Mittwoch, 10. Oktober 2018

W636III: Zu den Wurzeln von Hansa Rostock ins Erzgebirge

Lauterer SV Viktoria 1913 .................................. 0
TSV Elektronik Gornsdorf .................................. 0
- Datum: Sonntag, 7. Oktober 2018 – Beginn: 15.00
- Wettbewerb: Kreisliga Erzegbirge/ West – sogenannte „Sparkassen Kreisliga West“ (9. Spielklasse, 4. Amateurliga)
- Ergebnis: 0-0 nach 96 (45/51) Minuten – Halbzeit: 0-0
- Tore: 0
- Gelbe Karten: 2x Lauter, 1x Gornsdorf
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Platz an der Lumpichthöhe (Stadion Lumbachhöhe, Kapazität: 1.250 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 75 (davon 64 zahlende und ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 1,0/10

FC Stollberg/ Erzgebirge II ................................. 1
SV Mittweidatal 06 Raschau-Markersbach ....... 0
- Datum: Sonntag, 7. Oktober 2018 – Beginn: 12.30
- Wettbewerb: Kreisliga Erzegbirge/ West – sogenannte „Sparkassen Kreisliga West“ (9. Spielklasse, 4. Amateurliga)
- Ergebnis: 1-0 nach 95 (46/49) Minuten – Halbzeit: 1-0
- Tor: 1-0 31. Prasse
- Gelbe Karten: je 2x für beide Teams
- Rote Karten: keine
- Austragungsort: Glück-Auf-Stadion (Kapazität: 2.250, davon 250 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 20 (davon ca. 5 Gästefans)
- Unterhaltungswert: 5,0/10

SpG FSV Elsdorf/ SV Fortschritt Lunzenau II 5
SG Traktor Neukirchen/ Pleiße III ................... 2
- Datum: Sonntag, 7. Oktober 2018 – Beginn: 10.00
- Wettbewerb: Herren Kleinfeldliga Kreis Mittelsachsen (Freizeitliga für 6-gegen-6-Kleinfeldfußball)
- Ergebnis: 5-2 nach 62 (30/32) Minuten – Halbzeit: 3-2
- Tore: 1-0 9. Deckert, 2-0 12. Deckert, 3-0 14. Kraneis, 3-1 16. Fiedler, 3-2 28. Siegel, 4-2 47. Mende, 5-2 54. Mende (Strafstoß)
- Gelbe Karten: 1x Neukirchen
- Rote Karten: 1x Neukirchen (54. / Tätlichkeit)
- Austragungsort: Bachstadion (Sportplatz hinterm Gasthof Niederelsdorf; Kapazität: 400 Stehplätze)
- Zuschauer: ca. 12 (davon keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 7,0/10 Rochsburg Photos with English Commentary :
a) Lauter vs. Gornsdorf (Lumbachhöhe)
b) Stollberg Res. vs. Mittweidatal
c) Elsdorf vs. Neukirchen (6-a-side)
d) Central Saxony: Rochsburg 
e) Erzgebirge (Ore Mountains): Stollberg 

