Mittwoch, 31. Dezember 2008
Sonntag, 21.12.08: Tunesiens bekannteste Ruinen, ein Ort in Blau und Weiß und das beste 0:0 was ich je gesehen habe
Avenir sportive de la Marsa 0:0 El Gawafel sportives de Gafsa
القوافل الرياضية بڨفصة 0:0 المستقبل الرياضي بالمرسى
Sonntag, 21.Dezember 2008 - Anstoßzeit 14.30
Ligue 1 (1. tunesische Liga)
Ergebnis: 0:0 nach 94 Min. (46/48) - Halbzeit 0:0
Tore: keine
Verwarnungen: 1:3 + 2 gelbe zu gelb-rot
Platzverweise: Gelb-Rot für einen von Gafsa (Meckern und Foul)
Stadion: Stade Chitioui (Kap. 6.000 unüberdachte Sitzplätze)
Zuschauer: 700 (80 Gästefans)
Ground Nr. 271 (diese Saison: 41 neue)
Sportveranstaltung Nr. 721 (diese Saison: 88)
Tageskilometer: 30 mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Saisonkilometer: 12.130 (5.780 Auto/ 2.590 Bahn/ 2.280 Rad/ 1.480 Flugzeug)
Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 125
Spielqualität: 6,0/10 (gut und sehenswert, aber keine Tore)
Tagesunterhaltungswert: 8,0/10 (sehr hoch)
6 Dinar war dann der Preis für eine Karte, wobei freie Platzwahl herrschte und die Karten an einem in der Stadionmauer eingelassenen Häuschen, dessen Schalterfenster in nur 1m Höhe angebracht war, geholt werden mussten. Die Kontrolle fand nicht wirklich statt, da wir als Touristen einfach durchgelassen wurden. Die beiden mit Banner aufhängen beschäftigten Ultras von Al-Mustaqbal, also Avenir bzw. Zukunft, aus La Marsa erkannten auch sofort die ungewöhnlichen Gäste und begrüßten uns auf Deutsch „Willkommen in Tunesien.“ Eine Hundertschaft Polizei stand auch schon bereit. Völlig unverständlich, aber der Polizeistaat Tunesien musste seinem Namen wieder mal alle Ehre machen... Aber auch diese hielten uns nicht vom Betreten des Gästesektors ab. Da die Vereine beide die gleichen Farben haben, also grün und gelb, fiel uns nicht gleich auf, dass die fünf jungen Männer auf der Gegentribüne aus Gafsa angereist waren und nicht aus La Marsa kamen. Aber es war uns sowieso relativ egal, wer hier gewinnt, wobei La Marsa aufgrund seines genialen Wappens - ein Fußballspielendes und Trikottragendes Dromedar - gewisse Sympathien genießt.
Das Stadion ist auch ganz cool. Um die Ecke liegen ein paar Villen, doch im Bereich des Stadions fängt die etwas heruntergekommenere Bebauung an. Die Nebenplätze sind staubig, der Hauptplatz in annehmbarem Zustand. Hinter dem Tor gibt es nur Zäune, die Haupttribüne ist nur halb so groß wie die Gegentribüne und beide sind klotzige Betonkonstruktionen, wobei die Gegentribüne mit einer welligen Mauer, die dem Baustil alter arabischer Befestigungsmauern nachempfunden ist, glänzen kann.
Es gab zwar keinen Stadionsprecher, aber per Lautsprecher wurde moderne tunesische Musik, libanesischer Pop, ägyptische Schnulzen und syrische Klassik - George Wassouf natürlich - eingespielt. Rechtzeitig zu Beginn machten die Fans ihre eigene Musik. Trommeln, Tamburine und Flöten kamen zum Einsatz und dafür, dass in dem 6.000er Stadion gerade einmal 700 Leute herumsaßen und standen (großer Respekt übrigens an die 80 Leute aus Gafsa; 6 Stunden Auto-, 8 Stunden Bahn- oder 9 Stunden Busfahrt für so ein Spiel des Tabellenletzten beim Neunten von 14), herrschte ganz gute und wirklich authentisch arabische Stimmung. Einige Zuschauer tanzten sogar immer wieder nach dem Klatsch-, Trommel- und Flötenrhythmus.
Das Spiel war schnell, hart und sehenswert. Immer wieder katastrophale Fehlpässe und lächerlichst vergebene Torchancen, doch eben auch vor allem tolle Zweikämpfe, Kopfballduelle und Laufduelle.
Die Spieler gaben wirklich alles. Emotionen gab es auch (besonders als der eine schwarzafrikanische Gästespieler vom Feld gestellt wurde: „Laaaaaa! (Nein!)“ schreien, auf den Boden fallen lassen und sich unter Tränen von zwei Mitspieler und dem Trainer vom Feld schieben lassen). Dass es am Ende immer noch 0:0 stand, konnte man nicht so recht verstehen. Wirklich ärgerlich, dass es hier kein 1:1 oder so gab, da es wirklich ein sehenswertes Spiel war. Einige Zuschauer waren auch recht sauer und warfen mit Flaschen und bedrohten die Gästespieler, die kurz zuvor, also sofort nach Abpfiff, auch schon von La Marsa Spielern angegangen wurden, wobei für die Gäste der Punktgewinn positiv zu vermerken war. Ein Sieg wäre ihnen natürlich lieber gewesen - das wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum einige der Gawafel Fans im Tribünengang mit der Polizei rauften und versuchten, vom Parkplatz auf die Seite der Avenir Fans zu kommen - aber dafür waren sie einfach zu unbedarft. Als wir gingen war es schon wieder ruhig geworden - wir guckten mal lieber nicht auf die andere Seite des Stadions, ob die Al-Mustaqbal Fans randalierten - und so konnten wir uns locker gen Metrostation aufmachen. Die S-Bahn war 12 Minuten zu spät, aber egal. Wir kamen ja noch rechtzeitig zum Shauwarma essen in Hotelnähe an. Während ich noch die Fotos auf den Laptop zog, holte mein Vater den Mietwagen, der über Nacht in Hotelnähe abgestellt wurde, um am nächsten Tag gleich gen Süden loszufahren.
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