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Photos with English Commentary:
a) Al-Janoub (South Lebanon): Sur (Tyre) Phoenician and Roman Ruins, Dayr Kifa Castle Ruin
b) Bekaa: Anjar Umayyad City, Baalbek Temples at Night
Wie gesagt waren wir 2 Uhr morgens am nach Rafik Hariri benannten Flughafen gelandet. Hariri war ein libanesischen Politiker, der 2005 von Assad unterstellten syrischen Geheimdienstlern bzw. Terroristen, die Handlanger eben dieses verbrecherischen Geheimdienstes sind, ermordet wurde, da seine Politik gegen die Besatzung des Libanons durch die sogenannte Syrisch-„Arabische“-Armee, welche wiederum seit Beginn der Syrischen Revolution 2011 nur noch in Fragmenten existiert und einzig durch schiitische Terrorbanden (finanziert von Hisbollah, dem iranischen Regime und teilweise auch palästinensischen und russischen Kräften) und kriminelle Bürgerwehren (vor 2011 lokale Schutzgelderpresser und Drogenhändler, die die Polizei schmierten – heute Warlords, die die Polizei ersetzt haben) in immer noch ca. 30% Syriens die Herrschaft für Assad bewahrt.
Die halbwegs freundlichen Zollbeamten erklärten uns, dass wir als Deutsche kein Visum mehr brauchen, sodass wir zu unserer Überraschung um eine Zahlung von 30-50€ pro Person herumkamen. Gratis den Stempel in den Pass und dann für einen Preis fast wie in Deutschland einen ordentlichen Mietwagen – Honda City, aber bescheuerterweise Automatik – bei Hertz abgeholt.
Wir fuhren dann am Flughafen gleich rechts. Fährt man links ab, kommt man sofort auf die Hafiz al-Assad-Straße und nach 2,5km am größten Stadion des Landes, dem Camille Chamoun Sportkomplex vorbei, welches direkt an der Hafiz-alAssad-Straße liegt. Also als richtiger Libanese wollte ich keine solche Postanschrift haben: man stelle sich mal einen deutschen Fußballverein vor, der im Vereinsregister oder beim Verband die Sportplatzadresse „Hermann-Göring-Allee 18“ angeben müsste...
Warum die nach dem syrischen Diktator, der mit seinem Putsch 1966 den Grundstein für den das Land nach und nach politisch, wirtschaftlich und sozial ins Unglück stürzenden arabischen Nationalsozialismus in Syrien legte, benannte Straße seit 2005 immer noch nicht umbenannt wurde, verstehe ich nicht. Vielleicht weil rechts und links der Straße lauter Problemviertel liegen oder die Hisbollah-Anhänger doch so zahlreich sind – die sind ja auch nicht nur Schiiten sondern teilweise auch Katholiken, Orthodoxe oder ganz selten auch Säkulare. Wobei andererseits auch nicht alle Schiiten pro-Hisbollah sind, weil sie sehen, mit welchen kriminellen Methoden die „Partei Gottes“ eine relative Sicherheit in ihrem Staat im Staate garantiert und wo sie überall Stellvertreterkriege führt und Terrorakte verübt. Bandenchef Nasrallah nennt solche kritisch gesinnten Glaubensbrüder übrigens „Schiiten der amerikanischen Botschaft“ (quasi von der US-Botschaft bezahlt), weswegen sich die schiitische Opposition diesen Spottnamen selber zueigen gemacht hat: ash-shi’a as-sifarah...
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Dabei gibt es mehr als nur dieses Party- und Krawall-Moloch Beirut dort zu sehen: teilweise ganz schöne Berglandschaft, ab und an (aber eher selten) schöne Küstenabschnitte und v.a. etliche historische Bauten. OK, die Burg von Tebnine haben wir nicht gefunden, aber dafür stand in Dayr Kifa unerwartet ein Hinweisschild (sogar mit englischer Übersetzung), das auf die Kreuzritterburg in eine enge Straße am Berghang hinwies. Vorm Tor kann man Parken. Ist das Haupttor zu, steigt man einfach hinten durch andere Tore (den staubigen Weg an den hellen Mauern entlang gehen) ein... Die Anlage ist sehr ausgedehnt und recht sehenswert. Die Schauseite zu einem tief eingeschnittenen Tal hin wurde restauriert. Innen gibt es außer gut erhaltenen Kellergewölben aber auch sehr viel Schutt zu sehen...
