 (5.780 Auto/ 2.560 Bahn/ 2.280 Rad/ 1.480 Flugzeug) Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 15 Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 125 Spielqualität: 7,5/10 (gut bis sehr gut) Tagesunterhaltungswert: 9,0/10 (äußerst hoch) Nur noch eine Einlasskontrolle trennte uns vom ersten Groundpunkt in Afrika, dem 11. Länderpunkt und unserem ersten Spiel außerhalb Europas. Und diese Kontrolle war sehr locker: „Welcome to Tunisia“, dann mal kurz in den Rucksack schauen und viel Spaß beim Spiel wünschen. Normalerweise werden auch in Tunesien Besucher abgetastet. Die Zeit ging erst nicht so schnell herum, doch als sich das Stadion richtig füllte, begann die Party der Gästefans. Mit melodischen Gesängen und viel Bewegung beherrschten sie stimmungstechnisch immer wieder das Stadion. Die 3.000 wurden aber natürlich immer wieder von den 20.000 Heimfans übertönt. Nachdem wir unser Obst aufgegessen, mehrere Begrüßungen durch Polizisten und Fans erfreut zur Kenntnis genommen haben und auch das völlig verdreckte und verschimmelte Klo aufgesucht hatten, zeichnete sich langsam ab, dass das Stadion mit 23.000 Leuten ausverkauft sein würde. 2.000 Plätze blieben als Puffer frei. Die Rivalität zwischen diesen beiden erfolgreichsten tunesischen Klubs ist auch sehr ernst zunehmen. Leider gab es keine Choreo, doch Fans beider Seiten taten ihr Bestes mit Stimmgewalt eine hervorragende Atmosphäre zu schaffen. Nebenbei bemerkt, waren rund 99% der Zuschauer Männer und die wenigen Frauen, die im Stadion zu sehen waren, waren alle zwischen 10 und 30 Jahren alt, unverschleiert und europäisch gekleidet. Sonnenbrillen und männliche Begleitung waren auch üblich. Ein paar Minuten nach 14.30 kamen die Spieler aufs Feld. Kein großes Aufhebens, nur Aufstellen und Mannschaftsfotos. Kurz nach dem Anstoß wurde aus der ESS Ecke eine Taube aufs Spielfeld losgelassen, wegen der der Schiri kurz unterbrach, denn die bewegte sich einfach nicht vom Spielfeld runter... Hervorragende Zweikämpfe, schnelle Spielzüge und auch etliche Torchancen sollten das Spiel bestimmen. ESS hatte mehr Chancen, doch EST hatte bessere. Zur Pause blieb es beim 0:0 zwischen dem 2. und dem 1. Nachdem sich die kleine Rauferei zwischen Polizisten und Fans aus Sousse auf der Gegentribüne beruhigt hatte, sprach uns übrigens ein Sportlehrer an, dem es sehr gefiel, dass deutsche Touristen bei diesem Spiel zugegen waren. Es war wirklich sehr angenehm, wie freundlich die Leute - selbst die Sicherheitskräfte - beim Fußball waren. Nach der Pause gab es einen starken Angriff von Espérance, der mit einem schönen Kopfball von Mikael Eneramo abgeschlossen wurde. 0:1 und der Gästeblock tobte. In der Folgezeit gingen eigentlich nur noch die Gäste ab. Die Heimfans waren gefrustet und warfen nun mit Plastikflaschen nach allem aus der Hauptstadt. Im Espérance Block, der immer wieder vom starken Wind, der mächtig Staub aufwirbelte, drangsaliert wurde, brannte ein einsames Bengalo, bis es gegen den Wind sehr geschickt in die Reihen der Polizei geworfen wurde. Das Spiel hatte einen mehrminütigen Durchhänger, doch nahm wieder Fahrt ab der 70. auf. Doch auch ein paar starke Szenen der Gastgeber reichten nicht, um den Ausgleich noch zu erzielen. Großer Jubel bei den Spieler von Espérance, als nach 96 Minuten abgepfiffen wird. Sie rannten wild jubelnd vor ihre Gästekurve und ließen sich von den Mitgereisten feiern. Zwei von den Mitgereisten waren auf die