Am nächsten Morgen ging es von Chemnitz zuerst wieder etwas nach Norden, nach Rochsburg. Dort steht ein tolles Burgschloss mit sehr schönen, verschiedenartig gestalteten Türmen und sehr gelungener rot-weißer Fassade in der felsigen Waldlandschaft oberhalb der Zwickauer Mulde. Von der Bauweise her auf jeden Fall eines der sehenswerteste Burgschlösser das ich kenne. Aus Zeitgründen und wegen der späten Öffnung war ich nicht im Museum, sondern nur in den frei zugänglichen Bereichen. FSV Elsdorf/ Lunzenau II 5:2 Traktor Neukirchen III Die Zeit drängte, da ein paar Orte weiter bereits um 10 Uhr Fußball gespielt wurde. Es gibt eine Kleinfeldliga in Mittelsachsen, in der 6 gegen 6 (TW und 5 Feldspieler) gezockt wird. Einige Dörfer, die so klein sind, dass sie keinen Großfeldplatz und keine entsprechende 11er-Mannschaft haben, sowie einige II. und III. Teams von im Großfeldbetrieb aktiven Vereinen treten da gegeneinander an. Der wohl beste Platz der ganzen Liga befindet sich in Niederelsdorf, zusammengewachsen mit Elsdorf, einem Ortsteil von Lunzenau. Die II. Mannschaft von Fortschritt Lunzenau ist hierbei mit dem FSV Elsdorf zusammengegangen und spielt auf einem welligen Platz zwischen einem kleinen Bach, hinter dem einige größere, teils ziemlich zugewachsene Häuser stehen, einem Bolz- und Spielplatz, einer Wiese mit Bäumen und einem Hang mit einzelnen größeren und älteren Häusern und vielen Bäumen liegt. In dem Bach landete der Ball in den 2x30 Minuten Spielzeit gut 15 Mal. Daher wohl auch der auf einer Trainerbank angebrachte Name der Spielstätte: Bachstadion... Bei fussball.de wird die Gemarkung „hinterm Gasthof“ angegeben – anstelle des Gasthofs findet man eine Infotafel, dass dieser 2014 abgeruppt wurde...

