Montag, 22. Oktober 2018

W638III: Länderpunkt Mexiko – Mayaruinen und 2. Liga bei den Spießhirschen

Venados FC Yucatán/ Mérida ............................. 1
Alebrijes de Oaxaca FC ....................................... 1
- Datum: Freitag, 19. Oktober 2018 – Beginn: 21.00
- Wettbewerb: Ascenso MX, Apertura (2. mexikanische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 93 (45/48) Minuten – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 20. Leandro Alexis Navarro, 1-1 85. Alejandro Berber (Eigentor)
- Gelbe Karten: Juan José Miguel, Víctor Emmanuel Guajardo (Venados); Ángel Adán López, Luis Gerardo Venegas (Alebrijes)
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Estadio Carlos Iturralde Rivero (Kapazität: 15.087 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 4.000 (davon 3.869 zahlende und ca. 30 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,5/10 Venados FC Yucatán (Mérida) 1:1 Alebrijes de Oaxaca Photos with English Commentary :
a) Football in Mérida: Venados FC Yucatán vs. Alebrijes de Oaxaca
b) Yucatán: COBÁ and CHICHEN ITZA Mayan Ruins, Piste, Mérida

Die Mayas sind eine Gruppe von eingeborenen (indigenen) Völkern, die schon lange vor der Entdeckung durch Europäer in Zentralamerika lebten. Dort v.a. im Süden des heutigen Mexikos, Guatemalas und Belizes. Es handelte sich dabei um eine Hochkultur mit ausgeprägtem Ackerbau (v.a. Mais), eindrucksvoller Architektur (normale Häuser zwar nur aus Holz, aber repräsentative Bauten aus Stein) und Wissenschaften (v.a. Mathematik, Kalenderberechnungen). Die Mayas existieren noch heute, sind vom Äußeren her auch unterscheidbar von den Mexikanern aus der Landesmitte oder dem Norden, die halt latinomäßig „südländisch“ aussehen – Maya haben, wie die anderen amerikanischen Ureinwohner auch, erkennbar schmalere Augen und eine entsprechend andere Gesichtsform. Außerdem sind sie meist dunkler. Die nordamerikanischen Indianer – und somit wohl auch Maya – sollen auch möglicherweise aus Ostasien über die Beringstraße eingewandert sein vor zehntausenden von Jahren und somit am nächsten mit Koreanern/ Japanern bzw. den dortigen Ureinwohner (Ainu usw.) verwandt sein. Manche Maya sprechen noch nicht einmal Spanisch, sondern nur ihre eigene Sprache. Die meisten sind jedoch zweisprachig und es gibt auch mehr Mayas, die nur Spanisch sprechen und keine Mayasprache, als umgekehrt. Wie so eine Mayasprache klingt? Der Mann hier redet eine guatemaltekische Mayasprache und der Typ hier Mayathan (auch Yucatec, das wird in den mexikanischen Staaten Yucatan und Quintana Roo gesprochen und hat die meisten Sprecher von allen Mayasprachen).

Eine besonders schöne Stätte haben die Mayas in Cobá errichtet. Dort hatten wir ja übernachtet. Am Freitagmorgen konnte die Reise dann endlich auch richtig beginnen, und zwar mit der Besichtigung der Ruinenstätte. Man zahlt 2€ fürs Parken und 3,50€ für den Eintritt und läuft dann auf Stichwegen gut 5km durch den Urwald von Pyramide zu Pyramide, Stele zu Stele, Steinhaufen zu Steinhaufen. Die größte Pyramide darf bestiegen werden. Oben bietet sich ein toller Blick über die flache Landschaft, die mit grünem undurchdringlichem Dschungel zugewachsen ist... Der Besuch ist bei schwüler Hitze natürlich ziemlich anstrengend.