Weiter ging es durch furchtbar zersiedelte Berglandschaft, deren öde gesichtslose Dörfer nur durch die ein oder andere ansehnliche Moschee oder Kirche bzw. auch den teils sehr unterschiedlich gekleideten Menschen diverser Ethnien (von sehr hellen Arabern über Griechen, Beduinen-Arabern und Domar-Zigeunern bis hin zu Schwarzafrikanern war alles dabei und im konservativ-schiitischen Süden fällt auf: kaum weltliche Schiitinnen wie im Iran und v.a. noch weniger der klischeehaft aufgedonnerten libanesischen Schönheiten in kurzen Röcken, die das Bild eines angeblich so westlichen und liberalen Libanons völlig verzerren) aufgelockert wurden.
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Auf den gesamten 360 Tageskilometern wirkte die Sicherheitslage übrigens nie irgendwie bedrohlich, auch wenn v.a. im Bezirk Bekaa immer wieder (teils museumsreife und dennoch genutzte) Panzer und Militärs mit großen Schusswaffen (teils auf Pickups befestigte Maschinengewehre) die Vorbeifahrenden mehr oder weniger kontrollierten. Einmal wurden wir auch weggeschickt, da wir den Litani auf der B6 Richtung Anjar queren wollten. Das ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung Zivilpersonen und v.a. Ausländern nicht gestattet – aber freundlich wurde uns eine Umleitung beschrieben, auf der wir – nach etwa 15 Mal nach dem Weg fragen auf 50km – auch nach Anjar kamen. Diese kleine Ortschaft lohnt sich vor allem wegen der recht ausgedehnten Ruinenstadt, die von den Umayyaden im 8. Jahrhundert auf den Mauern einer römisch-byzantinischen Stadt errichtet wurde: tolle Säulenstraßen, interessante gleichförmige Ladenstraßen, symmetrische Bauweisen, Mosaike und Nadelbäume in Berglandschaft. Die Anlage ist auch gepflegter als z.B. in Sur, wo im konservativ schiitischen Hafenort überall leere Bier- und Wodkaflaschen rumlagen... Interessant ist aber auch, dass in Anjar größtenteils Armenier leben, deren Angehörige von den Türken 1915 abgeschlachtet bzw. vertrieben wurden. Das Willkommensschild und alle Straßennamen der halbwegs gepflegten und übersichtlichen Stadt sind in Arabisch, Englisch und Armenisch gehalten, man sieht immer wieder die rot-blau-orange armenische Flagge und Banner zum Völkermordjubiläum 2015 und auch politische Parolen wie „Turkey is guilty of Genocide“.
Im Anschluss fuhren wir durch die dichte Bebauung und vorbei an lauter ärmlichen Lagern, in denen offensichtlichen Domar in Zelten hausten und Landarbeit verrichteten. Die Domar werden oft fälschlich als Turkmenen (Turkmân) bezeichnet, sind aber eine indische Ethnie, die bei einer Völkerwanderung vor über 1.000 Jahren in Massen von Zentral(?)indien zusammen mit den Roma gen Nahost auswanderten: die Gruppe die es nach Europa verschlug, ist als Roma bzw. Zigeuner bekannt, in Syrien/ Libanon/ Jordanien etc. ist die sprachlich, phänotypisch und genetisch eng verwandte Volksgruppe als Domar geläufig. Domar bzw. „dumariyun“ ist aber sehr politisch korrekt, nur meinte eine syrische Freundin arabischer Herkunft, dass ich lieber dieses Wort benutzen soll, da das gängigere Ghajar in etwa einen asozialen, diebischen Landstreicher/ Zigeuner bezeichnet und das ebenfalls geläufigere Nouri einen asozialen, diebischen und obendrein noch ungläubigen (das Feuer anbetenden) Landstreicher/ Zigeuner meint... In jedem Fall sind die Domar im Nahen Osten nirgendwo so schlecht dran wie im Libanon, was allerdings für die syrischen Flüchtlinge, die oft recht- und teilweise wohnungslos im Libanon (nicht aber z.B. in Jordanien) sind, ebenso gilt.
In Baalbek sind durch den Einbruch der Touristenzahlen einige Hotels dicht. Scheinbar auch das berühmte Hotel Palmyra oder zumindest dessen Anbau, aber in einem interessanten alten Haus mit der Aufschrift „Pension“ direkt vor den Tempelruinen kamen wir für 36€ (runtergehandelt auf 32€) pro Nacht/ Zimmer.
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- Tageskilometer: 3.560 (2.900km Flugzeug, 360km Mietwagen, 300km Bahn und Bus)
- Saisonkilometer: 10.210 (5.790 Auto, davon 360 Mietwagen/ 2.900 Flugzeug/ 900 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 620 Fahrrad/ 0 Schiff, Fähre)
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