Das Spiel zwischen Elsdorf I/ Lunzenau II und Traktor Neukirchen III war zwar auf der Tabelle Not gegen Elend, aber es entwickelte sich doch ein recht flotter Kick, der vom Gastgeber erstaunlich stark dominiert wurde. Erst nach dem 3:0 fand der Gast ins Spiel und kam vor der Pause noch zu zwei Treffern. Nach dem 4:2 nach dem Seitenwechsel lief es aber gut zugunsten der Elsdorfer. Leider war auch der Schiri aus Elsdorf und pfiff sehr einseitig für seinen Verein. Als ein Elsdorfer sich mit dem Rücken gegen einen Neukirchener Verteidiger lehnte und dann bläkend fallen ließ, pfiff die Pfeife prompt Strafstoß. Das brachte den Traktoristen so auf die Palme, dass der einen Gegenspieler volle Bude umschubbte und dafür Rot sah. Die Reaktion war verständlich, aber der kann froh sein, dass da keiner auf den losgegangen ist – man muss ja nicht schon am frühen Sonntagmorgen beim Freizeitfußball eine Schlägerei anzetteln... Der unberechtigte Strafstoß wurde zum 5:2 Endstand reingeballert. Was ein unterhaltsames Spiel – leider aber schon das mit weitem Abstand beste des Tages! Stollberg Noch mal an Chemnitz vorbei, wo in der Vorwoche erst einige Rechtsterroristen verhaftet wurden, in eine Stadt, die ihre schlimmsten Terrorzeiten hinter sich hat: Stollberg im Erzgebirge. Der Ort war ein Hotspot des staatlichen Terrors der DDR. In Schloss Hoheneck, das in seiner hässlichen Gewaltigkeit hoch über dem unattraktiven typisch erzgebirgischen Ort thront, befand sich ein berüchtigtes Frauengefängnis. Dazu empfehle ich, den gut mit Quellen belegten Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Hoheneck_(Gef%C3%A4ngnis) zu lesen. Den Hinweis zu Belegen und Neutralität bitte ignorieren: da hat sich altes rotes Gelumpe eingeschlichen und die Seite angeschmiert, da angeblich nur aus Opferperspektive die Geschichte des Knastes für überwiegend politische Gefangene geschrieben wurde. Die hätten halt gerne, dass die DDR-Verbrechen kleingeredet oder totgeschwiegen werden. Einen weiteren interessanten Artikel zu dem Themenkomplex habe ich erst kürzlich in der Welt gelesen: https://www.welt.de/politik/deutschland/article181463334/Opfer-von-Diktaturen-Die-DDR-und-Syrien-liegen-nicht-so-weit-auseinander.html Der mag zwar einige DDR-Bürger oder auch West-Deutsche provozieren, da hier klar wird, dass die DDR und die Russen dort ein erheblich schlimmeres System etabliert haben, während sich die Deutschen ja gerne als die größten Opfer sehen würden, aber ist einfach interessant zu lesen. Es gibt noch weitere Länder in Europa, Asien und Afrika, die einen von Sowjet-Russland und auch DDR aufgebauten Terrorapparat haben/ hatten, der mitunter auch heftig (mindestens in Teilen) kollabiert ist. Ein Punkt des Welt-Artikels, der da unerwähnt bleibt: eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen DDR und Syrien ist das typische Erstarken radikaler Kräfte während und nach der Transformationsphase; in der dann aufgelösten DDR die v.a. von West-Neonazis geführten aber mit dem Fußvolk ehemaliger DDR-Bürger massiv aufgefüllten rechtsextremen Szene, in Syrien jetzt in den Bereichen, die von Assads Sozialisten und den russischen Kolonialherren befreit sind, die Islamisten. Den größten Unterschied hingegen muss man auch noch erwähnen: die Syrer ziehen den Kampf gegen das System durch. Das viele fliehen ist das eine – das die Mehrheit dennoch bleibt und Hunderttausende trotzdem Widerstand leisten, hat es in dieser Form bei uns in Deutschland nie gegeben. Weder die enormen Zahlen friedlicher Demonstranten wie in Hama, Homs, Daraa, Idlib etc., noch die große Zahl von auf Regimegewalt mit nachvollziehbarer Gegengewalt reagierenden Widerständlern sind im Matrosenaufstand, dem Widerstand gegen Hitler oder den Aufständen 1953 und 1989 in der DDR erreicht worden. FC Stollberg II 1:0 Mittweidatal Raschau-Markersbach Zum Spiel in Stollberg: das Stadion der Stadt befindet sich in der Glück-Auf-Straße, in der v.a. sanierte und mit Spitzdach versehene Plattenbauten stehen. Auch das Stadion ist sehr modern: Kunstrasen, Tartanbahn, schickes Sportlerheim, daneben eine Tribüne mit Stehrängen außen und Schalensitzen unter einem Dach in der Mitte. Zu dem Spiel der Kreisliga Erzgebirge, die auf einen dummen Sponsorennamen – diese Seuche ist v.a. in Sachsen und Niedersachsen verbreitet – hört, kamen aber nur rund 20 Zuschauer. Einer der jungen Zuschauer sorgte für Lacher, als er mit seinem Roller das Kamerastativ, auf dem ein Smartphone befestigt war, dass das Spiel mitfilmte, umfuhr. Das Stativ ledderte den Mittelgang runter und der kleine Wanst kommentierte das mit „ach du Scheiße... ach du heilige Scheiße... ach du Scheiße!“, ehe er das ganze wieder aufbaute... Viel zu filmen gab es aber nicht. Phasenweise war das Spiel zwischen FC Stollberg II und Mittweidatal I (Raschau-Markersbach) ganz flott. Dennoch fiel nur ein Tor – schön mit Aufsetzer an den Innenpfosten aus einiger Distanz – für Stollberg. Ein Aufreger noch in der Nachspielzeit: ein Gästespieler foult, der Stollberger rollert über den Rasen und der Gästespieler tritt dem noch absichtlich in den Rücken. Eine klare rote Karte, aber der daneben stehende Schiri fragt die Linienrichterin, für die die Szene halbverdeckt war und beide haben keinen Dunst was die machen sollen. Der Schiri zückt gelb. Was eine Lachnummer! Hoffentlich hat dem Sportfreund von den Gästen mal einer der Stollberger auf dem Weg zur Kabine noch mal ins Kreutz gelatscht. Entschuldigt hat sich die Mistsau ja anscheinend auch nicht bei dem Gefoulten... Lauterer SV Viktoria 0:0 TSV Elektronik Gornsdorf Zum eigentlich Anlass für meine Tour durchs Erzgebirge: ich mache es kurz; in den 50ern spielte ein Dorf bei Aue, Lauter, mit seiner BSG Empor Lauter in der höchsten Spielklasse der DDR. Den Sportfunktionären passte aber nicht, dass so ein Kaff da vertreten war, aber eine Bezirkshauptstadt wie Rostock nicht. Also wurde der Großteil von Empor Lauter nach Rostock zwangsdelegiert und als Empor Rostock in die DDR-Oberliga eingegliedert. Solche Umsiedlungen sind auch in anderen Ostblockstaaten – teils bis heute – nicht unüblich, auch in den USA ist das seit Jahrzehnten bis heute immer wieder vorgekommen. Aus Empor Rostock wurde dann 1965 Hansa Rostock – und die Hansa-Fans wissen zu schätzen, dass Fußballer, die in der frühen DDR-Zeit Rostock in der Oberliga vertreten haben, vom Verein aus dem Erzgebirge stammten: z.B. Arthur Bialas, Karl Pöschel (aus Leisnig, 52-54 Lauter), Kurt Zapf (aus Plauen im Vogtland und von 1952-54 in Lauter aktiv) oder Herbert Zwahr (ebenfalls 52-54 in Lauter). Mehr zum Fußball in Lauter findet man unter: https://de.wikipedia.org/wiki/BSG_Empor_Lauter und ein paar tolle Anekdoten unter: https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel96300.html