Noch spektakulärer als Cobá ist Chichen Itza. Dort darf man zwar leider auf kein Gebäude steigen, überall stehen Händler herum (die sind aber freundlich und nicht zu aufdringlich) und der Eintritt ist mit 12€ extrem hoch für mexikanische Verhältnisse, aber die baulichen Strukturen sind hervorragend erhalten und unvergleichbar ästhetisch gelungen. Die Stätte ist weitläufig und gut erschlossen. Die zentrale Pyramide ist gewaltig. Der Ballspielplatz ist der größte seiner Art in Mittelamerika. Dieses Ballspiel der Maya und diverser anderer Völker der Region war wohl eine Veranstaltung für die Elite und hatte auch kultisch-religiöse Funktion und endete mitunter in der Opferung von Spielern.  Cobá Heute ist der beliebteste Sport in etlichen Teilen Mexikos der Fußball. Da wird keiner geopfert, wobei es manchmal leider schon Tote im Umfeld von Spielen gibt. Heute blieb es in Mérida, dessen spanisch geprägte Altstadt wir vorher anguckten, aber sehr ruhig. Nachdem wir in ein typisches Hotel mit Zimmern zu einem Innenhof hin eingecheckt und in einer Pizzeria (unheimlich scharf diese Pizzen!) gegessen hatten, fuhren wir zum Estadio Carlos Iturralde Rivero, benannt nach dem einzigen Fußballer aus dem Staat Yucatán (er wurde auch in Mérida geboren) der in die mexikanische Nationalmannschaft berufen wurde. Schade an der Sache: wegen einer Verletzung spielte er nie für die Nationalelf und Carlos Iturralde Rivero verbrachte seine ganze Fußballkarriere (wir reden hier von den 50ern!) in Zentralmexiko. Der Norden Mexikos und der Süden (mit der Halbinsel Yucatán) ist bei den Mannschaftssportarten auch stark mit Baseball, American Football und Basketball – Fußball ist vor allem in der Landesmitte unangefochtene Nummer 1 und nur weil allein in Mexiko Stadt 23 Millionen Menschen und in den umgebenden Bundesstaaten Estado de México, Guanajuato, Puebla etc. (also weniger als einem Drittel der Landesfläche) noch mal über 60 Millionen Menschen leben – und in ganz Mexiko 125 Millionen – ist auf das ganze Land betrachtet Fußball der populärste Sport und auch international bedeutsam und recht erfolgreich. Das abgelegene ehemalige Maya-Reich im Süden hat kaum professionellen oder semi-professionellen Fußball, insgesamt wohl auch deutlicher weniger Amateurfußballteams als Baseballclubs und profitiert im Fußball dann davon, dass Clubs aus der Landesmitte aus werbetaktischen Gründen einfach mal Farmteams dort unten im Süden aufgebaut haben: so v.a. Monarcas Morelia. Die „Monarchfalter“ stammen aus dem Staat Michoacán, ein paar hundert Kilometer westlich der mittig im Land gelegenen Hauptstadt. Diese haben 2003 erst den FC Mérida (in Mérida, der Hauptstadt von Yucatán, benannt durch die Kolonialherren nach der Stadt in Spanien) gegründet und diesen dann vor ein paar Jahren in „Venados de Yucatán“ umbenannt.

In fast allen folgenden Groundhoppingberichten werde ich Bemerkungen zu den kuriosen Vereinsnamen machen. Gerade in Mexiko sind da schon einige Knallernamen dabei. Heute spielten die Hirsche (Venados, gemeint wohl der Spießhirsch oder Mazama, der in Yucatan heimisch ist) gegen die Alebrijes (sprich: Alebriches mit Betonung auf dem i), die eine in Mexiko, v.a. natürlich in Oaxaca (gesprochen: Wahhaka, mit behauchtem h) hergestellte, Pappmaché- oder Holzschnitzfigur ist. Diese Schnitzkunst aus Oaxaca sieht so aus: https://www.mexicodesconocido.com.mx/wp-content/uploads/2017/12/feria-del-alebrije-oaxaca.jpg

Wie in Marokko wird man auch in Mexiko beim Aussteigen auf dem Stadionparkplatz gleich von zwei Leute vollgelabert: der Parkwächter (der Mexikaner neben uns gab dem 10 Pesos, machte ich also auch) und der inoffizielle fliegende Kartenverkäufer. Je nach Gedränge an der Kasse ist es sinnvoll, diesem Kerl die Karten abzukaufen. Statt den regulären 60 Pesos nimmt er dann z.B. 80 Pesos – das ist immer noch preisgünstig.

Am Eingang wurde sehr streng kontrolliert, im Stadion selber waren die Sicherheitskräfte nicht sehr präsent, sondern hielten sich zurück. Außer ein paar Dutzend aktiven Heimfans mit Fahnen und Blasmusik war das Publikum auch eher ruhig. Viele konnten wohl nicht so anfeuern, da sie den Mund dauernd voll hatten – hier konnte man nicht verhungern bei den ganzen Snacks: z.B. gab es statt Bratwurst im Brötchen eine in Stücke geschnittene Grillwurt mit Pommes oder Nachos mit scharfer Soße in einer Plasteschale. Verkauft wird das Zeug nicht nur in Ständen unter der Tribüne, sondern auch von fliegenden Händlern auf selbiger.

Das Spiel selber war lohnend zu sehen: es wurde flott und technisch sehr gut gespielt, Torszenen gab es einige auf beiden Seiten, die üblichen Emotionen ebenso – in Mexiko werden Karten eher mal stecken gelassen, sonst würde es jedes Spiel mehrere Platzverweise geben... Es wird auch immer schön gepöbelt: am häufigsten hört man "puta madre" und "maricón"... Nach 20 Minuten hämmerte der Gastgeber einen 25m Schuss direkt und überraschend unters Tordach. Erst nach der Pause kam Oaxaca richtig ins Spiel, brauchte aber doch bis zur 85. Minute, ehe sie solches Chaos im Strafraum anrichteten, dass ein Spieler der Venados den Ball ins eigene Netz drückte. Das 1:1 war aber ein verdientes Resultat – und das Spiel würdig für einen Länderpunkt. Venados FC Yucatán (Mérida) 1:1 Alebrijes de Oaxaca Statistik:
- Grounds: 2.275 (1; diese Saison: 63 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.457 (1; diese Saison: 72)
- Tourkilometer: 250 (250km Mietwagen)
- Saisonkilometer: 21.020 (10.450 Auto, davon 450 Mietwagen/ 9.600 Flugzeug/ 970 Fahrrad/ 0 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn) - Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 3 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 638 Wochen.

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