Anzeigetafel geklettert und ein anderer sprang nun über den Graben in die Polizeikette. Das machten ihm einige nach, sodass es zu einem Handgemenge kam, in dem sich auch die Spieler aktiv gegen die Polizei beteiligten und dabei eine Holzbank zerlegten. Während dieser Szenen ging übrigens der komplette Heimsektor aus dem Stadion. Warum, sahen wir als wir 10 Minuten später auch gingen. Vereinzelt herumliegende Schuhe und Schirme und aufgeregte Polizisten. Steine liegen auf der Hauptstraße. Rennerei gen Neubauviertel. Ein Polizist meint, wir sollten uns beeilen. Ein anderer schnauzt einen ESS Fan an. Ein dritter schlägt und tritt einen weiteren Heimfan aus dem Weg. Nach zwei Minuten sehen wir, was hier los war, den die nächste Welle rollt: Minderjährige rotten sich zu Dutzenden zusammen und bewerfen die Polizei mit Steinen. Diese mit Schutzschildern bewaffneten heben die Steine auf und werfen sie zurück. Die jüngsten der Randalierer sind kaum älter als 10, die ältesten 25. Immer wieder hin und her, sodass wir mit anderen Fans vor einem Laden in Deckung gehen. Als die erste Reihe aufgelöst wird, rennen wir im Schatten der Polizei zu den Randalierern. Als die Polizei plötzlich anfängt zu rennen, meint ein Tunesier neben mir: „Come on! Run!“ und wir rennen gemeinsam 100m, bis sich die nächste Randalierergruppe formiert hat und die Polizei stehen blieb. Absperrungen werden umgetreten und Steine vom Straßenrand des Neubaugebietes geholt. Wir stehen einige Meter hinter der Front. Als die Polizei wieder angreift, meint der Tunesier mit der weißen Jacke und der modischen Brille wieder „Come on!“ und weiter geht es! Es fiel auf, dass fast alle Beteiligten lachten und die Situation offensichtlich als Spaß auslegten. Wie man, wie ein ESS-Fan, allerdings während einem Geschossaustausch gegen eine Wand pinkeln und dabei ganz locker bei der Schlacht zugucken kann, ist mir rätselhaft... Aber auch für uns war es nicht wirklich schockierend, wusste ich doch schon unlängst, dass im Maghreb und dem Mashrek immer wieder so ein Unsinn veranstaltet wird - ob nach Fußball-, Basketball-, Handball- oder was auch immer -spielen ist egal - und dann auch noch freundlich lächelnde Leute um einen herum, die einem immer wieder mit Sprüchen wie „Willkommen in Tunesien!“ ansprachen. Wir bewegten uns teils rennend - zwischenzeitlich aber immer wieder stehen bleibend und guckend - bis zum großen Kreisverkehr am Institut vorwärts. Viele Familien guckten neugierig aus den Fenstern, was die unverbesserlichen Chaoten aus der Siedlung wieder losmachten. Danach gingen wir zügig aber unaufgeregt gen Medina, da sich die Auseinandersetzungen gen Neubauviertel verlagerten. Noch etwas Obst essen, den Hafen begutachten und dann gen Bahnhof, wo wir eine Stunde warten mussten, bis der 19.00-Zug endlich fuhr. Teils rasend, teils holpernd fuhr er wieder perfekt pünktlich ab und kam pünktlich an. Trotzdem fahren nicht viele mit dem Zug, da Preis-Leistung nicht wirklich gut ist, wenn man ein eigenes Auto in Tunesien hat. Aber gegenüber dem Mietwagen hat der Zug doch deutliche Preisvorteile. Es gibt aber einfach nur sehr wenige Strecken. In einem Imbiss bei unserem Hotel aßen wir noch ein „Sendwitch“ und gingen dann ins Tej. Es war also wirklich ein Fußballkulturschock, den wir in Sousse erlebten. Sicherlich eines der zehn interessantesten Fußballspiele, was ich bisher erlebt habe: richtig gute Spielqualität und ein packendes Ambiente.