Zu Oberligazeiten musste oft in benachbarte Städte ausgewichen werden, einige Spiele fanden aber im herrlich gelegenen Platz an der Lumpichthöhe (Lumbachhöhe) statt. Die war schon damals spektakulär: https://www.freiepresse.de/erzgebirge/aue/ein-zeuge-von-triumphen-und-tragoedien-artikel9448096 und steht heute leider zur Disposition, da der Schulsportplatz logistisch günstiger liegt und das Sportlerheim reichlich verfallen sein soll (sieht man von außen aber nicht). Das Sportlerheim thront toll auf dem Berg, die Felsen und der dichte Baumbestand machen den durch enorme Höhenunterschiede spektakulären Platz besonders schön.

Für nur 2€ Eintritt bekam man dann einen Dreckskick geboten, der jeder Beschreibung spottete. Das Publikum wurde teilweise auch unruhig und pöbelte dann die Gäste an. Allerdings waren die Lauterer Fans eh etwas komisch: Ultra-Banner aufhängen aber keine Stimmung machen sondern ein Bier nach dem nächsten hinters Fressbrett tapezieren... Das dumme Schiedsrichtergespann hat auch jeder Mannschaft je einen Elfer verwehrt. Noch in der Nachspielzeit verstolperte ein frei durchgebrochener Lauterer eine 100%ige Chance. Was der Lauterer SV Victoria und Elektronik Gornsdorf da zeigten war einfach unterirdisch! Aber passte zu der Story mit Hansa: das letzten Hansa-Spiel, das ich gesehen habe, war am 22.9. in Großaspach – nicht unterirdisch, aber auch nicht gut und v.a. ebenso 0:0...

Ich fuhr dann im teilweise schlechten Wetter in etwas über fünf Stunden nach Bonn zurück. Dennoch wieder eine gelungene Tour – am wichtigsten war ja auch der 0:3-Sieg von Leuna am Samstag und die tollen Stadien. Nur das Sightseeing ist etwas kurz gekommen.
Zum Abschluss noch ein Verweis auf eine nette Reportage zum Thema Lauter und Rostock: https://www.youtube.com/watch?v=haI3uN5yn0o (für Hansafans v.a. das Ostseestadion 1954 in Minute 4.00 beachten – das war noch Architektur!) Lauterer SV Viktoria 0:0 TSV Elektronik Gornsdorf Statistik:
- Grounds: 2.271 (3; diese Saison: 59 neue)
- Sportveranstaltungen: 3.453 (3; diese Saison: 68)
- Tourkilometer: 580 (580km Auto)
- Saisonkilometer: 10.620 (9.800 Auto, davon 0 Mietwagen/ 820 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Schiff, Fähre / 0 Bus, Bahn, Straßenbahn)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 0 [letzte Serie: 13, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 636 Wochen.

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